• Mit wachsendem Vergnügen betrachtete Sermo den langen Germanen, der in seinen Augen eine ziemlich erbärmliche Vorstellung abgab wie er da so ächzte und stöhnte und sich im dampfenden Wasser wand. Das hatte in diesem Moment nicht mehr so viel mit Valas ständig propagierter Männlichkeit zu tun, wie Sermo fand.
    Dass der Duccius sich schließlich ganz aus dem Hitzebad verzog, veranlasste Sermo nicht zu besonderer Eile. Er lehnte sich noch einmal genüsslich zurück, verweilte so einige Zeit und entschied sich dann, das Gespräch weiterführen zu wollen.
    Er folgte also seinem Freund und wurde von diesem auch sogleich wieder mit dessen Ansichten über die römische Thermenkultur konfrontiert. "Pah", wehrte Sermo das anhaltende Geplärre unwirsch ab. "Hör endlich auf zu jammern. Wenn du römische Körperkultur nicht aushälst, wie willst du dann die römische Politik überstehen? Ein Wunder, dass du es überhaupt so weit gebracht hast." Sermo bekam immer mehr das Gefühl, dass man dieses wandelnde Selbstbewusstsein, das sich Vala nannte, einmal kräftig deckeln musste. Dafür, dass er oft so große Töne spuckte, heulte der Germane in den marginalsten Situationen ganz schön herum.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    Die Abfuhr, die Sermo ihm gerade erteilte ließ Vala einen Moment sprachlos zurück. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, und er haderte damit das Gespräch überhaupt auf die verbale Art fortzusetzen. Als sich einer der Centuriones, die sich noch im Frigidarium befanden entschied das Weite zu suchen packte Vala seinen noch am Beckenrand stehenden Freund am Knöchel und zog ihn ohne größere Rücksicht auf Verluste in das Wasser, um ihm gleich darauf nach dem Auftauchen einen wohlplatzierten Haken auf das Brustbein zu verpassen. Dort, wo es niemand mitbekam wenn der Quintilier sich nicht halbnackt durch das Lager begab... sollten die Sklavinnen, mit denen der Kerl es so trieb doch mitbekommen, dass er sich geschlagen hatte.


    "So nicht, Freund..." , grinste Vala und strich sich das Wasser aus den Augen, "..es ist ein deutlicher Unterschied zwischen der Kälte und der Wärme. Die Kälte bringt dich um oder macht dich stärker... Hitze verbrüht dir einfach nur die Klötzen und bringt dir sonst rein gar nichts. Und sowieso: der Winter naht. Immer."




    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Nun, mit der Ruhe war es heute doch nicht so ganz getan, denn er vernahm zwei Stimmen doch nur allzu deutlich und er tat das übrige dazu den Herren nicht über den Weg zu laufen.
    Eine Stimme gehörte Duccius Vala, die andere Quintilius Sermo und anscheinend waren die Gespräche der höheren Tiere im Kern auch nicht anders als die Gespräche zwischen Optio und einfachem legionär. Wobei, wie Thyrsus mit einem Grinsen feststellte, die Gespräche mit Fontinalis hatten teilweise deutlich mehr Tiefgang.


    Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und vergaß einem Moment alles was passiert war, seitdem er Ägypten betreten hatte. Aufkeimender Krieg, zwei Kaiser und, was besonders belastend war, ein eventuelles Wiedersehen mit Fontinalis auf dem Schlachtfeld, all das war für wenige Momente vergessen.

  • Die Thermen von Nikopolis boten den Soldaten nicht nur Gelegenheit zum Baden und zur Massage oder anderweitiger Entspannung. Vielmehr gab es hier wie in jeder römischen Badeanstalt auch einen kleinen Sportplatz. Eine Wiese bot Möglichkeit zum Laufen, Stangen für Klimmzüge oder Gewichte boten Gelegenheit für Muskeltraining und in der Mitte der Wiese gab es auch eine geräumige Sandgrube. Hier hatte Centurio Trebellius heute die Rekruten herkommandiert, denn sie sollten ihre Körper im waffenlosen Zweikampf stählen.


    "Tirones, heute werdet ihr die männlichste und ästhetischste aller Sportarten erlernen: Das Ringen!" Posca zeigte sein schönstes pausbackiges Grinsen. "Wie viele von euch haben bereits einmal gerungen?" Immerhin lernte jeder ordentliche Junge bereits Ringen, wenn er nicht statt dessen auf Feldern schuften musste oder im Geschäft des Vaters einem Handwerk nachging.

