Nikolaus empfand "die Kline da vowrne" als Beleidigung. Das Haus schien sehr groß zu sein, ein Gästezimmer, sei es auch nur eine kleine Kammer irgendwo, hätte man ihm anbieten können. Doch er verzichtete darauf, mit dem schmierigen Menschen mit dem eigenartigen Akzent zu streiten. Er fügte sich und legte seinen Beutel auf der "Kline da vowrne" ab. Dann stand er einige Augenblicke regungslos vor der Kline. "Wielange willst du hier noch herumstehen?", fragte er Ranshid, dessen Name er allerdings nicht wusste. Sein Ton war eisíg. Er hatte sich für diese Frage vorgenommen, die Kälte in Ranshids Stimme noch zu überbieten. Es war ihm sehr gut gelungen. Seine Blicke durchbohrten den Inder förmlich, seine Augen schienen Gift zu versprühen.
Oikos des Timokrates
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Zitat
Original von Akhom
Natürlich, ich finde alleine heraus.Timokrates gibt sich spielerisch empört. Er will ja kein schlechter Gastgeber sein. "Aber nein, ich werde dich schon zur Türe begleiten."
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Ranshid der lustige Inder
Obwohl oder gerade weil er sich nicht ganz sicher ist, ob der seinen Job in diesem Haus morgen noch hat, grinst er nun in einem boshaften Grinsen und verbeugt sich höflich.
"Ich wewrde mich nun zurwückziehen. Gute Nacht, edlerw Herrw. Wenn du was brwauchst, rwuf mich einfach."
Dann zieht er ab.
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Nikolaus legte sich auf die Kline. Er sah Ranshid misstrauisch nach. Dann schloss er die Lider, ließ aber einen Spalt offen. Mangels anderem Kissens legte er den Kopf auf seinen Lederbeutel. Er öffnete die Augen wieder, richtete sich auf und zog die Schuhe aus. Dann legte er sich wieder hin und schloss die Augen. Er brauchte lange, um einzuschlafen. Alle Eindrücke seines ersten Tages in Alexandria schienen sein Hirn zu überfluten. In Gedanken ging er noch einmal durch das Hafenviertel, roch nocheinmal die vielen fremden Düfte, sah noch einmal die Farben, die hellen strahlenden, die schmutzigen, die widerwärtigen. Als er endlich erschöpft einschlief, war sein Schlaf nicht tief. Die Begegnung mit Ranshid hatte Unbehagen in ihm ausgelöst, dass sich nun im Schlaf fortsetzte und zu einer Art Misstrauen wurde, das seine Sinne vom Geist übernommen hatten, um über ihn zu wachen.
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Am nächsten Morgen betritt Timokrates das Zimmer, in dem sich die Kline mitsamt Nicophileaus befindet und staunt nicht schlecht. Warum schläft der Gast denn hier im Speisezimmer und nicht in einem der Gasträume? Verwundert zuckt er mit den Schultern. Dann schleicht er sich leise durch den Raum an der Kline vorbei. Schließlich will er den Besucher nicht aufwecken...
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Die Geräusche von Schritten ließen Nikolaus erwachen. Er öffnete langsam die Augen und sah den Hausherren an seiner Kline vorbeigehen. "Guten Morgen, Timokrates Kyrenaikos.", sagte Nikolaus freundlich, wennauch etwas verschlafen. "Ich hoffe du hattest einen guten Schlaf."
edi: Namen korrigiert. ich will natürlich den namen meines gastgebers nicht falsch schreiben
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Hnnng! Jetzt hat er den Gast doch aufgeweckt! Verärgert über sich selbst dreht er sich zu diesem. Aber gleich atmet er durch. Der attische Jüngling scheint sich nicht wirklich gestört zu fühlen von Timokrates Weckversuch. Er scheint kein Morgenmuffel zu sein, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen Wenigkeit.
Freundlich verbeugt sich Timokrates vor dem Fremden.
"Auch dir einen guten Morgen, Nikolaos. Ich hoffe, du hast ebenfalls gut geschlafen, obwohl es sicherlich bequemere Möglichkeiten gegeben - äh, lassen wir das: Eigentlich ganz gut, dass du schon im Spiesesaal liegst, ich wollte gerade etwas zum Frühstücken aus der Küche holen. Das Personal schläft nämlich schon wieder."
