• Unverhohlen ergötzten sich die Sklaven, die verschlafen auf den wackeligen Bänken sassen, und ihr nicht gerade berauschendes Morgenmahl einnahmen, an dieser unterhaltsamen und dramatischen Szene, die ihnen da so früh am Morgen schon geboten wurde. Das war beinahe noch besser als die Geschichte neulich, als der Germane und der Vilicus sich beinahe geprügelt hätten.
    "Liebe!", krächzte die alte Nike und kicherte hämisch mit beinahe zahnlosen Mund, als wäre das ein prächtiger Witz.
    "Liebe...", seufzte verzückt eine rosige Waschmagd, und sah verträumt zur rauchgeschwärzten Decke empor.
    Und "Liebe, pah", grinste ein stämmiger Rossknecht, starrte Bridhe auf das Hinterteil und leckte sich anzüglich die Lippen.


    Ohne diesem - belanglosen - Publikum Beachtung zu schenken, stand der Germane vor seiner Liebsten und war verwirrt. Da war sie einmal völlig aufgelöst wegen ihrer Strafe und dann bitterböse, dass er versuchte ihr zu helfen?
    "Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe, Süße!", schnappte er, wütend dass sie sein Wort in Frage gestellt hatte. Das war eine Sache der Ehre, und da war er empfindlich. Dann seufzte er und sagte etwas versöhnlicher:
    "Aber ich wollte doch nicht Dein Geschenk schmälern! Und Du musst wirklich nicht leiden für mich, damit ich weiss was ich an Dir habe!"
    (Die alte Nike rollte mit den Augen. Die Waschmagd seufzte 'ach'. Der Pferdeknecht hatte schon wieder das Interesse verloren.)
    "Nämlich einen wunderbaren Schatz, den ich für keinen Albenhort der Welt hergeben würde."
    Das klang dann schon wieder sehr schwärmerisch. Kurzerhand beugte er sich vor, um das zu tun was er gleich zu Anfang vorgehabt hatte, packte Bridhe, drückte sie einfach an die Wand und küsste sie heftig und hitzig, noch durchdrungen von dem Feuer ihres scharfen Wortwechsels. Sie zu küssen hatte auch den Vorteil, dass sie währenddessen nicht widersprechen konnte.
    Das Publikum feixte.

  • Aha, aus Spanien kam Straton. Auch sein Herr wollte bald heiraten. Das erinnerte mich an etwas!
    Jetzt wollte er auch noch wissen, was meine Aufgaben waren. Unwissentlich hatte er da einen wunden Punkt getroffen. Nur ungern erzählte ich darüber. Denn wenn ich erst einmal davon erzählt hatte, begann auch bald das große Tuscheln.
    Och, weißt du, alles mögliche. Mal dies, mal jenes.


    Dann kam auch schon Luca zu uns herüber. Er hatte doch tatsächlich alles verputzt! Doch er fand den Fraß wohl auch nicht so prickelnd.


    Ja, ich hab´s dir ja gesagt! Der Mist ist ungenießbar! Wenn du erst mal gesehen hast, woraus das Zeug hergestellt wird, willst du sowieso nichts mehr davon essen!
    Aber mal ganz unter uns, wenn ihr mal was Gescheites haben wollt, wartet einfach noch eine Weile. Später,wenn hier der Trubel nachläßt, wird es auch in der Küche ruhiger. Dann kann man ganz entspannt dort etwas stibitzen, was eigentlich für die da oben bestimmt ist.

    Mit meinem Zeigefinger deutete ich nach oben und meinte damit die Herrschaft, die sich täglich mit dem Feisten den Wanst voll schlug.


    Soso, Straton, war also Achaier. Achaia, nie gehört! Keine Ahnung, wo das lag!
    Ich wollte ihm gerade auf seine Frage nach meinem Herrn atworten, da tauchte Severus aus dem Nichts auf, begrüßte die beiden Fremden, stellte sich dann neben mich und legte seine Hand besitzergreifend auf meine Schulter.
    Dia duit, leannán!,
    begrüßte ich ihn freundlich lächelnd, während er sich mit den beiden zu unterhalten begann.
    Was mich schon etwas stutzig machte, waren Lucas Bemerkungen über seinen Onkel und seine Mutter gewesen. Wieso sollte Straton ihn denn kennen? War sein Onkel denn so furchtbar wichtig? Und hatte etwa seine Mutter dafür gesorgt ,daß er nun als Sklave hier sein mußte?


    Was? Deine Mutter hat dich hierher geschickt?! Wie konnte sie das denn nur über´s Herz bringen? Den eigenen Sohn!
    Ich schüttelte völlig verständnislos den Kopf.

  • Die da oben,


    wiederhole ich. Die 'da oben'?, denk' ich, wieso - essen die was anderes?


    na, die Kost ist ausschließlich steigerungsfähig, 'was anderes geht ja wohl nicht.


