• In diesem langgestreckten Saal, der an die Küche angrenzt, nehmen die Sklaven der Villa Flavia ihre Mahlzeiten ein. Er ist sowohl Gegenstück zum als auch Gegenteil des eleganten Tricliniums der Herrschaften.
    Hier dringt nur wenig Licht durch die halbblinden Fenster, Kochdünste haben sich an den angeschmutzten Wänden festgesetzt, und in der Luft liegt stets der abgestandene Geruch von altem Essen. Klobige Holztische und Bänke bilden das Mobiliar, zerkratzt, teils schon ziemlich wackelig, und fügen sich somit perfekt in das schäbige Gesamtbild dieses Raumes. Nichtsdestotrotz ist dieser Speisesaal noch immer deutlich weniger trostlos als das Nachtlager der Sklaven - das alte, aus Zeiten des Flavius Felix - und so finden sich hier auch außerhalb der Essenszeiten gelegentlich die weniger privilegierten Bewohner der Villa ein, wenn sie, selten genug, etwas freie Zeit haben.

  • In der linken Hand eine Schale matschigen Getreidebreis, in dem sich hier und dort ein Stück verkochtes Gemüse versteckte, in der rechten einen hölzernen Löffel, betrat der Germane, von der Küche her kommend, den beinahe leeren Speisesaal. Unzufrieden war seine Miene, denn es war ihm nicht gelungen, dem Küchenmädchen Astraia ein Stück Speck dazu abzuluchsen. Dabei hatte sie ihm bis vor kurzen noch ständig was zugesteckt, manchmal hatte er schon gedacht sie wolle ihn mästen. Aber in den letzte Tagen war sie anders gewesen, kühl, er hätte gar nicht gedacht dass das kleine Mauerblümchen so zickig sein könnte. Oder ihm etwas gar abschlagen könnte! Nun ja, wer verstand schon das Weibsvolk.


    Er trug seine Schale an einem Tisch vorüber, wo zwei junge Haussklaven, noch halbe Kinder, Steine auf ein mit Kreide auf die Tischplatte gemaltes Mühlespiel setzten, und steuerte einen Platz in der Ecke an. Es gab ja durchaus eine Menge Leute hier in diesem Haushalt, die ihm übel wollten. Ajax der Thraker zum Beispiel, oder dem sein Kumpel Diomedes, dessen hässlicher Zinken von Nase seit dem Bruch auch nicht unbedingt schöner geworden war, die führten ganz sicher etwas gegen ihn im Schilde. Und so fühlte er sich nun mal einfach sicherer, wenn er mit dem Rücken zu Wand saß.


    Aber - wer war denn das? Laut stieß die Schale auf den Tisch, als der Germane sie ruckartig abstellte. Auf den ersten Blick hatte er den Mann gar nicht gesehen, kein Wunder, dieser scheele Kriecher hatte ja auch so was heimlichtuerisches, huschte wie ein Geist durchs Haus, oder wie ein Katzentier, auf leisen Pfoten. Sehr gut ihn hier zu treffen, mit dem hatte er eindeutig mal ein Wörtchen zu reden!


    "Sciurus!",
    grollte der Germane, und stieß in aggressiver Geste den Löffel in den Getreidebrei, so dass er aufrecht darin stecken blieb.
    Langsam und mit barbarisch-bedrohlicher Miene tat er die paar Schritt auf seinen ungleichen Kollegen zu, blieb vor ihm stehen, taxierte ihn einen Moment lang grimmig, bevor er äußerst unheilvoll verkündete:
    "Es gibt etwas zu klären...!"

  • Seine Schritten führten Sciurus selten in den Bereich, welcher den Sklaven des Hauses vorbehalten war, denn Sciurus war längst kein Sklave mehr. Er war der Schatten eines freien Mannes, war lebenswichtige Agenda, Tagesbeginn und Tagesende, Nacht ohnehin, gleich wie auch Tag, und manches mal gar der Puppenspieler, welcher die Fäden des Schattenwerfers in Händen hielt. Trotz allem blieb er ein Sklave, war immer ein Sklave gewesen und würde immer ein Sklave sein, wollte gleichsam nichts anderes, denn Wollen stand ohnehin einem Sklaven nicht zu. Mancher Tage jedoch führte sein Weg nicht an dem schäbigen Gesinde der Villa vorbei, so auch an diesem Tage nicht.


    Der Germane, welcher sich ihm in den Weg stellte, war Sciurus ein besonderer Dorn im Auge. Er hatte seinen Herrn verraten, mehr noch, hatte eine Flavia aus dem Haus entführt und hatte letztlich sich gar vor dem Kreuz erniedrigt und um sein widerwärtig, nutzloses Leben in solcher Art gebettelt, dass der Herr Aquilius ihm tatsächlich Gnade hatte gewährt. Es gab wenig geringeres Getier, welches Sciurus mehr anwiderte als Rutger Severus, nicht einmal in den schäbigen, stinkenden Löchern der Ratten unter der Stadt. Seine drohende Gebärde indes beeindruckte den Sklaven kaum, wie seine gänzliche Erscheinung, denn tumbe Stärke war noch nie ein Vorteil gewesen.
    "Ganz recht," erwiderte er ihm in ruhiger Art, ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen. "Die Latrine ist zu klären. Es ist gut, dass du dich freiwillig zu dieser Arbeit bereit erklärst, dein Herr wird sehr stolz auf dich sein." Sciurus hatte nicht vor, länger seine Zeit an Rutger Severus zu verschwenden und schickte sich an, seitlich an ihm vorbei zu treten.

