[Ravenna] Die Legion trifft am Stützpunkt der Classis ein.

  • Der Stützpunkt der Classis Ravennas konnte man nicht wirklich als klein betrachten, doch je näher die rund 5000 Mann der Legion Prima der Porta Praetoria kamen, desto deutlicher wurde, wie eng es in in den nächsten Tagen werden würde.


    Doch Tribun Terentius hatte gemeldet, das im Stützpunkt platzgeschaffen wurden war und so hatte Tiberius Vitamalacus kein Zweifel daran, das jeder Centurie Quartiere zugewiesen würden, die zwar nicht gross sein würden, aber wenn die Miles die Enge auf den Schiffen kennengelernt gehabt haben würden, würde ihnen die Unterbringung in Ravenna wie der reine Luxus erscheinen.


    Die Blicke der Wachposten am Tor verriet Tiberius Vitamalacus, das vielen Miles der Classis das Erscheinen der Legion nicht unbedingt freudig sahen, bedeutete es doch viel Unruhe, Arbeit und grosse Enge.

  • Avitus warf einen Blick auf die vor Anker liegende Flotte. Er musste zugeben, dass sie ein recht beeindruckendes Bild abgab, auch wenn die Schiffe derzeit friedlich im Wasser lagen, während die kleinen Wellen sich leicht schäumend an ihnen brachen, was die Schiffe in ein leichte Bewegung versetzte, kaum erkennbar, aber sicherlich spürbar, wenn man ersteinmal an Bord war, vor allem für sie, die Landratten. Die Befehle vom Stab erreichten die Truppe und besagten, dass die Legion es sich ersteinmal an Land gemütlich machen musste, um zunächst das mitgenommene schwere Gerät zu verladen. Das schien vernünftig, denn wenn man die Legion jetzt schon auf die Schiffe verlud, würden sich bestimmt nicht wenige die Seele aus dem Leib kotzen. Avitus konnte sich nicht ausmalen, wie es ersteinmal auf See sein würde. Für Legionäre, die den festen Boden unter den Füßen gewohnt waren, würde ein sich bewegender, stampfender, wackelnder, krängender Rumpf eines Schiffes die Hölle auf Erden sein, zumindest die ersten Tage.


    Avitus wandte sich an seinen Optio.
    "Lass die milites die von der classis bereitgestellten Unterkünfte beziehen und Essen fassen. Ich bringe in Erfahrung, welches unser Schiff ist. Anschließend melden sich die milites zum Verladen des schweren Geräts"
    sagte er.
    "Wird gemacht"
    antwortete Verres. Er hatte sich beim Hastatus der ersten Kohorte offenbar die dumme Angewohnheit abgeguckt, möglichst lässig dreinzuschauen und zu wirken und diesen Eindruck damit zu verstärken, ständig an einem Strohhalm oder einem dünnen kleinen Stöckchen zu kauen.


    An den Tesserarius gewandt, machte Avitus derweil weiter mit den Befehlen.
    "Die Wache bleibt uns zwar erspart, da die classis ihr Zuhause wohl selbst zu bewachen weiß und bei Ankunft des Kaisers dies die Aufgabe der Praetorianer sein wird, aber stell dennoch ein paar Männer ab, die unser 'Zeug' im Auge behalten"
    Da würde sich aber jemand freuen.
    "Verstanden, centurio"
    gab Soranus zurück. Soranus war ein guter Mann und würde es im Verlaufe des Feldzugs wohl weit bringen, wenn er sich nicht umbringen lassen würde. Aber Avitus rechnete eigentlich nicht damit und es würde wohl genug Optiones fallen, damit er einen dieser Posten ergattern konnte. Wie Avitus, betrachtete Soranus den Feldzug also insgesamt eher positiv und machte sich wenig Gedanken um Politik oder die Gesamtstrategie, sondern viel mehr darum, welche Chancen dieser Feldzug ihm persönlich bot.


    Nachdem er weitere notwendigen Befehle verteilt hatte und die Männer damit entließ, machte er sich auf, um 'sein' Schiff zu finden. Konnte nicht schaden, mit dem Trierarchus ein paar Worte zu wechseln und sich vorzustellen, schließlich würde man die nächsten Tage und Wochen im selben Boot sitzen...


    Sim-Off:

    kann man sich also bereits guten Gewissens ummelden?

  • Endlich kamen sie zum Lager und durchschritten das Tor. Ob sie wohl Wache halten müssen, fragte ich Tiberius. Aber wahrscheinlich mussten sie es nicht. Nun kamen sie endlich zum stehen und Imperiosus schaute sich um.


    Dann wandte er sich an Aburius Marcellus.


    " Was meinst du, wie lange wir wohl hier sein werden ? "


    Doch auch Marcellus konnte keine Antwort darauf geben.


    " Weiß nicht... denke doch, dass es schnell geht, ... also das verladen. "


    Der Artorier nickte ihm zustimmend zu und wartete, was kommen würde.

  • Missmutig stapften die Optiones und Centurionen der Classis zu den COhorten der I. Legion. Sie hatten die Aufgabe die einzelnen Cohorten, Centurien halt die Männer der Legio zu ihren Quatieren zu scheuchen.


    So klapperte Mann die einzelnen Centurios ab und wies ihnen Harsch aber doch mit Respekt die Quatiere zu. Meistens waren diese nichts anderes als ausgeräumte Vorratslager, denn 5000 Mann unterzubringen war alles andere als leicht.


