Festtag der Fides Publica

  • Naavi äußerte sich nicht zu der Frage, welche die Dame stellte, als sei er gar nicht vorhanden. Das musste er auch gar nicht, denn die dunkelhäutige Sklavin mit den hübschen Augen nahm sich der Sache bereits an. Ihm hätte es ohnehin nicht zugestanden, sich da einzumischen, um sich selbst zu erklären. Seine Aufgabe bestand nur darin, die Dame zu seinem Herren zu geleiten, und das konnte er auch bald in Angriff nehmen, wie es aussah. Die Dame mit den grausamen Zügen lächelte nun nämlich, wenn auch nur kurz. Etwas irritierte ihn allerdings, dass die hohe Dame ihre Sklavin anwies, ihre Worte nochmals zu wiederholen. Ganz so, als ob er mitschreiben müsse oder ihre Worte nicht gut genug waren für den Ägypter. Naaviy gab sich alle Mühe, keine Grimasse zu ziehen ob dieses Verhalten, und das konnte er wahrlich gut. Ganz unbeteiligt stand er da, ließ ihre Benohè aussprechen und verbeugte sich dann. "Eff ift mir eine Ehre..." Sollte er seine Worte über den Umweg der Sklavin an die Dame richten oder direkt an sie? Ersteres. "...deine domina tfu meinem Herren tfu geleiten. Eff ift auch gar nicht weit", versicherte er und lächelte noch einmal. Vielleicht half dieses Lächeln ja der Dame, an etwas Netteres zu denken, denn gerade sah es eher gegenteilig aus. Kurz darauf wandte sich Naavi, der Ägypter, um und bahnte sich und dem kurz darauf folgenden Tross der Claudia einen Weg zu seinem Herren. Auf dem Weg fiel ihm siedendheiß ein, dass er nicht einmal nach dem Namen der Schönheit gefragt hatte und sie somit nicht vorstellen konnte. Aber dafür würde sie ja gewiss ihre Benohè haben. Überhaupt, was war denn das für ein komisches Gehabe? Naavi beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Andere Familien, andere Sitten.


    "dominuff, ich bringe dir eine hohe Dame edlen Geblutf", kündigte Naavi mir also in Ermangelung eines Namens die hübsche Dame an, die er soeben samt ihres Trosses zu mir geführt hatte. "Hohe Herrin, der decemvir litibuff iucandiff Aureliuff Corvinuff." Der flamen dialis opferte gerade Falerner bester Güte, und ob der Ankündigung meines Sklaven gestattete ich es mir, meinen Blick anzuwenden vom Geschehen und ihn auf die herannahende Schönheit zu richten, die mich kurz darauf auch bereits begrüßte. Ihr vielfältiger Schmuck klirrte und strahlte in der Sonne, die Beschaffenheit des Gewands allein bezeugte bereits, dass dies keine einfache Plebejerin war. Ich neigte den Kopf und grüßte leise, da das Opfer in vollem Gange war und ich es nicht stören wollte. "Salve, edle Euphrosyne, und salve auch dir, Fabius Damian. Ich hoffe, ich kann euch von hier eine bessere und weniger einengende Sicht auf das Geschehen bieten" güßte ich. "Welchem achtbaren Hause entstammt eine so bezaubernde Dame?" fragte ich sie nach ihrem Namen.

  • Alsbald gewinnt Corvinus Callista für sich. Eine Göttin. Eine Grazie. Zu gerne sieht sich Callista in jener Gestalt. Verehrt und geliebt von den Menschen. Unsterblich und immer während schön dabei. Ein geschmeicheltes Lächeln umspielt ihre Lippen. Fingiert senken sich ihre Augenlider. Als ob Verlegenheit sie erfasst. Natürlich ist dem nicht so. Sie findet die Ansprache mehr als würdig für sich.
    Nero starrt Corvinus indes kühl an. Schon mit dem ersten Satz hat er es sich bei dem Jungen verscherzt. Nicht, weil er seine Mutter hoch lobt und höfelt. Sondern weil er den Namen des Jungen falsch wieder gegeben hat. Neros braune Augen bohren sich verhalten feindselig in Corvinus. Scheinbar desinteressiert wendet er sich ab und betrachtet die Menschen um sie herum. Die Schwerter der Soldaten und das Glitzern ihrer Rüstung.
    Indigniert bemerkt Callista das Verhalten ihres Sohnes. Denn den Gruß erwidert der Junge nicht. Brüsker Art. Ebenso vexiert der aurelische Sklave Callista. Erneut.
    Dummkopf. Zwei Mal wurde ihm mein Name genannt.
    Womöglich ist er der Narr des Aurelius.
    Traun. Aber ich würde ihn an die Krokodile verfüttern.
    Die Verstimmung zeigt sich nicht bei Callista. Fremde Sklaven sind nicht ihre Angelegenheit.
    "Aus dem Geschlecht der Claudier. Claudia Callista ist mein Name."
    Ungebührlich ist es eigentlich sich selber vorstellen zu müssen. Die Umstände verlangen es nun mal.
    "Mein Sohn und ich wären Dir sehr dankbar. Sollten wir durch Dich mehr von dem Opfer erblicken können."
    In facto. Die Sicht war bedeutend besser. Aber zu Calllistas Ernüchterung ist das Opfer schon verstrichen. Die Diener beginnen aufzuräumen.
    "Betrüblich. Das Opfer ist wohl schon vollendet."


