Antiochia - Das Lager der Prima vor der Stadt

  • "Soso, bald fertig? Da darf heute aber keiner Durchfall bekommen, wenn das schon reichen soll. Aber vielleicht habt ihr Glück und die Jungs machen ihr Geschäft alle in der Stadt."


    Der Optio trat einen Schritt zur Seite, um nicht unnötig um Weg zu stehen. Strafarbeit musste sein, aber er hatte normalerweise nicht vor, sie umständlicher als nötig zu gestalten. "Macht's trotzdem noch ein Stück tiefer. Der Boden ist trocken und sandig, das rieselt schnell wieder zu."

  • Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    ...


    "Ja optio, das machen wir."


    sagte Sparsus der erfreut war das sie es nur noch ein Stückchen tiefer machen sollten. UNd so hackte er sich durch den Boden bis sie noch eineinhalb Meter tiefer waren und die Sonne schon tiefer am Horizont stand. Sprasus warf erschöpft seine Hacke und seine Schufen über den Rand und kletterte an einer Ecke aus der Grube hinaus. Dann setzte er sich an den Rand und sah zu Serapio hinunter.
    "Endlich fertig. Na komm wir fragen wal herum ob wir Ausgang bekommen."


    sagte Sparsus und hielt ihm seine Hand hin um ihn hoch zu ziehen.

  • "Milites hergehört. Man hat euch Ausgang gewährt. Das bedeutet, dass ihr Zeit habt, euch heute Abend in der Stadt zu vergnügen. Ausgenommen sind wie immer die zu Straf-, Wach- und Sonderdiensten eingeteilte legionarii"
    Avitus sprach laut und mit einem etwas scharfen Unterton, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    "Bis spätestens Mitternacht sind alle zurück. Angeblich leuchtet die Stadt im Dunkeln. Dass mir ja keiner auf die Idee kommt, dies als Ausrede für Verspätungen zu nehmen. Verspätungen werden als unerlaubtes Entfernen von der Truppe gewertet und entsprechend bestraft. Wir sind immer noch im Krieg, auch wenn das heute abend anders aussieht. In der Stadt bewegt ihr euch nicht alleine, sondern stets in Gruppen zu mindestens drei Mann. Benehmt euch. Benehmt euch so, wie man es von römischen legionarii erwartet. Sollten mir Beschwerden wegen ungebührlichem Verhalten vorgetragen werden, werden die Betroffenen hart bestraft"
    Wie immer ging Avitus langsam die Reihe der Milites auf und ab, während er seine kleine Ansprache hielt. Am Ende blieb er stehen und blickte einen Augenblick lang schweigend auf die Truppe.
    "Das wäre alles. Viel Spaß in der Stadt. Optio Sellius... die Männer wegtreten lassen"
    sagte anschließend und trat weg, alles andere dem Optio und dem Tesserarius überlassend.

  • Nachdem sie den Aufmarschplatz verlaßen hatten begannen sich sofort Gruppen zu bilden.
    Licinus, der neben Imperiosus gestanden hatte und so auch logischerweise neben ihm ging fragte diesen:
    "Sag mal Imperiosus, was hast du heute Abend vor? Kommst du mit einen trinken?"

  • Imperiosus hörte die kleine Ansprache von seinem Vetter. Nachdem diese beendet war und der Optio sie hatte abtreten lassen. Ging Tibierus neben Licinus weg, als dieser ihn Ansprach.


    " Na klar.. ich frage noch Marcellus, ob er auch mitkommen will... Das müssen wir doch ausnutzen. Wer weiß, wann wir wieder mal dazu kommen. "


    Imperiosus ging zielstrebig zu seinem Zelt, wo er noch kurz seinen Geldsack holen wollte. Dann ging er sofort weiter zum Tor und verließ das Castellum Richtung Taverna.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus


