Cubiculum | Germanica Aelia
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...klopfte an die Tür zu den Gemächern der hohen Herrin des Hauses.
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"Herein, wenns kein Schreiber ist.", rief ich gutgelaunt.
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Zögerlich trat Lyros ein. Er war Schreiber!
Steif verneigte er sich.
“Ehrenwerte Germanica Aelia, ich bitte um Verzeihung und es liegt mir fern dich zu stören, aber da ist ein Brief für dich angekommen. Er macht den Eindruck eines amtlichen Schreibens.“Noch einmal verneigte er sich, nicht weniger steif als beim ersten mal, dann überreichte er das Schreiben:
Ad
Germanica Aelia
regia praefecti in Alexandria
Aegyptusdecemvir litibus iucandis M. Aurelius Corvinus Germanicae Aeliae s.d.
Meine Worte werden wohl kaum im Stande sein, deine Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen zu lindern. Es sind Augenblicke, in denen man inne hält, Momente, die einem die eigene, unabwendbare Vergänglichkeit vor Augen führen.
Auch wenn es dir in jenem Moment nichtig erscheinen mag, so möchte ich dich in meinem Amte als decemvir litibus iucandis darauf hinweisen, dass Caius Didius Octavianus dir etwas hinterlassen hat; konkret geht es um 30.92 Sesterzen, 190 Trauben, 5 Ton, 260 Landwein (Kanne) und folgende Betriebe:
[*] Vino dei Cinque Terre, Weinkelter (I)
[*] Dolce Vita, Imkerei (I)
[*] Taberna Quattro Stagioni, Taberna (I)
[*] Cinque Terre, Weingut (II)
Nach unseren geltenden Rechtsgrundsätzen bist du der legitime Erbe. Ich bitte dich, mir bis zum ANTE DIEM V ID NOV DCCCLVII A.U.C. (9.11.2007/104 n.Chr.) mitzuteilen*, ob du willens bist, dieses Erbe anzutreten. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird der Nachlass des Didius Octavianus dem Staat zugute kommen.Möge dich die Erinnerung an den lieben Verstorbenen begleiten wie ein wärmender Sonnenstrahl.
Vale.
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ROMA, ANTE DIEM VIII KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (25.10.2007/104 n.Chr.)
Sim-Off: Annahme/Ablehnung bitte diesmal direkt an mich senden.
Beachte bitte auch die Reiseregeln. -
Ach herrje, wer hatte das auch ahnen können. Normalerweise wollte nie ein Schreiber etwas von mir. Der arme Kerl.
"Ah... oh... danke.", erwiderte ich und nahm den Brief entgegen.
Von einem Vigintivir? Herrje, wer war bloß gestorben? Doch nicht Avarus? Ein Herzinfarkt in der Hochzeitsnacht? Oder... ich mochte gar nicht daran denken. Schließlich gelangte ich zum Namen des Verstorbenen..."Wer?", fragte ich in den Raum hinein und runzelte die Stirn. Caius Didius Octavianus... nie gehört... oder verdrängt.
Erbe annehmen oder nicht, dass war nun die Frage. Weinkelter, Imker, Kelter, Weingut... was sollte ich denn damit? Von so etwas hatte ich doch keine Ahnung. Ganz abgesehen davon, dass der Verstorbene Teil einer Familie war, die ich hinter mir gelassen hatte...
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Lyros verharrte einen Moment, für den Fall, dass die Gattin des Statthalters noch einmal das Wort an ihn richten würde. Der Inhalt des Briefes schien sie nicht besonders zu begeistern, fand er.
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Ich grübelte noch eine ganze Weile und bemerkte nicht einmal, dass der Scriba noch immer pflichtschuldig im Raum stand.
Erst, als ich schließlich einen Entschluss gefasst hatte, blickte ich auf und entdeckte den... was war der eigentlich? Grieche? Aegypter? Egal.
"Oh, Lyros. Du kannst natürlich gehen. Oder ist sonst noch etwas?" -
“Nein, verehrte Germanica Aelia, dass ist alles.“
Er verneigte sich nochmals, wiederum in dieser unnachahmlich steifen Art eines ptolemäisch-alexandrinischen Hofbeamten, und verließ die Gemächer der Dame. -
Corvus klopfte an die Tür zu den Gemächern seiner Frau und ging ohne eine Antwort abzuwarten hinein.
