[Pharos] Das Lokal Poseidon

  • Das Meer? Davon gab es wirklich auch reichlich hier an der Küste und bei der Stadt Alexandria, sogar in zwei verschiedenen Formen. Zum Einen schwappte das Mittelmeer an die Ufer von Alexandria und zum Anderen gab es den Mareotis-See, der auch eher salzig von der Konsistenz war und wenig mit Süßwasserseen gemein hatte. Für Geórgios war das Meer eher eine Beiwerk vom Panorama von Alexandria. Etwas, dem er nie sonderlich große Bedeutung beigemessen hatte. "Ich habe mal gehört, dass das Meer im Norden doch ganz anders sein soll. Kälter, rauer und mit viel höheren Wellen. Stimmt das?" Das konnte natürlich auch nur Geschwätz von den Seeleuten sein, die den lieben, langen Tag den Landlubbern (wie sie die Landratten wohl nennen würden) viele Seemannsmär aufbinden wollten. Wasserhydras, Seeschlangen, Nixen, die den Männern den Kopf verdrehen, das war nur ein Teil davon.


    Der Name sagte Geórgios wenig. Natürlich hatte er schon von den Flaviern gehört und die flavische Kaiser auch erlebt, wenn auch aus sehr weiter Entfernung. Aber der speziell genannte Name war ihm gänzlich unbekannt. Somit nickte er eher unbeeindruckt, denn Senatoren gab es auch viele und jedes Jahr wurden sie mehr. Wenn natürlich ausgleichend auch ein paar den Fährmann riefen und den letzten Weg antraten. "Er wird Dir sicherlich auch eine Unterkunft anbieten. Das wäre mit Sicherheit auch besser als dieses Lokal. Du hast auf Anhieb einer der teuersten Lokalitäten der Stadt gefunden.", meinte Geórgios, wieder mit jenem sardonischen Lächeln auf den Lippen.

  • Für sie barg das Meer eine Faszination der sie sich nicht entziehen konnte. Was vermutlich daran lag, dass das Meer beständig war und nicht so einfach verschwinden würde wie ihr zu Hause, welches Opfer von gierigen Flammen geworden war und ihr im Alter von 4 Jahren ihre ganze friedliche Welt genommen hatte und sie heimatlos, schutzlos und einsam zurück gelassen hatte. Das Meer hatte sie stets begleitet, sei es nun, das es an die steilen zerklüfteten Felsen ihrer Heimat brandete oder eben hier sich im warmen Sand der Wüste verlor.
    "Ich denke es liegt eher daran, dass es im Norden einfach immer etwas kälter ist als hier und das der Wind einen anderen Klang hat!" versuchte sie ihm seine Frage zu beantworten. Das Meer war im Allgemeinen ein launisches Wesen und man konnte es nicht auf Eigenschaften an bestimmten Orten reduzieren.
    "Gefährlich ist es auf jeden Fall, wer sich nicht mit der Strömung auskennt, kann schnell an Felsen zerschellen und dann ertrinken!" sagte sie. Einmal hatte sie gesehen, wie ein kleines Fischerboot Opfer des Meeres wurde. Wie sich das Meer aufgebäumt hatte und die armen Männer gnadenlos in die Tiefe gezerrt hatte, gleich einem wilden und gierigen Ungeheuer. Nur wenige Minuten später, hatte sich der Sturm jedoch gelegt und niemand hätte glauben wollen, dass das Meer gnadenlos war.
    Ein kalter Schauer lief ihr bei dieser Erinnerung über den Rücken. Das lag nun viele Jahre zurück und es gehörte mit zu jener Zeit, die sie zu vergessen suchte. Eine Zeit in der sie auf den Straßen gelebt hatte und wie viele andere Kinder auch hatte stehlen müssen um zu überleben.


    Alaina hoffte sehr, das sie im Hause des Senators wohnen dürfte, dass würde ihr Leben dann um einiges einfacher gestallten und ihr die Kosten eines Zimemr ersparen. Das sie das teuerste Lokal anscheinend erwischt hatte, war ihr recht egal. Sie zuckte nur mit den Schultern. "Zumindest ist das Essen und der Wein gut!" antwortete sie schlagfertig und zwinkerte. "Besser jedenfalls, als du vorher behauptest hast!" fügte sie spitz hinzu. Auf den Mund war sie nicht gefallen.

  • Der Klang des Windes? Das war natürlich ein interessanter Aspekt. Geórgios lehnte sich zurück, nippte an seinem Wein und betrachtete die Frau aus dem Norden nachdenklich, die ihm ein klein wenig die Welt näher brachte, die er nie in seinem Leben sehen würde. Manchmal bedauerte er es, nicht die Eigenschaft seines Vaters oder seines Bruders zu besitzen. Die Lust auf Abenteuer. Oder hatte er sie doch und der Funken war nur noch nie erweckt worden? "Vielleicht hat Boreas, der Gott des Nordwindes, eher Gefallen an den Länder des Nordens Gefallen gefunden. Man sagt, sein Wind trägt die Melodie der Kälte mit sich. Und womöglich bevorzugte Zephyros doch lieber meine Heimat." Boreas, ein Gott, den etwas Düsteres umgab, und ähnlich wie Hades auch Geórgios näher lag. Zumindest wünschte sich das der Priester.


