• "Ah gut..... die muss ich bei Gelegenheit mit meiner Verlobten gleich mal besichtigen!"


    Ich legte die Schriftrollen beiseite


    "Schade, dass mein Bruder nicht kommen kann...." sagte ich zu mir, bevor ich mich wieder an Phaeneas wandte "...gibt es sonst noch was?"

  • An und für sich gab es nichts, aber Phaeneas überlegte trotzdem noch einmal gewissenhaft, ob ihm entfernt irgendetwas einfiel. Schließlich kam er doch nur zum gleichen Ergebnis wie anfangs. „Nein, Herr“, teilte er ihm deshalb mit.

  • Phaeneas nickte fügsam, drehte sich um und entfernte sich.
    Für ihn gab es ebenfalls viel zu tun, stellte er in Gedanken noch fest, mit einer gewissen Bestimmtheit wohlgemerkt.

  • Wieder einmal war Phaeneas im Tablinum und überbrachte dem Herrn die Post.


    Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus
    Mogontiacum, Germania


    Senator Purgitius Macer salutem dicit!


    Über deine Einladung zu deiner Hochzeit habe ich mich sehr gefreut und wünsche dir und deiner Verlobten für die Hochzeit alles Gute und den Segen der Götter. Mögen die Götter ihre Hände schützend über euren Haushalt halten, euch gesunde Erben bescheren und euren Wohlstand mehren.


    Die Jahreszeit, die Geschäfte des Senates und meine Aufgaben in Rom gestatten es mir leider nicht, nach Germania zu reisen und eurer Einladung persönlich zu folgen. Ich hätte gerne nicht nur euch besucht und an eurer Feier teilgenommen, sondern auch noch einmal mit eigenen Augen die provinz sehen wollen, in der ich einige Jahre verbrachte. Ich hoffe, dein Amt macht dir auch weiterhin keine Sorgen und deine Amtsgeschäfte laufen zu deiner Zufriedenheit.


    Sp. Purgitius Macer


    Der bithynische Sklave fragte sich, ob es wohl wieder eine Absage für die Hochzeit war. Oder vielleicht schrieb auch jemand, um sein Kommen anzukündigen?
    Phaeneas blickte ob dieser Überlegungen sinnierend etwas seitlich in die Leere des Raumes.
    Wenn er schon dabei war: Vielleicht schrieb auch jemand wegen etwas ganz anderem? :P :]

  • Sim-Off:

    Der Inhalt des Briefes ist ja mehr privater Natur, auch wenn die Anrede, sowie die in der Adresse verwendeten Titel dienstlich sind, also hab ich mir den Brief mal unter den Nagel gerissen.


    Eines Briefes wegen hatte sich Phaeneas auf den Weg zum Tablinum gemacht. Während er also vor der Tür stand und gerade klopfte, da kam ihm ganz nebenbei ein Gedanke.
    Im Allgemeinen ging man davon aus, dass Großes von großen Ereignissen ausgelöst wurde. Doch - konnten kleine Dinge vielleicht genauso bedeutsam sein? In diesem Brief beispielsweise, den Phaeneas in der Hand hielt, konnte theoretisch alles mögliche stehen, vielleicht Dinge, die von heute auf morgen die Welt veränderten. Hatte dann nicht dieser Brief Großes ins Rollen gebracht? Nein, halt, dieses Schreiben war ja nicht der Anstoß der Ereignisse, von denen er berichtete. Höchstens war er der Auslöser dessen, wie man hier darauf reagierte. Aber die darauf folgenden Reaktionen waren doch nur wegen der Ereignisse andernorts, dort wo der Brief herkam, nötig geworden und reagierten deshalb darauf. Damit wäre der Brief ja nur Übermittler – na ja, was sollte ein Brief schon anderes sein?
    Auf die Aufforderung hereinzukommen betrat Phaeneas jedenfalls das Tablinum. „Herr, ein Brief für dich“, erklärte der bithynische Sklave und überreichte seinem Herrn das Schriftstück.