    Eine Reminiszenz streift an Callista vorbei. Sie spürt es. Fühlt es ganze nahe. Sie vermag es jedoch nicht zu greifen, begreifen oder zu erfassen. Schleier umfassen den Gedanken. Das ahnende Sentiment. Verwirrt sind ihre Züge. Aber nicht lange. Ein Blick. Sie spürt ihn. Suchend sieht sich Callista um.
    Und wird der Kollision der kleinen Römerin und dem konsternierten Flavier gewahr.
    Köstlich.
    Das ist Rom, Callista. Ergötzend.
    Traun.
    Mühsam unterdrückt Callista ein vergnügtes Kichern. Die Worte sind ihr unverständlich. Aber es ist ihr allzu deutlich, worum es geht. Scheinbar eine verflossene Amouren.
    Callista wendet sich davon ab.


    Verborgen unter dem Deckmantel eines Lächelns betrachtet Callista ihr Gegenüber. Vingintivir also. Ein wenig enttäuscht ist Callista. Aber Magistrat ist immerhin Magistrat. Apart und ansprechend ist er. Schön und stattlich. Es gefällt ihrem Auge. Selbst wenn sie keinen Senatorenstreifen erblickt. Lieber einen berückenden jungen Römer. Als einen garstigen alten Senator.
    Womit beschäftigt sich ein Decemvir litibus iudicandis?
    Geld, Callista. Geld.
    Traun. Die Erbschaften.
    Callista selber ist schon in den Genuss einer solchen gekommen. Schwach erinnert sie sich an das Siegel eines Magistrats.
    "Ist es nicht schrecklich bedrückend, sich den ganzen Tag mit den Hinterlassenschaften von Verstorbenen zu beschäftigen? Verstorbene und Verblichene. Quotidian."
    Callista könnte das nicht. Nicht inbegriffen, dass Callista niemals arbeiten würde. Dafür ist sie zu sehr ein Schmetterling. Der nur von einem Tag zum Anderen leben kann.
    Das Gewoge und Gewimmel beginnt sich aufzulösen. Geraunt und gewispert wird um sie herum. Von der Morbidität des Flamen.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Würde das Wort eines Senators dir zur Zufriedenheit gereichen? So du deinen Namen mir nennen magst, werde ich eine passende Erläuterung für jenen finden, da ungern ich der wahren Intention der Bestätigung meiner Person würde Ausdruck verleihen, und da du Quintus Tullius zu kennen schienst, wirst du sicherlich verstehen, dass unser gemeinsamer Ursprung mir nicht unbedingt zur Ehre gereicht."


    Lucilla überlegt einen Moment. Nicht weil sie lange ihre Antwort überlegen müsste, schließlich weiß sie wie sie heißt und Gracchus Frage ist auch schnell beantwortet. Zumindest nachdem der Sinn seiner Worte zu ihr gedrungen ist. Denn vorher muss sie erstmal den Knoten aus ihrem Hirn zwirbeln.
    "Mein Name ist Decima Lucilla." Sollte sie noch die ganzen Titel mit anfügen? Auctrix, Verlobte, Schwester, Cousine, etc.? Nein, ist eh egal, und am Ende würde es seine bereitwillige Informationspreisgabe noch behindern. Schließlich gibt es sogar Männer, die der Name ihres Bruders schon von einem Gespräch mit ihr abhält.


    "Und ja, das Wort eines Senators würde mir vorerst genügen bis ich die Details dieser Geschichte kenne." Es fällt ihr nicht auf, wie sie das Wort Details betont.

  • Wahrhaftig war sie es, die Auctrix der Acta Diurna, jene Frau, welche Worte beinahe ebenso schnell konnte über die Gefilde des Imperium Romanum streuen, wie dies sonstig einzig der Imperator Caesar Augustus vermochte zu tun. In einem Satz konnte sie die Spiele eines Aedilen in der Luft zerreißen, ihn zum Gespött des Imperium machen, in einem Abschnitt konnte sie den Senat ins Lächerliche ziehen oder mit einem Artikel den Betrieb eines Eques vernichten. Und doch, Umsicht und Sorgfalt mochten jene Tugenden sein, welche für einen Auctor der imperialen, kaiserlichen Zeitung zur Pflicht gereichte, und da Gracchus gewillt war, an das Gute im Menschen zu glauben, mehr noch seine Art war, sich verzweifelt an jeden noch so marginal glimmenden Funken Wahrhaftigkeit und Güte eines Menschen zu klammern, selbst dann noch, wenn jener Funke ihm längstens die Hände hatte verbrannt, so war er denn auch geneigt, nichts hinter den Absichten der Decima zu vermuten denn einzig das Interesse an Wahrheit. Ein Stück weit vor ihnen hatte Gracchus Senator Purgitius Macer gesichtet und mit ein wenig von Fortunens Glück war jener des deplorablen Zusammenstoßes der Decima mit ihm womöglich nicht gewahr geworden, so dass Gracchus auf den Senator wies und hernach Decima Lucilla bis zu jenem geleitete.
    "Senator Purgitius, salve! Ein außerordentlich guter Ausgang des Opfers, nicht wahr? Wenig ist mehr bedeutsam für das Gedeihen des Imperium denn Treue und guter Glaube. Die Dame Decima Lucilla ist dir bekannt?"
    Somit waren sowohl der Senator, als auch die Dame identifiziert, doch so Purgitius ihn nicht würde beim Namen nennen, mochte Gracchus noch immer im Auge der Auctrix ein anderer sein denn er selbst.
    "In Hinsicht auf die Fides publica tat es sich, dass unser Gespräch sich eben auf die Provinz Hispania lenkte, in welcher des Volkes Treue zuletzt so schmerzlich geprüft worden war und welche nun wieder in Stille sich hüllt. Nun, ich bin ausnehmend guter Hoffnung, dass mein Neffe Furianus, welcher derzeitig dort als Proconsul sein Amt tätigt, jene desolate Situation durch seine Arbeit in Kürze vergessen machen wird, doch muss ich gestehen, dass auch bei uns in der Villa Flavia kaum Kunde von ihm eintrifft und nun, da mein Vetter Felix die Stadt und den Senat verlassen hat, mir auch die Existenz offizieller Berichte verborgen bleibt. Liegt denn dem Senat bereits Kunde vor, wie die Situation der Provinz sich augenblicklich gestaltet?"
    Er hatte seinen Neffen und dessen Vater, seinen Vetter benannt, zudem die Villa Flavia als sein Heim, und so Purgitius nicht aus völlig unerfindlichen Gründen an diesem Tage die Existenz des Flavius Gracchus aus seinem Gedächtnis gestrichen haben mochte oder vehement dessen Zugehörigkeit zur Flavia würde bestreiten, so mochte die Insimulation der Decima damit hoffentlich entkräftigt sein.

