Arbeitszimmer | Gracchus et Salambo

  • Entgegen seinen Vermutungen hatte Sciurus die Sklavin Salambo im römischen Haushalt der Flavia vorfinden können. Sie war bereits kurz nach Leontias Aufbruch in die imperiale Hauptstadt zurückgekehrt und war unauffällig ihren Aufgaben nachgegangen, welche in Abwesenheit ihrer Herrin nicht unbedingt beträchtlich waren. An diesem Tage hatte Gracchus' Leibsklave das anmutige Geschöpf im Garten aufgetrieben, er hatte sie angewiesen, sich ansehnlich zurecht zu machen und ihn zu seinem Herrn zu begleiten, welcher nach ihr hatte verlangt. Beiläufig nur hatte er den Tod Leontias erwähnt, da sich solcherlei ohnehin schneller im Hause herum sprach als dies zu verhindern war, ging er davon aus, dass sie bereits darum wusste. Was er jedoch nicht wusste, was ihn darum aufs äußerste ärgerte, war, was sein Herr von der Sklavin wollte. Doch vermutlich hatte Leontia ihn irgendwann einmal darum gebeten, im Falle ihres Ablebens für ihre Leibsklavin Sorge zu tragen, womöglich gar mit ihrer Entlassung in die Freiheit. Sciurus beneidete Salambo in keinster Weise, beinahe hätte er sie gar bedauern können, doch soweit kam es nicht. Er wies die Sklavin an, auf dem Gang zu warten, und betrat das Arbeitszimmer seines Herrn. "Die Sklavin deiner Base, Salambo, ist hier, Herr."
    "Lass sie eintreten."

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/8456/avatarsalamboim2.jpg]


    ~ Salambo ~



    Für das Kammerkätzchen Salambo war, seitdem die Kunde vom Tode ihrer Herrin die Villa erreicht hatte, eine desolate Zeit angebrochen. Als Kind schon war sie in die Dienste der Flavia Leontia getreten, die beiden Mädchen waren zusammen aufgewachsen, und wenn die Launen und diversen kleinen Grausamkeiten der Flavia bisweilen auch schwer zu ertragen gewesen waren, so hatte doch eine tiefe, um nicht zu sagen innige Verbindung zwischen ihnen bestanden. Nun plötzlich war Salambo ihrer Herrin, und damit zugleich ihrer Lebensaufgabe, ihrer Bestimmung beraubt. Es war nicht der damit einhergehende Verlust ihres Status unter den Sklaven oder ihrer Privilegien, der Salambo so bekümmerte, nein – es war ehrliche tiefe Trauer.


    Und dieser Seelenschmerz sprach deutlich aus ihrer ganzen Haltung, umgab sie gleichsam mit einer Korona tiefster Verlorenheit, als sie nun das Arbeitszimmer des Dominus Flavius Gracchus betrat. Der sonst so leichtfüßige Gang hatte seinen Schwung verloren, die blitzenden Augen waren verschleiert von unausgesprochener Gram, und eine schwere Last schien die Schultern der jungen Sklavin gen Boden drücken zu wollen. Der dunkle Ton ihrer – gleichwohl eleganten - Tunika, verstärkte noch diesen Eindruck, und selbst das Wippen ihrer Locken, sonst so munter, gemahnte heute nur an den Brauch, die Toten mit gelöstem Haar zu beklagen.
    "Dominus.", sprach die Nubierin, und verneigte sich ehrfürchtig vor dem Herren. Was mochte er wohl wünschen?




