• „Ich habe noch ein paar kurze Worte an die Truppe zu richten.“


    Plautius gab den Cornicen ein Zeichen und ein harmonisches(!) Signal schmetterte durch die Luft. Plautius lenkte sein Pferd so, dass er vor der angetretenen Legio stand. Er wartete noch einen kurzen Augenblick bis er sich der Aufmerksamkeit aller bewusst war. Dann erhob er laut und klar seine jupitergleiche Stimme.


    „Männer! Ich fasse mich kurz, denn der wahre Redner erringt mit wenigen Worten, die vieles ausdrücken, die Gunst der Zuhörer.


    Soldaten! Viele von Euch dienen bereits ihr halbes Leben in der Legio Prima, andere seit vielen Jahren und ein paar Wenige erst seit kurzer Zeit.
    Ihr alle seit Soldaten in einer Legio welche für sich den Ruf beansprucht die beste Legio im ganzen Imperium, ja der ganzen bekannten Welt, zu sein. Und dieser Ruf wird nun herausgefordert. Von Parthia, dessen Armee für sich denselben Anspruch erhebt.


    Werden wir uns unserer bewusst.
    Wir sind Krieger! Wir sind die zerschmetternde Faust und das tödliche Gladius unseres Vaters, des Imperators. Es ist eine Lebensaufgabe ein Krieger zu sein. Wir haben hohe Ansprüche zu erfüllen. Wir wissen, dass wir nach einem Ideal streben, welches nicht von heute auf morgen verwirklicht werden kann. Es reicht nicht nur ein Krieger sein zu wollen, sondern wir alle haben lange äußerst hart daran gearbeitet. Wir wurden von Mars persönlich auserwählt und berufen in dieser Legio zu einer tödlichen Klinge geschmiedet zu werden.


    Der kommende Konflikt ist jedoch mehr als ein Wettkampf welche Armee die Beste der Welt ist. Parthia vergreift sich an unserer Mutter! Parthia verhöhnt unseren Vater!


    Werden wir uns unserer bewusst.
    Wir sind, jeder für sich, ein guter Bürger, welcher sich zu seinem Land verhält wie der gute Sohn zu seiner Mutter. Unsere Mutter ist das römische Imperium.
    Der gute Sohn gehorcht der Mutter, weil sie die Ältere ist, weil sie in sich die Visionen vieler vereinigt und weil er ihr sein Leben und seine Erziehung verdankt.
    Er ehrt sie und bewahrt sie in einer besonderen Kammer seines innersten Herzens.
    Er verteidigt sie gegen alle Feinde und opfert ihr sein Leben gern.
    Er liebt sie bedingungslos und ohne Aufhebens.
    Er weiß, dass er sich dieses Privileg mit anderen teilt. Mit jedem Mann, der hier mit euch auf diesem Platz steht, und doch ist die Art seiner eigenen Zuneigung einmalig und persönlich.
    Das ist der gute Sohn, der gute Bürger. Und solange er seine Mutter so liebt, wird das römische Imperium blühen und wachsen.


    Aber wir haben nicht nur eine einzigartige Mutter, sondern auch einen Vater, welcher alles unter Kontrolle hält und uns persönlich in diesen Konflikt führt, den Imperator. Daher erinnern wir uns alle noch einmal an unsere Liebe und Treue zu ihm mit jenen Worten, welche uns schon oft über die Lippen gekommen sind und welche tief in unserem Herzen beheimatet sind.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."



    Zum ewigen Ruhme Mars!
    Zum ewigen Ruhme des Imperators!
    Zum ewigen Ruhme des römischen Imperiums!
    Zum ewigen Ruhme der Legio Prima Traiana Pia Fidelis!


    Lasst uns Geschichte schreiben und dem Feind zeigen was es heißt von unserer Faust und unserem Gladius zerschmettert zu werden!



