In den Gängen der Casa

Dieses Monster hob die Hände, würde es sie jetzt gleich packen? Und waren das Hufe??? Nein, doch nicht, aber seltsame Worte kamen nun aus dem Mund des schwarzen Mannes. Sveija brauchte einen Moment, ehe sie erkannte, dass es Latein war. Zu dumm, dass sie nicht alles verstand! Was sagte er? Irgendwas von Angst... tun... Silko... Leib... stellen (oder war es wegstellen?)...

Sveija biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte eigentlich nur den letzten Teil wirklich verstanden, nämlich ob sie verstehen würde, was sie nicht tat... Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre Haube verrutschte und ihre blonden Locken preisgab. Die Kopfbedeckung klatschte zu Boden. Langsam stellte die junge Frau die Eimer ab und fischte einen nassen Lappen aus einem heraus. Die ganze Zeit ließ sie das Wesen vor sich nicht aus den Augen...

Dass Lando plötzlich an ihm vorbei schlitterte, verwunderte Witjon schon fast nicht mehr. Von dem Kerl war er schon so einiges gewöhnt, den musste man einfach ignorieren, wenn man nicht vor Verwirrung umkippen wollte.
Hinter sich hörte er nur das Geräusch eines Körpers, der mit einem hölzernen Etwas zusammenstieß, aber der erwartete Aufprall eines vasenähnlichen Gegenstandes blieb aus. Lando war offenbar geschickt genug gewesen, zu großen Ärger zu vermeiden.
Er schaute nun wieder zu Sveija, die gerade um die Ecke biegen wollte, als sie wie vom Blitz getroffen stehen blieb und etwas vor sich hin murmelte. Silko stand noch hinter der Ecke, weshalb Witjon ihn nicht sehen konnte. Seine Stimme allerdings konnte er noch am Ende des Ganges vernehmen.
Ihm wurde schnell klar, warum Sveija so geschockt war, sie hatte bestimmt noch nie einen Südländer gesehen.

Witjon stand auf und schlenderte mit dem durchnässten Papyrus in der Hand zu den beiden hinüber. Silko fragte etwas auf Latein, was Sveija natürlich nicht verstehen würde, bei ihren Kenntnissen. Sie schüttelte den Kopf und verlor dabei ihr Kopftuch.
Hmm sie hat sich aber auch ganz schön verändert seit damals. Eigentlich ganz nett ohne dieses ätzende Tuch...

Er lehnte sich neben Sveija an die Wand an und grinste nur.

Silko war beeindruckt. Unter der Haube kamen wie auch bei Eila lange blonde Haare hervor. Er würde selbst die Magd vor Verehrern beschützen müssen...
Natürlich konnte sie kein Latein. Damit war sie schon einmal nicht die erhoffte Sprachlehrerin. Also kramte er seine Germanischkenntnisse hervor: "Ich Silko. Ich Dir nichts tun. Bin Freund, bin Mann der aufpasst auf Familie."

Der schwarze Mann sprach ganz offensichtlich etwa genauso viel Germanisch wie Sveija Latein, aber wenigstens hatte sie jetzt verstanden, was er wollte. Dennoch saß ihr der Schreck immer noch in den Gliedern...

Sveija bin. Domicella bin.

Da gewahrte sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln und schlug sofort und ohne weiter nachzudenken mit dem Lappen zu...

Mit einem lauten Patsch landete der nasse Stoff mitten in Witjons Gesicht...

Silko konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen...

Urghs...heute hatte das Schicksal es aber auf ihn abgesehen. Er fuhr sich mit seinem Ärmel durchs Gesicht und zog eine Grimasse.

"Na danke. Die Götter meinen es heute äußerst gut mit mir....."

Zitat

Original von Numerius Duccius Marsus
Urghs...heute hatte das Schicksal es aber auf ihn abgesehen. Er fuhr sich mit seinem Ärmel durchs Gesicht und zog eine Grimasse.

"Na danke. Die Götter meinen es heute äußerst gut mit mir....."

Whaaaaa... Sie hatte Witjon erneut erwischt, aber... aber das hatte sie doch gar nicht gewollt... obwohl er es ja eigentlich... und der schwarze Mann... und Lando schlitterte vorbei...

Sveija lachte leise, brach auf die Knie ein, lachte weiter mit gesenktem Kopf, die Schultern hingen herab. Das Lachen klang irre, wurde dann zu lautem Schluchzen. Das alles war einfach zuviel für das Mädchen...

"Oh nicht doch."

Witjon schaute kurz hilflos zu Silko, dann kniete er sich neben Sveija und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Nicht weinen. Ist doch alles in Ordnung."

Silko schaute genauso hilflos zu Witjon zurück... Solche Sachen waren nicht sein Metier, zumal er sich mit Sveija noch nicht einmal richtig verständigen konnte.

Es tut mir so leid, ich wollte dich nicht schlagen. Aber ich hab mich doch so sehr erschreckt und ich habe doch noch nie einen schwarzen Riesen gesehen. Und ich wollte doch nur die Böden wischen, weil Marga mir gesagt hat, dass ich das machen soll, und weil sie doch keine Arbeit in der Küche für mich hatte und es auch nichts im Garten zu tun gab und...

