officium MAC | nihil fit sine causa

  • Nichts geschieht ohne Grund. Und Prisca hatte sogar einen sehr guten Grund, um einfach unangemeldet in das Büro ihres Onkel zu stürmen. Dass sie ihn bei seiner Arbeit stören könnte, kam Prisca dabei gar nicht in den Sinn. Schließlich hatte sie Plotina etwas versprochen und was sie versprach, das hielt Prisca auch. Und bei dieser Gelegenheit könnte sie ihm auch gleich die neu erworbene weisse stola zusammen mit der safrangelben palla vorführen. Die blaue Borte hatten die Sklavinnen bereits durch eine Borte mit goldenen Stickereien ersetzt und so gekleidet, erreichte Prisca endlich das Büro ihres Onkels.


    "Wahrscheinlich wird ihm gar nicht auffallen, dass ich mir eine neue stola gekauft habe ... na hoffentlich hat er dann ebenso wenig bemerkt, dass ich mir für den Einkaufsbummel, Trautwini und die halbe Sklavenschar ausgeliehen habe" dachte sich Prisca noch, als sich ihre Hand bereits auf die Klinke der Türe legte. Sie war so in Eile, dass sie gar nicht anklopfte, geschweige denn auf ein "Herein" oder auf die Hilfe eines Sklaven gewartet hätte. Sie öffnete einfach selbst die Türe und trat auch schon ein....


    "Salve Marcus! wie geht es dir? ... lass dich von mir nicht stören ... ich will dich auch gar nicht lange aufhalten ... aber, es ist sehr wichtig!" kündigte sie sich ihm freudig an und schritt ohne Umschweife auf den Schreibtisch zu, an dem ihr Onkel über seine Arbeit gebeugt saß. Prisca setze sich ihm gegenüber auf einen Stuhl, stütze die Ellbogen auf der Tischplatte ab und legte ihr Kinn in die gefalteten Hände. Erwartungsvoll starrte sie ihn so an und lies ihn erst einmal raten ...

  • Träge kratzte die Feder über ein Stück Pergament. Lustlos schrieb ich an einem Brief für den Verwalter meiner Ländereien in Sicilia, der ihn seines Amtes entheben und über die Anzeige informieren würde, welche ich gegen ihn eingereicht hatte. Die neuesten Abrechnungen, so hatte Cotta mir nämlich zugetragen, wiesen nicht nur Lücken, sondern ganz erhebliche Löcher auf. Geld war unterschlagen worden, daran bestand kein Zweifel. Wie sonst hätte sich der kleine Mann aus der Unterschicht so plötzlich vier neue Vollblutpferde, eine vergoldete Reisekutsche und Möbel aus hispanischem Dunkelholz leisten können? Für mich war die Sache klar, soviel stand fest. Dennoch war es keine Freude, meinen Ärger weitestgehend zu unterdrücken und den Brief neutral zu verfassen. Ablenkung kam da gerade recht, auch wenn meine Laune nicht gerade die beste war. Doch das änderte sich, als meine geliebte Nichte eintrat und mit ihrer strahlenden Erscheinung ein Stück Sonne in den Raum hinein trug. Ein prüfender Blick auf ihre unversehrten Hände verriet mir, dass sie nur nicht hatte klopfen wollen, nicht etwa nicht hatte klopfen können. Dennoch sah ich großzügig darüber hinweg, da ihre Begrüßung herzlich ausfiel. Die Feder fand einen Platz irgendwo auf dem Schreibtisch."Oh, Prisca... Mir? Passabel. Ich entlasse gerade Galvinius Brisco, aber sonst geht es mir gut. Du hältst mich auch gar nicht auf, es ist ohnehin müßig, solche Briefe zu verfassen. Was gibt es denn so Wichtiges, dass selbst der Sekundenbruchteil eines Anklopfens unmöglich hinnehmbar gewesen wäre?" fragte ich sie und zwinkerte ihr zu, zum Zeichen, dass ich nur einen Spaß machte. Darüber hinaus fiel mir folgendes auf: irgendetwas war anders an ihr. Nur was?

