• Endlich bin ich am Forum Romanum angekommen. Hier informiert sich der politisch interessierte Bürger über die neusten staatstragenden Geschehnisse. Hier steht auch die Rostra, die Rednerbühne die vor allem zu Wahlzeiten große Aufmerksamkeit erregt. Rostra wird die mit erbeuteten Schiffsschnäbeln, der in der Seeschlacht an den Ägatischen Inseln 241 v.Chr. erbeuteten Karthagerschiffe verzierte Rednertribüne auf dem Forum Romanum genannt. Überall auf dem Forum stehen Gruppen von Bürgern und diskutieren über die unterschiedlichsten Themen. Ich hätte mich gerne beteiligt. Aber da ich noch fremd in der Stadt bin wurde ich misstrauisch beobachtet. Einige redeten sogar erst dann weiter, wenn ich vorbei war. Sie trauen eben keinen Fremden.

  • Ein Gang in die Thermen und anschließendes Schlendern über das Forum Romanum oder umgekehrt - das war immer wieder einmal eine angenehme Abwechslung meiner ansonsten gut ausgefüllten Tage. Zwar hatte ich noch nicht die richtige Beschäftigung übernehmen können, die mir vorschwebte, dafür verfügte ich aber in großem Maße über das Talent, alle möglichen Aufgaben, die man mir übertragen hatte, mit derartiger Detailversessenheit zu erledigen, dass ich trotzdem immer irgendwie beschäftigt war. Heute aber hatte mein Weg nach einem recht kurzen Besuch in den Thermen mal wieder zum Forum geführt. Gemeinsam mit meinem Sklaven Maron war ich der Sänfte entstiegen und nun zu Fuß unterwegs, um so das Fluidum dieses einzigartigen Platzes einsaugen zu können.


    Spektakuläre Ereignisse schienen am heutigen Tage nicht stattzufinden, was angesichts der dramatischen Ereignisse an diesem Ort in der jüngsten Vergangenheit allerdings sehr zu meiner Beruhigung beitrug. Ich bemerkte allerdings bald schon einen jungen Mann, der sich auffällig suchend immer wieder umsah. Es schien mir sogar so, als ob auch schon andere Bürger, die sich auf dem Forum in der Nähe aufhielten, auf ihn aufmerksam geworden waren. Und nun schien eben dieser junge Mann auf mich zuzukommen. Ich blickte kurz zu Maron; dieser war in Alarmbereitschaft.



    Sim-Off:

    :P

  • Ich sah den jungen Mann auf dem Forum stehen. Er sah sehr sympathisch aus und ich überlegte ob ich ihn ansprechen sollte. Ich ging langsam auf ihn zu. Sein Begleiter, wahrscheinlich sein Sklave, nahm eine gespannte Körperhaltung an. Ich wagte trotzdem ihn anzusprechen. “ Mein Name ist Decimus Furius Licinus und ich bin nach langer Zeit wieder nach Rom zurückgekommen. Es hat sich vieles in Rom verändert und ich muss mich wieder neu zurechtfinden. Ich glaube ich habe mich verlaufen. Vielleicht können sie mir helfen. Ich suche den Circus Maximus”. Nachdem ich meine Frage gestellt hatte entspannte sich sein Begleiter.

  • Was meinen dominus nur immer in die Thermen und auf dieses Forum zog - ich konnt's nicht verstehen. Abwechslung, sagte er, gut und schön, Abwechslung und Kontakte, aber wenn ich so meinen Blick über dieses Plätzchen hier schweifen ließ, dann war doch heute mal wieder so ein Tag, an dem hier rein gar nichts los war. Unauffällige Gespräche, unauffällige Menschen. Gerade schlich wieder einmal so eine Gestalt um meinen Herrn und mich herum - doch halt! Dieser junge Mann da hatte etwas Lauerndes an sich, etwas, das mich ganz fürchterlich misstrauisch machte. Augenblicklich straffte sich meine bis dato zugegebenermaßen etwas schlaffe Gestalt, und ich stand wie eine Eins bei Aurelius Cotta, als sich dieses Subjekt ihm auch noch näherte. Aus den Augenwinkeln heraus konnte ich erkennen, dass sich mein dominus meiner Kampfesbereitschaft mit einem Blick versicherte; ich konzentrierte mich ganz darauf, die Kampfstärke dieses jungen Mannes einzuschätzen, was mir allerdings nicht ganz gelang.


