• Severus war erstaunt, wie furchtlos Axilla auf den Tiger zuging. Zumal es sich hier um ein besonders großes und auch schönes Exemplar handelte. Auf den Kommentar zum wütenden Tiger musste Severus auch ein wenig lachen. "Naja, es ist eigentlich auch schade, diese wundervollen Tiere einzusperren. Sie müssen in der Wildnis sehr majestätisch aussehen."
    Auf Axillas Fragen lächelte er, denn er sprach ganz gerne über seine Fahrten. "Löwen habe ich auch schon transportiert. Sie gingen alle nach Rom, zum Colosseum. Wobei ich sie natürlich in Ostia ausgeladen habe. Da ist ja mein Heimathafen. Gesehen habe ich schon viele Häfen. In Alexandria war ich schon mehrfach, außerdem in Massilia, Piraeus, Creta, Carthago, Caesarea, Tarraco auch und sogar Londinium. Und natürlich viele kleinere Häfen." An seinem glücklichen Lächeln konnte man erkennen, dass er gerne reiste. "Weißt du, jeder Hafen ist anders. Die Menschen sind ganz unterschiedlich von ihrer Art her in den verschiedenen Provinzen. Und die Häfen selbst auch. Große und kleine, reiche und arme, gepflegte und heruntergekommene Häfen... das alles habe ich schon gesehen. Ich denke, diese vielen verschiedenen Eindrücke sind es, die mir so viel Freude an meinem Beruf bereiten."

  • Offensichtlich nahm er ihr ihre Neugier nicht krumm, denn lächelnd beantwortete er ihre Frage. Axilla hing geradezu an seinen Lippen. All die Orte, die er aufzählte, die kannte sie höchstens von der Landkarte. Und so auf Anhieb wusste sie nicht einmal zu sagen, wo was jetzt genau lag. Sie schaute nur verträumt und ein wenig neidisch zu ihm auf und ließ sich von seiner Begeisterung anstecken. Als er endete, seufzte sie fast ein wenig wehmütig einmal auf, und lächelte dann verlegen.
    “Es muss wirklich sehr schön sein, wenn man reisen kann, wohin man will. So viele Orte zu sehen, das muss doch ein unglaubliches Abenteuer sein.
    Wenn ich ein Mann wäre…“
    Axilla stockte kurz und sah fast schon erschrocken drein. Das hatte sie gar nicht sagen wollen, aber jetzt war es schon zu spät. Sie sah zu Boden, räusperte sich, und schaute dann wieder sehr interessiert auf den Weg. “Also, ich meine, rein theoretisch… natürlich geht das nicht und als Frau schon zweimal nicht… also… ich würde mir auch die Welt ansehen. Ich würde dann alles gerne einmal sehen. Die Säulen des Hercules, oder die vielen Inseln Griechenlands. Und die ganzen Tiere des Ostens…“
    Ein wenig Wehmut klang aus ihrer stimme, und so schlenderte Axilla etwas weiter, um es zu verbergen, und lächelte leicht vor sich hin. Ja, wenn sie ein Mann wäre, dann wäre vieles anders. Wenn…


    “Und bleibst du nun eine Weile in Alexandria, oder fährst du bald schon wieder weiter?“ fragte sie schnell weiter nach, ehe Severus noch zu viel Zeit hatte, über ihre Worte zu grübeln.

  • Severus konnte Axillas Fernweh durchaus verstehen. Doch so ganz romantisch und schön war das Reisen nicht. "Also, so ganz kann ich ja nicht entscheiden, wohin ich reise. Es geht ja doch irgendwie ums Geschäft. Da lohnt es sich nur, solche Handelsfahrten zu machen, die sich rentieren. Und anstrengend sind solche Seereisen schon. Obwohl man von Wasser umgeben ist, kann man nur das Wasser nutzen, was an Bord ist. Salzwasser kann man ja nicht trinken. Aber Wasser kostet Frachtraum, also nimmt man so wenig wie möglich mit, aber genug, damit niemand verdurstet. Der Raum ist auch knapp, so dass man sehr beengt lebt - selbst als Nauarchus. Und dann gibt es natürlich noch Stürme und Piraten. Wobei ich finde, dass wir zumindest hier im Mare Nostrum keine allzu schweren Stürme haben. Da habe ich vor Britannia schon wesentlich heftigere erlebt. Aber auch das ist interessant. Vielleicht bist du ja mal auf einer Reise, wenn ich das gleiche Schiff führe."


    "So wie es aussieht, bleibe ich eine Weile in Alexandria. Ist ja auch ganz nett hier und jetzt habe ich endlich mal die Zeit, mir die Stadt anzusehen." Severus lächelte fröhlich. "Ist schon seltsam. Ich habe ja sogar ein Haus hier in Alexandria, aber bisher war ich immer zu kurz hier, um mehr als den Hafen und den Markt zu sehen. Vielleicht hat mich Neptun einfach mal auf Landurlaub schicken wollen, als er mein Schiff versenkt hat?" Das Lächeln verwandelte sich in ein fröhliches Lachen. Der Verlust des Schiffs schien Severus nicht allzu viel auszumachen. "Ich hätte hier schon viel früher mal eine Weile bleiben sollen. Dann hätte ich wohl auch schon früher gewusst, dass es hier so eine hübsche junge Römerin gibt wie dich." Das war ihm nun irgendwie rausgerutscht. Sofort sah er verlegen zu Boden, musste dann aber doch wieder zu Axilla schauen. Hoffentlich nahm sie es ihm nicht übel.

