Oikos des Timokrates

  • Direkt am Argeusboulevard, nicht weit vom Alexanderplatz entfernt in einer der besseren Gegenden des Broucheion liegt das Haus des Timokrates. Es gehört eigentlich Ioshua Hraluch, der hier als Jude aber nicht wohnen darf. Deshalb vermietet er das Haus, derzeit an Timkorates Kyrenaikos.


    Bisher ist nur der obere Teil des Gebäudes bezogen, die Läden sowie der Frauentrakt sind noch leer. Das Haus ist frisch hergerichtet, der Boden aus Marmor, die Wände bemalt, es gibt einen kleinen bukkolischen Hof und einige kleinere Statuen, die allerlei Gestalten aus der wilden Jagd des Dionysos, Liebesgottheiten, kleine beflügelte Jungs mit Pausbäckschen oder andere Naturgestalten darstellen, vorwiegend aus dunklem Marmor. Die Säulen sind überraschenderweise im ägyptischen Stil gehalten, ein interessanter Kontrast zu dem sonst sehr griechischen Flair des Hauses. Der Vorbesitzer muss einen ausgeprägten Hang zu bukkolischer Hirten- und Naturromantik besessen haben, was Timokrates eigentlich ein wenig zu bieder ist, aber für seine Ansprüche vorerst genügt.

  • Ranshid, der lustige Inder


    Die Türe wird geöffnet und ein kleiner, sehr exotisch wirkender Mann mit Turban und grauem Schnurrbart verbeugt sich lächelnd vor dem Besucher. Zahlos grinst der Akhom an.


    "Willkommen an der Tüwe des bescheidenen Hauses von Meister Timokwates. Was kann ich füw dich tun, mein Fweund?"

  • Ranshid, der lustige Inder


    Ranshid überlegt fieberhaft. Was hat der Herr gesagt? Er geht im Kopf nochmal die Liste der erwarteten Besucher durch, aber bemerkt, dass sie ihm wohl entfallen ist. Jetzt steht er vor einer sehr schwierigen Entscheidung: Erst nochmal nachfragen und den Besucher draußen stehen lassen oder den Besucher einfach reinlassen. Letzteres würde Timokrates vielleicht entzürnen, ersteres den Gast. Da Ranshid aus einem Land kommt, wo Gastfreundschaft groß geschrieben wird, Timokrates nur sein Vorgesetzter im Rahmen eines ökonomischen Zweckbündnisses ist und nicht sein Herr und der Mann einen recht ordentlichen Eindruck macht, entscheidet er sich für reinlassen.


    "Hewzlich willkommen, Akhom. Es ist miw eine Fweude, dich als Gast in Timokwates Haus zu haben. Bitte folge miw!"


    Er weist ins Innere des Gebäudes und führt den Besucher in einen schönen, ägyptisch angelegten Innenhof mit zahlreichen exotischen Pflanzen und weist auf eine Kline, neben der eine Schale mit Naschereien und Wein steht.


    "Einen Moment noch bitte, ich hole den Herren."


    Dann verschwindet er.

  • Nach einiger Zeit spaziert Timokrates in den kleinen Hof. Er hat die Arme weit geöffnet und strahlt den Gast familiär an.


    "Chaire Akhom, Willkommen in meinem bescheidenen Heim! Kann ich irgendetwas für dich tun?"

  • Zitat

    Original von Timokrates Kyrenaikos
    Nach einiger Zeit spaziert Timokrates in den kleinen Hof. Er hat die Arme weit geöffnet und strahlt den Gast familiär an.


    "Chaire Akhom, Willkommen in meinem bescheidenen Heim! Kann ich irgendetwas für dich tun?"


    Akhom war überrascht über die freundliche Begrüßung.


    Chaire Timokrates, ich bin hier um unser Gespräch von letzter Woche fortzuführen. Du weißt sicherlich, jenes in der Taverna...

  • Timokrates lehnt sich lässig auf seine Kline und fischt nach einem Ast Trauben aus der Schüssel neben sich.


    "Ja, klar. Ich erinnere mich. Wir haben über ein "Geschäft" gesprochen..."


