Contio des Collegium Pontificium

  • Behäbig nickte Gracchus.
    "So bleibt es an uns nur, über die Tauglichkeit dieses Mannes zu entscheiden? Für Germanicus spricht seine Berufung als Magister Architecturae und die Tatsache, dass in all der Zeit er der einzige Bewerber ist, was nicht schmeichelhaft mag sein, uns jedoch zur Handlung drängt. So denn keine gewichtigen Gründe gegen seine Beauftragung sprechen, bleibt indes die Frage im Raum bestehen, wie wir eine weitere Verzögerung der Sanierung rechtfertigen können und wollen. Was also spricht gegen ihn?"
    Auch Gracchus kannte das Gerede, welches mit der Zunge der Fama über den Senator wurde gesprochen, doch er legte wenig Wert auf Gerüchte, und Germanicus kannte er indes kaum persönlich, verband zu wenig mit ihm, als dass er ob dessen eine Entscheidung wollte rechtfertigen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Durus rutschte leicht nervös in seinem Sitz herum. Avarus einen Auftrag zuzuschachern war ihm völlig zuwider, zumal es eventuell eine Inschrift für diesen Mann bedeuten würde. Das wäre doch blanker Hohn!


    Nein, er musste etwas sagen!


    "Ich weiß nicht, ob ausgerechnet Germanicus Avarus für die Renovierung einer Sakralbaute für Mars geeignet ist, immerhin hat er dessen Söhne vor ein paar Jahren öffentlich als Räuberhauptmänner bezeichnet.


    Ich bin mir unsicher, ob Mars ein solcher Architekt gefallen würde."

  • Nun endlich wurde auch Gracchus sich des Ausmaßes der Angelegenheit bewusst, als Durus auf die öffentliche Entgleisung des Germanicus zu sprechen kam.
    "Womöglich sucht er gerade ob dessen um die Renovierung des Tempels des Mars Ultor an, um sich mit eben jenem ins Reine zu stellen? Andererseits stehen dem seine Forderungen entgegen."
    Es war in der Tat eine äußerst diffizile Angelegenheit. Wäre dem Senator an einer Inschrift als Gelübdeschrift gelegen, so hätte er dies gegenüber dem Cultus Deorum sicherlich explizit erwähnt, müsste doch auch an der Publizität dessen ihm gelegen sein. War es dies jedoch nicht, so waren Tiberius Zweifel mehr als gerechtfertigt.
    "Bleibt uns eine Alternative? Womöglich kann der Curator operum publicorum uns einen geeigneten Architekten nennen?"

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  • Durus lehnte sich zurück. Soviel diplomatischen und religiösen Einfallsreichtum hatte er Avarus nicht zugetraut - aber andererseits konnte er auch nicht glauben, dass er diesen wirklich hatte. Aber man sollte ja nicht immer nur das Schlechte im Menschen sehen...obwohl...


    Der Curator für den öffentlichen Bau war vermutlich von dem Germanicer, dem Magister Architecturae, ebenso gekauft, daher vermutete er kaum, dass sie einen würdigeren Architekten finden würden.


    "Ich bin dafür."


    sagte er trotz allem - die Hoffnung starb bekanntermaßen zuletzt!

  • "Ich bin ebenfalls dafür"
    , ereiferte sich der Flamen Quirinalis.
    "Selbst wenn es Mars letztlich gleich sein sollte, was wird das für einen Aufschrei geben, wenn wir einem Mann wie Germanicus dieses Projekt anvertrauen!"
    "Einem Magister Architecturae?"
    "Einem Frevler wider die Götter! Hat er sich nicht öffentlich gegen sie gestellt und dies bis zum heutigen Tage nicht gesühnt? Wer weiß schon, welches Interesse er tatsächlich verfolgt."
    Unwillkürlich sog Gracchus seine Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf. Letztlich schien es tatsächlich, als wäre dem Senator einzig an der Mehrung seiner pekuniären Situation oder beruflichen Renommees gelegen, so dass seine Beauftragung ob des an ihm lastenden Frevels womöglich wahrlich keine gute Idee würde sein.
    "Wer hat derzeit das Amt des Curator operum publicorum inne?"