  • Die düstere Miene entgleiste.
    "Was?!" entglitt es ihm entgeistert. Zu allem Unglück drang jetzt auch noch das helle Lachen der beiden Mühlespieler an sein Ohr. Das war zuviel!
    In Ermangelung einer schlagfertigen Erwiderung packte er einfach zu, als Sciurus an ihm vorbeigehen wollte, grub die Finger in den Stoff von dessen Tunika, und versetzte ihm einen derben Stoß gegen die Wand. Mit brutaler Kraft drückte er ihn dagegen, und knurrte böse:
    "Du scheeler Kriecher hörst mir jetzt mal genau zu! Du hältst Dich verdammt noch mal von Bridtha fern. Zu sagen hast Du ihr gar nichts, ebensowenig wie mir, und wenn du ihr noch einmal Angst machst, mit Löwen oder sonstwas, brech ich Dir alle Knochen, Du widerlicher Bastard - auch wenn ich mir nicht gern die Finger so schmutzig mache."
    Unbändig loderte der Zorn in seinen Augen, als er Sciurus anstarrte. Dieses Etwas war kein Mann, und trotz seiner nordischen Züge gewiss kein Germane, er war das groteske Zerrbild dessen, was römische Knechtschaft aus einem Menschen machen konnte... und infolge dessen um so verabscheuungswürdiger. Wie gerne hätte er dem heißen Drang in sich nachgegeben und ihm hier und jetzt den Hals umgedreht! Impulsiv ballte er die Rechte zur Faust dass die Knöchel knackten.

  • Nur für den Bruchteil einer Sekunde war ein Aufflackern in Sicurus' Augen zu erkennen, schließlich jedoch ließ er sich wiederum unbeeindruckt an die Wand pressen.
    "Du solltest vorsichtiger sein mit dem, was du in deine schmutzigen Finger nimmst. Mein Leben ist mehr wert als der halbe Haushalt zusammen und sollte mein Herr auch nur ein einziges meiner Haare gekrümmt vorfinden, so kannst du dir sicher sein, dass er lange nicht die Milde walten lassen wird, welche dein Herr dir entgegen brachte."
    Er senkte seine Stimme ein wenig.
    "Du solltest dich darüber informieren, was man sich hier im Hause über ihn erzählt. Wie er den gesamten Haushalt der flavischen Landvilla auf Kreta hinrichten ließ wegen des Versagens eines einzelnen. Wie er letztlich jenem Sklaven selbst das Messer in den Rücken stach, nachdem er ihn tagelang ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne Stroh oder Decken in einem kargen Loch hatte darben lassen. Gehören tat ihm von allen nur dieser einzige Sklave, es war sein Leibsklave und er trug den Namen Sciurus. Sterben mussten ob dessen alle anderen mit."
    Natürlich war die Geschichte völlig verzerrt in dieser Weise, bis auf den alten Sciurus und eine Magd war von all jenen Sklaven kein einziger umgekommen, schon gar nicht aus Gracchus' Absicht heraus, welcher sich noch immer für all dessen verantwortlich sah und darob nicht selten in Selbstzweifel bangte. Doch derjenige, welcher den Namen Sciurus dieser Tage trug, hatte dafür Sorge getragen, dass sein Herr unter den Sklaven Respekt genoss, dass sie ihn durchaus für so gutmütig halten konnten wie er sich gab, wie er tatsächlich war, doch im Nacken immer ein Hauch von Furcht schwang ob der Unberechenbarkeit, welche ohnehin jedem Flavier zu eigen war.


    Mit einem schabenden Geräusch wurden die Bänke unter den jungen Sklaven im Raum zurück geschoben und die beiden standen auf, starrten Rutger Severus unsicher in den Nacken. Auch Astraia war ob des kleinen Tumultes in die Tür zur Küche getreten, starrte den germanischen Sklaven an. Keiner von ihnen konnte Sciurus leiden, doch beinahe alle Sklaven dieses Haushaltes waren verbunden durch ihre Furcht vor den Herren. Zu gut erinnerten sich alle an die Eskapaden des Herrn Felix, welcher sich kaum je geschert hatte, wem ein Sklave gehörte, welchen er sich zum Zeitvertreib hatte ausgesucht. Zu gut erinnerte man sich an die toten Leiber derjenigen Sklaven, welche zwischen dem jungen Herrn Serenus und seinem Vater Aristides hatten gestanden und darob von vorneherein zum Tode verurteilt gewesen waren, ohne dass sie diesem Schicksal hatten entrinnen können. Mochten die Flavia vordergründig auch gütig wirken, hinter ihren Masken hatte ein jeder von ihnen das Erbe des Domitianus verborgen und es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Sklave es zu spüren bekam.
    "Severus", sprach Astraia zögernd. "Lass ihn los."
    Sciurus hob seine Hände und umfasste die Handgelenke des Germanen. Mit seinen Daumen drückte er fest auf eine Stelle unterhalb jenes Punkt an der Handwurzel, an welchem die bläulichen Adern die Hand verließen. Ein subliminales Lächeln legte sich auf seine Lippen.
    "Ja, Rutger, lass mich los, siehst du nicht, wie sie schon zittert? Wie die kleine Bridha. Nicht ich werde sie vor die Löwen bringen, aber vielleicht wird sie dort landen durch deine Wut oder ihre Faulheit."