    Ooooooooooooh nein, stopstopstopstopstop. Nicht an Mutter denken, nicht jetzt, Sack Zaemenzizium noch eins, Luca: alles in Ordnung. Bridhe, und wie Mutter es nicht übers Herz gebracht hat, mich zu verlassen. Gewehrt hat sie sich bis zuletzt, als sie nur noch hustete und Blut spuckte und kein frisches Laken mehr da war, da hat sie beruhigende Kräuter zum Schlafen genommen.- Aus - nein - aus - nein -


    Der Soldat hält sich gerade, der Soldat zeigt keine Tränen, der Soldat - Aachtung!


    Ich hab' meine Mutter vor neun Wochen begraben, sage ich und senke meine Stimme, - Bluthusten. Sie wollte unbedingt, daß ich nach Rom gehe, wollte nicht, daß ich allein in Flaviobriga bleibe; mein Vater war ja schon vor meiner Geburt tot, und alles Geld bis auf der für meine Überfahrt zurückgelegte war ja auch schon weg.


    Mei, ich versuche zu lächeln und schnüffele, außer Fischen kann man in der Siedlung nich' viel lernen, und Fischen kann ich schon. Aber ohne Geld für ein Boot und Netze ist das nicht gerade zunkunftsträchtig.

  • Ach herrje, da hatte ich ja mal wieder zielgenau das Fettnäpfchen getroffen! Betreten schaute ich ich ihn an, ging dann auf ihn zu und nahm ihn mal tröstend in den Arm.


    Ach wie furchtbar! Das tut mir aber jetzt ganz schön leid! Ich weiß selbst wie schrecklich es ist, die Mutter zu verlieren! Meine Mutter starb auch, vor fünf Jahren. Ich weiß, wie du dich jetzt fühlen mußt!


    Noch einen Moment verharrte ich in dieser Umarmung, bis mir dann doch einiges spanisch vor kam :D.


    Also, dann hast du dich selbst, ähm ich meine du bist jetzt freiwillg hier? Bist du einer von Aquilius´ Fischern?


    Irgendwie wurde das ganze immer verworrener oder ich stand auf dem Schlauch und merkte nichts davon!

  • "Thia-duyth min Skaz."
    Glutvoll erwiderte er Bridhes Lächeln, wandte dann wieder seine Aufmerksamkeit den Neuankömmlingen zu, und nickte als sie sich vorstellten. Strathon und Luca, beide aus Hispania, ein Land von dem er nicht viel mehr wusste, als dass es dort angeblich die rassigsten Tänzerinnen der Welt und einen Haufen verfemte Flavier gab.
    Aber was war dieser Strathon denn für einer? Wenn er beim Anblick des Speisesaales schon so pikiert war, dann würde er in Angesicht des düsteren Gewölbes, das sich Nachtlager schimpfte, wahrscheinlich gleich in Ohnmacht fallen. Severus musterte den Griechen befremdet von oben bis unten, und hob spöttisch einen Mundwinkel, weil er fand, dass der sich gewaltig aufspielte. Und hatte er nicht eben was von "seit vier Generationen" aufgeschnappt? Ein Gezüchteter also. Die waren doch allesamt ein wenig neben der Spur.


    "Mhm, der Puls ist eine Spezialität des Hauses", grinste er zu Luca, "Sehr solide, damit kannst Du Mauern hochziehen und Fundamente legen."
    Was für eine traurige Geschichte der Junge doch hinter sich hatte! Er wirkte ja trotzdem recht fidel, aber es erschütterte den Germanen schon, zu hören, dass Lucas eigene Mutter ihn anscheinend in die Sklaverei zu den Flaviern verkauft hatte! Diese Südländer waren einfach von grausamer Natur, es zeigte sich immer wieder. Ach nein - die Mutter war tot. Das war natürlich auch nicht schön. Er nickte mit Anteilnahme. Bridhe übernahm das Trösten.
    Aber etwas stimmte hier nicht. Moment - Onkel Furianus? Er sah Luca forschend an, und langsam dämmerte ihm die Erkenntnis. Kein Sklave?
    "Ach -" erkundigte er sich, "das heißt Du bist ein Bastardsohn?"

  • Im wahrsten Sinne des Wortes hatte er mich wieder überwältigt! Ohne noch ein Wort der Empörung los werden zu können, drückte Severus mich an die Wand küßte mich, wie nur er mich küssen konnte. Wehrlos ließ ich ihn gewehren, während sich unser Publikum, welches sich mittlerweile um uns gescharrt hatte, gierig zusah und seine dummen Kommentare dazu ablieferte.
    Doch auch irgendwann hatte dieser Kuß auch ein Ende.


    Leannán, mein Süßer, mein Ein und Alles!
    Völlig dahingescholzen sah ich ihn an. Jetzt war es an der Zeit, ihn darüber aufzuklären, wie sein heutiger Tagesablauf auszusehen hatte.


    Leannán! Es ist der Wunsch unseres Herrn, daß ich heute einkaufen gehen soll und du darfst mich dabei begleiten! Ist das nicht toll! Ich darf mir was kaufen gehen! Und du sollst auch was bekommen!


    Ich war völlig verzückt, der Ekstase nahe.