  • Während Prisca ihren Onkel unvermittelt ansah stellte sie erleichtert fest, für ihren "Überfall" keinen allzu schlechten Zeitpunkt gewählt zu haben. Zumindest hatte ihr Onkel wohl nichts davon mit bekommen, dass die Villa vorrübergehend fast sklavenlos war. Dennoch legte sie nun überrascht die Stirn in Falten und begann zu grübeln, als Marcus die Schreibfeder zur Seite legte und ihr als erstes von einem Mann erzählte. "Galvinius Brisco? soll mir der Name etwas sagen und warum erzählt er mir, dass er ihn entlassen will? ... wer soll das denn überhaupt sein? ... das ist doch nicht etwa, nein ... das wird doch nicht etwa gar der paedagogus von Sisenna sein? ... aber andererseits ist das ja auch völlig egal ob er es ist oder nicht. Wenn dieser Brisco entlassen wird, ist die Stelle jedenfalls frei. ... Und was ist jetzt mit meiner stola, fällt dir denn gar nichts auf? ... na los, sag schon!" diese Entlassung schien ihren Onkel anscheindend zu beschäftigen, aber Prisca wollte eigentlich nicht näher darauf eingehen. Sie hatte ja selbst einige wichtige Anliegen die sie vorbringen wollte. Daher waren auch ihre Gedanken wohl etwas aus der Luft gegriffen.


    "Du entlässt Galvinius Brisco? ... sehr schön ... du hast ganz Recht, er gehört entlassen! ... aber deswegen bin ich gar nicht hier ..."


    Prisca winkte kurz ab und mit einer sehr geschäftigen aber wohl auch etwas seltsam klingenden Belobigung, wollte sie das Thema damit auf sich beruhen lassen. Seine Aufmerksamkeit für den eigentlichen Grund ihres Besuches hatte sie wohl ohnehin schon für sich gewonnen. Das entnahm Prisca seiner scherzenden Bemerkung und dem Augenzwinkern mit dem er sie nun ansah. Da ihr heute ohnehin langweilig war, beschloss Prisca kurzerhand die willkommene Gelegenheit zu nutzen, um noch ein wenig länger mit ihrem "großen Bruder" - wie sie ihren Onkel insgeheim auch bezeichnete - zu plaudern und auch gemeinsam ein bisschen herum zu albern.


    Prisca blickte auf die Schreibfeder, die zwischen ihnen auf dem Tisch lag und begann diese mit dem Zeigefinger etwas verlegen auf der Tischplatte hin und her zu drehen. Sie tat so als wäre sie plötzlich zu schüchtern, um ihr Anliegen direkt vor tragen zu können.


    " ... nein ich bin hier, weil .... aaaaber das errätst du nie! Ich habe nämlich neulich auf dem Markt jemanden kennen gelernt ..."


    Wieder blickte sie zu Marcus hinüber. Diesmal ein wenig herausfordernd aber auch mit einem herzlichen Lächeln, während sie in weiter so geheimnisvoll in Rätseln sprach. Ob ihm endlich auffiel was sie sich Schönes gekauft hatte. Oder befürchtete er jetzt gar, sie hätte irgendwelche Männerbekanntschaften geschlossen? Wen sie kennen gelernt hatte konnte Marcus ja nicht wissen, solange Trautwini nicht darüber geplaudert hätte. Aber das war wohl eher unwahrscheinlich.

  • Ich setzte unverzüglich einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf, als Prisca mir beipflichtete. Wie wunderbar war es, Bestätigung zu erhalten, selbst wenn es nur kleine Dinge waren! Dass Prisca den Verwalter nicht einmal kannte, fiel mir natürlich auch gar nicht auf. In der kurzen Pause nach ihrer Zustimmung sprach ich auch sogleich weiter. "Ja, es gibt auch gar keine andere Möglichkeit, weißt du? Ich bin nun wirklich der letzte, der einem wirklich Bedürftigen eine kleine Spende oder einem gut arbeitenden Mann seine Extra-Belohnung verwehren würde, aber Galvinius hat sich einfach selbst bedient und das kann ich nicht einfach so hinnehmen, zumal er das schon wochenlang so...." Da erst sickerten Priscas folgende Worte in mein Bewusstsein und ich hielt inne. Natürlich war sie deswegen nicht hier. Das wusste ich natürlich.


    Nun entwaffnet und überrumpelt, stützte ich mein Kinn auf einen Handballen auf und betrachtete meine Nichte, die gedankenverloren mit der Schreibfeder spielte, die feine Tintenspuren auf dem Tisch hinterließ, als Prisca sie hin und her drehte. Ich sah darüber hinweg und musterte die dunkelhaarige Schönheit kurz, aber intensiv. Leider wollte mir partout nicht einfallen, was genau nun anders an ihr war. Oder doch - war die Frisur nicht anders gesteckt als am Vortag? Achwas, nein, das konnte es doch nicht sein, Frauen ließen sich dauernd etwas Neues einfallen, und wenn Alexandros dabei im Spiel war, konnte man ohnehin auf Ausgefallenes hoffen. Prisca erzählte vom Markt, was ich erfuhr, da ich sie nicht unterbrach. Wenn sie selbst nämlich schon der Meinung war, ich würde ohnehin nicht erraten, was Sache war, dann würde ich mich natürlich auch nicht verausgaben. Doch dann sprach sie von einer Bekanntschaft, und ich richtete mich auf. Tausenderlei Nöte sprangen mir aufs Antlitz. War sie einem Mann begegnet, der ihr gefiel? Hatte sie gar jemand angesprochen, eingeladen oder - noch schlimmer - angefasst? Oder war sie verliebt und hoffte auf meinen Segen? "Kennen...gelernt?" hakte ich hellwach nach. "Wen denn?"