Timokrates hat letzteres gesagt, weil er nicht den (im Übrigen vollkommen richtigen) Eindruck erwecken wollte, dass er gar kein Küchenpersonal besaß. Aber so ganz gut gewählt war die Ausrede dann auch wieder nicht, wenn man auf vornehme Gesellschaft spielen will.
"Machs dir bequem, ich bring ein paar Kleinigkeiten."
Dann verschwindet er in der Küche und kommt nach einiger Zeit wieder raus mit einer Schale geschnittenes Weißbrot in der einen, einer Schüssel Wein zum Dippen in der anderen Hand. Er stellt alles auf den Tisch. Dann verschwindet er wieder und kommt mit einem ungeheuren Sammelsurium an Kleinigkeiten, Oliven, Pasten, Früchten, Kräutern, Gewürzen, einen Tiegelchen Honig und einer Kanne Fruchtsaft zurück. Er stellt alles ab und legt sich auch auf eine Kline.
"Na denn, guten Appetit."
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Nikolaus gab sich Mühe, nicht wie ein Raubtier über die Nahrung herzufallen. Schließlich musste sein Gastgeber nicht wissen, dass sein Gast seit einem Tag gar nichts und davor nur bedingt nahrhafte Nahrung zu sich genommen hatte. "Ich danke dir. Dieses Mahl ist wirklich sehr wohltuend für mich.", sagte Nikolaus und lächelte. Dann langte er noch einmal zu. Er aß mit sichtbarem Appetit. "Woher hast du den Honig? Er ist wirklich ausgezeichnet."
Sim-Off: sorry, dass du solange warten musstest. jetzt bin ich wieder da, allerdings kann es immer noch sein, dass ich einige tage brauche, um die zeit zum antworten zu finden.
[simoff]
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Timokrates schaut etwas ratlos auf den Honig. Woher hat er ihn wohl? Wahrscheinlich vom Markt, das klänge plausibel. Aber woher er vorher kam? Keine Ahnung. Er hat ihn schließlich nicht selbst gekauft, sondern das lieber dem verehrten Ranshid überlassen. Also gilt es, sich eine vernünftige Geschichte zu erfinden.
"Der Honig? Ja, der ist wirklich ausgezeichnet. Ich denke, er ist vom Pontos Euxeinos, vom kimmerischen Bosporus, genauer gesagt aus Chersonesus, das den skythischen Honig weiterverkauft. Wie man ja weiß, produzieren die Imkereien am Borysthenes den besten Honig der Welt. Ich glaube, ich muss dir nicht erzählen, was das gekostet hat."
Wahrscheinlich eine sehr dreiste Lüge, schließlich hat Timokrates nie und nimmer das Geld für Skythenhonig. Wahrscheinlich ist das wahre Herkunftsgebiet keine 10 Staden von der Polis entfernt. Aber das braucht ja Niemand weiter zu kümmern.
"Es freut mich auf jeden Fall, dass es dir schmeckt. Sag einmal, was führt dich aus dem schönen Attika nach Alexandria?"
Sim-Off: Kein Problem, war ja selber weg
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"Ich bin hier in Alexandria, um in kürze Studien am Museion aufzunehmen.", sagte Nikolaus, erfreut über das Interesse des Alexandriners. "Im übrigen reizte es mich, in diese Stadt zu ziehen, von der ich bereits viel hörte. Athen ist gegen Alexandria beinahe langweilig und provinziell." Darüber, dass er von Rom hierher gekommen war, erwähnte Nikolaus nichts. In Alexandria, wo auch einige griechische Familien lebten, die seinem Vater bekannt sein mochten, wollte er den Grund seines Fortgangs aus Athen niemandem preisgeben. Alexandria war doch noch, im Gegensatz zu Rom, eine hellenische Stadt. "Kannst du mir einige Orte nennen, die zu besuchen ich auf keinen Fall versäumen sollte?", fragte Nikolaus. Sein Gesichtsausdruck und sein Tonfall zeigten Interesse. Ihm gefiel es , schnell eine Bekanntschaft mit einem Einwohner Alexandrias gemacht zu haben. So würde er leichter hier Fuß fassen können. "Bist du hier eigentlich geboren oder bist auch du, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, Einwanderer wie ich?"