    Optio Brutus Schlaubius seines Zeichens Optio der Classis Ravenna und Centurio Tarisus Brutales, sein Vorgesetzter schauten sich dieses Schauspiel an:"


    Nun Optio schau dir die stolze Legion an so begierig in den Krieg zu ziehen und doch wahrscheinlich alle am Kotzen sobald sie erstmal auf den Schiffen sind.


    Der Optio grinste böse:" Tja Centurio sind halt alles Landratten :D Apropos Ratten, hat man der Legio gesagt daß ihre Unterkünfte wohl die eine oder andere Ratte beherbergen?"


    Der Centurio schüttelte den Kopf:" Nein wir werden einfach behaupten die Legio hat die eingeschleppt, davon abgesehen sind es vielleicht ein zwei Familien das fällt den Landratten eh nicht auf, die sind viel zu beschäftigt, ihre Rüstungen zu putzen, um bei der Einschiffung zu zeigen wie tough sie doch sind." Ein griechisches Wort der Unterschicht was soviel beduetete wie toll oder zäh. Er hatte einen Cousin dessen Bruder eine Griechin geheiratet hatte von dieser hatte er das Wort und Brutalis war ganz stolz auf sein Wissen.


    Lachend schauten sie also weiter zu.


    Bei der ersten Cohorte:


    Ein anderer Optio ging zum Primus Pilus der ersten Legion:" Primus Pilus! Ich bin Optio Stiftus: Ich habe die Aufgabe die erste Cohorte zu ihren Utrkünften zu weisen. Die I. Cohorte hate die Unterkünfte V. und VI.ehemalige Lagerhallen. Wenn du und die Cohorte also mir und meinem Milites folgen würde

  • Es gab nur kein Zurück mehr, Lucullus besah sich die Ankernde Flotte. Mit dieser würden sie gegen den Feind ziehen, die Barbaren schlagen und siegreich nach Hause zurückkehren. Wenn die Götter ihnen nur gewogen waren.


    Nachdem die Unterkünfte bezogen waren, nahm es sich Lucullus nicht, eine Kleinigkeit zu essen. Der Lange Marsch war kräftezerrend gewesen. Dem Wanst sollte man sich voll schlagen, solang es noch ging, wer weiß was es auf den Schiffen geben würde, dachte sich Lucullus und nahm noch eine Handvoll Oliven ehe, er sich bereit machte, die Schweren Waffen zu verladen.

  • Ein norwestlicher Schönwetterwind- typisch für diese Gegend- wehte sanft über die Stadt und schob eine triere langsam näher an Ravenna heran. Es war eines der letzten Schiffe, die von ihrem Dienst auf dem Meer zurück gekehrt waren, um all die vielen Soldaten aufzunehmen. Die Segel der triere waren gebläht und viele kleine Punkte, die Soldaten, turnten auf der Takelage um das Tuch zu verkleinern und dem Schiff an Fahrt zu nehmen, ebenso begannen die Ruder langsamer zu schlagen. Gleichwohl nicht die Trommeln der Taktgeber bis zu der Küstenstraße hoch drangen, die die Soldaten als letzten Weg zu bestreiten hatten, schien man doch das ferne Geräusch zu erahnen. Nicht Verzagen ob der Aussicht auf die Schiffe gehen zu müßen, sondern froher Mut stieg in Marcus auf als er, an der Seite seiner centuria, das Meer das erste Mal ausmachen konnte. Die Stadt und die Schiffe waren wie die Verheißung auf die Fremde, das unbekannte Land und den Krieg, den die Soldaten -je länger sie gewartet hatten- immer mehr entgegen fieberten.


    Erst als die Männer in den Unterkünften angekommen waren- nachdem durch die Unteroffziere seine Männer zu den bereit gestellten Lagerhallen gebracht wurden-, Marcus geklärt hatte, was zu tun war und welche centuria an welcher Stelle die Verladung übernehmen mussten- der praefectus hatte alles scheinbar gut durch organisiert- bekam Marcus das erste Mal eine Pause zum Durschnaufen nach dem langen Marschtag. In einem hinteren Winkel meinte er das Fiepsen einiger Ratten vernehmen zu können, doch das nahm er mit einem Schulterzucken hin. Vom Marsch erschöpft trat er mit einigen Soldaten im Schlepptau hinaus auf die Straße, die durch das Lager der classis ging. Marcus streckte sich und betrachtete das bunte Treiben um sich herum. Soldaten mischten sich mit Zivilisten, Frauen und Männer, Kinder und Tiere. Es war ein doch erstaunliches Bild, wenn man bedachte, dass sie in einem Militärstützpunkt waren. Aber die Soldaten zogen in den Krieg und somit war eine völlig andere Atmosphäre. Schon beim Einzug in die Stadt hatten sie das bemerken können als sie von den Bewohnern teilweise jubelnd und mit Blumen bestreuend begrüßt wurden. Marcus, der nicht im geringsten eine zynische Natur besaß, hielt das ganze für echten Patriotismus gegenüber den römischen Soldaten und fühlte noch mehr Stolz in sich aufkeimen. Doch jetzt hatte er einfach nur Rückenschmerzen vom langen Marsch und der Rüstung, die heute schwerer auf seiner Schulter zu drücken schien.