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  • Durus war ein höchstinteressierter Mann, was die römische Stadtverwaltung betraf. Daher konnte er natürlich auch prompt den Namen des zuständigen Beamten nennen.


    "Meines Wissens ist das Lucius Minicius Natalis."


    Er sah in die Runde. Nach kurzem Schweigen räusperte sich der Rex Sacrorum und fragte


    "Wäre einer von euch bereit, ihn zu kontaktieren?
    Ich schlage vor, dass wir Germanicus Avarus nehmen, wenn er uns niemanden nennen kann - der Tempel ist schon viel zu lange in schlechtem Zustand - ich fürchte um den Zorn des Mars!"


    Durus sah zu Boden. Er musste so auf den Wahlkampf konzentrieren und hatte ohnehin wenig Zeit.





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  • Der Name des Beamten löste keinerlei Erkennen in Gracchus aus, was kaum war verwunderlich, da ein Mensch in Rom kaum alle Beamten konnte kennen, da ohnehin meist nur von Belang war, dass ein Mensch in Rom wusste, wo einen zuständigen Beamten er würde finden.
    "Ich werde dies tun."
    Kaum, dass ein anderer sich um jene Aufgabe hätte bemüht, doch Gracchus' Worte waren dennoch fest und ließen keinen Zweifel daran, dass er nicht würde zulassen, dass ein anderer der Pontifices dies würde tun, obgleich er kein Mensch war, welcher wusste, wo einen zuständigen Beamten im Zweifelsfall er würde finden, sondern einer jener, welche ihre Sklaven ausschickten, eben jene Beamten zu sich holen zu lassen. Der Rex Sacrorum nickte, woraufhin der zuständige Schreiber dies auf dem Protokoll vermerkte.
    "So vertagen wir diesen Punkt bis zur nächsten Zusammenkunft. Gibt es weitere Themen, welche angesprochen werden sollten?"
    Einige Köpfe wurden geschüttelt, einige Blicke senkten sich erneut herab.

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  • Durus war relativ zufrieden. Er hatte sich Arbeit gespart und Avarus zumindest einen Aufschub erzwungen - wenn nicht eine Abfuhr. So ließ sich doch Politik machen!


    Auf die Frage des Rex Sacrorum konnte er jedoch tatsächlich etwas erwidern. Er hatte Post vom Palatin erhalten. Er war besonders stolz, dass er von Callidus angeschrieben worden war - aber vielleicht lag es daran, dass der Verein von einem seiner Verwandten gegründet worden war.


    "Ich hätte noch einen wichtigen Punkt. Der a libellis hat mich wegen der Neugründung eines Kultvereines kontaktiert. Es geht um die Wiederbelebung der Germanitas Quadrivii. Gemäß der Lex Communitatis liegt es an uns, eine solche Bruderschaft zu genehmigen.


    Ich habe die Satzung der Vereins gleich mitgebracht:"


    Er las die Abschrift der Satzung laut vor:


    Germanitas Quadrivii


    Zweck des Vereins


    Der Verein Germanitas Quadrivii widmet sich dem Bau und dem Erhalt von Schreinen für die Lares Compitales an den Kreuzungen Roms.


    Mitgliedschaft


    Neue Mitglieder werden vom Magister oder in seiner Abwesenheit vom Pro Magister ernannt. Einen Ausschluss kann nur der Magister nur durch eine mehrheitliche Abstimmung erwirken.

    Struktur des Vereins


    Der unterste Rang innerhalb des Vereins ist der eines Sodalis Minor. Jedes neue Mitglied beginnt als Sodalis Minor. Drei Monate nach dem Eintritt wird durch eine Abstimmung der Sodalis Maior entschieden ob er in ihre Reihen aufgenommen wird. Sklaven bleibt dieser Aufstieg allerdings verwehrt. Geleitet wird der Verein von einem Magister und dessen Stellvertreter einem Pro Magister, die alle drei Monate durch eine Wahl bestimmt werden. Kandidaten für diese beiden Ämter müssen Sodalis Maior sein. Bei der Wahl des Vorstands und auch bei anderen Wahlen haben alle Sodalis, außer Sklaven, das Stimmrecht. Falls es notwendig sein sollte, kann der Magister einen Sodalis zum Scriba ernennen.