  • Zugegeben, heute war wohl wieder einer dieser Tage, an denen Prisca aus anfänglicher Langeweile heraus tausend Dinge gleichzeitig in Angriff nehmen wollte. Die Änderung des Kleides hatte ihr schon viel zu lange gedauert, dann das Umziehen und erst recht das Zurechtmachen ihrer Haare. Alexandros war zwar ein Meister seines Faches, jedoch war er sich wohl seines Standes als Sklave nicht recht bewusst. Sein Plappermaul stellte das jeder Frau in den Schatten und das Schlimme daran war das er sich nicht einmal durch die Androhung der Peitsche davon abbringen lies, unablässig seine Gedanken laut zu äußern. Sein Thema heute war die noch immer ausstehende "Umgestaltung" seines Lieblingsherrns namens Lupus gewesen und das hatte demnach besonders viel Zeit und Nerven gekostet.


    Zeit, die Prisca nun versuchte wieder auf zu holen und Nerven die sie nicht mehr hatte und das zusammen beeinträchtigte wohl heute arg ihren Blick für die Details. Während sie nun so da saß und Marcus stumm anblickte, versuchte Prisca an seinen Augen ab zu lesen, wie weit er mit der Lösung ihres Rätsels war. Oder dachte er gar nicht daran? Zumindest glaubte Prisca zu erkennen, dass sie ihren Onkel wohl etwas zu sehr mit ihren Worten überrumpelt hatte. "Das wollte ich nicht!" Nein, das wollte Prisca normalerweise wirklich nicht, denn sie genoß jede Minute, die sie mit ihm verbringen durfte.


    Und jetzt schien Marcus nicht mehr so recht in Stimmung zu sein, um nach ihrem schönen neuen Kleid zur raten "Das wollte ich nicht!" Nein das wollte sie nun schonmal gar nicht erreichen! ... und ihr eigentliches Anliegen stand ja auch immer noch aus. "Was mach ich jetzt am besten? soll ich nochmal fragen, ihm einen Hinweis geben? ... soll ich aufstehen, mich vor ihm drehen damit er sieht was ich mir gekauft habe? oder soll ich ihn zuerst noch einmal loben für die Entlassung dieses Gal ... Galv ..Galvus ... wie hies der noch gleich? ... ich frag einfach noch mal..." Prisca stetzte schon zum sprechen an "Du, Onkel ... dieser..." abrupt brach Prisca mitten im Satz wieder ab und ihre Augen weiteten sich erschrocken.


    Ihr Onkel starrte sie plötzlich völiig entgeistert an und richtete sich gerade kerzengerade auf seinem Stuhl auf. "Was denn? ... habe ich was falsches gesagt ... etwas angestellt? ..., oder warum sieht er mich so an?" Prisca wich unbewusst ein Stück zurück und ihr Blick fiel dabei auf die Tintenspuren auf seinem Tisch. "Ist es deswegen? "Upps! ... " "Das wollte ich nicht! Prisca griff eilig nach dem Töpfchen mit dem Löschpulver und streute es sogleich auf die Tinte, damit nichts auf seine Unterlagen traf.


    "Heute klappt aber auch wirklich nichts!", dachte sich Prisca und hörte schon wieder nur mit halben Ohr hin, was ihr Onkel sagte. Marcus fragte offensichtlich gerade nach, was sie von ihm wissen wollte und just in diesem Augenblick fiel ihr selbst der Name wieder ein. "Ach, Galvinius hieß der Mann. Nicht so wichtig, mir war nur der Name entfallen. ... Jedenfalls war es sehr gut, dass du ihn entlassen hast!" murmelte Prisca geistesabwesend in die Frage ihres Onkels hinein und wollte dafür ihr Lob noch einmal zum Ausdruck bringen. Der Blick und ihre Konzentration galt immer noch ganz den Tintenflecken auf der Tischplatte, die sie aber erfolgreich "bekämpfen" konnte. "So! ... entschuldige bitte ...das wollte ich nicht!" Prisca tupfte den letzten Rest ab, prüfte gewissenhaft ob ihre Finger auch ja nicht blau geworden waren und sah wieder blinzelnd zu Marcus auf. Nun wollte sie sich endlich ganz auf ihen Onkel konzentrieren. "Nun rate doch endlich einmal, was es ist!" bettelte sie dann doch wieder voller Ungeduld und sah Marcus dabei ganz unschuldig an.