  • “Ja, vielleicht reisen wir einmal zusammen. Aber sag dann nicht, ich hätte dich wegen meiner Seekrankheit nicht gewarnt“, scherzte Axilla lachend, als Severus sie völlig überrumpelte. Ihr Lachen verklang und sie sah einen Moment lang nur perplex zu dem Octavier hinüber. Er sah weg nach seinem Kompliment, direkt danach aber wieder zu ihr.
    “Dann… findest du mich hübsch?“ fragte sie einmal etwas verwirrt nach, ehe nun sie ganz verlegen den Blick senkte und schnell weiter redete, ehe Severus auf ihre alberne Frage noch tatsächlich antworten würde. Einfach Themenwechsel.
    “Mein Vater war ja bei der Legion und war auch immer sehr viel unterwegs. Wenn er heimkam, hat er immer gemeint, dass es dort am schönsten ist und er am liebsten nie wieder weg wollte. Aber ich glaube, wenn man ihn dann gerufen hat, war er gar nicht so traurig, wieder irgendwohin ziehen zu müssen. Auch wenn ich glaube, dass er es geliebt hat, zuhause zu sein, glaube ich, dass das Reisen einfach auch in seinem Blut war. Manche Menschen darf man nicht an einen Ort binden, dann verlieren sie etwas. Nicht?“
    Schüchtern sah sie wieder zu ihm auf. Er fand sie hübsch! Sie musste bei dem Gedanken daran lächeln, auch wenn sie sich bewusst war, dass sie ein wenig rot geworden war auf den Wangen. Sie fühlte sich ganz leicht und herrlich verwirrt. Und Severus hatte wirklich wundervoll graue Augen, wie sie beim Hineinschauen feststellte.
    Sie merkte, dass sie vielleicht ein wenig zu lang hinein sah, und senkte wieder den Blick, plapperte munter weiter, um davon abzulenken.
    “Und du wohnst im Brucheion?“
    Die Basileia war vermutlich zu teuer, auch wenn Axilla keine Ahnung hatte, wie viel Geld so ein Kapitän wohl verdiente. Im Delte wohnten hauptsächlich Juden, wobei es da auch einige schöne Flecken gab, wo man auch als Römer wohl wohnen konnte. Nur Rhakotis war so eine Sache für sich, wo man die bewohnbaren Ecken manchmal wirklich suchen musste.

  • Severus mochte Axillas Lachen. Und er fand sie wirklich hübsch. Doch noch bevor er ihr diese Frage beantworten konnte, sprach sie weiter. Er nickte zustimmend. "Ja, ich denke, dass manche Menschen einfach reisen müssen. Aber wenn es einen Ort gibt, an den sie sich binden, sozusagen einen Heimathafen, dann kehren sie auch immer wieder dahin zurück. Jedenfalls ist das bei mir so."


    Wie Axilla ihn so schüchtern ansah, fand er sie auf einmal noch hübscher. Auch durch die leicht geröteten Wangen und das Lächeln. "Ja, ich wohne im Broucheion. Fast am Hafen, am Rand der Märkte. Das ist aber... naja, standesgemäß ist das nicht wirklich. Der größte Teil dient als Lagerhaus, der Rest ist eine kleine Wohnung. Vielleicht baue ich das Haus mal um, wenn ich länger hier bleibe und kein eigenes Schiff habe. Das habe ich noch nicht entschieden. Und du? Du wohnst doch sicher in der Basileia?"