  • Zu hören wie grausam der Gode Flavius Gracchus sein konnte, dass überraschte ihn nicht besonders. Natürlich, auch dieser Mann hatte zwei Gesichter, wie wohl ein jeder der Flavier. Er hatte ja selbst gesehen, wie aus dem leutseligen Saturnalien-Gastgeber, der ihm fröhlich das Austern essen beigebracht hatte, auf einmal ein Beschwörer finsterster Mächte geworden war, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken in den Abgrund gestürzt hatte.
    Wie jämmerlich aber, sich so hinter seinem Herrn zu verstecken!
    "Glaub mir", spie er Sciurus verächtlich entgegen, "was Dein Herr tun wird oder nicht - das wird nicht mehr deine Sorge sein, wenn ich mit dir fertig bin, dich zertreten und zermalmt habe wie das ekle Gewürm das du bist! - Hast du eigentlich nichts besseres zu tun, als herumzuschleichen und junge Mädchen zu ängstigen?!"


    Dass sein Gegenüber allerdings so ruhig blieb, irritierte den Germanen schon - der Kriecher musste noch ein Trumpf haben, vielleicht einen Dolch im Gewand oder einen Wachhund in der Nähe.. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, versuchte er, als die Bank über den Boden schabte, aus den Augenwinkeln einen Blick zu erhaschen was da hinter ihm vorging. Da sprach Astraia. Wütend, dass sie ihm so in den Rücken fiel, stieß er schnaubend die Luft aus. Von wegen loslassen - die Fresse einschlagen würde er dem Bastard!
    Seinen verlorenen Namen zu hören, von Sciurus lächelnden Lippen, ließ ihn jedoch einen Moment lang wie erstarren. Dieser Kriecher wusste um seine Schande, wusste, dass er um Gnade gebeten hatte, wie es natürlich ein jeder hier wusste...
    Sieh hin, sieh genau hin, das was da vor dir ist, diese erbärmliche Kreatur, das kann auch aus dir einmal werden... hast ja schon den ersten Schritt getan...
    Ein Schmerz lief durch seine Hände, zuckte bis in die Fingerspitzen.
    "Bei Fenris Fängen..." zischte er, presste die Lippen aufeinander, bebend vor Zorn über die Drohung gegen seine Bridtha. "Niederträchtigster Neiding", grollte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, "wenn du es wagst, ihr auch nur das geringste zu Leide zu tun, dann reiß ich dir mit bloßen Händen die Gedärme aus dem Leib und knüpf dich damit an nächsten Baum auf!!!"


    Ruckartig riss er Sciurus von der Wand weg, versetzte ihm mit aller Kraft einen Stoß vor die Brust, wollte ihn von sich fort und zu Boden schmettern - angewidert und zugleich erfüllt von hilfloser Wut ob der Erkenntnis dass er ihm so nicht beikam, dass er damit der die er doch beschützen wollte, womöglich sogar schadete...
    "Pack dich Sciurus. Krieche zu deinem Herrn und leck ihm die Füße oder lutsch ihm den S******. Du bist wirklich das... allerwiderlichste Stück Dreck das mir je untergekommen ist."

  • Haltlos stolperte Sciurus zurück, fing sich gerade im rechten Moment, um nicht rücklings zu Fallen. Wäre Rutger kein Sklave, längstens hätte er die scharfe Sehne des Drahtes verspürt, welcher verborgen in Sciurus' Gürtel eingeschlagen nach dem nächsten Halse gierte. Doch in der Villa galten andere Gesetze als auf der Straße, andere Gesetze als im Untergrund der Stadt. Severus würde dies noch lernen oder er würde sterben.


    Von einem Auflachen begleitet ließ Sciurus ein Schnauben vernehmen. "Ich bin für niemandes Schicksal verantwortlich, deficiente, ihr bringt euch ganz allein dorthin, wo ihr landet. Frage dich, durch wessen Schuld Rutger Thidrikson das Stück Dreck geworden ist, welches du bist. Sein Körper war schon am Kreuz festgenagelt, noch bevor ich überhaupt dein Leben tangierte. Ich bin nicht der Fuß, der den Stein ins Rollen tritt, ich bin nur ein Sandkorn, welches seinen Kurs ein wenig ändert, so dass er schneller an seinem Ziel landet. Euer Fehler ist, dass ihr Angst habt, zu sterben. Dass ihr an einem Leben hängt, welches euch nicht zusteht, dass ihr einem Schimmer nachjagt, welcher eure Augen trübt."