    Langsam schritt der Typ auf uns zu; nun ja, ich darf wohl sagen, dass meine Gestalt auf ihn wohl ganz schön Eindruck machte, denn als er nun meinen Herrn ansprach, klang er sanft wie in Lämmlein. So sah es wohl auch Aurelius Cotta, auf dessen Gesichtszügen sich schon ein freundliches Lächeln breit machte; ich blieb natürlich weiterhin misstrauisch, das war schließlich mein Beruf, doch entspannten sich meine Muskeln auch etwas. Das war auch nötig, denn schließlich war es ja nun auch meine Aufgabe, dem jungen Mann jetzt meinerseits meinen Herrn vorzustellen. "Salve, Furius! Auf diesem schönen Forum Romanum hast du gerade meinen dominus Appius Aurelius Cotta angesprochen." ... von dem ich in diesem Moment auch gleich unterbrochen wurde. ;)

  • Der junge Mann näherte sich in der Tat, und ich spürte, wie mein Herz einige Takte lang höher schlug; zu viel war in den vergangenen Wochen und Monaten an Untaten in Roma geschehen, als dass mich diese Szene, in der ich nun selber stand, hätte kalt lassen können. Ich war nervös, doch gleichzeitig empfand ich eine angenehme Wachheit und Präsenz. Der junge Mann sah eigentlich eher unauffällig aus, er wirkte auf mich sogar ein wenig schüchtern, aber wer wusste schon, was sich hinter einer solchen Maske alles verbergen konnte.


    Mein Argwohn legte sich schlagartig, als Furius Licinus, wie er also hieß, mich nun ausgesucht höflich ansprach. Unwillkürlich huschte dabei ein Lächeln auf mein Gesicht, und fast hätte ich mich ihm auch selbst vorgestellt, wenn nicht Maron wieder einmal so gewissenhaft gewesen wäre, mir zuvor zu kommen. Sobald jedoch mein Name genannt war - Maron hatte sich nicht unterstanden, diesen in eine launige Bemerkung zu kleiden, nun ja -, ergriff ich lachend selbst das Wort:


    "Ich grüße dich, Furius Licinus! Wen du auf diesem schönen Forum vor dir hast, weißt du ja jetzt. Es fehlt jetzt nur noch die Information, wie man von diesem schönen Forum hier zum Circus Maximus kommt, richtig?"


    Ich überlegte einen Moment: Eigentlich war ich natürlich nicht als Wegweiser hier, aber der junge Furier vor mir wirkte so sympathisch, dass ich gerne noch eine Weile mit ihm sprechen würde.


    "Ich muss dir sagen, dass ich auch noch nicht so lange hier in Roma bin, ich komme auch gar nicht aus der Stadt, sondern aus Mantua. Aber dass der Circus Maximus auf dem Palatin liegt, das weißt du schon, oder? Es ist ja eigentlich gar nicht so weit von hier, aber immerhin auf einem anderen Hügel."


    Gespannt wartete ich auf die Erwiderung des jungen Mannes.

  • “Natürlich weiß ich das der Cicus Maximus auf dem Palatin liegt. So fremd ist mir Rom nun auch wieder nicht. Aber ich muss wohl bei den Thermae Agrippae falsch abgebogen sein. Ich habe mich wohl immer im Kreis bewegt. Die Straßen sehen fast alle gleich aus und es gibt keine Straßennamen oder Nummern dass man sich orientieren könnte. Würden sie mich zum Cicus Maximus begleiten oder lässt das ihre Zeiteinteilung nicht zu?”. Ich sah ihn dabei freundlich an. Wenn er keine Zeit hat muss ich mich allein auf den Weg zum Circus Maximus machen. Das würde mir aber nichts ausmachen. Ich bin auch gern mal allein Unterwegs.