  • “Ja, ich wohne in Basileia. Mein Cousin Iunius Silanus hat es gekauft, als er hier bei der Legion noch Tribun war. Inzwischen ist er Präfekt der Ala II, vielleicht hast du die Acta gelesen. Naja, und meine Cousine und ich wohnen nun da, auch wenn das Haus für zwei Frauen allein eigentlich fürchterlich groß ist.“
    Wieder lachte Axilla ein wenig. Ihr Haus war wirklich schon fast dekadent groß. Aber früher hatte es auch viel mehr Menschen beherbergt. Ihre Gedanken glitten kurz ab an ihren Onkel Varus, den jüngsten Bruder ihres Vaters, und auch an ihre Cousinen Varilia, Attica und Alba, die früher auch alle hier gewohnt hatten und verstorben waren. Ihr Blick wurde dadurch traurig und wehmütig, und wie immer, wenn das passierte, redete Axilla einfach weiter.
    “Vielleicht, wenn du jetzt länger in Alexandria bleibst, lohnt sich das mit dem Ausbauen. Auch wenn es jetzt schön abenteuerlich klingt.“ Axilla mochte Abenteuer, ihr Leben erschien ihr bisweilen so langweilig. Auch wenn ein Lagerhaus nicht standesgemäß war, so war es doch nicht das übliche, langweilige.
    Sie kamen an eine große Voliere mit vielen, weißen Vögeln darin, die alle wild durcheinander hüpften und tschirpten. Axilla sah dem wilden Treiben einen Augenblick begeistert zu und schenkte daraufhin Severus ein Lächeln, welches nur kindliche Verzückung zustande bringen konnte.
    “Die sind herrlich, oder? Wie sie die nur gefangen haben, wenn die immer so wild durcheinanderhüpfen?“
    Sie strahlte Severus geradezu an, und im Hintergrund fiel ihr Blick auf das Paneion, das sich in seinem Rücken auf dem Hügel erhob. Kurz prüfte sie den Sonnenstand. Vielleicht noch etwas früh, um hinaufzugehen, wenn sie den Sonnenuntergang sehen wollten. Aber vielleicht, wenn sie langsam gingen. Oder er wollte sicher den Tempel auch besuchen, wenn man schonmal da war.
    “Wir sollten noch vielleicht einen kleinen Opferkuchen für Faunus kaufen, bevor wir hochgehen, was meinst du?“ fragte sie etwas naiv. Ihr selber lag ja nicht besonders viel am Opfern, wobei sie für ihren Lieblingsgott da auch mal eine Ausnahme machte. Aber sie hatte keine Ahnung, wie der Octavier zu der ganzen Sache stand.

  • "Du magst Abenteuer, ja?" fragte Severus scherzhaft, als Axilla sagte, dass sein Haus abenteuerlich klang. "Dann sollte ich dich vielleicht mal einladen und ein paar Geschichten von meinen Fahrten erzählen. Oder ein wenig Seemannsgarn spinnen." Er lachte herzlich.


    Ihr entzückendes Lächeln bei den weißen Vögeln gefiel ihm, so dass er seinerseits ebenfalls lächelte. "Ja, die sind wirklich schön. Und sehr lebhaft. Fangen kann man sie aber recht einfach: Entweder mit einem großen Netz, weil da nicht alle rechtzeitig wegkommen, oder man sucht den Baum, wo sie übernachten. Und dann bestreicht man die Äste mit Leim. Wenn sich die Vögel dann gesetzt haben, kleben sie fest und man muss sie nur noch einsammeln." Severus stellte sich vor, dass es sicher ganz schön fies war, mit den Füßen irgendwo festzukleben.


    "Also, ehrlich gesagt, bin ich Faunus nicht so verbunden. Ich opfere lieber Neptun. Mit dem komme ich, glaube ich, ganz gut klar. Aber der sollte im Moment noch genug von dem Falerner haben, der auf meinem Schiff war. Natürlich will ich dich nicht davon abhalten, Faunus zu opfern. Also, wenn du das möchtest." Er sah sie entschuldigend an. Immerhin wusste er ja nicht, ob sie besonders gläubig war und wollte sie nicht gegen sich aufbringen, aber anlügen wollte er sie auch nicht.

  • “Ja, das solltest du“, antwortete Axilla schnell und ohne darüber nachzudenken auf seinen Vorschlag mit der Einladung. Sie würde sich dieses Haus wohl wirklich gerne mal anschauen, und für gute Geschichten konnte sie sich noch immer begeistern. Vor allem bei so netter Gesellschaft, denn sie fing an, Severus richtig gern zu haben. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als das, wenn man den schwärmerisch-verzückten Blick bedachte, mit dem sie ihn immer mehr bedachte, ohne auch darüber nachzudenken.


    Bevor Axilla auch nur realisiert hatte, dass sie etwas gesagt hatte, was bestenfalls unüberlegt und schlimmstenfalls unschicklich für eine unverheiratete, römische Frau war, drehte sich das Gespräch auch schon um die Vögel im Käfig und Axilla schaute skeptisch zu den gefiederten Gesellen.
    “Und wie kriegt man sie dann wieder von dem Baum runter, wenn sie da festgeklebt sind? Man kann sie ja nicht einfach runterreißen, dann gehen ja ihre Füße kaputt?“
    Was in der Welt der Vogelfänger wohl kein wirklicher Hinderungsgrund war, es nicht doch genau so zu machen, aber bei Axilla einige Fragen aufwarf. Immerhin wollte man die Tiere doch herzeigen, und verletzt waren sie sicher nicht so schön und so wertvoll wie unverletzt.