    Centurio?“


    Marcus, der am Rande eines Hafenbeckens stand und auf die vielen, vielen Schiffe sah, versteifte sich unwillkürlich. Denn in einem Moment ging ihm noch das Herz auf bei all den wunderschönen Schiffen, die seltsamerweise tief an seine Seele rührten und ihn magisch dort hin zogen, und im Nächsten vernahm er schon eine sehr unliebsame Stimme. Marcus drehte seinen Kopf halb und betrachtete den dürren und linkischen Mann mit der spitzen Fretchennase, der mit einem Körbchen vor seinen Armen näher kam.


    „Du hast noch einen Rekruten bekommen. Er ist noch während des Marsches bei einer anderen centuria gewesen, aber hier...“


    Gerade wollte Appius- optio des Rekrutierungsbüro und nun optio der dritten Versorgungseinheit- Marcus eine tabula mit den Angaben zu dem probatus überreichen. Normalerweise hätte er einen Boten geschickt, war aber gerade in dem Augenblick auf den richtigen centurio- Marcus- gestoßen und konnte so seiner Pflicht nachgehen. Doch ein lautes Knurren ertönte, ein 130 Pfund schwerer Hund sprang auf den schmächtigen optio und sein Kätzchen zu und riß den optio von den Beinen.


    „Aaahh!“


    , entfuhr Appius, aber nicht wegen dem Schreck über den Hund, sondern weil der Korb mit seiner kleinen Drusilla jäh in die Luft sauste und auf das Wasser zuflog. Marcus streckte noch halb automatisch die Hand aus, streifte jedoch nur den Bast ehe der Korb mit einem lauten Platschen im Wasser landete. Ein kläckliches Miaunzen drang nach oben, vermischte sich mit dem ereifernden Bellen des Hundes. Marcus verpasste dem Hund einen festen Tritt, der daraufhin laut aufjaulte und davon sprintete.


    „Druuusilla!“


    , schrie Appius hysterisch als er sich schnell aufgerappelt hatte. Panisch sah er auf den kleinen Korb, der von den Wellen erfasst wurde und sich immer mehr von der steinernen Mauer entfernte. Appius lief auf und ab und wußte nicht, was zu tun war. Denn Appius konnte schwimmen wie ein Stein. Das hieß, er versank ohne einen einzigen Schwimmschlag tätigen zu können.


    „Tu doch was!!“


    , keifte er Marcus an, der etwas verwundert auf die kleine Katze sah, die sich mit aufgeplustertem Fell und völlig wehleidig am Rande des Korbes krallte. Immer noch zögernd blieb Marcus stehen, denn im Grunde gedachte er nicht, einem Katzenvieh ins Wasser hinter her zu springen.


    „Zu Hüüülfe!“


    , rief daraufhin Appius, der sofort das Zaudern von Marcus erkannte. Marcus starrte auf den sich rasch entfernenden Korb und fragte sich, ob das das erste Opfer des Krieges werden würde.

  • Zitat

    Lucius Artorius Avitus


    Nachdem sie ihre Quartiere zugweisen bekommen hatten wollte Licinus grade einen Schluck posca trinken, als auch schon der Optio in ihr Quartier kam und die Befehle des primus pilus überbrachte.


    Also begab sich Licinus und der Rest seines contuberniums zum den Kais um dort beim Verladen zu helfen.

  • Kaum hatte ich mir eine Schale mit Getreidematsch ergattert, mich hingesetzt und ein paar Bissen gegessen, als ein Bote mich aufscheuchte, mit dem Befehl ich solle mich am Hafen bei meinem Centurio melden, einem gewissen Flavius. Leidig ließ ich mein Essen stehen, klopfte meine Tunika sauber und machte mich, nach diesem schrecklich anstrengenden Tag nicht gerade leichtfüßig, auf den Weg zum Hafen.


    Im Vorübergehen besah ich mir die Schiffe, die an den Stegen vertäut lagen. Leise knarzte das Holz, die Fahnen flatterten im Wind, und die Wanten gaben dieses leise Singen von sich, ein Gemisch von Geräuschen, das sich in meinen Ohren so heimelig anhörte, und mich sofort an Tarraco erinnerte. Nostalgisch dachte ich an daran zurück wie wir als Kinder dort so gerne auf der Mole gespielt hatten, als mich ein panischer Hilferuf aus meinen Gedanken riss. 'Jemand ertrinkt!', dachte ich im ersten Moment, so entsetzt klang dieser Schrei. Doch als ich aufsah erblickte ich das Unglück - Katze über Bord.


    Wie ein Schiffbrüchiger auf seinem Floß saß das Tierchen in seinem Korb, der gerade zügig von der Kaimauer abtrieb. Im ersten Moment schmunzelte ich, weil es einfach komisch aussah, doch dann tat die Katze mir leid. Man weiß doch wie diese Tiere das Wasser hassen. Am Kai lag ein langer Bootshaken, den packte ich und versuchte das Körbchen zu angeln. Es war aber schon beinahe außer Reichweite. Ich streckte mich, reckte mich, hätte es beinahe erwischt, doch dann stieß eine kleine Welle den Korb spielerisch beiseite.