“Weib?“
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Ich schreckte von meiner Lektüre hoch - Acta-Korrekturen, wie immer - und sah zur Tür. Das Lächeln, das im Begriff war, zu erscheinen als ich meinen Gatten erkannte, blieb im tiefsten Inneren verborgen, als ich seine Anrede hörte.
"Kerl?", erwiderte ich, den Blick wieder auf meine Wachstafeln richtend.Sim-Off: Ich steh übrigens auch noch da rum
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Ob dieser Entgegnung stutzte Corvus kurz.
“W... wie? Ähm... ich muss mit dir sprechen.“Aber nachdem er sich gefangen hatte sprach er weiter, und dass wie ein Wasserfall:
“Einer meiner Offiziere hat mich heute aufgesucht. Sein Name ist Iunius Silanus. Ich glaube, du hast ihn schon kennen gelernt. Er hat Verwandtschaft, hier in Alexandria. Darunter sind auch zwei junge Damen und er hat mich gebeten... also, ob du sie nicht unter deine Fittiche nehmen könntest, damit sie damenhaftes Benehmen lernen und wie man sich in der besseren Gesellschaft gibt. Da freust du dich bestimmt, ja? So viele Römerinnen von Stadt gibt es hier schließlich nicht, mit denen du Umgang pflegen könntest. Eine wundervolle Idee, ich habe ihm praktisch schon zugesagt.“Sim-Off: Oh! Da hättest Du dich aber zwischenzeitlich auch mal setzen können. Sorrrrry.
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Sim-Off: Ach, nö. So hab ich ja noch mehr Gründe, um motzig zu sein
Corvus redete und redete und redete. Bei allen Göttern, soviel sprach er doch sonst nie? Es musste also etwas Wichtiges sein und so beschloss ich, wieder aufzublicken. Kaum fiel jedoch der Name 'Iunius' verfinsterte sich meine Miene. 'Praktisch schon zugesagt' gab mir den Rest. Ich zog meine Augenbrauen so eng zusammen, dass sie quasi zusammentrafen, presste meine Kiefer aufeinander und fixierte meinen Gatten wie die Schlange das Kaninchen.
"Bitte was?", zischte ich leise.
"Bist du denn völlig wahnsinnig?"
Der Lautstärkepegel stieg im Folgenden Verlauf des Gesprächs mit jedem Wort. Auf meinem Sessel hielt mich auch nichts mehr. Wutentbrannt sprang ich auf.
"Eine Iunia? Nein, noch besser ZWEI Iunias? Hier in MEINEM Haus? Zwei junge Damen, ja? Kein Wunder, dass du begeistert von dieser Idee warst, nicht wahr? Gewiss ist auch diese... diese... die von den Spielen dabei, ja? Das hast du dir ja fein ausgedacht. Dein Offizier kam auf dich zu. VON WEGEN. Wahrscheinlich hast du ihn auf Knien angefleht. Die Frau zu Hause wird ihm zu alt, aber man kann ja auf andere zurückgreifen, denkt sich der feine Herr Präfekt. Für wie dumm hältst du mich? Niemals, hörst du? Niemals werde auch nur eine dieser Iunias unter meine Fittiche nehmen! Damenhaftes Benehmen lernen... ha!
Zwei Iunias... ausgerechnet Iunias... du weißt doch genau, dass ich diese Familie hasse wie die Pest!"
Ob er es tatsächlich wusste sei dahingestellt, aber wie ich nunmal so war kümmerte mich das in jenem Moment herzlich wenig
Im Übrigen gab ich wohl gerade das beste Beispiel für nicht-damenhaftes-Benehmen ab. -
Da machte Corvus aber ein dummes Gesicht.
“Also... äh... die Iunier sind doch ein ehrbares Geschlecht... ähm... was... wieso?“, antwortete er kleinlaut und ob des verbalen Ausbruchs seiner Frau ein wenig erschüttert.
“Ich würde doch nie... er ist zu mir gekommen... ich wollte doch nur...“
Bei den Göttern, wie konnte ein solcher Pantoffelheld nur eine Legion kommandieren und noch dazu eine der wichtigsten Provinzen des Imperium verwalten?!
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Nach einem unschönen Wort, welches hier nicht wiedergegeben werden soll und das besser zu einer Straßenhure im Transtiberim als zur Gattin des Praefectus Aegypti gepasst hätte, begann ich auf und ab zu wandern.