    Bei Severus’ Kommentar zu dem Opfern musste Axilla wirklich offen lächeln. Er sah das ganze sehr pragmatisch, wenn er selbst das gesunkene Schiff schon als Opfer für Neptun ansah, und auch jetzt hier nicht direkt begierig darauf schien, dem Gott viele Gaben darzubringen, nur weil man sich den Tiergarten und die Umgebung bei seinem Tempel angeschaut hatte.
    “Nun, ich eigentlich schon. Mein Hauslehrer hat immer gemeint, eigentlich hätte ich als Dryade geboren werden sollen, nur die Parzen hätten da eine Kleinigkeit bei meiner Geburt verwechselt.“
    Eigentlich hatte er Eichhörnchen gesagt, aber Dryade klang einfach besser und erfüllte denselben Zweck.
    “Daher mag ich Fauna und Faunus eigentlich besonders. Aber weißt du was?“ Und wieder ohne darüber nachzudenken hakte sie sich einfach bei ihm ein. Erst, als ihr Arm schon an seinem lag, merkte sie, dass soviel Nähe und Körperkontakt vielleicht unpassend waren und schaute etwas erschrocken und entschuldigend hoch, und auch das Lächeln wich einem sehr unsicheren Ausdruck. Aber jetzt konnte sie ihn nicht einfach so loslassen, und weiterreden musste sie ja auch, sonst gab ihr Satz keinen Sinn.
    “Ähm, also… ich opfere ihm später. Er wird deshalb sicher nicht böse sein. Aber vielleicht sollten wir langsam hinaufgehen, sonst siehst du ja gar nichts mehr von der Aussicht.“
    Ihren Arm hatte Axilla während des Redens wieder soweit gelockert, dass er ihr seinen Arm ohne weiteres ganz leicht entziehen konnte, ohne dass es nach einer Abweisung ausgesehen hätte. Sie wusste, sie hatte das nicht tun dürfen und war daher jetzt auch sehr verlegen über die Situation, die sie herbeigeführt hatte. Sie sollte wirklich besser wieder mehr denken, schalt sie sich.

  • Axillas schwärmerischer Blick fiel Severus zwar auf, aber seinen eigenen, ebenfalls schwärmerischen Blick für Axilla bemerkte er nicht. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sein Blick vielleicht etwas zu lange auf ihr ruhte und er dabei so seltsam lächelte.


    "Ich bin zwar kein Experte, aber ich denke, dass man den leim vorsichtig lösen kann, ohne den Vogel zu verletzen. Ich glaube aber auch schon mal gehört zu haben, dass es Leim gibt, den man mit Wasser oder so lösen kann. Aber, wie gesagt, ich bin da kein Experte." Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.


    "Eine Dryade, ja? Naja, als Nymphe würdest du schon durchgehen. Ähm... also... rein vom Aussehen her... ähm..." Irgendwie fühlte sich sein Gesicht gerade so warm an. Das lag sicher daran, dass er leicht errötete. Als sich Axilla dann bei ihm einhakte, wurde er noch ein wenig roter im Gesicht, doch ihr entschuldigender Blick machte alles gut. Jedenfalls ärgerte er sich nicht darüber, rot geworden zu sein. "Ähm ja... gehen wir mal hoch. Aber nicht zu schnell, es ist irgendwie so warm geworden." Während sie losgingen, ließ Severus ihren Arm bei sich eingehakt. Er hatte auch das Gefühl, dass er mehr auf Axilla sah als auf den Weg, aber er konnte daran auch nichts ändern. Dazu sah er die junge Iunierin viel zu gerne an.

  • Er fand sie wohl wirklich hübsch! Sie hatte ihren Kommentar einfach nur gedankenlos dahingesagt, ohne Hintergedanken oder gar, um nach Komplimenten zu fischen, und trotzdem bekam sie eines. Schon wieder.
    Und er sah sie die ganze Zeit über an. Sie gingen langsam zu dem Weg, der hinauf zum Paneion ging, aber trotzdem sah er die ganze Zeit zu ihr herunter. Axilla bemerkte ja nicht viel im Allgemeinen, aber das bemerkte sie schon. Vor allem wie er sie ansah…


    Ein ganz merkwürdiges Gefühl begann sich in ihr breitzumachen. Und je länger sie darüber nachdachte, was es war, umso klarer wurde ihr, dass sie Angst hatte. Ja, richtige, profunde Angst. Nicht vor ihm, das sicher nicht. Sie griff seinen Arm beim Gehen etwas fester und kam ihm daher auch etwas näher, genoss es auch richtig. Sie vermisste dieses beschützte Gefühl in der Nähe eines Mannes und genoss seine Nähe daher jetzt besonders.
    Aber sie hatte Angst vor dem Fluch. Was, wenn er sich in sie verliebte? Und sie sich in ihn? Dann würde er weggehen. Alle gingen dann weg. Jeder Mann, für den sie Gefühle hatte, selbst egal, welche. Ihr Vater war gestorben. Silanus war gegangen, erst nach Rom, und dann schließlich ans andere Ende der Welt, nach Confluentes. Dann Timos, den sie seitdem auch nur ein, zwei Mal gesehen hatte und der sie nicht einmal besucht hatte, als sie krank war. Zuletzt selbst Rufus, mit dem sie eigentlich nur befreundet hatte. Severus war Nauarchos, der nur auf sein Schiff wartete. Ganz sicher würde er fortsegeln, sobald sie irgendwelche Gefühle für ihn entwickelte. Ganz bestimmt. Und sie wollte nicht, dass er wegging.
    Pluto musste viel Spaß haben, sie mit diesem Fluch so zu belasten! Und dabei wusste Axilla nichtmal, was sie dem Gott getan haben könnte. Oder Venus, oder irgendeiner Gottheit.