    Tja, heute war anscheindend so ein Tag, an dem doch alles und nichts ohne Grund geschah ... und man sich vielleicht wünschte, dieser Tag gehe so schnell wie möglich vorüber. 8)



    [SIZE=7]edits/ sorry ein paar kleine Fromulierungen passten nicht so ganz zusammen. Jetzt aber![/SIZE]

  • Fortwährend interessiert, musterte ich Prisca, die jedochnicht daran dachte, mich zu beruhigen, in dem sie mir versicherte, dass sie keinen Mann kennen gelernt hatte. Zumindest nicht näher. Als sie endlich sprach, schien sie nicht richtig bei der Sache zu sein. Außerdem begann sie ihre Erklärung ganz so, als wollte sie mir von ihm erzählen, wie toll er doch war, wie zuvorkommend und freundlich... Innerlich wappnete ich mich bereits ob dieser Lobhymne, die zweifelsohne folgen mochte. Dabei sah ich alles andere als begeistert aus. Doch erneut verwunderte sie mich, da sie es für nötig hielt, vorerst die vollkommen nebensächlichen Titentropfen auf dem Schreibtisch mit Löschpulver zu bestreuen. Nur flüchtig sah ich ihr dabei zu und hatte eben schon die Hand in Bewegung gesetzt, um sie auf die ihre zu setzen und sie damit am Fortfahren dieser unnützen Tätigkeit zu hindern, als sie erneut auf den unfähigen Verwalter zu sprechen kam. Ich ließ die Hand sinken und schüttelte irrtiert den Kopf - war dies hier der vorsätzliche Versuch einer Verwirrung? Falls dem so war, so hatte Prisca auf ganzer Linie gesiegt, denn nun verstand ich gar nichts mehr.


    Wie immer, wenn dies der Fall war, musste ich mich bewegen, um meine Gedanken zu sammeln. Alsdann stand ich also auf, fasste die Hände auf dem Rücken zusammen und ging ein paar Schritte auf und ab. Prisca beseitigte währenddessen auch noch die letzten Reste der Tinte und fragte mich kurz darauf in der unschuldigsten Miene, die sie nur aufsetzen konnte, erneut nach diesem mysteriösen Kerl. Ich blieb stehen und griff mir kurz an die Schläfe, musterte dann Priscas Antlitz. "Prisca bitte, dies ist nicht die Zeit für Ratespielchen. Also, wer hat dir den Kopf verdreht?" fragte ich sie streng und malte mir in Gedanken schon aus, was ich mit diesem Jemand anstellen würde, falls er etwas Unsittliches getan hatte. Natürlich konnte ich auch Trautwini schicken, dann würde ich meine Finger nicht schmutzig machen... Hm. Grübelnd verlor sich mein Blick im Nirwana und rutschte erst wieder in die Realität, als Prisca mir endlich antwortete.

  • "Ratespielchen? ..." nun hatte es Marcus also geschafft, ihr den letzten Rest Freude an ihrer Überraschung zu nehmen. Priscas Miene verfinsterte sich stetig während ihr Onkel - anstatt zu raten - ihr nun auch noch unterstellte, dass sie sich so einfach den Kopf verdrehen lies. "Alexandros war´s " hätte sie vielleicht spontan darauf erwidern können, denn der Sklave hatte ihr heute mit seinen Worten im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verdreht. Doch so wie Marcus sich die Schläfe rieb war dies kein gutes Zeichen, um ihn weiter auf die Folter zu spannen.Schmollend erhob sich Prisca ebenfalls, denn sie war sich selbst natürlich keiner Schuld bewusst. Schnell zupfte sie ihr Gewand zurecht und sich ein wenig zur Seite drehend, begann Prisca den Sachverhalt auch schon mit einem tiefen einleitenden Seufzer auf zu klären.


    " *Sfz* ... Du brauchst nicht mehr zu raten Marcus, ...es war dieses Kleid hier das ich dir zeigen wollte ..." ihre Stimme klang beleidigt und mit einer müde wirkenden Geste deutete Prisca an sich herab, um es damit auf sich beruhen zu lassen. Deshalb kam sie als nächstes auch gleich auf den eigentlichen Grunde ihres Besuches zu sprechen. "... ich hab es mir gestern auf dem Markt gekauft und dabei rein zufällig Sergia Plotina kennen gelernt. Eine sehr nette Person ... Sagt dir der Name zufällig etwas?" zum Ende hin gesprochen war von ihrer Entäuschung über das Kleid nicht mehr viel zu spüren und Prisca stellte diese Frage nun rein interessehalber, um auf ihr Anliegen über zu leiten. Denn auch wenn es im Bereich des Möglichen lag, so erwartete sie nicht wirklich, dass Marcus diese Frau bereits persönlich kannte.