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  • Wie immer bei solchen gesellschaftlichen Anlässen blieb es nicht aus, dass ein Besucher von anderen Besuchern angesprochen wurde. Erst recht, wenn der Besucher ein Senator war und sich noch mehr Senatoren auf dem Platz herum trieben. So hatte sich Macer gerade erst von einem Gespärch verabschiedet, da wurde er schon wieder angesprochen. Diesmal war es kein Senator, aber er kannte den Mann trotzdem. Nur wusste Macer wie üblich nicht, woher er ihn kannte und wie er hieß. Während er sich vorstellte, dämmerte es Macer, dass das dieser Flavier mit der verknoteten Ausdrucksweise war, der schonmal Quaestor aber noch nicht Senator war.


    "Salve, Decima Lucilla", grüßte er aber erst einmal die Dame, die er natürlich auch kannte, wenngleich er auch hier nicht wusste, wann und wo er ihr zuletzt begegnet war. Dummerweise standen auch beide schon so dicht vor ihm, dass sein Sklave ihm nicht unauffällig die nötigen Informationen zuflüstern konnte, obwohl er sich pflichtbewusst direkt hinter ihm aufhielt. "Selbstverständlich ist mir die Auctrix bekannt, Flavius", wandte er sich dann an den Mann und strahlte ihn geradezu an. "Ein besseres Zeichen der römischen Treue hätte man sich sicher nicht denken können am heutigen Tag. Auch wenn ich zugeben muss, dass meine Gedanken derzeit eher im Osten hängen, wo unser Kaiser gerade die Truppen gegen die Parther führt. Immerhin habe ich an Tagen wie diesen schon mehr als einmal den Treueeid der Truppen auf eben jenen Kaiser abgenommen. Meine Informationen über Hispania beschränken sich daher auf jene, die in der Acta Diurna zu finden sind." Womit der den Blick wieder auf Decima Lucilla richten konnte, was für das Gespräch sicher förderlich war.

  • Lucilla hat natürlich auch nichts anderes als die Wahrheit im Sinn. Allerdings nicht, um sie zu vertuschen. Und natürlich kennt Lucilla auch Purgitius Macer, der ist schließlich nicht nur ein wichtiger Mann im Imperium Romanum, sondern gleichzeitig auch ein alter guter Freund der Familie. Nicht, dass Macer alt wäre, aber die familiäre Freundschaft ist schon sehr alt. Zwar hat er noch nicht mit Lucillas Bruder Meridius im Sandkasten gespielt - aber so ähnlich, nämlich seine Ausbildung mit ihm bei der Legio I abgeleistet und sowas verbindet anscheinend auf ewig. Lucilla muss an Faustus Brief denken, in dem er geschrieben hat, dass er tatsächlich die Männerfreundschaft in der Legion entdeckt hat. Sie hofft nur, dass seine Freundschaft nicht zu weit geht. Wie das wohl bei Meridius und seinen 'guten Freunden' gewesen ist? Während Lucilla so überlegt, was am Ende der tatsächliche Grundstein für diese merkwürdigen Männerfreundschaften bei der Legio ist, mustert sie Macer genauer. Nein, das passt irgendwie nicht. Und auch bei Hungi nicht, Bona Dea, der ist ja auch so ein guter alter Familienfreund! Nein, also Macer nicht und Hungi doch auf gar keinen Fall!


    Diesen Gedanken verworfen lächelt Lucilla erfreut. "Salve, Senator." Schon freut sie sich noch mehr, weil hier nicht nur ihre Frage beantwortet werden würde, sondern auch noch Information abzugreifen wäre. Leider hat sie sich da zu früh gefreut, denn Macer weiß gar nichts über Hispania. Ein bisschen verlegen über die eigene Informationslosigkeit klinkt sich Lucilla ins Gespräch ein. "Wie schade, wir haben derzeit leider keinen festen Korrespondenten in Hispania. Drum steht auch in der Acta nur wenig über die Provinz."