    Plautius nickte Vitamalacus kurz zu und signalisiserte, daß er fertig war.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Marcellus lauschte den Worten des Praefectus aufmerksam, auch wenn er sich erhofft hatte, seinen Legaten zu sehen. Es war eine kurze aber feurige Rede. Als der Praefectus den Eid in den Mund genommen und ihn aufgesagt hatte, wiederholte Marcellus den erst kürzlich gesprochenen Eid laut.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Seine Kameraden neben ihm taten es ihm gleich und ein mächtiger Sprechchor erhob seine Stimme. Es war einfach gewaltig. Nun würde es sicherlich bald losgehen. Nun würden sie in den Krieg ziehen.

  • Marcus lauschte ebenfalls aufmerksam den Worten seines Praefectus. Es war doch keine schlechte Ansprache. Als sich der gewaltige Chor der gesamten Legion erhob, sprach auch Marcus laut mit.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

  • Imperiosus hötre dem Praefecten sehr gut zu. Die Rede die er hielt, war Motivation udn Ansporn für ihn, der ganzen Welt zu zeigen, warum die Legio I ihren Namen hatten und ihr der Ruhm zustand, den sie bis heute hatte. Heute würden sie in den Krieg ziehen und schon morgen den Feind zerschmettern. Das war es, warum Tiberius froh war, ein Römer zu sein...


    " IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Diesen Eid auf zu sagen und ihn in so einem Chor zu hören, war einfach überwältigent.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Falco


    Tiberius Vitamalacus hatte Plautius nur kurz zugenickt, dann hatte er dessen Worten zugehört. Sein langjähriger Waffengefährte und Klient hatte schon immer die Vorliebe gehabt, viel zu sprechen, und so verwunderte es ihn nicht, das Plautius eine feurige Ansprache hielt.


    Und ohne die Miles und ihre Reaktion aus den Augen zu lassen, wandte er sich an Falco.


    "Stell dich den Miles am besten vor und übermittle die Grüsse des Imperators, wo hin es als geht, teile ich ihnen mit."


    Er hielt es nicht für gut, wenn ein gänzlich unbekannter im Stab gesichtet wurde, die Miles sollten wissen, wer mit ihnen ritt, Gerüchte gab es sicher schon genug. Doch den Rest sollten sie nach seinem Verständnis von einem Mann der der Prima erfahren, sei es vom Imperator, den Legatus oder eben von ihm.

  • Auch Licinus schwor den Eid erneut und wartete, wie es dann weiter ging


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

  • Priscus konnte zwar nicht ganz erkennen, dass sich der Praefectus Castrorum wie angekündigt kurz gefasst hatte, aber einen gewissen Motivationsschub verspürte er doch. Er ging nicht freudiger in den Krieg deswegen, aber es war eher so wie man sich gegenseitig aufschaukelte, bevor man ein Wagenrennen besuchte.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA", sprach auch er als Eid.

  • ... und dann schlossen sich die equites an und sprachen gemeinsam den Fahneneid:


    IVRANT AVTEM MILITES OMNIA SE STRENVE FACTVROS QVAE
    PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AVGVSTVS, NVMQVAM
    DESERTVROS MILITIAM NEC MORTEM RECVSATVROS PRO
    ROMANA REPVBLICA

    ... und wieder schwoll aus 120 Reiterkehlen der Schlachtruf der Eliteeinheit der LEG I durch die Lüfte:


    EQVITES PRIMAE SVMVS
    PRO IMPERATORE

  • Leise murmelte Falco die Worte der Soldaten mit.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.


    Es schwören aber die Soldaten, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden .....


    Falco hatte der Rede von Plautius interessiert gelauscht. Sie war wirklich inspirierend.


    Zu Vitamalacus gewandt.


    "So soll es sein, Tribun."


    Falco schwang sich aus seinem Sattel und betrat das Tribunal. Er wartete kurz bis sich Jubel und Rufe gelegt hatten und wieder Ruhe einkehrte. Er konnte den Blicken der Männer entnehmen, dass auch sie teilweise Gerüchte über ihn gehört hatten und sich fragten wer er sei. Aber seine Rolle war klar, er war Militärberater und nicht Feldherr. Dementsprechend würde er auch reden.


    Er hob die Arme.


    "Soldaten!