    Indem sie diese Frage stellte, drehte sich Prisca auch wieder ganz zu ihrem Onkel um. Sein Blick schien langsam wieder in die Realität zurück zu finden und während er noch immer über diesen Namen nach zu grübeln schien, interessierte Prisca gerade noch etwas ganz anderes. "Wie kommst du eigentlich darauf, dass mir jemand den Kopf verdreht haben könnte ..?" Nun wich zu guter Letzt auch ihr schmollender Blick aus dem Gesicht und Neugier machte sich stattdessen darauf bemerkbar . Nicht das sie sich ihrer Wirkung nicht bewusst wäre, oder es darauf angelegt hätte, sich demnächst einem Mann um den Hals zu werfen. Aber hatte da nicht gerade große Sorge darüber, aus der Stimme und den Worten ihres Onkels heraus geklungen?

  • Die düstere Miene bestätigte meine schlimmste Vermutung nur noch. Schon sog ich die Luft ein, um einen tiefen Seufzer auszustoßen und mich erst einmal wieder hinzusetzen, als Prisca ebenfalls aufstand und ich den Seufzer zurückhielt. Vorerst. Doch was war das? Sie hatte ihr Kleid zeigen wollen? Verständnislos blinzelte ich sie an, für das gewiss kostbare Gewand nicht einen Blick erübrigend. Die beleidigte Stimme nahm ich nicht einmal war, denn der Seufzer kam nun, gewandelt in einen erleichterten, doch über meine Lippen. Die zwei Schritte zwischen Prisca und mir überwand ich, dann legte ich ihr meine Hände auf die Schulter, strahlte sie an und sagte: "Aber das ist ja wunderbar!"


    Natürlich passte das nicht einmal entfernt auf das, was sie eben gesagt hatte, aber für mich war alles glasklar: Es war wundervoll, dass Prisca nur von einem Kleid sprach und nicht von einem feschen Jüngling, der ihr den Verstand geraubt hatte. Endlich ließ ich auch einen flüchtigen Blick über ihr neues Gewand streifen. "Schick", meinte ich mit fachkundiger Miene, obwohl Kleidung so ziemlich das Letzte war, was mich ehrlich interessierte, sofern es nicht darum ging, selbst etwas zu repräsentieren. Die Enttäuschung im Gesicht meiner Nichte veranlasste mich schließlich dazu, dennoch weiter über diesen sündhaft teuren Stoffstreifen zu sprechen. "Wie...ähm...nennt man diese Farbe heutzutage?" fragte ich etwas unbeholfen. Jederman(n) wusste, dass Grün für eine Frau nicht einfach nur Grün war. Nein. Grün war auch nicht einfach nur hell oder dunkel, sondern konnte die unverständlichsten Nuancen annehmen. Olivgrün. Lindgrün. Grasgrün. Jadegrün. Und so weiter. Ein normaler Mensch, also jemand, der nicht gerade eine Frau war, wusste zumindest zwischen den letzten drei Grüns keinen Unterschied festzumachen. Aber nun ja, dafür hatte man ja dann die Frauen, die wussten die Unterschiede. Schließlich hatten die diese verschiedenen Farbschläge auch eingeführt. Unnötig, zu erwähnen, dass es nicht nur mit grün so war, sondern auch mit blau, rot, gelb....und was es da eben so gab.


    "Sergia?" fragte ich dann unvermittelt, als ich gerade an lila dachte. Den Namen kannte ich. Nur woher? Wie mir das Fallbeispiel 'Decima Lucilla' bewiesen hatte, kannte man Namen, die einem bekannt vorkamen, im Zweifelsfall immer aus der acta diurna. "Sie hat nicht zufällig etwas mit der acta diurna zu tun?" fragte ich Prisca daher, ließ sie verspätet los und ging um den Schreibtisch herum, um mich - nun beruhigt - wieder zu setzen. Doch auf halbem Wege hielt ich mit dem Hintern inne, weil Prisca neuerlich dieses Thema aufgriff. Ich seufzte, setzte mich schlussendlich und erwiderte ganz unschuldig: "Och. Nur so?"

  • "...das ist ja wunderbar?" diese Worte ihres Onkels ließen Prisca neugierig aufhorchen und ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht als er ihr bestätigend die Hand auf die Schulter legte. Er meinte sicher das Kleid, das sie sich gekauft hatte. Na ja, so waren eben die Männer. Erst ignorieren sie die Dinge die sie nicht interessieren, dann wollen sie doch nett sein und schließlich wollen sie mit gespieltem Interesse ihre Komplimente verteilen. "Dir gefällt es also..?" war eine rein bestätigende Frage und halb drehte sie sich zu ihm um, damit er ihr Lächeln besser sehen konnte. Wenn Männer schon von sich aus Komplimente machten, sollten sie nicht davon abgehalten werden. "..Schick...?...einfach nur schick, sonst nichts?" eine hochgezogene Augenbraue verrriet die augenblickliche Skepsis über dieses einfache "fachkundige" Kompliment ihres Onkels, dessen Kompetenz in Sachen Kleidung sie schon bei seiner nächsten Frage ernsthaft anzweifelte.