  • An der Antwort meines Gegenübers merkte ich schnell, dass die launige Bemerkung Marons mich ein bisschen flapsig hatte werden lassen. Immerhin kannten der Furius und ich uns ja noch gar nicht, und so konnte ich nicht davon ausgehen, dass er meine Frage ohne Weiteres uneingeschränkt positiv aufnahm.


    "O, natürlich weißt du, wo der circus maximus liegt, verzeih! Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist Roma ja auch deine Heimatstadt, nicht wahr? - Nun, wir können ja mal gemeinsam versuchen, uns bis dahin durch die urbs zu schlagen! Bevorzugst du die eigenen Füße, oder sollen wir vielleicht meine Sänfte nehmen? Sie steht am Rande des Forums."


    Gegen etwas Bewegung hätte ich nichts einzuwenden gehabt, allerdings kannten die Sänftenträger den Weg von hier zum circus maximus womöglich besser als ich ...

  • " Meine Familie und ich sind vor langer Zeit aus Griechenland nach Rom gekommen, haben aber schon lange das Bürgerrecht".
    Damit beanwortete ich seine Frage nach meiner Herkunft.
    “ Wenn dein dich begleitender Sklave den Weg zum Circus Maximus auch kennt, dann können wir zu Fuß gehen und du kannst die Sänftenträger hier warten lassen oder zurück in dein Haus schicken. Wenn nicht, nutzt du die Sänfte und ich gehe neben dir her. Wenn du willst dann können wir uns auf den Weg machen”.

  • Zum Glück nahm mir Furius Licinus meine vorherige flapsige Bemerkung offenbar nicht mehr übel; im Gegenteil gab er nun sogar sehr freundlich Auskunft über seine Familie. Darauf würde ich auf jeden Fall noch eingehen; zunächst aber wollte ich mich mit ihm auf den Weg machen.


    "Na, dann lass uns doch gleich losmarschieren! Ich schicke meinen Sklaven, um die Sänfte vorauszuschicken; weil Maron den Weg zum circus maximus auch kennt, wird er uns dann bald eingeholt haben."


    Maron, der diese Worte natürlich gehört hatte, setzte sich dann auch gleich in Bewegung, und ich machte meinerseits Anstalten, mich mit meinem neuen Bekannten auf den Weg zum circus maximus zu machen.


    "Dass du ein echter Römer bist, zeigt sich schon daran, dass du gleich auf die Familienverhältnisse eingehst. Das ist in Gesprächen unter Römern wohl ganz unvermeidlich",


    lachte ich. Ein Römer betrachtete sich eben doch in erster Linie als Teil einer Gemeinschaft, als Teil seiner gens. Und so wollte ich dem Furius natürlich auch keine Erwiderung schuldig bleiben.


    "Ein bisschen ähneln sich unsere Familienverhältnisse übrigens. Die Wurzeln meiner gens liegen auch im Osten des Reiches, in Syria. Und ich selbst war drei Jahre lang zum Studium in Athen. Sicher kennst du Athen?"

  • “ Unsere Familie kommt aus Sparta. Als ich 8 Jahre alt war, das ist lange her, war unsere ganze Familie zu einem religiösen Fest in Athen. Wir hatten eine Reise von 5 Tagen vor uns. Sparta liegt doch ziemlich weit weg von Athen. Für einen 8 jährigen ziemlich langweilig. Aber in dem Alter interessiert man sich nicht so sehr für eine große, fremde Stadt. Das einzige, an was ich mich erinnere war diese beeindruckende, riesige Akropolis. Ich war so beeindruckt das ich vergessen hab was das damals für ein Fest war. Aber wenn du in Athen studiert hast kennst du die Stadt besser als ich und du kannst mir bestimmt mehr darüber erzählen. Aber wenn es dich langweilt dann hör einfach auf und wir reden über etwas anderes. Ich würde das verstehen, denn ich würde auch nicht stundenlang über ein langweiliges Thema reden wollen“. Du kannst mir aber auch über deine Heimat erzählen". Er sollte entscheiden über was er erzählen wollte. Es wäre bestimmt beides für mich interessant.