    Als er am Ende angekommen war, sah er in die Runde und stellte dann die Frage:


    "Welche Meinung besitzt also das Collegium zu dieser Gründung? Schon zur Förderung der pietas innerhalb unseres Volkes befürworte ich eine solche Gründung."


    gab er dann auch noch gleich seine Meinung kund.





    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

  • Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Es waren selten die einfachen Menschen, welche die Götter vergaßen, vermutlich auch deswegen, da um so mehr sich von ihnen sie erhofften, dass ihr simples, womöglich unbefriedigendes Leben einen Hauch von Optimierung würde erfahren. Obgleich jener Verein, dessen mögliche Satzung von Tiberius verlesen worden war, kaum nur die niederen Schichten würde fassen, sonder eventualiter gar den ein oder anderen wohlklingenden Namen, so würden die Lares Compitales doch stets Ziel der Aufmerksamkeit jener sein, welche ihres Schutzes am ehesten bedurften, jener Händler, Handlungsreisender und jener, welche ihr Tagesgeschäft auf den Straßen der Stadt verrichteten und sie darob oft kreuzten. Kaum gab es einen Grund, aus welchem eben diesen ihre Verehrung sollte verwehrt werden, zumal keine fremdartigen Götzen sie wollten einführen, sondern jenen huldigen, welche bereits seit Jahrhunderten Teil des römischen Straßennetzes waren.
    "Ich sehe keinen Grund, diese Gründung nicht zu gewähren."
    "Ich befürworte einen solchen Verein ebenfalls."
    "Meine Zustimmung bekommt er auch."
    Nicht jeder der Mitglieder des Collegium Pontificium steuerte seine Zustimmung auf verbale Weise ein, manch einer nur nickte, doch keine abweisende Haltung zeigte sich durch die Reihen hindurch.

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  • Durus stellte zufrieden fest, dass alle anwesenden Pontifices seiner Meinung waren, sodass der Rex Sacrorum am Ende nur noch zusammenfassen musste:


    "Damit betrachten wir diesen Kultverein als gestattet. Tiberius, es ist deine Aufgabe, der kaiserlichen Kanzlei Bescheid zu geben."


    Durus war ganz der Meinung des Rex Sacrorum. Er war immerhin benachrichtigt worden und abgesehen davon hatte er ja beste Kontakte zu Iuvenalis...damit war diese Sache auch abgehakt und man konnte sich weiteren Problemen rund um den Cultus der Götter widmen...

  • Die letzten Feiertage des Dezembers waren vergangen, die meisten Nachwirkungen der Saturnalienfeste waren verklungen und eine besinnliche Ruhe hatte sich über Rom gelegt, welches sich langsam wieder in seine Normalität ergoss, einzig sich ein wenig Vorfreude auf den Jahreswechsel gönnte, neben all jenen Dingen, welche noch eilig ihrer Erledigung in diesem Jahre harrten. Neben den vielen kleinen Aufgaben, welche auch das Collegium Pontificium zu Jahresende noch tangierten, harrte noch immer die Instandsetzung des Tempels des Mars Ultor ihrer Verwirklichung, weshalb dies auch in dieser, vermutlich letzten, contio des Jahres ein Punkt auf der Tagesordnung war, bei dessen Erreichen der Rex Sacrorum Gracchus aufforderte, Bericht zu erstatten über seine Investigation bezüglich eines geeigneten Architekten.
    "Das Gespräch mit dem derzeitigen Curator operum publicorum Lucius Minicius Natalis war deplorablerweise nicht eben sonderlich nutzbringend. Einen in fachlicher Erfahrung zu Germanicus Avarus similären Architekten zu nennen, welcher in Rom wäre verfügbar, war er nicht imstande, einzig Männer, welche in den Provinzen gebunden sind. So wir denn nicht das Projekt auf Jahre hinaus wollen verzögern oder Senator Germanicus beauftragen, bot der Curator Minicius an, einen Zusammenschluss städtischer Architekten zur Verfügung zu stellen, so dass mehrere fähige Männer gleichsam die Bauaufsicht obliegt."