    Tja wie nennt man diese Farbe, die eigentlich gar keine ist? Gerade Männer, die ohnehin nur in den drei Grundfarben rot, gelb, blau und allerhöchstens noch in der Mischfarbe grün dachten, mussten doch von der Farbe ihres Kleides höchst angetan sein. Dabei gab es ja auch so schöne Farben wie beispielsweise hier ihre safrangelbe palla. Aber das Kleid? ..na ja, wie beschrieb man die Nuancen von weiß? ...strahlend weiß ... blütenweiß...schneeweiß ... alpinaw ... (Stop! das Letzte kannte man zumindest noch nicht im alten Rom). Aber wie sonst konnte man es nennen? tja hmm vielleicht ... "... es nennt sich weiß, Marcus!" klärte Prisca schmunzelnd auf, um ihren Onkel nicht weiter mit solchen Dingen zu quälen und drehte sich stattdessen kurz um ihre eigene Achse, um der Beurteilung ihres Kleides auf diese Weise einen würdigen Abschluß zu geben.".... aber es ist schön, nicht wahr? ein ganz leichter Stoff, sehr angenehm auf der Haut ... und erst zusammen mit dieser safrangelben palla hier und den goldenen Stickereien ... es passt doch hervorragend zu meiner Frisur, findest du nicht auch?"


    Gut, die Frage hätte sie sich vielleicht sparen sollen, denn gerade als Marcus zurück an seinen Schreibtisch ging, kam er auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen. Doch warum nicht über drei Themen gleichzeitig reden, wenn er es unbedingt wollte? Sein „och nur so?“ war zumindest das deutliche Zeichen, das er sich wohl Sorgen um seine Nichte gemacht hatte und es war eine willkommene Einladung für Prisca, auch dieses Thema noch einmal an zu sprechen.


    Doch zuerst wollte Prisca das eigentliche Anliegen nicht unnötig weiter in die Länge ziehen. Deshalb setzte sich ihrem Onkel gegenüber zurück an den Tisch und nahm wieder ihre Ausgangshaltung ein. Ihr Kinn ruhte erneut auf den gefalteten Händen und zurück gekehrt war das Strahlen auf ihrem Gesicht und in ihren blauen Augen, während sie ihm von ihrer Bekannt schaft erzählen wollte. Aus der acta? darüber hatten sie sich mit Plotina gar nicht unterhalten? „Kann sein, das sie auch mit der acta etwas zu tun hat....“ bemerkte Prisca nur knapp auf die Frage und zuckte kurz mit den Schultern,. "...Jedenfalls weiß ich von ihr, das sie in Alexandria aufgewachsen ist und hier in Rom an der Schola Atheniensis studiert hat...und..[SIZE=7]*jetzt kommts*[/SIZE]. sie ist sehr kinderlieb und sucht entsprechend ihrer Fähigkeiten gerade eine Anstellung als Lehrerin.“ Schickte Prisca als Informationen voraus und machte nur eine ganz kurze Pause, um sich noch etwas nach vorn zu beugen, bevor sie zum eigentlichen Punkt kam: “Wenn mich nicht alles täuscht, suchen wir doch noch immer noch nach einem geeigneten paedagogus für Sisenna?!. Findest du nicht auch, wir sollten sie einmal zu uns einladen? Du könntest dir doch einmal ihr Angebot anhören und sie bei der Gelegenheit persönlich kennen lernen!“ damit hoffte Prisca nun, Marcus bis hier hin zu einem "ja" überredet zu haben. Seine Entscheidung über eine Einstellung an sich wollte Prisca ja nicht vorweg nehmen . Erwartungsvoll und bittend sah sie Marcus nun an, während er die Zeit hatte über ihre Worte nach zudenken. Zumindest soweit sie ihn in Ruhe ließ. Aber da schon huschte auch schon ein breites Grinsen über Priscas Lippen als sie noch einmal ganz beiläufig und keck nach fragte. „Was wolltest du eigentlich vorhin mit deinem „och, nur so“ andeuten?"

  • Weiß. Ich verzog keine Miene. Gerade hatte ich mich zum Affen gemacht. Ich rettete mich in eine hastige Bestätigung. "Ja, natürlich gefällt es mir!" Vermutlich reichte das nicht. "Die, ähm, palla passt hervorragend zu dem, hm, Weiß der tunica, Prisca. Aber du wärst auch ohne diesen Putz eine herausragende Schönheit." Mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht lehnte ich mich etwas zurück und musterte meine Nichte. Würde das an Komplimenten genügen? In Modesachen war ich ja nun wirklich der falsche Ansprechpartner.