    So wurde sie etwas schweigsamer und auch etwas bedrückter, während sie so sich auf den Weg machten. Es dauerte eine Weile, bis sie merkte, dass sie gar nichts mehr sagte. Aber was sollte sie dazu eigentlich genau sagen? Severus würde sie für verrückt halten, und abgesehen davon konnte sie es ihm sowieso nicht sagen. Sie konnte ihm ja nicht einfach unterstellen, er würde für sie Zuneigung empfinden. Nein, das ging gar nicht.


    “Hast du eigentlich eine große Familie?“ fragte sie also, um überhaupt irgendwas zu sagen. Sie konnte ihn ja nicht jetzt fortan anschweigen, nur weil er sie ansah.

  • Severus merkte, wie sich Axillas Stimmung veränderte. Er wusste nicht, warum. Er wusste nur, dass sie irgend etwas zu bedrücken schien. Sie war doch hoffentlich nicht schon jemandem versprochen? Wenn doch, konnte man die Verbindung vielleicht lösen. Immerhin war ein Octavier ja kein schlechter Fang. Die Gens Octavia war nun doch nicht ganz unbedeutend. Axillas Frage kam da direkt als passendes Stichwort.


    "Also, die Gens Octavia ist schon ziemlich groß und weit verzweigt. Ich kenne leider nur meinen Familienzweig, der auf Oppius Octavius Ecidius zurückgeht, aber der ist schon recht groß. Und ziemlich vielseitig. Meine Cousins Marcus Octavius Maximus und Gaius Octavius Victor sind Senatoren. Victor war sogar Praefectus Urbi gewesen. Mit dem einstigen, leider inzwischen verstorbenen, Censor Civero Octavius Anton bin ich auch verwandt. Und in meiner Heimatstadt Ostia ist Faustus Octavius Macer Duumvir. Frag mich aber nicht, wie ich mit dem verwandt bin!" Severus lachte. "Ich verliere ganz gerne mal den Überblick bei dieser großen Verwandtschaft. Es dienen noch einige in den Legionen und in der öffentlichen Verwaltung. Händler sind auch einige dabei. Schade ist nur, dass ich keine direkten Verwandten mehr habe. Meine Eltern sind tot und Geschwister habe ich leider auch keine. Aber das wird durch meine anderen Verwandten ganz gut kompensiert. Vor allem ist der Zusammenhalt in der Gens sehr gut. Ich könnte einfach einen Brief nach Rom schreiben und würde genug Geld bekommen, um mir einfach ein neues Schiff zu kaufen und wieder über die Meere zu segeln. Was ich natürlich nicht mache, weil ich mir das selbst erarbeiten will. Das hat mich mein Vater gelehrt, dass ich hartnäckig bleibe. Und wie sieht das bei dir aus? Ihr Iunier seid ja nicht ganz unbekannt, immerhin habt ihr den ersten Consul gestellt!" Dass es auch ein Iunier war, der Caesar ermordet hatte, verschwieg er lieber. Darauf war sie sicher nicht besonders stolz. "Seid ihr auch eine große Gens? Also, zahlenmäßig gesehen?"

  • Schweigend hörta Axilla ihm zu, wie er von seiner Verwandschaft redete. Es musste toll sein, so viele Verwandte zu haben und so viele zu kennen. Auch der Zusammenhalt erweckte bei ihr ein Gefühl, das man wohl auch als Neid hätte umschreiben können. Oh, sie unterstellte ihren Verwandten nichts schlechtes und würde niemals etwas anderes sagen. Vor allem Urgulania war bei ihr von jedweder Kritik ausgenommen. Aber dennoch glaubte sie nicht, dass sie auch so einfach zu ihren Verwandten gehen konnte. Alles, was sie hörte, war eigentlich, dass sie auf den Ruf der Gens doch mehr achten solle und sich etwas schicklicher benehmen solle und dergleichen.
    Daher erweckte Severus’ Kommentar mit dem ersten Consul Roms ein zwiegespaltenes Lächeln bei Axilla. Ja, darauf konnte man als Gens durchaus stolz sein. Das war etwas wichtiges, was einem niemand nehmen konnte. Aber es war auch manchmal eine ganz grässliche Bürde, wenn man dem damit verbundenen Anspruch auch gerecht werden wollte. Und es wie Axilla einfach nicht schaffte.
    “Wir waren es mal. Jetzt nicht mehr…“ Axilla beobachtete einen Vogel, der vorbeiflog, und sah ihm ein wenig sehnsüchtig hinterher. Es war eine Taube. Sie flog immer höher in den blauen Himmel, bis sie schließlich nur noch ein kleiner Punkt im nirgendwo war. Axilla lehnte im gehen ihren Kopf leicht an Severus Arm und begann etwas abwesend von ihrer Famlie zu erzählen.
    “Ich kenn viele aus meiner Familie nur vom Hörensagen. Weißt du, meine Mutter war immer sehr krank und konnte nicht reisen, und wir wohnten etwas außerhalb von Taracco und…
    In meinem Teil der Familie waren alle Männer Soldaten. Mein Vater hatte noch fünf Brüder. Er war der zweitgeborene. Mein Onkel Lucullus und Onkel Decula fielen in Parthia. Macro war bei den Cohortes Urbanae und wurde da im Dienst getötet. Serenus fiel im Dienst für die Legio I. Onkel Varus starb vor nicht ganz einem Jahr hier in Nikopolis an einer Krankheit. Und Vater fiel….“

