• "Ich werde meine Männer dementsprechend anweisen."


    Er runzelte nachdenklich die Stirn und setzte schmunzelnd hinzu:


    "Ich glaube sogar dass das nicht notwednig sein wird, der Brusche geht ihnen nämlich mit seinem penetranten Genörgel gehörig auf die Nerven.


    Nun denn, Tresvir, Vale bene!"


    Nachdem er den Tresvir verabscheidet hatte, setzte Decius sich wieder in die Wachstube und machte seine Arbeit.

  • Sedulus kam einige Tage später wieder zum Carcer Tullianus. Diesmal aber mit den Männern der Cohortes Urbanae. Nun würden sie für eine Woche hier ihren Dienst tun.


    So suchte er den Optio Caecilius Decius auf.


    Salve Optio Decius. Deine Zeit und die Deiner Männer hier ist nun vorüber. Ab jetzt übernehmen die Milites der CU den Wachdienst im Cacer Tullianus.

  • Als der Tresvir sich ankündigte, ließ Decius ihn unverzüglich in die Wachstube treten, und während er den Worten des Mannes lauschte zeichnete sich auf seinem Gesicht deutlich Zufriedenheit ab.


    "Ah, gut. Das wird meine Männer freuen, wie wurden des ewgigen Genöles der Häftlinge langsam aber sicher überdrüssig."


    Er erhob sich von seinem Stuhl und rief einen Miles herbei.


    "Trommle die Männer zusammen, wir rücken ab."


    Dann wandte er sich wieder an den Tresvir.


    "Es gab weiterhin keine Vorkommnisse, selbst dieser besodners hartnäckige Hehler hat sich seit unserem Besuch bei ihm verdächtig ruhig verhalten. Ich denke dass die Urbaner auch keine Probleme mehr haben sollten mit ihm."

  • Der Tresvir nickte zufrieden und antwortete ebenso.


    Sehr gut. Er wird wohl gemerkt haben das es eh sinnlos ist und es aufgegeben haben.


    Nun denn Optio Decius...


    Dann viel Sedulus noch etwas ein.


    Wenn Dir Minor über den Weg laufen sollte, richte ihm doch bitte einen schönen Gruß von mir aus.


    Als dann, vale Optio.


    Sedulus nickte ihm nochmals knapp zu bevor er mit seinen Männern den Carcer verlassen würde.

  • Trotz dieser Sache mit seiner Verlobten mußte Sedulus auch an seine Arbeit denken die auch getan werden mußte. Nachdem er wieder bei den Praetorianer war um dort wieder Männer für den Dienst im Carcer Tullianus und als Wachablösung der Männer der Cohortes Urbanae dort hingebracht hatte, überlegte er ob er nicht auch noch zu Rufus sollte um ihn aus dem Carcer zu entlassen. Und er würde, sobald die Wachablösung abgeschlossen war welche er beiwohnte.


    Die Soldaten flachsten untereinander und riefen sich verschiedenes Zeugs zu. Von wegen "Wenn den Praetorianern denn fad würde, sie hätten noch einige Ratten über gelassen die sie ja dann jagen könnten."


    Als das Prozedere vorüber war, hörte man nur noch die genagelten Schuhe der Soldaten auf den Gängen.

  • Da sich im Fall Rufus nichts mehr ergeben hatte, blieb Sedulus nichts anderes übrig als zum Carcer Tullianum zu gehen un den Hehler Rufus frei zu lassen da er seine Strafe abgesessen hatte. Hätte er einen Anwalt verlangt, so wäre er wohl schon eher aus dem Loch frei gekommen.


    Eine Wache begleitete den Tresvir zur Zelle und öffnete diese.


    Sedulus trat ein.


    Salve Rufus. Deine Zeit ist nun gekommen.


    Düster sah Sedulus den Hehler an, dabei wollte er ihn nur ein wenig erschrecken.