    EILBRIEF



    An:
    Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus
    Mogonatiacum, Provincia Germania


    Von:
    Procurator Viarum Marcus Octavius Augustinus
    Tarraco, Provincia Hispania



    Salve Legatus,
    ich möchte dir und deiner Gattin auf diesem Wege auf das Herzlichste zu eurer Hochzeit gratulieren, auch wenn ich weiß, dass euch mein Brief erst nach der Vermählung erreicht. Mögen die Götter euch und alle eure Nachkommen schützen und euch stehts gewogen sein.
    Ich hoffe, dass ihr diesen besonderen Tag genießen könnt und auch in ferner Zukunft gerne daran zurückdenkt.


    Sicherlich wunderst du dich, dass dieser Brief aus Hispania kommt und nicht aus Roma, was daran liegt, dass während der Zeit in Germanien das ritterlich Ämtersystem überarbeitet wurde. Nun diene ich also als Procurator Viarum in Hispania.


    Verzeih meine Erklärung, ich will deine Kostbare Zeit nicht noch weiter berauben. Daher wünsche ich dir und deiner Gattin eine gute Zeit und nochmals den Segen der Götter.


    gez.


    Marcus Octavius Augustinus
    PRIDIE ID NOV DCCCLVII A.U.C. (12.11.2007/104 n.Chr.)


    Im Hinterkopf war er immer noch damit beschäftigt, darüber nachzugrübeln, ob es wohl noch ein anderes, treffenderes Beispiel für seine Theorie gab.

  • Ich nahm den Brief entgegen und öffnete die Rolle..... nichts Grosses, was Grosses nach sich zog stand darin, es war lediglich ein Glückwunschschreiben eines alten Bekannten..... eigentlich hatte ich mit diesem Mann so gar nicht gerechnet und nachzugrübeln, woher er wohl von meiner Heirat wusste war wohl auch unnötig...... solch Klatsch und Tratsch verbreitete sich schneller im Imperium als alles andere..... vielleicht sollte der Cursus Publicus seine Angstellten mal aus dieser Schicht der Bevölkerung rekrutieren.....


    "Sieh an, sieh an.... so ist er dann in Hispania gelandet!" murmelte ich vor mich hin, schüttelte leicht den Kopf und lächelte..... dann blickte ich hoch "Sonst noch etwas?"

  • Während der Herr las, ließ Phaeneas seine Blicke über die Innenausstattung des Tablinum schweifen. Nicht weil er sich wirklich dafür interessierte – er kannte es ja längst – sondern weil er dabei besser denken konnte.
    Ein an und für sich unwichtiger Sachverhalt, der große Ereignisse auslöste...hm...war der Tod eines Menschen nicht eine ganz alltägliche, unspektakuläre Sache? Wenn es jetzt der Kaiser war, der starb, das konnte über das komplette Wohl und Wehe aller römischen und romanisierten Völker entscheiden. Vielleicht war der Nachfolger ein guter und weitsichtiger Imperator, dann würde Rom eine Ära von Blüte und Wohlstand erleben und vielleicht würden auch die Kriege sich in Grenzen halten. Stellte sich aber der nachfolgende Kaiser als Tyrann heraus, dann sah es schlecht aus für alle, die im römischen Imperium lebten.
    Na ja, aber auch dieses Beispiel hinkte, schließlich würden die meisten den Tod des Kaisers sehr wohl als große und dramatische Begebenheit ansehen. Phaeneas hatte in dieser Hinsicht nur seine ganz eigenen Ansichten.
    „Nein, Herr“, schüttelte Phaeneas den Kopf, als der Herr sich an ihn wandte. Während der bithynische Sklave sich in Richtung Tür aufmachte, war er im Geiste schon wieder bei der nächsten Überlegung. Reichte nicht ein einziger Infizierter, um in einer Stadt eine ganze Epidemie auszulösen?
    Jetzt blieb nur noch eine Frage: War nicht ein von einer Seuche befallener allein schon schlimm genug? Zu schlimm, um eine Kleinigkeit zu sein?

