Sorglich scheint das Wasser Callista zu umspülen. Träge und genüsslich bewegt sie sich zurück in die Mitte des Beckens. Belustigt bemerkt Callista das Zögern von Minna. Zart gleitet der Schwamm über ihren Körper. Er wäscht alles prekäre von ihrem Leib. Träge verschließen sich Callistas Augen. Ihre Wimpern sind von feinen Tropfen benetzt. Der Dampf perlt an ihrer Haut ab. Sammelt sich zu feinen Gerinnen an ihrer Schulter. Sie vermengen sich mit dem öligen Wasser aus dem Schwamm. Phlegmatisch heben sich Callistas Augenlieder. Aintzanes Frage beirrt Callista. Hinwieder fällt Callista ein. Sie sind nicht in Ägypten. Eine Sklavin in ihrer Villa hätte keine Scheu nackt die Gänge entlang zu gehen. Schließlich tut Callista das hin und wieder selber. Indolent zuckt Callista mit der Schulter.
"Sicherlich, schöne Limnade."
Die fröhliche Stimmung fällt von Callista ab. Melancholie schleicht sich in ihr Herz.
"Und reiche mir vorher die rote Fiola."
Die einzige Phiole, derer sich Callista vollauf sicher ist.
"Elfa."
Auch diesen Namen vermag Callista nicht tadellos zu wiederholen. Womöglich gibt sie sich auch keine Mühe dafür.
Die Vorstellung indes von einem solchen Wesen gefällt Callista. Sie könnte auch eine Elfa sein. Zumindest wäre sie das gerne. Aber lieber möchte sie eine Göttin sein. Die Ambrosia ist erstrebenswerter als eine nordisch barbarische Geistfrau zu sein.
"Draccus."
Seltsam sind die Worte von Fiona. Schwer kann Callista sie mit ihrer Zunge aussprechen. Zischend wie eine Schlange scheint die Sprache des Nordens zu sein.
"Eine Feuer spuckende Echse. Wie reizvoll."
Verwundert sieht Callista zu der blonden Nymphe, Minna, und zu Fiona. Warum taten die Beiden so extraordinär? Callista kann ihre Gesichter nicht interpretieren. Jedoch verspürt Callista auch keinen Drang dazu. Sie senkt erneut ihre Augenlieder ehe die letzten Worte bei ihr einschlugen. Einem Peitschenhieb gleichend.
"Was?"
Benohé legt den Schwamm bei Seite. Sie beobachtet unablässig die anderen Sklavinnen. Auch sie bemerkt einen seltsamen Funken. Ebenso die Ungehaltenheit der Anderen. Welche Callista zu entgehen scheint. Zum Glück. Denn Benohé weiß um die Empfindlichkeit ihrer Herrin. Kritik verträgt sie nicht. Ganz besonders nicht von Sklaven. Selbst Benohé würde das nicht wagen. Auch in Gestik und Mimik nicht. Erschrocken sieht Benohé von dem ranken Rücken ihrer Herrin auf. Tod und Unterwelt sind keine Themen für die Ohren ihrer Herrin. Angst durchflutet ihre Herrin. Immer wenn sie an ihren eigenen Tod denkt. Jedenfalls wenn sie ihn nicht romantisch verklärt. Geschwind legt Benohé den Schwamm zur Seite und legt ihre Finger an den Nacken ihrer Herrin. Deutlich spürt sie die angespannten Muskeln. Das Aufwallen von Wut in ihrer Herrin. Die Leibsklavin ist bemüht mit sanften Berührungen die Wut zu mildern. Benohé gefällt die Elegie von Fiona. Die Eleganz ihrer Geschichte und die feinsinnige Art. Das Naturell der Geschichte ist Callista jedoch entgangen.
Dementsprechend erbost ist sie.
Wie kann diese Sklavin es wagen.
List und Lüge, Callista. So ist das Spiel.
Dennoch. Sie verbirgt etwas.
Wahrheit?
Oder die Lüge.
Callistas Augen strahlen den Unwillen aus. Callista will keine schlimmen Geschichten hören. Ihr Leben ist ein einzige Misere. So befindet sie immer wieder. Und mit Fabeln möchte sie erheitert werden.
"Du scheinst ein Sehnen nach dieser Unterwelt, Inus Avalaccus, zu verspüren. Ist das so, Serva?"
Distanziert und schneidend richtet sie die Worte an Fiona.