Hortus /Ein netter Zeitvertreib

  • Mehr oder weniger zufällig hatte Menecrates von einem Fenster im Obergeschoss aus gesehen, wie sein Sprössling durch den Garten tobte. Mit einiger Verwunderung stellte er fest, dass sein Ziel eine der neuen Sklavinnen war. Neugierig geworden stützte er die Arme auf der Fensterbank ab und beobachtete das Treiben. Als er Pfeil und Bogen entdeckte, blies er zum Teil überrascht, zum Teil aber auch besorgt Luft durch die Lippen. Der Umgang mit Waffen wollte geübt sein, aber eine Sklavin schien ihm dafür vollkommen ungeeignet. Er stieß sich von der Brüstung ab und wollte bereits aus der Tür, als ihm ein Einfall kam. Erst kürzlich hatte er diverse Legionsutensilien für den Straßenkontrollmarsch durch Rom benötigt. Zwar war dieser vollkommen unter seinen Erwartungen geblieben, aber immerhin waren bei der Gelegenheit Waffen und Marschgepäck ausgegraben worden.


    Wo allerdings der Kram jetzt schon wieder hingelegt worden war, wusste Menecrates nicht, dafür gab es schließlich Sklaven.


    "Ich brauche Scutum und Gladius, wenn es geht sofort im Garten", rief er einer Sklavin zu, als er mit großen Schritten über den Flur eilte. Pfeil und Bogen besaß er nicht, würde er auch nicht haben wollen. Ein Claudier diente schließlich nicht bei den Hilfstruppen.


    Wenig später erreichte er den Garten und baute sich zunächst mit verschränkten Armen unweit des Übungsplatzes seines Sohnes auf. Als die Sklavin jedoch die Waffe seinem Sohn reichen wollte, schritt er ein.


    "Na na, Frauen und Waffen, das passt nicht. Ihr könnt doch bestenfalls den Suppenlöffel schwingen", merkte er grinsend an. Immerhin hatte aber die Tatsache, dass diese Sklavin überhaupt eine Waffe in den Händen hielt, sie über die Schwelle eines Gegenstandes hinausgehoben und damit als Frau aufsteigen lassen - mit allen Vor- und Nachteilen aus Menecrates' Sicht. :D

  • Pah, was dachte sich eigentlich dieser arrogante Kerl! Fiona und Suppenlöffel schwingen? Diese Suppe sollte man dann besser nicht essen! :D
    Sie nahm den Bogen und einen Pfeil, spannte die Sehne, zielte auf eine Strohmatte, auf der sie mehrere ineinanderliegende Ringe markiert hatte, und schoß den Pfeil ab. Der Pfeil verfehlte sein Ziel nicht, sondern traf den kleinsten inneren Ring.
    Mit einer gewissen Genugtuung blickte sie zu Menecrates hinüber und bemerkte abfällig:
    "Das habe ich schon tausendmal gemacht! Möchtest du es auch einmal versuchen?... Du kannst doch Bogenschießen,oder?"8)
    Herausfordernd hielt sie ihm den Bogen und den zweiten Pfeil entgegen.
    Warum glaubten eigentlich diese, von sich selbst überzeuten Römer, daß Frauen von Dingen, die die häusliche Sphäre überschritten, nichts verstünden. In ihrem Volk war es völlig normal, daß eine Frau ihres Standes, mit Waffen umgehen konnte.

  • Aaaaaaarg! Gerade wollte Lucius Pfeil und Bogen an sich reissen, als der alte Mann wieder auftauchte und die Sklavin selbst damit zu spielen begann! Ungeheuerlich, das war seins! Mit offenem Mund beobachtete er die Aktion.
    Nach dem Schuss stampfte er auf dem Boden vor Wut auf und ging verärgert auf Fiona zu, um ihr im nächsten Augenblick Pfeil und Bogen wegzunehmen.


    "Das ist meins! Ich wollte zuerst schiessen!"


    Ungeheuerlich! Außerdem steckte ein Pfeil schon in der Zielscheibe und war nicht mehr wieder zu holen, zumindest gaubte er das.
    Trotzig ging er also ein Stück zur Seite und fing an das Gerät zu begutachten. Noch nie hatte er sowas in den Händen gehabt. Wie man damit umging hatte er gerade gesehen, jedoch nicht genau hingeschaut, so wütend war er gewesen.
    So versuchte er das Ding aufzulegen, wie es die Sklavin gemacht hatte, machte es aber falsch herum, so dass die Spitze nicht so recht an dem Seil hängen wollte und das stumpfe Ende des Pfeiles nach unten zeigte.


    "Das ist kaputt! Was hast du gemacht?!"