    Obgleich er von Abscheu überkommen war über die unsägliche Kreatur vor ihm, welche das Leben aus Bitterkeit, Pech, Hass und Schwäche geformt hatte, sprach er seine Worte wieder bedacht ruhig. Er wusste nicht, weshalb die Herren sich noch immer mit solchen Missgeburten umgaben, wo längst die eigene Zucht in der Lage war, viel besseres zu produzieren, weshalb sie versuchten den Barbaren ohne Verstand und Zivilisation die Kultur einzubleuen, welche sie ohnehin nie verstehen würden, anstatt sie in die Minen und auf Galeeren zu schicken.
    "Gib sie mir, die Schuld, dreh mir den Hals um und schlachte mein Gedärm aus, wenn du keine Angst vor dem Tod hast, wenn du all die kleinen Mädchen, denen du nachsteigst, mit dir in den Tod reißen willst. Immerhin hast du damit schon angefangen und nach der ersten Patrizierin ist eine Sklavin sicher leichtes Spiel für dich."

  • Dido hatte still und leise den Raum betreten und aufmerksam den Streit verfolgt, während sie der Köchin die neusten Frühstücksanweisungen ihres Dominus mitteilte und ihrerseits einige kleine Ergänzungen für sich selbst beisteuerte.
    Nur weil der Dominus am Bauch etwas pummelig geworden war, musste sie ja nicht gleich fasten. Ohnehin bestand die Änderung des Speiseplans ja aus mehr Obst, weniger Käse und Wurst, weniger Brot. Und ungesüssten Fruchtsaft und Wasser anstelle der gesüssten Getränke.


    Dann gab es wohl Handgreiflichkeiten zwischen Sciurus und einem Sklaven namens Ruttger. An dieser Stelle erklang ein lautes Knurren im Raum und Nero schob sich schützend vor Dido, bereit die streitenden Sklaven in Stücke zu reissen, wenn sie etwas von Dido wollten.


    “GRRRRR!”


    Obgleich der Hund die halbe Nacht die Katzen der Villa gejagt hatte (in Roma waren die Katzen ja keine heiligen Tiere wie in Ägypten und für einige Tage hatte das Jagen wieder seinen Reiz) hatte die Aussicht auf einen schönen fleischigen Markknochen ihn zusammen mit Dido in die Küche getrieben. Nero hätte niemals von Fremden etwas genommen oder gebettelt. Aber Dido war neben seinem Herrchen ein Fütterer und der Hund ließ es sich nicht nehmen Dido hin und wieder am Morgen in die Küche zu begleiten. Und ab und an gab Dido ihm auch schon mal einen kleinen Knochen.
    Dido schnippste mit den Fingern und zog den Hund sanft an einem seiner riesigen Ohren zurück. Zu ihrer eigenen Erleichterung hörte der Hund mal auf sie (was keine Selbstverständlichkeit war), stellte das Knurren ein und trat wieder artig neben sie. Dido wäre vor Stolz beinahe geplatzt. Sie sollten ruhig alle sehen, wie gut sie den gefährlichen und riesigen Hund ihres Dominus, den gefürchteten Sklavenjäger, die blutrünstige Bestie unter Kontrolle hatte.


    Aufmerksam, wenn auch nach außen sich unbeteiligt gebend, beobachtete sie den Streit weiter und wartete auf die Fertigstellung des Frühstück für ihren Dominus.

  • Gedankenverloren betrat ich den Raum. An der Tuer sah ich ein kleines Maedchen stehen, welches erst kuerzlich angekommen war. Außerdem hoerte ich, Wortfetzen eines Streites. Was ging dort vor sich? Das Maedchen stand wie angewurzelt da und beobachtete etwas. Ich ging zu ihr, strich ihr sanft ueber den Kopf.


    Was ist los hier?


    Erst jetzt bemerkte ich, wie sich Severus und dieser fiese Widerling Sciurus ein Handgemenge lieferten. Weswegen sie sich wohl stritten und warum nannte diese Missgeburt, Severus eigentlich staendig Rutger?
    Ploetzlich begriff ich. Ich hatte gestern Abend Severus ueber mein Zusammentreffen mit Sciurus berichtet. Sicher war dies der Grund des Streits. Unter anderen Umstaenden waere ich sicher sehr verlegen gewesen, daß sich zwei Maenner um mich stritten, doch diese Situation hier machte mir schlichtweg Angst.
    Als ich mich heute Morgen in Aquilius cubiculum stahl und so tat, als ob ich die Nacht dort gewesen waere, war er schon wach und stellte mich zur Rede, wo ich heute Nacht geween war. Daraufhin hatte ich mich dann mit einer glatten Luege gerechtfertigt. Ich hatte den Eindruck, er hatte mir meine Luege abgenommen. Doch der einzige, der wußte, daß ich gelogen hatte, war- Sciurus! Er hatte mich gestern Abend noch gesehen, vielleicht wußte er sogar, um Severus und mich und um unsere gemeinsame Nacht.
    Ich wollte Severus warnen, doch es gelang mir nicht weiterzugehen, geschweige denn etwas zu sagen. Irgendetwas schien mich zu laehmen.