  • Nach einem Klopfen und einem „Herein!“ später, kam Phaeneas ins Tablinum.
    „Herr?“
    Noch während er dieses Wort sprach, fiel ihm auf, wie nichtssagend so eine Anrede doch war – und ihre Bedeutung doch gleichzeitig nicht von der Hand zu weisen. Man konnte alles und jeden auf jede beliebige Weise betiteln und hintenherum doch etwas ganz anderes über denjenigen denken. Man konnte jemanden offen als waghalsig bezeichnen und ihn innerlich für seinen Mut bewundern.
    Er hatte auch seinen ersten Herrn – den bei dem er aufgewachsen war – angesprochen wie es ihm rechtens zustand und ihn gleichzeitig für vollkommen unfähig gehalten, das zu sein, als was er sich bezeichnen ließ.
    Mit Worten allgemein war es das gleiche. Reden und Handeln unterschieden sich manchmal immens und doch sagte die Art, wie man etwas äußerte, sehr viel über jemanden, auch wenn es eine Lüge war. Phaeneas vertraute Worten. Mehr als irgendetwas anderem.
    Und trotzdem war diese Anrede mehr als nur eine Floskel und nicht ohne jede Aussage. Es bedeutete die Anerkennung einer Person, sowie deren Achtung und so manches mehr, das still mitschwang, auch wenn Phaeneas in diesem Moment nur einen kleinen Teil davon erahnen konnte.
    Während all das in seinem Hinterkopf ablief, händigte Phaeneas dem Herrn den Brief aus. Den, wegen dem er ins Tablinum gekommen war.


    An:
    Marcus Vinicius Lucianus
    Legatus Augusti Pro Praetore
    Mogonatiacum
    Provincia Germania


    Von:
    Iulia Helena
    Feldlager der Legio Prima
    Parthia
    vor Edessa


    Salve Vinicius Lucianus,


    nachdem hier in Parthia alles ein wenig langsamer geht als an anderen Orten des Imperiums, habe ich auch erst jetzt von Deiner bevorstehenden Hochzeit erfahren. Wahrscheinlich bist Du inzwischen längst vermählt, und wenn Dich Diese Zeilen erreichen, bereits stolzer Vater eines kräftigen Knaben, aber ich wollte Dir doch auf diesem Wege meine besten Wünsche zukommen lassen. An manchen Tagen scheint es mir eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass Du mir in Rom Trost spendetest, und noch weiter zurück liegen all jene Tage, die mir damals Pein verursachte. Du hast inzwischen einen strahlenden Weg an die Spitze gemacht, und ich kann Dich nur dafür beglückwünschen, habe ich Dir doch stets das Beste dafür gewünscht. Hoffentlich werden Dir die Nächte in Germania nicht zu lang, selbst als verheirateter Mann wirst Du wohl den ein oder anderen Stapel an Akten abtragen müssen, eine Arbeit, die man als Ehefrau kaum versüßen kann.


    Wenn dies die erste Ehe für Deine Gemahlin ist, so versuche, mit ihr geduldig zu sein. Als Frau wird man nicht als Ehefrau geboren, und das Zusammenleben mit einem fast fremden Mann - ich nehme an, ihr habt alles so gehalten, wie es die Tradition gebietet - ist nicht immer leicht, wenn man zuvor eher ein von Frauen bestimmtes Leben geführt hat. Ein eigener Haushalt, den man zum ersten Mal alleine führt, und vor allem, den Haushalt eines Statthalters, überfordert einen bisweilen. Aber ich bin recht zuversichtlich, dass Du Deiner Gattin mit Fürsorge und Geduld begegnen wirst, wie Du es auch mir gegenüber tatest. Ich hoffe, dass die Feierlichkeiten zur Vermählung angenehm waren - zumeist ist dies gerade für das Brautpaar doch eher ermüdend und anstrengend - und euch die Glückwünsche der Freunde und Verwandten sicher in euren Bund geleitet haben.


    Bedenkt man, welche Hitze in diesem endlos weit wirkenden Land herrscht, stelle ich mir den germanischen Winter sehr angenehm vor. Meine Tage sind mit nicht gerade wenig Arbeit angefüllt, und es gibt im Grunde immer an jeder Ecke etwas zu tun, selbst für die Verlobte des tribunus laticlavius. Seit ich im valetudinarium geholfen habe, Verwundete zu pflegen - und die Götter wissen, bei jedem Kampf gibt es sie! - werde ich immer wieder von Soldaten angesprochen, wenn ich durch das Lager gehe, und ich habe auch das Gefühl, dass es ihnen hilft, ein wenig über andere Dinge zu sprechen als den Feldzug allein. Letztendlich ist doch jeder Soldat vor allem ein Mensch, der sich nach den Lieben zuhause sehnt und die Hoffnung stets mit sich nimmt, sie wiederzusehen.