    Die Stunde eures Aufbruchs gen Osten ist gekommen. Die Zeit des Trainings und der Vorbereitung ist vorbei. Ihr stellt Euch einem Feind, dessen Kampfkraft seiner Tücke ebenbürtig ist. Rom führte seine Kriege stets direkt. Wer sich mit uns auf dem Feld der Ehre messen wollte, der hat uns nie zu suchen brauchen. Er wusste stets wo wir zu finden waren. In voller Sicht, in breiter Front, stolz und vereint unter unseren Adlern. Doch dieser Feind, dem ihr heute entgegen zieht, teilt diesen Ehrbegriff nicht. Dieser Feind wird sich nur stellen, wenn er sich sicher ist euch zu besiegen. Er wird versuchen eure Versorgungslinien zu kappen, euch von Wasser und Nahrung zu trennen. Er wird versuchen euch in kleinen Gruppen zu erwischen, um euch leichter niedermetzeln zu können. Er wird abwarten und zurückweichen, wo er keinen Vorteil sieht und euch vorwärts locken. Er wird euch Fallen stellen. Den sicheren Sieg vor Augen wird er viele von euch in Unachtsamkeiten zu ziehen versuchen, um euch fern der Heimat in den Tod zu schicken.


    Doch all dies ist kein Grund zu verzagen. Roms Legionen sind eine eingeübte Kriegsmaschine, die unter allen Bedingungen und gegen jeden Feind agieren kann. Erfolgreich agieren kann. Ihr alle seid wichtige Teile dieser Truppe. Ihr kennt euch. Ihr kennt eure Befehlshaber. Ihr wisst was ihr zu leisten vermögt. Der Gegner ist kein leichter, aber das seid ihr auch nicht! Ihr werdet marschieren, stets bedroht durch einen hochmobilen Feind. Doch nichts desto trotz unaufhaltsam. Parthia entzieht sich feige eurem Schwert, wo es dies nur kann. Doch ihr Schicksal wird sie ereilen. Roms Atem ist lang. Eure Entschlossenheit ist lang. Sie werden weichen und sie werden sich verschanzen und sie werden versuchen uns zu stoppen. Doch eure Caligae werden ihnen unaufhaltsam näher rücken. Der Weg nach Cetesiphon beginnt direkt hier. Noch mag der orientalische König feiern und Rom verhöhnen. Doch die Kraft, die wir heute hier entfesseln. Die wird ihn holen kommen. Unaufhaltsam. Ab heute, Männer, wird sein Untergang mit jedem eurer Schritte näher zu ihm gelangen. Ihr zieht nicht in euren Tod, nein, ihr bringt ihm den seinen! Vergesst das nicht. Vergesst es nicht, wenn es euch dürstet oder euch der Magen knurrt. Wenn man euch mit Pfeilen eindeckt. Es mag lange dauern, bis Roms Gerechtigkeit den Frevler erreicht, aber sie kommt. Wo immer man sich uns stellt, da werden wir kämpfen und siegen. Wir werden dem Gegner Stadt nach Stadt entreißen. Und mit jeder Stadt wird dem Feind sein Verderben deutlicher werden.


    Und bei alledem seid ihr die Ersten, die Wichtigsten, die Treusten, die Standhaftesten, die Mutigsten und die Tapfersten. Ihr seid des Kaisers Legion. Und er hat mich zu euch gesandt, um euch allen seinen Respekt auszusprechen und euch kameradschaftlich zu grüßen. Unter euch marschierend, unter euch kämpfend und unter euch siegend scheut er keinen Gegner und keine Gefahr. So tut auch ihr dies nicht. Er wird in Ravenna zu euch stoßen und nicht eher ruhen, als dass der Feind besiegt ist.


    tu regere imperio populos, Romane memento – haec tibi erunt artes – pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos, Vergil dixit.


    Vertraut auf euch!
    Vertraut auf eure Offiziere!
    Vertraut auf euren Kaiser!
    Und vertraut Mars!


    Aber vor allem ...... vertraut eurem Gladius!


    Ruhm und Ehre erwarten euch!"


    Als Militärberater war nicht Einpeitschen, sondern Ratio seine Aufgabe. Das hatte der Kaiser sehr deutlich gemacht. Diese Aufgabe hatte Falco erfüllt.