    edit: Bild wollte im ersten Versuch nicht so, wie Dido wollte

  • Die Flammen mehrerer Öllampen erleuchteten den Raum in einem goldfarbenen Ton, warfen tanzende Schatten über den mit dunklem Teppich belegten Boden, zogen weiche, fließende Übergänge zwischen Licht und Schatten, ließen gleichsam eine Hälfte von Gracchus' Gesicht in Dunkelheit ruhen, da er den Blick nach unten hatte gewand, einer Schrift entgegen, welche einen Brief hatte zum Inhalt, einen Brief an Leontias Vater Aetius. Sobald jener würde herausfinden, um was Gracchus ihn bitten wollte, so es dazu würde kommen, würde er dies ihm absprechen, dessen war Gracchus sich sicher. Eine Wahrheit nicht auszusprechen, dies kam einer Lüge gleich, doch Gracchus sah sich bereits selbst viel zu tief in einem Netz aus Unwahrheiten, Ausreden und Täuschung verheddert, als dass jene kleine Unterschlagung der Wahrheit, welche in jenem Brief geschrieben war, noch würde ins Gewicht fallen, besonders, da jene kleine Unterschlagung nichts tatsächlich wichtiges betraf, denn nur eine Sklavin. Er blickte auf und mit einem Wink aus dem Handgelenk heraus hieß Gracchus eben diese Sklavin, Salambo, ein wenig näher zu kommen, so dass er sie genauer in Augenschein konnte nehmen, denn bisherig war sie ihm nur höchstens nebenbei einmal ins Auge gefallen. Sie war von schlankem Wuchs, für eine Frau nicht groß, jedoch auch nicht klein, ihre Brüste zeichneten sich rund und fest unter ihrem Gewand ab, ihr Hintern war flach, und obgleich sie eine durch und durch weibliche Erscheinung aufwies, so fehlten ihr die ausgeprägt üppigen Rundungen einer römischen Matrone, was Gracchus' Ansinnen jedoch nur entgegen kam. Mit ihrer gebräunten Haut, den dunklen Augen und dem dunklen Haar entsprach sie nicht unbedingt seinem Typ, doch da sie eine Frau war, war dies ohnehin ein wenig schwer und immerhin war er nicht auf der Suche nach einer Geliebten, so dass ihre Erscheinung alles in allem durchaus agreabel war.
    "Nimm Platz."
    wies er sie an und haderte mit sich selbst, ob es antizipierend würde sein, ihr einen Namen zu geben, oder ob sie weiterhin eine Sklavin wie alle anderen sollte sein.
    "Du wurdest sicherlich bereits unterrichtet, dass deine Herrin Leontia den Styx überquert hat."
    Dass die Sklavin ob dessen könnte Trauer verspüren, dies kam Gracchus nicht im Ansatz in den Sinn, da er ihr, wie allen anderen Sklaven auch, tiefgehende Gefühle ohnehin absprach. Zudem hatte sie ohnehin kein Recht, um Leontia in gleichem Maße zu trauern wie er dies beispielsweise tat, und darum auch kein Recht auf Rücksichtnahme auf ihre Empfindungen.
    "So schwer dies für uns zu akzeptieren sein mag, so bedeutet dies für dich doch weitreichende Konsequenzen, welche weit über Trauer und Verlust hinaus gehen. Obgleich du ohnehin all die Zeit in Aetius' Besitz standest, so wird er nun vermutlich bald veranlassen, dass die Besitztümer seiner Tochter zurück nach Ravenna überführt werden. Ich kann dir wohl assekurieren, dass ein Kleinod wie du seine vollste Aufmerksamkeit wird finden."
    Vermutlich würde Salambo eines von Aetius' persönlichen Spielzeugen werden. Allein die Vorstellung wie Leontias Vater sich einen Stall voll Lustsklavinnen hielt, degoutierte Gracchus aufs schärfste, die Genusssucht seines Onkels war aus seiner Sicht unbeschreiblich und äußerst blamabel für einen Mann seines Standes.
    "Du wirst in seine Besitztümer eingehen, eine von vielen sein, und so er denn keinen Gefallen mehr an dir findet, als namenloses, gesichtsloses Wesen in der Culina seines Hauses enden."
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor sich ineinander, gab ihr ein wenig Zeit, sich jenes Bildnis vor Augen zu visualisieren, und betrachtete die Reaktion des Wesens vor sich. Er erwartete er nicht, dass sie würde sprechen, da sie noch nicht dazu aufgefordert worden war, doch er begutachtete genauestens jede ihrer Regungen, welche im schummrigen Licht der Öllampen zu erkennen war. Ein wenig Druck war nie verkehrt, denn obgleich sich Gracchus nur sehr ungern solcher Maßnahmen bediente, so wusste er doch, dass dies womöglich notwendig war, war sein Anliegen doch kein geringes.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/8456/avatarsalamboim2.jpg]


    ~ Salambo ~


    Prüfend lag der Blick des Dominus auf der Nubierin, die sich umfassend - und leidenschaftslos - gemustert fühlte. Bereitwillig bot sie sich dieser Überprüfung dar, in der Mitte des Zimmers stehend, ein Bein ein wenig angewinkelt, eine Hand locker auf die Hüfte gestützt. Anmutig wandte sie sich leicht zur Seite, präsentierte dem Beobachter unbefangen verschiedene Perspektiven ihres geschmeidigen Körpers. In ihr stieg währenddessen die Hoffnung auf, der Dominus könnte sie als Konkubine in Betracht ziehen. Auch wenn die Sklaven munkelten er könne dem nichts abgewinnen - womöglich würde es ihr ja gelingen, das Feuer zu wecken, dass, da war sich Salambo sicher, in einem jeden Mann schlummerte.


