Im Grunde wusste Gracchus kaum etwas über Felix' Zustand oder Intentionen, es war kaum mehr als eine Randnotiz gewesen, dass sein Vetter sich in persistenter Weise zurück nach Sardinia zog, gleichsam war dies kaum unvermittelt geschehen, da er zuletzt ohnehin nur auf Weisung des Imperators war zurück nach Rom gereist, und da eben dieser nun in Parthia weilte, so war Felix Anwesenheit kaum mehr von Nöten. Dennoch war zu vermuten, dass die praetorianische Garde weit besser über Felix' Abreise und vielleicht gar sein Ansinnen wusste Bescheid, denn seine eigene Familie.
"In der Tat, eben jener Senator. Nun, er befindet sich derzeit auf Sardinia, doch viel eher als dem Rosengewächs widmet er sich der Pflege seiner Salubrität, obgleich den Rosen er sicherlich ebenfalls große Aufmerksamkeit schenkt. Allerdings steht nicht zu befürchten, dass sein Zustand ernsthaften Anlass zur Besorgnis müsste bieten."
Nachdem die Nachspeise war verzehrt, reichten erneut Sklaven Schüsseln mit warmem Wasser, um darin die Hände zu reinigen. Mit der Aufmerksamkeit des Gastgebers registrierte Gracchus ebenfalls am Rande, dass sich die Sklaven zum Schnüren der praetorianischen Stiefel bereit hielten, obgleich natürlich der Gast mit dem Ende seines Weinkonsumes den Ende des Abends würde einleiten.
Triclinium | Gracchus et Crassus
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Dann wollen wir Hoffen, dass meine Sorge wirklich unbegründet ist.
Crassus stellte seinen leeren Becher auf den Tisch ab und deutete seinen baldigen Abschied an, in dem er sich anschickte aufzustehen. Der Abend war zwar noch nicht so weit vorrangeschritten, doch da das Essen schon beendet war, war es sicherlich nicht allzu unhöflich sich jetzt schon zu verabschieden- vorallem, da der Flavier sicher auch froh sein würde, wenn diese gespannte Situation endlich vorbei sein würde. Und davon mal abgesehen wäre jedes weitere Gesprächsthema sehr erwzungen gewesen und das wollte Crassus weder sich noch dem Flavier zumuten müssen.
Ich danke dir, Flavius, für deine Einladung und für Speis und Trank, welche du mir heute Abend angeboten hast. Doch ich denke ich werde nun schon wieder aufbrechen. Die Arbeit, die heute hat Ruhen müssen, wird morgen um so früher bearbeitet werden müssen...
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Es kostete Gracchus nur Sekunden der Überlegung, ob der frühe Aufbruch des Gastes mit Worten zu bedauern sei, doch gleich es die Erwartung der Höflichkeit würde womöglich bedingen, so würde der Caecilier ebenso gut wie er wissen, dass es mehr noch als bloße Floskel pure Heuchelei würde sein, darum sich Gracchus dem entgegen entschied. Er erhob sich ebenfalls, um den Gast zu verabschieden.
"Ich danke dir, Caecilius, für deine Anwesenheit und dieses klärende Gespräch, obgleich es für uns beide vermutlich nicht in eben jener Weise seinen Lauf nahm, wie erhofft. Ich nehme an, deine Begleitung ist ausreichend, um dir einen sicheren Weg nach Hause zu gewährleisten?"
Dies nun war tatsächlich mehr eine Frage der Höflichkeit, denn es stand kaum zu erwarten, dass der Praefectus Preatorio zu einem solchen Mahl alleine war erschienen.
"So bleibt mir denn nur, dir eine angenehme Nacht mit auf den Weg zu geben. Ob der noch ausstehenden Saldierung erwarte einen Scriba in den kommenden Tagen."
Ein kurzer Blick strich über die Schrifttafel, auf welcher der Betrag noch immer darauf wartete, von Gracchus in Augenschein genommen zu werden. Der unangenehme Teil des Abends war darob für ihn selbst mit dem Aufbruch des Gastes noch nicht beendet. -
Natürlich. antwortete Crassus auf Gracchus Frage der Begleitung: In diesen Tagen abends oder auch tagsüber ohne ausreichende Begleitung das Haus zu verlassen, wäre ja die reinste Verspottung von Fortuna. Viel zu unsicher sind die Straßen.
In der Tat fiel Crassus Gefolge heute recht groß aus, was nicht nur allein an seinen Sicherheitsbedenken gelegen hatte, sondern auch einen repräsentativen Zweck erfüllen sollte. Wenn man das schon nicht bewundern konnte so sollte man zu mindest etwas eingeschüchtert werden. Und wenn selbst das bei ganz Hartgesottenen nicht eintrifft, dann wollte er wenigstens bemerkt werden.
So werde ich diesen Scriba erwarten. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe und mögen die Götter ihre Hand schützend über dich und deine Familie halten. Vale
Crassus nickte dem Flavier zu und ließ sich dann Richtung Ausgang führen.
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Angespannt wartete Gracchus, bis Caecilius den Raum verlassen hatte, bis schließlich auch die Geräusche aus dem Atrium her dringend verstummt waren, alsdann ließ er sich mit einem tiefen, aufatmenden Seufzen zurück auf die Kline sinken.
"Mehr Wein. Und du"
, er umfasste den blonden Jüngling, welcher augenscheinlich nicht zum Gefolge des Caeciliers hatte gehört, sondern Interieur der Villa Flavia war, mit einer laxen Handbewegung.
"Komm her und massiere mir den Nacken. Sciurus,"
Augenblicklich trat der Sklave herbei.
"Sieh nach, wie viel es ist. Wenn es keine unverschämte Summe ist, so will ich sie nicht wissen. Kümmere dich darum, dass sie Caecilius ausgehändigt wird."
Mit diesen Worten war im Grunde bereits gesichert, dass Gracchus die Summe nicht würde erfahren, denn welche Summe wäre in einem Atemzug mit einer Flavia unverschämt? Dennoch blieben Gracchus' Sehnen und Muskeln angespannt, bis sein Leibsklave endlich die Tafel hatte geöffnet, mit keiner Regung der Miene Erstaunen zeigte, sondern sie wieder zu klappte und nickte. "Ich werde mich darum kümmern, Herr." Nun endlich sank Gracchus gänzlich in sich zusammen, drehte den Kopf ein wenig, und brummte zufrieden, da die Hände des blonden Sklaven sich bereits mit seinem Nacken beschäftigten, auf nicht die schlechteste Art und Weise gar. Er ließ den seltsamen Abend auf diese Weise ausklingen und begab sich wenig später in sein Cubiculum.~ finis ~
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