    Timokrates zupft sich mit den Zähnen eine Traube ab und zerkaut sie genüsslich. Dann lehnt er sich vor und deutet auf die Schalen, wobei er mit vollem Mund spricht.


    "Bedien dich ruhig. Es ist genug da."


    Dann führt er weiter aus:


    "Es ging um die Politik, wenn ich mich recht entsinne... Und um deinen Vater..." Dann macht er eine Pause und steckt sich noch eine Traube in den Mund.

  • Timokrates blickt den Besucher bedeutungsschwanger an. Er beugt sich vor und meint im vertraulichem Ton: "Was deinen Vater angeht, könnte ich dir vielleicht behilflich sein. Ich habe da so meine Kontakte."


    Er lächelt Akhom an. Ein Lächeln, das schwer einzuschätzen ist.


    Dann dreht er sich aprupt um.


    "Möchtest du einen Tee oder eine Pfeife?"

  • Ich verstehe... Nunja, es wäre mir schon sehr wichtig diejenigen zu finden die dafür verantwortlich sind, dass er eines Morgens als Leiche aufgewacht ist, aber nicht um jeden Preis...


    Ja bitte, ich hätter gerne etwas Tee...

  • Als Leiche aufgewacht... Interessante Formulierung... Timokrates bevorzugt die Pfeife, auf deren Kopf ein Bediensteter ein Stück Kohle legt. Mit blubberndem Geräusch zieht sich der Rauch durch das Wasser um durch den Schaluch in Timokrates Mund zu gelangen, von wo aus er in dicken, weißen Schwaden aufsteigt.


    "Keine Angst, ich denke nicht, dass der Preis zu hoch sein wird. Ich dachte da eventuell an ein politisches Zweckbündnis...


    Timokrates hält kurz inne um zu sehen, wie der Alexandriner darauf reagiert.

  • Ranshid, der lustige Inder


    Ein schöner, kühler Lustgarten irgendwo in Nordindien. Es duftet nach Jasmin und Ranshid liegt auf einem Kissenberg mitten im Garten. In seinen Armen räkeln sich zwei bildhübsche indische Gottheiten. Ranshid lächelt eine von ihnen freundlich an und sie fängt seinen Blick mit ihren heißglütigen, verführerischen Augen auf. Ranshid flüstert ihr etwas nettes ins Ohr. Die Göttin öffnet zur Antwort mit ihrem zuckersüßen, rosigen Mund und heraus kommt ein ohrenbetäubendes Klopfen! Rwuhe! schreit Ranshid sie an. Höw auf! Aber es nutzt nichts.


    Fluchend wuchtet sich Ranshid aus seinem Bett, schlüpft in seine Pantoffeln und fischt nach der Petroleumlampe. Schlaftrunken tastet er sich die Gänge des Anwesens entlang, bis die Hände irgendwann die Türe finden. Ranshid öffnet. Wahrscheinlich nur irgendein betrunkener Idiot, der seine eigene Wohnung nicht mehr findet oder einfach nur Radau machen will.


    "Ja, was wünscht du?"

  • "Chaire und gute Nacht, ehrenwerter Herr. Ich bin Nicolaus Athenois, Sohn des Philon, und bitte dich, mich für diese Nacht in deinem Haus aufzunehmen. Ich werde in kürze Studien am Museion beginnen, jedoch brauche ich eine Unterkunft, bis ich mich dort anmelden kann.", antwortete Nicolaus in einer Koiné, die stärker attisch gefärbt war als sonst üblich. Dabei betonte er jedes Wort sauber und erlaubte sich auch keine Abkürzungen oder Undeutlichkeiten. Das Gesicht des Fremden am Tor schimmerte im Licht der Öllampe blass, es war ebenmäßig und jung. Der Fremde, also Nicolaus, trug eine ausgeblichene aber saubere Tunika, einen dünnen Lederriemen als Gürtel und wadenhohe Stiefel. Über seinem Rücken hing ein verschlissener Lederbeutel, dessen Material spröde war. "Bist du der Herr des Hauses oder ist dieser ein anderer? Falls der zweite Fall es sein sollte, wäre es gut, wenn du deinen Herren herbeiholen könntest, oder mir Auskunkft darüber geben könntest, ob du befugt bist, über eine kurzzeitige Aufnahme in dieses Haus zu entscheiden."