    Sie grinst. "Aber wie dir geht es wohl eh den meisten Römern in diesen Tagen, unsere Blicke sind nach Parthia gerichtet, da können wir Hispania ruhig mal vergessen. Allerdings bekommen wir vom Krieg auch nur sehr dürftige Informationen. Es wird ja alles zensiert! Geh bitte, als würden die Parther die Acta lesen. Naja, neulich haben wir immerhin sogar mal ein bisschen Information vom Augustus höchstpersönlich bekommen."
    Dass darüber, was der Kaiser geschrieben hat, schon drei Ausgaben vorher berichtet wurde, erwähnt sie nicht. Sie will ja nicht undankbar erscheinen, vor allem nicht in Zusammenhang mit dem Kaiser. Vielleicht sind auch einfach nur die kaiserlichen Equites Singulares so langsam gewesen ...

  • "Ja, das bemerkte ich auch schon, dass die Post aus dem Osten zensiert wird", bestätigte Macer, auch wenn er bisher gerade mal einen Brief bekommen hatte. Andererseits hatten die Männer dort sicher andere Sorgen, als regelmäßig Briefe zu schreiben, so dass er auch gar nicht mehr erwartete. "Die Zensur dürfte sich daher nicht auf Briefe beschränken, die an die Acta Diurna gerichtet sind, sondern es wird sicher alles zensiert, was das Lager auf offiziellem Wege verlässt. Eine mühevolle Arbeit, wie ich denke. Es spricht dafür, dass die Truppen noch äußerst wohlgeordnet agieren und die Moral gut ist. Ansonsten hätte man sicher keine Zeit, alle Briefe zu lesen und frustrierte Soldaten hätten auch keine Lust, umständliche Regularien für harmlose Briefe zu akzeptieren." Wenn Macer ehrlich war, hätte er als Kommandeur auch keine große Lust gehabt, solche Regularien überhaupt anzuordnen. Die Auctrix hatte sicher Recht, dass die Parther sich nicht unbedingt auf Informationen verlassen würden, die sie irgendwelchen Briefen entnommen haben. Die Acta Diurna kam als parthische Informationsquelle aber ohnehin nicht infrage. Bis eine Kopie in parthische Hände fallen konnte, musste das zugehörige Ereignis ja erst einmal geschehen, der Bericht nach Rom gelangen, dort veröffentlicht werden und die Ausgabe wieder zurück kommen. Bis dahin stände das römische Heer glatt vor den Toren der parthischen Hauptstadt.


    Macer versuchte, sich an die letzten Berichte aus Hispania in der Acta Diurna zu erinnern. "War nicht erst in der vorletzten Ausgabe ein Bericht aus Hispania enthalten, der die ersten Erlasse des neuen Statthalters behandelte?" Andererseits wäre ein offizieller Bericht natürlich schöner, aber vielleicht war dieser ja schon unterwegs nach Rom.

  • Das Thema der Zensur des Schriftverkehrs aus den Kriegsregionen konnte Gracchus kaum nachvollziehen, denn an dem Schriftstück, welches er von dort von seinem Vetter erhalten hatte, war ihm keinerlei Zensur ins Auge gefallen, doch Aristides hatte auch kaum für Feindesaugen relevante Informationen preisgegeben.
    "Es scheint mir eher, es wird zu wenig darauf geachtet, welche Informationen die Legionslager verlassen. Nicht anders ist es doch zu erklären, dass die Acta Diurna letztlich gar falsche Informationen erhält, wie jene Verlustliste der vorletzten Ausgabe. Gerade in solchen Belangen, so möchte ich meinen, sollte besser auf korrekte Informationsweitergabe geachtet werden, denn ob nun ein Scharmützel vor Edessa oder aber Nikephorion gelegen stattfand, dies mag in Rom kaum von Interesse sein, gegenteilig zu einem totgeglaubten Verwandten."
    Er versuchte sich an den von Senator Purgitius erwähnten Artikel über Entscheidungen in Hispania zu erinnern, doch mochte ihm nichts dementsprechendes zu Sinne gelangen, außer, dass er vermutlich nicht bis dorthin hinvor gedrungen war, da er sich die entsprechende Ausgabe nach der horriblen Nachricht nicht mehr hatte zu Gemüte geführt.

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  • Die offene Feindseligkeit des Jungen konnte ich mir nicht erklären. Aber vermutlich war er allen Männern abgetan, und dass ich seinen Namen falsch genannt hatte, fiel mir nicht einmal auf. Indes Naavi einer Sklavin aus dem Tross der Dame schöne Augen machte, weswegen es vermutlich auch den Namen der hübschen Patrizierin vergessen hatte, die sich nun selbst vorstellte - als Claudia. Überrascht hob ich die Brauen und musste mich glatt noch einmal vergewisssern. "Claudia?" Neuerlich musterte ich sie. Deandra, Epicharis, Prisca, sie alle kannte ich, aber Claudia Callista war mir fremd. Und da die Claudia nicht nur bekannt, sondern auch befreundet war, schloss ich daraus, dass Callista sonst nicht in Rom lebte oder eine nur entfernte Verwandte der mir bekannten Claudier war. "Gestattest du mir die Frage nach deiner Herkunft? Die Claudier und meine Familie sind befreundet, doch zu meinem Bedauern höre ich deinen Namen heute zum ersten Mal", sagte ich und lächelte höflich. "Es freut mich daher umso mehr, deine Bekanntschaft zu machen."