    Dankbar neigte sie wiederum das Haupt, als der Dominus ihr die Huld erwies, sie zum Sitzen aufzufordern, trat leichtfüßig wie eine Katze näher heran und glitt auf einen der bereitstehenden Stühle. Die folgenden Worte des Dominus Flavius Gracchus ließen keinen Zweifel. Es war also gewiss. Ihre Herrin weilte nicht mehr unter den Lebenden. Die schwarzen Schwingen der Trauer huschten über Salambos Antlitz. Sie schlug die Wimpern nieder, so dass sich einen Augenblick lang Schatten über ihre dunklen Augen legten. Doch sie gab sich dieser Emotion nicht hin - wußte, dass sie dieses nicht durfte - sondern sah ruhig auf, als der Dominus wieder seine Stimme erhob. Nur ein leichter Glanz war in ihre Augen getreten.


    Das, wovon der Gebieter da zu ihr sprach, waren keine neuen Überlegungen für das verwaiste Kammerkätzchen. Jedoch sah sie ihre Perspektive nicht als verhärmte Sklavin in der Culina der Villa Rustica Aetius - nein, viel eher würde sie wohl als Leichnam in der abgelegenen Felsenbucht enden, wo der Vater ihrer verstorbenen Herrin seine Gespielinnen zu entsorgen pflegte, wenn er ihrer überdrüssig geworden war. Ein schwerer Atemzug hob und senkte die Brust der Nubierin, die sich weitaus agreablere Weisen vorstellen konnte, der Gens Flavia zu Diensten zu sein. Wäre sie doch nur dem Ratschlag ihrer Herrin gefolgt und hätte sich in Ravenna unter den Schutz des Dominus Flavius Aristides gestellt! Ein Feldlager in einer fernen Wüstenei war mit Sicherheit dem Grunde des Meeres vorzuziehen.


    Es war wohl die mit jener Vorstellung einhergehende Erschütterung, die Salambo Worte auf die Zunge legte, welche sich nicht länger zurückhalten ließen. Mit einem betörenden Augenaufschlag reckte sie den Kopf ein wenig höher, trug Sorge dass eine lockige Strähne sich zärtlich an ihre Wange schmiegte und sprach mit samtweicher Stimme die von Ehrfurcht erfüllten Worte:
    "Oh Gebieter, wenn ich so kühn sein darf - sollte ich unwürdiges, verlorenes Geschöpf darauf hoffen dürfen, dass Du in Deiner Güte erwägst, mich in Deine Dienste aufzunehmen, so wird meine Freude grenzenlos sein, meine Dankbarkeit unermesslich, und meine Ergebenheit keine Grenzen kennen."