  • Imperiosus hörten den Mann zu, der gerade das Tribunal betreten hatte. Seine Worte waren weise gewählt, doch darauf achete der Artorier nicht, sondern vielmehr auf die Information, die er ihnen sagte. Es war sehr interessant zu hören, was Rom über seinen Feind wusste und was sie dort erwarten würde.


    Sicherlich würden viele sterben, aber dies war nunmal nicht zu ändern. Jeder Soldat hier dachte sicherlich daran, Gesund wieder nach Rom zu kommen und den Ruhm zu ernten, den er sich dort verdient hatte. Tiberius war froh, dass der Kaiser wohl in Ravenna auf sie stossen würde. Er hatte ihn schon oft auf besonderen Feste gesehen und wusste, wie er aussah, doch nun an seiner Seite zu kämpfen, war eine Ehre für den Artorier.

  • Licinus war leicht verwundert über die Rede dieses Mannes, von dem er immer noch nicht wusste, wer er war. Naja, fast nichts, immerhin schien er dem Kaiser nahezustehen, wenn er schon dessen Grüße überbrachte.
    Über die Rede dachte Licinus, dass zumindest der erste Teil nicht wirklich zur Moral der Truppe beitragen würde, welcher Soldat kämpfte denn gerne gegen einen so tückischen Feind?!
    Der zweite Teil gefiel ihm besser, immerhin wurde hier von Unaufhaltsamkeit gesprochen und von entfesselnten Kräften, aber dann kamen wieder Hunger und Durst und die Länge des Krieges.
    Einzig der dritte Teil so schien Licinus erreichte die Herzen der Soldaten, als von Tapferkeit und Zusammenhalt gesprochen wurde.
    So war es kein Wunder, dass der Jubel der milites deutlich gedämpfter ausfiel, als sonst üblich bei Kriegsreden und Licinus fragte sich, was der Redner bezweckt hatte, wollte er das Schlimmste malen, damit die Soldaten später umso motivierter waren, wenn allles scheinbar leicht lief, oder konnte er sich nur schlecht in Soldatenherzen einfühlen und merkte nicht was er anrichtete?

  • Gerade noch war Marcus dabei, sich ein wenig hin und her zu bewegen als er in der aufkommenden Hitze der Sonne sich unwohl zu fühlen begann und schon im nächsten Moment hatte er das Jucken an seiner Schulter vergessen. Denn die ersten Worte von Plautius, den man wohl noch in Mantua gut verstehen konnte, weckten Marcus Interesse. Er lauschte ihm und nickte ab und an. Meinte Gracchus nicht etwas wie: man müsste seine Reden dem Publikum anpassen? Plautius konnte das sicherlich, denn Marcus konnte ihm ohne Mühe folgen. Besonders der Part, der sich mit dem Schutze des Imperiums und der Metapher mit der Mutter beschäftigte, leuchtete Marcus ein. Nein, es leuchtete ihm nicht nur ein, es bewegte ihn und vermochte voll und ganz seine Zustimmung erringen. Denn niemand auf der Welt war Marcus derart wichtig wie seine eigene Mutter. Er liebte und verehrte sie abgöttisch und würde wohl alles für sie tun. Somit konnte er schnell den Schluß, mitgerißen von der Rede des praefectus, auch auf das Imperium ausdehnen. Marcus reckte sich ein wenig, fühlte noch mehr Stolz in sich aufkommen und den Drang hinaus zu ziehen, mit seinen Männern an der Seite und den verfluchten Parthern zu beweisen, daß sie allerhöchstens die zweitbeste Armee der Welt waren, nämlich nach der ersten Legion des römischen Imperium. Auch da er dem Kaiser schon persönlich begegnet war und tief beeindruckt von ihm war, sprach er abermals den Eid feierlich aus, wie so viele andere hunderte und tausende Stimmen um ihn herum, was sich zu einem Chor der Treue und Loyalität vereinigte. Marcus hob die Hand, wischte sich etwas Schweiß von der Wange und war ganz erschlagen von all den heroischen Aussichten.


