Cubiculum | Vinicius Lucianus

  • War das jetzt wirklich MEIN Problem, dachte ich im ersten Moment, bevor ich mich darauf besann, dass man eine solche Frage einer Frau gegenüber nicht bringen durfte..... also überlegte ich kurz und suchte nach einer passenden Antwort, die nicht verletzte, aber doch alles offen liess....


    "Ich weiss nicht genau, aber ich denke, du hast da sicher eine Vorstellung, sonst wärst du wohl nicht zu mir gekommen?"

  • Paulina lächelte vielsagend, ...und schwieg.


    Statt einer Antwort stand sie auf, öffnete die keltisch anmutende Fibel, die ihren Überwurf am Hals zusammen hielt, und warf diesen mit einer schwungvollen und überraschend grazilen Bewegung ab. Er landete unbeachtet zu ihren Füßen.


    Darunter trug sie das aufreizende, rote Kleid, dass mehr erahnen ließ, als es verbarg. Sie hatte es vor einiger Zeit in der Stadt gekauft, extra für den heutigen Zweck. Das hatte sie einige Sesterzen und noch mehr Nerven gekostet.


    Leichtfüßig drehte sie sich einmal um die eigene Achse.


    “Und? Was sagst du? Gefällt es dir?“

  • Paulina lächelte zufrieden. Sie drehte sich noch einmal und ließ sich dann auf Lucianus' Lager fallen, näherte sich ihrem leider etwas spröden Mann wie ein Raubtier auf Beutezug, schmiegte sich an seine Schulter und gurrte: “Und? Gefällt dir vielleicht auch was in dem Kleid steckt?“
    Mit dem Zeigefinger fuhr sie sanft über sein Kinn.

  • Jetzt nur nichts Falsches sagen, ermahnte ich mich in Gedanken..... immerhin war dies deine Frau, nicht irgendeine kleine süsse Maus in deinem Lupanar...... ach waren das schöne Zeiten, so unbeschwert und ohne Sorgen. Mann hatte nicht viel Verantwortung, nur die Kunden mussten zufrieden sein und wenn man selbst mal Lust hatte.....naja..... wor war ich.... ach ja, Paulina.....


    "Aber natürlich, mein Täubchen, wie könnte es anders sein?!" beschwichtigte ich sie...... es wurde immerhin wirklich mal Zeit, dass sie mir einen Nachkömmling schenkte.....


    So nahm ich mich also zusammen und nahm sie in die Arme, versuchte ihr doch ein wenig Zärtlichkeit zu vermitteln, auch wenn unsere Hochzeit eine reine politische Angelegenheit war......

  • Paulina aber war offenkundig nicht an Zärtlichkeiten gelegen. Sie verlor keine Zeit, machte sich frei und legte auch ihren Mann bloß, zumindest soweit das nötig war. Gleich anschließend tat sie, was getan werden musste, um das von ihr gewünschte Ergebnis zu erreichen, wobei sie Lucianus vielmals versicherte, was für ein schöner Mann er sei, wie stark und kraftvoll, dass er ein wundervoller Liebhaber wäre und wie sehr es ihr gefalle, bei ihm zu sein. Sie bemühte sich sehr, seiner Männlichkeit zu schmeicheln, aber sie tat dies nicht nur mit Worten...


    Und? Hatte sie Erfolg damit? =)

  • Das war ja mal ein Vorgehen, dass ich zu würdigen wusste..... einmal nicht Zärtlichkeiten austauschen zu müssen, sondern gleich zur Sache zu kommen und sich dabei aber völlig verwöhnen zu lassen, ja, das war nach meinem Geschmack.


    Ob es nun wirklich Begierde auf Paulinas Seite war, oder doch nur der Drang, alles raschest über die Bühne zu bringen, war wohl zweitrangig.


    War Letzeres der Fall, war sie wohl eine zu beneidenswerte Schauspielerin und hätte in jedem Lupanar die Rekorde schlagen können.