  • Rufus hörte schritte auf seine Zelle zukommen. Langsam richtete er sich auf lehnte an der Wand und sah auf die Zellentüre. Und tatsächlich tat sich was. Sie wurde geöffnet und herein trat dieser Tresvir Capitalis Germanicus Sedulus.


    Salve! Grüßte der Gefangene mürrisch zurück. Er wollte hier endlich raus.


    Als der Tresvir seine Begrüßung mit den Worten "Deine Zeit ist nun gekommen." geendet hatte sah ihn Rufus verstört an.


    Wie, wie... meine... Zeit... ist... jetzt? Er fing zu stottern an und beendete nicht einmal den Satz. Was hatte er denn groß gemacht um das er jetzt so wie es aussah zu Tode kam und auch noch ohne Verhandlung. Irgendetwas stimmte nicht....

  • Rufus stand die Verzweifelung förmlich im Gesicht und dies späßte Sedulus. Er hoffte nur das der Hehler daraus lernen würde.


    Ja, Deine Zeit ist um! Sedulus machte eine kurze Pause.
    Zumindest hier im Carcer Tullianus! Steh auf und sieh zu das Du verschwindest! Die Ermittlungen haben leider nichts ergeben und sind im Sande verlaufen. Und Du hast Deine Zeit hier abgesessen! Du bist frei! Aber es sei Dir versichert, solltest Du noch ein mal erwischt werden, so wirst Du länger hier drinnen Deine Zeit verbringen! So und nun verschwinde bevor ich Dich rauswerfen lasse!


    Sedulus deutete auf die Zellentüre...

  • Ein letztes mal wohnte Sedulus der Wachablösung bei. Erneut mußten die Männer der Cohortes Urbanae draran glauben hier ihren Dienst zu verrichten bis sie in der kommenden Woche wieder von den Praetorianern abgelöst werden würden. Sedulus der die Übergabe beobachtete war zu frieden. Es lief so wie die ganzen male davor reibungslos von statten.


    Bald wird diese Aufgabe ein anderer Tresvir übernehmen da ich aus dem Amt ausscheide. Ich hoffe ihr macht ihm dann genau so wenig Problem wie mir. ;) Grinste Sedulus und verabschiedete sich von den Wachen um seiner anderen Arbeit nachzugehen...

  • Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Rufus stand die Verzweifelung förmlich im Gesicht und dies späßte Sedulus. Er hoffte nur das der Hehler daraus lernen würde.


    Ja, Deine Zeit ist um! Sedulus machte eine kurze Pause.
    Zumindest hier im Carcer Tullianus! Steh auf und sieh zu das Du verschwindest! Die Ermittlungen haben leider nichts ergeben und sind im Sande verlaufen. Und Du hast Deine Zeit hier abgesessen! Du bist frei! Aber es sei Dir versichert, solltest Du noch ein mal erwischt werden, so wirst Du länger hier drinnen Deine Zeit verbringen! So und nun verschwinde bevor ich Dich rauswerfen lasse!


    Sedulus deutete auf die Zellentüre...


    Rufus konnte es noch gar nicht fassen. Er dachte schon man hätte ihn hier vergessen und er müsse sein restliches Darsein in diesem Loch verbringen.
    Langsam erhob er sich und sah Sedulus unsicher an. Dann jedoch machte er einen Schritt nach dem anderen was ihn doch recht schwer fiel da seine Knochen ein wenig steif waren außerdem schmerzte sein Kreuz.


    Als er zu Sedulus an die Türe kam sah er ihn an und nickte stumm. Er hatte aus diesem Fehler gelernt und würde es nicht wieder tun zumindest nicht hier in Rom... 8)


    Dann wurde er von der Wache zum Ausgang eskortiert und mehr oder weniger hinausgestoßen. Er war wieder frei...

  • Die Aussenmauer des Carcer Tullianus war ein idealer Platz für Wahlsprüche. Niemand würde es als Beleidigung auffassen und dennoch war es sicher für Viele lesbar. Da machten sich schon bald in tiefster Nacht 4 Männer an die Arbeit:


    K. Annaeum Modestum XXvirem oro vos faciatis dignus est. scribit Infantio.


    prangte daraufhin schon bald an der Wand. Der letzte Teil zeigte deutlich, dass hier ein Profi am Werk war, der stolz darauf war, die besten Plätze zu kennen und vor jedem Andern dort zu sein.