  • Jung und kräftig, wie wir waren, hatten Furius Licinus und ich uns mit großen Schritten in Richtung Palatin in Bewegung gesetzt und würden das Forum Romanum schon bald hinter uns gelassen haben. Das vielfältige Stimmengewirr der Passanten, das in den engeren Straßen abseits des Forums viel lauter aufzubranden schien, umgab uns schon bald mit einer beachtlichen Geräuschkulisse. Ich horchte aber augenblicklich auf, als Furius Licinus nun davon sprach, seine gens stamme ursprünglich aus Sparta.


    "Sparta ... Ehrlich gesagt, bin ich nur einmal überhaupt auf der Peloponnes gewesen. Aber der Name "Sparta" ruft bei mir natürlich, wie wahrscheinlich bei vielen, sofort bestimmte Assoziationen hervor: Stählung des Leibes und des Charakters, ungeheure Kampfmoral ..."


    Lachend schaute ich zu Furius Licinus hinüber:


    "Wahrscheinlich sieht die Realität in Sparta aber heutzutage ganz anders aus, oder? Oder wurdest auch du in allen Kampfeskünsten bis zur Vollkommenheit ausgebildet?"


    Immer noch lachend, nun aber auch taxierend, sah ich Furius an: An seinem Körperbau war nur schwer zu erkennen, ob meine Frage mit "ja" oder "nein" zu beantworten war. An meinen eigenen Körperbau wollte ich jetzt mal lieber nicht denken, zumal ich beim Ringkampf gegen meinen Vetter unlängst ja eine so schlechte Figur gemacht hatte. Und selbstverständlich hütete ich mich auch, von diesem für mich so unrühmlichen Ereignis zu sprechen. Zu sprechen kommen würde ich allerdings noch ganz sicher auf die anderen beiden Themen, die Furius Licinus angerissen hatte. ( =))

  • “ Wir gehören seit 250 Jahren zum römischen Imperium. In dieser Zeit hat sich einiges geändert. Die Kinder werden immer noch spartanisch, das heißt streng, hart, genügsam, anspruchslos und einfach erzogen. Was die Stählung des Leibes und des Charakters sowie die Kampfmoral angeht kommt es darauf an wie der Pater familias entscheidet. Viele Familien fühlen sich wie Römer, aber es gibt bestimmt auch Familien die noch Wert auf die alten Traditionen legen“.


    Während ich mit Aurelius Cotta sprach versuchte ich mir den Weg einzuprägen damit ich mich nicht wieder verlaufe. Was mir sehr peinlich wäre.


    “Mein Vater hat mir mit viel Geduld den Gebrauch von Waffen aller Art beigebracht und ich weiß mich sehr gut zu verteidigen. Bevor wir zum römischen Reich gehörten war alles etwas anders. Wir mussten uns oft verteidigen. Dafür hatte Sparta die sogenannten Spartiaten. Die Spartiaten bildeten eine geschlossene Gruppe, deren Leben auf den Erwerb und die Erhaltung kriegerischer Tugenden ausgerichtet war. Vom 7. Lebensjahr an wurden die Knaben in strenger staatlicher Zucht durch Waffendienst, Sport und Ertragen körperlicher Schmerzen zu Kriegstüchtigkeit erzogen. Mit 20 Jahren traten sie in den Heeresverband ein, dem sie bis zum 60. Lebensjahr angehörten. Ich wurde nicht so ausgebildet. Wir haben jetzt römische Soldaten in Achaia. Die Cohors V Dalmatarum. Die übernehmen dann unsere Verteidigung“.

  • Noch ein bisschen schneller als vorher gingen Furius Licinus und ich auf einem abschüssigen Weg den Kapitolshügel hinab. Dabei hörte ich meinem Begleiter fasziniert zu.


