Das Arbeitszimmer des Bibliothekars

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    ~ Sosimos von Korinth ~



    Grübelnd betrachtete der alte Sosimos das Gesicht der jungen Decima, ohne wirklich eine Linie oder Wölbung in ihrem Antlitz zu erkennen, denn er überlegt, ob er etwas vergessen hatte. Dem war sicherlich so, aber es war die Natur des Vergessens, dass es nicht erinnert wurde. "Wenn es noch etwas wichtiges gibt, dann wird Dir sicherlich die Künstlerin Penelope davon erzählen. Mir fällt im Moment nichts ein, geschätzte Decima." Sosimos lächelte tatsächlich ganz kurz und zerstreut. "Dann will ich Dich nicht an Deinen ersten Anfängen hindern und wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg am Museion."






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  • Xenophanes ging gespannt durch die Gänge des Museions und folgte dem jungen Mann in das Büro des Bibliothekars.


    "Vielen Dank! Sehr gerne."


    Xenophanes schaute sich etwas im Büro um, nahm dann Platz und wartete auf den Bibliothekar.

  • Einige zeit, nachdem Essen und getränke gebracht waren, kamm der Bibliothekar."Chaire ich bin Crinon, der momentane Bibliothekar und Leiter des Museions. Man sagte mir du interessiert dich für eine Lehrstelle hier?"

  • Irgendwie kam ihm der Bibliothekar bekannt vor. Als Xenophanes ihn ankommen sah, überlegte er, woher er ihn kennen könnte. Unmöglich, Xenophanes war doch vorher noch nie in Alexandria. Er kann ihn ihn nicht kennen. Vielleicht haben es Bibliothekare so an sich, sich untereinander zu ähneln, wer weiß.


    Als ihm ein Sklave etwas in seinen Becher goss, nahm er erst mal einen Schluck. Wenn er sich nun beim Bibliothekar vorstellen würde, wollte er sicherstellen, dass seine Lippen angefeuchtet sind.


    "Khaire, o Crinon. Das ist vollkommen richtig. Mein Name ist Xenophanes, Sohn des Thrasymedes, und ich erst vor einigen Tagen legte mein Schiff, das sich mit einigen anderen von Athen aus auf das Meer hinaus segelte, am Megas Limen von Alexandria an."


    Jetzt, wo er so darüber nachdachte, war er froh, diese Schifffahrt überstanden zu haben.


    "In Athen war ich eine Zeit lang bereits an einem Museion angestellt, ich hielt verschiedene Vorträge über Philosophie und Literatur aber auch Rhetorik, Dialektik und Astronomie und Geometrie."


    Eine lange Liste, auf die Xenophanes besonders stolz war. Denn sicherlich spielt eine gute Ausbildung in den verschiedensten Künsten auch für einen Politiker, so wie es einst Cicero in seinen rhetorischen Schriften von einem guten Redner forderte, eine nicht unbedeutende Rolle.


    "Gerne möchte ich mich der Stadt Alexandria und insbesondere dem Museion zur Verfügung stellen, in der Hoffnung mein Wissen an andere Menschen weitergeben zu können."

  • "Hm,hm,hm" meinte der Bibliothekar:"Nun wir suchen sowohl einen Philologos als auch einen Philosophos. Nach dem was du erzählst, könntest du wohl beides. Was aber spricht dich mehr an ist die Frage."

  • In Athen hatte er drei Jahre als Philosophos gelehrt. Nun schien es Xenophanes an der Zeit, sich den anderen Künsten hinzugeben.


    "Ich denke, als Philologos werde ich der Stadt gut dienen können."

  • Sim-Off:

    Tut mir leid, daß du solange warten mußtest. Etwas im Stress


    "Gut das wird sich einrichten lassen. Es freut mich mich ein neues Gesicht hier zu haben. Gute Dozenten sind wichtig für einen lebedingen Lehrbetrieb. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

  • Sim-Off:

    Ist in Ordnung :)



    "Vielen Dank, ich werde mich etwas im Museion umschauen und mir einmal einen Überblick über die einzelnen Schriften hier verschaffen."