  • Er hatte doch recht gehabt. Ein Flavier. Der Hinweis, warum er dies sicher sagen konnte, war schnell gekommen, schneller, als Straton es gedacht hatte - und 'Luca' hatte ihn selbst gegeben. Eine Spionageaktion war es wohl nicht, eher ein weiterer Beweis für die bisweilen ausgesprochen exzentrischen Handlungen der Flavier, man war es ja gewöhnt. "Natürlich kenne ich Flavius Furianus. Der senator weilt derzeit in der villa Flavia, es geht wohl kein Weg daran vorbei, ihn kennenzulernen, wenn er dort wohnt. Und ein Bastard ist er nicht, sondern ein Mitglied der gens Flavia," sagte Straton in 'Luca's Richtung mit einem leichten, vagen Heben der Mundwinkel. "Ich denke, Du bist Cnaeus Flavius Lucanus, Sohn des längst verstorbenen Gaius Flavius Maximus, und Sohn der jüngst verstorbenen Foslia Milonia. Die Familienähnlichkeit ist unverkennbar, der hispanische Zweig hat seine Merkmale stets recht deutlich vererbt."


    Er blickte sich kurz um, und die letzten der eiligen Mittag-puls-herunterschlinger waren recht eilig verschwunden, als sie gemerkt hatten, dass sich jemand hier befand, der eventuell zur gens Flavia gehören konnte. Die Familie war nicht umsonst für ihre Unberechenbarkeit bekannt, am einen Tag schien die Sonne, am anderen konnte es ordentlich krachen. "Dominus, dies ist nicht der richtige Ort für Dich - und dieses Essen ist sicher auch nicht für Dich gedacht gewesen. Möchtest Du etwas zum nachspülen haben?" Sicher war sicher, gutes Wetter war schnell gemacht und vor allem kostete es ihn wenig. Gleich am ersten Tag hier musste es ja nicht unbedingt irgendwelchen Ärger geben.

  • Upps! Gerade noch tröstete ich den armen Kerl, als ich Stratons Worte hörte, sie aber nicht sofort begriff. Abwechselnd sah ich zu den Dreien, Severus, Straton, Luca.
    Endlich begriff ich!


    Oh Sch....uldigung!


    Eigentlich wollte ich ja das böse Wort mit sch sagen, doch in Anbetracht der Lage verkniff ich mir das jetzt besser! Wo war die nächste Erdhöhle, damit ich darin verkriechen konnte?


    Oh, dominus! Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung!


    Inzwischen mußte sich mein Teint krebsrot gefärbt haben. Völlig aufgelöst zappelte ich herum, wie ein Aal, den man gerade gefangen hatte.

  • Zitat

    Original von Bridhe
    Ach herrje, da hatte ich ja mal wieder zielgenau das Fettnäpfchen getroffen! Betreten schaute ich ich ihn an, ging dann auf ihn zu und nahm ihn mal tröstend in den Arm.
    Ach wie furchtbar! Das tut mir aber jetzt ganz schön leid! Ich weiß selbst wie schrecklich es ist, die Mutter zu verlieren! Meine Mutter starb auch, vor fünf Jahren. Ich weiß, wie du dich jetzt fühlen mußt!
    Noch einen Moment verharrte ich in dieser Umarmung, bis mir dann doch einiges spanisch vor kam :D.
    Also, dann hast du dich selbst, ähm ich meine du bist jetzt freiwillg hier? Bist du einer von Aquilius´ Fischern?
    Irgendwie wurde das ganze immer verworrener oder ich stand auf dem Schlauch und merkte nichts davon!


    Zitat

    Original von Rutger Severus
    "Mhm, der Puls ist eine Spezialität des Hauses", grinste er zu Luca, "Sehr solide, damit kannst Du Mauern hochziehen und Fundamente legen."
    Was für eine traurige Geschichte der Junge doch hinter sich hatte! Er wirkte ja trotzdem recht fidel, aber es erschütterte den Germanen schon, zu hören, dass Lucas eigene Mutter ihn anscheinend in die Sklaverei zu den Flaviern verkauft hatte! Diese Südländer waren einfach von grausamer Natur, es zeigte sich immer wieder. Ach nein - die Mutter war tot. Das war natürlich auch nicht schön. Er nickte mit Anteilnahme. Bridhe übernahm das Trösten. Aber etwas stimmte hier nicht. Moment - Onkel Furianus? Er sah Luca forschend an, und langsam dämmerte ihm die Erkenntnis. Kein Sklave? "Ach -" erkundigte er sich, "das heißt Du bist ein Bastardsohn?"


    Bridhe drückt mich an sich und einen kurzen Moment lang vergesse ich mein Badetuch, das sich sachte lockert. Im letzten Moment greife ich schnell nach unten und rette mich - und Bridhe? - vor eine Situation mit ziemlich gewissem, oberpeinlichen und womöglich (wenn ich an die "das da gehört mir'-Pranken von Severus denke) hals-brecherischem Ausgang ...