    [SIZE=7]Ich bitte euch, wählt K. Annaeus Modestus zum Vigintivir, er ist dessen würdig. Dies schrieb Infantio.[/SIZE]

    ir-senator.png annaea2.png

    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Nebel zog in diesen Tagen am Morgen durch Roms Straßen. So auch heute, als Caesoninus gut zehn Schritt vor dem carcer tullianus stand und das eiserne Tor zum Staatsgefängnis anstarrte. Heute war kein schöner Tag, für alle beteiligten nicht. Heute müsste Caesoninus im Zuge seines Amtes als Tresvir Capitales seine allererste Hinrichtung leiten.
    Am Ende dieses Tages würde Rom um einen Einwohner ärmer sein und er, Caesoninus, hätte das in die Wege geleitet. Nicht gerade der erfreulichste Gedanke, der ihm für diesen Sonnenumlauf in den Sinn kommen konnte, aber da war nichts zu machen. Sein Amt verlangte nun einmal, dass er neben der Aufklärung angezeigter Verbrechen und der Beseitigung verbotener Schriften auch die Organisation des Kerkerdienstes übernahm und da gehörten so unschöne Dinge wie Hinrichtungen nun einmal dazu.


    Caesoninus stand vor dem Carcer und fragte sich, ob er dazu bereit war und falls ja, wie sehr es ihn belasten würde. Das hier war etwas völlig anderes als z.B. mit dem Schwert in der Hand in der Hitze der Schlacht jemanden niederzustrecken. Hier war jemand von den Praetoren gerichtlich zum Tode verurteilt worden und an Caesoninus blieb es nun hängen, dafür zu sorgen, dass dieses Urteil auch ausgeführt wurde. Er hatte den Henker bestellt, inwieweit machte ihn das zum Mittäter? War er das überhaupt bei einer juristisch legal angeordneten Tötung aufgrund schwerer Vergehen dieses Individuums? Caesoninus wusste es nicht, doch es gefiel ihm auch nicht. Doch egal, jetzt musste er da durch und das noch in seiner ersten Woche als Vigintivir. Er holte tief Luft und ging auf das Gebäude zu.


    Nach dem betreten grüßte er die wachhabenden Urbaner. Einen von ihnen kannte er schon von der Baustelle der neuen Station. Auch wurde ihm mitgeteilt, dass der Henker ebenfalls gleich erscheinen werde. „Sehr gut, ich bin beim Gefangenen.
    Ob es das wirklich war?
    Caesoninus ging weiter.


    Vor der Zelle des Verurteilten blieb er stehen, der Insasse blickte auf. „Ist es soweit?“ Caesoninus antwortete: „Fast.
    Der Andere nickte. Er war ein Patrizier, der schweren Landesverrat begangen hatte. Dafür war er zum Tod durch erdrosseln verurteilt worden. Das Exil hatte der Verurteilte ausgeschlagen. So kam es also nun, dass sich Caesoninus vor den Gitterstäben und der Patrizier dahinter befanden und beide auf den nahenden Henker warteten. Währenddessen betrachtete ihn der Vigintivir. „Fühlst du gar keine Reue?“ fragte er.
    Rom hat es verdient“, knurrte der Andere.
    Aber wieso?
    Das geht nur mich was an.
    Caesoninus schüttelte den Kopf. Ein Sturkopf durch und durch, selbst jetzt im Licht des letzten Augenblicks.
    Schritte wurden hörbar, beide wandten den Blick in ihre Richtung. Ein ausgemergelter Fremder, unter einer braunen Lederkappe steckend, erschien, begleitet von zwei bewaffneten Wachen. „Morgen, guten Morgen! Wer ist mein Kunde?“, krächzte er.
    Caesoninus deutete auf den Insassen. Was sollte er auch sonst tun?
    Ahja
    Der Henker nahm ein Lederband vom Gürtel und Caesoninus schloss ihm auf. Dann eilte er in geschwinden Schritten in die Zelle und legte es um den Hals des Verräters und zog feste an der Schnur, sodass das grausige Geschäft begann. Mit mulmigem Gefühl war Caesoninus zusammen mit den beiden anderen Wachen Zeuge der grausigen Aktion.
    Als alles vorbei und der Verräter tot war, kümmerte sich Caesoninus um die Entfernung der Leiche und der Reinigung der Zelle, dabei stets von einem seltsamen Gefühl begleitet.