    Schließlich wollte Xenophanes seine Kurse gut planen.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Gedankenverloren sah der alte Philosoph aus dem Fenster und hinaus in die Gartenanlagen des Museions. Jetzt im Sommer drückte die Hitze auf die Pflanzen, so dass sie nur mit viel Wasser und noch mehr Pflege üppig und grün gehalten werden konnten. Soviel Mühe, um Leben zu erhalten. Sosimos seufzte und ließ sich ächzend wieder auf seinem bequemen Sessel nieder. Das Alter setzte ihm bisweilen doch ordentlich zu, und er verstand nicht so ganz, warum ihm nun schon zum zweiten Mal in diesem Alter diese Bürde auferlegt wurde. Warum die Gelehrten des Museions sie ihm auf die arthritischen Schultern luden. Er seufzte noch einmal und schloss für einen Moment die Augen.


    Im nächsten fühlte er ein sanftes Rütteln an seiner Hand, als einer der Schreiber bewaffnet mit Tafel und Griffel ihn leicht anstieß. Hatte er geschlafen? Wenn, dann nur ein paar Minuten. “Ich habe jetzt alles zum Schreiben da“, erklärte der junge Mann leise.
    Sosimos schenkte ihm ein trauriges Lächeln. Es war auch ein trauriger Brief, den er diktieren würde.


    “An den göttlichen Basileus, Schützer seiner Stadt Alexandria, glanzvoller, gerechter und weiser Herrscher.


    Es sind traurige Worte, die ich an dich richten muss, großer Basileus, und ich wünschte, ich hätte bessere Kunde. Nach langer Krankheit hat dein Diener Nikolaos Kerykes, den du in deiner Gnade und Weisheit zum Epistates deines Museions machtest, den Weg in die Unterwelt angetreten. Wenn es dir gefällt und so es deine Zustimmung findet, habe ich, Sosimos von Korinth, wie schon nach dem Tode von Tychion von Chalkis, provisorisch die Aufgaben der Leitung der Bibliothek und der Zuweisung von Schülern und Ernennung von Gelehrten übernommen. Bis es dir gefällt, einen neuen Mann zum Epistates tou Museion zu ernennen, werde ich dies so gewissenhaft wie möglich erledigen.
    Aufgrund seiner langen Dienste für das Museion und seiner Stellung als Epistates haben wir für Nikolaos Kerykes eine Inschrift in den Gängen des Museions angebracht, so dass sein Name dort mit den anderen, die vor ihm das Museion für den göttlichen Basileus verwaltet haben, der Nachwelt erhalten bleibe.


    Mögen die Götter über dich wachen und dich beschützen.


    Gezeichnet im Licht des Apolls und der Musen


    Sosimos von Korinth.“


    Seine Stimme erstarb und er blickte einen Augenblick lang nur betrübt vor sich hin. So lange, bis der Schreiber sich wieder rührte und zu ihm hinüberbeugte, als habe er Angst, der alte Mann schlafe mit offenen Augen. Mit einer schwachen Bewegung hielt Sosimos ihn auf und lächelte wieder ein wenig zur Beruhigung seines Gegenübers. “Schreib das alles ab und siegle es gleich. Es sollte rasch verschickt werden.“
    Der Schreiber verneigte sich leicht und begab sich in den Vorraum zu seinem Amtskollegen, um das diktierte auf feines Pergament zu übertragen, damit der göttliche Basileus auch ein angemessenes Schriftstück erhalten würde.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Wie immer saß Sosimos im Arbeitszimmer des Epistates und blickte hinaus in die Gärten des Museions. Seine altersfleckige Hand ruhte auf der Lehne seines Stuhls und er ließ sich die warme Sonne ins Gesicht scheinen. So mit geschlossenen Lidern sah er aus, als würde er schlafen, und so ruhig wie er atmete, mochte das auch für einen Moment durchaus so sein.
    Die Bürde des Amtes lastete schwer auf ihm, ebenso wie die Bürde der Geschehnisse außerhalb seines Arbeitszimmers. Die letzte Versammlung hatte ihm ein paar neue Sorgenfalten beschert – von denen er schon übermäßig viele im Gesicht trug. Und wenn er in die Zukunft blickte, dann sah er noch ein paar mehr, die den jetzigen Gesellschaft leisten würden. Eine schlimme Zeit für alle Menschen. Er hatte gehofft, in seinem Alter keinen Krieg mehr miterleben zu müssen. Er hatte gehofft, nach seinem Brief an den Kaiser von diesem oder seiner Kanzlei Antwort zu erhalten, die einen jüngeren und kräftigeren Mann zum Epistates ernennen würde. Zu gern würde er die Last dieses Amtes auf kräftigere Schultern verteilen wollen. Nachdem Nikolaos Kerykes zum Epistates ernannt worden war, hätte er nicht gedacht, noch einmal in diesem Zimmer zu sitzen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen und über die Zukunft der Menschen zu grübeln, die in den Gebäuden jenseits seines Blickes ihr Leben verbrachten.


