Officium des Praefectus Legionis

  • Ein Miles brachte dem Praefectus Legionis ein Schreiben, dass kurz zuvor aus Rom eingetroffen war.


    Praefectus Urbi Gaius Octavius Victor Praefecto Alexandriae et Aegypti Germanico Corvo, ad Legio XXII Deiotariana, Nikopolis, Provincia Alexandria et Aegyptus, S.


    Der Miles Cohortis Urbanae Lucius Caecilius Metellus ersucht um Versetzung zur Legio XXII Deiotariana. Er ist ein loyaler, guter Soldat und bisher ohne Fehl undTadel, sodass ich ihn nur schweren Herzens, aber doch für die Versetzung freistelle.


    Deine Antwort wird erwartet, bis dahin die Götter dir weiterhin ihren Segen bei deiner Aufgabe gewähren mögen.


    Vale,


    Gaius Octavius Victor



    Anhang:



    VITA


    - ANTE DIEM XVI KAL OCT DCCCLVI A.U.C. (16.9.2006/103 n.Chr.)
    Candidatus Cursu Architecturae I - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM IX KAL AUG DCCCLVI A.U.C. (24.7.2006/103 n.Chr.)
    Klient - Spurius Purgitius Macer
    - PRIDIE KAL IUL DCCCLVI A.U.C. (30.6.2006/103 n.Chr.)
    Sodalis Factio Purpurea - Factio Purpurea
    - ANTE DIEM VIII KAL IUL DCCCLVI A.U.C. (24.6.2006/103 n.Chr.)
    Miles - Cohortes Urbanae
    - ID IUN DCCCLVI A.U.C. (13.6.2006/103 n.Chr.)
    Candidatus Cursu Rei Vulgarium - Schola Atheniensis
    - ANTE DIEM VI ID IUN DCCCLVI A.U.C. (8.6.2006/103 n.Chr.)
    Probatus - Cohortes Urbanae
    - ANTE DIEM VI ID IUN DCCCLVI A.U.C. (8.6.2006/103 n.Chr.)
    Wohnort - Cohortes Urbanae
    - ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLVI A.U.C. (28.5.2006/103 n.Chr.)
    Civis
    - ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLVI A.U.C. (28.5.2006/103 n.Chr.)
    Wohnort - Roma
    - ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLVI A.U.C. (28.5.2006/103 n.Chr.)
    Gensmitglied - Gens Caecilia


    Germanicus Corvus las den Brief, überflog auch den beigefügten Werdegang des Mannes, um den es in dem Schreiben ging und diktierte dann eine, oder besser gesagt zwei Antworten.



    An den Praefectus Urbi
    Gaius Octavius Victor
    Castra Praetoria, Cohortes Urbanae
    Roma
    Salve Gaius Octavius Victor!
    Ich willige in die Versetzung des Miles Cohortis Urbanae Lucius Caecilius Metellus zur Legio XXII Deiotariana ein. Bezug nehmend auf die von Dir erteilte Freistellung erlaube ich mir, dem Miles mit gleicher Post einen Marschbefehl zukommen zu lassen.

    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/Unterschrift_Corvus_PLegXXII_Papyrus.png]
    NIKOPOLIS – KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (1.8.2007/104 n.Chr.)




    An den Miles Cohortis Urbanae
    Lucius Caecilius Metellus
    Castra Praetoria, Cohortes Urbanae
    Roma


    MARSCHBEFEHL


    Auf eigenen Wunsch und mit Zustimmung seines bisherigen Kommandeurs wird der bisherige Miles Cohortis Urbanae Lucius Caecilius Metellus hiermit zur Legio XXII Deiotariana versetzt. Bei seinem Dienstantritt wird er in den Rang eines Legionarius erhoben und der Cohors II, Centuria II zugeordnet.
    Lucius Caecilius Metellus wird hiermit aufgefordert sich unverzüglich in Marsch zu setzen und im Legionskastell Nikopolis, Provinz Aegyptus einzufinden. Im Lager hat er sich bei Centurio Octavius Augustinus Minor zu melden.
    Dieses Schreiben ist mitzuführen und als Passierschein bei der Torwache vorzuzeigen.