    Mein Gefummele an meinem Badetuch stört die traut-tröstliche Umarmung ein wenig, was im Sinne der Außenwirkung - die Pranken! - so schlecht nicht ist. Aber - Was? - Wie?


    Aquilius' Fischer? Was für ein Aquilius? Ich schaue Bridhe etwas irritiert an, da zischt an meinem Ohr ein neues Wort vorbei, dreht im Flug um und bohrt sich scharf in meine Ohrmuschel: B-a-s-t-a-r-d-s-o-h-n.


    Ich löste mich von Bridhe und drehe mich in derselben Bewegung zur Herkunft des Wortes um:


    Severus, was - hast - Du - ge - sagt? Ich betone jede Silbe schmallippig. Bas - tard - sohn? Was möchtest Du damit sagen?
    Über - MEI - NE - MU - TTER! sagen?

    (Dick unterstrichen, Großbuchstaben, Ausrufezeichen.) Die geselligen Minuten im Kreise von netten Leuten sind irgendwie ziemlich plötzlich ziemlich völlig vorbei.


    Pedro hat immer gesagt: erst zuschlagen, dann fragen, alles andere führt zu nix. Ich frage aber immer lieber erst nach - das dauert nicht lange und prügeln kann man sich dann immernoch. Mit einem großen blonden Schrank mit mit zwei Schaufeln am Oberkörper? (Hat Herkules den nemäischen Löwen gefragt - was?-, bevor er ihn erschlug? Wer ist hier Herkulus, wer der nemäische Löwe?)


    Ich stehe stocksteif, atme schwer, traurig ist mir nun wahrlich nicht mehr zumute, ziehe die Luft leise zischend ein. Wenn jetzt nichts passiert, platze ich, so angespannt bin ich.

  • Und 'es' passiert:


    Zitat

    Original von Straton
    "Natürlich kenne ich Flavius Furianus. Der senator weilt derzeit in der villa Flavia, es geht wohl kein Weg daran vorbei, ihn kennenzulernen, wenn er dort wohnt. Und ein Bastard ist er nicht, sondern ein Mitglied der gens Flavia," sagte Straton in 'Luca's Richtung mit einem leichten, vagen Heben der Mundwinkel. "Ich denke, Du bist Cnaeus Flavius Lucanus, Sohn des längst verstorbenen Gaius Flavius Maximus, und Sohn der jüngst verstorbenen Foslia Milonia. Die Familienähnlichkeit ist unverkennbar, der hispanische Zweig hat seine Merkmale stets recht deutlich vererbt."
    "Dominus, dies ist nicht der richtige Ort für Dich - und dieses Essen ist sicher auch nicht für Dich gedacht gewesen. Möchtest Du etwas zum nachspülen haben?" .


    Ich atme, zähle: 4 und 3 und 2 und 1 und 4 und 3 und 2 und 1 und -


    Danke, Straton, danke, daß Ihr die Ehrenhaftigkeit und Untadeligkeit meiner Mutter bezeugt, sage ich mühsam, körperlich immer noch steif und starr auf Severus blickend. Aber in mir hat sich die gespannte Sehne gelöst, etwas entspannt sich. Entspannt sich so, daß ich wider Willen ich nun doch weinen muß. 'Schlag zu', flüstert mir Pedro zu, 'schlag zu, Du armer Landedler, Du landedles Weichei. Wenn der Schrank auch nur gegen Dich zuckt, ist er tot', schießt es mir durch den Kopf.


    Ich starre Severus weiter an, während mir die Tränen herunterlaufen.


    'Vergiß' das Essen, vergiß' den Speisesaal, Straton', denk' ich, 'das ist doch alles völlig schnurz. Völlig. Der Mann nennt mich einen Bastard, gut, aber meine Mutter damit eine Hure, das ist nicht völlig schnurz.'


    Zitat

    Original von Bridhe
    Oh Sch....uldigung!
    Eigentlich wollte ich ja das böse Wort mit sch sagen, doch in Anbetracht der Lage verkniff ich mir das jetzt besser! Wo war die nächste Erdhöhle, damit ich darin verkriechen konnte?
    Oh, dominus! Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung!
    Inzwischen mußte sich mein Teint krebsrot gefärbt haben. Völlig aufgelöst zappelte ich herum, wie ein Aal, den man gerade gefangen hatte.


    Ist gut, Bridhe, ist gut, Du hast ja nichts gemacht, sage ich leise, ohne den Kopf zu wenden.


    Nichts schlimmes gemacht, nichts schlimmes gesagt, im Gegenteil.

  • Straton blieb ruhig, denn es war das Einzige, das Beste, was in dieser Situation zu tun war. Wenn Rutger reagierte, in irgendeiner Form die Hand gegen den Flavier erhob, konnte er damit rechnen, den Tag nicht zu überleben, und die meisten Germanen waren unbeherrscht. Jedenfalls jene, die er als Sklave bisher kennengelernt hatte. Es durfte nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden.
    "Dominus, wenn Du möchtest, führe ich Dich zu Deinem cubiculum, ich bin mir sicher, er hat mit keinem Wort die Ehre Deiner Mutter angreifen wollen, indes, die Unwissenheit führt die Zunge oft in die falsche Richtung." Keine Ahnung, wo es war, aber Villen unterschieden sich nicht grundlegend, er würde es finden.