    Axilla konnte den Satz nicht beenden und richtete sich wieder gerader auf, rückte etwas von Severus ab. Nein, sie wollte nicht über ihren Vater sprechen. Lieber schnell weitererzählen.
    “Aus dem Zweig, aus dem auch Silanus stammt, der jetzt Präfekt der Ala in Confluentes ist, gab es auch noch einen Soldaten….Valentius. Silanus Bruder. Er starb nach seiner Rückkehr vom Feldzug mit dem großen Decimus Maximus an einer Wunde, die sich wohl noch entzündet hatte, soweit ich weiß.
    Dann gibt es noch den dritten Zweig meiner Familie. Da gab es Zissou… der wurde in Rom am Markt erstochen… Soweit ich weiß, war er Priester. Und Iunia Attica, sie war am Kaiserhof tätig, bevor sie nach Ägypten kam. Irgendein procurator. Sie ist gestorben, zusammen mit meiner Cousine Alba und Varilla, kurz nach meiner Ankunft. Sie hatten eine Reise nach Süden zu den Katarakten gemacht und wurden überfallen.“

    Ja, bislang hatte Axilla nur einen lebenden Verwandten erwähnt, und der war weit weg.
    “Ich habe noch zwei Cousins – also echte, dritten Grades - in Rom, Regulus und Merula. Merula ist soweit ich weiß auch Priester, und damit wohl der einzige Nicht-Soldat in meinem Zweig der Familie. Vielleicht ist das auch besser… Und natürlich Urgulania, sie wohnt ja mit mir in der Casa und passt auf mich auf. Ich kann hier ja nicht allein bleiben, so unverheiratet und so. Sie ist Exegetes für die Stadt.“
    Die Erwähnung ihrer Cousine brachte das erste Lächeln wieder zurück auf Axillas Gesicht. Sie liebte ihre Cousine wirklich sehr und verehrte sie für ihre Selbstsicherheit und Gewandtheit.


    Von Narcissas Zweig der Familie wusste Axilla nichts, ebenso wenig wie von ihrem neuen Verwandten Brutus, der von Silanus in die gens aufgenommen worden war. Folglich konnte sie darüber auch nichts erzählen.


    “So gesehen gibt es wohl nicht mehr so viele Iunier…“ gestand Axilla etwas kleinlaut ein. Und besondere Positionen hatte auch keiner, wie etwa Senator. Wobei Präfekt der Ala ja nicht nichts war und Exegetes hier in Alexandria auch etwas wichtiges war. Dennoch hätte sie lieber mehr angegeben mit ihrer Verwandtschaft.

  • Severus war schockiert, von so vielen unnatürlich Gestorbenen in Axillas Gens zu hören, aber er ließ es sich nicht anmerken. Dass sie der Tod ihres Vaters wohl besonders getroffen hatte, konnte er gut nachvollziehen. Ihn selbst hatte es ja auch schwer getroffen, als er vom Tod seines Vaters erfahren hatte. Dass es nur noch so wenige waren, musste für Axilla sicher schlimm sein. "Immerhin dienen fast alle dem Imperium - oder haben ihm gedient. Das ist doch auch was, oder nicht?" Es war, zugegeben, kein perfekter Versuch, das Positive an Axillas Verwandtschaft hervorzuheben. Aber immerhin ein Versuch.


    "Wo du gerade Urgulania ansprichst... Ich würde gerne eure Casa besuchen und mit ihr sprechen, damit sie uns ihr Einverständnis gibt, dass wir uns häufiger sehen können. Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen und dich besser kennen lernen. Wenn du nichts dagegen hast?" Severus blieb stehen und drehte sich zu Axilla, um ihr in die Augen sehen zu können. Ein Bitten war in seinen Augen zu erkennen. Hoffentlich sagte sie nicht 'Nein'. Er hatte noch nie eine Frau wie Axilla getroffen und er mochte sie. Sehr sogar.

