[Grundausbildung] Probatus Quintus Redivivus Sabinus

  • Neben meinen täglichen Übungen hatte ich auch für die Überwachung der Ausbildung zu sorgen. Centurio Cripsus, den ich immer öfter im Sichtfeld hatte, leitete auch diese. Ich schlich mich von hinten an den Haufen heran. Beim Marschieren waren sie. Diese Lektion der jungen Jahren hatte ich schon vergessen. Ich konnte es mir leisten zu laufen. "Centurio", begrüßte ich ihn leise und knapp. "Wie sieht es mit richtigem Melden der Probati vor Vorgesetzten aus?", fragte ich ihn grinsend.

  • Endlich ging es etwas besser. Der Centurio nahm das wohlwollend zur Kenntnis, ohne dabei seinen kritischen Gesichtsausdruck zu verändern. Nun führte er den marschierenden Trupp zur Porta des Castellum und ging dann rechts*.


    Sim-Off:

    * nun eine komplexe Übung: Beschreibe, was du auf einer Umrundung des Castellums innerhalb des Intervallums siehst, hörst, erlebst. Anhaltspunkt ist die Skizze.


    Währenddessen trat einer der Tribunen heran und fragte Crispus von der Seite.


    "Melden, Tribun? Ich habe den korrekten militärischen Gruß bereits erprobt. Das Melden ist doch eigentlich nicht so kompliziert und sollte durch das Immitieren erlernt werden, Tribun."


    antwortete er rasch, während er sich fragte, warum die Tribune es ausgerechnet auf ihn abgesehen hatten...

  • Mittlerweile beherrschte die Truppe den Gleichschritt ziemlich gut. Der Centurio führte sie ins Castellum, wo sie auf dem Intervallum nach rechts abbogen. Sabinus hielt das für eine gute Sache, denn so konnte er gleich das Lager besser "erkunden". Zu ihrer Rechten stand der hohe Wall, während die Probati links von ihnen irgendwelche Unterkünfte passierten.
    Klein wenig später kamen sie an den Ställen vorbei, das roch Sabinus sofort. Ausser für die Reiterei waren hier sicher auch die Pferde für die hohen Tiere untergebracht, dachte Sabinus. Er drehte während dem Marschieren seinen Kopf nach rechts und begutachtete einen Wachturm, wie sie anscheinend auf das ganze vallum verteilt waren. Die Männer, die dort oben standen, sahen gelangweilt aus. Einer von ihnen schaute Sabinus' Contubernium beim Marschieren zu.
    Weiter ging's. Der Centurio führte sie weiterhin auf dem intervallum an, an den Baracken der Centurien vorbei. Selbst die Kohorten waren, wie Sabinus erkannte, durch die Weise wie die Unterkünfte angelegt worden waren, unterteilt.
    Dann hatten sie so ziemlich das Ende des Castellums erreicht, und bogen nach links ab, wieder an Unterkünften vorbei. Diesmal erkannte Sabinus sogar die Baracke seiner eigenen Centurie wieder.
    An der Marschformation sollte der Centurio nichts zu meckern haben, überlegte Sabinus, als er einen Blick auf seine Truppe warf.
    Er schaute sich wieder um, beobachtete die Legionäre beim Verrichten ihrer täglichen Pflichten und Arbeiten. Manche Milites warfen den frischen Probati verächtliche Blicke zu. Eines Tages würde Sabinus einer von ihnen sein, dachte er. Dann würde er auf die neuen Rekruten hinabblicken, stellte er sich vor.
    Nun hatten sie bereits die Baracken von mehreren Kohorten hinter sich gelassen, als sie das andere Ende des Castellums erreichten, machten aber nicht halt, sonder wendeten nach links.
    Puh, das Castellum war gross, ging es Sabinus durch den Kopf.
    Diszipliniert marschierte er in der Reihe weiter.
    Etwas später passierten sie die Thermen. Die Männer, die herauskamen wirkten entspannt. Sabinus nahm sich vor, die Thermen ebenfalls einmal zu besuchen.
    Nachdem sie diese hinter sich gelassen hatten, kam sie wieder an Baracken vorbei, passierten ein Tor, gleich dem sie das Castellum vom Campus her betreten hatten, auf der anderen Seite konnte Sabinus die via principalis hinunterblicken.
    Der domus fiel ihm gleich auf. Etwas verwundert musterte er das Gebäude. Dann wurde ihm klar, dass hier irgendein hohes Tier wohnen musste. Selbst hier musste noch gezeigt werden, wer der reichste war, dachte Sabinus etwas missgünstig.
    Bis die Truppe, die nun ein klein wenig gelangweilt schien, das untere Ende des Legionslagers erreicht hatte, liessen sie weitere Baracken und sogar ein Forum, wie Sabinus feststellte, hinter sich.
    Sie überquerten die via praetoria und die porta, die er ja schon kannte.
    So langsam hatte er nun eine Übersicht über das Castellum gewonnen. Sie passierten noch einige Unterkünfte zur Rechten, wo ein paar Legionäre mit Kochen beschäftigt waren. Beim Geruch der Mahlzeit bekam Sabinus augenblicklich Hunger. Doch er würde nun wohl noch einige Zeit aushalten müssen. Denn der Centurio marschierte unablässig weiter.