  • Hatte sich Caesoninus sein erstes Amt als Tresvir Capitales noch aufregend und nervenzerreißend vorgestellt, so hatte ihn der Alltag schnell eines besseren belehrt. Denn der war nicht explosionsgeladen und abwechslungsreich, sondern grau... sehr sehr stumpfsinnig grau und öde. Hinrichtungen gab es kaum welche, bedingt durch die aktuellen Gesetze Roms und aufzuklärende Verbrechen schon gar nicht. Wo waren nur all die Verbrecher hin, wenn man sie einmal brauchte?!
    So also verbrachte Caesoninus seine bisherige Amtszeit damit, Woche für Woche über die Dienstpläne der Wachen des Tullianums zu brüten und selbst gelegentlich nach dem rechten zu sehen vor Ort. Aber ansonsten gab es nicht wirklich etwas erwähnenswertes.


    So also war er wieder einmal im Carcer und schlenderte nach einem kurzen Plausch mit einem wachhabenden Urbaner, den er mittlerweile ganz gut von der Baustelle her kannte, durch die Reihen der Gefängniszellen des römischen Staatsgefängnisses, schwer dabei seufzend. Als Aedituus hatte er mehr erlebt, soviel war klar. Aber nicht mehr lange, dann wäre er ja sein Amt los und hätte die erste Hürde des Cursus Honorum erfolgreich hinter sich gelassen. Dann konnte man sich auf die spannenderen Dinge in der Politik konzentrieren. In Gedanken gerade bei Aesara, wollte er gerade am Ende des Gangs wenden, um sich schön langsam auf den Heimweg zu machen, als da plötzlich eilige Schritte zu hören waren. Jemand rannte mit größtem Tempo durch die Haftanstalt! Es folgte ein hektischer Wortwechsel mit der Wache, ehe die Schritte ihren Weg weiter fortsetzten, genau in Caesoninus' Richtung.


    Neugierig ging Caesoninus schnelller auf die Quelle dieses Lärms zu, was war da wohl nur los? Da bog auch schon ein Mann um die Ecke und kam schlitternd vor ihm zum stehen. Unter heftigem keuchen versuchte der Kerl Atem zu holen und gleichzeitig auf Caesoninus einzureden: "Vigintivir! Oh, Vigintivir, den Göttern sei...puuh..den Göttern sei Dank, dass ich dich endlich gefunden habe." Der Mann stützte sich immer noch nach Luft ringend auf seine Knie.
    "Was ist denn los, Bürger? Ist etwas geschehen?" Jetzt konnte der Mann schon etwas besser mit der Sprache herausrücken: "Etwas furchtbares ist geschehen, oben am Kapitol!" Der Unbekannte hatte es geschafft Caesoninus neugierig zu machen. "Ja was ist denn?" Doch der Mann schüttelte nur den Kopf. "Besser du siehst es selbst, komm! Komm mit mir!" Und schon versucht er ihn mit sich zu zerren. Doch das ging Caesoninus eine Spur zu weit. Energisch entriss er ihm seine Hand wieder und antwortete kühl: "Danke, ich kann selbst laufen", ehe er sich dann auch gleich auf den Weg machte.
    Was war denn am Kapitol? Offenbar etwas so schlimmes, dass die Tresviri Capitales benötigt wurden. Hinter dem Mann herrennend begann Caesoninus breit zu grinsen, endlich einmal etwas Abwechslung!