  • Beim Weg in Richtung Therme wollte Severus am liebsten gleich in das kühle Wasser eintauchen. Die Hitze war heute wieder extrem. Ringen war nicht seine Lieblingsdisziplin. Wohl hatte mal einige Versuche unternommen, aber als männlichste und ästhetischste aller Sportarten würde er Ringen nicht einschätzen. Während er noch am Rande der Sandgrube seinen Gedanken nachhing, hatte sich Marcus Aemilius Lepidus bereits freiwillig gemeldet und stand nun neben dem Centurio, der weitere Anweisungen gab.

  • "Ah, da haben wir ja schon einen Freiwilligen für das Schauringen. Sehr schön." Posca grinste feist. Sein listiger Blick suchte die Reihen der Tirones ab und fand ein weiteres Opfer. "Du, Tiro, vortreten! Du bist Aemilius' Widersacher." Sein Wurstfinger zeigte in stummem Hohn auf Lucius Artorius Severus, der sich gewiss wieder einmal auf den Arm genommen fühlen musste. Die Parzen trieben offenbar gerne ihre Späßchen mit dem erbarmungswürdigen Tiro.


    "Gut, dann findet euch jetzt mal in Zweiergrüppchen zusammen. Ihr werdet natürlich gegeneinander ringen. Dann allemann ausziehen und kräftig einölen!" gab der Centurio den Tirones zu verstehen und klatsche auffordernd in die Hände.

  • "Nicht schon wieder ich", dachte Severus, nachdem Posca ihn wieder mal als Freiwilligen ausgesucht hatte. Ein ganz klein wenig unwillig trat er vor. Severus mochte Ringen nicht. Aber danach fragte bei der Legion niemand. Nachdem sich alle Tirones eingeölt hatten, standen sie wieder vor Posca und erwarteten neue Befehle.

  • Posca sah dem Tiro dessen Lustlosigkeit recht schnell an. Na, wenn der Artorius nicht wollte, würde er eben müssen. So einfach war das. Dem Centurio war es ja schnuppe, wie häufig der Rekrut beim Optio schon aufgerufen worden war.


    "Tiro Aemilius, Tiro Artorius, zu mir!" hieß dann das Kommando und Posca parkte seinen wulstigen Körper am Rand des mittig gelegenen Sandplatzes, der von Laufbahnen, Grünflächen und anderen Sportgelegenheiten eingerahmt wurde.
    "Tirones, ihr werdet jetzt gegeneinander ringen. Wer den Gegner zuerst drei Mal zu Boden wirft, gewinnt. Dazu könnt ihr ihn überall packen, umhebeln, umdrücken, wie auch immer. Kämpft ehrenhaft. Keine Tritte, kein Würgen, kein Augen Auskratzen und erst recht keine Attacken gegen das Geschlecht eures Gegners."


    Der Centurio hatte mit lauter und deutlicher Stimme gesprochen, so dass ihn alle Rekruten verstehen konnten. Jetzt wandte er sich aber direkt an die beiden Kontrahenten vor ihm. "Klar soweit?"

  • "Klar soweit!" kam von den beiden Tirones als Antwort. Severus mochte das Ringen nicht, Lepidus war dieser Sportart hingegen deutlich aufgeschlossener. So endete der erste Ringversuch dann auch recht schnell zugunsten Lepidus. Severus stemmte sich mit aller Kraft gegen seinen Kontrahenten, der aber auch beim zweiten Anlauf die bessere Technik auf seiner Seite hatte und Severus nach einigem Ringen abermals zu Boden warf. Jetzt war der Ehrgeiz des Artoriers geweckt. Bei einer Attacke seines Gegners konnte er Lepidus am Bauch umfassen und mit viel Schwung auf den Boden drücken. Der dritte Durchgang dauerte deutlich länger als der erste, nach einigen erfolglosen Versuchen konnte Lepidus allerdings wiederum das Blatt wenden und Severus in den Sand drücken. Am Ende stand der Artorier doch als deutlicher Verlierer dar.

  • Die Tirones gingen in Aufstellung und begann dann zügig gegeneinander zu ringen. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten ihre Kameraden begonnen den einen oder den anderen lautstark anzufeuern. Bei jedem guten Griff johlten sie vor Begeisterung, bei jedem Patzer heulten sie vor Verzweiflung auf. Und der Centurio Aulus Trebellius Posca beobachtete alles schweigend. Zwischendurch gab er natürlich das Zeichen, wann wer einen Sieg errungen hatte, auch wenn dies meist offensichtlich war. Schließlich obsiegte der Aemilius.


