Ich mochte den Garten der Villa Flavia Felix, und ich kam hierher immer wieder zurück, wenn ich Muße hatte oder Muße suchte - die anderen Familienmitglieder beschränkten sich mehr auf ihre Räumlichkeiten oder gingen gleich in der Stadt aus, sodass ich hier meine Freizeit in relativer Ruhe verbringen konnte. Schönheit gelang es immer, mich zu erfreuen, und dieser wohlgestaltete Garten mit den sorgfältig angelegten Rosenrabatten, der genau richtigen Verteilung von Statuen, Brunnen, Wegen und sonstigen augengefälligen Details wusste durchaus zu erfreuen. Dies sollte denn auch der erste Ort sein, an dem Bridhe mit mir Kontakt haben würde, der über bloßes Sehen hinausging - wenn sie aus dem wilden Norden kam, würde sie hier etwas ganz anderes zu sehen bekommen, etwas, das man in ihrer Heimat in dieser Form sicher nicht kannte und deswegen auch durch die Neuartigkeit erstaunte und ihr deutlich machen konnte, dass sie wahrhaftig innerhalb einer anderen Welt weilte.
So hatte ich einem der anderen Haussklaven geboten, meine Neuerwerbung zu mir zu bringen, und saß, an eine Säule gemächlich gelehnt, auf einer der Bänke unweit der sauber gestutzten Hecke, welche das Gebäude vom hinten angrenzenden hortus abtrennte - man konnte Vögel zwitschern hören, und auch das leise Plätschern eines Brunnens in der Nähe - dieses besonderen Brunnens - vermochte sich in meiner Vorstellung zu einer zarten Melodie zu vereinen, die ihresgleichen suchte. Ich selbst hatte mich nicht besonders herausgeputzt, eine einfache, dunkelrote Tunika mit silberner Stickerei am Saum, wie ich sie zuhause oft trug, war neben den Sandalen meine ganze Kleidung, und die toga hatte ich bereits abgelegt, als ich vom Tempel ins Haus zurückgekehrt war. So blickte ich Bridhe entgegen, als sie von jenem anderen Sklaven vom Haus her auf mich zukam, und musterte sie interessiert, mir jetzt erst wirklich Zeit nehmend, ihre Gestalt genauer in Augenschein zu nehmen - sauber wirkte sie in jedem Falle ganz anders als auf dem Podest des Sklavenhändlers.