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Mit etwas nachdenklicher Mine nimmt sich Timokrates ein Stückchen Brot und tunkt es in eine Pastete. Er kann die Ausführung des Nikolais gut verstehen. Das viel gerühmte Athen ist wahrlich eine Provinzpolis, ein Kaff sondergleichen, das außer ein paar Bauern, Schafen und klug schwafelnden Gelehrtenköpfen wenig zu bieten hat. Er kommt ein wenig ins philosophieren.
"Ja, Athena mag zwar das Zentrum der Welt des Wissens und der Lehre sein, aber richtig "leben" lässt es sich nur in den großen Städten.
Eigentlich irgendwie komisch: Antiochia, Seleukeia, Rhodos, Pergamon oder eben Alexandria - all die wirklich großen und interessanten Städte des Hellenentums liegen überall auf der Welt verstreut, unser aller Mutterland hingegen ist überzogen von kleinen Bauerndörfern. Spartha, Korinth, Megapolis, Athena - in jedem Vorort Alexandrias ist mehr los als dort."
Dann stopft er das Brotstückhen in dem Mund und fährt kauend fort:
"Ah, zum Museion willst du? Der Erwerb von Wissen ist natürlich ein lobenswertes Vorhaben für einen jungen Mann in den besten Jahren. Allerdings: Gestatte mir, mich zu wundern, denn auch wenn Athen sonst nichts zu bieten hat - an gelehrten Schulen herrscht dort wirklich kein Mangel. Darf ich also fragen, warum gerade Alexandria?"
Er schluckt hinunter und macht sich gleich daran, noch ein Stückchen Brot zu nehmen. Sehr exqusite Paste, man sollte mehr davon bestellen.
"Ich bin selbst noch nicht viel in Alexandria herumgekommen und habe noch längst nicht alle Wunder bestaunen können, die die Stadt bietet, deshalb weiß ich die meisten Orte nur dem Namen nach. Außerdem habe ich eh den Eindruck, die gesamte Stadt stelle ein Kunstwerk für sich da. Sicherlich lohnt es sich neben dem Museion, einen Spatziergang durch die Gärten des Paneions zu machen, die voller Sammlungen der Wunder der Welt sind oder das große Heiligtum des Serapis zu besuchen, welches im Südwesten der Stadt liegt. Wärmstens empfehlen kann ich den Fremdenmarkt, dort herrscht ein atemberaubendes Treiben."
Dann lehnt er sich vor und zwinkert Nikolaus zu:
"Falls du an Vergnügungen interessiert bist, reise nach Herakleion und Kanopus. Dort ist alles zu haben, was der Mann zum Leben braucht."
Er lehnt sich wieder hinter und meint noch:
"Leuchtturm und Alexandergrab sind sicherlich auch interessant, aber ich habe gehört, dass man dort ziemlich übers Ohr gehauen wird. Und lass dich auf keinen Fall auf Hafenrundfahrten, Reiseführungen oder Ähnliches ein. Das ist nur billiger Nepp für neureiche rhomäische Barbaren."
Zur letzten Frage schmunzelt Timokrates. Natürlich erkennt der Athener nicht, dass sein Koiné nicht dem alexandrinischen Akzent entspricht.
"Nein, ich bin auch nicht von hier und auch erst vor Kurzem eingetroffen. Meine Heimatpolis ist das schöne Kyrene und meine Vorfahren waren Lybier. Aber in der heutigen Zeit ist es ja relativ einfach, Sympolitie in der hellenischen Welt gewährt zu bekommen. Du musst dich nur beim Gymnasiarchen eintragen lassen."