    >>>>>

  • "Wohlan denn, guter Iunius. Auch die Inspektion des Carcer tullianus will durchgeführt werden. Ich bitte dich darum, das Protokoll zu führen. Siehst du dich dazu bereit?" Ein leichtes Schmunzeln deutete den Scherz an, denn an der Bereitschaft seines neuen Scriba hegte Ravilla nicht den geringsten Zweifel. Schmollend unterdessen hielt Anaxis sich im Hintergrund, der Pflicht als Schreiber entledigt, doch gleichsam ein Stück seiner privilegierten Bedeutsamkeit enthoben.

  • "Werter Seius Ravilla, selbst wenn Du im Hades eine Inspektion durchführen musst, ich bin an Deiner Seite und werde alles fein säuberlich für Dich protokollieren. Du bist nie wieder ohne mich und meinen fleißigen Griffel unterwegs. Bereit werter Vigintivir, sobald Du es bist", antwortete Caepio dienstbeflissen und schenkte seinem neuen Vorgesetzten ein strahlendes Lächeln.


    Anaxis hielt sich schmollend im Hintergrund. Was erwartete dieser Sklave denn auch bei einer derartigen Handschrift? Irgendwie tat ihm der Mann fast leid, mit so einer schrecklichen Schrift geschlagen zu sein. Aber wäre dem nicht so, hätte er diesen Job niemals ergattert. Folglich wurde sein Lächeln eine Spur breiter. Die Götter waren ihm hold und sein Vorgesetzter ebenso.


    "Soll uns der Sklave unseres Hauses, der zuverlässige und stets freundliche Terpander aus dem fernen Griechenland, begleiten Vigintivir? Im Carcer könnte es ruppig und vielleicht auch gefährlich zugehen? Was meinst Du?", schlug Caepio gut gelaunt vor.

  • Ravilla lächelte nachsichtig ob der Affinität des jungen Iunius zu jenem Domestik, den er als ganz und gar nicht freundlich empfand. Dessen Vorgeschichte im Hause der älteren Halbschwester Seia Sanga war Ravilla wohlbekannt, ebenso dessen Faible für die Söhne seiner Herrin, welches Ravilla im Gegensatz zu manch anderem nicht als uneigennützige Fürsorge interpretierte, sondern vielmehr als ein Werbeverhalten, wie es die Hellenen gegenüber Jünglingen traditionell zeigten. "Sei unbesorgt. Man wird auch ohne die Gegenwart des Sklaven im Tullianum für unsere Sicherheit zu sorgen wissen. Schreiten wir zur Tat."


    Des Hochverrats bezichtigte Menschen fanden hier ihren letzten Aufenthaltsort. Das Gefängnis war bereits drei- bis vierhundert Jahre alt, doch die Fassade stammte aus der frühen Kaiserzeit. Durch eine Tür, die wohl neueren Datums war, gelangten sie in den ersten Raum. Von dort ausgehend fanden sich die anderen Räume des Gefängnisses, die Latumiae (Steinbruch) genannt wurden, weil sie direkt aus dem Tuffstein herausgehauen waren. Das Licht, welches Anaxis trug, schälte die Formen aus der Finsternis. Fenster suchte man vergebens, die Zellen glichen vollständig finsteren Kellerlöchern, in welche die Gäste wenige Momente des Lichts brachten.


