Irgendwie war es aber dennoch, trotz der Lage und des pompösen Auftrittes des Verwaltungstempels, falsch. Er war hier fehl am Platze.
"Sieh´ dich doch an. Ein Spross des Vespasian, Titus et Domitianus, ein Spross kaiserlichen Geblüts. Augebildet in diversen Künsten, geschulten von Legenden und Beherrscher der Rhetorik, Sohn eines Senators und Magister Architecturae. Selbst ein Senator, ein gewesener Praetor, demnach Bekleider der zweithöchsten Hierarchieebene des Cursus Honorum. Ehemals Proconsul der größten und reichsten Provinz in Nachbarschaft zu Rom selbst.", hörte er sich selbst. Als betrachte er sich aus der Ferne, sein Geist, besser gesagt."Und nun stehst du als Bittsteller vor dem Kämmerchen eines Scribas, einem dieser Insekten, derer es noch viele gab. Unbedeutend, korrupt und von desaströser Moral und Wertevorstellungen. Du stehst hier und klopfst, um Audienz bei irgend einem dieser Emporkömmlinge zu erbitten, einem Eques, nicht einmal etwas von Stand und Namen. Einem GERMANICUS! Vielleicht einem Sohn, Neffen, Vetter eben jenes Mannes, welcher für ihn den Keim allen Übels der ehemaligen Barbaren repräsentierte. Ein Parasit, welcher Seinesgleichen sucht und scheinbar in allen Winkeln des Reiches einzunisten sucht. Hier ein Ableger davon. Widerlich, sie alle und auch du selbst, wenn du noch länger hier stehst...", hörte er sich abermals sprechen. Und er hatte Recht.
Wie aus einem Traum erwacht, von der Erleuchtung gesegnet, betätigte er die Klinke und stieß die Tür mit seinen bescheidenen Kraftreserven auf.
"Lucius Flavius Furianus, Senator Roms, ehemals Proconsul Hispaniens! Melde dem Statthalter meine Ankunft, denn die Sanduhr, welche meinen Aufenthalt in Ägypten beherrscht, sollte er jetzt auf den Kopf drehen!", sprach er kräftig und entschieden aus, drehte sich danach wieder um und ging, so aufrecht wie er auf einen Gehstock gestützt laufen konnte, aus dem Officium, den Flur entlang und schließlich ganz aus der Basilea.
Er hatte viel vor und die Sandkörner liefen ab jetzt gegen ihn.