    Als ich dem Blick meiner hübschen Begleitung folgte, bemerkte auch ich, dass die flamines bereits im Aufbruch begriffen waren und die Handlanger mit dem Aufräumen begonnen hatten. Den enttäuschten Blick Callistas konnte ich nur erwidern. Da hatte man sich solche Mühe gegeben mit Vorbereitung und Durchführung, und dann wurde die Prozession regelrecht abgebrochen. "In der Tat bedauerlich", pflichtete ich bei, während Callista absent erschien, was ich allerdings nicht merkte, da ich noch kurz vorn beim Geschehen weilte, ehe ich mich umwandte.


    Dennoch veranlasste ihre Frage mich dazu, meine Aufmerksamkeit wieder vollends der Claudierin zuzuwenden. Sie ließ mich schmunzeln, indes ein Großteil der Zuschauer bereits wieder abzog. "Bedrückend ist vielmehr, die richtigen Worte zu finden, wenn man die Zurückgebliebenen benachrichtigt. Nicht alle sind bereits über den Tod eines Verwandten informiert, und dass man nicht um den vorhandenen Wissensstand weiß, macht es schwer, gleichsam beileidsbekundend zu sein, ohne neuerlich die Gemüter aufzuwühlen", gestand ich. "Alles andere sind nur Zahlen in Wachs, deren Handhabung relativ einfach ist. Aber ich möchte dich nicht langweilen, werte Claudia. Wirst du nach diesem Opfer zur villa Claudia zurückkehren? Falls dem so ist, nun, sie liegt auf dem Weg und es wäre mir eine Ehre, dich zu begleiten."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer und Manius Flavius Gracchus


    Lucilla nickt eifrigt. "Oh ja, das stimmt, da war ein kleiner Artikel. Aber um ganz ehrlich zu sein, die Information aus Hispania fließt immer nur sehr spärlich, und in Rom müssen unsere Schreiber dann sehen, was sie daraus machen. Allerdings ist das eh meist das Problem aller Provinzen." Das ist von Lucillas Standpunkt aus nicht weiter schlimm, denn die Provinzen interessieren ihrer Ansicht nach sowieso nicht. Aber da das Imperium Romanum natürlich das Imperium Romanum ist und die Provinzen wichtig sind und, und, und ... dürfen diese natürlich nicht vernachlässigt werden. Denn wenn, dann hagelt es gleich wieder Beschwerdebriefe. Wenn die Provinzler mal so viel Information wie Beschwerden schicken würden, dann gäbe es auch was zu berichten.


    Dann schaut sie ein bisschen beleidigt zu Gracchus. "Was meinst du mit falscher Information?" Natürlich ist es nicht abwegig, dass ein paar Details aus Parthia nicht gestimmt haben. Aber wenn irgendwer hier wüsste, wie genau und auf welchem Weg diese Informationen die Acta Diurna erreicht hatten, dann würde sich wohl kaum jemand wundern. Für diese Frontberichte gehen Legionäre und Freiberufler weit größere Risiken ein, als von einem Parther getötet zu werden.


    Wie Lucilla Gracchus so anschaut, überkommt sie wieder ein Schauder des Grauens. Sogar seine Mimik und Gestik passt zu Quintus Tullius und wenn Macer nicht so zwanglos mit dem ihm anscheinend tatsächlich bekannten Flavius Gracchus plaudern würde, dann wäre sie wirklich versucht, nochmal auf ihn los zu gehen.

  • Macer hatte den ersten Verlustmeldungen in der Acta Diurna vergleichweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Formalitäten in der Armee konnten einen langen Weg nehmen und bis es offizielle, gesicherte Meldungen gab, konnten schon eine ganze Menge Fehlinformationen verbreitet sein. "Das wird sich kaum vermeiden lassen", wandte er sich daher an Flavius Gracchus. "Es sind tausende Soldaten dort im Einsatz und es werden ihnen selbst in der Wüste noch Zivilisten folgen. Es ist nahezu unkontrollierbar, wer dort wem auf welchem Wege was mitteilt. Bevor ein offizieller Bericht abgefasst und kopiert ist, haben sicher schon viele unvollständige Einzelmeldungen das Lager auf mündlichem Weg verlassen und werden woanders gebündelt, vermischt und dadurch vielleicht auch noch einmal verfälscht."

  • Die leichte Pikiertheit der Dame ignorierend, da er sie ohnehin nicht konnte nachvollziehen - galt seine Bemängelung des Nachrichtenflusses doch der Legion und nicht der Zeitung - wandte sich Gracchus dem Senator zu, welcher bereits mehrmals das Kommando über eine Legion hatte inne gehabt, auch über die Legio I, in welcher Aristides nun diente.
    "Ist dies tatsächlich so? Bisherig ging ich davon aus unsere Armee würde sich gerade durch die perfekte Organisation und Disziplin auszeichnen, von dem einzelnen Legionär über die Centurie bis hin zum Legionsverbund. Doch ich muss zugeben, dass ich noch nie größere Aufmerksamkeit auf das Militär verwandte, obgleich die taktisch geschickte Dislozierung der Truppen sicherlich ein äußerst interessantes Themengebiet ist."