    Mist! Eigensinnig angelte ich weiter, merkte in meinem Eifer dabei nicht, dass die Spitzen meiner Caligae bereits über den Rand der Kaimauer hinausragten. Nur noch eine Handbreit, dann hätte ich es erwischt... - es kam wie es kommen musste. Ich verlor das Gleichgewicht, und rutschte ab, fiel, und landete mit einem lauten Platsch erschrocken im Hafenbecken. Bäh, was für eine brackige Brühe! Ein Glück, dass ich wenigsten meine Rüstung nicht trug, sonst wäre ich wohl abgesoffen wie ein Stein.
    So verzog ich das Gesicht, spuckte eine Mundvoll Dreckwasser aus, fluchte und paddelte - wenn ich denn schon mal hier gelandet war sollte es nicht umsonst sein - heldenmütig der schiffbrüchigen Katze hinterher.

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  • Sofort sog sich meine Tunika voll, der Stoff waberte im Wasser um mich herum und wollte mich, gemeinsam mit den genagelten Sohlen meiner Stiefel, nach unten ziehen. So behindert kam ich nicht besonders schnell vorwärts, aber trotzdem näherte ich mich stetig den Korb. Klägliches Miaunzen wies mir den Weg. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sich am Kai schon eine Traube von Menschen gebildet hatte, die feixend das Schauspiel verfolgten.
    Das Wasser stank. Neben mir dümpelte ein Haufen gammliger Küchenabfälle auf dem Wasser, und dann streifte etwas glitschiges mein Bein. Ich zuckte zusammen, aber ich schwamm weiter, und dann war der Korb auch schon in Reichweite. Auf und nieder schaukelte er auf den kleinen Wellen, und große dunkelblaue Augen starrten mich verschreckt über den Rand hinweg an. Die kannte ich doch!
    "Drusilla? Keine Angst...",
    murmelte ich sanft zu dem verängstigten Wesen, das ja nichts dafür konnte dass es so einem ausgemachten Stinkstiefel gehörte, und griff nach dem Korb.
    "AU!!!"
    Das liebe Kätzchen hatte mir heftig eins mit der Pfote gewischt, meine Hand zuckte zurück, und wieder ergriff eine Welle den Korb und trieb ihn ein Stück weiter hinaus. Angewidert spuckte ich das Wasser aus, dass ich bei dem Schrecken in den Mund bekommen hatte, trat Wasser, und hatte für einen Moment nicht übel Lust, das undankbare Tier seinem Schicksal zu überlassen... Aber es hatte ja nur Angst.


    Und so schwamm ich hartnäckig hinterher bis ich den Korb wieder erreichte, fasste ihn kurz ganz vorsichtig und gab ihm einen Schubs zurück in Richtung rettendes Ufer. Auch für mich war es wirklich Zeit umzukehren, ich war erschöpft und meine Kleidung zog mich immer schwerer nach unten. Außerdem brannte das Salzwasser in den Blasen, die ich mir beim Marsch eingehandelt hatte.
    Den Korb vor mir hertreibend, ihn immer wieder anschubsend, bugsierte ich ihn mitsamt der Insassin zurück zur Kaimauer. Irgendjemand fischte ihn dann heraus. Ich dagegen suchte vergeblich an dem algigen, rutschigen Stein des Kais nach einem Halt um wieder aus dem Wasser zu steigen. Als sich mir von oben eine Hand entgegen streckte, ergriff ich sie erleichtert, und kraxelte mit dieser Unterstützung zurück an Land.
    Klatschnass und außer Atem stand ich da, das Wasser floß von mir herab und bildete eine kleine Pfütze zu meinen Füßen. Ich wischte mir die Nässe aus dem Gesicht, strich mir die Haare zurück, und entfernte angeekelt ein labbriges, fauliges Stück Rübenschale, das sich bei dieser Rettungsaktion darin verfangen hatte.

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  • Schluchzend fiel Appius auf die Knie und wimmerte leise vor sich hin als er die einzige Seele in der Legion, die Verständnis für ihn aufbrachte, die ihm stets treu und ergeben zuhörte, davon schwimmen sah. Verwundert sah Marcus den optio an, der seine Haare raufte und verzweifelt weinte. Marcus räusperte sich und machte sich unschlüßig daran, seine Riemen an der Rüstung zu lösen, um das schwere Teil doch noch los zu werden und womöglich dem kleinen Ding hinter her zu springen. Doch ein lautes Platschen lenkte ihn davon ab. Marcus wandte sein Gesicht dem Geräusch zu und machte etwas Strampelndes in dem Wasser aus, eindeutig kein Tier sondern ein Mensch. Entnervt seufzte Marcus auf und löste auch noch die letzten Riemen für den Fall, daß jener Mann dort nicht schwimmen konnte. Das kam doch häufiger vor als man meinen könnte. Doch der Kopf tauchte wieder auf und schien sogar einige passable Schwimmzüge zusammen zu bekommen. Das skeptische Runzeln blieb noch auf Marcus Stirn, während schon einige Soldaten um ihn herum anfingen zu lachen und derbe Scherze heraus zu posaunen. Einige Wetten wurden abgeschloßen und die Quoten standen schon nicht schlecht für den Decimer. Nachdem sich Marcus vergewißert hatte, daß der Mann nicht selber absoff wie die Katze, die er wohl zu retten gedachte, schlich sich auch ein Grinsen auf seine Miene. Der Einzige, der am Rande der Mauer alles mit großem Bangen verfolgte, das war der optio der dritten Versorgungseinheit- Appius.