    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/Unterschrift_Corvus_PLegXXII_Papyrus.png]
    NIKOPOLIS – KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (1.8.2007/104 n.Chr.)


  • Minor trat ein und salutierte. "Salve Praefectus." Er schloss die Tür hinter sich. "Es gibt etwas persönliches, was ich dir dringend mitteilenmöchte... erinnerst du dich an deiner Hochzeit an >Quintus Germanicus Octavianus<? erkundigte er sich vorsichtig.


    "...das war ich. Du bist mein Großonkel..." was ja eigentlich doch ein recht naher Verwandter war, wenn man viele Kilometer von anderen Verwandten entfernt ist.

  • Germanicus Corvus erinnerte sich nicht. Es waren so viele Gäste auf seiner Hochzeit gewesen und er hatte so viele Hände geschüttelt, dass er sich beim besten Willen an keinen Quintus Germanicus Octavianus erinnern konnte.
    Zusammen mit diesem Centurio war er allerdings von Ostia nach Alexandria gereist und darum wunderte er sich sehr über diese plötzliche Offenbarung.


    “Quintus Germanicus Octavianus?“, fragte er deshalb ungläubig. “Bist du ein Sohn von Lucius, meinem Halbbruder? Lucius Germanicus Proeliator?“
    Das war das einzige seiner Geschwister und Halb-Geschwister, von dem Corvus wusste, dass er mehrere Kinder gezeugt hatte. Außerdem war er der älteste und sehr lebenlustig gewesen.

  • Nein, er war nicht sauer. Er war vielmehr reichlich verwirrt, was aber auch an dem peinlichen Umstand lag, dass sich der Präfekt innerhalb der weit verzweigten Gens erschreckend wenig auskannte. Das war aber immerhin damit zu erklären, dass er fern der väterlichen Familie bei einem Onkel mütterlicherseits aufgewachsen war.


    Noch immer versuchte er die Familienverhältnisse im Kopf zu ordnen.
    “Corbulo? Aah, Corbulo, der Sohn meines Onkels Marcus Germanicus Victorinus! Ich habe ihn nie kennen gelernt. Hatte er nicht vier Söhne, und zwei von ihnen hießen auch Marcus? Du bist also sein Sohn. Ja, dann bist du mein Großneffe. Aber warum lautet dein Name dann Octavius? Wurdest du adoptiert?“

  • Minor nickte. "Marcus Octavisu Augustinus. Er ist im Ritteradel und in Germanien in der Verwaltung tätig. Er war wie ein Vater für mich und da ich viele Jahre keinen Kontakt mit anderen Germanci hatte und er wie ein Vater für mich war, adoptierte er mich." Der Octavier fühlte sich befreit, das er das endlich vom Herzen hatte.


    "Ich hatte etwas Angst, dass du ärgerlich bist. Mein jetziger Vater hatte große Meinungsverschiedenheiten mit Avarus. Er hat ihm übel zugesetzt... Daher behielt ich es ersteinmal für mich."


    Avarus war nicht nur in den Augen seines Vaters ein... Er hatte es wohl auch für sich behalten, weil er nicht aus Überläufer gesehen werden wollte, dem man nicht vertrauen kann.

  • “Ich schätze meinen Vetter, den Senator sehr und bin ihm für vieles dankbar. Aber ich mische mich nicht in seine Angelegenheiten ein und der Streit, den er mit anderen Leuten haben mag ist nicht meiner. Du hättest es mir gleich sagen können.
    Nun ja, jetzt hast du es getan. Ich habe also einen Großneffen in der Legion.“

    Der Präfekt grinste.
    “Das kann nur von Vorteil sein. Wie sagt man so schön: Blut ist dicker als Wasser, nicht wahr?“

  • Es war eine traurige und vergleichsweise kurze Episode der römischen Geschichte. Dennoch hätte man lange davon erzählen können. Corvus machte es aber eher kurz.