    Aus dem Grund mußte er erst mal noch einen Schluck Essigwasser zu sich nehmen, während er am Rande bemerkte, daß noch jemand vorne seine Stimme anhob. Marcus starrte ihn an und hatte keine Ahnung, wer das war, was er hier machte und warum er überhaupt sich an die Legion wandte. Zudem schien der Mann es nicht für nötig zu erachten, dieses Rätsel aufzuklären. Zwischen seinen Männern konnte er vereinzelt einige Stimmen ausmachen.


    „Wer issn dat?“
    „Keine Ahnung!“
    „Du, Brutus, den kenn' ich. Also ich glaube, der war mal ein Schwarzrock. Ich hab das neulich auf den Latrinen gehört. Der lange Lucius hat erzählt, der kennt einen in der Stadt, der hat einen Vetter in Rom, dessen Schwager ist mit einem Verwandt, dessen Vater wiederum ein miles unter dem war. Ganz seltsame Geschichte.“
    „Und was macht der hier?“
    „Reden, hörste doch!“
    „Hmm!“


    Marcus wandte sich um und warf den Soldaten einen strafenden Blick zu, die daraufhin wieder verstummten. So konnte er auch diesem Mann noch wenigstens bei den späteren Worte zuhören. Daß er die ersten Worte nicht ganz vernommen hatte, war womöglich gut, denn die Aussicht auf ständigen zähen Kampf hätte Marcus nicht begeistert. Doch der Teil der Rede, den Marcus noch mitbekam, sprach ihn ebenfalls an. Wo sie allerdings hinziehen sollten- dieses Cetesdingsbums- das wußte Marcus nicht, wo das sein sollte. Innerliche Notiz an sich selber: Hannibal einen fragenden Brief schicken. Womöglich sollte er doch noch seinen Sklaven mit her holen und ihn doch in Ravenna mit nach Parthia mitnehmen. Marcus kam ins Grübeln, wenn er auch immer noch ganz erfüllt war von der Aussicht, derartiges Großartiges zu leisten. Und wenn die Männer das vorne sagten- so Marcus in seiner leichtgläubigen Art- dann würde das sicherlich auch passieren. Marcus Mundwinkel hoben sich, er atmete tief ein und fühlte sie bereit, in die Fremde zu ziehen.

  • Marcellus lauschte den Worten seines Bruders. Sie waren weise gewählt. Er dachte ebenso über ihren Gegner im Osten. Nach seiner Rede achtete Marcellus auf die Reaktionen der Miles. Jede Gesichtsregung merkte er sich, ohne dabei zu offenbaren, dass do vorne sein Bruder stand.

  • Geduld war keine Stärke von Ajax, dem schwarzen Hengst des Tiberius Vitamalacus, und ruhig vor den Legion zu stehen lag ihm garnicht, auch, oder vielleicht gerade, weil er als Pferd nicht verstand welche gewichtigen, inspirenden und guten Reden gehalten wurden.
    Sein Reiter hingegen verstand die Worte nur zu gut, geschickt hatte er Ajax auf der Stelle gehalten, während er gehört hatte. Dann aber, als Falcoi geendet hatte und es an ihm war, noch ein paar Worte zu wechseln, da gab er ajax einen Moment in seinen Bewegungen frei und der der schwarzes Hengst schoss mit seinem Reiter ein gutes Stück vor, zwischen den Kohorten entlang, so schnell das der Paludamentum des Tiberiers im Wind wehte.


    Und Mitten in der Legion brachte Tiberius Vitamalacus Ajax wieder zu halten, so abrupt, das der Hengst auf bäumte, ohne das der Reiter aber beeindruckt schien. Nein, genau in dieser Situation setzte der Tribun zu sprechen an.


    "Miles der Prima ! Meine Brüder !"


    Selten war die Stimme der Tiberiers emotional, doch hier und jetzt war sie es, aufrichtig und ehrlich, als er zu den Männern sprach, die für ihn wirkllich ein Teil seiner Familie waren.


    "Ihr wisst, es geht gegen einen Feind, den man nicht unterschätzen darf. Doch ihr wisst auch, ihr seit die Besten ! Und ihr seit nicht allein !"


    Während er jetzt sprach, liess er Ajax im langsamen Trab frei zwischen den Kohorten laufen.