    Gerade als Serapio mit dem geretteten Tier zurück kam, das Körbchen von einem älteren Veteran der zweiten centuria heraus gefischt wurde und Appius auf seinen Liebling zustürzte, um das naße und völlig verängstigte Tier an sich zu nehmen, meinte Marcus schmunzelnd:


    „Wie ich sehe, haben wir schon den ersten Helden des Krieges vor uns. Ob wir ihm dafür eine phalera verleihen sollten?“


    Während einige der Soldaten um Marcus lachten, beugte sich dieser hinunter und bot dem Decimer die Hand dar, damit dieser hoch kam. Mit einer kräftigen Bewegung zog Marcus den jungen Mann ans Land. Marcus konnte sich kaum des Grinsens erwehren als er den Decimer betrachtete, der gerade einer Katze das Leben gerettet hatte. Doch in jenem Momente stürzte Appius heran, ergriff untypisch und seltsam vertraut den Arm von Serapio.


    „Danke, danke! Oh, ich werde Dir ewig dankbar sein. Egal was Du brauchst...ich bin in der dritten Versorgungseinheit der optio. Melde Dich nur, Decimus. Oh die Götter mögen Dich ewig schützen, ewig!“


    Marcus Mund blieb offen stehen als er das Gebarden der Schreckschraube, die ihm in seiner Zeit als Verantwortlicher des Rekrutierungsbüros noch das Leben schwer gemacht hatte. Bei den Worten bereute Marcus es selber, nicht das Vieh gerettet zu haben. Doch Appius, der verlegen wieder die Hände sinken ließ, linkisch sie hinter dem Rücken kreuzte und dann schnell wieder den Korb die Decke ergriff, in die er seine Katze gehüllt hatte, deutete auf Serapio.


    „Das ist der Neue für Dich. Vale!“


    Noch mal voll der Dankbarkeit- er schaffte sogar ein grimassenhaftes Lächeln auf sein Gesicht zu bringen- nickte Appius Serapio zu und drehte sich von der schallend lachenden Soldatengruppe fort. Marcus sah ihm nur kurz hinter her und dann zu Serapio, wölbte dabei seine linke Augenbraue auf flavischer Manier nach oben.


    „Ah, Du bist also der probatus. Nun, eifrig bist Du alle mal. Wie ist Dein Name?“

  • Tropfend und verlegen stand ich inmitten der Zuschauer, die sich bei dem Spektakel anscheinend gut amüsiert hatten. Manche hatten sogar Wetten abgeschlossen! Ich murmelte ein Dankeschön zu dem Mann, der mich hochgezogen hatte, und wandte mich ab, wollte schnell das Feld räumen um dem Gelächter zu entkommen - ich mag es gar nicht wenn man über mich lacht.
    Da war auf einmal Optio Griesgram bei mir, fasste meinen Arm und bedankte sich so überschwenglich, dass ich ihn nur verwirrt ganz groß anguckte.
    "Ähm."
    Ich räusperte mich und wollte schon offenbaren 'Also eigentlich bin ich ja nur ins Wasser gefallen, am Anfang.', aber dann entschied ich mich dagegen und beließ es bei einem wohlerzogenen:
    "Nichts zu danken, gern geschehen."


    Der Mann schien wirklich sehr an seiner Katze zu hängen, dachte ich, als er mit dem nassen Bündel im Arm abzog. Bei seinem Vorübergehen lachten die Soldaten noch viel lauter als über mich, und da tat er mir beinahe leid. Ich zupfte mir eine glibberige Alge vom Ärmel und wandte mich dem Mann zu, der mir die Hand geboten hatte. Oh je, das war mein Centurio? Der würde mich nach diesem Auftritt bestimmt niemals erst nehmen können, dachte ich düster. Tja... Doch unerschrocken biss ich die Zähne zusammen, salutierte besonders zackig (das Hafenwasser spritzte nur so) und verkündete:
    "Probatus Faustus Decimus Serapio meldet sich wie befohlen, Centurio!"


    Seltsamerweise führte das zu neuen Heiterkeitsausbrüchen in der Umgebung. Ich versuchte diese gleichmütig zu überhören, harrte aus, tropfte vor mich hin, und grübelte angestrengt wo in aller Welt mir ganz genau dieses Wölben der Augenbraue schon mal begegnet war.

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  • Der allgemeinen Heiterkeit konnte sich Marcus auch nur mit einem dunklen Lachen anschließen, als die Wassertropfen nur so spritzten bei der übereifrigen Begrüßung. Erstmal brachte Marcus nur ein amüsiertes: „So, so!“ hervor. Mit einer knappen Geste forderte er den Decimer auf, ihm zu folgen und löste sich von der Gruppe von Soldaten. Seine Schritte führten ihn weg von dem Kai und der Wasserfläche, wieder mehr in Richtung der Lagerhallen, in denen sie Quartier bezogen hatten. Mit einer Hand befestigte Marcus wieder die Riemen seiner Rüstung und ächzte leise als er die letzten beiden Riemen zuschnürte, was einige Herzschläge länger dauert als noch vor einigen Monaten. Denn Marcus war schlichtweg zu dick geworden, seitdem er centurio war und hatte gehörig wieder um die Leibesmitte zugenommen. Immerhin verbarg die Rüstung seine – wenn man es freundlich nennen wollte- stattlichen Pölsterchen durchaus. Marcus spähte über die Soldatenköpfe hinweg, die sich vor der Halle tummelten und schien in dem Moment wenig auf den neuen probatus zu achten.