  • Da Ranshid den größten Teil seines Lebens in dem Land zwischen Indus und Ganges verbracht hatte, hatte er von den verschiedenen Dialekten der Koine relativ wenig Ahnung und konnte dem entsprechend auch nicht erkennen, was für ein feines und gewähltes Griechisch sein Gegenüber dort sprach. Für ihn war Nicophileaus also nur ein weiter lästiger Bittsteller und er wollte ihn schon abweisen.


    Da fällt dem Inder allerdings die Gestalt des Jünglings auf. So ein hübscher junger Bursche, lecker lecker. Ein willkommener Ersatz für die Entbehrungen des aprupten Abrisses seines Traums mit den zwei Göttinnen. Lüstern grinst er den Jungen an:


    "Natürwlich kannst du rwein kommen. Kein Prwoblem. Bitte folge mirw."


    Und natürlich wird Ranshid den Mann ein lauschiges Ruheplätzchen an seiner Seite anbieten. :D

  • Zitat

    Original von Timokrates Kyrenaikos
    "Keine Angst, ich denke nicht, dass der Preis zu hoch sein wird. Ich dachte da eventuell an ein politisches Zweckbündnis...


    So etwas in der Art hatte Akhom schon erwartet.


    Wie würde dieses aussehen?

  • Timokrates lehnt sich bequem zurück. Das könnte jetzt eine längere Ausführung werden. Ernst beginnt er, zu reden:


    "Die Sache ist die: Ich bin nach Alexandria gekommen. Ich bin ein Fremder hier, nur eine weitere Nummer in der großen Zahl der Fremden, die tagtäglich die Schiffe am Hafen verlassen um hier ihr Glück und eine neue Heimat zu finden. Und ich habe mich in der Stadt umgesehen, mit den Augen eines Fremden, unvoreingenommen habe ich die Stadt und ihre Bewohner beobachtet.


    Und mir hat diese Stadt gefallen. Mir gefällt sie immer noch. Sie ist die schönste und großartigste und bunteste Stadt, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Aber ich habe auch die Kehrseiten gesehen: Die drückende Armut und den Hass zwischen den Völkern. Und ich habe mich gefragt, was der Grund dafür zu sein scheint.


    Dann habe ich die öffentlichen Plätze besucht, die Agora, das Gymnasion, das Theater. Ich habe mit vielen mächtigen, reichen und einflussreichen Männern geredet, mit Großhändlern, Magistraten und Demagogen. Und dort ist mir aufgefallen, wo das Problem dieser Stadt liegt: Alexandria wird seit Jahrzehnten von alten und selbstgefälligen Männern regiert, Männern, die sich einen Dreck um das Volk scheren und damit beschäftigt sind auf ihren Landsitzen weitab der Stadt zu sitzen und sich den Bauch vollzuschlagen. Ihre Politik besteht darin, die eigenen Pfründe zu sichern und Intrigen zu spinnen um ihren Reichtum zu vergrößern. Das Herz der Stadt ist faul.


    Deshalb habe ich beschlossen, in die Politik zu gehen. Diese Stadt braucht einen Führungswechsel, einen neuen Frühling. Die alte und korrupte Elite hat versagt, wir brauchen fähige Männer und vor allem Männer mit Idealen, Männer, die anpacken und diese Stadt zu dem machen wollen, was sie einst war."


    Dann legt er eine kurze Pause ein.


    "Aber alleine kann ich diese Ideale nicht verwirklichen. Ich brauche Männer, die bereit sind, mir zu folgen, die das selbe denken und wollen wie ich. Wärst du solch ein Mann?"

  • Akhom dachte sehr genau über die Worte von Timokrates nach.


    Nunja, ich möchte nicht nur Folgen, ich möchte auch selber gestalten. Eine gleichwertige Partnerschaft ist in dieser unserer Situation bestimmt mehr von Vortei.


    Er wollte sich nicht jetzt schon unterordnen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!