• Obwohl er durch die Tür nicht den gesamten Raum überblicken konnte, begann Crinon sofort ihn nach alter Gewohnheit strategisch zu mustern. Im großen Ganzen ein leicht kontollierbarer Raum...


    Gut, sehr gut. Ein übersichtlicher Raum, ziemlich sicher.


    Nachdem er so zu sich selbst gemurmelt hatte, sprach er wieder Phaeneas an:


    Schön. Was sollte ich noch sehen?

  • Etwas Zeit war mir vergönnt und so machte ich mich daran, ein paar Briefe zu beantworten


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Roma
    Italia


    Salve mein Bruder,


    In der Tat ist es hier etwas kühler, als in Rom, allerdings kann die Hitze hier auch schon den einen oder anderen Tag unerträglich machen.


    Ich musste Lächeln, ob deiner Aussage über den Senat.... wo sind nur die alten Zeiten hin, als man im Senat noch hitzige Diskussionen zu wirklich wichtigen Themen führte?!


    Die Tatsache, dass unser geliebter Kaiser gen Osten gezogen ist, beunruhigt mich ein wenig..... ich hoffe, er kehrt bald, siegreich, zurück.


    Was meine Heirat betrifft, so habe ich meine Verlobte bereits gebeten, zu mir zu kommen und sobald sie hier eintrifft, werden wir auch heiraten. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn du und Livia hierbei anwesend wärt. Nicht zuletzt, um euch persönlich zu eurem Nachwuchs zu gratulieren und nicht nur meine besten Glückwünsche per Brief übermitteln zu müssen!


    Ich hoffe, wir werden uns bald, in Gesundheit, wiedersehen!


    Vale bene, mein Bruder, und mögen die Götter dir ihren Segen geben.


    M. Vinicius Lucianus


    Dies war der erste Streich und der zweite folgt sogleich


    An
    Gaius Caecillius Crassus
    Casa Caecillia
    Roma
    Italia


    Crassus, werter Freund!


    Ich kenne es nur zu gut, wenn man nicht einmal die Zeit findet, einen Brief zu schreiben. Auch bei mir hat es etwas länger gedauert, aber was ewig wehrt, wird endlich gut.


    Es beruhigt mich zu hören, dass unser kleiner Disput, vor deiner Abreise, der Vergangenheit angehört. Es würde mich schwer betrüben, eine so lange Freundschaft durch eine kleine Meinungsverschiedenheit getrübt zu wissen.


    Ich danke dir für deine beruhigenden Worte bezüglich der Bedrohung, hoffe aber gleichzeitg, dass es keinen Grund geben wird, sich irgendwann Sorgen zu machen und hoffe, dass unser geliebter Kaiser alsbald, siegreich, nach Rom zurückkehrt.


    Der Abschrift der Rede ist zu entnehmen, dass der Kaiser seher erbost über die Zustände in Parthia ist und nun wundert es mich keineswegs mehr, dass er höchstpersönlich gen Osten aufgebrochen ist. Allerdings leidet Rom sicher darunter, nicht wahr? Wie sind die Zustände? Wir wissen ja beide, dass die Abwesenheit des Kaisers in der Vergangeheit nicht selten zu waghalsigen Aktionen geführt hat..... aber du hast dich Sache sicher gut im Griff?!


    Es freut mich, dass es dir, soweit, gut geht. Probleme jeglicher Art werden wir immer haben, die Frage ist nur, ob sie uns, oder wir sie dominieren. Und ich denke wir beide waren immer Menschen, bei denen letzteres der Fall war.


    Das Leben hier in Germania ist nicht viel anders als in Rom, alles nur in etwas kleinerem Rahmen. Ich habe mich gut eingearbeitet und die Verwaltung hilft mir ungemein, allesamt loyale und fleissige Mitarbeiter.


    Meine Verlobte sollte alsbald in Mogontiacum eintreffen und erst dann wird sie zu meiner Frau. Und auch erst dann hoffe ich, dass sie mir bald einen Sohn schenkt.


    Nun hoffen wir, auf ein baldiges Wiedersehen und bis dahin mögen die Götter dich leiten und beschützen


    dein Freund Marcus Vinicius Lucianus



    Als ich fertig war, rief ich nach "Phaeneas!"

  • Er hatte, vor der Tür vorbeikommend, den Ruf gehört und als er Phaeneas in gebückter Haltung und mit Schweiß auf der Stirn herankommen sah, hatte er ihn zurück ins Bett geschickt. Der gute hatte sich wohl den Magen verdorben. Und das bei der Verdünnung, den er dem Wein stehts zumutete.
    So trat er anstelle von Phaeneas ein. Jetzt musste er nur noch dem Legaten bescheid geben. Hoffentlich war dieser nicht ungehalten.


    Herr? Phaeneas wollte gerade kommen, doch ich habe mir das Recht herausgenommen ihn zurück ins Bett zu schicken. Er hat sich wohl etwas falsches gegessen und sah ziemlich krank aus. Ich hoffe ich habe damit nicht meine Kompetenzen überschritten..? Kann ich euch an seiner Stelle zu Diensten sein?