    Sosimos hörte, wie die Tür ging, blieb aber noch einen Moment in seinen Gedanken, ehe er müde seine Stimme erhob.
    “Chaire. Setz dich, junger Mann. Man sagte mir, du möchtest gerne Akroates des Museions werden. Erzähl ein bisschen von dir.“ Er öffnete die Augen und besah sich den Jüngeren genauer. Rhomäer waren immer etwas skeptischer zu betrachten.

  • Sermo trat ein und fand einen alten, müden Mann vor. Umso schlimmer, musste der Epistates so doch erfahren genug sein, taugliche von untauglichen Bewerbern für das Museion zu unterscheiden. Aber Sermo war sich relativ sicher, dass er als geeignet durchgehen würde. Deshalb sprach er auch im feinsten Attisch, das er zustande bringen konnte.
    "Chaire ehrenwerter Epistates Sosimos." Er setzte sich dankend und nickte freundlich. "Gern. Du sagst es. Ich komme aus Rom, mein Vater war Tribunus Angusticlavius bei der Legio II in Germania Superior. Um in seine Fußstapfen zu treten, bin ich mittlerweile als Ritter des Reiches Tribunus Angusticlavius der Legio XXII Deiotariana in Nikopolis. Und da ich nun einmal in der Eparchia bin, halte ich es für eine unverantwortliche Versäumnis, mein Wissen in dieser weltweit gerühmten Lehrstätte nicht zu erweitern." Er hielt einen Augenblick inne und wartete ab, ob dem Epistates das bereits genügte, oder ob er mehr wissen oder erfragen wollte.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    “Ich bin nicht Epistates, ich übe diese Position nur in Stellvertretung aus, bis es dem Basileus gefällt, einen würdigen Mann auf diesen Posten zu berufen. Oder sollte ich besser sagen, bis es einen Basileos gibt, dem es gefällt, einen würdigen Mann auf diesen Posten zu berufen?“ begann er müde und kam damit wohl direkt auf die momentanen Probleme der Provinz und der gesamten Welt zu sprechen.
    Sein Blick ruhte einen Moment auf dem jungen Mann vor ihm. Eine zivilisierte Sprache konnte er schon einmal, aber dennoch war Sosimos nicht übermäßig angetan. “Und du bist also Soldat und Sohn eines Soldaten“, fasste er zusammen. “Und auch weiterhin wird der Schwerpunkt deines Lebens abseits von Alexandria liegen und darin bestehen, zu kämpfen und Krieg zu führen. Dieser Tage vermutlich noch mehr als ohnehin schon. Also sage mir, Ritter der Rhomäer, was du hier lernen willst, und wie? Die meisten unserer Schüler verbringen ihr halbes Leben in diesen Hallen, dicht bei ihren Lehrern, um von ihrer Weisheit aufzusaugen, und sind vertieft in die Erweiterung ihres Geistes und der schönen Künste, und natürlich dem Dienst an den Göttern, deren Tempel das Museion ist.“

  • Na da hatte Sermo sich ja wieder brillant im voraus informiert und machte sogleich den ersten Fehler. Der Mann war überhaupt nicht offizieller Epistates. Sosimos' Gejammer trachtete Sermo jedoch nicht zu kommentieren. Am Ende verhaspelte er sich in irgendwelchen Aussagen, die dem stellvertretenden Epistates nicht schmeckten.