"Du wolltest nur, du wolltest nur. Jaja. Dein 'Ich wollte nur' kenne ich. Was sollte ich denen denn beibringen? Kannst du mir das verraten? Was du ihnen beibringen willst, weiß ich natürlich nur zu gut. Nichts als Ärger hat man mit diesen Iuniern... argh. Praktisch zugesagt. Praktisch zugesagt, hat er."
In solchen Fällen ein gebranntes Kind zu sein, trug wohl das Seinige dazu bei, dass meine Reaktion recht emotional ausfiel.
"Wenn du eine andere haben willst, sag es, dann gehe ich zurück nach Rom und du kannst hier leben, wie du willst. Du liebst mich nicht mehr, ist es nicht so? Sag es ruhig."
Ich machte gerade zwar nicht den Eindruck, als würde ich in einem solchen Fall brav nicken und das nächste Schiff nach Rom nehmen, sondern eher die alte Tradition der Eunuchen wieder aufleben zu lassen... doch fragen konnte man ja mal -
“Aber Aelia, ich liebe und verehre dich wie an dem Tag, als wir uns zum ersten mal begegnet sind. Nie würde ich eine Andere auch nur eines Blickes würdigen. Ich schwöre es.“, flehte er ziemlich leichtfertig. Denn schließlich war auch der treueste Ehemann üblicherweise nicht mit Blindheit geschlagen und ob er zu der Kategorie der 'treuesten Ehemänner' gehörte, dass musste sich erst noch erweisen.
“Als Frau des Statthalters musst du manchmal auch... also... es gibt gesellschaftliche Verpflichtungen... Notwendigkeiten... das... ähm... gehört dazu.“
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Jeder Versuch, mich zu beschwichtigen verschlimmerte meinen Wutanfall natürlich nur noch.
"Soso, nie eines Blickes? Das habe ich aber anders in Erinnerung, Herr Statthalter.", maulte ich, noch immer durch den Raum wandernd. Umso schwerer fiel es mir einzusehen, dass Corvus in letzterem Punkt wohl tatsächlich Recht hatte. Aus dieser Nummer kam ich nicht so einfach heraus. Doch gut, wenn ich sie nicht von vornerein ablehnen, geschweigedenn hinauswerfen konnte, fanden sich da sicher andere Mittel und Wege.
"Fein, das gehört dazu. Ich werde dich daran erinnern, mein Lieber." -
Aelias Worte klangen wie eine Drohung. Aber Corvus überging das.
“Also ist es abgemacht.“, sagte er in der Art, wie große Männer – und dafür hielt er sich insgeheim irgendwie und aus unerklärlichen Gründen – schon immer Widerworte übergangen hatten, wenn sie ihnen nicht ins Konzept passten.“Dann machen wir das so. Sie werden bestimmt bald bei dir vorstellig werden.“
Gesprochen wie ein Scipio Africanus, ja, ja. -
"Von abgemacht kann keine Rede sein. Ich füge mich in ein Schicksal, dass du mir aufbürdest."
Sollten die vorigen Vorwürfe bislang nicht angekommen sein, so war dieser Satz der eindeutigste Wink mit dem Zaunpfahl, seit der Rücksendung eines Boten ohne seinen Körper. Ein stilles 'Das wirst du büßen' schwang zwischen den Zeilen mit.
"Wundervoll, ich freue mich schon darauf. Bestimmt sind es zwei ganz wundervolle Geschöpfe. Bei allen Göttern, ich brauche etwas, um mir den Mund auszuspülen..."
Die Arme verschränkend, traf meinen Gatten erneut ein unmissverständlich vorwurfsvoller Blick. -
Corvus ignorierte ihren Blick, aber immerhin nicht ihre Worte.
“Sklave!“, rief er harsch und mittlerweile missgelaunt. “Bring Wein und nicht so dünnen! Die Dame des Hauses hat Durst!“
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Für den Bruchteil einer Sekunde bröckelte meine zornige Fassade und wich einem leichten Grinsen, das jedoch ebenso schnell verschwand wie es gekommen war.
Der Sklave indes war nicht minder fix, stand schon kurze Zeit später neben mir und streckte mir einen Becher entgegen.
"Bring ihn weg.", ordnete ich an. "Mir ist die Lust darauf vergangen."
Er stieß einen lautlosen Seufzer aus - solche Spielchen der Herrschaft schien er bereits zu kennen - und trottete von dannen.
"Und glaub nur nicht", wandte ich mich an meinen Gatten, "dass ich dich mit einer dieser beiden Mädchen auch nur eine Sekunde alleine lassen werde."
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