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"So ist es.", sagte Nikolaus. "Deshalb bin ich hier. Zwar hätte ich auch in Athen Studien treiben können, doch der Mensch lebt vom Geist allein sehr ungesund. Es ist nicht gut für einen jungen Menschen wie mich, seine kraftvollsten, schönsten Lebensalter in der Polis seines Vaters zu verbringen, wenn diese Polis so klein und durchschaubar ist, dass er sie schon nach zwölf Lebensjahren voll kennt. Im übrigen gibt es in Athen keine Akademie, die derartig berühmt ist wie das Museion von Alexandria. Bedenke, was für eine gewaltige Bibliothek es hier gibt. Im Vertrauen, es gibt Gerüchte, das in der Anfangszeit dieser Bibliothek deren Bestand zu Ungunsten anderer Poleis erweitert worden ist, in Alexandria liegen möglicherweise noch die Schriften, die in Athen seit Jahrhunderten vermisst werden, doch ich möchte darüber nicht klagen, ich freue mich, diese großartige Bibliothek in Zukunft benutzen zu können." Nikolaus griff zum Brot und tat sich einen Schlag Honig darauf. Dann trank er einen Schluck Wein, selbstverständlich nicht ohne ihn vorher mit Wasser zu verdünnen. "Ich danke dir für die Ratschläge, die du mir gabst. Bei Gelegenheit werde ich einige der Orte besuchen. Allerdings werde ich sicher nicht auf Geldschneider hereinfallen, denn das Geld, welches sie begehren, habe ich nicht." Er lächelte und bleckte die Zähne. "Ist es wirklich so einfach, Bürger der Polis Alexandria zu werden?", fragte Nikolaus. "Falls ja, kannst du mir sagen, wo ich den Gymnasiarch finden kann?" Er griff erneut zum Brot. Wieder hatte es ihm offenbar der Honig angetan.
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Der Lybier kichert ein wenig in sich rein. Natürlich wurde die Bibliothek auf Raub aufgebaut! Alles andere wäre äußerst außergewöhnlich und würde vollkommen seiner Lebenserfahrung widersprechen. Geradezu bildlich kann er sich auch die Reaktionen eines eventuellen Philologen vorstellen, der mit dieser Form des Raubes konfrontiert werden würde. "Natürlich, Kunst und Wissenschaft fordern eben auch Opfer."
Dann beherrscht er sich wieder. Eigentlich hat er für Bücher nicht allzu viel übrig, er ist eher ein Mann für das Praktische. Also antwortet er nur auf Nikolaus' Frage bezüglich des Bürgerrechtes.
"Wo du den Gymnasiarchen findest? Na, im Gymnasion vielleicht?
Und das Bürgerrecht der Stadt zu erlangen, wenn man bereits Bürger einer hellenischen Polis ist, ist wohl das einfachste der Welt. Ganz im Vertrauen: Zuwachs ist hier immer willkommen. Nicht dass die Hebräer oder Ägypter Überhand bekommen. Hier buhlen sie nämlich alle um die Gunst der Rhomäer und versuchen sich gegenseitig auszustechen. Fast widerlich, möchte man meinen." -
"Sind die Ägyper wirklich so roh und zügellos wie man ihnen nachsagt?", fragte Nikolaus und griff, fast automatisch und unwillkürlich, wieder zum Brot und zum Honig. "Nun gut, ich habe auch über das Verhalten und die Eigenarten gewisser Römer schlimme Dinge gehört, gerade die römischen Soldaten sollen, sofern gerade kein Vorgesetzter anwesend ist, der ihnen das abverlangt, was die Römer stolz Disziplin nennen, ich aber dummes stumpfes Gehorchen nenne, grob und zügellos sein, und es soll des öfteren auch in den hellenischen Städten Opfer ihrer Ausschreitungen gegeben haben, doch von den Ägyptern hört man, dass sie die Spitze des Barbarentums darstellen." Nikolaus sah nachdenklich drein. "Wir sollten als Hellenen zusammenarbeiten und den Geist der Polis auch in Alexandria aufrecht erhalten und verteidigen." Nikolaus sah seinen Gastgeber an. "Die Hebräer halte ich nicht für schlimm, im Gegenteil. Es gibt kluge Köpfe unter den Hellenen, die die Art, ihren Gott zu verehren, der Hebräer angenommen haben. Auch glaube ich nicht, dass sie überhand nehmen, da die Römer die Hebräer weniger schätzen als jene Völker, die die Römer Griechen nennen, zu denen du und ich auch gehören. Auch haben die Hebräer eine eigene Kultur, was man vom rohen Pöbel der Ägypter nicht sagen kann. Mir sind die Hebräer lieber als die Ägypter, soweit ich über dies urteilen kann, als einer, der noch nicht allzu lange in Alexandria lebt."