  • Zielsicher legte Sciurus den Finger in die Wunde, und bohrte darin herum. Alles bäumte sich auf in ihm, wehrte sich dagegen, als der Kriecher wieder seinen Namen sagte. Sein verlorener - toter - Name im Mund dieses Abschaumes. Er war bleich vor Zorn, wollte töten, zerfetzen, das Schandmaul ein für alle mal zum Schweigen bringen!
    Doch dass der Preis dafür zu hoch sein würde, das war inzwischen schon zu ihm vorgedrungen. Ruhig bleiben! Tief atmen! Mühsam kämpfte er die kochende Wut in sich hinunter, bevor sie ihn übermannen konnte. Und wurde schlagartig ganz kalt.


    "Ja, Sciurus, unbedeutend bist du allerdings. Dieser Schimmer über den du spottest - hast du den überhaupt einmal gekannt? Warst du jemals frei, oder bist du seit jeher solch ein krummer Lakai gewesen? Du buckelst vor deinem Meister, labst dich an den Brosamen der Macht die vom Tisch der Flavier für dich abfallen, und gefällst dir darin, Schwächere zu terrorisieren. Du bist einfach erbärmlich. Hündisch."
    Flüchtig wies er mit dem Kinn auf den Köter, der in der Zwischenzeit von irgendwoher erschienen war und knurrende Laute von sich gab. Ohne jedoch wirklich auf die neu hinzugekommen zu achten fuhr er fort, den Blick abschätzig auf Sciurus gerichtet:
    "Was Freiheit ist weißt du nicht. Hast keine Ahnung davon wie sie einen Menschen adelt. Weißt nicht was es heißt sein eigener Herr zu sein, seine Stimme zu erheben in der Versammlung der freien Männer, zu tun was einem beliebt und sich zu nehmen was man will. Und zu kämpfen für das, woran man glaubt!"


    Hochaufgerichtet stand er da, mit blitzenden Augen, beseelt von der hehren Idee für die er einmal gekämpft hatte. Und einen Moment lang war die Via Appia vergessen, schien er wieder wie früher der unbeugsame Freiheitskämpfer zu sein. Seine Worte, laut und voll flammender Überzeugung, erfüllten den miefigen Speisesaal, drangen auch hinüber in die Küche. So nach und nach ließen immer mehr der Sklaven dort ihre Arbeit im Stich und drängten sich in der Türe um zu sehen was da los war.
    "Das ist Freiheit," sprach Rutger feurig, "und das ist erst Leben! - Wenn du keine Angst zu sterben hast, Sciurus, dann nur weil du nichts zu verlieren hast, um das es schade wäre. Und kennenlernen wirst du das nie, weil du immer nur Gewürm sein wirst, das im Schmutz zu Füßen seines Herren kriecht. Niemals mehr als ein Zerrbild, ein Schatten, ein schlechter Witz von einem Mann. Wenn du nicht so bösartig wärst, müßtest du einem glatt leid tun."


    Das mit den kleinen Mädchen überhörte er erst mal würdevoll. Sciurus war bestimmt nur neidisch.
    Doch der letzte Satz barg etwas in sich, etwas Bedrohliches lag da unter der Oberfläche der Häme, das ihn veranlasste unwirsch nachzufragen:
    "Was!?"

  • Didos Sympathien galten natürlich in diesem Streit Sciurus. Dieser war ein reinrassiger Stammbaumsklave. Geboren, aufgewachsen und ausgebildet auf den flavischen Gütern, seit Generationen in Familienbesitz. Angeblich gab es für Sklaven wie Sciurus, Hannibal und sie sogar so etwas wie eine Ahnenreihe, die man bis zur Gründung der römischen Republik und noch viel weiter zurück verfolgen konnte.


    Das, was der andere Sklave da von sich gab, hörte sich nach Ärger und Aufruhr an. Das war sicher ein Sub. So nannte man in Baiae minderwertige Sklaven, welche die niedersten und unangenehmsten Arbeiten erledigen mussten. Diese waren auch zumeist auf die Güter importiert worden. Solche Sklaven wurden normalerweise schnell gekreuzigt oder kamen als Futter zu einer Löwung.
    Angeblich hatte die Gens Flavia laut Hannibal ja doch viele Löwen, aber diese waren ganzjährig im Circus untergebracht. Das hatte wiederum mit den Rosen von Senator Flavius Felix im Garten zu tun. Und der Einstellung der restlichen Flavier in der Villa, dass ein Molocherkampfhund wie Nero (anstelle eines kleinen Löwen) als Haustier für Dominus Serenus voll und ganz ausreicht. Und dass sich Löwen und Kinder in derselben Villa nicht vertrugen.
    Ihr Dominus lauerte nur auf eine passende Gelegenheit Sklaven zu den Löwen zu entsenden. Dann würden sie offiziell die flavischen Löwen einmal zu Gesicht bekommen. Die Besichtigung der Löwen vor Ort, hinter der Kulissen des Circus in ihren Käfigen, war wohl sehr schwer zu organisieren und bedurfte laut Hannibal der Zustimmung von Senator Flavius Furianus. Und der war nun einmal bedauerlicherweise als Proconsul in Hispania. Er war nämlich der offizielle Löwenbeauftragte der Gens Flavia. Dido hatte irgendwie so ein Bauchgefühl, dass seine Abwesenheit und vor allem der damit ausfallende Löwenbesuch Hannibal gar nicht so unrecht waren.