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  • Namenslos. Inkognito. Dahergelaufen. Das ist Callista auf dem gesellschaftlichen Pflaster von Rom. Natürlich kennt man sie hier nicht. Sie hat all die letzten Jahre in Ägypten verbracht. Die Gesellschaft dort mit so manch einem pikanten Gerücht gefüttert. Ihren Namen in die Münder der Menschen gebracht. Aber nicht in Rom. Noch nicht zumindest.
    Natürlich missfällt das Callista. Aber das wird sie noch zu ändern wissen.
    "Aber natürlich darfst Du das fragen, Magistratus. Geboren wurde ich in der italischen Stadt Misenum. Mein Vater ist Claudius Myrtilus. Womöglich hast Du schon von ihm gehört? Er ist einer der Auguren."
    Ihr Vater hat ihr noch besser in der Rolle des Soldaten gefallen. Aber die Zeit ist vorbei. Er ist welk und schwach geworden. Somit ist wohl das Auguren-Dasein das Beste für ihn.
    "Die letzten Jahre habe ich hinwieder in Ägypten verweilt."
    Callista erspürt eine Unruhe bei ihrem Sohn. Ihre Hände liegen indes auf seinen Schultern. Stumm verfolgt der Junge das Gespräch. Scheinbar desinteressiert. Doch Nero vernimmt jedes Wort. Lauscht sorgsam ihrem Wortwechsel.
    Es freut ihn daher, meine Bekanntschaft zu machen? Weil er meinen Namen zum ersten Mal hört?
    Floskeln, Callista. Er denkt sicherlich gänzlich divergent.
    Traun. Höflichkeiten. Schein. So muss es sein. Und die Courtoisie beherrscht er aufs Vorzüglichste.


    Der Feiertag ist bereits vergessen. Callista ist gläubig. Verehrt die Götter sehr. Dennoch kann sie einer Angelegenheit nur flüchtig ihre Aufmerksamkeit schenken. Zu flatterhaft ist ihr Wesen. Ein Vorteil solcher Festivitäten war indes die möglichen Bekanntschaften. Die Callista im Begriff ist zu machen.
    Das vermag sie mehr zu fesseln als die Enttäuschung. Über das Nicht-Sehen des Opfers.
    Callista hört ihm zu. Ohne zuzuhören. Amtsangelegenheiten ennuyieren sie realiter. Die Worte rauschen an ihr vorbei. Aber sie findet es schön. Wie er spricht. Die Worte entschlüpfen gekonnt seinen wohlgestalteten Lippen. Außerdem ist Callista selber Schuld. Immerhin hat sie der Konzilianz wegen gefragt. Ertappt lächelt sie.
    "Aber nein. Natürlich langweilst Du mich nicht. Es ist höchst faszinierend. Von der Arbeit eines Magistrat zu erfahren."
    Hoffentlich befragt er mich nicht zu seinen Worten.
    Schnell weiter reden. Dann wird er Deine Entrückung nicht bemerken, Callista.
    Traun.


    Es ist jedoch die Villa Claudia. Zu der Callista nicht zurück kehren möchte. Fadheit erwartete sie dort. Ein sich in die Unendlichkeit dehnender Tag. Verschönert nur von den Tränen des Mondes.
    "Notabene war es mein Bestreben in der Stadt zu verweilen. Der Tag ist zu schön. Zu lind für die Zeit allein im Hortus."
    Die Wolken am Himmel stören Callista nicht. Es ist noch warm genug. Und die Luft tut ihr sehr gut. Obschon des abominablen Odeur der Urbs.
    "Mein Ziel indes ist indefinit. Zu gerne würde ich die pittoresken Gegenden der Stadt sehen. Den Aventin? Die großen Tempel zudem."
    Ein Blick. Der Aufruhr in der Nähe hat sich gelegt. Enttäuschung. Aber es steht somit einem Aufbruch nichts im Wege.
    "Als Magistrat ist Dir Rom ohne Zweifel ein vertrautes Pflaster. Würdest Du mir die unvergesslichen Ansichten der Stadt preisgeben? Was sollte ich mir unbedingt ansehen?"
    Güldene Haare. Gelockt. Braune Augen dazu. Gefällig und berückend ist er ungelogen.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    "Ist dies tatsächlich so? Bisherig ging ich davon aus unsere Armee würde sich gerade durch die perfekte Organisation und Disziplin auszeichnen, von dem einzelnen Legionär über die Centurie bis hin zum Legionsverbund. Doch ich muss zugeben, dass ich noch nie größere Aufmerksamkeit auf das Militär verwandte, obgleich die taktisch geschickte Dislozierung der Truppen sicherlich ein äußerst interessantes Themengebiet ist."


