ZitatAlles anzeigenOriginal von Appius Aurelius Cotta
"Schon die ganze Zeit verfolge ich Deine messerscharfen Fragen mit großem Interesse; mit noch größerem Interesse sehe ich aber der Belehrung entgegen, die Du als erfahrener Aurelius uns Jungspunden sicher nicht vorenthalten wirst und durch Deine Fragen gewiss vorbereitest."
Ich sah meinem Onkel nun direkt in die Augen; diese Form des Gespräches war auch eine Art und Weise, einander kennenzulernen.
"Die verschiedenen Regierungsformen unterscheiden sich ja unter anderem darin, wie sie das von Dir angesprochene Verhältnis zwischen Adel und plebs regeln. Welche Regierungsform präferierst Du, und wie stehst Du zur bestehenden?"
"Jede äußere Form des Staates muss sich nach der inneren Natur der Menschen richtigen, für die sie geschaffen wird. Wäre das Römervolk erfüllt vom Geiste der blühenden Republik, so wäre ich ihr glühendster Fürsprecher. Obschon unser Gemeinwesen an Schlechtigkeit und Ungeheuerlichkeiten diejenigen aller übrigen Menschenalter übertrifft, so erfüllt es mich mit bitterem Stolz euch zu sagen: Wahrhaft bin ich einer der wenigen Republikaner in diesem Staate und doch der eifrigste Verfechter des Prinzipats. Seht ihr es? Zwei und zwei macht vier. Jede Logik verbietet es, dagegen zu sprechen, selbst wenn ich noch so wünschte, zwei und zwei wären fünf. Lobenswert, aber töricht, wer es dennoch tut.
Mein guter Ursus. Ein Politiker willst du werden. Ich hoffe doch, ein guter. Daher sage ich dir: Das Volk ist nicht Rom. Das Volk sind die Leidenschaften. Willst du dem Volke dienen, so wirst du ein schlechter Politiker sein, ein Werkzeug niederer Triebe. Ein guter Politiker aber lenkt das Volk nach seinem Belieben, ordnet die Wirren völkischer Beschränktheit, schließlich führt die Politik zur Blüte, welche Mäßigung der Leidenschaften genannt werden muss. Dies ist die oberste Tugend im Gemeinwesen, dies ist Rom und Rom muss Ziel der Politik sein."