    "Das, werter Sosimos, würde ich so klar nicht sehen", ging Sermo dann auf die erste Feststellung seines Gegenübers ein. "Ich bin zwar derzeit Soldat und auch Sohn eines Soldaten, aber das bin ich nicht von jungen Jahren an gewesen. Ich habe vor meiner Zeit als Tribunus Angusticlavius eine kurze politische Laufbahn in Ostia begangen, woraufhin ich schließlich nach meiner Erhebung in den Ritterstand als Procurator Civitatium nach Germania Superior berufen wurde. Das heißt, meine Tätigkeiten waren bisher ausschließlich in der Verwaltung zu lokalisieren. Ich schätze, dass es mich auch irgendwann wieder an den Schreibtisch in zivilen Angelegenheiten zurückziehen wird. Ein Mann kann nicht dauerhaft vom Kriegsdienst leben." Womit er das hoffentlich ausreichend klar gemacht hatte. Sermo hatte nicht vor, bis an sein Lebensende hauptberuflicher Soldat zu bleiben.


    "Was ich hier lernen will, ist nicht gleich konkret zu beschreiben. Zwar durfte ich das Privileg genießen, einige Jahre meiner jugendlichen Ausbildung in Athen selbst zu verleben. Aber das bedeutet leider noch nicht, dass ich mein Wissen als so sehr ausgereift bezeichnen wollte, dass ich damit zufrieden wäre. Mein Interesse gilt dabei vor allem Recht und Gesetz. Römischem Recht natürlich, aber was wäre dieses schon ohne die Einflüsse der großen griechischen Philosophen? Hinzu kommt, dass ich mich selbstverständlich sehr für die Historie der Griechischen Poleis interessiere, insbesondere natürlich deshalb, weil ich hier in der Eparchia die Beispiele freier Poleis direkt vor Augen habe, um Vergleiche ziehen zu können. Und wo sollte man das Wesen einer Polis sonst am besten nachvollziehen können, wenn nicht in Alexandria selbst?"


    Nachdem er auf diese Weise ein bisschen Honig um den ausgeprägten Bart des Sosimos zu schmieren versucht hatte, musste er jedoch letztlich eine kleine Einschränkung zugeben. "Aber leider hast du natürlich Recht damit, wenn du andeutest, dass ich im Rahmen meines Soldatendienstes nicht den Zeitaufwand in meine Studien stecken kann, den der redliche Student am Museion seinen Arbeiten entgegen zu bringen pflegt, was ich sehr bedauere, aber leider nicht ändern kann. Vielleicht findet sich für dieses Problem eine Lösung?"

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Sosimos schloss die Augen, während der Quintilier erzählte, und auch, als dieser geendet hatte, sagte er einen Moment lang noch immer nichts mit beständig geschlossenen Augen, so dass der Eindruck entstanden sein mochte, er wäre wieder eingeschlafen. Schließlich kam ein langgezogenes “Hmmmm“ von dem alten Mann, ehe er sich in seinem bequemen Stuhl etwas mehr aufrichtete und den Soldaten vor sich musterte.
    “Athen ist eine altehrwürdige Stätte von höchster Bildung, allerdings reicht auch ihre Weisheit nicht an die unsere heran, seit der göttliche Alexander beschlossen hat, diese Stadt zu erbauen mit dieser Stätte der Muse und Bildung.“
    Sein Blick richtete sich direkt auf den jüngeren Mann vor sich. “Dein Dienst wird dir kaum die Zeit lassen, hier ein Leben als Schüler zu führen, mit den anderen Schülern hier zu lernen und zu arbeiten und einem der zahllosen Philosophen hier als Schüler deine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Zumal die Zeichen der Zeit eher so aussehen, als ob bald Krieger mehr zu tun haben als Männer, die sich den schönen Künsten verschrieben haben.
    Gemessen an dieser Tatsache denke ich nicht, dass du Schüler des Museions wirst sein können. Allerdings ist dein Wunsch nach höherer Bildung löblich, so dass ich dir die Erlaubnis gewähre, hier deine Studien zu vertiefen und den weisen Männern zu lauschen. Vielleicht kannst du etwas ihrer Weisheit aufsaugen und mitnehmen in die weniger zivilisierte Welt.“
    Womit er hauptsächlich das römische Imperium meinte.