    Dido entschied ihrem Dominus erst einmal nichts von dieser Sache hier zu erzählen. Und Nero würde auch schweigen. In solchen Dingen konnte man sich auf einen Hund voll verlassen.
    Dominus Serenus gehörte nämlich zu denen, die da nicht lange fackelten. Er würde alle Sklaven bestrafen, auch wenn nur diese beiden für Unruhe gesorgt hatten. Und er würde alle ganz hart arbeiten lassen. Denn wer streitet, der hat nicht genug zu tun war sein Motto. Und dann würde er am Ende die Unruhestifter trotzdem kreuzigen oder pfählen oder löwen lassen und sich dann erst mit seinen Onkels als Besitzer auseinander setzen. Ob ihr Dominus auch den Schneid hatte sich an Sciurus, dem Leibsklaven und Secretarius von Flavius Gracchus zu vergreifen? Morgen war wieder Spinat- und Gerstenbreitag. Da war selbst das Leben von Sciurus nicht sicher, denn an diesen Tagen hatte der Dominus immer sehr schlechte Laune. Und die war wegen dem brodelnden Konflikt zwischen ihrem Dominus, dessen Vater Dominus Flavius Aristides und der Wurzel allen Übels, Domina Claudia Epichariss, dauernd schlecht. Was Domina Claudia jetzt mit einer Wurzel zu tun hatte, wusste sie aber auch nicht. Laut dem Dominus hatte sie ja einen bösen Liebeszauber über dessen Vater geworfen.
    Das war vermutlich so eine Falaffel, so ein Bildnis.

  • Jene Vorwürfe und Vorhaltungen, die der Sklave Sciurus vor die Füße warf, tangierten ihn nicht im Mindesten. Sehr wohl wusste er, was Freiheit war, mehr noch, er war weit freier als sein Herr, in seinen Gedanken wie zumeist auch in seinen Taten. Doch für das Kämpfen, woran er glaubte, dies konnte er sich dennoch sparen, denn Sciurus glaubte ohnehin an nichts.
    "Ich habe es nicht nötig, irgend wen zu terrorisieren, Sklave. Doch wenn es dir Freude bereitet, dann gib mir auch daran die Schuld, dass ihr Angst vor der Wahrheit habt. Vielleicht möchtest du mich auch dafür verantwortlich machen, dass du überhaupt existierst? Nur zu, ich werde dies gern für dich übernehmen, vielleicht fängst du dann an, zu erkennen, dass du kein Mensch bist, und vor allem, dass nichts dich adelt. Du bist ein Sklave und ein schlechter noch dazu. Du hast hier keine Rechte, solange du sie dir nicht verdienst, du hast nicht einmal Anrecht auf einen Namen. Rutger, Severus, Sklave, nichtsnutziges Ding - es ist einerlei. Du existierst einzig und allein aus Großmut deines Herrn, um den Flavia zu Diensten zu sein, und dies kann das einzige sein, was dich adelt. Entweder du begreifst das oder du wirst zermalmt werden wie das Gewürm, welches du so gern in den Mund nimmst."


    Nichts an Sciurus' Haltung wies auf einen Sklaven, hoch erhobenen Hauptes stand er dem wütenden Germanen gegenüber, sich seiner Selbst und seiner Position bewusst. Nachdem mit der Abreise des Senators Felix nach dem vorherigen Vilicus Sica nun auch die alte Hexe Turda die Villa endgültig verlassen und zudem Sciurus' Herr interimsweise bis zur Rückkehr des Aristides den Status des Hausherrn inne hatte, so war der Posten des Vilicus an Sciurus geganen. Alles, was im Haushalt darum vor sich ging, war nun auch seine Angelegenheit, gleich in wessen Besitz die beteiligten Sklaven standen.
    "Es ist mir gleich, was du mit der kleinen Bridhe anstellst, solange du sie nicht von ihrer Arbeit abhältst und sie nicht beschädigst. Du kannst dich meinetwegen an ihr abreagieren bis ihr die Luft ausgeht, solange sie ansonsten weiter ihre Aufgaben verrichtet und du ebenso. Doch denke an meine Worte, Servus Severus, diejenigen, die glauben nicht hier her zu gehören, die sich für besser halten als der Rest, die gehören hier auch nicht her. Doch nach dem hier", er umfasste den Raum, die Villa, das gesamte Dasein mit einer flüchtigen Handbewegung, "gibt es nichts mehr als die Löwen. Wer hier versagt, der kommt nicht einmal mehr in die Minen, denn Versager erfüllen nur noch einen Zweck und dieser ist das Amüsement."

