cubiculum | Aurelia Prisca

  • Schade, sie hatte nicht wirklich zugeschaut. Das wäre aufregend gewesen. Ich war kurz enttäuscht, aber dann besann ich mich, dass Prisca ja doch durchaus etwas zu wissen schien, was mir fast völlig verborgen geblieben war. "Was dann?", fragte ich verwirrt.
    Doch erst einmal musste ich meine unbedachte Äusserung erklären, die ich hatte fallen lassen.


    Dabei wurde ich rot, auch wenn es mir eigentlich nicht peinlich sein musste, schliesslich war ich damals wirklich noch ein Kind gewesen. Aber das konnte man nur sehr schwer oder gar nicht beeinflussen.
    "Naja...", zögerte ich. "Meinen Vater, fürchte ich. Ist es nicht ganz normal, dass man seine Familie einmal ausgezogen sieht, wenn man mit ihr in einem Haus lebt? Zudem war ich ja auch noch klein. Später hab ich wohl selbst sehr viel Wert darauf gelegt, solchen Situationen aus dem Weg zu gehen." War das richtig gewesen? Vielleicht hatte ich etwas verpasst? Aber natürlich war es richtig. Es war mein Vater... Es ekelte mich bei dem Gedanken auch wenn ich bereute nicht wirklich zu wissen, wie Männer aussahen.


    Meine Cousine hatte von ihrem Schreibtisch einige Papyrus-Rollen geholt, die sie dort vielleicht versteckt gehalten hatte. Zumindest hoffte ich das - wer wusste schon, wie Marcus oder einer der Anderen reagiert hätten, wenn sie das gesehen hätten. Das erste Bild, das sie mir zeigte, war noch einigermassen anständig. Es war ein Liebespaar dargestellt, das sich innig küsste. Darüber hatten wir ja schon geredet. Doch die Zeichnung war, wenn wohl auch etwas zu hübsch dargestellt, ziemlich detaillreich und liess mich spannende Sachen erwarten.
    Mir stockte der Atem und ich fragte begeistert: "Wie: besorgt? Wo kriegst Du solche Zeichnungen her?"


    "Zeig mir mehr!", wollte ich sagen, doch die Aufregung liess es wie ein Hauchen oder Seufzen herauskommen und ich fing an albern zu kichern, als mir die Situation für einen Augenblick in ihrem ganzen Umfang bewusst wurde. Tilla döste vor sich hin, aber was, wenn jemand anderes unerwartet hereinkommen würde? Jeder würde zuerst klopfen, also war keine wirkliche Gefahr vorhanden. Dennoch steigerte die Nähe der Cousins und Mitbewohner der Villa meine Aufregung noch.

  • Den eigenen Vater? Achso na dann …, mag das bestimmt nicht besonders reizvoll oder gar außergewöhnlich gewesen sein. "Ja, natürlich ist das ganz normal innerhalb der Familie", bemerkte Prisca deshalb verständnisvoll aber mit einem frechen Grinsen, da es ihrer Cousine offensichtlich peinlich war, es zugeben zu müssen. Prisca fand jedenfalls, dass ihre Cousine mit den roten Wangen noch liebreizender aussah. Daran würde sich so schnell auch nichts ändern, wenn sie erst die anderen Zeichnungen gesehen hätte. Wobei Prisca spürte wie auch ihre Wangen zu glühen begannen und ihr Herz immer schneller schlug. Dabei tun wir doch gar nichts weiter außer, uns gemeinsam diese erotischen Zeichnungen anzusehen. Was sicher nicht verboten oder ungewöhnlich war.


    Aber es kommt mir so vor und was ist, wenn uns jetzt jemand dabei überrascht?, überlegte Prisca mit einem schnellen Blick zu der schlafenden Tilla und dann wieder zu ihrer Cousine. Es war jedenfalls ein Gefühl der Spannung - wie bei einem verschwörerischen Treffen - und es machte unheimlichen Spaß mit Laevina zusammen zu sitzen und sich über dieses faszinierende Thema zu unterhalten. Allerdings musste Pisca kurz nach Luft schnappen, da Laevina in eben der Sekunde von ihr wissen wollte, woher sie diese Zeichnungen hatte. "Also , … die hier … die habe ich von einer netten jungen Frau aus der schola atheniensis. Ich war dort, um mich zu erkundigen, was mich … nun, was mich so in der Ehe erwarten wird. Ich wollte eben nicht völlig unwissend sein wenn es soweit wäre und wen hätte ich sonst fragen sollen??", antworte Prisca verlegen, aber durchaus wahrheitsgemäß als sie auf das Bündel zeigte, welches die sachlicher gestalteten Abbildungen und Schriften enthielt.