    Du hast es sicherlich gehört, auch ich steuere den sicheren Hafen einer Eheschließung an, und wenn unsere Verlobung recht kurzfristig geschah und von geradezu militärischer Knappheit geprägt, so will ich doch die Vermählung etwas ausführlicher feiern. Ich rechne dabei fest auf Dich und Deine Gemahlin, um ein wenig Schwung in die doch etwas angestaubte römische Gesellschaft zu bringen. Wenn dieser Krieg vorüber ist, und möge er bald und siegreich zuende sein, werde ich Dir den genauen Termin mitteilen. Du solltest sehen, wie wundervoll diese Landschaft ist, gleichzeitig karg und doch reich an Farben und Eindrücken. Die Gerüche dieses Landes werde ich sicher so schnell nicht vergessen, früh am Morgen ist das Land noch frisch und kühl, und ein würziger Duft nach den wenigen Gräsern, die hier wachsen, liegt in der Luft.


    Da mich nun wieder die Pflicht ruft, schließe ich für diesen Tag und sende Dir meine besten Wünsche nach Germania. Möge Iuno den Bund segnen, den Du geschlossen hast!
    Vale,
    Iulia Helena

  • Ich nahm den Brief entgegen "Danke!" und las ihn....


    Beim Absender zog ich die Augenbraue hoch.... wer war sie.... doch dann, als ich den brief weiter lass, kam auch die Erinnerung zurück.... achja.... damals, zu Zeiten der CU und zu Zeiten meines eigenen Lupanars...... ich lächelte und Phaeneas konnte ein leises, wehmütiges Seufzen vernehmen....

  • Phaeneas sah dem Herrn beim Lesen zu. Der Schreiber schien sich sehr ausführlich zu äußern, denn der Brief war lang.
    Dabei verfolgte er die Reaktion des Herrn auf den Brief. Auf anfängliches Erstaunen, verdeutlicht durch das Hochziehen einer Augenbraue, folgte ein Seufzen, begleitet von einem genauso wehmütigen Lächeln. Woran der Herr wohl denken mochte? So musste für Phaeneas die Frage heißen, nicht, was wohl in dem Brief stand.

  • Als ich fertig gelesen hatte, dabei an die alten Zeiten dachte, blickte ich hoch und bemerkte Phaeneas Blick, der ein wenig neugierig zu sein schien.....


    Phaeneas war schon mehr, als 'nur' ein Sklave, mehr ein Vertrauter, der mir alles abnahm, wozu ich keine Zeit oder keine Lust hatte. Er wusste, wo ich mein Geld aufbewahrte und bekam auch sicher das Eine oder Andere mit, was nicht für die Aussenwelt gedacht war. So konnte man ihn schon als einen Vertrauten sehen....


    So begann ich einfach zu reden "Die Zeit vergeht und man kommt selbst kaum mit..... es ist, als wäre es gestern, als ich hier ankam, doch in Wirklichkeit ist es schon wieder fast 3 Jahre her, als ich die Statthalterschaft übernahm. Zweifellos eine schöne Zeit, doch bei solch Briefen von Bekanntschaften aus längst vergangenen Tagen, beginnt man schon ein wenig wehmütig daran zurückzudenken...."

  • Unversehens kam die Antwort auf Phaeneas’ Frage.
    Drei Jahre... Man vergaß wirklich leicht die Zeit. Na ja, drei Jahre waren schließlich so gut wie gar nichts. Der Bithynier wollte lieber nicht daran denken, was sich innerhalb von drei Jahren ändern konnte.
    Des weiteren schwieg Phaeneas.
    Aus längst vergangenen Tagen...
    Umstände, Begebenheiten, Personen würde Phaeneas sich vielleicht zurückwünschen, aber nicht ganze Zeiten. Es hatte fast immer irgendwelche Haken gegeben. So – und Phaeneas mahnte sich bei diesem Gedanken nicht euphorisch zu werden, aber man musste es fast so sagen - so nahezu perfekt, so rundherum passend war es bisher nur einmal in Phaeneas’ Leben gewesen. Das war vor etwa... sechs oder sieben Jahren gewesen. Eigentlich auch erst vor kurzem und doch schon so viele Jahre her... Womit er wieder beim gleichen Punkt angelangt war, wie der Herr.

  • Wiedereinmal lieferte Phaeneas Briefe bei seinem Herrn ab.