    So oder so, der Erfolg war ihr gewiss! ;)

  • Von ihrem ersten Erfolg beflügelt nahm sie rittlings auf dem Schoß ihres Mannes platz und vollendete das Werk. Sie hatte ohne Zweifel ein klares Ziel vor Augen, dem sie geradewegs entgegen strebte, ohne auch nur einmal abzuschweifen oder einen Umweg einzuschlagen. Worauf sie aus war? Alle, die mit den Eigenarten und Geheimnissen der menschlichen Natur bewandert sind und die näheren Umstände erahnen, oder sogar die Vorgeschichte dieser Nacht kennen, werden es erraten.
    Als sie hatte, was sie wollte, stieg sie rasch wieder herunter. Sie schlüpfte in ihr Kleid, strich sich noch ein paar Falten zurecht und flötete zum Abschied ein sehr zufrieden wirkendes: “Gute Nacht.“
    Gleich darauf war sie entschwunden, genau so schnell wie sie gekommen war.

  • Noch mitgenommen und erleichert schwand ich so schnell ins Land der Träume, dass ich kaum mitbekam, wie schnell meine Ehegattin wieder aus dem Zimmer verschwand.


    Alles ging so rasch und schnell, dass ich am nächsten Tage kaum mehr wissen würde, ob es Traum oder Realität gewesen war.

  • Phaeneas schob die Tür zu seines Herrn Cubiculum auf. Seit Lucianus‘ Bruder und dessen Gattin – sowie deren Gefolgschaft – in der Domus Legati eingezogen waren, hatte sich einiges geändert. So brachte der Bithynier Briefe nun nicht mehr in das Arbeitszimmer des Hausherrn – das Tablinum - , weil der „Hausherr“ nun ein anderer war. Phaeneas, der Veränderungen gewohnt war, hatte auch diesmal keine Schwierigkeiten gehabt sich umzustellen und einfach das getan, was er bei Veränderungen immer tat: sich bedingungslos angepasst.


    „Zum einen ein Brief von der Gens Artoria und zum anderen einer von der Aurelia. Wenn du mich fragst will sich der eine von dir verabschieden und der andere dich vorab schon in Rom willkommen heißen“, spekulierte Phaeneas und drückte Lucianus die zwei Papyrusrollen in die Hand.




    Ad Marcus Vinicius Lucianus

    Provincia Germania
    ~~~~~
    Mogontiacum
    ~~~~~
    Regia Legati Augusti Pro Praetore


    ____________________________________________



    Mein geschätzter Patron,



    sehr bereue ich es, nicht mehr die Zeit gefunden zu haben, dich zum Abschied persönlich aufgesucht zu haben. Es ist eine untröstliche Angelegenheit für mich und hinterlässt mit Sicherheit einen Fleck auf deinem Vertrauen mir gegenüber. Ein Brief ist besser als nichts.


    Wenn dir einer meiner schnellsten Sklaven diesen Brief überbringt, so werde ich schon kurz davor sein, Mogontiacum zu verlassen. Mantua und die Legio I rufen mich. Ein Ruf, dem ich folgen muss und werde. Ich danke dir, Lucianus, für deine Unterstützung auf meinem Wege und möchte dir in jedem Fall die Meine zusagen. Ich werde dir schreiben, wenn ich angekommen bin.


    Pass auf dich auf, mein Patron, mögen die Götter dich und die deinen hüten.






    Ad
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Salve, mein Patron!


    Lange hast Du nichts mehr von mir gehört, was daran liegt, dass hier tatsächlich nicht viel geschehen ist. Abgesehen davon, dass der Kaiser Rom verlassen hat, um sich an der Küste zu erholen. Mögen die Götter ihm endlich die nötige Genesung gewähren!