    "Und die, … also die hier ehm ...", nun kam Prisca richtiggehend ins stottern, da sie auf das zweite Bündel, mit den eindeutig eindeutigeren Bildern zeigte. "Die habe ich mir davor besorgt. Besser gesagt hat sie mein Leibwächter für mich besorgt. Naja, für meinen gedachten Zweck waren sie nicht so ganz das Richtige. Die stammen nämlich aus … aus, aus einem Lupanar. Schlimm nicht wahr? Aber ich finde sie doch irgendwie faszinierend. ..." fast versagte derAurelia die Stimme, bei dieser Beichte. Hofftentlich hält mich Laevina jetzt nicht für ...


    Doch die gehauchte Aufforderung und das ausgelassene Kichern der Cousine ließen Pricsa aufhorchen. "Wie jetzt, mehr? … Von welchen denn?", fragte sie noch unsicher, dann aber ebenso kichernd. Laevina schien es ja kaum erwarten zu können, mehr zu sehen. Schon entrollte Prisca eine weitere Rolle. "Hier bitte. … Oh …OH … das ist ja, sieh doch nur! Wie die sich gegenseitig streicheln ", und vor allem wo! Da war Priscas Stimme schon wieder ganz klein, die Augen dafür aber umso größer, als sie auf die Stellen deutete und dabei kaum das Papier zu berühren wagte.

  • Hätte Siv Gedanken lesen können, wäre sie zweifellos in ihren Vermutungen bestätigt worden! … Oh wie ich es manchmal hasse, diese gefühllose Fassade nach außen hin tragen zu müssen. Ständig gilt es die Contenance zu wahren und alle Regeln zu befolgen, die man mir all die Jahre über immer wieder eingebläut hat. Und was bringt es? Nur für den bestimmten Zweck zu leben, über den auch noch andere bestimmen - so wie bei ihr - Die Familien mit Einfluss! … Es ist doch immer das Gleiche: Die Liebe wird nie entscheiden dürfen …Priscas Gedanken folgten den Worten der Sklavin und mit jedem Wort fühlte die Aurelia, dass es mehr Gemeinsamkeiten gab als sie je angenommen hätte.


    Darüber vergaß sie ganz die Zeichnungen und auch, worüber sie eigentlich reden wollten. Vielmehr stimmte Siv´s Aussage Prisca nachdenklich, sie wurde neugierig und wollte mehr darüber wissen, was Siv widerfahren war. Verrückt! Und doch war es die Gelegenheit, einmal frei von allen Gewohnheiten zu sein und nur nach dem Gefühl zu handeln. "Einfluss und Bündnisse! Nur das zählt! ... Oh Nein Siv! Es ist nicht nur ähnlich, ... es ist bei euch genau so wie bei uns!", verbesserte Prisca ihre ungleiche Gesprächspartnerin seufzend, ohne dabei tadelnd wirken zu wollen. Vielmehr zeigte die Aurelia ein trauriges Lächeln als sie dem nachdenklichen Blick der Sklavin zum Fenster hin folgte.


    Erst das Räuspern der Sklavin ließ Prisca wieder zu ihr hin sehen und über das was sie weiter hörte, runzelte sie leicht die Stirn. "Eines verstehe ich jetzt nicht ganz. Wenn du nicht heiraten und auch keine Godin werden wolltest, wie du sagst ...", hakte Prisca nach und musste einen Moment überlegen, woher sie das Wort "Godin" eigentlich kannte. Ach ja , ich hab darüber gelesen, als ich in Germanien weilte. Germanien! welch ein Zufall! … "… ehm, Goden, sind das nicht Priester die ihr Leben lang zur Keuschheit verpflichtet sind. So ähnlich wie bei uns die Vestalinnen, richtig?", warf Prisca kurz die Frage ein, wobei sie eigentlich wissen wollte:"… also wenn du weder heiraten noch Priesterin werden wolltest, … wofür oder für wen wolltest du dann frei sein? …" Vielleicht hatte Prisca da etwas falsch verstanden, aber ihr war nicht ganz klar welches Ziel Siv für ihr eigenes Leben verfolgte - besser gesagt - verfolgt hatte, bevor sie zu dem gemacht wurde was sie heute war. Naja , das Leben als Sklavin hier, hat sie sich doch sicher nicht erträumt oder gar selbst gewünscht. Dann hätte sie sicher nicht diesen dummen Fluchtversuch unternommen ... Aber seitdem ist sie erstaunlich gelehrig und willig geworden. Sogar unsere Sprache und unsere Sitten lernt sie und sie benimmt sich wirklich nicht aufsässig ….