    "Wunderbar, meine Vögelchen", flötete der Centurio und klatschte gelassen Beifall. "Meinen Glückwunsch, Tiro Aemilius. Seht ihr, Tirones, so wird's gemacht. Technik gibt den Ausschlag. Tiro Artorius hat zwar ordentlich Kraft im Körper, aber er konnte den versierteren Opponenten nicht schlagen. Ich hoffe ihr habt genau hingesehen, denn jetzt tretet ihr allesamt gegeneinander an. Einfinden in die Paare!"


    Der Centurio grinste diebisch. Er freute sich bereits darauf, den vielen ringenden Rekruten zuzusehen. Es war ihm immer wieder eine Wonne, so viele kräftige Burschen zu beobachten, die bald in den Reihen der Legion ihren Dienst verrichten würden.


    "Und los!" befahl er dann, als die Paare sich zusammgefunden hatten.

  • Lepidus' Sieg hatte Severus nicht geschmeckt. Er sann auf Revanche, die Gelegenheit dazu bot sich bereits bald darauf, denn sie beide blieben die Gegner in der nächsten Ringkampfrunde. Die erste Runde konnte er sogar gleich für sich entscheiden. Beim zweiten Versuch lief er aber in eine Attacke hinein, die Lepidus geschickt ansetzte, um Severus zu Boden zu kämpfen. Er drückte den Artorier so geschickt in den Sand, daß er nicht mehr hoch kam. Abermals war der Sieg auf Lepidus' Seite. Beim nächsten Durchgang wagte Lepidus einen riskanten Anlauf, um Severus zu überraschen. Er hatte aber aufgepaßt und aus der letzten Attacke gelernt, wie Lepidus sich verteidigt hatte. Als Lepidus etwas unaufmerksam anlief, nutzte Severus die Gelegenheit, griff seinen Gegner fest an der Hüfte und warf ihn um die eigene Achse in den Sand. Nach einigen Durchgängen war zwar Lepidus letztlich wieder mal Sieger geblieben, aber Severus hatte dazu gelernt und ihm einige Achtungserfolge abgerungen. Schließlich kam nach einer Weile der Befehl Poscas zum Abbruch des Ringkampfes. Nach Luft schnappend fanden sich die Tirones wieder in einer Reihe ein.


  • "Sooo, meine Vögelchen", säuselte Posca, als die Rekruten sich nach ihrer Pause wieder versammelt hatten.


    "Jetzt haben wir ein bisschen gerungen, das ist ja schön. Aber kann mir einer von euch zufällig auch sagen, was es mit dem so genannten Faust- oder Allkampf auf sich hat?" Diesmal pickte er sich nicht Severus aus der Menge hervor, sondern warf einfach einen erwartungsvollen Blick in die Runde.


  • Posca mußte eine Weile auf eine Antwort warten. Anscheinend wußte niemand so recht, worauf er hinaus wollte. Irgendwann kam aus der hinteren Reihe gemurmelt: "Brauchen wir das, wenn der Feind über uns hinweg gerannt ist und wir keine Waffen mehr haben...?"

  • Endlich wollte Apollonius auch einmal eine Runde Dampfbad genießen und betrat die Sauna. Heiss war es uund Apollonius fühlte sich unwohl. Sein Atem ging immer schneller und die Luft war zum schneiden. Ganz plötzlich hörte sein Herz zu schlagen und der Sergier sank tot zu Boden. Ein junges Leben endete viel zu froh.

  • Thyrsus sah den jungen rekruten plötzlich umkippen, etwas stimmte da nicht, definitiv nicht. Er eilte hinzu, bemerkte aber bereits schnell dass der Tiro nicht mehr atmete. Der Terentier versuchte sein Bestes, doch es war bereits zu spät, es würd eine traurige Meldung werden die er zu verkünden hatte.


  • Severus war nach einem harten Ausbildungstag gerade in der Therme angekommen, als er seinen Bekannten Thyrsus neben einem leblosen Körper knien sah.Hastig trat er hinzu. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Thyrsus deutete auf den am Boden liegenden Kameraden und schüttelte nur langsam den Kopf. Hilflos stand Severus daneben. Welch ein bedrückendes Erlebnis. Eben noch war der Kommilitone mitten unter ihnen und im nächsten Moment lag er tot auf dem Boden. Der eilig herbeigerufene Sanitäter konnte ihm nicht mehr helfen. Er deckte den Leichnam mit einer Decke zu und sorgte dafür, dass er aus der Therme getragen wurde. Thyrsus und Severus sahen schweigend zu, wie er abtransportier wurde. Es waren gerade keine guten Tage in Ägypten. Zu viele Kameraden waren in letzter Zeit viel zu früh von den Göttern abberufen worden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!