    “Es ist zweieinhalb Jahre her. Porcius Laeca war Legat der Legio XXXII Adiutrix. Die war damals, und ist heute wieder, in Numidia stationiert. Das liegt in der Provinz Mauretania.
    Irgendein böser Geist muss diesen Mann damals befallen haben. Vielleicht war er auch einfach nur größenwahnsinnig, ich weiß es nicht. Ich bin dem Mann niemals begegnet. Zumindest nicht lebend.
    Was auch immer ihn getrieben hat, auf jeden Fall unternahm er damals, vor zweieinhalb Jahren, den absurden Versuch die Macht im Imperium an sich zu reißen. Erstaunlich genug, dass er Mitstreiter fand.
    Er ließ sich als Imperator und Augustus titulieren und beanspruchte die Kaiserwürde für sich. Mit der XXXII. zog er nach Osten und überfiel die Provinz Africa.
    Laeca war lange Zeit ein tüchtiger Offizier gewesen und es gab viele junge Stabsoffziere, die unter ihm gedient hatten. Einer davon war Agnus Pilerius Valus, der hier bei der XXII. als Tribunus Angusticlavius diente. Wie heute war die XXII. auch damals die einzige Legion in Aegyptus. Die XXIII. Cyrenaica war damals in Iudaea stationiert. Pilerius Valus ermordete mit ein paar Mitstreitern den damaligen Praefectus Legionis, übernahm das Kommando über die XXII. und schloss sich Laecas Aufstand an. Sie verhinderten die Getreidelieferungen nach Rom und überfielen die Classis Alexandrina. So sind sie damals an die Schiffe gekommen.
    Die brauchten sie, denn dann setzten sie nach Italia über und marschierten auf Rom zu.
    In Campania wurden sie dann von den Kaisertreuen gestellt. Es waren die I. und die XIV. Legion, und auch die Prätorianer waren dabei. Bei einer Stadt..., wie hieß sie noch... Picenum glaube ich. Da kam es zur Schlacht. Was sage ich Schlacht, es war für die Verräter ein Desaster. Selten haben die Götter deutlicher geurteilt. Es gab ein einziges wirklich heftiges Aufeinandertreffen. Aber als die Kaisertreuen sich vereint hatten und ein paar der Rädelsführer tot oder in Gefangenschaft geraten waren, brach alles zusammen. Die meisten Rebellen flohen, noch bevor sie auch nur einen Speer geworfen hatten. So hat man es mir zumindest erzählt.
    Porcius Laeca konnte auch fliehen. Er ging nach Parthia. Das muss man sich einmal vorstellen, nach Parthia! Das alleine beweist doch schon, dass er von Sinnen war.
    Der Partherkönig Oroes hat ihm den Kopf abschneiden lassen, und dann hat er ihn nach Rom geschickt, in einer Holzkiste. Ich habe ihn selbst gesehen, diesen Kopf. Die Orientalen hatten ihn einbalsamiert. Er stank fast gar nicht. Nur nach Verrat.“


    Der Präfekt unterbrach seinen Redefluss. Die Erinnerung hatte ihn weit fort getragen. Vergangene Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Bilder von einer Brücke, von Flammen und von Männern, in deren Augen man Überraschung und Angst lesen konnte und im nächsten Moment gar nichts mehr...

  • So gut war Minor natürlich nicht informiert. Jedoch verstand er was sein Großonkel ihm sagen wollte. "Du willst also darauf hindeuten, dass die Soldaten absolut loyal zum Kaiser stehen müssen? Noch loyaler als andere Legionen?" Es gab also anscheinend einen Ruf, der wieder reingewaschten werden musste... Vielleicht wollte er mir auch nur mitteilen, dass ich vorsichtig sein musste...

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