    Wie ich gehört habe, wirst Du bald nach Rom zurückkehren. Das freut mich sehr, werden wir doch dann bald die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch haben. Ein solches wäre mir auch wesentlich lieber, um auf die Bitte zu sprechen zu kommen, die ich an Dich richten möchte. Und zwar möchte ich Dich darum bitten, mir etwas Land zu verkaufen. Denn die Größe des Landes, das ich mein Eigen nennen kann, genügt leider nicht, um die Voraussetzungen für eine Berufung in den Senat zu erfüllen. Es wäre wirklich sehr freundlich von Dir, wenn Du meiner Bitte stattgeben würdest.


    Ich wünsche Dir eine angenehme Reise nach Rom und freue mich darauf, Dich wiederzusehen.


    Mögen die Götter stets über Dich und die Deinen wachen!


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://img81.imageshack.us/img81/8400/siegeltauwj6.gif]


    Roma, ANTE DIEM XVI KAL IUN DCCCLIX A.U.C. (17.5.2009/106 n.Chr.)

  • Es war wohl soweit.... alles Dinge waren getan und meine habseligkeiten sollten auch gepackt sein.
    Wie ich Paulina kannte wartete sie wohl scon seit Tagen darauf, dass ich endlich den Startschuß zur Abreise geben würde.....



    "Phaeneas!"



    rief ich nach meinem getruen Sklaven....

  • In letzter Zeit war in der Tat einiges los gewesen - und vor allem seit Lucianus‘ Gattin davon erfahren hatte, dass es demnächst zurück nach Rom ging, seitdem waren praktisch alle Sklaven ständig in Alarmbereitschaft gestanden. Wobei es Phaeneas natürlich nicht als notwendig angesehen hatte, dem Ganzen gesondert Beachtung zu schenken, sprich ein Auge darauf zu haben. In Anbetracht dessen, dass er weit Schlimmeres kannte, war das bisschen unnötige Hektik nach seinem Dafürhalten leicht auszuhalten.


    Lucianus war inmitten all dessen selbstverständlich weiterhin etwas besonderes, in tausend Jahren würde der Bithynier dessen täglicher Gesellschaft nicht müde werden, sodass der Ruf ihn binnen weniger Augenblicke herbeiholte.


    Phaeneas schien heute schier überzusprühen vor Optimismus und Daseinsfreude. Manchmal war der Sklave etwas ruhiger und seine Stimmung eher neutral und manchmal war er so lebhaft wie an diesem Tag.
    „Ja, Herr?“
    Es hörte sich an wie das, was Lucianus regelmäßig gehört hatte, nachdem er Phaeneas frisch gekauft hatte, aber es war trotzdem etwas anderes.

  • "Phaeneas..... du weisst es ja sicher schon.... wir werden nach Rom reisen!"


    Ich war mir sicher, dass meine Frau das ganze Haus damit in Aufruhr versetzt hatte....


    "Wie weit steht es mit den Abreisevorbereitungen?"

  • Phaeneas musste lachen: „Ob ich das schon weiß? Du Glücklicher, dass es wirklich schaffst, dich von der ‚Ruhe‘ im Haus täuschen zu lassen!“
    Die in einem großen Haushalt sowieso bestenfalls nur im näheren Umkreis des jeweilig momentanen Aufenthaltsortes des Herrn existierte. Und in letzter Zeit waren die Vorgänge in der Domus sowieso unüberhörbar gewesen.
    „Es fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, der Großteil ist schon erledigt! Wir können quasi jederzeit, innerhalb kürzester Zeit aufbrechen“, berichtete er Lucianus vom Stand der Dinge.

  • „Gut, kann ich machen! Soll ich ihr auch noch schöne Grüße von dir bestellen?“, zwinkerte Phaeneas.


    Bei diesem Stichwort fiel ihm allerdings noch etwas anderes ein und so folgte er dem Wunsch der netten Duccia Flamma, indem er Lucianus übermittelte, worum sie ihn gebten hatte:
    „Apropos, ich soll dich von der Leiterin der Schola, Duccia Flamma, grüßen. Als ich mich in der dortigen Bibliothek umgesehen habe, hab ich sie getroffen“, bettete er das Ganze noch in den Zusammenhang ein, um Lucianus ein wenig die Gesamtsituation zu vermitteln.

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