  • Sim-Off:

    hervorragend :]


    Auch der Centurio hatte all diese Impressionen aufgenommen, allerdings weniger darauf geachtet - er kannte das Lager wie seinen Geldbeutel und hatte mehr an die Arbeit gedacht, die er später noch erledigen musste.


    Nun bog er wieder auf den Exerzierplatz ein und befahl.


    "State!" (Stillgestanden!)


    "In aciem venite!" (In Linie angetreten!)


    "Movemini!" (Rührt euch!)


    Dann drehte er sich um und sah in die Gesichter der Männer.


    "Zur Abwechslung machen wir auch noch gleich ein wenig Training für die Arme - alle runter - Liegestützen!"


    Nachdem alle zu Boden gegangen waren, ging es los.


    "I - II - III - IV - V - VI - VII - VIII - IX - X - XI - XII - XIII - XIIII...mitzählen!"


    "XV - XVI - XVII - XVIII..."


    Nach unzähligen Beugen kam er endlich zum Ende.


    "...XXX!"

  • Die Probati waren froh, dass sie, nach dem Marsch durchs Lager, sich beim stehen wieder "ausruhen" konnten, doch die Erleichterung währte nicht lange. Glücklicherweise hatte Sabinus kein Problem mit den Liegestützen, da er auch schon 30 Stück gestern im Valetudinarium absolviert hatte. Wie die meisten, wie er erkannte, als er den Kopf kurz drehte, um in die Gesichter zu blicken.


    "...IXX - XX - XXI - XXII - XXIII..."


    Ein paar weniger trainierten jedoch machten die >20er etwas mehr Mühe. Aber auch sie schafften es noch.

  • Der Centurio sah sich die Liegestützen laut zählend an und als die Männer wieder auf die Beine kamen, brüllte er sie an.


    "Das waren ja Kleine-Mädchen-Liegestützen! Nächstes Mal will ich eure Nasen am Boden sehen - und den Arsch ein wenig höher!"


    Er machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Aber ihr taugt eben nichts...Abite!" (Wegtreten!)


    Damit verließ er den Exerzierplatz.

  • Am folgenden Tage, der weitaus ungemütlicher wirkte (es hatte über Nacht geregnet und noch immer hingen graue Wolken am Himmel), erschien der Centurio erneut - diesmal im Sagum.


    "Probati venite!" (Rekruten angetreten!)

  • Auch Reatinus trat auf den Exerzierplatz und wartete darauf, dass jeder von den Probati sich auf den Exerzierplatz quälte. Normalerweise waren die ersten Ausbildungstage die Schlimmsten für sie, aber normalerweise gewöhnten sich sich auch schnell daran.

  • Die Probati waren sich sichtlich nicht gewöhnt, so früh aufzustehen. Doch sie gaben ihr Bestes, frisch und munter zu wirken. Früher oder später würden sie sich daran gewöhnen...
    Wie am Vortag stellten sie sich in einer Reihe auf, nahmen Haltung an.

  • Dieses Mal trat Reatinus vor und begann, die Probati aufzuklären. Heute würde es sicher viele blutige Nasen geben... wenn nicht, wären sie die erste Gruppe, die das geschafft hat!


    "Probati, heute werden wir uns dem Ringen widmen! Dazu werden wir noch näher eingehen! Zuerst will ich dafür sorgen, dass in dieser Centuria keine Waschlappen mehr sind! 2 Runden um den Exerzierplatz, abite!"