    Er lächelte kühl bei dem Gedanken an Boreas und auch an Hades. "Womöglich haucht jedoch ein ganz anderer, unsterblicher Gott seinen Atem über das Nordmeer. Gibt es bei Dir auch Windgötter? Ich meine, bei den Menschen Deiner Heimat?" Keltische Götter und ihr Pantheon hatten sich dem Priester bisher noch nicht erschlossen. Womöglich, weil er dem nicht viel Wert beimaß.


    Unwillkürlich folgten seine Augen zu dem Essen und er zuckte mit einem mokanten Grinsen auf den Lippen mit der Schulter. Er mochte den Fisch hier nicht, aber er wusste auch, wo der Koch gerne den Fisch bezog und wo der Fischer wiederum die Netze auswarf. Direkt in der Nähe der Kanalsausgänge und angeblich sollte der Fisch dort besonders saftig und deliziös sein. Aber für den Priester auch etwas suspekt. "Es gibt hier viele, höchst delikate Leckerbissen. Und der Wein ist in der ganzen Stadt berühmt. Wein vom Mareotis-See. Warst Du schon mal am Mareotis-See? Er ist fast wie das Meer, so weit man blicken kann sieht man nur Wasser. Das Wasser schmeckt so salzig wie das Meer. Und an manchen Stellen wirst Du Vögel sehen, die Beine haben doppelt so lang wie Störche und mit einem leuchtend rosafarbenen Gefieder." Flamingos, die es manchmal zu Scharen dort am See gab.


  • Wehmut erfasste sie als sie an die steilen Küsten ihrer Heimat dachte, an den Wind der seine eigenen Geschichten erzählte und an das Meer, grau und wild und leidenschaftlich, so wie die Menschen. Das Blut in ihren Adern rauschte und die Melancholie die sie befallen hatte, ließ sich nun nicht mehr so einfach verscheuchen. Ihr fehlte ihre Heimat, ihr fehlte ihre Familie. Die Einsamkeit war ihr ständiger Gefährte.
    "Welche Götter auch immer den Wind beherrschen, sie scheinen die grüne Insel meiner Heimat zu lieben!" sagte sie schwermütig.


    "Wir haben viele Götter, Götter die wir mit dem Leben selbst verbinden," erklärte sie. "Cernunnos ist der Götter der Tiere, Taranis der Gott des Donners und der Blitze und noch viele mehr. Naturgeister die über Wälder und Seen wachen und auch Geister die mit dem Wind spielen!" man merkte ihr an, dass sie mit einem völlig anderen Glauben aufgewachsen war und sie an andere Wesen glaubte.


    Sie verneinte als er sie nach dem Mareotis-See fragte. Von solch einem Ort hatte sie noch nie gehört. Aber eines Tages würde sie den See sicherlich einmal sehen. Gespannt lauschte sie seinen Worten und ließ ihrer Fantasie freien Lauf. es musste wahrlich ein schöner Ort sein.

  • Fremd und sehr exotisch klangen die Namen in seinen Ohren und er ließ sie eine Weile in seinem Bewußtsein nachhallen. Der Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Frau hatte sich bei den Erzählungen merklich gewandelt und interessiert beobachtete Geórgios diese. Die Regungen der Menschen faszinierten ihn immer wieder, die vielseitige Palette an Empfindungsfähigkeiten. Manchmal versuchte er sie bewußt dahin gehend zu reizen und dann wiederum entstanden sie ganz unwillkürlich als Reaktion auf seine Worte. Geórgios studierte solche Regungen aufmerksam, wenn auch immer mit innerlicher Distanz, höchstens Amüsement selber verspürend, denn die Empfindungen seiner Mitmenschen weckte in Geórgios keine Resonanz oder Mitgefühl. Er war einfach kein Mensch, den man als freundlich bezeichnen konnte. Und außer für seine Tochter, hatte er nur für einen Menschen in seinem Leben aufrechte und ehrliche Gefühle entwickelt und dieser Mensch war vor einigen Jahren verstorben und hatte diesen menschlichen Anteil in Geórgios vielleicht mit sich in den Hades getragen.


