Triclinium | Convivium im Oktober

  • Ich weiß, man soll nicht schlecht von Verstorbenen sprechen, aber vielleicht war Prudentius in Machenschaften verwickelt, die ... nun ja, nicht ganz sauber waren. warf nun auch Hungi in die Diskussion, weil er persönlich hielt auch nichts von der Theorie, daß das Amt angegriffen wurde. Ganz im Gegenteil, er hielt es sogar für absurd. Immerhin ist auch das möglich. Hungi hatte gerade seinen Becher geleert und hielt diesen auffordernd seinem Sklaven hin, der ihm auch gleich ganz brav und folgsam den gewünschten Wein einschenkte.

  • "Ich glaube nicht, dass jemand die Dreistigkeit und Gottlosigkeit besitzt, um einen inaugurierten Consul, einen Magistraten Roms, ermordet und damit Hochverrat begeht, weil dieser ihm noch Geld schuldet."


    Wenn dem so wäre, würde Rom vermutlich noch sehr viel schneller untergehen, als es Cato Maior, Sallustius Crispus und Cicero erwartet hatten.


    "Im Übrigen bin ich auch nicht der Meinung, dass der Imperator sich von zwei Attentaten davon abhalten lässt, Krieg zu führen. Vielmehr befürchte ich, dass jemand, der einen Consul ermordet, damit irgendein böses Ziel verfolgt. Und wenn er diesem näher käme, würde das möglicherweise gerade Iulianus sehr beunruhigen."


    Auch Durus nahm sich nun ein wenig Stopfleber. Leber war ein ganz besonderes Stück Fleisch...

  • Macer wusste zwar nicht genau, was sich im Kopf von leuten abspielte, die in kriminelle Machenschaften verwickelt waren, aber die Ausführungen von Tiberius Durus schienen ihm schlüssig. "Ich denke auch, dass ein Täter aus finanziellen Gründen sicher nicht so dumm gewesen wäre, den Consul kurz vor dem Ende seiner Amtszeit zu töten. Er hätte nur einige Wochen warten müssen und schon hätte er leichteres Spiel gehabt, ohne all die Liktoren und so weiter." Was natürlich insofern an der Realität vorbei ging, als dass es wohl auch so schon leicht genung gewesen war.

  • Durus nickte zustimmend. Nachdem er feststellte, dass niemand sich weiter an dem Hauptgang gütlich tat, sah er mit erwartungsvollem Blick zum Maiordomus, der unauffällig neben der Tür stand. Sofort gab er die nötigen Anweisungen und erneut wurden die großen Platten abgetragen.
    Zum Nachtisch hatte sich Durus oder vielmehr der Maiordomus eine kleine Auflockerung des Programms ausgedacht. Denn während die Sklaven den Herren nun Honigkuchen, garniert mit Mandeln und anderem Süßen, servierten, erschien ein bekränzter Jüngling mit braunem Haar und einer Lyra. Ihm folgte ein zweiter, ebenfalls mit einem Musikinstrument bewaffnet.


    Sie bauten sich auf der offenen Seite der Tischgemeinschaft auf und begannen dann abwechselnd in den Rollen des Tityrus und des Meliboeus, die erste Ecloga von Vergils Bucolica-Gedichten vorzutragen, untermalt von den Klängen der Saiteninstrumente.


    "Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagi
    silvestrem tenui Musam meditaris avena;
    nos patriae finis et dulcia linquimus arva.
    nos patriam fugimus; tu, Tityre, lentus in umbra
    formosam resonare doces Amaryllida silvas."


    "O Meliboee, deus nobis haec otia fecit.
    namque erit ille mihi semper deus, illius aram
    saepe tener nostris ab ovilibus imbuet agnus.
    ille meas errare boves, ut cernis, et ipsum
    ludere quae vellem calamo permisit agresti."


    "Non equidem invideo, miror magis; undique totis
    usque adeo turbatur agris. en ipse capellas
    protenus aeger ago; hanc etiam vix, Tityre, duco.
    hic inter densas corylos modo namque gemellos,
    spem gregis, a, silice in nuda conixa reliquit.
    saepe malum hoc nobis, si mens non laeva fuisset,
    de caelo tactas memini praedicere quercus.
    sed tamen iste deus qui sit da, Tityre,nobis."


    "Urbem quam dicunt Romam, Meliboee, putavi
    stultus ego huic nostrae similem, cui saepe solemus
    pastores ovium teneros depellere fetus.
    sic canibus catulos similes, sic matribus haedos
    noram, sic parvis componere magna solebam.
    verum haec tantum alias inter caput extulit urbes
    quantum lenta solent inter viburna cupressi.*"


    Zugunsten dieser Darbietung unterbrach Durus das Gespräch über Vermutungen und Gefahren und widmete sich den schönen Künsten.


    Sim-Off:

    * "Tityrus, du liegst zurückgelehnt unter dem Laubdach einer breitästigen Buche und übst auf der dünnen Rohrpfeife ein Lied vom Walde; wir aber verlassen das Gebiet und die lieben Fluren der Heimat. Wir werden aus der Heimat vertrieben; du, Tityrus, lässig (sitzend) im Schatten, lehrst die Wälder, vom Namen de schönen Amaryllis zu widerhallen."


    "O Meliboeus, ein Gott hat uns diese Muße geschaffen. Denn er wird für mich immer ein Gott sein, seinen Altar wird oft ein zartes Lamm von unseren Ställen mit seinem Blut benetzen. Daß meine Rinder umherweiden, wie du siehst, und ich selbst auf der ländlichen Rohrpfeife dichten kann, was ich möchte, hat er mir erlaubt."


    "In der tat, ich beneide dich nicht, ich wundere mich vielmehr: ringsum herrscht auf allen Feldern solches Kriegsgetümmel. Schau, nur mit Mühe treibe ich selbst meine Ziegen voran; diese da, mein Tityrus, schleppe ich auch kaum fort: Denn hier unter den dichten Haselstauden hat sie eben zwei Zicklein, die Hoffnung der Herde, geworfen und – wehe! – auf nacktem Felsen verlassen. Oft hätten uns diese Unheil vom Blitz getroffene Eichen vorausgesagt, ich erinnere mich – wenn unser Sinn nicht töricht gewesen wäre. Doch was für einer dein Gott ist, sag, Tityrus, uns!"


    "Die Stadt, die man Rom nennt, Meliboeus, habe ich töricht geglaubt, sei gleich der unseren (hier), wohin wird Hirten oft die zarten Lämmer der Schafe hinabzutreiben gewohnt waren. Wußte ich doch, daß so die Jungen den Hunden, so die Böcke den Muttertieren gleichen, so pflegte ich Großes mit Kleinem zu vergleichen. Sie aber trägt so hoch ihr Haupt erhoben über andere Städte, wie es gewöhnlich Zypressen tun zwischen biegsamen Büschen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!