    „Naevius, herkommen!“


    Ein dürrer Bursche- hochgewachsen, schlaksig und auf den zweiten Blick erst als doch älterer Mann erkennbar durch einige graue Haare in dem sehr kurzen Haarschnitt- kam durch die Menge heran getrabt. Naevius war seit einigen Monaten der Schreiber und Adjutant von Marcus, das Mädchen für alles sozusagen.


    „Ja, centurio?“
    „Geh in die Stadt und fülle meine privaten Vorräte auf. Es muss mindestens für die Schiffsreise halten. Und vergiß' nicht das Süßholz. Ah, und auch nicht Deine Schreibsachen. Und versuch ein paar lebende Tiere zu organisieren, so Flatterdinger, für die ersten Tage. Und auch an den Falerner denken...aber Du weißt ja...“
    „Jawohl, centurio. Alles in meinem Kopf!“
    „Na, dann wollen wir mal hoffen, daß Du nichts vergißt.“


    Naevius nickte und trabte davon, an den vielen Soldaten und den flanierenden Stadtbewohnern vorbei, die die neueste Attraktion: Legion betrachten wollten. Marcus verschränkte die Hände hinter dem Rücken und blieb zwischen all dem Tumult stehen, betrachtete einige junge Frauen, die heraus geschmückt und mit Blumen in den Haaren an ihnen vorbei gingen und nach dem ein oder anderen Soldaten Ausschau hielten, den sie womöglich bezirzen konnten. Einen Herzschlag später sah Marcus dann doch erneut zu Serapio. Marcus musterte ihn prüfend von Kopf bis Fuß und griff dabei nach dem ledernen Schlauch, den er vorhin noch mit richtigem Wein gefüllt hatte, schließlich war der Marsch vorbei und sie bald zur Untätigkeit auf den Schiffen verdammt.


    „Decimus Serapio? Hast Du Dich kurz vor dem Abmarsch verpflichtet? Und bist Du irgendwie näher mit dem legatus verwandt?“


    Marcus trank einen Schluck von dem feinen Tropfen, den er sich für Ravenna aufgehoben hatte, um den letzten Abend in Italia noch einmal gebührend erleben zu können. Marcus warf einen Blick auf die tabula und versuchte die winzig kleinen Buchstaben zu entziffern. Zudem waren sie noch in einer so seltsamen Art verfaßt, daß Marcus schnell aufgab.


    „Was kannst Du denn schon? Ich nehme mal an, Du hast noch keine Grundausbildung hinter Dich gebracht?“

  • Bei jedem Schritt quatschten meine Caligae, und ich hinterließ eine Spur von Tropfen, als ich dem Centurio in Richtung der Unterkünfte folgte. Ich haderte mit mir wegen meines Auftrittes geradeben, und achtete kaum auf die Leute um uns, die mich teilweise mit verwunderten Blicken bedachten.
    Mein neuer Centurio schien, nach dem ersten Eindruck, ja ganz umgänglich zu sein - oder nein, das richtige Wort war: jovial. Ich war sehr froh, dass ich nicht bei dem Primipilus gelandet war, der angeblich ein ganz übler Leuteschinder war.
    Während er diesem Naevius seine Anweisungen gab, wartete ich still. Der faulige Hafenwasser-Geschmack war noch immer in meinem Mund, und ich beneidete Centurio Flavius um den Weinschlauch, den er bei sich trug. Überhaupt wünschte ich mir, mich endlich waschen und umziehen zu können. Ob der Stützpunkt hier wohl auch Thermen hatte? Das wäre genau das richtige, jetzt.


    Und schon wieder wurde ich gemustert. Ich stand gerade und hoffte, dass auf der Wachstafel nichts schlimmes über mich vermerkt stand.
    "Ja, Centurio. Ich habe mich am Vortag des Abmarsches gemeldet. Ich glaube ich bin der letzte Rekrut davor gewesen."
    Bei der Frage nach dem Legaten wurde mir ganz ungemütlich, ich wollte nicht lügen, aber ich wollte auch nicht, dass mein Onkel von meinem Hiersein erfuhr. Außerdem hatte ich Angst, dass die Leute hier dann denken würden ich sei aufgeblasen und verzärtelt und wolle immer eine Extrawurst.
    Etwas zögerlich nickte ich und antwortete: "Ähm... ja Centurio. Näher," - und schüttelte den Kopf - "aber man kann nicht gerade sagen sehr nahe."
    Brilliant, Faustus, ganz brilliant...!
    Unsicher rieb ich mir die Nase. Tja, was konnte ich denn schon? Marschieren, Salutieren... und ich schaffte schon ein paar mehr Liegestützen als am ersten Tag. Aber ob ihn das interessierte?
    "Nein, Centurio, es tut mir leid, ich habe noch keine Erfahrung und keine Unterweisung im militärischen Bereich. Man, ähm, sagte mir ich solle mich an die Veteranen halten, dann ginge das schon."
    Verlegen malte meine Fußspitze ein nasses Muster auf das helle Pflaster unter unseren Füßen.
    Kleinlaut fügte ich hinzu: "Mit der Theorie kenne ich mich schon ein wenig aus... Und, naja, ich hoffte ich könne noch was lernen unterwegs. Und mich halt auch so nützlich machen. Centurio."