    edit: Signatur

  • Ihre Reaktion war mehr, als Gracchus hatte zu Hoffen gewagt.
    "Ich weiß, dass Leontia äußerst große Stücke auf dich hielt, ebenso, dass deine Familie seit Generationen bereits uns Flaviern dient, und es wäre wahrlich eine äußerst deplorable Verschwendung, dich in ein solch nachteiliges Schicksal entschwinden zu sehen. Deine Freude, Dankbarkeit und Ergebenheit in Ehren, doch mein Anliegen ist zu gravierend, als dass einzig dies es könnte bestimmen. Ich habe dir ein Angebot zu unterbreiten. Ich werde dies nur ein einziges Mal tun, du solltest daher deine Antwort genauestens abwägen. Ein Angebot ist es deshalb, da es trotz allem deiner Zustimmung bedarf, denn ich bin durchaus mir im klaren darüber, dass es Dinge auf dieser Welt gibt, welche selbst von einem Sklaven nicht erzwungen werden können."
    Für den Augenblick eines Herzschlages schwieg er, fixierte sie mit festem Blick, bevor er fortfuhr.
    "Ich möchte, dass du mein Kind austrägst."
    Ohne ihr die Chance zu lassen, diesen Satz auszulegen, fuhr er weiter fort.
    "Es ist kein Geheimnis in diesem Hause, dass die diesbezüglichen Bemühungen meiner Gemahlin und mir bisherig von keinem Erfolg gekrönt waren. Es ist ihre erste Ehe, wie auch die meine, und da ich von Antonias Untadeligkeit und derjenigen ihrer Familie überzeugt bin, steht es für mich außer Frage, dass sie bisherig noch kein Kind empfangen, nicht aus sich hinaus getrieben, noch ausgetragen hat. Dass ich bisherig keinen Bastard in die Welt gesetzt, nicht einmal den Keim eines solchen in einem Körper hinterlassen habe, dessen bin ich mir ebenfalls so sicher, wie nur ein Mensch sein kann. Aus diesem Grunde kann daher nicht mit Sicherheit eruiert werden, wer von uns beiden für den fehlenden Erben verantwortlich ist. Nun, ich muss mir völlig dessen sicher sein, dass dies nicht mein Versagen ist, denn andernfalls würde eine Scheidung keinen Sinn machen, da sich die blamable Misere mit einer anderen Gemahlin nur weiter würde fortsetzen, und Claudia Antonia in diesem Falle eine zu favorable Partie ist, als dass ich sie aufgeben möchte. Du wirst also, so du dies goutieren wirst, so lange des Nachts mit mir das Lager teilen, bis du ein Kind unter deinem Herzen trägst oder ich entscheide, dass der Versuche genüge getan wurde. Natürlich ist es währenddessen erforderlich, dass du mit niemand sonst das Lager teilst, weder mit einem freien Mann, noch mit einem Sklaven. Um zu verhindern, dass du einen Kuckuck mir ins Nest legst, muss ich darauf insistieren, dass du das Kind bis zu seiner Geburt austrägst. Natürlich werde ich den Bastard nicht annehmen, doch ich werde dafür Sorge tragen, dass sowohl du, als auch mein Spross, einen passablen Platz in diesem Haushalt werden haben, was gleichermaßen nicht bedeuten muss, dass du dich des Kindes annimmst, dies bleibt allein dir überlassen. Ich werde Aetius kontaktieren und dafür Sorge tragen, dass du in meinen Besitz übergehst. Zu gegebener Zeit werde ich deine Bemühung gratifizieren, dich degagieren und du wirst, wie es dir beliebt mit oder ohne dem Kind, die Freiheit erlangen, so du dies wünschst, und einen angemessenen Platz in diesem Haushalt erhalten. So denn ich nicht zur Zeugung fähig sein sollte und somit auch kein Kind aus unserer Beiwohnung entspringen wird, werde ich ebenfalls dennoch dafür Sorge tragen, dass dir die Annehmlichkeiten, welche du als Leontias Leibsklavin genossen hast, nicht verlustig werden gehen, du sie gar wirst novellieren können. Überlege dir deine Antwort gut, doch versuche bei all dem zu jedweder Zeit nicht einmal im Ansatz, mich zu düpieren, denn sonstig wirst du noch schneller noch tiefer als in eine culina absinken."
    Natürlich war dies keine leere Drohung, obgleich Gracchus nicht genau wusste, wo tiefer als eine culina würde sein, und dies auch nicht wissen wollte, doch Sciurus würde sich in einem solchen Falle schon um alles kümmern.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/8456/avatarsalamboim2.jpg]


    ~ Salambo ~



    Um ganz genau sein, waren es nun bereits sieben Generationen, in denen Salambos Linie der edlen Gens Flavia treu zu Diensten war. Sie waren, im ursprünglichen Sinne jenes vielstrapazierten Ausspruches, ohne Zweifel wahre Patrizier unter den Sklaven. All die Gravitas, die Salambo die Siebte in sich trug, war in jenem Moment gefragt, angesichts des vollkommen überwältigenden Anliegens des Dominus Flavius Gracchus. Hatte sie das Lob zu Beginn seiner Rede noch still, mit einem tiefen, unterwürfigen Glücksgefühl goutiert, so ließ die Enthüllung seines exzeptionellen Wunsches doch einen gewaltigen Riss in ihrer Contenance entstehen. - Sein Kind austragen?! Sein Kind?