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Timokrates schaut bewundernd auf, während noch ein Stücken Brot den Weg in seine Futterluke findet. Nicht blöd, der junge Athener, dass muss man ihm lassen. Gut, ein bisschen verkopft vielleicht im Gegensatz zum pragmatisch denkenden Timokrates, der im Laufe seines Lebens gelernt hat, sich niemals auf angeeignetes Wissen zu verlassen, was meistens eigentlich nur Vorurteile bedeutet, sondern eher nach dem zu gehen was man sieht und erlebt.
"Na ja, Ägypter sind Ägypter. Ich hatte im Laufe meines Lebens schon mit vielen von ihnen zu tun, auch zusammen gearbeitet und einige sind gute Freunde von mir gewesen. Ich persönlich habe nichts gegen sie. Aber man sollte dem Völkchen hier..." Timokrates lässt offen ob er damit die alexandrinischen Hellenen oder die Gesamtheit der Alexandriner meint "... seine Eigenheiten lassen, denke ich. Auch die Hellenen hier haben bisweilen komische Ansichten...."
Er nimmt sich eine getrocknete Feige und beißt hinein. Die Einstellung des Atheners zu den Rhomäern belustigt ihn. Wahrscheinlich ist er immer noch sauer über die verkorkste Namensgebung des unfähigen Beamten.
"Ja, und die Rhomäer sind sowieso eine Sache für sich. Überall spielen sie sich auf, aber mial ganz im Vertrauen: Welches Volk würde das nicht, hätte es eine solche Machtfülle." Die Grenze verläuft für Timokrates nicht zwischen Grieche und Römer sondern zwischen Herr und Knecht, Herrscher und Beherrschter. "Und ja, sie sind diszipliniert und klassische Herdentiere aber die kriechen nicht vor ihren Vorgesetzten, wie es die anderen Völker tun. Auch habe ich schon viele freundliche Römer getroffen." Meist irgendwelche abgestürzten und zwielichten Gestalten am Bodensatz der Gesellschaft."Was mich an ihnen am meisten stört ist ihre Lustfeindlichkeit.
Und die Hebräer- Keine Ahnung, ich hatte nicht viel mit ihnen zu tun, aber ich glaube du irrst dich, was die konvertierten Hellenen angeht. Ich denke, das sind eher zum Hellenentum konvertierte Hebräer. Sorgen bereiten mir nur die Fanatiker, die seit dem letzten Aufstand in Iudäa das ganze Reich überfüllen. Zwielichte Gestalten." -
"Fanatiker sind meistens schlimm, ganz gleich in welche Richtung ihr Fanatismus ziehlt.", antwortete Nikolaus. "Jedoch möchte ich dir Recht geben in Bezug auf die konvertierten Hebräer, ich hatte vergessen, dass sie die Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinschaft zur Verehrung ihres Gottes an ihre Nachkommen weitergeben. " Nikolaus rupfte eine fette, glänzende Traube aus der Traube der Trauben und biss in sie hinein, dass es knackte und süßer Saft in seinen Mund spritze. "Mit der Lustfeindlichkeit der Römer möchte ich dir ebenfalls Recht geben, dies ist auch etwas, was ich an ihnen sonderbar finde. In der Tat gibt es auch freundliche Römer, jedoch ist der Geist, der ihr Gemeinwesen und ihre Kultur durchweht, lustfeindlich, militärisch und gänzlich unbeeindruckt von Bildung, jedenfalls scheint es mir so zu sein." Er griff noch einmal zu den Trauben. "Jedoch hat jeder Staat seine großen Zeiten, die aber vorbei sein werden. Mag auch ein Staat fünfhundert Jahre lang groß sein, im sechsten Jahrhundert gibt es einen, der noch größer ist. Die Römer werden ihre Macht nicht ewig behalten." Er aß noch ein Stück Honigbrot. "Macht, Macht ist eine eigenartige Sache." Er sah nachdenklich drein.