  • "Blas dich nicht so auf Sciurus."
    Mit einem abfälligen Schulterzucken gab Rutger seine Geringschätzung gegenüber Sciurus Ausführungen kund.
    "Du vermagst dir nichts Edles vorzustellen, weil du immerzu im Schmutz und in der Tiefe wühlst, wie ein blinder Maulwurf, der die Sonne nicht kennt. Trotzdem scheint sie. Ungetrübt."
    Kopfschüttelnd wandte er sich von Sciurus ab, sah zu den Zuschauern, die sich neugierig um den Schauplatz des Streites versammelt hatten.
    "Natürlich sind wir Menschen, ob versklavt oder nicht. Welche Macht die Flavier auch immer über uns haben, mit welchen Strafen sie uns auch drohen - zu entscheiden was wir sind, das liegt noch immer bei uns. Wir mögen keine Wahl haben als ihnen zu dienen - doch wir sollten uns nicht einreden lassen, wir wären nichts ohne sie!"
    Eindringlich flossen Rutger die Worte von der Zunge. Sein Blick glitt über die Umstehenden - von Astraia zu dem kleinen Mädchen Dido, über eine Reihe von Küchensklaven - feurig, als wolle er allein so den Funken des Aufruhrs in diese in Knechtschaft erstarrten Gestalten tragen. Zuletzt zu Bridhe, der er - wenn auch zerknirscht sie da mit hineingezogen zu haben - zulächelte.


    "Was wären sie denn ohne uns?", fuhr er lebhaft fort. "Aufgeschmissen! - Wer kocht denn ihr Essen, versorgt ihre Tiere, stillt ihre Begierden und beschützt sie sobald sie den Fuß vor die Türe setzen? Das sind alles wir Sklaven. Und dass sie uns geringschätzen, dafür dass wir ihnen ein Leben in Müßiggang ermöglichen, dafür müssen wir uns nicht schämen! Und auch nicht erniedrigen lassen. - Was wären sie ohne uns?!"
    Nach diesen blasphemischen Worten nahm er seine Essensschale vom Tisch und ging, ohne Sciurus noch eines Blickes zu würdigen, ruhig auf den Ausgang zu.

  • Es ging also tatsaechlich auch um mich! Besorgt schaute ich dem Treiben zu. Nicht, dass ich mir etwa Sorgen gemacht haette, Sciurus koennte Severus etwas antun. Nein, dafuer war er sicher viel zu schwach. Doch ich hatte bereits eine Kostprobe von Sciurus´Gift kosten duerfen und konnte mir lebhaft vorstellen, wie gefaehrlich er werden konnte.
    Sichtlich erleichter war ich dann, als Severus sich umdrehte und ihn einfach stehen lassen wollte. Hoffentlich wuerde er sich von ihm nicht noch einmal hinreissen lassen.
    Doch eine Frage beschaeftigte mich: warum nannte er ihn Rutger? War das einmal sein Name gewesen?

  • Dido schüttelte nur den Kopf. Wie konnte man nur so dumm sein und solche Hetzreden und Beleidigungen vor allen Sklaven und vor allem vor Sciurus halten. Sein Gerede würde den Domini zu Ohren kommen.


    Und ihr Dominus Serenus konnte sich selbst die Sandalen zubinden und sich anziehen. Er versorgte auch den Hund. Der Kampfhund beschützte ihn auch bei Besuchen außerhalb der Villa. Die restlichen Leibwächter waren stets eine Anweisung der Erwachsenen. Ob der Dominus auch kochen konnte? Also zumindest wusste er wie man einen Fisch über dem Feuer grillte und wie man ein solches machte. Das hatte sie ihm nämlich gezeigt, nachdem sie Zierfische aus dem Fischteich von Dominus Flavius Aquilius im Garten gefischt hatten. Angeln und Speerfischen konnte ihr Dominus sehr gut. Wie eigentlich alle Kinder die aus Baiae stammten. Dido hielt Serenus für einen der selbstständigsten und aktivsten Patrizier in der ganzen Villa.


    Didos Aufmerksamkeit wurde abgelenkt als die Köchin und ihre Gehilfin jeweils ein riesiges Tablett mit dem Frühstück für sie und Dominus Serenus an 2 herumstehende Haussklaven übergaben, welche es zur Frühstückskline brachten.


    Pflichtbewusst und vom eigenen Hunger getrieben machte sie sich mit Nero wieder auf zu ihrem Dominus, welcher sich für heute Gartenarbeit vorgenommen hatte. Das würde sicher sehr lustig werden. Vielleicht vergriff er sich ja an den Rosensträuchern von dem uralten Senator Flavius. Sie mochte keine Rosen.