Sveija schniefte. Sie kramte ein kleines Tuch aus ihrem Ärmel hervor und putze sich die Nase. Es half ein wenig...

Du wirst ihnen doch jetzt nicht sagen, dass sie mich wegschicken sollen, oder? Ich wollte dich doch wirklich nicht schlagen! Und das mit dem Brot war doch auch nicht so gemeint, obwohl das furchtbar gemein von dir war und ich hatte den Gang doch gerade erst sauber...

Ach du Schande...
Was brabbelte die da vor sich hin? Arbeit? Weg schicken? Schlagen? Brot?
Witjon versuchte aus dem Geschluchze das wichtigste herauszuhören und sagte dann ganz ruhig:

"Hier wird niemand nach Hause geschickt. Das war doch nur ein Lappen und deinen Tadel habe ich ebenso verdient. Und Silko hier ist auch völlig ungefährlich, der tut dir nichts."

Immer noch schluchzend sah Sveija wie ein kleines Kind, dem man gesagt hatte, dass alles wieder gut wird, mit großen, verheulten Augen zu Witjon auf. Der machte ein recht vertrauenswürdiges Gesicht.
Also stand das Mädchen auf, riss sich zusammen, packte seine beiden Eimer und verbeugte sich kurz vor den Männern.

Danke, Witjon. Entschuldigt mich bitte.

Mit gesenktem Kopf eilte sie davon, die schwappenden Eimer mitschleppend. Allein der Besen, Sveijas Haube und die beiden verdutzten Männer blieben zurück...

Silko zuckte mit den Schultern und machte sich auf die Suche nach Albin....

Alle machten sie sich plötzlich aus dem Staub...und Witjon stand alleine mit seiner vergammelten Schriftrolle da. Na klasse...
Er schickte einen zornigen Blick gen Himmel und ging dann in sein Zimmer, um seine Arbeit von neuem zu beginnen.

Einige Zeit später schlich jemand leise und auf nackten Sohlen die Gänge der Casa entlang und sammelte unbemerkt den Besen und die Haube vom Boden auf. Wie ein Schatten in der Nacht war sie ebenso schnell wieder unbemerkt verschwunden, wie sie gekommen war...

Silko durchstreifte die Gänge der Casa und hoffte Albin zu finden. "Wo bei den Göttern versteckt der sich nur?", dachte der Hüne.

Ein lockeres Liedchen pfeifend schlenderte Albin durch die Casa, in der seltenen Gelegenheit, einmal einfach nichts zu tun zu haben. Die Arbeit des Tages war getan, die Herren aus dem Haus, und so war wenig Möglichkeit vorhanden dass irgendjemand doch noch etwas für ihn zu tun hatte. Mit dem Blick auf dem schön gewischten Boden ging er gerade um eine Ecke, sich darüber freuend mit der jungen Sveija einen guten Fang gemacht zu haben, als plötzlich ein paar Stiefel vor ihm aufragte. Mit dazugehörigen Beinen... schwarzen Beinen... als sein Blick weiter hochwanderte, erkannte er dass er vor dem Nubier stand, den der junge Herr Lando vor garnicht allzulanger Zeit erstanden hatte.

"Ah, du. Was stehst du hier rum? Bewunderst unsere Wandmalereien?", Albin blickte demonstrativ nach links und rechts, wo offensichtlich KEINE Malereien zu sehen waren.

"Ah Albin. Nach dir habe ich gesucht. Ich wollte Dich noch ein paar Dinge fragen: Du meintest man dürfte hier als Sklave Besitz haben. Wäre es möglich ein Messer und etwas Holz zu bekommen?
Wie sieht es denn allgemein aus, wenn ich etwas benötige? Frage ich dann Dich?

Außerdem wollte ich Dich noch fragen, wo die Waffen untergebracht werden, denn wenn Arbjon wieder in Confluentes ist, werde ich das Waffentraining leiten.

Ach ja, neben meiner Arbeit als Custos Corporis würde ich gerne noch bei weiteren Arbeiten im Haus helfen. Wenn du also etwas weist, würde ich mich freuen, wenn du mich es wissen lassen würdest."

Silko hoffte, dass das nicht zu viele Fragen auf einmal waren.

Albin hörte sich die Fragen des jungen Mannes geduldig an, bevor er sie einzeln beantwortete:

"Sicher. Wenn du Fragen hast, wende dich an mich. Oder an Marga. Ich habe den Titel, sie hat die Macht. Frauen, wenn du verstehst. Es ist immernoch recht ungewöhnlich für Männer sich im Haushalt zu betätigen, und Marga ist deshalb nach wie vor legitime Herrscherin im Haus.", er zwinkerte den Hünen verschmitzt an.

"Die Waffen findest du in der kleinen Waffenkammer unter dem Vorratsraum. Du findest dort eine kleine Klappe. Da sind die Waffen der Familie. Und wenn du Arbeit suchst, im Haushalt gibt es nicht immer etwas zu tun. Aber in der Hros. Solltest du also Langeweile haben, die Jungs vom Stall haben mit Sicherheit etwas für dich zu tun."

"SILKO.", erschallte es durch's Haus, als Loki nach dem Nubier rief, nachdem er gewisse Dinge erfahren hatte die ihm garnicht so behagten.