    Mit langem Gesicht schaufelte ich weiter, war insgeheim aber froh, dass Sparsus das noch anstrengendere Hacken übernommen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass die Arbeit kein Ende nahm, und dass mir gleich die Arme abfallen würden, aber irgendwann war das Loch doch ordentlich tief geworden.
    "Pfff.... ja... endlich...", seufzte ich und griff, erfreut über diese kameradschaftliche Geste, nach der dargebotenen Hand. Er zog mich hinauf, und ich streckte und reckte mich am Rande der Grube und klopfte mir die Erde ab.
    "Ja, fragen wir. Hoffentlich dürfen wir auch!"
    Ich war zwar fix und fertig, wollte mir Antiochia aber nicht entgehen lassen. An langen Reihen von Zelten vorbei, die jetzt von den schrägen Strahlen der Abendsonne angeleuchtet wurden, gingen wir durch das Lager. Hier und dort brannten kleine Feuer und ließen dünne Rauchfäden in die Luft steigen, manchmal klapperte Kochgeschirr, aber der Großteil der Leute schien schon ausgeflogen zu sein.
    Auch an den Zelten des Stabes kamen wir vorbei - wo was war im Lager, das hatte ich mir inzwischen gut eingeprägt - und verwundert sah ich, aus einiger Entfernung, vor dem Zelt des Tribuns eine Frau!
    "Guck mal!", meinte ich im Vorübergehen überrascht zu Sparsus. Was die hier wohl machte?


    Wir erreichten die Zelte unserer Centurie, und ein paar Nachzügler, die gerade gutgelaunt als Gruppe in die Stadt aufbrachen, teilten uns die gute Nachricht vom allgemeinen Ausgang mit. Eilig wusch ich mir Schweiß und Erde ab, schlüpfte in eine frische Tunika und gürtete sie mit dem Cingulum militare. Da die anderen alle ihre Waffen dabei hatten, schnallte ich meine auch um, steckte noch mein ganzes Geld ein, und war abmarschbereit.
    Ich sah mich nach Sparsus um, und ging eilig zur Porta Praetoria, wo sich die anderen gerade bei den Wachen abmeldeten, um mich auch anzuschließen. Verheißungsvoll zeichneten sich die Mauern, Dächer und Türme der Stadt vor dem Abendhimmel ab. Antiochia erwartete uns.

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  • Die Nacht war schon herein gebrochen, als die Männer aus Priscus' Contubernium zurück ins Lager kamen. Die Wasseruhr der Lagerwache zeigte an, dass sich die Männer nicht verspätet hatten und auch ihr Centurio war noch nicht zu sehen. Eigentlich war es auch eher das mangelnde Geld als die Disziplin gewesen, die sie hierher trieben. Hoffentlich würden ihnen im Laufe des Feldzuges ein paar reiche Parther begegenen, damit die Siegesfeier besser finanziert werden konnte.


    Priscus machte noch einen Abstecher zur Latrinengrube. In der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen, aber die beiden Strafarbeiter schienen brauchbare Arbeit geleistet zu haben. Der typische Geruch einer solchen Grube verbreitete sich schon im Umfeld und zeigte an, dass schon andere von der Strafarbeit profitiert hatten.

  • Noch am Abend des Rasttages, an dem die restliche Ausrüstung von den Schiffen geholt wurde, hatte sich herum gesprochen, dass der Abmarasch vom Kaiser für den nächsten Tag angesetzt wurde. Zeitig am Abend machte Priscus seine Runde durch die Zeltreihen seiner Centurie und sprach mit den Soldaten.


    "Jungs, ab morgen wird's ernst. Gestern hattet ihr Ausgang, heute will ich mit Beginn der ersten Wache alle, die nicht Wache haben, in den Zelten wissen. Ab heute zählt jeder erholsame Augenblick. Wir werden vielleicht nicht viele davon bekommen. Bring eure Ausrüstung jetzt schon in Ordnung, dann geht es morgen schneller. Irgendwelche Krankmeldungen? Dann jetzt zum Medicus und nicht morgen."

  • Als der Optio zu dem Zelt meines Contubernium trat, saß ich gerade davor auf dem Boden, mit untergeschlagenen Beinen, und malträtierte meine grüne Tunika mit Nadel und Faden, in dem Versuch sie endlich an meine Größe anzupassen. Auch meine Zeltgenossen hingen da herum, in einem lockeren Kreis um unsere Kochstelle. Einige waren noch am Essen, einer flickte seine Schuhe, zwei würfelten drum wer den Abwasch machen musste.


    Ich hatte einen ganz miesen Tag hinter mir, denn obwohl das Wiedersehen mit meinem geliebten gehassten Laster am Vorabend kurz und unerfreulich gewesen war, hatte es in mir wieder dieses unüberwindliche Verlangen nach der Droge geweckt.
    Ich war rastlos und dünnhäutig, und zudem machte ich mir ernsthaft Gedanken wegen meines Traumes - der mir auf eine ungute Weise bedeutsam erschien. War es eine Warnung gewesen, eine Strafe für meinen Rückfall oder gar ein Zeichen des Kriegsgottes selbst?! Ich zog es vor zu glauben dass das Opium verdorben gewesen war, und alles nur daran gelegen hatte, doch der Zweifel nagte an mir. Gehörte ich vielleicht einfach nicht hierher? Was wenn alles was ich hier tat nur eine schlechte Komödie war, "Flosculus als Soldat", ein lächerliches Zwischenspiel, eine Burleske die das Publikum milde belächelte bevor es sich wieder ernsthaften Dramen zuwandte...?
    Sollte ich flüchten solange es noch Zeit war, mein Leben retten bevor ich es unter den Lanzen blutrünstiger Parther sinnlos aushauchte?