    Verblüfft sah das Kammerkätzchen den Flavier an, erwiderte dessen Blick einen Augenblick lang ganz direkt, voll des Erstaunens, bevor sie sich besann, und wieder schicklich die Augen niederschlug. Es gebührte den Sklaven nicht, den Herren in die Augen zu sehen. Halb senkte sie die Augenlider, fasste sich, und hörte ruhig die Rede des Dominus. Jeder Zoll ihrer selbst war gebannte Aufmerksamkeit, in jenem für ihr Schicksal so bedeutsamen Moment, der sehr wohl ein Scheideweg sein konnte, zwischen einem Leben in größtmöglicher Annehmlichkeit auf der einen Seite, und dem Grund eines Muränenteiches auf der anderen.


    Die Kinderlosigkeit des flavischen Paares war selbstverständlich eines der beliebtesten Themen für den Tratsch im Sklavenquartier, und es gab die gewagtesten Thesen dazu. Salambo verfolgte die Argumentation des Dominus, und fand sie - natürlich - von bestechender Logik. Ja, in der Tat, es war notwendig, dass er seine Fähigkeit zu zeugen überprüfte, bevor er eine Scheidung andachte. Die Fruchtbarkeit seiner Gattin zu überprüfen wäre zwar ebenso stimmig gewesen, aber natürlich stand da die Sitte davor, und zudem die Strapazen einer Schwangerschaft, die man einer Patrizierin natürlich nicht aus solch einem Grund zumuten konnte. Salambo verstand vollkommen. Und auch die Bedingungen, die er für das Arrangement stellte, waren plausibel. Außerdem mochte sie Kinder, und die Aussicht, eines zu bekommen, das sie dann vielleicht auch behalten dürfte, war schön. Lediglich die Befürchtung, sein gegebenes Wort würde nicht ausreichen, einen flavisch-sklavischen Bastard vor der gewaltsamen Beseitigung zu schützen, keimte einen Augenblick lang in ihr auf. Jedoch konnte sie daran nichts ändern, zudem war es abwegig, sich mit Gedanken um die Sicherheit eines hypothetischen, da noch nicht gezeugten Kindes, zu befassen. Bass erstaunt war Salambo, als der Dominus gar eine mögliche Freilassung ansprach. Niemals hatte sie eine solche angestrebt, befand den Gedanken als höchst befremdlich. Sie existierte um der Gens Flavia zu dienen, und dieses Daseinzweckes beraubt zu werden schien ihr ein in keinster Weise erstrebenswertes Schicksal.


    Der Dominus hatte offensichtlich, bevor er sie herbeirief, das ganze Thema auf das genaueste durchdacht. Auch Salambo nahm sich wie verlangt einen Augenblick des Nachdenkens, obgleich sie ihre Zustimmung ohne Zögern auch sofort hätte aussprechen können. Sie verbarg ihr marginale Indignation ob der - überflüssigen - Drohung, mit der er seine Rede ausklingen ließ, und trug eine Miene wacher Reflexion zu Schau. Sehr bedacht antwortete sie sodann:
    "Dominus, Dein Angebot ehrt mich ungemein und mit Freuden nehme ich es an. Die Großzügigkeit, die damit einher geht, ist mehr als überwältigend für Deine treue Sklavin. Mich Dir, oh Gebieter, hingeben zu dürfen, und darauf hoffen zu dürfen, Dir in bei der Klärung dieser so bedeutsamen Frage, so die Götter es wollen, ein wenig von Nutzen zu sein - dies ist mir Lohn genug!" Emphatisch, um nicht zu sagen fanatisch, blitzten ihre dunkeln Augen bei diesen Worten, die durchaus der Wahrheit entsprachen. Nichtsdestotrotz würde sie natürlich auch die in Aussicht gestellten Gratifikationen zu schätzen wissen.


    "Deine Anweisungen, Dominus, habe ich verstanden und werde sie mit allergrößter Gewissenhaftigkeit einhalten." Das würde allerdings hart werden. Es gab da einen wohlgestalteten Sänftenträger in Salambos Leben, auf den sie ungern verzichtete, dann und wann noch einen herrlich animalischen Pferdeburschen, und nicht zu vergessen den schnuckeligen Mundschenk, diese süße Unschuld. Aber Pflicht war nun mal Pflicht, die würde sie ernst nehmen. Salambo überlegte und rechnete nach. Nach den Gesetzen der Luna war ihr Schoß dieser Tage einer Empfängnis wohlgeneigt. Wunderbar. Natürlich würde sie noch der Iuno opfern müssen und den Loas. Servil neigte sie ihr Haupt, und erwartete das Geheiß wann sie sich denn im Schlafgemach einzufinden hatte.