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  • Die Soldaten der Classis Misensis trafen im Stützpunkt der Classis Ravenna ein und machten sich mit der Lage vertraut. Theodores wandte sich zunächst an den hiesigen Kommandanten, zeigte ihm den Marschbefehl und die VOllmacht des Praefectus Classis und ließ sich dann über den bereits getätigten Fortschritt in Kenntnis setzen. Nachdem all das erledigt war, machte er sich auf die Suche nach einem verantwortlichem Offizier der Legio Prima um mit diesem die Einzelheiten des Verladevorgangs zu sprechen.
    Seinen Soldaten gab Theodores derweil die Anordnung sich irgendwie nützlich zu machen :D

  • Nachdem die Männer die Unterkunft in der alten Lagerhalle bezogen hatten, gab Priscus den Befehl weiter, dass die Cohors I erst einmal Essen fassen sollte. Auch wenn sie nur ein paar Tage von Mantua hierher gebraucht hatten, waren die meisten doch froh, einmal ohne Schanzarbeiten nach dem Marsch direkt mit dem Essen beginnen zu können. Das war vor allem deswegen praktisch, weil das schwere Gerät gleich zur Verladung auf die Schiffe vorgesehen war und die Tragtiere deswegen nicht einmal wie sonst am Abend üblich abgeladen werden musste.


    Während noch der Rauch der Kochstellen aus der Halle waberte, ließ Priscus einen Teil der Soldaten seiner Einheit dann wieder draußen antreten. "Zwei Contubernia und die Maultiere kommen mit mir. Wir gehen die Geschütze und die Schanzpfosten verladen. Die anderen bleiben hier und warten drauf, dass man ihnen das Schiff nennt, auf dem wir mit dem Rest unserer Ausrüstung unterkommen werden."

  • Mit der Antwort 'Näher, aber nicht sehr nahe' konnte Marcus wenig bis rein gar nichts anfangen. Verwundert sah er den probatus vor sich an und schien den Sinn dieser Worte ergründen zu wollen. Nur ein: „Aha!“, meinte Marcus dann dazu und dachte nach. Eine Grundausbildung hatte der junge Mann nicht, ebenso wohl kaum große Kriegsfähigkeiten. Eine steile Falte erschien zwischen Marcus Augenbrauen und sein Blick richtete sich in die Ferne und auf einen Punkt über dem Meer, was seine Schönheit zwischen zwei großen Langerhallen offenbarte. Ob er Pricus den jungen Mann anvertrauen sollte? Marcus konnte sich niemand besseren als den optio dafür vorstellen- außer seinen eigenen Ausbilder von der IX., Artorius Avitus. „Hm!“, kam von Marcus und er atmete tief ein bis ihm eine weitere Frage in den Sinn kam.


    „Nicht sehr nahe? Aha, und was soll das heißen? Und wie steht es mit der Dame Decima Lucilla. Bist Du gar mit ihr verwandt? Kennt sie Dich?“


    Marcus bemühte sich sehr, bei der Nennung jener Frau neutral zu klingen, wenn auch schon ihr Name ihn immer noch in eine gewiße Verwirrung stürzte. Aber wenn der Mann für Lucilla von Bedeutung war, womöglich ein naher Verwandter war, dann würde Marcus mit Sicherheit mehr dafür sorgen, daß jener probatus auch heil wieder nach Hause kam. Natürlich wollte Marcus das für jeden seiner Soldaten, aber hier würde er noch mehr Augenmerk drauf legen. Ein älterer Soldat, der über seinen Arm ein Wolfsfell gelegt hatte, kam heran und salutierte.


    Centurio? Die Befehle für die Verladung sind eingetroffen und optio Tallius Priscus hat sich dessen bereits angenommen.“
    „Sehr gut, sind genug Männer abgestellt?“
    „Jawohl, centurio.“
    „Haben die Männer schon gegessen?“
    „Ebenso, centurio!“


    Marcus nickte zufrieden und deutete dem Soldaten, daß er wegtreten konnte. Er widmete sich dann wieder dem probatus. Später würde Marcus sicherlich noch einen Blick auf die andern Männer werfen, ob sie gut einquartiert worden waren und ob Probleme bestanden oder nicht, aber für den Moment konnte er durchaus sich noch einige Minuten mit dem Neuen beschäftigen.


    „Na, dann wird Deine Grundausbildung Stück für Stück während der Reise stattfinden. Schließlich, egal wie Du dann später eingesetzt wirst, mußt Du während des Krieges auch Kämpfen können. Immerhin bist Du Soldat geworden."


    Marcus warf einen kurzen Blick auf die tabula und sah fragend zu Serapio.


    "Stimmt das, was auf der Tafel hier steht? Irgendetwas von einem Musikinstrument, ich kann jedoch nicht entziffern, was der optio damit gemeint hat.“

  • Ängstlich beobachtete ich die Falte, die da zwischen den Brauen des Centurios erschien, seine Stirn furchte und sein Haupt mit düsteren Wolken zu umgeben schien. Er sah unzufrieden aus, und ich stellte mir vor, dass er jetzt genau folgendes dachte: 'Warum in aller Welt haben die diesen Grünschnabel ausgerechnet zu mir geschickt?!' . Und dann persistierte er auch noch mit seiner Frage...
    "Nun, Centurio", versuchte ich mich zu entwinden, "verzeih wenn ich mich unklar ausgedrückt haben sollte, ich hätte wohl so sagen sollen: Wir stehen uns nicht sehr nahe."
    Wie kam er denn auf Lucilla? Vielleicht war ein Acta-Fan? Ja, Tante Lucilla war eben eine richtige Berühmtheit. Ich nickte und antwortete überrascht:
    "Ja. Ja, sicher kennt sie mich, sie ist meine Tante."