  • Etwas verwunderd war ich schon, als Crinon auftauchte, aber als er mir erklärte, warum, nickte ich nur "Schon in Ordnung, er soll sich ausruhen!"


    Dann überlegte ich, ob ich Crinon schon alleine aus dem Haus schicken konnte, sah ihn eindringlich an "Crinon, kann ich dich mit einer Aufgabe betrauen, ohne dass du mein Vertrauen missbrauchst?"


    Natürlich würde er mich anlügen, wenn dem so wäre, aber ich vertraute auf meine Menschenkenntnis und beobachtete ihn genau, als er antwortete.....

  • Ohne sich seines schauspielerischen Talentes bedienen zu müssen konnte er er antworten. Schließlich war sein Dienst unter dem Legaten vom Schicksal so vorgesehen und da dieser sich auch aufgrund seiner Behandlung seiner Sklaven, wie er gerade gesehen hatte, als ein guter Herr erwies, gab es keinen Grund zueinem Vertrauensbruch.


    Seid euch dessen gewiss, Herr!

  • Auf den ersten Blick konnte ich nicht feststellen, dass Crinon nicht die Wahrheit sprach, ausserdem war es nicht Gorssartiges, was er erledigen sollte und auch kein weiter Weg..... er würde ja nichteinmal die Regia verlassen und wenn er es versuchte, würden die Wachen, die überall in der Regia standen, sicher aufmerksam auf ihn werden.


    "Nun gut....." antwortete ich ich "..... diese Briefe...." ich hob die beiden Papyrusrollen hoch ".... gehören ins Officium des Praefectus Vehicolorum, in der Regia. Dies ist das zuständige Amt für die Postbeförderung im römischen Reich. Du übergibst die Briefe in meinem Namen, die Bezahlung der Postgebühr erfolgt über meine private Wertkarte. Wenn du das erledigt hast, kommst du wieder zurück!"


    Ich erklärte ihm noch den Weg zum Officum und fragte dann noch "Alles klar, soweit?"

  • Ja Herr!


    Er kannte nun den Weg, das sollte nicht schwer sein zu finden. Jetzt brauchte er nur noch die Briefe, um sich dann auf den Weg machen zu können.


    Sim-Off:

    /edit: hatte mich grob verlesen.

  • "Gut....." sagte ich und übergab ihm die Briefe ".... dann mach dich auf den Weg!"


    Ich wandte mich wieder anderen Unterlagen zu, so, als ob das alles ganz normal für mich wäre, doch innerlich hatte ich schon ein bisschen Sorge, Crinon könnte eventuell doch versuchen zu fliehen.


    Ob es ihm nun gelingen würde oder nicht, ob er weg wäre oder ich ihn töten lassen würde, so oder so würde ich ein haufen Geld verlieren.......

  • Nach einem kurzen Klopfen trat er erneut in das neue Tablium.


    Salve, Herr. Die Briefe sind als "normal" unterwegs. Ich hoffe das lag in eurem Interesse. Kann ich noch etwas für euch tun?

  • Mit "normal" meinte er wohl die Art der Beförderung und da es lediglich private Post, ohne jede Dringlichkeit war, war dies auch in Ordnung. Ich nicke "Natürlich!" und verneinte seine letzte Frage "Im Moment nicht, kümmer dich ein wenig um Phaeneas und übernimm seine Aufgaben!"


    Dann deutete ich ihm, dass er sich zurückziehen konnte....

  • Was dieser auch umgehend tat. Sich um Phaeneas kümmern? Er war doch kein Heiler! Aberer würde es ohne murren tun. Etwas anstädiges zu essen und der Leibsklave würde wieder seinen Dienst tun können. A propos... dessen Aufgaben übernehmen? Naja er würde einfach warten, bis sein Name durch die Gänge gerufen würde.

  • Worauf Phaeneas dem Ruf folgte und sich dorthin begab, wohin der Herr ihn schon so oft gerufen hatte. Auf einige Schritte Entfernung trat er also heran und blickte den Herrn an.


    Über ein Jahr lang war Phaeneas nun bei Marcus Vinicius Lucianus. Er war an dem Punkt angelangt, an dem er sich wünschte, es würde alles so bleiben wie es war. Er diente dem Herrn mit Eifer und Bereitwilligkeit und hing mit ganzem Herzen an ihm.
    Anders gesagt, der Herr hatte es geschafft. Er hatte es geschafft Phaeneas’ Ansehen zu erlangen. Dass ihm mehr zuteil wurde als dessen bloßer Gehorsam, seine wirkliche Ergebenheit nämlich. Einem Herrn zu dienen, der es auch wirklich verdiente, war etwas ganz anderes.
    Denn so wie viele von Phaeneas’ früheren Herrn ihm lediglich Geringschätzung entgegengebracht hatte, war es auch ihm gleichgültig gewesen, wie es ihnen ergangen war. Es war nicht sein eigenes Bestreben gewesen, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen, sondern lediglich Pflichtgefühl. Im Grunde war er ihnen mit Gleichmut gegenübergestanden.
    Lucianus, er schien es ihm wert, dass ihm Phaeneas’ Achtung und Treue galt. Er hatte Phaeneas bewiesen, dass er seine wirkliche Ergebenheit auch tatsächlich verdiente, und hatte es verstanden, sich Phaeneas’ Respekt zu verschaffen.
    Der Herr war es, zu dem Phaeneas aufsah und dessen Wohl ihm mehr am Herzen lag als alles andere...


