Die Flämmchen der Öllampe, die der Germane trug, flackerten heftig, und schienen die Fresken an der Wand des langes Säulenganges, den Bridhe und er gerade durchschritten, mit einem seltsamen Eigenleben zu erfüllen. Der Kampf der hehren Olympier gegen die urtümlichen Titanen war dort dargestellt, und man hätte meinen können, dass Apollon jeden Moment den Pfeil von der Sehne senden würde, oder Kronos aus dem Bild heraustreten, und mit schwellenden Muskeln ein Gebirge auf den Beobachter schleudern würde.
Die kleine Erkundungsreise der beiden, die im Hof begonnen hatte, hatte sie über die Küche, dann verschiedene der herrschaftlichen Räume, bis hierher geführt. An ranken Porphyrsäulen, farbenprächtigen Wandgemälden und vergoldeten Friesen waren sie vorbeigekommen, waren über Böden aus glänzend bunt geädertem Mamor geschritten, hatten filigran verzierte Schmuckvasen ebenso wie die majestätischen Statuen der flavischen Ahnen gesehen.
Ein wahrer Palast war diese Villa, und ihre Pracht vermochte den Germanen noch immer zum Staunen zu bringen. Doch obwohl die Fußbodenheizung die Räume stets mit einer wohligen Wärme versorgte, erschienen sie ihm auf eine gewisse Weise kalt. Abweisend in ihrem Prunk. Viel zu leer und viel zu groß, als dass ein normaler Mensch sich darin hätte wohlfühlen könne. Aber die Römer im Allgemeinen waren ja auch keine normalen Menschen - das gab es keinen Zweifel für den Germanen - und die Kälte dieses Hauses entsprach sehr gut der Kälte, die sie in sich trugen, und mit der sie die Welt, und die Menschen in ihr, unter
ihr Joch zwangen. Welchen Eindruck das alles wohl auf Bridtha machte? Er blickte sie an, versuchte es aus ihrer Miene zu lesen.
Still war es um diese Stunde, wo die meisten sich schon zu Bett begeben hatten. Nur hin und wieder begegnete ihnen ein anderer Sklave, oder eine der Hauskatzen huschte geschmeidig durch die Gänge.