    Während der Vigintivir das Gemäuer und die Gefangenen inspizierte, Gespräche mit den hier tätigen Mitarbeitern führte und bisweilen kritische Nachfragen stellte, fand sein Scriba reichlich Gelegenheit, seine schöne Handschrift zu trainieren und seinen wachen Geist unter Beweis zu stellen. Bei einer Pause erklärte Ravilla seinem Begleiter, was es mit diesem Gefängnis auf sich hatte:


    "Das Tullianum selbst ist der schrecklichste Teil des Carcer Tullianus. In dieser Kammer erwartetet die Gefangenen ihr Schicksal, meist in folgender Abfolge: Teilnahme am Triumphzug des siegreichen römischen Feldherrn, anschließend Tod durch Erdrosseln oder Enthauptung in den Tiefen des Kerkers. Schlussendlich wird der Leichnam in entehrender Absicht auf der Gemonischen Treppe ausgestellt. Dort ist der Tote der tumben Wut des Pöbels ausgeliefert und wird nicht selten bis zur Unkenntlichkeit entstellt, oft gänzlich zerstückelt. Zu jenen, die dort verhöhnt, gefoltert und hingerichtet wurden, zählt auch Kaiser Vitellius."


    Einen Moment des Gedächtnisses nahm Ravilla sich, ehe er ernst fortfuhr: "Den Tod im Tullianum und die Entehrung auf der Gemonischen Treppe musste auch unser gemeinsamer Vorfahre Seianus ertragen. Nach einiger Zeit werden die zerfetzten Überreste in den Tiber geworfen. Das Tullianum verfügt zudem über einen Anschluss an die Cloaca Maxima. Die Leichen weniger prominenter Gefangener werden dort hinein geworfen. Der Fluss ist voll von menschlichen Überresten, Ruhestätte der Unbestatteten. Auch Seianus fand nach seiner Zurschaustellung und Entehrung durch den Pöbel im Tiber seine letzte Ruhe."

  • Der älteste Iunius folgte seinem Vorgesetzten Vigintivir der zeitgleich sein Verwandter war. Galeo Seius Ravilla war von einer Unbeschwertheit, die Caepio nicht teilte. Ihm stand für einen Sekundenbruchteil die Sorge ins Gesicht geschrieben. Terpander war nicht nur ein Glücksbringer, er war ein Mann der Tat und durchaus in der Lage sie zu verteidigen. Ob Ravilla dazu in der Lage war, wagte Caepio zu bezweifeln. Bei ihm selbst, war er da sehr sicher, er war unfähig was das Kämpfen anging. Seine einzige Waffe die er bei sich trug, war sein Stift. Aber dieser war rasiermesserscharf, um so sauber und fein wie möglich schreiben zu können. Seius sollte keinen Grund zur Beschwerde haben und Widerworte würde er seinem Herrn nicht geben.


    Mit einem freundlichen, leicht gequälten Lächeln nickte er also und folgte Vigintivir Seius durch die finsteren Räumlichkeiten, seinen Stift so fest in der Hand, dass seine Knöchel schmerzten.


    "Natürlich werter Vigintivir Seius, ich vertraue ganz Deinem Urteil und Wort. Dies ist ein Hort für Verräter? Was anderes als Erdrosseln haben solche Unpersonen auch verdient? Wir sollten im Anschluss an den Besuch dringend einen Tempel aufsuchen, um uns von diesem Ort zu reinigen werter Seius", schlug Caepio vor. Die Götter mochten ihre Hände über sie halten, dennoch war es gut, sie noch einmal besonders darum zu bitten.


    "Den Tod im Tullianum und die Entehrung auf der Gemonischen Treppe musste auch unser gemeinsamer Vorfahre Seianus ertragen. Wie konnte es nur dazu kommen, werter Seius? Ja da hast Du Recht, der Tiber ist nicht nur eine Lebensader. Was er noch ist, möchte ich nicht aussprechen werter Seius, es fühlt sich so an, als würde sein Miasma sonst in mich hineinsickern. Allein der Gedanke daran lässt meine Hand was zittern. Was war unserem Vorfahren zugestoßen, dass er als Verräter galt?", wisperte Caepio und fand, dass eine Stimme immer noch viel zu laut klang und erst das Kratzen seines Stiftes! Das Geräusch zerrte förmlich an seinen dünnen Nerven!


    Behutsam und so leise wie möglich schrieb Caepio weiter.