  • "Hm", machte Sermo reichlich ernüchtert ob der Wahrheiten, die Sosimos so deutlich vor ihm ausbreitete. Die klar zur Schau gestellte Arroganz des stellvertretenden Epistates gegenüber Athen nahm Sermo dabei einfach zur Kenntnis. Der Korinther konnte sie sich durchaus leisten, nahm Sermo an.


    Dann wurde der Quintilier sich aber schnell gewahr, dass ein einfaches 'Hm' wohl eher abweisend klingen mochte. Diesen Eindruck suchte er also zügig wieder zu revidieren. "Ah...deine Argumente vermögen mich bedauerlicherweise zu überzeugen, werter Sosimos. Daher schätze ich mich glücklich und danke dir für die Möglichkeit, die du mir so gönnerisch einräumst, dass ich dennoch diesen Tempel des Wissens zu meinem Glück werde aufsuchen dürfen." Wenn Sermo eines gelernt hatte, dann dass man einem hochgestochenen Griechen einfach hochgestochene Worte entgegenhalten musste.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Im Norden wurde der Krieg entschieden, Rom wurde gestürmt und erobert. Alexandria war ncoh immer abgeriegelt vom Rest der Welt und lebte nur für sich, der Handel war auf den Landweg beschränkt und die Häfen waren dieser Tage ein sehr ruhiger Ort. Die Vielfalt der Waren von einst war fast vergessen, aber dennoch gab es angesichts der Nahrungsfülle und der guten Ernte dieses Jahr keinen Grund zur Klage. Es war höchstens ein wenig langweilig bisweilen, da die Nachrichten der Händler fehlten.


    Und so verbrachte auch Sosimos von Korinth seine Tage dankbar ruhig. Er schlief immer mehr, konnte sich immer weniger auf die Belange des Museions konzentrieren, ermüdete rasch. Die meiste Zeit war ihm trotz der schon kräftigen Frühlingssonne kalt, so dass er unter einer Decke auf der Terrasse seines Arbeitszimmers saß und in den Park des Museions hinaussah.


    Und so fand ihn auch einer seiner Helfer, der ihn eigentlich nur wecken wollte, damit der alte Mann heute wenigstens ein bisschen aß. Als er aber auch beim dritten, diesmal stärkeren Schütteln nicht aufwachte oder zumindest einmal laut schnarchte, bekam der Diener es mit der Angst zu tun, und als er schließlich in Panik feststellte, dass der alte Mann keinen Puls mehr hatte und nicht atmete und alles schütteln nichts half, fing er an, laut zu schreien und zu heulen.


    Sosimos von Korinth, der immer wieder für die verschiedenen Epistatoi als Vertretung gedient hatte und zuletzt als Interimsleiter das Museion geleitet hatte, war eines sonnigen Nachmittages auf seiner Terrasse dieser Welt entschlafen, ungeachtet des Krieges und der Schlachten des römischen Reiches.

  • Nun war Asius also in Ägypten gelandet. Nicht weil er wollte, sondern weil ihn die pure Not hierher trieb. In den Wirren des Bürgerkrieges lagen die öffentlichen Ämter des Reiches praktisch völlig brach. In der ehrwürdigen Bibliothek von Alexandria hoffte Asius nun etwas zur Ruhe zu kommen. Dieser Ort hat schon viele Kriege überdauert. Asius hoffte, dass dies auch bei diesem Krieg der Fall war, und wenigstens die Bibliothek noch einstellte.
    Mit letzter Hoffnung kopfte Asius an das erst beste Büro, um sich durchfragen zu können. Wer entschied hier über Einstellungen von Grammatei??
    Klopf. Klopf.

  • Zunächst einmal wurde der Neuankömmling in Ägypten aber nicht besonders herzlich darauf aufmerksam gemacht, dass man nicht einfach an das Zimmer des Bibliothekars klopfte, sondern sich mit den Schreibern im Vorraum beschäftigen musste, um überhaupt einen Termin zu erhalten. Einer der nubischen Wächter also packte sich wortlos den frechen Fremdling und zog ihn mit bestimmter Kraft von der Türe weg, wieder zurück zu den vielen Schreibtischen, zu denen er eigentlich zuerst hinmusste.

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