    Für Prisca eine durchaus löbliche Feststellung, die sie dazu veranlasste Siv anerkennend anzulächeln, während sie auf eine Erklärung wartete.

  • Siv konnte keine Gedanken lesen. Und so sah sie nur die Fassade. Immer noch fiel es ihr schwer, damit umzugehen, aber im Gegensatz zu ihrer Anfangszeit hier, wo sie, ohne ihre eigene Meinung, ihre Vorurteile zu hinterfragen, stets davon ausgegangen war, dass Römer einfach überheblich und arrogant waren und kein Interesse hegten an allem, was über ihren Tellerrand hinausgehen mochte – und dabei nicht einmal gemerkt hatte, wie beschränkt ihr eigener Horizont durch diese strikte Sichtweise war –, fragte sie sich nun, was wohl hinter dieser Fassade vorgehen mochte, die die Aurelia so gekonnt zeigte.


    Die Fassade fiel nicht. Aber sie schien auf einmal zu bröckeln, schien Risse zu bekommen. Noch während die Germanin darüber grübelte, was wohl in Prisca vorgehen mochte, antwortete diese schon, und das mit einer Heftigkeit in der Stimme, die Siv nicht erwartet hätte – nicht so sehr, dass sie Prisca diese Emotionen nicht zugetraut hätte, sondern weil sie nicht gedacht hätte, dass sie das vor ihr, einer Sklavin, zeigen würde. Sie wandte ihren Blick vom Fenster wieder ab und sah noch rechtzeitig das traurige Lächeln, das über Priscas Züge flog, und es hielt sie davon ab, das zu sagen, was ihr auf der Zunge lag. Dass die Zwistigkeiten, die in Germanien durch derartige Eheschließungen verhindert oder beendet werden sollten, nur allzu häufig einen hohen Blutzoll gefordert hatten oder zu fordern drohten. Aber es war nicht wichtig, schon gar nicht in diesem Moment. Zumal Siv inzwischen wusste, dass Unfrieden zwischen zwei wichtigen Familien auch in Rom ihren Tribut forderten, wenn auch nicht in Blut, so wie es in Germanien häufig der Fall war. So hob sie nur angedeutet eine Schulter hoch und lächelte ebenfalls traurig, bevor sie sich räusperte und weitersprach. Nachdenklich hörte sie dann zu, als die Aurelia nachhakte. "Ja… Goden sind… Priester. Na ja. Aber mehr selten wie hier. Gode sein, ist etwas Besonderes – nur wenige sind, werden Gode. Viel weniger als hier", erklärte sie kurz. Und war gleich darauf etwas perplex, als sie schließlich zum Punkt kam. Verdutzt zog Siv ihre Augenbrauen hoch und sah Prisca fragend an. "Für mich", antwortete sie, erstaunt über die Frage, und in ihrer Stimme klang ein Hauch von Unverständnis mit, weil es für sie gar keinen Zweifel gab. Für wen hätte sie denn frei sein wollen, wenn nicht für sich selbst? Für wen hätte sie frei sein können? Sie wusste nicht, wo es sie hingeführt hätte, hätte sie damals ihren Willen durchsetzen können. Heute war ihr klar, dass ihr Leben so oder so nicht ewig so hätte weiter gehen können, dass es ihr irgendwann zu viel geworden wäre, dass sie etwas gebraucht hätte. Oder nicht? Wäre sie damit zufrieden gewesen, tagein, tagaus durch den Wald zu streifen, mit ihren Brüdern unterwegs zu sein, dem Schmied, den Heilern, ihrem Vater über die Schulter zu schauen und ihnen behilflich zu sein, gelegentlich? Nein, entschied sie stumm. Sie wäre nicht damit zufrieden gewesen. Mit vierzehn, fünfzehn Jahren hatte sie nichts anderes gewollt als genau das. Sie hätte noch etwas Zeit gebraucht. Aber irgendwann hätte sie sich etwas gesucht. Beispielsweise hatte sie nach ihrer Heirat – und der anschließenden Trotzphase – nicht immer häufiger den Heilern beiseite gestanden, weil Ragin oder ihr Vater sie dazu gebracht hatten, sondern weil sie es wollte. Sie war weiterhin im Wald umhergestreift, aber ihre Ausflüge waren seltener geworden, jedenfalls im Vergleich zu dem, was sie in den Jahren davor getan hatte.