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  • Durus hatte sich ein wenig in seinen Stuhl gelümmelt und verfolgte mit finsterem Blick die kurze Ansprache des Flaviers. Das hatte er befürchtet - einen Haufen teurer Architekten oder einen Beleidiger des Mars! Plötzlich kam ihm eine Idee: Wer konnte dies entscheiden, wenn nicht Iuppiter höchstpersönlich?


    "Ich schlage vor, wir überlassen die Entscheidung Iuppiter Optimus Maximus persönlich. Holen wir Auspizien ein!"


    Die Auguren kannte er bestens...die würden schon richtig entscheiden!

  • Der Vorschlag Tiberius' war derart nahe liegend, dass es verwunderlich war, dass bisherig ihn niemand hatte diese Causa betreffend in die Runde eingeworfen. Vermutlich ob dessen, da ohnehin jeder der Anwesenden wusste, dass nun jene Partei mit den reichsten Befürwortern würde den Sieg davon tragen, da jene den höchsten Bestechungsbetrag - allgemein hin in den Kassenbüchern der Augures als freiwillige Opferspende zum Wohle und Erhalt des augurischen Collegium betitelt - würde aufwenden, und da fraglich war, ob Senator Germanicus überhaupt einen solch bereitwilligen Verfechter innerhalb des Collegium konnte vorweisen, so dass dies nur unweigerlich zurück zum Beginn der Misere führen würde führen, an jenen Punkt der Versammlung, an welcher über einen geeigneten, doch nicht vorhandenen Architekten wurde beraten. Einige Augenblicke lang überlegte Gracchus, ob nicht er selbst sein Vermögen hier gewinnbringend sollte anlegen - selbst Mars mochte hernach zufrieden sein, da der frevlerische Architekt nicht durch das Collegium würde bestimmt, sondern durch das Geld eines ihm durchaus wohlgeneigten Mannes gekauft werden - doch obgleich er nicht in solch tiefer Abneigung dem Germanicus entgegen stand wie Senator Tiberius oder auch sein Vetter Furianus, war er sich nicht gänzlich dessen sicher, ob er jenen allzu Nahe an seiner Person wollte wissen, zudem, ob sich die Stimme des Germanicus überhaupt würde kaufen lassen.
    "Ich befürworte den Vorschlag Tiberius'."
    Eine Option wäre die Vermögensanlage, würde der Germaniker ein gewichtiges Amt bekleiden, doch als Aedil konnte er Gracchus kaum jedwede Vorteile verschaffen, immerhin wurden seine Betriebe tadellos durch die Hand seiner Gemahlin geführt - so glaubte er zumindest. Es war besser, es anderen Männern zu überlassen, in dieser Angelegenheit ihr Vermögen und ausstehende Gefälligkeiten einzubringen.

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  • Noch einige zustimmende Verlautbarungen kamen im Collegium auf, denn jeder der Pontifices hoffte, über seine Kontakte zu dem ein oder anderen Auguren eine Entscheidung zu seinen Gunsten herbeizuführen.


    So erhob sich der Rex Sacrorum schließlich und stellte fest.


    "Auch ich schließe mich Tiberius an. Welchen Magistraten beauftragen wir damit? Es wäre wohl am ehesten die Sache der Consuln, nicht wahr?"


    Er sah hinüber zu dem Tiberier, der im Prinzip ebenfalls in der Lage war, kraft seines Amtes Auspicia maiora. Aber die Consuln waren andererseits die Staatspberhäupter und somit war es ihre Sache? Oder war es doch eher Sache des Cultus Deorum und man sollte Tiberius die Sache überlassen? Einen Augenblick spielte Antistes mit dem Gedanken, seinen Scriba in die Archive zu schicken und einen Präzendenzfall zu suchen...