    Nicht wahr?! Sein Blick ging zu Severus, eindeutig scharf nun. Entschuldige Dich, Idiot, wenn Du leben willst! lag in diesem Blick, denn anders würde sich diese Sache nicht mehr hinbiegen lassen. Die meisten Flavier waren enorm nachtragend und vergaßen Beleidigungen niemals, selbst wenn sie ungewollt ausgesprochen worden waren. "Die ehrenwerte Fosila Milonia war eine gerechte und anständige Frau, die das Andenken ihres Gemahls sehr hochgehalten hat, nur wer sie nicht kannte, kann irrtümlich so etwas vermuten." Beruhigend sprach er, als müsse er ein Pferd bändigen, das kurz davor war, durchzudrehen. Das flavische Blut - immer hatte es etwas Unstetes besessen, etwas wildes, nahe am Wahn - aber auch das gehörte zu den Eigenschaften eines guten Sklaven, die Herren vor sich selbst zu beschützen ...

  • Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus
    Severus, was - hast - Du - ge - sagt? Ich betone jede Silbe schmallippig. Bas - tard - sohn? Was möchtest Du damit sagen?
    Über - MEI - NE - MU - TTER! sagen?


    Also - so langsam fand der Germane diese Umarmung ein bisschen eng! Doch da löste Luca sich schon wieder von Bridhe, und wandte sich zornentbrannt zu ihm um. Schien die Frage in den falschen Hals bekommen zu haben, der Junge. War vielleicht auch etwas direkt gewesen.
    Was? Der war ein richtiger Flavier?! Garms Grimm! Ja wer hätte denn ahnen können...
    Die Augen des Germanen weiteten sich bei dieser Enthüllung, und er fragte sich, wie er wohl dieses untrügliche Gespür, Flavier gegen sich aufzubringen, erworben hatte. Doch er blieb ruhig stehen, unbewegt wie ein Felsklotz, und sah nur auf den aufgebrachten jungen Mann, der bereit war, die Ehre seiner Mutter mit den Fäusten zu verteidigen.
    Bloss nicht zurückschlagen. Nur ja nicht zurückschlagen. Wenn Du zurückschlägst kreuzigen sie Dich. Bleib ganz ruhig.
    "Verzeih. Ich wollte nichts gegen Deine Mutter sagen."
    Trotz der Gefahr, die "Luca" nun für ihn darstellen mochte, tat er Severus beinahe leid. Er achtete nicht auf die Worte der anderen und blickte dem jungen Flavier direkt ins Gesicht, sah dessen Wut und Tränen. In einer ehrlich entschuldigenden Geste hob er die Hände und suchte zu erklären.
    "Ich dachte, wenn Du kein Sklave bist, und doch hier bei uns unten ißt, wäre das die Erklärung. Doch weder Dich noch Deine Mutter beabsichtigte ich zu schmähen, Ju... - Flavius. Entschuldige bitte."

  • Ich blicke Severus weiter an, ohne meine Augen von ihm zu wenden: 'Jetzt bist Du am Zug'.
    Stration sagt irgendwas, ich höre nicht wirklich hin, das ist jetzt alles ohne Bedeutung.


    Während ich da stehe, langsam die Tränen wieder versiegen, die salzigen Bächlein auf meinen Backen trocknen, dämmert mir langsam, daß ich nicht im Wirtshaus von Flaviobriga, nicht in Flaviobriga, sondern im Haus meiner Familie, im Haus der gens Flavia in Rom bin.


    Was hier in diesem Raum passiert, das bleibt nicht in diesem Raum, das verbeitet sich, durch das Haus, durch die Familie, die anderen Familien, durch Rom. Hier kann ich nicht sagen: 'Wir gehen jetzt mal vor die Tür' und dann regeln wir das, nur wir zwei, Severus und Luca. In Flaviobriga bleibt sowas unter sich, selbst wenn ich Prügel einstecken muß, dann habe ich auch welche ausgeteilt, das ist ein fairer Kampf zwischen gleichen, egal, ob zwischen Römern, zwischen Römern und Peregrinen oder auch Römern und Menschen im Sklavenstand. Flaviobriga ist ein Dorf an einer ansonsten kaum bewohnten Küste, da verschwimmen die Standesunterschiede. Hier nennt man mich nun dominus und ein Sklave ist hier ein Sklave, egal wie gebildet, egal welcher Herkunft, egal mit welchen Fähigkeiten.


    In wenigen Stunden weiß das ganze Haus, daß Severus die Mutter des Großneffen von Gracchuns, des Neffen von Furianus und und eine Hure und mich selbst einen 'Bastardsohn' genannt hat. Schei-ter-hau-fen!


    Wie kann ein Sklave nach den Maßstäben von Rom und der gens Flavia die Ehre meiner Mutter wieder herstellen?
    Kann ich mich mit ihm - einem Sklave - prügeln?