  • "Verrat war es, mein guter Iunius, welcher unseren Vorfahren das Leben kostete. Wer jedoch in jener Zeit tatsächlich wen verriet, darüber scheiden sich die Geister. Der offiziellen, aufgrund der Damnatio memoriae sehr spärlichen, Überlieferung folgend war es Seianus, welcher den Kaiser verriet, doch besagt die Überlieferung unserer Familie etwas anderes.


    Bedenke: Auf dem Höhepunkt seiner Macht ward Seianus ein sehr tüchtiger und äußerst fähiger Mann, welcher den Kaiser während dessen häufiger Aufenthalte auf Capri in legitimer Autorität in allen notwendigen Belangen vertrat. Dabei machte er freilich, wie seine edlen Vorfahren auch, eine hervorragende Figur. Und wir glauben, dies war der eigentliche Grund, warum Seianus sterben musste: Er war zu gut in dem, was er tat, augenscheinlich besser als der Kaiser selbst in der wichtigsten Position des Imperiums. Bei den Soldaten erfreute er sich großer Beliebtheit. Die Legionen, so sagt man, schworen auf sein Bildnis. Und so musste er sterben."


    Der Blick, welcher Ravilla nun seinem Scriba zuwarf, ward gezeichnet von Bitterkeit:


    "Nichts anderes als schnödes Geld ließ jene Soldaten alle Treue vergessen machen. Das Leben des Seianus wurde für bare Münze verkauft. Merke dir dies, lieber Caepio", mahnte Ravilla nun, in familiärer Vertraulichkeit das Cognominum verwendend, "wahre Treue erkennst du daran, dass du sie dir nicht erkaufen musst, noch erkaufen kannst, sondern sie dir dargereicht wird als ein Geschenk. Und dass sie nicht schwenkt gleich dem Wetterfähnchen oder hinfortfliegt, sobald der Sturm einmal in die falsche Richtung weht. Scheint die Sonne, so ist ein Mann in unserer Position stets umgeben von zahlreichen Schmeichlern. Wahre Freundschaft aber offenbart sich erst in einem Sturmgewitter. Wer an deiner Seite steht, wenn alle anderen wichen, der ist es wert, ihn Freund zu nennen."


    Ravilla legte Iunius Caepio für einen Moment die Hand auf die Schulter und beließ sie dort, ehe sie beide den Weg durch die Dunkelheit fortsetzten.

  • "Besser als der Imperator, ein schweres Schicksal und eine große Bürde. Viele unvergleichliche Männer werden diesen Weg gegangen sein und sie gehen ihn heute noch Ravi. Allein wenn ich meine Handschrift betrachte, spüre ich, ich bin zu Höherem berufen. Gedenken wir unserem ehrenwerten Vorfahren. Und machen wir es besser. Also etwas schlechter? Was ist da der richtige Rat?", grübelte die Zwiebel und folgte seinem Verwandten in die Finsternis. Seine Hand war fest um den Stift geschlossen.

  • "Keinen anderen Rat als jenen, welchen ich dir gab. Ihn anzunehmen oder von dir zu weisen, obliegt freilich dir. Wenn du den Ehrgeiz für deine Zukunft jedoch eher aus deiner Handschrift ziehst denn aus sozialen Bindungen, die, das sei nicht verschwiegen, auch Verpflichtungen in sich bergen, ähnlich dem Verhältnis von Patron und Klient, nun, so wäre ein Fortschreiten deiner Karriere hier in Rom vielleicht eine Option.


    Denn nach meinem sich neigenden Vigintivirat werde ich das Militärtribunat forcieren und zu diesem Zwecke für längere Zeit in die Provinz reisen müssen. Es bedüfte eines gewissen Idealismus, wolltest du mir auch dort deine Dienste zur Verfügung stellen, während der Puls des Lebens in der Hauptstadt schlägt. Es sei denn, freilich, du möchtest mich ins kalte, einsame und unwirtliche Germanien begleiten, dort zum Wohle deiner kalligrafischen Fertigkeiten die Runen zu studieren", sprach Ravilla, während sie vorbei an den kalten Mauern schritten.

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