    Wieder wartete ich, während der Centurio sich mit dem Soldaten besprach, sah ein bisschen in der Gegend herum und wrang den Saum meiner Tunika aus.
    Die Aussicht richtig kämpfen zu lernen gefiel mir sehr. Das war es was ich wollte, ein Kämpfer sein, ein hartgesottener Kerl, ein Krieger, einer der respektiert und gefürchtet wird! Einer über den keiner es wagt zu spotten, oder ihn auszulachen. Ich nickte mit Feuereifer.
    "Ja, Centurio, unbedingt, Centurio!"
    Weit weniger enthusiastisch gab ich das mit dem Flötenspiel zu. Ich wollte doch nicht als Schöngeist gelten, oder gar als Künstler. ('Solches Gesindel nehmen wir nicht', hatte der Medicus im Lazarett verächtlich gesagt.)
    "Ähm, ja... Syrinx und Hirtenschalmei spiele ich. Ein wenig. In der Ausrüstungskammer haben sie mir auch ein altes Cornu mitgegeben, zum Üben..."

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  • Marcus ließ es sich nicht anmerken, aber mit vier Worten hatte sich der Decimer schon in ein rechtes Licht gerückt. Sie ist meine Tante! Scheinbar unbeteiligt neigte Marcus marginal sein Haupt, denn er wollte Serapio nicht merken laßen, warum er diesen nach seiner Tante befragt hatte. Womöglich konnte er den Decimer noch ein wenig über Lucilla aushorchen. Sinnend dachte er an das Gespräch mit Decima Lucilla. Sie schien eine Aversion gegen Soldaten zu haben oder war es ihre Verwandten bei den Soldaten? Marcus entsann sich nicht mehr so genau, denn irgendwann hatte er auf jenem Fest auch eindeutig zu viel getrunken gehabt, was wohl an der starken Mischung des Abends gelegen haben könnte. Oder weil es der erste Abend in Italia war, den er in seinem Urlaub verbracht hatte. Auf Marcus Lippen kam ein schwaches Lächeln als er jenen Abend zurück dachte, riß sich jedoch gleich zusammen. Das Heben seiner Mundwinkel verschwand so schnell wie sie gekommen waren. Skeptisch musterte Marcus Serapio als er den Eifer förmlich aus seinen Augen lodern sah. Marcus Augenbraue wölbte sich nach oben, dieses Mal mit einem mäßig resignierten Blick dazu gemengt. Aber verwundert war er nicht, alle probati waren ganz eifrig das Kämpfen zu lernen bis sie den ersten Vormittag mit Schild und Schwert in der Hand verbracht hatten und noch Tage lang mit den Schmerzen in den Armen zu kämpfen hatten.


    „Nun, dadurch daß Du erst so spät zu uns gestoßen bist, wirst Du es noch ein wenig schwieriger haben als Deine Mitsoldaten. Aber so eifrig wie Du erscheinst, wirst Du das sicherlich mit Links packen.“


    Es war ein lahmer Versuch von Marcus, denn allzu überzeugt war Marcus davon nicht. Der junge Mann kam ihm doch reichlich schmächtig vor, als ob er gleich vom Fleisch fallen würde. Na, womöglich müßte der Decimer noch etwas gemästet werden, bis er überhaupt eine Grundausbildung überstehen könnte. Die Flöte, in zweierlei Variante, spielte der Decimer also? Wohlgefällig nickte Marcus, denn Menschen, die ein Instrument zu spielen vermochten, waren ihm durchaus sympathischer.


    „Nun, dann werde ich mal sehen, ob Du sie tatsächlich zu spielen vermagst. Aber nicht jetzt. Wir fangen auf dem Schiff mit Deiner Ausbildung an, probatus. Halte Dich bereit und auch für den Aufbruch morgen früh. Wegtreten!“


    Noch ehe Serapio auf das letzte Wort etwas erwidern konnte, geschweige denn weggehen konnte, wandte sich Marcus schon um und marschierte zu einigen Soldaten, mit denen er noch einige organisatorische Dinge zu besprechen hatte. Schließlich würde es bald los gehen und noch Hunderte Dinge- im Grunde war es dann doch nur die Einteilung der Verlademannschaften- mußten noch erledigt werden.

  • 'Mit Links'? Ganz sicher war ich mir nicht, ob der Centurio das nicht ironisch gemeint hatte. Und was die Andeutung mit der Flöte bedeutete, war mir auch nicht klar. Doch die Aussicht, dass auf dem Schiff meine Ausbildung beginnen würde, freute mich sehr. Da würde ich mich schon nicht langweilen, und vielleicht würde ja sogar mit der Zeit ein richtiger Soldat aus mir werden.
    "Jawohl Centurio!"
    Ich salutierte - da hatte er mir allerdings schon wieder den Rücken zugewandt - und kehrte fröhlich zu den Unterkünften zurück, wo ich dann auch endlich die nassen Sachen loswurde.

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