  • “Ja, das ist eine große Ehre“, antwortete Axilla auf seinen Versuch, sie aufzuheitern. Es war eine große Ehre, für das Imperium sterben zu dürfen. Ein ehrenvoller Tod, ohne Makel. Ihr Vater hatte es ihr auch so beigebracht. Die Hügel Roms waren schon immer auf den Knochen der Iunier errichtet gewesen, seit der Republik. Auch wenn das Ende derselben für die Iunier nicht gerade ruhmreich war, dank Marcus Iunius Brutus.
    Sie war noch ganz in Gedanken, als Severus sie für sie plötzlich herumdrehte und ihr in die Augen schaute. Und was er dann sagte, ließ Axilla einen Moment völlig sprachlos einfach da stehen.
    Er… wollte…sie….sehen…. die Worte tropften zäh wie Honig in Axillas Bewusstsein und es dauerte eine ganze Weile, bis so etwas wie Erkenntnis in ihren Augen dämmerte, und noch länger, bis diese einem ehrlichen Schreck wich. Er wollte sie näher kennen lernen! Und dafür Urgulanias Einverständnis!
    Aber der Fluch! Axilla wollte doch nicht, dass er so schnell schon wieder ging! Etwas betreten sah sie weg und rang nach einer richtigen Antwort. Das war wieder so eine Situation, wo sie am liebsten einfach weggelaufen wäre. In ihren Beinen fühlte sie schon so ein Zucken, oder war es doch nur ein Zittern? Sie suchte nach einer Antwort, fand aber nur laufend neue Fragen. Hatte sie etwas falsch gemacht? War das Einhaken schuld, war es zu schnell gewesen? Oder war es etwas anderes, das sie getan hatte? Sie wollte doch, dass er blieb! Er sollte nicht gehen!
    “Ich will nicht, dass du weggehst“, kam es schließlich ziemlich zusammenhanglos aus Axilla heraus, ehe sie merkte, was sie da sagte. Peinlich berührt ging sie noch einen Schritt von Severus weg, vielleicht würde das den Fluch ja abhalten. Zumindest brachte es ihr etwas mehr Ruhe, die durcheinanderpurzelnden Gedanken zu ordnen.
    “Ich… ich meine… also…. Ich wollte sagen… weißt du, also…es ist heute so schön, und…ich mag dich, und… NEIN! Also, das mein ich nicht. Also, ich will sagen, dass…also, doch schon, ja, aber wenn… dann gehst du und…“
    Axilla merkte, dass sie gleich weinen würde. Hier, auf halbwegs offener Straße, so man den Weg den Hügel hinauf so bezeichnen wollte. Das wollte sie nicht, das gehörte sich nicht. Das machte eine römische Frau unter gar keinen Umständen. Und sie wollte sich auch gefühlsmäßig gar nicht so vor Severus echauffieren. Aber die Situation war ihr mit seiner Anfrage völlig über den Kopf gewachsen und sie wollte nur noch in Sicherheit fliehen. Das Problem war nur, es gab keinen Ort, der Sicherheit versprach, und so wusste sie gar nicht, wohin sie hätte fliehen sollen und stand stattdessen stammelnd und zitternd einfach da, während sie eine Antwort suchte, die schlichtweg richtig war.
    Sie wollte ja, dass Severus mit Urgulania vielleicht sprach und wollte gerne viel Zeit mit ihm verbringen. Aber dann würde er weggehen, davon war sie felsenfest überzeugt, und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Denn es stimmte, sie mochte ihn wohl gern, so man das nach der kurzen Zeit sagen konnte.

  • Erst dachte Severus, er wäre vielleicht zu vorschnell gewesen, zu fragen. Doch dann kam ihre Antwort und jetzt verstand er gar nichts mehr. "Wieso sollte ich weggehen? Ich bin doch gerade erst hier angekommen. Ich verstehe nicht, was du mir damit sagen willst?" Fragend sah er sie an und versuchte, aus ihrer Reaktion schlau zu werden.

  • Panik stieg in Axilla auf. Wie sollte sie das erklären? Er würde sie doch für verrückt halten, wenn er das nicht jetzt schon tat. Sie suchte nach einer Antwort, schaute hilfesuchend herum, aber weder die Bäume noch das Gras hatten eine vernünftige Antwort gnädigerweise auf sich draufgeschrieben. Und auch kein Gott verwandelte sie just gerade jetzt in Wind, so dass sie einfach verschwinden konnte, wie sie es am liebsten würde.
    “Ich…“ Sie machte mit den Händen eine hilflose Geste. Sie wollte ja so unbedingt es ihm verständlich machen, aber dann würde er sie für verrückt halten, ganz sicher! “Es ist, dass ich… Wie sollte sie ihm das nur begreiflich machen? Und wenn er es verstand, dann würde er ja bestimmt auch gehen! Die Welt schien über Axilla mit einem Mal einzubrechen, als all das, was sie sonst einfach überspielte, auf sie einzuprügeln schien.
    “Jeder, den ich mag, geht weg oder stirbt! Jeder! Ich…“ Und jetzt weinte sie, und weil sie sich dafür schämte, drehte sie sich ruckartig von ihm weg, damit er es nicht sah. Sie wollte doch so gerne ruhig und vornehm und matronenhaft sein, wie es eine römische Frau sein sollte. Nicht so ein emotionsgeladenes Häuflein Elend, das alles kaputt machte! Bestimmt mochte er sie jetzt auch schon nicht mehr. Sie war verrückt, ganz bestimmt. Wer mochte schon Verrückte?
    "Ich bin verflucht..." weinte sie noch leise und wollte am liebsten im Boden unter ihr versinken.