  • 2 Runden um den Platz. Das konnte ja heiter werden. Sabinus schätzte die ganze Strecke auf ungefähr einer Doppelmeile und ca. ein bis zwei Stadien. Auch diese Entfernung sollte für Sabinus kein Problem darstellen, hatte er doch meistens auf noch längeren Distanzen trainiert.
    Im Prinzip verlief ein schneller Lauf immer nach demselben Muster. Kurze Aufwärmphase, ein langer Mittelteil, in dem man eine anständige Geschwindigkeit hielt und ein Schlussteil, in welchem man im Notfall noch einiges an Land gewinnen konnte.
    Wieder kam Sabinus unter den ersten nach den beiden Runden am Zielpunkt an. Diesmal dauerte die "Ausruhpause" etwas länger, da über längere Enfernungen auch die Probati mit weniger Kondition weiter zurückfielen. Sie kamen erst nach ein paar Minuten an. Einige hielten sich den Bauch, um das Seitenstechen loszuwerden.
    Doch dann standen sie wieder diszipliniert in eine Reihe und nahmen eine stramme Haltung an.
    Ringkampf, dachte Sabinus. Sehr gut. Er hatte nämlich oft mit seinen Freunden in den Thermen das Ringen geübt, und mit der Zeit selbst einige neue Tricks entwickelt. So schnell würde er nicht zu Boden gehen.
    Bisher hatte ihm die Legio nichts neues gebracht. Doch das würde sich sicherlich ändern, dachte er. Spätestens wenn er an Waffen und Formationen ausgebildet wurde.
    Doch nun stand er aufrecht und erwartete neue Befehle des Optio.

  • Reatinus behielt die Probati im Auge, während er darauf wartete, dass sie ihre zwei Runden absolvierten. Die einen kamen schon bald an, andere, die etwas weniger Kondition hatten und zurückblieben, brauchten etwas länger. Als alle wieder zurück zur Reihe fanden, begann Reatinus zu reden. Nebenbei wurden die Soldaten auf dem Platz von einer erfrischenden Brise getroffen. Trotz des trüben Wetters war dies die perfekte Vorraussetzung zum Ringen!


    "Nun gut!", begann er, "Wollen wir uns mal dem Ringen widmen! Das Prinzip ist ganz einfach: ihr versucht euren Gegenüber auf den Boden zu werfen. Im Ernstfall ist alles erlaubt, aber hier gegen eure Kameraden dulde ich weder Tritte in die Weichteile, Sand in den Augen oder Faustschläge ins Gesicht! Ich will hier KEINE Schlägereien sehen, die man in den Spelunken beobachten kann! Sucht euch einen Partner und los!". Wenig später begann der Ansturm auf die weniger gut gebauten oder kleineren Probati...

  • Der Mann neben Sabinus, welcher ihn sich gleich als Partner wählte, war kräftig gebaut. Er schien einer derer zu sein, denen man nachts auf der Strasse nicht begegnen wollte. Nun denn.
    Auf den Befehl des Optios hin stürmten die beiden aufeinander los. Durch die Wucht und Masse seines Gegners verlor Sabinus schon am Anfang beinahe das Gleichgewicht, konnte sich jedoch wieder fangen.
    Sein Gegner hatte mehr Kraft und Gewicht, das spürte Sabinus schnell. Er versuchte mehrere Griffe, doch der Probatus konnte sich immer wieder losreissen oder verlagerte seinen Schwerpunkt.
    Dann startete sein Gegner einen Angriff. Er packte Sabinus und wollte ihn zu Boden reissen, doch dieser liess nicht los und änderte die Position seiner Füsse. Sabinus' Rücken kam dem Boden gefährlich nahe, und ein paar Schweisstropfen fielen auf die Erde.
    Er wollte nicht verlieren! Nein, Zeit für einen Gegenangriff. Blitzschnell verlagerte er sein Gewicht, bekam den Hals seines Gegners zu fassen und stützte sich mit den Füssen auf der Erde ab. Jetzt machte er einen Ausfallschritt und schwang danach das rechte Bein mit aller Kraft nach vorne, gegen den Fuss des Gegners, welchen es vom Boden riss.
    Gleichzeitig stiess er ihn mit dem Ellbogen und dem Arm nach hinten, sodass sein Kontrahent das Gleichgewicht verlor. Dieser wollte Sabinus zwar noch packen und nach unten ziehen, doch Sabinus packte sein Handgelenk und drehte den Arm blitzschnell so, dass er ihm entglitt.
    Sein Gegner lag nun am Boden.
    Sabinus atmete durch, blickte sich um. Ein paar Paare waren ebenfalls bereits fertig, andere, offenbar ausgeglichenere Gegner, waren noch am Ringen. Er sah die Gesichtsausdrücke der Probati. Keiner von ihnen war bereit, nachzugeben, dachte Sabinus amüsiert.
    Dann streckte er die Hand zum Gegner am Boden und zog ihn hinauf. "Du hast gut gekämpft.", sagte er.
    "Wie heisst du? Ich bin Sabinus..."
    "Lucius, mein Freund. Ich muss sagen, ich habe dich unterschätzt...", antwortete dieser grinsend. Er schien freundlicher zu sein als der erste Blick vermuten liess.