    "Das eine schließt das andere ja nicht aus", gab Macer zu bedenken, auch wenn man Geschwätzigkeit durchaus als Disziplinlosigkeit auffassen konnte, was der Flavier wohl zweifellos tat. "Wenn ein Kommandeur befehlen würde, dass seine Soldaten keine Briefe verschicken dürfen und mit niemand anderem als anderen Soldaten reden dürfte und das auch nur, wenn keine Zivilisten ihre Gespräche belauschen können, dann würde die Disziplin der Legion diese Maßnahme durchaus erfolgreich umsetzbar sein lassen. Aber warum sollte ein Kommandeur diese Maßnahme anordnen? Er ist für die Einsatzbereitschaft der Männer verantwortlich, für ihre Treue, ihre Moral und ihre Schlagkraft und nicht für die Sorgen der Verwandten der Soldaten. Nicht umsonst ist es dem einfachen Soldaten deswegen verboten zu heiraten." So gesehen war es wohl wirklich jeder selber schuld, der die offiziellen Meldungen nicht abwarten konnte. Aber das war ja eigentlich immer so, nicht nur im Krieg. Wenn gerüchteweise irgendwo kostenlos Brot verteilt wurde, strömten auch viele dahin, selbst wenn es dann ein Irrtum war.

  • Lucilla kann die Aufregung gar nicht nachvollziehen. Einmal will alle Welt informiert werden, dann wieder soll alles hundertprozentig stimmen. Da würde die Acta ja kaum aus mehr als den Beförderungen bestehen.
    "Ein bisschen Verlust ist eben immer, auch in der Informationspolitik. Und vor allem im Krieg. Es ist doch immerhin besser, so ein falscher Name landet auf der Liste und der Soldat lebt am Ende doch, als umgekehrt." Lucilla ist sich nicht ganz sicher, was überhaupt umgekehrt wäre, denn Nicht-Verlust-Listen gibt es ja nicht, aber bevor sie darüber nachdenkt, hat sie den Satz natürlich schon ausgesprochen.


    "Bei allem anderen ist eh nur das Hauptgeschehen wichtig. Dass eine Schlacht stattgefunden hat und dass die römische Armee natürlich siegreich war, darum geht es doch. Da muss man man eben manchmal Abstriche machen."
    Überhaupt kann es Lucilla nicht leiden, wenn sich Leute über flasche Informationen in der Acta Diurna aufregen aber auf der anderen Seite kein Mensch sich darum kümmert, dass mal die richtige Information die Redaktion erreicht. Aber was soll es, der Flavier ist bei ihr eh schon unten durch seit sie ihn gesehen hat, was sie wieder zu ihrem eigentlichen Anliegen zurück bringt. Irgendwie müsste sie Gracchus wieder von Macer fort locken, denn hier würde er ihr kaum etwas über Quintus Tullius erzählen.

  • Allmählich kamen Gracchus Zweifel auf, ob er dem gegenwärtigen Gesprächsthema noch gänzlich konnte folgen, womöglich mit seiner Beteiligung am Inhalt desjenigen ein wenig vorbei gezielt hatte. Im Grunde galt seine Kritik der Veröffentlichung einer fehlerhaften offiziellen Verlustmeldung, doch augenscheinlich war die Meldung nicht eben offiziell durch die Legion herausgegeben worden, so dass Gracchus ob dessen nur mehr derangiert war, da er bisherig hatte angenommen, die Acta Diurna würde in solchen Belangen direkt aus der Quelle schöpfen.
    "Nicht der Kommunikation einer Legion im Allgemeinen galt meine Kritik - dass diese unmöglich zu unterbinden und dies nicht eben förderlich für Moral und Disziplin wäre, mag gar mir einleuchten - sondern derjenigen welche auf offiziellem Wege publiziert wird. Augenscheinlich jedoch fehlt mir nicht nur in Belangen des Militärwesens, sondern zudem ebenso in jenen des staatlichen Zeitungswesens ein extensiver Einblick, wie ich eben feststellen muss, weshalb ich wohl mich nicht weiter möchte erdreisten, an eben jenen Dingen Kritik zu üben, zu welchen mir das notwendige Verständnis fehlt. Einzig jene Tatsache bleibt ob dessen, dass eine fälschliche Verlustmeldung nicht eben zu jener Nachhaltigkeit gereicht, wie eine tatsächliche dies tun mag, für einige Tage und Wochen jedoch durchaus ebenso disruptiv scheint."

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  • Hätte Macer an irgendeiner nicht sichtbaren Körperstelle noch einen Satz Ohren gehabt, hätte er jetzt kräftig mit ihnen geschlackert, so sehr wie der Flavier sich in seltsamen Satzkonstruktionen und seltenen Wörtern erging. Da stand ihnen wohl einiges bevor, wenn der Mann mal Senator werden sollte. Immerhin würde man so bei den Abschriften der Sitzung schon an der Wortwahl den Redner erkennen. Der Mann war wirklich mit niemandem zu verwechseln. Da Macer aber nur den einen Satz Ohren seitlich des Kopfes hatte und mit denen weder schlackern konnte noch wollte, verzichtete er darauf.


    "Das ist wohl wahr, dass man bei der Acta Diurna einen deutlichen Bezug auf offizielle Quellen erwarten kann", kam er dann wieder zur Sache zurück, auch wenn ihm eigentlich nichts daran gelegen war, der Acta Diurna für irgendwas einen Vorwurf zu machen. "Andererseits ist es nur allzu verständlich, dass die Acta Diurna möglichst schnell informieren will. Eine anerkennenswerte Leistung, übrigens."