  • Obgleich kaum zu Erwarten gewesen war, dass die Sklavin sein Angebot würde ablehnen, so erfreute es Gracchus doch, als sie dies nicht tat, denn damit war einerseits die Suche nach einer geeigneten Alternative obsolet - obgleich jene Aufgabe ohnehin nicht die Seine wäre gewesen, denn die seines Leibsklaven - andererseits stand der Tat nichts mehr im Wege, des Abends bereits ihren Lauf zu nehmen. Zudem gefiel es Gracchus tatsächlich, in welcher Weise Salambo ihn mit dem Ausspruch 'oh Gebieter' betitelte, was die gesamte Angelegenheit bereits agreabler erscheinen ließ, als die Aussicht Antonias 'Manius' gegenüber zu treten, obgleich seine Gemahlin während der Beiwohnung selten einen Laut von sich gab, geschweige denn ein Wort sprach.
    "Gut, so erwarte ich dich zum heutigen Abend. Sciurus wird dir eine Schlafstatt in meinen Räumlichkeiten herrichten, ich möchte nicht, dass du während dieser Zeit in den Sklavenunterkünften nächtigst. Zudem lasse dir ein Bad angedeihen, Sciurus wird auch hierfür Sorge tragen und dass deine Anweisungen befolgt werden. Ich werde indes einen Brief an Aetius' verfassen, doch dies sollte kaum mehr denn eine Formsache sein."
    Natürlich würde dies mehr sein, Leontias Vater in einem Atemzug vom Tode seiner Tochter zu berichten, im anderen um die Sklavin zu bitten, doch vermutlich würde Gracchus Salambo am Rande nur einflechten, so dass Aetius' letztlich nicht einmal würde wissen, was ihm verlustig ging.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img510.imageshack.us/img510/8456/avatarsalamboim2.jpg]


    ~ Salambo ~



    "Wie Du wünschst mein Gebieter.", schnurrte das Kätzchen und erhob sich, dem Flavier zugleich einen Blick von glutvoller Verheißung unter den halbgesenkten Wimpern schenkend. Servil verneigte sie sich noch einmal tief vor ihm, und verließ sodann, nachdem er sie entlassen hatte, den Raum geschmeidigen Schrittes. Die Trauer um ihre Herrin war beinahe vergessen, gegenüber der Aussicht auf eine Zukunft in leuchtenden Farben, im Dienste des Dominus Flavius Gracchus.
    Bei der Vorstellung, wie Sciurus für ein Bad für sie Sorge trug, musste sie gar ein Schmunzeln unterdrücken. Damit würde sie ihn bestimmt nicht behelligen, sondern dieses bescheidene Unterfangen selbst in die Hand nehmen. Gewiss würden ihre Dienste für den Dominus seinen Leibsklaven schon genug brüskieren. Mit äußerstem Respekt würde sie Sciurus entgegentreten müssen, ihn in Sicherheit wiegen dass sie keinen Angriff auf seine herausgehobene Stellung vorhatte.


    Doch jetzt musste sie sich sputen! Es galt der Iuno zu opfern und den Loas, ein paar Aphrodisiaka vorzubereiten, und natürlich sich selbst auf Hochglanz zu bringen, bevor sie dann am Abend das Schlafgemach des Dominus aufsuchen würde. Soviel hing davon ab.



    edit: link

  • So war denn auf den Wege gebracht, was Klärung würde schaffen in jener deplorablen Relation, welche Gracchus schlussendlich noch immer als seine Ehe musste betrachten. Nicht schlüssig indes war er, was geschehen musste, wenn dieses oder jenes Ergebnis am Ende auf ihn würde warten, doch da es ohnehin müßig war, darüber zu sinnieren, schob er vorerst diese Gedanken bei Seite, würde die Zeit mit Salambo doch bereits mehr als unangenehm werden. Es war nicht, dass der weibliche Körper ihn abstieß, doch er reizte ihn ebenso wenig und es würde schwer sein, jeden Abend selbst Sorge zu tragen dafür, dass letztlich der Beiwohnung konnte genüge getan werden. Doch auch solcherlei Gedanken verschob er auf den Abend, denn soviel davon abhing, so ungern wollte er sich damit befassen.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!