  • Schweigend verfolgte der Centurio das Geschehen. Hier und da wieß er den ein oder anderen Probatus an, ein weniger mehr Engagement zu zeigen, aber wenigstens musste er niemanden zusammenschreien, weil er den anderen blutig schlug. Nach der ersten Runde konstatierte er endlich:


    "Na also, Probati! Aber ihr könnt das besser! Los, noch 'ne Runde!"

  • Die zweite Runde würde härter werden, das wusste jeder der beiden. Lucius setzte wie vorhin auf Kraft und Schwung, während Sabinus eher technisch arbeitete und sich flink sein Eigengewicht zunutze machte. Doch Lucius war jetzt besser vorbereitet, wandte andere Griffe an, um Sabinus' Manöver zu blockieren. Sabinus blieb hartnäckig, liess sich nicht zu Boden bringen, wandte sich immer wieder aus dem Griff von Lucius. Doch auch dieser Brocken liess sich nicht bezwingen.
    Sabinus musste stets im Hinterkopf behalten, dass die Geschlechtsteile und Augen etc. tabu waren. In einem Ernstfall wären dies natürlich seine primären Angriffsziele, doch hier durfte er einem Probatus so etwas nicht antun.
    Relativ lange rangen sie miteinander, ohne wirklich Erfolge zu erzielen. Gewisse Stellen am Körper taten Sabinus bereits weh, bei Lucius sicher auch, ohne dass ein Ende in Aussicht war. Doch da machte Sabinus einen Fehler. Er stellte den rechten Fuss zu weit vor. Lucius nützte diesen Umstand sofort aus, um Sabinus nach hinten zu stossen, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Etwas anderes, als sich an Lucius festzukrallen, konnte Sabinus so schnell nicht tun, also fiel er mit dem Rücken zu Boden. Er packte jedoch im gleichen Zug Lucius an der Schulter, sodass auch er das Gleichgewicht verlor und seitlich an ihm vorbeifiel.
    Sabinus lag auf der Erde, er spürte wie sein Puls raste. Er hatte diese Runde verloren, doch das war nicht weiter schlimm. Langsam rappelte er sich auf und stellte sich neben Lucius zu den Männern, die ebenfalls schon fertig waren.

  • Wieder die kontrollierenden Blicke des Centurio, dann ging es sofort weiter.


    "Nun, das lasse ich gelten. Weiter im Text..."


    Er sah zu Reatinus.


    "Der Optio wird euch in die Horrea führen und mit Scutum und Pilum ausstatten."


    Natürlich würden die Probati nur Übungsstücke aus Holz bzw. Weidenästen bekommen. Aber das wusste der Optio ja.

  • Der Optio war sofort bereit, und ohne sich lange aufzuhalten gab er den Marschbefehl: "Pergite!" (Marsch!), und marschierte an der Spitze in Richtung Horrea. Er dachte sich gleich, dass die angehenden Legionäre nun das Wichtigste im Leben eines jeden Soldaten lernen würden: den Umgang mit ihren Waffen.

  • Die kleine Gruppe angehender Legionäre im Schlepptau erreichte Reatinus wieder den Ausbildungsplatz. "Probati, venite!", schrie er, noch bevor sie richtig da waren. Man sah ihnen an, dass ihnen die schwere Kampfausrüstung ungewohnt waren. Doch daran würden sie sich, wie alle Auszubildenden gewöhnen. Während die Probati ihre Reihe bildeten, schaute Reatinus zum Centurio, der hoffentlich die Ausbildung bald fortsetzen würde.

  • Der Centurio sah sich das ganze an und blickte dann zu den Probati. Hatte er nicht Pila gewünscht? Nunja, dann drehte er das ganze eben um und würde später nochmal mit dem Optio reden. Vor den Männern würde das ohnehin nur dessen Autorität untergraben.


    "So, wie euch sicherlich auffällt, sind eure Übungswaffen verdammt schwer. Aber wenn ihr mit denen umgehen könnt, wird es mit den echten ein Leichtes!


    Beginnen wir also mit dem wichtigsten: Der Deckung!
    Ihr müsst stets das Scutum vor euch halten, sodass ihr von den Knien bis zum Kinn gedeckt seid. Auf eure Füße wird ein vernünftiger Kämpfer kaum schlagen - da würde er den Rücken preisgeben. Seht zum Optio, der wird euch die korrekte Haltung vormachen und dann macht sie nach!"


    Er sah nun seinerseits zu Reatinus.

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