    Kann ich sagen, gut, er wußte es nicht, weil ich mich verlaufen hatte und dann im Speiseraum der Dienerschaft meinen Hunger gestillt und zunächst Freundschaft geschlossen hatte, wie man das gewöhnlicherweise bei mir daheim macht? Aber er kannte meine Onkel Furianus, wenigstens vom Namen her, kann man nach den Maßstäben von Rom und denen in der gens Flavia sagen: gut, das was unbedacht, daß er mich einen Bastardsohn und meine Mutter eine Hure nannte, hätte ja sein können nicht? Kommt vor, immer wieder, daß jemand irgendein Kind nicht von der eigenen Ehefrau, vom eigenen Ehemann hat - kommt das überhaupt vor? Habe ich dann selbst noch Ehre?


    Stellt es die Ehre meiner Mutter wieder her, wenn ich den Sklave Severus töte, töten lasse, prügele oder prügeln lasse, einen Menschen, der sich nicht wehren darf, also mir nicht ebenbürtig ist? Stellt der Tod, die Demütigung eines Menschen überhaupt "Ehre" wieder her?


    Wenn ich dafür sorge, daß er freigelassen wird, daß er mir nach den Maßstäben von Rom und der gens Flavia ebenbürtig ist - geht das überhaupt? - und mich dann prügele oder mit ihm kämpfe, ist das ehrenvoll und stellt die Ehre meiner Mutter wieder her? Habe ich dann - tot oder lebendig - Ehre? Von einem Schrank von einem Freigelassenen in einem Zweikampf totgeschlagen - ist das ehrenvoll?


    Mutter hat immer gesagt, ehrenhaft ist der Mensch, der hilfreich, großmütig und gut ist. Aber Mutter wollte, daß ich ein nützliches und ehrenhaftes Mitglied der gens Flavia werde, es in Rom lerne, zu werden. Kaum einen Tag hier und schon bin ich in einer Situation, in der ich keinen Ausweg sehe.

  • Zitat

    Original von Rutger Severus
    "Verzeih. Ich wollte nichts gegen Deine Mutter sagen."
    "Ich dachte, wenn Du kein Sklave bist, und doch hier bei uns unten ißt, wäre das die Erklärung. Doch weder Dich noch Deine Mutter beabsichtigte ich zu schmähen, Ju... - Flavius. Entschuldige bitte."


    Was würdest Du tun, wenn Du bei Dir zu Hause wärst, dort, wo Du herkommst, wo Du alle Rechte hättest, und jemand Dich einen Bastardsohn und damit Deine kürzlich verstorbene Mutter eine Hure genannt hätte? Was würdest Du mit Deinesgleichen, was mit einem Rechtlosen, einen Sklaven tun? Wie würdest Du die Ehre Deiner Mutter wiederherstellen wollen, können?


    Ich sehe mich im Raum um, außer Bridhe, Severus, Straton und mir ist niemand mehr hier.


    Was?


    Was soll ich tun?

  • "Entschuldige, dominus, aber wieso lässt Du dies nicht Deine Mutter selbst entscheiden?" Ruhig war die Stimme des Griechen zu hören, der den Vorschlag in den Raum geworfen hatte, die Stille durchschneidend wie ein Messer eine reife Frucht durchtrennte. "Sie ist es, deren Ehre verletzt wurde, und wenn Du nicht entscheiden möchtest, wäre vielleicht ein Opfer vor dem Familienaltar angebracht, bei dem ihr Ahnengeist um Rat gefragt wird."
    Jedes römische Haus hatte einen Hausaltar, und besonders alte Familien brüsteten sich damit, die Ahnenmasken aller Verwandten im Schrein aufzubewahren - so auch die Flavier. Wie auch sein eigenes Volk waren die Römer mit ihren Göttern stark verbunden, ebenso mit ihren Ahnen, und vielleicht war dies der Ausweg, der dem jungen Mann gestatten würde, sein Gesicht zu wahren - und Severus, seine Haut zu retten. "Mein Herr ist Priester, vielleicht würde er Dir bei dieser Angelegenheit auch zur Seite stehen, wenn Du ihn danach fragst."

  • Gebannt beobachtete ich das Szenario, nicht fähig noch ein Wort zu sagen. All das, was ich gesagt und getan hatte, war mir jetzt so unendlich peinlich. Doch meine größte Sorge galt Severus. Sicher, auch er hatte in Unwissenheit gehandelt. Doch Severus hatte Lucas Mutter eine Hure genannt. Wissentlich oder unwissentlich, spielte hier keine Rolle!
    Da kam Stratons Einwurf wie gerufen! Ich hatte zwar keine Ahnung, wie Luca seine tote Mutter fragen wollte, was er tun solle. Aber gut. Vielleicht hatten sie ja auch ein Ritual, um die Geister der Anderswelt herbeizurufen.
    Wenigstens wäre Severus für´s erste einmal sicher.


    Bitte dominus, nimm Stratons Vorschlag an! Bitte!
    Endlich fand ich meine Worte wieder. Bittend, bettelnd sah ich zu Luca, oder besser Lucanus.