  • Allgemeinhin war Gracchus als durchaus konziliant zu bezeichnen, doch es gab Gelegenheiten, an welchen er nicht länger gewillt war, weitere Verzögerungen zu konnivieren. Der Tempel des Mars Ultor und die Instandsetzung dessen war eine dieser Angelegenheiten, welche begannen, sich im Tagesgeschehen des Collegium Pontificium fest zu setzen, welche es durchdrangen von Anfang bis Ende, gallertartig sich in jede Ritze hinein drückten und zähflüssig durch es hindurch waberten, dass am Abend ein jeder Pontifex förmlich die klebrige Masse an sich musste spüren.
    "Man wird uns bald vorwerfen, nicht mehr beschlussfähig zu sein. Nicht nur, dass der Cultus Deorum zu versäumen scheint, für die Instandhaltung der Götterhäuser Sorge zu tragen - eine seiner essentiellsten Aufgaben - nun kann nicht einmal mehr eine Entscheidung gefunden werden, ohne dass das Collegium Pontificium Hilfe von Außen muss anfordern. Weshalb geben wir die Causa nicht direkt an den Senat ab, so dass sich sechshundert Männer darüber streiten können, ob Senator Germanicus ein adäquater Architekt für den Tempel des Mars Ultor ist oder nicht?"
    Im Grunde ging es nicht um mehr als zwei oder drei Buchstaben, ja oder nein, und es sekierte Gracchus in der Tat ein wenig, dass eine solche Nichtigkeit bereits das Collegium so lange konnte aufhalten. Doch zwang er sich zu Mäßigung.
    "Senator Tiberius ist es als Praetor urbanus ebenso gestattet, Auspizien einzuholen. Die Entscheidung für oder gegen Senator Germanicus sollte nicht zu einem Staatsakt verkommen, es sei denn, dieses Gremium ist tatsächlich nicht mehr beschlussfähig."

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  • Durus sah sich um. Es freute ihn, dass Gracchus an ihn dachte und er sich nicht selbst vordrängen musste bei der Einholung der Auspizien. Damit jedoch gleich die Beschlussfähigkeit des Collegium Pontificium zu hinterfragen, fand er doch etwas überzogen. Immerhin durften Pontifices kraft ihres Amtes keine Auspizien einholen...eigentlich wäre es wohl ein Fall für den Censor - der vergab schließlich die Bauaufträge üblicherweise. Aber dummerweise stand der im Krieg...also war es doch legitim!


    "Ich denke auch, dass diese Auspizien durchaus von mir durchgeführt werden könnten. Eigentlich wäre wohl der Censor die richtige Adresse, aber der ist ja aus bekannten Gründen verhindert.


    Ich wäre also bereit dazu - wenn das Collegium mich dazu beauftragt!"


    Er nahm wieder Platz und sah in die Runde. Wenn er den Rex Sacrorum richtig einschätzte, war er etwas beleidigt. Immerhin fühlte sich der Fabier für das Gremium hier verantwortlich...diese überspitzte Formulierung würde die Karriere des Flavius Gracchus sicher nicht fördern, wie Durus annahm.

  • Allmählich zog der Frühling ein in Rom, die Bäume, welche die Straßen säumten, streckten ihre Blüten dem sonnigen Himmel entgegen, die Gassen und Plätze der Stadt waren noch belebter als zuvor, die Menschen noch geschäftiger. An Gracchus jedoch zog der Frühling vorbei als wäre er tiefster Winter, trist und kalt, graufarben und unwirklich, keinen Blick hatte er für Farbenpracht, keinen Sinn für Blütenduft, selbst die Geschäftigkeit des Forum Romanum zog unbemerkt an ihm vorüber als er die Regia des Cultus Deorum betrat. Seine Gedanken hingen in einer Welt fest zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Wahrnehmen und Träumen, in seinem Kopf regnete es beständig, was nicht nur die Sicht ihm trübte, sondern gleichsam für ein leises Hintergrundrauschen Sorge trug. Die Begrüßungen der übrigen Pontifices murmelte er, verschluckte sie halb, suchte nur seinen Platz, ließ die Eröffnung der Sitzung beinah unbeteiligt an sich vorüber ziehen und wartete, bis der Rex Sacrorum - durch einen Sklaven über Gracchus' Anliegen unterrichtet - ihn zum Sprechen aufforderte. Erst dann schien das Leben in Gracchus' Leib zurück zu finden, er erhob sich, aufrecht wie stets, den Blick klar und aufmerksam über das Collegium streifend.
    "Wie durch das Collegium Pontificium beauftragt, ließ ich in der Causa Templum Martis Ultoris den Willen der Götter durch die Auguren erkunden. Den Magister architecturae Medicus Germanicus Avarus mit der Instandsetzung des Tempels des Mars Ultor in Roma zu beauftragen, findet demnach die Affirmation des Iuppiter Optimus Maximus."
    Kurz nur ließ er die Worte im Raume nachklingen.
    "Wir sollten darob uns auf ein Angebot einigen und dies eben jenem Magister architecturae, durchaus mit Blick auf die Auspizien, vorlegen."
    Mit dem Willen der Götter im Rücken würde auch jener Senator nicht ablehnen können, gerade eben jener nicht, welchem noch immer der Vorwurf des Götterfrevels anhaftete.