  • Ein Possenspiel, eine Tragödie in bester Manier, womöglich sollte man dem Herrn Aquilius empfehlen, den Sklaven nicht für die Löwung zu verwenden, doch viel eher für eine szenische Darbietung. Es bedurfte keiner Worte mehr, darum ließ Sciurus Rutger Severus ziehen und trat hernach selbst an der gaffenden Meute vorbei.
    "Was wärt ihr ohne sie?", waren einzig seine Worte, bevor er den Raum verließ und jene, welche bereits die Freilassung eines Sklaven hatten miterlebt, würden wissen, dass diese nur allzu schnell im Dreck der Stadt versanken, so sie sich den Flavia als Klientel entzogen.

  • Rutgers Beherrschung reichte gerade, um die paar Schritt aus der Cenatio heraus mit Würde hinter sich zu bringen. Kaum war er außer Sicht der Gaffer verzerrte sein Gesicht sich im Zorn, krallte seine Hand sich um die Holzschale, dass die Knöchel weiß wurden. Dieser Bastard! Bedrohte der doch seine Freundin anstatt sich wie ein Mann selbst zur Wehr zu setzen!
    Der verschluckte Zorn würgte ihn in der Kehle. Tief atmete er durch, und ging dann schnellen Schrittes hinaus auf den Hof. Er brauchte frische Luft!

  • Nach einer doch recht kurzen Nacht, die einem langen, teils unterhaltsamen Abend gefolgt war, stand ich schließlich doch auf, zog mich an und eilte zur Küche, um das Frühstück für Aquilius zu holen. Mir selbst knurrte auch schon der Magen vor Hunger, was meine Stimmung an diesem Morgen wohl nicht sonderlich bessern würde. So beschloß ich wenigstens, daß ich in der Küche das Tablett mit besonders großen Portionen bestücken lassen würde, damit ich im Zweifelsfall auch noch meinen Anteil davon abbekam.
    Doch wie es der Zufall so wollte, kam ich erst gar nicht bis zur Küche.
    Als ich am Speisesaal der Sklaven vorbei gehen wollte, lief ER mir direkt in Arme.
    Ich lächelte süßlich und noch süßlicher, so daß es fast schon kleben mußte, war meine Stimme.


    Guten Morgen, leannán! Hast du vielleicht einen Moment Zeit für mich?

  • Straton hatte sich den Weg weisen lassen, aber im Grunde unterschied sich die Architektur der Villa Flavia in Rom nicht sonderlich von dem Besitz der Flavier in Hispania. Es war kühler, und er vermisste den Geruch der hispanischen Gräser, aber ansonsten blieb sich im Grunde vieles gleich. Die Intrigen würden dieselben bleiben, das Geschwätz auch, die Menschen im großen und ganzen wahrscheinlich auch, ob nun frei oder nicht frei. Menschen waren zumeist Konstanten in ihrem Verhalten, und er wusste schon zuvor, wie ihm die Mehrheit begegnen würde - mit einer gewissen Ablehnung, mit der man den meisten Angehörigen des hispanischen Haushalts anderswo gegenübertrat. Straton hatte sich daran gewöhnt, und war nun bereit, die anderen Sklaven des Haushalts kennenzulernen. Es würde ihm seine Aufgaben sicherlich erleichtern, und seine Studien desgleichen.


    "Salve miteinander," sagte er, als er um die Ecke bog und den Raum betrat, in welchem die flavischen Sklaven ihr Mittagsmahl einnahmen. Es roch weder gut noch sah es gut aus, und dies war ein Umstand, der Straton weder gefiel noch würde er ihn auf sich beruhen lassen. Ein Ort, an dem er zu speisen gedachte, sollte nicht aussehen wie eine billige Hafenspelunke. "Ich bin Straton, und neu hier," stellte er sich den Anwesenden vor. Anscheinend war er passend angekommen, so mancher war gerade hier und schlang seinen Brei eilig hinunter.

  • Man mußte es einfach positiv sehen, daß dies Zeug, was man hier Essen nannte, ungenießbar war. So käme man nie in die Verlegenheit, fett zu werden. So stocherte ich auch heute wieder planlos in meinem Schälchen mit Haferschleimpampe á la Attalus herum, um die Erkenntnis zu gewinnen, daß dies nicht mein Lieblingsgericht werden würde.
    Genervt sah ich auf, als ich ein Salve miteinander! hörte. Diese Stimme und auch der dazu passende Mensch, waren mir völlig fremd. Anscheinlich ein Neuer! Ja, das sagte er auch dann. Straton, aha. Toller Name! Doch offensichtlich schien das im ersten Moment niemanden zu interessieren. War ja auch mal wieder typisch. Diese Schnarchnasen hier hatten, wenn überhaupt, nur sich selbst im Kopf. Jeder war sich hier der Nächste, abgesehen von einigen Ausnahmen!
    Da ich wußte, wie schrecklich es war, vollig neu, hier in diesem Haus zu sein und weil das Essen sowieso für die Katz war, ging ich auf ihn zu.


    Salve, ich bin Bridhe! Du bist neu hier?


    Aufmerksam betrachtete ich mein Gegenüber. Groß, dunkler Typ, muskulös, geradezu gutaussehend! Fast schon eine Sünde wert! Zum Glück war Severus gerade nicht in Sichtweite, sonst wäre er wahrscheinlich vor Eifersucht wieder Amok gelaufen.

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