    "Doch der Worte sind genug gewechselt ! Es geht nach Ravenna und dann über das Meer !"


    Jetzt erst brachte er Ajax zu halt und wendete den Hengst so, das er genau auf jenen Ausgang des Platzes blickte, über den sich die Legion diesen verlassen sollte.


    "Miles der Prima ! Meine Brüder ! Folgt mir !"


    Kaum hatte er den letzten Satz gesagt, das Erklang das signal der Cornichen, das sich die Legion in Bewegung setzen musste, wieder einmal die erste Kohorte vorne weg.


    Und Ajax ?


    Ajax schoss samt Reiter vorran.

  • Imperiosus sah, wie das Pferd vom Tribun anscheinend durchgegangen war oder wollte genau das der Tribun. Zumindest sah es danach aus. Als endlich das Zeichen der Cornicen kam, marschierte seine Einheit los.


    Zum Glück spielte das Wetter mit und es war weder zu warm noch zu kalt. Nun erreichten sie das Tor und Imperiosus schaute sich ein letztes mal um, dieses Castellum würde er für eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen. Seine Gedanken waren nun bei seiner Familie, hoffentlich würde sich Tante Medeia nicht all zuviel sorgen machen. Schließlich musste sie sich um Avitus, Plautius und ihn sorgen machen. Sollte jemals diese Legion, was Tiberius natürlich nicht glaubte, komplett fallen, würde Medeia um drei tapfere Römer trauern müssen.

  • Falco hatte seinen Namen dann doch nicht gesagt. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass man als Unbekannter und Gerücht viel länger und nachhaltiger im Gespräch blieb, als wenn man bekannt war. Er verließ das Podium und bestieg Tantalos. Im Sattel lauschte er den Worten des Tribuns. Dieser sprach nur von Ravenna. Nicht von Caesarea, nicht von Damascus und nicht von Zeugma. War das kalkül? Zu welchem Zweck?


    Der Marsch ans Meer begann.

  • Im Grunde hatte Marcus durchaus die Tendenz ein wenig zum Cholerischen. Er konnte sich schnell aufregen, hatte einen kleinen Überfluß an schwarze Galle in sich und dies brach schon durch, wenn er nur den Tiberier sah- was leider in letzter Zeit immer öfter der Fall gewesen war. Aber im Grunde war das- mit der Galle- eine Eigenschaft, die wohl einfach im Manne lag. Doch Marcus Gesicht verfinsterte sich als er die Worte des Tiberiers hörte. So, so, Bruder? Nachdem dieser seine Mutter als eine lupa bezeichnet hatte, dies in seinen Grundausbildungen wohl gerne zu tun pflegte, war das noch mal ein Gipfel der Unverschämtheit. Doch Marcus versuchte den Tiberier zu ignorieren, sah in den Himmel, betrachtete die Vögel über dem Kastell, versuchte sich mit Gedanken zu beschäftigen- es gelang nicht sonderlich gut- und sah dann doch wieder nach vorne, gerade als das Pferd sich aufbäumte. Pah, Angeber!, dachte Marcus und gab dem cornicen und signifer ein Zeichen, sich bereit zu machen. Ruhig wartete Marcus erst auf die Befehle des ersten centurio. Erst als sie an der Reihe waren gab er den leisen Befehl weiter, der cornicen blies in sein Horn, der signifer trabte voran und die ersten Reihen marschierten los, ebenso Marcus. Bis der letzte Mann aus dem Tor war, würde es noch eine Weile dauern, und die Ersten würden schon ein gutes Stück vom Lager entfernt sein. Marcus gehörte mit zu den Ersten, nach der ersten centuria, die das Tor passierten, das Lager zurück ließen und sich aufmachten in eine ungewisse Zukunft, einem fremden, exotischen und feindseligen Land und weit weg von seiner Familie.

  • Die Rede des TL ging Licinus doch schon deutlich näher.
    Erstens kaufte er es dem triunus ab, dass der die milites als seine Brüder sah und zweitens war es schlicht beeindruckend und mitreißend wie der Hengst des Tiberiers losgaloppierte als das Signal des Cornicen über den Platz schallte.