    Sim-Off:

    /edit: ... nicht mein Tag ...

  • Tiberius Durus war selbstverständlich zugegen, als diese Sitzung des Collegium Pontificium abgehalten wurde. Zu Beginn hatte er das Gefühl, dass Flavius Gracchus sich nicht wohl fühlte...offensichtlich bedrückte ihn irgend etwas.


    Doch nach dem üblichen Anfangs-Brimborium und der Aufrufung durch den Rex Sacrorum kehrte mit einem Male Leben in den Flavier zurück. Entweder er hatte eine sehr gute rhetorische Ausbildung genossen, die ihm die Kunst, Zuversicht und Kraft unabhängig von der eigenen Haltung auszustrahlen, gelehrt hatte oder Durus hatte sich getäuscht.


    Mit einigem Ärger bemerkte er, dass seine vormaligen Kollegen offensichtlich den Willen des Iuppiter missgedeutet hatten. Germanicus Avarus konnte doch niemals von den Göttern ausersehen worden sein, diesen Tempel zu renovieren! Das war doch geradezu...grotesk! Wie wenn der Mörder als Amme angestellt wurde, wie ein Sklave, der in den Senat adlektiert wurde! Wahrscheinlich hatte sich Aemilius Pansa von diesem germanischen Einwanderer kaufen lassen! Ausgerechnet Aemilius - wo er doch aus einer so angesehenen Familie stammte!


    Caius Volturnius Leto, der als Pontifex Minor auch die Cura Aedium Sacrarum innehatte, räusperte sich und Fabius Antistes rief ihn mit einem erwartungsvollen Blick auf.


    "Germanicus Avarus würde - wie bereits erwähnt - sich sogar für eine unentgeltliche Arbeit bereit erklären, wenn er im Gegenzug eine Ehreninschrift über dem Tempeleingang erhält. Dafür müsste eine Eingabe an den Senat gemacht werden.
    Alternativ würde ein Gehalt von zwei- bis viertausend Sesterzen verlangen."


    Das waren fast dieselben Worte, die der Pontifex Minor bei der letzten Sitzung zu diesem Thema verwendet hatte. Daher wandte Durus ein


    "Ich bin dagegen, dem Avarus eine Ehreninschrift zu gestatten - obschon diese Frage beim Senat liegt. Soll er doch lieber Geld nehmen!"


    Er würde nichts unterstützen, was der Memoria dieses unsäglichen Senators diente! Doch der Rex Sacrorum meldete sich zu Wort


    "Liegt das nicht eigentlich in der Kompetenz des Senates, darüber zu entscheiden?"