    Entspannt hatte er sich gegen die Rückseite seines Stuhles gelehnt und betrachtete das liebreizende Gesicht der Keltin. "Wie wäre es, wenn ich Dir den Mareotis-See einmal zeige und Du wiederum erzähltst mir Geschichten aus Deiner Heimat? Von Deinen Göttern insbesondere." Es interessierte Geórgios wirklich, was die Welt der Kelten anging. Selbst wenn er sie immer für primitiv halten würde, da er natürlich das nicht hellenische Pantheon nicht ernst nehmen konnte, fand er den Glauben anderer Völker durchaus interessant. Bisher hatte er sich jedoch mehr mit den Göttern ihrer Nachbarn und rhomäischen Götter beschäftigt, niemals mit denen der Germanen oder Kelten. "Nicht heute natürlich, vielleicht an einem der nächsten Tage, solltest Du von Deinem Senator die Zeit freigegeben bekommen."

  • Mit ihrer offenen und freundlichen Art fand sie meist sehr schnell Menschen, die ihr symphatisch waren und ihr zumindest eine Zeitlang eine nette Gesellschaft boten, Freundchaften schloss sie nur selten, das sie ein so unbeständiges Leben führte und nur selten lange an einem Ort blieb. Das Angebot von Geórgios war von daher nicht nur freundlich, sondenr auch großzügig und sie nickte zustimmend.
    "Warum nicht, es spricht nichts dagegen!" sagte sie lächelnd und nippte wieder einmal an ihrem Wein. Die herrlcihe Kühle errfüllte den Gaumen und erfreute die Sinne.


    "Ich kann dir gern etwas über meine Heimat und meine Götter erzählen!" sie freute sich ehrlcih darüber, dass sich jemand für die Kultur ihres Volkes interessierte, war sie doch so fern ihrer Heimat und die Sehnsucht konnte sie zumindest mit den alten Geschichten eine zeitlang besänftigen.


    "Das müsste sich alles einrichten lassen... ich bezweifel, das ich im Haus eingesperrt werden würde. Wobei ich mir das auch nicht gefallen lassen würde!" lachte sie und meinte es dennoch sehr ernst.

  • Aus den Augenwinkeln bemerkte Geórgios, dass sein Bruder sich wohl endlich zu einem Zug durchgerungen hatte, seine Augen schweiften darum für einen Augenblick zu dem Spielbrett und er musterte die Konstellation, die er dort vorfand. Überrascht wölbten sich seine Augenbrauen nach oben. Sein kleiner Bruder hatte wohl doch die Lücke entdeckt und dieses Mal auch ausgenutzt. Ein wohlwollendes Lächeln erschien um seine Lippen.Geórgios dachte einen Augenblick länger nach und beschloss, seinem Bruder endlich auch mal einen Sieg zu gönnen, zumal er für den heutigen Abend dann deutlich leidlicher wurde, schließlich hatten sie noch etwas vor. Mit einem Augenzwinkern seinem Bruder gegenüber machte er darum schnell entschlossen den letzten und entscheidenden Zug. Während Thémis konzentriert seinen nächsten Zug überdachte, wandte sich der Priester wieder an die junge Frau. "Wunderbar!", erwiderte er. Eigentlich auf beide Antworten. "Dann bin ich mal gespannt."


    Seine Mundwinkel wölbten sich nach oben als er das triumphierende Schnauben seines Bruders hörte. "Hah! Hab ich Dich!" Geórgios brauchte nicht zu ihm zu schaun, um zu erfahren, dass auch dieser Zug seinem Bruder, Zeus sei Dank, nicht entgangen war. "Das solltest Du Dir auch nicht gefallen lassen! Selbst wenn die Rhomäer immer recht Besitz ergreifend sind. Ich glaube, ich weiß auch, wo Deine zukünftige Heimat- und Arbeitsstätte ist...so weit von dort ist es zum See nicht." In seinem Rücken vernahm Geórgios ein deutliches Räuspern und sah zu Thémis, der ihm bedeutungsvoll zu nickte, als dieser schon am Bezahlen war. "Nun, aber wenn Du mich jetzt entschuldigst, mein Bruder und ich müssen leider jetzt unserer Wege ziehen." Er nickte Alaina noch mal freundlich zu, wobei der stets ironisch-zynische Ausdruck auf seinem Gesicht lag, dann erhob er sich als sein Bruder noch mal leise sich räusperte. "Einen schönen Tag Dir noch, Alaina aus dem Reich der Kelten." Gemütlich schlenderte er daraufhin hinter seinem Bruder und wieder hinaus aus dem Lokal.

  • Alainas Blick fiel auf das Spielbrett und neugierig legte sie den Kopf schief. solch ein Spiel hatte sie noch nie gesehen und vielleicht würde Geórgios ihr eines Tages zeigen, wie das Spiel ging. Es konnte nie Schaden, neue Dinge zu lernen.


    Zum Abschied lächelte sie ihm freundlich zu. "Mögen die Götter auf dich acht geben... egal welche es nun sind!" sagte sie lächelnd und widmete sich dann wieder irhem Essen das nun leider doch etwas kalt geworden war, aber dennoch schmeckte.

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