  • Lucilla lächelt Macer strahlend an. Manche Männer wissen eben, was gut tut. "Dieses Lob werde ich gerne stellvertretend für die gesamte Redaktion annehmen und auch weiter geben." Was gar nicht so einfach werden wird, denn neben den offiziellen Namen, die im Impressum geführt werden, arbeiten ja noch eine Menge Leute ganz unerkannt an der Zeitung mit. Aber gerade so ein fast beiläufiges Lob ist für diese Mitarbeiter das wertvollste und auch Lucilla ist soetwas auf jeden fall lieber als eine Audienz beim Kaiser.
    "Daneben freut sich die Redaktion natürlich immer, wenn sie Informationen direkt aus der offiziellen Quelle erfährt." Ein herausfordernder Seitenblick streift Gracchus. "Was allerdings nicht immer nur die Acta beeinflussen kann, sondern auch durch die offiziellen Quellen getan werden muss."


    Schon winkt Lucilla wieder ab und verfällt in einen Ton, der ihr eh der liebste ist, den Plauderton. "Rechtmachen wird man es eh nie allen können, drum nehmen wir uns erst gar nicht jede Reaktion zu Herzen. Bona Dea, was ich nicht schon alles in meiner Redaktionszeit an Kritik erlebt habe, das geht von Briefen wegen einem vergessenen Punkt im Impressum bis zu erbosten Lesern, die in unser Redaktionsgebäude eindringen und am liebsten wegen angeblicher Falschinformation die gesamte Belegschaft verprügeln wollen." Lucilla kann sich da noch gut an zwei wild gewordene Valerier erinnern, allerdings nichtmal mehr, um was es dabei eigentlich gegangen ist. 8)
    "Letztlich verpufft aber jede Aufregung spätestens dann, wenn man die Leute auffordert, es selbst besser oder anders zu tun." Sie zuckt mit den Schultern. "Ohne einen nennenswerten Lohn geht dann vielen die Luft aus."


    Lucilla schaut erwartungsvoll zu Gracchus, denn eigentlich ist sie ja gar nicht zum Plaudern hier. Also eigentlich schon, aber mittlerweile ja doch nicht mehr. Dann schaut sie zu Macer. Wenn sie eine Story will, dann muss sie das wohl selbst in die Hand nehmen. "Vielen Dank für die Auskunft, Senator, auch wenn wir über Hispania doch auch nicht mehr wissen. Doch länger wollen wir dich gar nicht stören, denn Flavius Gracchus ist mir noch ein paar Antworten schuldig. Nachdem ich erst neulich mit Aurelius Corvinus über das Decemvirat sprechen konnte, überlege ich nämlich einen Artikel über die Erfahrungen der ersten Decemviren zu schreiben und da kommt mir einer der ersten in diesem Amt natürlich gerade recht."

  • Lächelnd winkte Macer ab, er fühlte sich keineswegs durch die beiden gestört. Andererseits wusste er nur zu gut, dass die von Lucilla benutzte Formulierung auch genauso gut bedeuten konnte, dass die beiden nun nicht länger von Macer gestört werden wollten. Aber im Plauderton konnte sich die Verabschiedung eben etwas hinziehen. "Eine interessante Idee, so über die Arbeit der Magistrate zu berichten. Das hat bei der Acta Diurna schon eine lange Trandition, nicht wahr? Ich kann mich noch an einige Interviews erinnern, die ich über mich ergehen lassen musste." Genau genommen erinnerte sich Macer natürlich nicht mehr an mehrere Interviews, sondern bestenfalls an eines, und das wurde in seiner Funktion als Statthalter gemacht. Aber er meinte, Magistrate wurden auch mal befragt und dass ihm das als Aedil folglich auch passiert sein konnte. Von irgendwelchen lauernden Schreiberlingen mal abgesehen, die harmlose Senatoren beim Verlassen der Curia mit heimtückischen Fragen überfielen, um dann aus Nichts einen Artikel zu machen.

  • "Oh ja, die Interviews kann man dazu natürlich auch zählen. Allerdings haben wir diese ja meistens, wenn jemand ganz frisch in ein Amt eingesetzt wird. Was mir vorschwebt ist eine Vorstellung der tatsächlichen Arbeit. Natürlich berichtet jeder Magistrat in der Res Gestae, was er getan hat, aber wer geht dabei schon auf die Details ein? Auf der anderen Seite, welcher normale Bürger weiß schon, was die Magistrate denn wirklich tun? Es gab auch dazu schon mal einen Ansatz, leider hatte sich das irgendwie wieder verlaufen. Aber ich finde das ist eine unheimlich spannende Angelegenheit und um so spannender wird sie, wenn ich selbst den Magistraten dabei folgen darf." Lucilla strahlt. Tatsächlich ist ihr diese Idee nicht gerade mal eben eingefallen, um das Gespräch mit Macer unverfänglich enden zu lassen, denn sie hatte wirklich den Vigintivir Corvinus in dieser Absicht bei seiner Arbeit begleitet. Allerdings ist sie noch nicht ganz sicher, ob das für die Zukunft ein passendes Konzept sein wird, da muss sie erst noch ihre vielen Notizen auswerten.


    Außerdem muss sie dann doch wieder irgendwie den Bogen zu Gracchus schlagen. "Gleichzeitig soll es aber ein umfassendes Bild des Amtes liefern, so dass auch vergangene Amtsträger zu Wort kommen sollen. Naja, ganz ausgereift ist das alles noch nicht, aber so findet meist eines zum anderen."

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