    Dann ging es los die legio und mit ihr auch Licinus verließ das Lager, zum Teil vielleicht zum letzten mal und begab sich nach Ravenna, um von dort aus in den Krieg zu ziehen.

  • Als auf die erste Rede des Praefectus Castrorum eine zweite eines ihm unbekannten Mannes folgte, wurde Priscus zweierlei klar. Erstens hatte sich der Praefectus Castrorum im Vergleich zu dem anderen Redner doch kurz gefasst und zweitens schien die bevorstehende Mission noch ein ganz anderes Gewicht zu haben, als er es bisher vermutet hatte. Es zog nicht nur die Legio I in den Krieg und mit ihr der Imperator, sondern es wurden auch noch haufenweise große Reden darum geschwungen. Er wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was zeitgleich wohl in Rom los sein müsste. Wenn es da schon vor dem Krieg ebenso festlich zuging, dann konnten sie für ihre Rückkehr wohl einiges erwarten.


    Als dann auch noch einer der Tribune sprach, wurde Priscus noch mehr klar. Erstens hatte sich der Praefectus Castrorum doch nicht kurz gefasst, denn der Tribun schaffte es noch wesentlich kürzer und zweitens gab der Tribun mehr oder weniger das Kommando zum Abmarsch, was bedeutete, dass ihnen eine vierte Rede des Legionskommandeurs erspart blieb. Dabei hätte er eigentlich ausgerechnet von ihm eine Rede erwartet. Aber dafür war Priscus ja auch nur Optio und nicht Legat und als dann schließlich das Cornu seiner Centurie erklang und sich die Männer in Bewegung setzten, war ohnehin alles vergessen, was vorher gesagt wurde. Jetzt würden meilenweit die Caligae sprechen.

  • Zusammen mit einigen anderen späten Rekruten hatte ich, ziemlich weit hinten aufgestellt, den Ansprachen und Reden gelauscht. Es kam mir immer noch völlig unwirklich vor, jetzt ein Teil dieser gewaltigen Macht namens Legio I zu sein. Ich sah nach rechts, ich sah nach links: überall grimmige Mienen, wilde Entschlossenheit, und alle Männer gleich gekleidet und gerüstet - ebenso wie ich, natürlich.
    Noch immer kam ich mir in den neuen Sachen wie verkleidet vor. Und SCHWER war das Zeug! Außerdem drückte der Helm. Ich rückte ihn zurecht und rieb mir den Nacken, der jetzt so ungewohnt frei war, nachdem man mich (zu meiner größten Trauer) dann doch dazu genötigt hatte, meine Haare schneiden zu lassen.


    Obgleich ich es dem Prafectus Matinius immer noch nicht vergeben hatte, dass er meine Familie des Obstraubes bezichtigt hatte, fand ich seine Rede sehr mitreißend. Und dann erst, als um mich herum alle dem Eid auf den Kaiser sprachen!
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich mit einstimmte, in ein Meer von Stimmen eintauchte, und mich von der feierlich-blutrünstigen Stimmung mitreißen ließ. Das war sehr erhaben!
    Der zweite Sprecher wiederum machte mir Angst. Vertraut auf euer Gladius! Meines war im Moment eher dekorativ als gefährlich. Ich hatte doch noch überhaupt gar keine Ahnung vom Soldatsein! Bei einigen anderen Rekruten meinte ich dieselben Bedenken auszumachen, und das beruhigte mich etwas. Die Leute hier würden uns das schon noch alles rechtzeitig beibringen... hoffte ich.


    Mit großen Augen bewunderte ich das Kunststück mit dem aufbäumenden Pferd, und dann ging es auch schon los. Die Aufbruchsstimmung, die diese ungeheure Menge von Menschen ergriffen hatte war unglaublich mitreißend. Uns Rekruten reihte man zwar gegen Ende des Zuges ein, so mussten wir noch eine ganze Weile warten, doch dann verließen auch wir mehr oder weniger geordnet die Tore des Kastells. Und schwerbepackt, doch von den feurigen Reden beschwingt, tat ich die ersten Schritte eines sehr, sehr langen Marsches...


    [Blockierte Grafik: http://img453.imageshack.us/img453/9281/leg1probatuscr8.png]

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