    Sofort begann sich seine Unterlippe nach vorne zu wölben und die Mundwinkel fielen ganz hinunter - er schmollte und war gerade kurz davor zu weinen.

  • "Hey, Kleiner beruhige dich wieder! Komm her ich zeige es dir noch einmal! Übrigens, die Pfeile kann man wieder verwenden, wenn sie da vorne in der Strohmatte stecken! Man muß sie einfach nur wieder herausziehen und holen!"
    Sie lächelte den Jungen an. Menecrates gar nicht mehr beachtend, nahm sie den Bogen und den zweiten Pfeil.
    "Also, paß auf! Erstens: du mußt den Pfeil richtig herum nehmen! Zweitens: den Bogen hält man so! Drittens: wenn du den Bogen spannst, sollte dein Oberkörper seitlich zum Bogen stehen. Viertens: der Pfeil liegt locker zwischen Mittel- und Zeigefinger, siehst du, so! Und jetzt heißt es Konzentration! Konzentriere dich auf dein Ziel. Werde eins mit dem Pfeil!.... Und dann schieß!
    Doch sie schoß nicht, sondern lockerte die Sehne und übergab Brutus Pfeil und Bogen mit der Aufforderung:
    "So, willst du es jetzt selbst einmal versuchen? Aber ziele bitte auf die Strohmatte! Du weißt, ich habe dir gesagt, daß man nicht auf Menschen zielt, auch nicht auf deinen Vater!":D
    Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und beobachtete den Jungen genau, was er mit dem Bogen anstellen würde.

  • "Ich bin nicht Klein!"


    Und er stampfte ein weiteres Mal mit dem rechten Fuß auf den Boden. Jeder, besonders die Sklavin, nannte ihn klein, wie erniedrigend, wenn das Mädchen hören sollten!
    Dennoch, er sah ihr noch immer verärgert zu, merkte sich aber den Ablauf der Bewegungen und wo alles hin sollte. Als sie fertig war ging er noch immer schmollend zu ihr rüber und nahm ihr Bogen und Pfeil ab.


    "Ich kann das, du brauchst es nicht erklären."


    Hoffte er jedenfalls. So nahm er Bogen und Pfeil, wie er zuvor beobachtet hatte, zielte in Richtung der Scheibe, spannte und ließ den Pfeil los. Leider reichte die Kraft noch nicht aus, um den Pfeil auch wirklich in der Zielscheibe zu versenken, er flog nur drei Meter nach vorne und bohrte sich in das Gras.


    "Das Ding funktioniert nicht!"


    Nun war es endgültig vorbei. Da musste er auf das Ding Tage warten und dann war es noch kaputt! Ungeheuerlich, fand Lucius und schmiss den Bogen zu Boden, verschränkte die Arme vor der Brust, setzte seinen schmollenden Gesichtsausdruck auf und drehte sich weg von Fiona.
    Dabei erblickte er seinen Vater, den bösen Mann, der nun sicherlich lachen würde, so drehte er sich wiederum, um den Beiden die kalte Schulter zu zeigen. Er mochte Rom nicht, er wollte weg. X(

  • Fiona beobachtete aufmerksam, was Brutus mit mit dem Bogen anstellte. Er hatte es tatsächlich geschafft, den Pfeil abzuschießen. Leider hatte er nicht genug Kraft und flog deshalb nicht weit.
    "Hey, Großer, das war toll!"
    Als der Junge sich beleidigt umdrehte, sah sie besorgt zu seinem Vater hinüber, der das ganze Treiben bislang wortlos beobachtete. Sie versuchte ihm mit einer Geste mitzuteilen, daß er sich doch bitte (möglichst positiv) äußern solle. Allerdings hatte sie keine große Hoffnung, ob er verstehen würde.
    Sie wußte Bescheid um das schlechte Verhältnis zwischen Vater und Sohn.
    Das dieser Mann die Sklaven in seiner Umgebung ignorierte, war vielleicht noch zu verstehen, aber daß er selbst nicht für den eigenen Sohn Gefühle aufbringen konnte, irritierte Fiona.

  • Sim-Off:

    Gott, was hab ich über diesen Brutus schon gelacht … :D :D



    Claudius dachte nicht im Traum daran, sich die Überraschung anmerken zu lassen, nachdem die Sklavin zu seiner Verblüffung schoss und auch noch traf. Das war Zufall, ganz klar. Vielleicht war sie ja ein Liebling der Götter, warum auch immer. Diese Tatsache jedoch behielt er im Hinterkopf, doch er verschwendete augenscheinlich dafür zu viel Zeit. Ehe er sich wieder gefangen hatte, vollführte Brutus Schießübungen und die Sklavin half ihm auch noch.


