"Ich bin wirklich nicht in bester Verfassung, was habe ich nur gesagt, das mein Onkel gerade jetzt das Thema 'Heirat' wieder aufgreifen muss ?!" fragte sich Prisca insgeheim immer wieder und fasste sie sich im Geiste an die Stirn, als ihr einfiel worauf er es bezogen haben musste. "Na sicher ! ich hatte ja gesagt, es soll „alles“ so geschehen wie er will. Und jetzt will er „meine Meinung erforschen“ und mir am Ende sogar noch einen Mann aussuchen, oder mich gar zu den Vestalinnen schicken. Meine Meinung ? die kann ich dir sagen ...NEIN, NEIN und nochmals NEIN !" versuchte Prisca ihren Ausrutscher gedanklich zu verarbeiten und vielleicht wirkte sie etwas angespannt, während sie ihrem Onkel mit einem gezwungenen Lächeln eher zögerlich zu nickte. Glücklicherweis brachte ihr Onkel dann den Faktor Zeit zu ihren Gunsten ins Spiel. "Gratias ago ! lieber Onkel und ich dachte schon ich sehe so aus, als hätte ich einen Ehemann so dringend nötig, aber wenn du selbst meinst, das ich noch Zeit hätte..." Prisca´s Lächeln wirkte nun wieder etwas entspannter, ohne das sie auch nur ein einziges gesprochenes Wort dazu verloren hätte. tempus ipsum affert consilium; so hoffte sie zumindest für sich, mit der Zeit auf dieses Thema auch einen Rat zu wissen. Doch vorerst schwieg sie besser dazu und griff lieber noch einmal das Angebot mit dem Einkauf auf, als ihr Onkel gerade erwähnte die Sklaven mit zu nehmen, sobald sie das Haus verlassen wolle.
"Die Sklaven werde ich am Besten gleich mitnehmen, wenn ich in die Stadt zum Einkauf gehe ! Wenn es dort wirklich so exquisite Mode und Schmuck gibt, wie Du sagst dann hoffe ich nur, dass die Händler auch genügend Waren auf Lager haben. Meine Reisegarderobe ist nämlich alles andere als üppig und angemessen ausgefallen und nach der langen Reise und all den schrecklichen Neuigkeiten brauche ich einfach etwas Zerstreuung. Und wenn mich Deandra und Helena begleiten wollen, werden wir sicher unseren Spaß haben."
Entgegnete sie auf seinen gutgemeinten Rat hin, wobei die Sklaven weniger zum Schutz, als vielmehr zum tragen der Einkäufe Verwendung finden würden. Aber bei dem Gedanken an eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen - dem Einkaufen - hob sich tatsächlich ihre Laune wieder merklich und ihre Augen bekamen einen ganz eigentümlichen Glanz. Fast konnte sie es nun nicht mehr erwarten endlich Deandra und Helena zu begegnen. Die Beiden würden von einem Einkaufsbummel sicher genauso begeistert sein wie sie selbst, davon war Prisca überzeugt. Weniger überzeugt, noch weniger erfreut im Gegenteil sogar etwas entsetzt war sie allerdings über den Vorschlag im Garten mit zu helfen.
"Aber Onkel ! ... für solche Arbeiten gibt es doch Sklaven ? ... Na ja ... aber wenn das hier in Germanien so eine römische Sitte sein sollte, dann will ich mich gerne daran beteiligen."
Den Witz mit dem grünen Daumen verstand sie nicht ganz und blickte im ersten Moment etwas irritiert auf ihre Hand. Er konnte doch nicht ernsthaft annehmen, dass sie in der Erde wühlen und sich dabei schmutzig machen würde. Und dass Deandra und Helena daran Gefallen dar hätten, wollte sie auch nicht ernsthaft glauben ... aber gut ... wenn dem doch so wäre, wollte sie sich auch nicht von vorne herein ausschließen. Vielleicht war es ja mehr eine symbolische Tätigkeit der Römer hier, um fremdes barbarisches Land zu kultivieren. Zumindest könnte sie dabei helfen und den Sklaven Anweisungen geben, wo und wie sie zu graben hätten ... ja das würde gehen ! Immer noch darüber nachgrübelnd auf welche seltsamen Sitten die Römer hier vielleicht noch kämen, lies sie sich von ihrem Onkel in den Arm nehmen und in das Atrium führen. Dort rief er eine Sklavin herbei und gab ihr weitere Anweisungen. Zwar fiel Prisca auf, wie die Sklavin sie zu musterten schien und sich auch sonst etwas seltsam verhielt, schenkte dem Ganzen aber vorerst keine weitere Beachtung.
"Gut dann nenne ich Dich Onkel, .... Marcus ! ... wie es mir gerade gefällt. Vale bene ...... Onk…. Marc.... Onkel Marcus, bis heute Abend !"
Meinte sie schließlich ebenso lachend wie er, da ihn ihre Frage wohl sehr amüsiert hatte. Mit diesen Worten und seinem, als sehr angenehm empfundenen, Kuss auf die Stirn verabschiedete sie ihn letztendlich auch.
Nun war sie also hier angekommen, ohne dies alles noch so recht begreifen zu können. Seufzend blickte sie noch eine zeitlang in die Richtung, in die ihr Onkel verschwunden war, bis die seltsam anmutenden Worte der Sklavin an ihr Ohr drangen. "Vorschlag ? ... fragt mich, ob ich erst angereist bin .sieht man das nicht ... was erlaubt sich dieses Ding eigentlich ... ?" Prisca´s Kopf ruckte herum und ungläubig musterte sie die Sklavin. Ein solches Verhalten war Prisca absolut nicht gewohnt. Sehr ... sehr seltsame Sitten schienen hier zu herrschen ! Aber so langsam wunderte sie sich über gar nichts mehr und tat sich nur selbst ein wenig leid, dass sie nun auch noch mit Sklaven sprechen musste. So antwortete sie denn gereizt, aber noch gefasst auf die Frage und folgte kopfschüttelnd der Sklavin ins balneum.
"Ich weiß ja nicht, wo man dich die letzten Tage über eingesperrt hatte ... sonst wäre es dir vielleicht aufgefallen, dass ich bis vor kurzem noch nicht hier war. Und als die Nichte deines Herrn habe ich sicher nicht erst einige Tage bei den Barbaren gehaust, bevor ich diese Villa hier aufsuchte. Und was deinen Vorschlag mit dem balneum betrifft ...sofern es hier bei den Germanen nicht Sitte ist draußen im Freien zu baden, würde ich MEIN Bad gerne hier einnehmen." ...und deutete dabei genervt auf das Becken, das sich eben noch mit Wasser füllte.