    Der richtige Ansprechpartner indes war ich für das Anliegen, das Prisca scheinbar für diese Sergierin vorbrachte. Ich war froh, mich nicht länger mit Kleidungsfragen aufhalten zu müssen. Interessiert beugte ich mich etwas vor. Dass ich einen paedagogus suchte für Sisenna, war schließlich kein Geheimnis. Kein Wunder, dass auch die Sergierin davon etwas mitbekommen hatte. Wollte nicht jemand sogar einen Aushang tätigen? "Hmm", machte ich langgezogen und strich mir übers Kinn. "Wir könnten sie natürlich erstmal zur Meditrinalia einladen. Um zu sehen, ob sie sich überhaupt mit Sisenna versteht", schlug ich vor. Ich hielt das für eine recht sinnige Idee, denn wenn sich die beiden nicht verstanden, hatte eine Anstellung ohnehin nicht den gewünschten Effekt: Sisenna sollte mit Begeisterung lernen, und die war ohne eine sympathische Basis nur schwer zu erzeugen. "Ich lasse sie auf die Gästeliste setzen", beschloss ich schließlich und nickte absegnend. Als Prisca dann die Thematik vor der Kleidung erneut aufgriff, seufzte ich und tat zuerst so, als hörte ich sie nicht. Ob des fragenden Blickes aber konnte ich nicht weiterhin einfach so tun, also entschloss ich mich, den Ahnungslosen zu spielen, in der Hoffnung, sie möge aufgeben: "Hm?" :D

  • Keine Regung zeigte sich auf dem Gesicht ihres Onkels, nachdem sie ihn über die Farbe ihres Kleides aufgeklärt hatte. Auch Prisca verkniff sich eine weitere Bemerkung dazu und schenkte ihm dafür ein "ich verzeih dir das mal" Lächeln. Jedenfalls schien es ein wenig gewirkt zu haben, denn Marcus gab sich nun tatsächlich Mühe mit seinen Komplimenten. "Auch ohne all den Putz wäre ich also eine herausragende Schönheit?" das klang wirklich sehr schmeichelnd. "Danke Marcus!" hauchte Prisca nur und sah nun verlegen zur Seite, während sie sich vorstellte worauf er es wohl bei ihr beziehen mochte, wenn schon nicht auf ihre Kleidung. Natürlich hätte sie ihn nun ebenso gut fragen können, wofür sie sich dann Tag für Tag und stundenlang all die Mühe mit ihrem Äußeren gab, wenn es sich dabei nur um "Putz" handelte....aber halt! ....es war wirklich lieb von ihm. "Ob ich ihm noch ein Kompliment entlocken soll?", überlegte Prisca und sah wieder zu Marcus. Noch zeigten sich auf seiner Stirn keine Schweißperlen. Also war die Grenze seiner Belastbarkeit, was Komplimente betraf noch nicht erreicht. Trotzdem wollte Prisca ihn nicht überfordern und hakte vorerst nicht weiter nach ....


    ... immerhin hatte Marcus gerade Interesse an ihrem Vorschlag gezeigt. Und mehr noch, machte er direkt den Vorschlag, Plotina zu ihrer Feier einzuladen, damit sie Sisenna näher kennen lernen könnte. "Das ist ja eine großartige Idee! ja genau, die Meditrinalia!... " stimmte Prisca demenstprechend freudig ein und nickte eifrig zu seinem Vorschlag. Dann könnte sie ihre Bekannte auch gleich auf dem Fest selbst wiedertreffen. " ...das ist wirklich sehr lieb von dir, das du Plotina zu dem Fest einladen willst. Du wirst sehen, sie ist eine sehr nette Person! ... Ich bin überzeugt, du und Sisenna werdet sie mögen." bestätigte Prisca ihrem Onkel noch eimal ihre persönliche Freude und Überzeugung, um damit das eigentliche Anliegen ihres Besuches als vollen Erfolg zu werten.


    Da war ja auch noch ein weiterer Punkt, der sie interessierte und den Marcus eben mit seinem fragenden "hm?" geschickt zu übergehen versucht hatte. Sicher hätte Prisca jetzt ein anderes Thema wählen können, aber vielleicht hatte er ihre Frage ja wirklich nicht verstanden. Natürlich konnte ihm da geholfen werden und so wiederholte Prisca ihre Frage einfach noch einmal in leicht abgeänderter Form "...na das vorhin! ... mit deinem "och nur so" ... was wolltest du eigentlich damit andeuten?" :D ... ein weiter Versuch konnte ja nicht schaden ...