    Diese Gedanken trieben mich schon den ganzen Tag um, ich versuchte mich abzulenken aber sie flossen ein in meine Worte beim Tagebuchschreiben, raubten meine Konzentration beim Lesen, machten mich unaufmerksam als ich mit einem anderen Probatus zusammen den Schwertkampf übte. (Zum Glück hatten wir uns Holzstäbe besorgt, so hatte es mir nur ein paar blaue Flecken eingebracht.) Und auch als ich mich ans Nähen machte, lief es gar nicht gut - was aber auch daran liegen mochte, dass ich es noch nie zuvor getan hatte.


    Ungeduldig stieß ich die Nadel ein paar mal durch den Saum, und zog den Faden fest, worauf der Stoff Falten schlug und der Saum ganz schief wurde. Ich zog an einer anderen Stelle, da riss der Faden einfach ab. Entnervt ließ ich die Tunika in den Schoß sinken und sah zu Optio Tallius auf, als er das Wort an uns richtete.
    Ab morgen wird es ernst. Das klang, nun ja, ERNST. Unruhig rutschte ich hin und her. Als er geendet hatte räusperte ich mich, ich hatte nämlich einen Frosch im Hals, und fragte, wobei es mir kaum gelang die Nervosität in meiner Stimme zu verbergen:
    "Optio Tallius, wenn ich fragen darf, wo ziehen wir denn als nächstes hin? Und wann, ähm, also ich meine ab wann müssen wir denn damit rechnen dem Feind zu begegnen - ich weiß ja, wir müssen immer wachsam und bereit sein, aber kannst Du uns sagen ab wann er erwartet wird?"

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  • "Erstmal nach Zeugma", gab Priscus das weiter, was er vom Centurio erfahren hatte. "Zehn Tage bis dort und es ist die letzte Stadt innerhalb der Provinz. Da liegen schon zwei Legionen und warten auf uns." Er grinste ein wenig und hoffte, dass es immernoch zwei Legionen sein würden, wenn sie dort ankämen. Und nicht ein parthisches Heer. Aber es würde schon klappen. "Bis dahin also noch kein Feindkontakt, aber gewöhnt euch schonmal an die Landschaft. Sie soll danach noch schlimmer werden. Angeblich gibt's hinter Zeugma keine Straßen mehr."

  • Ich war froh zu hören, dass die Parther wohl noch nicht hinter dem nächsten Bergkamm auf uns lauerten. Aber 'Zeugma', den Namen hatte ich doch schonmal gelesen... Als mir einfiel wo, riss ich erschrocken die Augen auf.
    "Bona Dea! Das ist ja genau der gleiche Weg, den damals Licinius Crassus genommen hat!"
    Wenn das kein schlechtes Omen war! Mein erschrockener Ausruf hatte auch meine Contubernales aufgeschreckt, die, wie mir schien, ebenfalls alarmierte Blicke tauschten. Bei allen Göttern, was wenn von unserer Armee auch nur jeder vierte zurückkäme? Unwillkürlich musterte ich die anderen sieben und fragte mich, wer von uns dann wohl die zwei Überlebenden sein würden.

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  • Priscus gehörte nicht gerade zu den Klassenbesten, was vergangene Schlachten anging, mochen sie auch noch so bedeutend gewesen sein. Verlegen runzelte er die Stirn. "Licinius Crassus? Ist schon länger her, oder? Aurelius Crassus war hier mal Statthalter in Syria, weiß ich." Musste wohl aus republikanischen Zeiten sein, dachte er sich dann. "Ich bin ja nur Optio, ich muss nicht alles wissen. Aber ich weiß, dass du mit dem schiefen Saum auch gleich nackt rumlaufen kannst."

