Wie merkwürdig sich die Herrschaften manchmal benahmen - eben noch wollte die Decima partout nicht mehr über Rhetorik, Politik und ähnliche schwere Dinge reden, und nun waren sie und mein dominus beim Thema Philosophie gelandet. Ich wartete jetzt nur noch darauf, dass gleich der "Timaios" oder Ähnliches zur Sprache kommen würde - Dinge, die ich durchaus nicht nur vom Hörensagen kannte. Dennoch fiel es mir schwer, meinen Reiz zum Gähnen zu unterdrücken.
Ich und die Decima erhielten jedoch neuen Schwung, als die Rede auf ihren kleinen Sklaven kam, der noch immer nicht den Weg zurück zu ihr gefunden hatte. Seine domina schien sich wirklich Sorgen um ihn zu machen; kein Wunder, fragte ich mich doch schon die ganze Zeit, wer in dieser Beziehung in einer Gefahrensituation wohl wen würde beschützen müssen: Die Decimerin konnte ich mir gut mit pilum vorstellen; auch auf einem Pferd würde sie zweifellos eine ausgezeichnete Figur machen - ich versuchte, mir das nicht zu anschaulich vorzustellen, der Gedanke gefiel mir nämlich gefährlich gut -, aber ihr Sklave? Meiner Meinung nach wäre dieser wohl schon mit dem Gebrauch eines Dolches überfordert.
Gerade begann ich, die übrigen Sklaven der Decima, die stumm hinter ihrer Herrin standen, auf ihre Kampfkraft hin einzuschätzen, da sah ich in meinen Augenwinkeln eben den Sklaven der Decima auf uns zu stapfen, über den jetzt alles so aufgeregt sprach. Er brachte einen Weinbecher an; offenbar hatte er, der nicht einmal Hephaistos und diese römische Nachahmung auseinanderhalten konnte, sich am heutigen Fest doch noch nicht die Pfoten verbrannt.