    Um sowohl Fiona als auch Brutus den Wind aus den Segeln zu nehmen und das Heft an sich zu reißen, trat er an seinen Sohn heran. Auf keinen Fall würde er sich von einer Frau und dann auch noch von einer Sklavin herausfordern lassen.


    "Lucius, Pfeil und Bogen sind die Waffen der Plebejer und Peregrini. Patrizier kämpfen mit dem Schwert oder dem Speer. Hast du so etwas bereits einmal probiert?"

  • "Eigenartigerweise waren es die Römer, die uns Pfeil und Bogen gebracht haben! Eigentlich ist mein Volk gewohnt, mit dem Schwert zu kämpfen. Ist nicht auch der Gladius ursprünglich eine Erfindung der Kelten aus Spanien?"
    Obwohl sie wußte, daß sie im Begriff war, sich wieder eine saftige Strafe einzuhandeln, konnte sie es einfach nicht lassen, einige spitze Bemerkungen über Menecrates´Schwert zu machen. Und natürlich, ein freches Grinsen mußte es auch noch sein.

  • Offensichtlich hatte Menecrates nun vor, seinem kleinen Sohnemann, den Schwertkampf näher zu bringen!
    Der arme Knirps kann doch nicht mal Papas Gladius einigermaßen halten! Das Ding ist doch viel zu schwer!.... Und was will er da mit seinem Schild. Typisch, der Mann hat keine Ahnung,wie man mit Kindern umgeht! dachte Fiona, als sie leicht kopfschüttelnd los ging, um die beiden Pfeile wieder zu holen.
    Dann ging sie zu ihrem Ausgangspunkt zurück, hob den Bogen wieder auf und begann erneut auf die Strohmatte zu zielen. Wer wußte schon, wann eine solche Gelegenheit zum Bogenschießen wierder kommen würde!
    Dann schoß sie erneut den Pfeil ab und wieder traf er sein Ziel. Den Punkt in der Kreismitte! :]
    Vielleicht würde sie ja auf diese Art und Weise wieder die Aufmerksamkeit des Kleinen auf sich ziehen, wenn nicht, würde sie einfach diesen netten Zeitvertreib intensiv genießen! :D

  • "Dann bin ich ja ein Plebejer oder Peregrinus, denn mit dem Schwert durfte ich nicht spielen, Mama hat es verboten! Einen Bogen habe ich aber, schau, also bin ich kein Patrizier. So!"


    Brüllte er trotzig und war noch immer verärgert über den kaputten Bogen. Da hatte man einmal in seinem Leben eine Waffe bekommen und die war ausgerechnet kaputt, da konnte die Sklavin noch so oft beteuern, dass es nicht der Fall war, aber so war es. Und langsam tat Lucius auf der Zeigefinger weh, mit dem er diesen elastischen Faden gespannt hatte, da Ding konnte ja nur kaputt sein, sonst hätten alle Bogenschützen keinen Zeigefinger mehr.
    Die Sklavin beachtete er auch gar nicht mehr, sie sollten beide seine kalte Schulter spüren und mit dem Gewissen leben einem Kind ein kaputtes Spielzeug gebastelt zu haben und auf der anderen Seite damit, dass sie vor dem Kind mit Rüstung und Schwert protzten, aber genau wussten, dass das Kind sich danach sehnt. Gewissensbisse waren die schlimmsten, bis auf den Mückenstich auf Lucius´ linkem Oberarm, den er aber für einen Sklavenbiss hielt, dem man ihm in der Nacht im Sklavenlager verpasst hatte.

  • Nichts in der Welt ist schlimmer, als ein kleiner, verzogener Bengel, der ständig am rumnörgeln ist und sich nichts erklären läßt! dachte Fiona.
    Er wollte versuchen, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden. Doch da war er an die Falsche geraten!
    "Na schön!, Wenn du den Bogen nicht willst, dann nehme ich ihn eben wieder mit! Sicher gibt es andere Kinder, die auch damit spielen möchten."
    Daraufhin spannte sie erneut den Bogen und schoß auch noch den zweiten Pfeil ab.
    "Aber soll ich dir mal was sagen, mein kleiner Bruder hat auch fast zwei Wochen gebraucht, bis er gelernt hatte, wie man richtig mit dem Bogen umgeht!"
    Fiona lief wieder zur Strohmatte hin und zog beide Pfeile heraus. Beide Pfeile hatten ihre Benutzung gut überstanden und waren immer noch einsatzfähig.
    "Also wenn du jetzt doch den Bogen behalten möchtest, könnte ich dir das Bogenschießen gerne beibringen! Aber natürlich nur, wenn auch dein Vater damit einverstanden ist!"
    Sie ging zurück und wartete, wie sich der Junge entschieden hatte und schaute hinüber zu Menecrates, wa ser wohl dazu sagen würde.

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