Die bunten Marmormosaike auf den flavischen Boden glänzten im Schein der Öllampen, die an vielen Stellen der villa aufgestellt worden waren. Die Vorhänge vor den geöffneten Fenstern zu dem Gartenteil wogten im sanften Abendwind hin und her, bauschten sich für einige Herzschläge zu prallen Segeln auf und fielen dann sachte wieder hinab als einige Hände sie zur Seite strichen und sorgfältig mit einem goldenen Band am Rande des Fensters befestigte. Blumen schmückten die Gänge vom Eingang bis zu dem peristylium, aber auch der große Innenhof- mit dem Garten und dem Säulengang- selber war mit Blütenkränzen geschmückt, geflochten aus weißen Rosen mit blauen Strahlenanemonen. Disharmonische Klänge tönten durch das peristylium, was noch heute Abend mit den patrizischen und anderen Gästen aus einigen römischen Familien gefüllt werden sollte. Die Musikanten, griechische Sklaven, die für die Verlobungsfeier für den Hörgenuß sorgen sollten, stimmten eifrig und sorgfältig die Seiten ihrer Instrumente, von der Kithara bis zur Chelys und der Barbiton. Wenn auch alles sehr kurzfristig organisiert werden musste, so waren viele Sklavenhände fleißig gewesen, damit ein exquisites Mal und die Dekoration in die villa gezaubert werden konnte.
Die Sonne stand schon tief über Roms Firmament und Marcus am Eingang zu dem hortus. Noch vor wenigen Stunden hatte er die Rüstung und tunica eines centurio getragen, nun, frisch gebadet, immer noch vom dem Ritt erschöpft, der ihn eilends nach Roma gebracht hatte, war er in eine violettblauen toga gehüllt, die die elfenbeinfarbene tunica darunter größtenteils überdeckte. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und gab sich noch den letzten Momenten von Ruhe und der Stille des Gartens hin, bis ihn ein weiterer disharmonischer Ton marginal zusammenzucken ließ. Er wandte sich ab und ging zurück in die Festräumlichkeiten. Zufrieden betrachtete Marcus die elegant geschwungenen Klinen aus tiefdunklem Zedernholz, die passend zu der Blumendekoration in Blautönen erstrahlten mit silbrigweißen Zierbändern. In der Mitte erstrahlte der flavische Garten in einem Meer aus Farben- in Hauptsache durch die prachtvollen Blüten der Rosen des Hausherren, Flavius Felix. Marcus betrachtete die dunkelhaarigen Männer, die zwischen den Rosen saßen und sich noch weiter mit ihren Instrumenten beschäftigten. Es würde vielleicht nicht mehr allzu lange dauern, bis die ersten Gäste eintreffen würden. Dennoch trieb Marcus die Rastlosigkeit immer wieder zwischen den Säulengang, der von der Wärme des Tages noch angenehm temperiert war, und den restlichen Räumen der villa hin und her.
Grübelnd stand Marcus nun am Rande des Säulenganges und betrachtete einige Sklaven, die noch die letzte Blumendekoration auf den Tischen- mit den hellen und dunklen Holzverzierungen und den Mosaiken auf der Oberseite- zu Recht rückten. Schon vernahm Marcus hinter sich leichte Schritte, die womöglich von einem bedachtsamen Sklaven stammen konnten oder einer Frau. Es konnte durchaus schon ein Gast sein, der von einem der bereit stehenden Sklaven in das Innere des Hauses geführt wurde. Das kaum hörbare Klimpern von Schmuck verriet ihm dann doch: Es konnte nur eine Frau sein. So wandte sich Marcus um und lächelte breit, trat auf die junge Frau zu, neigte den Kopf zum Gruße und ergriff, da er in dem Abendlicht nur die Sklaven von Epicharis sonst ausmachen konnte, sanft ihre Hand.
„Salve Epicharis. Wie schön, daß doch ein Bald aus dem Wiedersehen werden konnte. Ein wundervolles Strahlen erfüllt die villa im Glanze Deiner Schönheit. Aber meine belanglosen Worte können Deinen Liebreiz und Deine Anmut kaum beschreiben. “
Marcus Augen füllte ein warmer Glanz als er Epicharis Hand hob und sachte ihre Fingerspitzen küsste und dann wieder die zierliche Hand der Besitzerin überließ.
Auch die Nicht-Flavischen Gäste dürfen mit Umgehung der Tür hier einfach schreiben.