  • "Ich hab Dich nicht so genannt. Ich hab gefragt, verdammt. Nicht Dich beschimpft und nichts behauptet. Gefragt.", versuchte Severus sich zu verteidigen. "Wie hätte ich denn ahnen können... euereins kommt NIE hier herunter!"
    Stur erwiderte er den Blick des jungen Mannes, verbarg seine Angespanntheit hinter einer unbewegten Maske. Der Flavier schien zu schwanken. Wahrscheinlich dachte er gerade über die Vorzüge der verschiedenen Hinrichtungsmethoden nach. Verdammte Scheisse. Was sollte er denn noch tun. Sich zu Boden werfen? Nein danke. Er reckte das Kinn und entgegnete auf die Frage Lucanus' mit kühlem Stolz:
    "In meiner Heimat, Flavius, in den Landen der Chatten, war ich der Sohn eines Drichten - eines Stammesfürsten. Ich trug die Zeichen meines Standes, langes Haar und die Waffen eines Kriegers. Mit einem Unfreien hätte man mich nicht verwechseln können, und auch von einem Bastardsohn - mein Vater hat ein paar - war ich wohl zu unterscheiden."
    Naja - er blickte auf den blossen Oberkörper des Flaviers - beim Baden vielleicht weniger.
    "Meine Mutter ist eine Hohe Frau, und hätte jemand sie wissentlich eine Hure geschimpft, so hätte ich mit ihm gekämpft und ihn totgeschlagen. - Aber ich wusste verdammt noch mal nicht wer Du bist! Und. Ich. Hab. Nur. Gefragt."
    Ärgerlich wandte er den Kopf zu Straton, als der seinen Vorschlag vorbrachte, der ihm gar nicht behagte. Und Bridhe fiel auch noch mit ein. - Eine tote Flavia stören?! Die lebenden waren schon furchterregend genug. Die Sache wuchs und wuchs...
    Er schüttelte den Kopf mit fester Überzeugung.
    "Wozu eine Tote herbeirufen, wozu an das Gefüge der Welten rühren, wenn doch auch die Lebenden selbst entscheiden können! Kämpfe eben mir mir, Flavius - Du kannst ja einen Kämpfer an Deiner Statt bestimmen - wenn Du meinst, dass die Ehre Deiner Mutter nun beschmutzt sei durch mich."

  • Nachdenklich sehe ich Straton an, vier Generationen, soso. Einen Sack voll Ratschlägen und stets bereit, sie anderen aufzuhalsen. Was ging ihn das eigentlich alles an? War er nicht auch neu hier? Welches Interesse hatte er an der Sache? Die wenigsten Menschen, die ungefragt Ratschläge gaben, waren auch uneigennützig. Wenn zwei sich streiten, profitiert ein Dritter ... Will Stration mich und Severus sich verpflichten? Weil er als Schlichter auftreten kann? Und wer ist sein Herr? Gracchus oder Aquilius, den ich nicht kenne? Wie würde er den Willen meiner Mutter interpretieren? Ich mache mir nichts vor, Zeichen konnte man so oder anders auslegen.


    Scheinbar gedankenvoll betrachte ich meine Hände, ja, den Siegelring meines Vaters habe ich in meinem cubiculum gelassen, weil ich ihn gleich heute reinigen und polieren wollte, nach der langen Reise. Ich war hier unter Meinesgleichen, wir sind uns aufrecht begegnet und haben uns in die Augen gesehen, wie Menschen, die das Schicksal aus unterschiedlichen Richtungen hier in der Fremde zusammengeführt hat.


    Severus gefällt mir - aufrecht, hitzig, ehrlich, kein kriecherischer Duckmäuser. Und wahrscheinlich kam wirklich nie jemand von meinen Verwandten hierher; bei mir daheim haben wir alle an einem Tisch gesessen, aus denselben Töpfen gegessen. Traurigkeit überfällt mich, wenn ich an mein Leben in Flaviobriga denke, die Hausgemeinschaft, die Freundschaft mit Pedros Familie. Alles ist jetzt anders. Das weiß ich jetzt.


    Das ist ein wohlbedachter Vorschlag, Stration sage ich nun, aber ich weiß, was meine Mutter will, denn ich habe mein ganzes Leben an ihrer Seite verbracht.- Man muß keine Fragen stellen, wenn man die Antwort schon kennt. An Severus gewandt füge ich hinzu: Dir hat das Schicksal zwar Deine Rechte, nicht aber Deine Aufrichtigkeit genommen. Ich sehe, ich habe auch meinen Anteil an diesem ... 'Durcheinander' möchte ich sagen, an diesem ... Mißverständnis. Ich entspanne mit merklich, zucke ein wenig mit dem Schultern.


    Ich hatte vor, in den ersten Tagen nach meiner Ankunft ein Bildnis meiner Mutter der Iuno, Schützgöttin der matronae und der Ehe zu weihen. Ich möchte, daß Du - ich sehe Severus immernoch an - und Bridhe ein leichtes Nicken zu ihr mich dabei begleitet und wir beide ihr ein gemeinsames Tieropfer darbringen. - Wenn es Deiner Frömmigkeit gegenüber Deinen Göttern, Severus, nicht widerspricht.