  • Das war nun eine Situation, mit der Severus durchaus umgehen konnte. Seeleute waren meistens sehr abergläubig und da kam es auch schon mal vor, dass sich jemand für verflucht hielt. Oder dass jemand eine andere Person für verflucht hielt. Oder das Schiff. Da war es dann seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Fluch gebrochen wurde. Zumindest in der Vorstellung der betreffenden Person.


    Severus ging zu Axilla und legte seine Hand vorsichtig auf ihre Schulter. Ganz sanft nur. "Dann müssen wir halt einen Weg finden, den Fluch zu brechen, der auf dir liegt. Das muss möglich sein. Außerdem liegt auf mir kein Fluch und ich möchte bei dir sein. Also muss da dein Fluch erstmal gegen ankommen. Weggehen werde ich nicht. Jedenfalls nicht, so lange ich es nicht will. Und sterben werde ich schon gleich gar nicht. Da bin ich außerordentlich zäh und außerdem unter Neptuns Schutz. Da wir hier recht nah am Wasser sind, wird dieser Schutz auch noch wirksam sein." Er hatte ganz neutral gesprochen, so dass sich Axilla ernst genommen fühlte.

  • Ein bisschen erschrocken zuckte Axilla zusammen, als sie so plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter fühlte. Sie hatte eher erwartet, dass sich Severus umdrehen würde und schnurstracks einen möglichst großen Abstand zwischen sie und sich bringen wollte. Aber er war da, und meinte todernst, dass er den Fluch brechen wollte. Sie wischte sich die ihr so peinlichen Tränen hastig mit dem Handrücken aus den Augen, blieb aber von ihm abgewendet. Sie wollte nicht, dass er doch noch irgendwo eine Träne sah, oder glänzende Augen.
    “Du hältst mich nicht für verrückt?“ fragte sie unsicher und lugte dabei nur so halb über ihre Schulter zurück zu ihm. Doch der kurze Blick auf ihn gab ihr den Eindruck, er meinte seine Worte wirklich ernst. Und wenn er ernst meinte, dass er daran glaubte, dass sie verflucht war, dann meinte er auch ernst, dass er den Fluch brechen wollte. Und das wiederum bedeutete, er meinte ernst, dass er bei ihr sein wollte.
    Noch einmal schaute Axilla über ihre Schulter zurück, diesmal aber etwas länger. Wieso wollte er sie kennen lernen? Sie hatte so viele Fehler, soviel Chaos. Wenn sie sich selbst hätte beschreiben müssen, hätte das wenig liebenswert geklungen. Und doch berührte er sie und wollte bei ihr sein. Und er hatte wundervoll graue Augen.

  • "Wieso sollte ich dich für verrückt halten? Ich hatte auch schon verfluchte Besatzungsmitglieder. Bislang ist es mir immer gelungen, die Flüche zu brechen. Vielleicht dauert es eine Weile, aber ich werde es schaffen. Ein Octavier gibt niemals auf!" Severus drückte Axillas Schulter aufmunternd. "Vertrau mir, wir schaffen das." Lächelnd sah er sie an. Es war ein aufmunterndes, zuversichtliches Lächeln.

  • Einen Moment schwieg Axilla und überlegte. Sie war so felsenfest davon überzeugt, dass ihr Fluch sowieso jeden vertreiben würde, dass sie sich nie wirklich Gedanken darum gemacht hatte, was wäre, wenn nicht. Aber Severus schaute so zuversichtlich drein, und offenbar hatte er schon Erfahrung mit Flüchen. Wenn er schon bei seiner Besatzung ein paar gebrochen hatte, vielleicht konnte er diesen auch überwinden.
    Und das wiederum warf nun ernste Fragen auf. Er wollte mit Urgulania sprechen, damit sie sich öfter sehen konnten. Wenn er den Fluch wirklich überwinden konnte, dann war das etwas ernstes. Er fand sie hübsch, er mochte sie. Wollte sie das? Es war schwer, so ernsthaft darüber nachzudenken, denn Axilla war vieles, aber nicht berechnend. Eigentlich entschied sie alles aus dem Bauch heraus, nur der war im Moment völlig durcheinander.


    “Wir sollten weitergehen. Also, den Hügel hoch. Wir stehen hier schon so lange und das sieht komisch aus“, wechselte Axilla das Thema, wie immer, wenn ihr ein anderes Thema im Moment Kopfschmerzen bereitete. Dennoch bekam Severus statt einem geschauspielerten Lächeln zu ihren Worten einen entschuldigenden Blick, der sehr ehrlich gemeint war. Sie war ihm dankbar für seine Worte und seine Art, und es tat ihr leid, dass sie nicht gleich eine Antwort parat hatte.
    Sie ging ein paar Schritte und wartete dann, damit er sich ihr anschloss. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich wieder bei ihm einhaken sollte oder besser nicht. Vom Gefühl her wollte sie es gerne, aber sie traute sich nicht, weil sie sich doch mehr als nur ein wenig seltsam verhalten hatte. Also wartete sie, ob er vielleicht eine wie auch immer geartete Initiative ergreifen würde und überlegte derweil, was sie ihm nun als Antwort auf seine Frage sagen sollte.

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