  • Komplimente mochten wirklich alle Frauen. Und wer eine redegewandte Zunge und zudem einen Sinn für schmeichelnde Worte hatte, konnte vermutlich bei jeder Dame landen. Nicht, dass ich bei Prisca hätte landen wollen, doch sie passte definitiv in das Schema hinein, in dem sich so viele Frauen befanden. Ihre Euphorie diese Sergierin betreffen, erschien mir zunächst etwas überschwänglich zu sein, doch dann sagte ich mir, dass die beiden Frauen ja zusammen auf dem Markt gewesen und vermutlich der gleichen Passion anheim gefallen waren: Dem Einkauf. Nein, nahm ich mir vor, ich würde Prisca nicht nach der ausgegebenen Summe fragen, sonst würde ich vermutlich nur hinter meinem Schreibtisch sitzen und weinen. Ich seufzte.


    "Das werden wir dann sehen. Ich hörte, du seist mit dem Theaterstück schon recht weit?" Im Grunde genommen hatte ich das nicht gehört, sondern wollte mich nur vergewissern, ob alles wie geplant verlief. Im Endeffekt war ich recht froh darüber, dass Prisca und Cotta sich so sehr hinter die Planungen klemmten, denn ich hatte momentan wenig Zeit und zudem keine Muße, mich um derlei zu kümmern.


    Bedauerlicherweise gab sie nicht auf, sondern bohrte weiter, obwohl ich - wie ich fand - recht deutlich signalisiert hatte, dass ich gar nicht weiter über dieses Marktthema sprechen wollte. Aber so waren sie, die Frauen. Hatten sie auf der einen Seite noch feinere Antennen als die Vögel beim bevorstehenden Unwetter, drangen sie auf der anderen Seite mit einer scharfen Machete vor. Etwas gequält war das Lächeln, das ich erwiderte. Es würde mir wohl nicht erspart bleiben, darauf zu antworten. Oder... Ha!


    "Du bist eben eine so wunderbare Frau, dass es mich nicht gewundert hätte, wäre ein Mann zudringlich geworden. Du hattest doch hoffentlich Trautwini dabei?" fragte ich. Kaum hatte ich geendet, da trat Pyrrus ein, erstarrte, als er Prisca sah und grinste schließlich schief. Er klopfte kurz, obwohl er bereits in der Tür stand, kam dann vollends herein und schloss die Tür. "Stör ich?" fragte er und bedachte Prisca mit einem längeren Blick. "domina." Ein Nicken folgte. Ich zog eine Grimasse: Sein Verhalten war einfach nur ungezogen. Nun ja. "Nein, du störst nicht", sagte ich. Er war meine Rettung! "Prisca wollte gerade gehen...." :D

  • Das Theaterstück! ... bei den Göttern, da hatte ihr Onkel sie gerade an was erinnert. Prisca spannte sich unmerklich an und rutschte etwas auf dem Stuhl hin und her. Beinahe hätte sie die Generalprobe vergessen, die heute auch noch abgehalten werden sollte. Bisher war Prisca überhaupt nicht mit den Leistungen der Sklaven zufrieden gewesen und jetzt fragte Marcus auch noch, wie weit sie denn damit seien. Musste er das Theaterstück ausgerechnet jetzt erwähnen?! ... "... das Theaterstück, jaaa ... ", druckste nun Prisca ein wenig herum und überlegte, von wem ihr Onkel gehört haben könnte, dass sie schon recht weit wären. Oder war das nur sein Versuch von dem anderen Thema abzulenken? ... So ein Zufall, da klopfte es und ausgerechnet Pyrrus, der griesgrämige Sekretär ihres Onkels sollte wohl ihre Rettung sein.


    " ... ja genau, ich wollte gerade gehen! Die Generalprobe zu dem Theaterstück fängt gleich an und da darf ich natürlich nicht fehlen.", Prisca nutzte den "Rauswurf" ihres Onkels einfach zu ihren Gunsten und erhob sich auch schon. Flink wie eine Katze umrundete sie den Schreibtisch, drückte Marcus einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "...Danke Marcus, das du dir etwas Zeit für mich genommen hast ... und ja, Trautwini war natürlich dabei." Dann huschte sie auch schon weiter Richtung Türe. "... Wir sehen uns sicher noch später ... bis dann ... oh, Salve Papapyrrus, wie geht’s denn so? ..." Prisca konnte es sich nicht verkneifen, den Namen von Pyrrus bewusst falsch aus zu sprechen, denn das mochte der alte Griesgram sicher gar nicht gerne. Und noch ehe er etwas darauf erwidern konnte, war sie auch schon grinsend an ihm vorbei aus der Tür geschlüpft und wieder verschwunden.

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