  • Es missfiel Gracchus, wie das Collegium Pontificium stets sich hinter den Senat zurück zog, war es doch jenem nicht im Mindesten untergeordnet, sondern bestand als gleichberechtigtes Organ mit anderem Aufgabenbereich neben ihm, sollte in kultischen Belangen zudem weitaus einflussreicher sich zeigen.
    "Zu behaupten, dem Cultus Deorum würde es an Geldern mangeln, wäre nicht nur eine Lüge, es wäre gleichsam eine äußerst unverschämte Lüge."
    Gracchus wusste dies sehr genau, denn er hatte im Zuge der aedilischen Tätigkeit auch die Konten der städtischen Institiutionen geprüft, und als er der dem Cultus Deorum zur Verfügung stehenden Summe war angesichtig geworden, war ein wenig Hitze in ihm empor gestiegen, ungeachtet der Tatsache, dass die flavische Familie schon immer mit großen Mengen Sesterzen Umgang gehabt hatte.
    "Darob sollten wir den Senat außen vor lassen, würde dies doch nur eine sinnlose Verzögerung mehr in dieser Angelegenheit bedingen."
    Einer Angelegenheit, welche ohnehin bereits viel zu lange nur verzögert oder verschoben worden war, und deren Aufschub Gracchus auch und gerade in Hinblick auf seine Amtszeit nicht länger wollte akzeptieren.
    "Die Entscheidung zur Beauftragung indes liegt wenn nicht in diesem Collegium, so bei den Aedilen dieser Stadt, zu deren Aufgaben die cura urbis zählt. Diese bedingt nicht nur die Aufsicht über Instandhaltung öffentlicher Gebäude, sondern gleichsam auch über Tempel, wodurch kaum Zweifel an der Zuständigkeit zur Instandsetzung des Tempels des Mars Ultor sollte gegeben sein. Sieht sich also dieses Collegium in seiner Gesamtheit nicht in der Lage oder Zuständigkeit, diese Entscheidung zu verantworten, so werde ich dies in meiner Pflicht als Aedilis curulis übernehmen und jede Verantwortung gegenüber dem Senat dafür mit meiner eigenen Person tragen."

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  • Durus stellte fest, dass Flavius Gracchus wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Mochte Fabius Antistes eher ein Knauserer sein und gerne Entscheidungen abgeben, so wollte Gracchus stets vorankommen und klare Entscheidungen treffen.


    Andererseits musste er auch dem Rex Sacrorum Recht geben: Im Prinzip war das Collegium Pontificium für die Interpretation von religiösen Problemen zuständig - die Verwaltung von Gebäuden gehörte eigentlich nur nebenher dazu.


    "Wenn du, Flavius, diese Entscheidung auf dich nehmen würdest und unsere informelle Empfehlung berücksichtigen würdest, wäre das meiner Meinung nach tatsächlich die beste Vorgehensweise."


    Ein alter, etwas schwerhöriger Pontifex beugte sich vor und fragte


    "Und wenn der Senat etwas dagegen hat?"


    Durus machte eine wegwerfende Handbewegung


    "Wie Flavius bereits gesagt hat: Er ist von Rechts wegen mit der Aufsicht und Instandhaltung der Tempel beauftragt. Er wird die Sache mit jeder Berechtigung angehen können."


    "Dann ist die Frage, was wir eigentlich wollen."


    meinte Fabius Antistes und sogleich meldeten sich verschiedene Pontifices zu Wort. Der Flamen Quirinalis meinte


    "Ich denke, dass es eigentlich eher in der Tradition ist, dass der Aedil, der die Renovierung vornimmt, verewigt wird."


    "Aber nur, wenn er es auf eigene Kosten macht!"


    warf ein greiser Pontifex ein, wobei er den Finger belehrend hob.


    "Es ist jedenfalls ohne Tradition, dass ein Mann ohne Amt auf eigene Kosten einen Tempel renoviert und dafür mit einer großen Inschrift geehrt wird."


    Bevor die Pontifices sich nun in theoretischen Debatten verloren, beschloss Durus etwas einzuwenden.


    "Genaugenommen ist es ohne Tradition, dass ein Mann überhaupt ohne Amt einen Tempel renoviert. Wir sollten Germanicus Avarus als das sehen, was er sein wird: Der Architekt! Und der wurde in der Geschichte Roms noch nie auf einem Bauwerk vermerkt, soweit ich mich erinnern kann. Also eine Bezahlung."


    Da eine Argumentation über die Traditions-Schiene im Collegium Pontificium immernoch am besten zog, war Durus ganz glücklich über seinen guten Einfall.


    "Da hat Tiberius Recht. Ich stimme ihm zu."


    "Ich denke, dass eine Inschrift auch niemandem wehtun würde. Iuppiter gefällt unser Vorschlag, also können wir ihn guten Gewissens auf dem Bauwerk vermerken."


    wandte ein anderer ein, der für seine Sparsamkeit bekannt war. Durus mochte ihn nicht - man munkelte, er hätte zwar ein großes, altes Haus, dieses jedoch an Arbeiter und Händler vermietet, während er selbst nur in seinem Tablinium wohnte - aber das war wohl eher ein böses Gerücht.

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