    "Furius, ich merke jetzt, dass du nicht nur ein echter Römer bist, sondern selbst auch noch zu denen gehörst, die Wert auf die alten Traditionen eurer Heimat legen. Ich bin ganz beeindruckt davon, welche Einzelheiten du mir ad hoc über Sparta nennen kannst. Nicht, dass sie mir neu wären, aber einiges hätte ich doch erst einmal nachschlagen müssen."


    Ich selbst war von meiner Herkunft her natürlich ganz und gar Römer und wollte auch nichts anderes sein, aber ich hatte schon immer Menschen als inspirierend empfunden, welche die Kultur des imperiums mit ihrer eigenen Heimat-Kultur zu einer Symbiose brachten.


    "Wie gesagt, kenne ich deine Heimat leider so gut wie gar nicht. Aber auch in Athen, wo ich mich eben länger aufgehalten habe, fand ich es sehr interessant, wie die römische und die griechisch-athenische Kultur aufeinander eingewirkt haben - wobei ja einerseits auch Roma selbst heutzutage gar nicht mehr zu denken ist ohne den hellenischen Einfluss und andererseits das Zentrum der Gelehrsamkeit doch vielleicht nicht mehr Athen, sondern Alexandria ist."


    ... auch diese Stadt für mich leider ein weißer Fleck auf der Landkarte.

  • “ Ich war auch noch nicht in Alexandria. Ist bestimmt eine schöne Stadt. Als Cäsar vor 152 Jahre Alexandria erobert hat, ist leider die Bibliothek abgebrannt. Hast du gewusst das dort 700 000 Schriftrollen aus der ganzen zivilisierten Welt gelagert waren? Sehenswert soll auch der Leuchtturm sein“.


    Mitten im Gespräch wurden wir von einem Bettler angesprochen. Aber wir beachteten ihn nicht.


    “ Vielleicht haben wir mal das Geld und die Zeit Alexandria zu Besuchen. Entweder zusammen oder jeder für sich. Man muss abwarten wie sich unser Leben weiter Entwickelt. Im Moment sind das aber nur Träume“.


    Wir waren am Ende des Forums angekommen. Maron hatte uns inzwischen eingeholt. Ich wartete darauf welche Richtung er einschlagen würde. Aurelius fragte mich woher ich das alles weiß. Ich sagte ihm, das ich oft die Bibliothek und die Schola Atheniensis
    besuche.

  • Auch zu Alexandria hatte mein Begleiter wieder eine Menge zu erzählen und flocht dabei auffällige Details in seine Erzählung ein, so dass ich mich schließlich der Frage nicht mehr enthalten konnte, woher er dies denn alles wisse. Seine Antwort, er besuche oft die Bibliothek und die Schola Atheniensis, erinnerten mich nun schlagartig an etwas, was mir schon bei seiner Vorstellung durch den Kopf gegangen war.


    "Furius Licinus, ja, arbeitet nicht eine Verwandte von dir in der Schola Atheniensis? Dann verwundert es mich allerdings nicht, dass du dich dort immer herumtreibst."


    Ich schmunzelte, und zwar auch, weil ich mich fragte, ob dies, wenn es denn so wäre, seiner Verwandten wohl immer so recht sei, nämlich unter der Beobachtung eines Familienmitglieds zu sein. Das Thema der gens Furia bot mir nun noch einen weiteren Anküpfungspunkt, der mir auch erlaubte, auf eine Nebenbemerkung einzugehen, die Furius Licinus gemacht hatte.


    "Tja, was aus uns noch so werden wird, da bin ich gespannt. Bei deiner umfassenden Kampfesausbildung wäre doch vielleicht eine militärische Einheit etwas für dich, oder? Bekleidet nicht ein anderer Verwandter von dir auch einen hohen Posten bei den vigiles?"