    "Ich wollte für mich frei sein", wiederholte sie, diesmal in einem vollständigen Satz. "Für… einfach mich. Zu tun, was ich will. Wann ich will. Ohne dass Regeln da ist." Erneut wurde Siv ein bisschen nachdenklich, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich geändert hatte im Vergleich zu dem Mädchen, dass sie vor ihrer Hochzeit gewesen war. "Ich bin fünfzehn gesei… gewesen, damals", fügte sie hinzu, weil sie das Gefühl, sie müsste es erklären. "Ich war… auf… aufs… nicht brav", sagte sie schließlich, als ihr aufsässig nicht einfallen wollte, und grinste gleichzeitig etwas schief, als sie an ihren Vater denken musste, an ihre Brüder, und so manche Kämpfe, die sie mit ihnen ausgetragen hatte. "Kein braves Mädchen. Ich war… viel im Wald. Zu Fuß und auf Pferd. Ich habe gesehen, was andere tun, in Sippe von uns. Eben immer das, was ich wollte. Ich wollte keine Regeln. Keine Pflichten. Du, kennst du das nicht? Dass man will frei sein für frei sein, nicht mehr?" Erneut verstummte Siv. Regeln und Pflichten… damit kam sie heute viel besser klar, vor allem dann, wenn sie deren Sinn einsehen konnte. Und sie bekam etwas dafür, für ihr Leben als Sklavin in diesem Haus. Die ganzen Geschichten, die sie erzählt bekommen hatte und die sie inzwischen einigermaßen selbst lesen konnte, die fremdartigen Pflanzen aus noch fremdartigeren Ländern, und die Menschen… so anders, dass sie niemals auch nur davon hätte träumen können. Und Corvinus. Siv hätte nicht sagen können, wie groß der Anteil war, den Corvinus daran hatte, dass sie inzwischen glücklich war hier, häufig jedenfalls – dass sie ruhig genug geworden war, um überhaupt zufrieden sein zu können. Aber sie wusste, dass er groß war. Dennoch, Corvinus allein, ihre Liebe zu ihm und was er ihr gab, wäre nicht ausreichend gewesen dafür. Die Möglichkeiten, die sich ihr hier boten, hatten auch das ihrige dazu beigetragen. In diesem Moment realisierte Siv bewusst, dass sie ihr Leben hier, selbst wenn es Corvinus nicht gäbe, wenn sie sich nie in ihn verliebt hätte… vermissen würde, würde sie jetzt nach Germanien zurückkehren. Nicht alles, sicherlich nicht. Aber die Freunde, die sie hier gewonnen hatte. Und das Lernen. Die Erfahrungen. Es gab so vieles, was sie entdeckt hatte, und noch so vieles, was es noch zu entdecken gab. Rom schien ein schier unerschöpflicher Quell an Geschichten zu sein, an fremdartigen und seltsamen und im wahrsten Sinn des Wortes merk-würdigen Dingen. "Heute ist das anders", murmelte sie versonnen, eher zu sich als an Prisca gewandt.

  • Auch Prisca wurde rot und erregt, das musste am Thema liegen. So war ich wenigstens nicht die Einzige, die aufgeregt und rot im Gesicht war.
    Aus der Schola? Das war ja erstaunlich, dass man dort so etwas kriegen konnte. Aber meine Cousine redete noch weiter und zeigte einen anderen Stapel, der mir weitaus interessanter vorkam, was ihr Stottern noch bestätigte. Ich grinste breit und fragte: "Ja, ja??"