    L.A.P.P. M Vinicius Lucanus
    Regia Legati Augusti Pro Praetore
    Mogontiacum, Prov. Ger.


    Shalom und Salve hochverehrter Legatus Augusti M Vinicius Lucanus !


    Ich erbringe Dir hiermit meine Wertschätzung entgegen als anerkanntes Mitglied seiner Majestät Regierung von Tylus. Lasst mich Dir auf diese Weise zu Deiner Vermählung mit der holden Aelia Paulina gratulieren und als Geschenk von mir für das vermählte Paar zwei solche handgewebte, in einzigartiger Qualität hergestellte Seidentuniken aus meinen eigenen Werken machen.


    Sim-Off:

    Wi-Sim


    So darf ich Dir voll Zuversicht auf eine glückliche und nachwuchsreiche Zukunft Dir und Deiner Gattin meine besten Wünsche übermitteln.


    Vale


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    Praetorium Regni Tyli, Ostia, Prov. Ita.


    Legatus Augusti Pro Praetore
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti Pro Praetore
    Mogontiacum - Provincia Germania



    Sei gegrüßt Vinicius,



    mit großer Freude und Anteilnahme vernahm ich von Deiner Vermählung mit Aelia Paulina. Leider war es mir nicht vergönnt, zu diesem Ereigniss in Mogontiacum zu erscheinen, da zum einen meine Schwester ebenfalls heiratete und sich meine Gattin zum anderen in besonderen Umständen befindet. Ich erwarte meinen Nachwuchs stündlich, eine Reise über die Alpen war daher nicht möglich, so gern ich sie angetreten hätte.


    Ich hoffe, dass Du die Zeit in Mogontiacum zu genießen gelernt hast. Die Provinz erfordert die ganze Energie und ich weiß um Deine Mühen, die Du aufzubringen hast. Eine Gemahlin an der Seite kann einem daher mehr als nur hilfreich sein.


    Mit diesem Schreiben übersende ich Dir zwei Reitpferde aus meinem Gestüt. Mögen sie Dir und Deiner Gattin die Ausritte verschönern. Zu meiner Zeit in Mogontiacum ließ ich mich leider viel zu selten darauf ein, die schönen Wälder und Landschaften zu erkunden.


    Mögen die Götter Dich und Dein Haus segnen.


    ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    (23.12.2007/104 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


    [Blockierte Grafik: http://img253.imageshack.us/img253/2627/siegelmeri225rveb8.gif]


    Er war sich nicht sicher, als was er diese Briefüberlieferungen sehen sollte. Teil seines Alltags oder Abwechslung darin? Phaeneas schätzte es, wenn in alles eine gewisse Regelmäßigkeit, eine Gewohnheit einzog, denn das lenkte ihn von der Vergänglichkeit des Lebens und seiner Existenz ab, gaukelte ihm eine Beständigkeit vor, an die er der Vernunft nach im Grunde nicht im geringsten glaubte.
    Tja, was war es jetzt?

  • Ich nahm die Briefe dankend entgegen und las sie auch gleich.... wieder ein paar Glückwünsche..... es war zwar schon einige Tage her, als ich vermählt wurde, aber die Post zu dieser Jahreszeit zu überbringen war auch kein Zucker schlecken.


    Dann legte ich die Rollen beiseite und sah Phaeneas an


    "Wir haben uns schon lange nicht unterhalten..... was gibt es Neues zu berichten.... in der Stadt, oder auch von hier im Haus?"


    Es war immer gut, die Ohren der Sklaven auf seiner Seite zu haben, sie hörten viele Dinge, die einem selbst verborgen blieben.