    Das wäre doch zweifellos ein guter Einstieg für einen jungen Mann vom Schlage meines Begleiters, dachte ich mir. Und bei seiner auch schulischen Bildung, die er hier immer wieder aufs Neue unter Beweis stellte, stand ihm sicherlich eine gute Karriere offen.


    "Und wer weiß, vielleicht führt uns dann auch einmal eine Reise etwas weiter als bis zum circus maximus, vielleicht sogar bis nach Alexandria."


    Ich lachte Furius dabei von der Seite her an und sah dabei, dass Maron mittlerweile wieder zu uns aufgeschlossen hatte. Das gab mir die beruhigende Gewissheit, dass am circus maximus eine Sänfte auf mich warten würde.

  • Der Einwand von Aurelius, das ein Verwandter von mir bei der Vigiles sei, brachte mich auf eine Idee. Ich hatte keine Arbeit, und vielleicht ist die Vigiles ja wirklich etwas für mich. Ich hätte Helios fragen können aber der ist in Hispania.” Ich werde gleich morgen zu einer Kaserne der Vigiles gehen und mich vorstellen. Wenn ich Glück habe nimmt man mich vielleicht auf. Ich gehe in die Schola um mein Wissen zu erweitern. Gut, ich habe da schon öfter eine junge Frau gesehen, aber ich weiß nicht ob das eine Verwandte von mir ist. Ich war einige Zeit nicht in Rom. Bevor ich zur Vigiles gehe werde ich zur Schola gehen. Ich muss Gewissheit haben. Ich suche schon zwei Tage nach meinen Verwandten. Deswegen haben wir uns auch per Zufall auf dem Forum getroffen. Auf dem Weg zum Circus Maximus habe ich gehofft jemanden zu sehen der mir Bekannt vorkam. Aber dann habe ich mich verlaufen wie du weißt”. Am liebsten würde ich schon jetzt zur Schola gehen, aber ich wollte nicht so unhöflich sein meinen Begleiter einfach so stehen zulassen. Dafür sind wir schon ein ganzes Stück des Weges zusammen gegangen.

  • "Deine gens scheint ähnlich zerstreut zu sein wie die meine, Furius. Viele von uns sind wie ich in Mantua aufgewachsen, doch dann hat sich alles zerstreut, wie gesagt. Und jetzt leben die meisten von uns in Roma."


    Ob Patrizier oder Plebejer, oft schienen sich die Familiengeschichten doch zu gleichen. Es war natürlich sehr verlockend, Furius Licinus jetzt danach zu fragen, was in seiner gens dazu geführt hatte, dass sich offenbar so viele aus den Augen verloren hatten, doch kam mir diese Frage begreiflicherweise zu indiskret vor. Außerdem wollte ich viel eher noch etwas zu seinen Zukunftsplänen sagen.


    "Mich zieht es ja in die Politik. Aber für jemanden wie dich, gut ausgebildet und mit römischem Bürgerrecht, kommen viele Möglichkeiten in Frage. Die vigiles sind mir nur gerade so eingefallen, weil dort ein Verwandter von dir arbeitet. Du könntest aber natürlich auch zu den cohortes urbanae. Oder natürlich auch zur Legion."


    Dies war natürlich in diesen Kriegszeiten nicht jedermanns Sache, aber Furius war immerhin Spartaner. Mein stets gut unterrichteter thrakischer Leibsklave Maron hatte jetzt nicht nur zu uns aufgeschlossen, sondern flüsterte mir auch etwas ins Ohr, was ich sofort im Gespräch mit Furius anbringen konnte.


    "Du sprachst eben von der Schola Atheniensis. Ich habe mich dort vor einigen Tagen zum CRV angemeldet; du auch, wie mir Maron gerade gesagt hat, er hat dich auf der Liste gesehen. Und Maron hat mir noch etwas gesagt: Eine Furia Stella arbeitet dort als curator libris."


    Ich sah meinen Gesprächspartner erwartungsvoll an und ließ diese Information erst einmal auf ihn wirken. Ich war gespannt, was er nun tun würde.