    Doch trotz allem war Phaeneas nach wie vor misstrauisch. Es war seltsam, jemanden zu schätzen und ihm gleichzeitig zu misstrauen. Doch es war möglich, wie Phaeneas erlebte.
    Ein gewisses Maß an Misstrauen würde er schließlich nie ablegen können, niemandem gegenüber. Und erst recht nicht bei dem, der sein Herr war.

  • „Ja, Herr“, nickte Phaeneas, „einige.“
    Eigentlich war es stilistisch am geschicktesten, die am interessantest klingenden Details ans Ende – oder zumindest nicht direkt an den Anfang – zu stellen, aber in diesem Fall ging es nicht anders, allein schon wegen der Qualität der Mitteilungen. So begann er: „Man munkelt, dass Artorius Raetinus einen Hinweis gefunden haben soll, wer die Casa Artoria in Rom angezündet hat.“ - Und darauf folgte prompt typischer Stadtklatsch: „Justinianus Cupidus, ein Auxiliarsoldat, und Duccia Clara hatten einige Male miteinander zu tun und so vermuten manche eine Romanze.“ Anschließend überlegte Phaeneas, ob er das, was in jenem Gespräch auf dem Markt mitgehört hatte, erwähnen sollte, und entschied sich dann der Vollständigkeit halber dafür: „Angeblich soll es vor einiger Zeit in der Gens Duccia zu Unfrieden gekommen sein und deshalb scheint heute noch der Haussegen schief zu hängen.
    Hadrianus Subdolus hält sich zur Zeit wegen geschäftlichen Dingen in Mogontiacum auf, er wird in ein paar Tagen nach Ostia weiterreisen.
    Des weiteren kehrte Duccius Brutus zu seiner Familie zurück, wie auch Duccius Eburnus.
    Germanicus Sedulus weilt nun in Mogontiacum, sowie seine Gattin, die ihm etwas später nachgefolgt ist.“
    Im gleichen Augenblick fiel ihm ein, dass er sich diese Auskunft vermutlich hätte sparen können. Seine Tribunen dürfte der Herr in seiner Eigenschaft als Legatus Legionis ja schließlich kennen. Na ja - egal.
    „Am Forum wurde ein Mosaikladen eröffnet und ein römisch-germanisches Handelshaus steht kurz davor fertiggestellt zu werden.“

  • Ich lauschte den Worten und nickte ab und an..... dies waren zwar keine weltbewegenden Dinge, eigentlich nur das übliche Geschwätz auf den Strassen, aber genau das war es, was ich, als Statthalter, nicht mitbekam und hie und da würde dieses Geschwätz sicher eine hilfreiche Information kundtun.....


    "Danke, Phaeneas, das ist ja Einiges! Zwar nicht wirklich interessant, aber dennoch ist es genau das, was ich von dir wollte...... fühlst du dich dieser Aufgabe weiter gewachsen, oder möchtest du, dass ich jemand anderen damit beauftrage, mir weiterhin solch Informationen zu beschaffen?"


    Nun, da Crinon ja mit meiner Verlobten sicher des Öfteren das Domus verlassen würde, könnte er ja auch dies übernehmen, aber ich überliess Phaeneas die Entscheidung, ob er es weiter machen würde....

  • Phaeneas fand das, was der Herr sagte, doch etwas...erstaunlich. Glaubte der Herr etwa, dass er so leicht vor irgendetwas kapitulierte? Davon abgesehen, dass es nicht wirklich schwierig war, einfach Augen und Ohren offenzuhalten. Oder vermutete er vielleicht, Phaeneas könnte froh sein eine Aufgabe los zu sein? Möglicherweise war ihm auch nur der Gedanke gekommen, der Sklave könnte auch so genug zu tun haben, ohne diesen Kundschafterdienst. Doch solche höflichen und am Ende verständnisvollen Nachfragen war Phaeneas nicht gewöhnt.
    Eigentlich war der einzige der außer ihm dafür in Frage kam Crinon, fiel ihm spontan ein.
    Aber die Antwort stand im Grunde genommen fest: „Ich denke, ich werde weiter dazu in der Lage sein.“

  • Spontan hätte Phaeneas verneint, doch dann fiel ihm ein, womit der Herr ihn beauftragt hatte, als er ihm zum ersten Mal über Neuigkeiten aus Mogontiacum berichtet hatte.
    „Willst du noch hören, was ich über den „Gallier“ in Erfahrung gebracht habe, Herr?“ Ivomagus so zu nennen war schlicht am einfachsten, auch wenn Phaeneas immer noch nicht recht wusste, woher er denn eigentlich kam...

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