  • Phaeneas fand den Wortlaut interessant, den der Herr benutzte.
    Letztlich wunderte es Phaeneas nicht, dass sein Herr lange nicht konkret mit ihm gesprochen hatte, mit seinem letzten Herrn hatte er sich schließlich nie unterhalten.
    Aber der Sklave stellte es sich erschreckend vor, nicht zu wissen, was im eigenen Zuhause vor sich ging...
    „Nun...“, begann Phaeneas sehr aussagekräftig. „Zum einen erhielt Mogontiacum wieder regen Zulauf, Herr. Zwei Duccier fanden zu ihrer Familie,“ – Phaeneas bemerkte erst, als er es schon ausgesprochen hatte, wie rührselig sich das anhörte – „ein Peregrinus kam ebenfalls zur Gens Duccia und eine Quintilierin reiste von Rom nach Mogontiacum. Anaxis Micythus, Sohn des Ioshua ben David, ist mit dem Auftrag hierher gekommen, etwas vom Handel zu lernen.
    Duccius...“
    Der bithynische Sklave suchte nach dem richtigen Cognomen. „...Brutus dagegen ging nach Tarraco, um eine dortige Gladiatorenschule zu übernehmen. Er nahm dazu den Sklaven eines Soldaten der Ala mit, der hier nur überflüssig gewesen wäre, damit er in Hispania ausgebildet wird.
    Jene schon genannte Quintilierin hat die ihrer Familie zu eigene Casa neubezogen und derzeit wird das von Caecilius Metellus erworbene Haus renoviert. Während die Casa Duccia umgebaut wurde, machten einige Duccier zusammen mit Freunden der Familie eine Reise nach Germania Magna.“
    Davon wusste der Herr ja schon. „Dort haben sie ein junges Mädchen gefunden, das zur Familie gehört, und mit nach Mogontiacum genommen. Seit ihrer Rückkehr sind sie damit beschäftigt, ihre Verletzungen auszukurieren.
    In letzter Zeit kamen einige Klientelverhältnisse zustande. Ein Soldat ersuchte Duccia Venusia und ein Probatus bat Germanicus Sedulus, sein Patron zu werden. Beide stimmten zu.“

    Von den in Mogontiacum zu erwartenden bzw. schon erfolgten Geburten erwähnte Phaeneas nur die prominenteste: „Außerdem erwarten die Germanicer ihr erstes Kind.“
    Und nun kamen noch ein paar Beobachtungen, die Phaeneas gemacht hatte: „Deine Gattin und die Hochzeit sind nach wie vor ein großes Thema in Mogontiacum, Herr. Es kam allerdings leichter Ärger in der Bevölkerung auf, weil vorüber das Wasser abgestellt wurde, wegen einem, wie eifrig diskutiert wird, vagen Verdacht des Aquarius.“

  • Ich lächelte "Interessant..... wo nimmst du nur immer wieder all diese Informationen her....." und war zugleich nachdenklich, denn Sklaven schienen oft mehr zu wissen, als wir....


    ".... aber es ist gut so.... solche Dinge mögen zwar unwichtig erscheinen, doch jede Information die man kriegt und scheint sie noch so klein, kann einmal wichtig sein!"


    Von dem abgestellten Wasser wusste ich gar nichts.....


    "Das Wasser abgestellt? Aber nicht in der ganzen Stadt? Mein Haus war aber nicht betroffen?!"

  • Die Zufriedenheit des Herrn fand auch in Phaeneas seinen Wiederhall.
    Auch das war keine Selbstverständlichkeit, so etwas so offen zu sehen zu bekommen, woran man momentan mit jemandem war. Phaeneas erinnerte sich gut an unbewegte Gesichter, zur Schau gestellte Gleichgültigkeit, ungerührte Mienen.
    „.....wo nimmst du nur immer wieder all diese Informationen her....."
    Phaeneas überlegte, ob diese Frage auch als solche gemeint war; eine Frage, die eine Antwort erforderte.
    Er entschied sich dagegen und blieb weiter stumm. Bis die Sprache auf das Wasser kam.
    „Laut einem Aushang nur im Westen der Stadt, Herr“, präzisierte Phaeneas seine Aussage.

  • Phaeneas schüttelte den Kopf. „Nein, keine großen Auswirkungen, nur der Unmut der einfachen Leute....“


    Der Bithynier war sich nicht sicher, wie die anderen mit der Gemahlin des Herrn zurecht kamen, na ja, sie war eben etwas anderes als er und damit eine Umstellung. Während der Herr genügsam und unkompliziert war, wirkte seine Gattin schon so manches Mal ... etwas extravagant.
    Phaeneas jedenfalls hatte bisher keine Schwierigkeiten mit ihr gehabt, er ging nach dem einfachen Prinzip „Schweigen und tun, was verlangt wird“ mit ihr um. Auch Crinon oder die anderen Sklaven schienen nicht direkt abgehetzt und verdrossen , wenn sie mit ihr zu tun gehabt hatten.
    „Es gibt keine Probleme, Herr.“

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