  • "Ja", murmelte ich schreckensbleich, "So, ähm, anderthalb Jahrhunderte - und sie wurden VÖLLIG AUFGERIEBEN!"
    Aber das ging im herzhaften Lachen meiner Contubernales unter, bei der Bemerkung des Optios über meinen Saum, mit dem sie mich vorher auch schon ständig geneckt hatten. Das Lachen löste die Anspannung, und vertrieb das bleiche Gespenst des Crassus und seiner erschlagenen Mannen von unserem Lagerfeuer. Ich lachte vorsichtig mit, und antwortete kokett grinsend:
    "Also das hatte ich eigentlich nicht vor."
    Mit einer Grimasse hielt ich mir die verunglückte Tunika vor und seufzte:
    "Aber das wird und wird einfach nicht gerade, es verzieht sich nur immer oder es franst aus, ich weiß nicht warum."

  • "Na, wenn dieser Licinius Crassus da schonmal aufgerieben wurde, dann braucht uns dasselbe auf demselben Weg ja nicht auch noch passieren. Geschichte wiederholt sich nicht", entgegnete Priscus trocken. Dann schaute er wieder auf den schiefen Saum und die kläglichen Nähversuche.


    "Gib' mal her." Kritsche betrachtete er das Werk aus der Nähe. "Noch nie genäht, was? So wird das auch nichts." Rasch fädelte er den gerissenen Rest des Fadens durch die Nadel. "Hier, du musst das so und so und so und dann so machen. Dann spannt es nicht und der Faden legt sich so, dass es auch nicht ausfranst." Mit ein paar Stichen nähte er ein kurzes Stück, wo der Stoff dann immerhin keine Falten warf. "Gesehen? Gemerkt? Mach' die ganze Naht nochmal auf und fang' nochmal von vorne an."

  • Die nüchterne Art des Optios brachte auch mich wieder auf den Teppich. Er hat recht, dachte ich mir, Geschichte wiederholt sich nicht. Und uns führt ja der Kaiser persönlich, und Onkel Livianus, da wird das ganze schon was werden.
    Ich nickte verständig und schämte mich ein bisschen dass ich mich so erschrocken hatte. Musste an dem schlechten Traum vorige Nacht liegen.


    Dankbar für jede Hilfe reichte ich ihm die Tunika rüber.
    "Nein, nie."
    Das hatte früher immer unsere Haushälterin gemacht, und später, in meiner Subura-Zeit hatte ich andere Sachen im Kopf gehabt als meine Kleidung in Schuß zu halten. Aber ich sah ein, dass es praktisch war, es selbst zu können, und sah aufmerksam zu wie Optio Tallius die Nadel führte.
    "Ah, so. Und so... ja."
    Es sah nicht besonders schwer aus, wie er das machte - und irgendwie gefiel mir die Leichtigkeit, mit der seine rauen Soldatenhände so behende die feine Nadel durch den Stoff gleiten ließen.
    Schöne Hände hat er..., dachte ich bei mir und er bewegt sie so geschickt und wirklich sehr gefühlvoll... und noch dazu ist er so freundlich... und so ein markiger Typ, hart und wettergegerbt... da könnte man schon überlegen... also falls er zufällig auch ... - Faustus! Schluß!! Aus!! Du bist jetzt bei der Armee und führst ein tugendhaftes, entbehrungsreiches, urrömisches Leben! Also denk nicht mehr an sowas!
    Aber das fiel mir ganz schön schwer.


    "Ja! Alles gemerkt.", behauptete ich, auch wenn meine lasterhaften Gedanken mich ziemlich abgelenkt hatten.
    Mit einem strahlenden Lächeln nahm ich meine Tunika zurück, dabei streiften meine Hände nicht ganz zufällig die des Optios. Ein leichtes, angenehmes Kribbeln überlief mich bei dieser flüchtigen Berührung.
    "Dankeschön, Optio Tallius.", sagte ich, und sah ihn verträumt an, "dann mach ich das mal so, vielen Dank."
    Und ganz versonnen begann ich damit, die Naht wieder aufzutrennen, um dem Stoff dann so zu säumen, wie er es mir gezeigt hatte.

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  • Priscus glaubte, einen leicht verträumten Blick bei dem Probatus zu erkennen, interessierte sich aber nicht weiter dafür. Die meisten Probati hatten zu den seltsamsten Gelegenheiten irgendwelche sentimentalen Phasen. Auch wenn der hier kein ganz junger Kerl mehr zu sein schien, war es bei ihm vermutlich genauso. "Nichts zu danken", antwortete er daher nur und wechselte noch ein paar Worte mit den übrigen Soldaten, die vor dem Zelt hockten. Dann zog er weiter zur nächsten Gruppe.

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