    Wie oft habe ich mich mit Pedro gestritten? Den Tod, die Pest an den Hals gewünscht, uns und unsere Familien gegenseitig verflucht, verspottet im aufbrausenden Zorn? Wie oft hielt Pedros Vater mich an, wenn wir tagelang einander wütend und aufmerksam ignorierten hatten und sage nur ruhig: 'Luca, wir haben noch Muscheln übrig, komm, sonst werden sie schlecht'? Und dann ging ich mit, Pedro saß in der Küche und sein Vater setzte schweigend eine dampfende Schale zwischen uns auf den Tisch. Eine Schale für zwei. 'Opfert und eßt' sagte er dann und ging hinaus.

  • Ein gewaltiger Felsblock fiel dem Germanen vom Herzen bei dem erlösenden Wort 'Missverständnis', beinahe spiegelbildlich zu Lucanus löste sich die Anspannung seiner Muskeln, und die Härte in seinem Gesicht wich einem aufziehenden Ausdruck der Erleichterung. Frowe Hulda sei Dank - das hier hätte ganz schön ins Auge gehen können! Vor allem nachdem es ja nicht gerade die erste 'Schandtat' gewesen wäre, gegen die erhabene Gens Flavia, die man ihm hätte vorwerfen können.
    Ernst und eindringlich erwiderte er den Blick Lucanus', als der seine edelmütige Entscheidung kundtat, und es schien ihm, dass der junge Mann, obgleich noch immer halbnackt und mit den Spuren der Tränen im Gesicht, in jenem Moment tatsächlich eine Art von Noblesse offenbarte, die weder der strahlenden Toga noch des prunkenden Schmuckes bedurfte.


    Er nickte einwilligend, und erwiderte förmlich:
    "Hab Dank, Flavius Luca. - Meine Götter werden es mir nicht verwehren, so das Andenken einer hohen Frau zu ehren."
    ...obwohl sie Römerin ist. Und wenn doch, dann war es ihm gleich. Die Asen hatten ihm ihre Huld entzogen und ihn alleingelassen, denen schuldete er gar nichts mehr! Höchstens noch Freya - die war ihm wohl noch immer geneigt, wie man an der zauberschönen Irin an seiner Seite sehen konnte - doch die weissarmige Wanin war von milder Art und würde ihm kaum zürnen.
    Dass der Flavier überhaupt auf den Gedanken kam sich danach zu erkundigen, der Respekt der darin mitklang - ein Respekt, dem der Germane noch nie bei einem Römer begegnet war - nahm ihn sogleich sehr für den jungen Mann ein. Natürlich war er auch argwöhnisch - es handelte sich ja eben nun mal um einen Flavier, und deren Sippe war bekanntlicherweise unberechenbar und wechselhaft, mal die Großmut in Person, mal bösartige Tyrannen - doch er beschloss kurzerhand, Flavius Luca zu denen zu zählen, die er schützen würde wenn es darauf ankam. (Damit waren es dann schon zwei.)


  • Na endlich war sie wieder vernünftig. Nein. Doch nicht. Den härtesten Schlag hatte sie sich heimtückisch für den Schluß aufgespart. Sie nannte ihn, vor versammelter Mannschaft: "Süßer".
    Sein Gesicht entgleiste. Es grauste ihn. Er wollte im Boden versinken. SÜSSER. Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Severus, der süße Germane, der süße Severus. Er schluckte und funkelte einen Sklaven, der es gewagt hatte zu lachen, so mordlustig an, dass der erschrocken verstummte. Und schon traf ihn der nächste Hieb in die Magengrube.
    "Einkaufen", wiederholte er mit erloschener Stimme.
    "Famos."
    Euphorisch war ihr Minenspiel. Hier war Widerstand zwecklos erkannte der Germane. Er nahm ihre Hand - "Na dann gehn wir doch!" - und zog sie mit sich, fort aus dem muffigen Saal, den Gang entlang, weg von den glotzenden Augen, stumpfen Gesichtern und mahlenden Kiefern des Gesindes.


    In einer Nische vor einem Fenster blieb er stehen. Durch das schlierige Glas war verschwommen die Krone eines Baumes draussen im Garten zu erkennen, dessen Laub in bunten Herbstfarben erstrahlte.
    "Lass uns doch lieber was in der Stadt essen.", beschloss er.
    "Aber Bridhta... hör mir genau zu... nenn mich nie wieder - hörst Du, nie wieder! - SÜSSER!!!"
    Er zog eine gequälte Grimasse, irgendwo zwischen Verzweiflung und Lachen über sich selbst, und dann fiel ihm das allerwichtigste auf einmal wieder ein, dass er bei diesem Schreck am frühen Morgen beinahe vergessen hätte!
    "Hmm... Aber weißt Du was?"
    Seine Augen blitzten vergnügt.
    "Ich hab auch was für Dich, meine Liebste."

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