  • “ Am liebsten würde ich sofort zur Schola gehen. Ich kann meine Neugier auf diese Furia Stella kaum noch zügeln. Wenn es die junge Frau ist, die ich schon öfter dort gesehen habe, dann habe ich eine sehr gut aussehende Nichte. Ich mache dir einen Vorschlag. Wir gehen noch zusammen bis zum Circus Maximus und dann trennen sich unsere Wege. Dort wartet bestimmt deine Sänfte auf dich, und du musst den langen Weg nicht wieder zurücklaufen. Ich freu mich jedenfalls dass ich deine Bekanntschaft gemacht habe. So kenne ich schon jemand der nicht zu meiner Familie gehört. Es kommt mir vor, als ob wir uns schon lange kennen würden. Es hat mich wirklich gefreut mit dir Unterwegs zu sein. So habe ich wenigstens etwas über zwei meiner Familienangehörigen erfahren können. Ich danke dir dafür. Das wird mir sicherlich helfen auch den Rest der Familie zu finden“. Maron schlug den Weg zum Circus Maximus ein, und wir folgten ihm. Er kannte sich wirklich sehr gut aus.

  • "O, dann habe ich bei der Anmeldung in der Schola meine Augen mal wieder nicht am richtigen Ort gehabt; für gutaussehende Frauen habe ich sonst immer einen Blick!",


    lachte ich, als Furius Licinus die gutaussehende Frau aus dieser Bildungsinstitution erwähnte, die möglicherweise auch seine Nichte war. Die Aussicht auf diese Schönheit und vor allem darauf, in dieser Furia Stella vielleicht eine erste Verwandte in dieser großen, unübersichtlichen Stadt zu finden, machten es mir nur allzu verständlich, dass mein Begleiter nun alle Anzeichen von Ungeduld zeigte und sicher am liebsten sofort zur Schola aufgebrochen wäre. Andererseits machte er mir nun selbst das Angebot, mich noch bis zum circus maximus zu begleiten und erst dann zu gehen.


    "Es ist sehr freundlich von dir, dass du mit mir noch bis zum circus maximus gehen willst. Von hier aus kann es bis dahin auch nicht mehr weit sein. Ich möchte dich deshalb auch nicht aufhalten, wenn es dich jetzt sofort zur Schola zieht; das könnte ich nämlich gut verstehen."


    Mit voller Überzeugung konnte ich hinzufügen:


    "Mir hat es auch großen Spaß gemacht, mit dir durch Roma zu schlendern; ich konnte von dir auch noch viel lernen, und du erzählst sehr interessant. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du hier in der Stadt bald neue Bekannte und vielleicht auch Verwandte findest; um deine berufliche Zukunft mache ich mir sowieso keine Sorgen."


    Der Furius sprühte ja förmlich vor Tatendrang, und ich war sehr gespannt, was aus ihm mal werden würde.


    "Weißt du eigentlich, was das Gute wäre, wenn diese Furia Stella aus der Schola wirklich mit dir verwandt wäre? Ich hätte immer einen Anlaufpunkt, an dem ich mich erkundigen könnte, wie es dir geht."


    Und wie sich Furius Licinus nun hinsichtlich des Weges entweder noch bis zum circus oder doch lieber gleich zur Schola entscheiden würde, würde er mir gewiss gleich mitteilen.

  • “ Wie ich dir vorgeschlagen habe werden wir noch bis zum Circus gehen und uns dann trennen. Das du in die Schola gehst um dich nach mir zu erkundigen kann ich gut verstehen. Dabei wird dich eher meine Nichte interessieren als mein Wohlergehen. Aber ob Stella noch frei ist oder nicht, das musst du schon selbst rausfinden. Ich wünsch dir viel Glück dabei“. Wir gingen weiter die Straße runter. Hier auf dem Palatin sahen die Häuser gepflegter aus als in den Armenvierteln. Vielleicht verdiene ich mal genug um hier zu wohnen. Aber das liegt noch in weiter Ferne. Der Circus Maximus war schon zu sehen. Aber es würde noch ein weiter Weg sein.

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