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Nachdenklich knabbert Timokrates an einem Stück Brot, dass er gerade in Olivenöl getunkt hat. Irgendwie muss er bei dem Thema an eine Gottheit denken, die Ranshid zu verehren pflegt: Ein sechsarmiger Mann, der unaufhörlich mit einem Flammenreifen tanzt. Die Gottheit hat Timokrates auf Anhieb fasziniert. Vielleicht sollte man sie in Alexandria einführen...? Obwohl die Rhomäer da sicherlich kein offenes Ohr dafür hätten, denn der Gott steht für genau das, was Nikolaus gerade über Macht gesagt hat - Nur etwas destruktiver. Eigentlich hat Ranshid lauter so kauzige Götter, wenn man sich das mal genauer überlegt. Irgendwie inspirierend...
Aprupt wendet er sich an Nikolaus:
"Sag mal, du hast nicht zufällig Lust ein politisches Amt in der Stadt zu bekleiden?"
Wenn man schon beim Thema "Macht" ist, kann man ja mal nachfragen...
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Nikolaus blickte Timokrates an, als hätte er eine solche Reaktion auf seine kurze Rede über die Macht erwartet oder gar beabsichtigt. "Ich hätte nicht nur Lust, ein Amt zu übernehmen, ich sehe es vielmehr als Notwendigkeit an, dass ich mich eines Tages um die Angelegenheiten der Polis kümmern werde. Damit die Polis ihre Funktionen erfüllen kann und weiterhin bestehen, müssen sich immer einige Bürger um ihr Bestehen kümmern und sie pflegen. Ich möchte nicht nutzlos hier leben und mich darauf verlassen, dass sich schon Männer finden werden, die Aufgaben der Polis übernehmen." Er legte eine kurze Pause ein, in der er Timokrates wohlgesonnen ansah. "Ich habe die Vermutung, dass du ähnlich denkst. Da ich noch ein Fremder in dieser Stadt bin und nur das über sie weiß, was man von außen wissen kann, möchte ich dich bitten, mir einen kurzen Überblick über wichtige Männer, Ansichten und politische Strömungen zu geben, damit mir ein Einstieg in die Sache der Polis, den ich vielleicht bald nehmen werde, leichter fallen würde."
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Timokrates grinst über beide Ohren. Perfekt, der junge Mann. Sachlich fährt er fort:
"Ja, du hast Recht, ich habe Ähnliches vor. Und ich bin gerne bereit, dir zu helfen. Allerdings ist es so, dass Alexandria, wie eigentlich alle Poleis, in Wirklichkeit von ein paar wenigen großen Familien regiert wird, die den großen Kuchen schon von vornherein untereinander aufteilen. Für Bürger, die kein Geld und keine Beziehungen haben, gestaltet sich ein politischer Aufstieg ziemlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Es kommt also darauf an, die richtigen Leute zu kennen.
Zufälligerweise kenne ich ein paar Männer aus zwei der einflussreichsten Familien und habe mit ihnen ein Wahlbündnis geschlossen. Und um die unteren Schlüsselämter zu besetzen bräuchten wir noch eine Person..."
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"Sofern nichts dagegen spricht, und ich mich nicht wegen Gründen, die vielleicht auftreten sollten, dagegen entscheiden sollte, würde ich mich gerne bereit erklären, Ämter zu übernehmen, falls du sie mir anbieten solltest. Dem Verlauf unseres Gespräches nach zu urteilen, möchtest auch du für die Bewahrung der hellenischen Polis eintreten. Doch lege mir bitte weitere deiner Ziele nahe, damit ich prüfen kann, in welchen Punkten wir noch übereinstimmen. Ich muss gestehen, dass du mir sympathisch scheinst.", antwortete Nikolaus sogleich. Er wusste, dass er sich dabei auf ein Abenteuer einließ, von dem er nicht wissen konnte, wie es enden würde, schließlich war das, was die Römer res publica nannten, immer eine sehr riskante Angelegenheit. Doch gerade das reizte ihn. Sollte es zu gefährlich werden, würde er immer noch Schutz hinter den Mauern des Museions finden, auch wenn dort wohl auch die Intrige wie ein giftiger Nebel zwischen den Säulenhallen durchwehte. Er wusste nicht, ob er Timokrates vollkommen trauen konnte, doch ihm gefiel die Art des Mannes aus Kyrene. "Sag mir, wie heißen diese Familien? Möglicherweise habe ich schon von ihnen gehört." Er griff wieder einmal zum reichhaltigen Essen, das vor ihm stand.
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