    "In Lupanaren gibt es Bilder zum Angucken? Wieso das denn?" Da kam mir ein interessanter Einfall: "Wir sollten mal gemeinsam in ein Lupanar gehen! Ich wollte schon immer einmal wissen, wie es darin aussieht. Natürlich heimlich. Marcus darf nichts davon erfahren. Aber interessant wäre es doch...!?"


    Sie fand sie faszinierend. "Nur her damit!", forderte ich forsch und nahm meiner Cousine die Abbildung aus der Hand, sobald sie das Papyrus entrollt hatte.


    Als ich einen ersten Blick auf das Papier erheischte, wurden auch meine Augen grösser. Das war wirklich... beeindruckend. Einen Augenblick standen wir staunend vor der Zeichnung. Schliesslich nahm ich Prisca den Stapel aus den Händen und setzte mich auf ihr Bett und legte den Stapel neben mich.
    Schon griff ich nach dem nächsten Bild und erneut weiteten sich meine Augen und ich stiess einen verwunderten Schrei aus. "Was macht die da? Ist das wirklich so gewollt?" Oder gemeint oder gedacht... So etwas hätte ich mir nie ausmalen können, aber ich vermutete gleichzeitig, dass ich diese Bilder nie wieder vergessen würde.
    Ich zog meine Cousine neben mich aufs Bett und zeigte ihr den scheinbar falschen "Tatbestand". Die abgebildete Frau hatte etwas grundsätzliches falsch verstanden... oder ich!

  • Ob sie nun gleich waren, sich ähnlich oder gänzlich verschieden. Ein bisschen von allem schien sie beide dennoch zu verbinden. Nicht was ihre Völker und Familien betraf, für die Töchter doch nur eine handelbare Ware waren. Wertvoll zwar, aber meist nur Mittel zum Zweck. Oder worum ging es sonst, wenn nicht um Bündnisse, Ansehen und Macht, für die sogar Kriege ausgefochten wurden. Sinnloses Blutvergießen! Das hatte die Geschichte oft genug bewiesen. Doch wofür dies Ganze? War es denn so schwer zu verstehen, was letztendlich zählte und wofür es sich auszubrechen lohnte?


    Sivs nachdenklicher Blick schien davon erzählen zu wollen, doch sagte sie nichts weiter dazu außer einem Schulterzucken und ein Räuspern, mit dem sie erklärte was ein Gode sei. Wie vermutet handelte es sich um einen Priester, um ein Leben also in Keuschheit und Einsamkeit. Auch nicht gerade das was ich mir vom Leben erträumt habe und nict wirklich eine Alternative zu einer Zweck-Ehe?! …, zweifelte Prisca innerlich daran, dass sie in beiden Fällen glücklich werden würde. Aber welchen Weg sollte sie dann wählen? Wenn schon nicht den der Liebe, dann wenigstens die Freiheit … für mich?


    Erstaunt horchte die Aurelia auf, als Siv ihr entgegnete für wen sie frei sein wollte. Nur für mich! Das klang so verlockend, so einfach, ein solches Leben führen zu wollen. Aber war dies eine Lösung für immer? Siv sprach weiter und erklärte warum sie kein 'braves Mädchen' war. Prisca musste leicht schmunzeln, ohne es lächerlich zu finden welch einfache Wünsche die Germanin doch hatte. Durch den Wald streifen, reiten … keine Regeln und Pflichten kennen … einfach frei sein?! Unerreichbar für eine römische Patrizierin, ebenso, wie für eine Sklavin, die ihre Freiheit verloren hatte.


    "Nein ich fürchte, ich kenne das wirklich nicht. ", seufzte Prisca leise und erhob sich dabei von ihrem Stuhl. Langsam ging sie zum Fenster hin und sah gedankenverloren einem Vogel zu, der über den Park ein paar Kreise zog, bevor er sich auf einem der Bäume niederließ. Frei wie ein Vogel."Allerdings habe ich mir lange eingebildet, frei zu sein! … Damals, als meine Mutter mich auf eine Studienreise nach Griechenland schickte", begann Prisca plötzlich von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Dabei musste sie flüchtig grinsen, in Erinnerung an ihre zahlreichen Eskapaden." Während dieser Zeit habe ich eigentlich nur das getan, wozu ich gerade Lust hatte und damit habe ich wohl so manchen, meiner Lehrer in den Wahnsinn getrieben. … Ja, zu dieser Zeit fühlte ich mich wirklich frei! Aber eines Tages … " Ganz in ihren Gedanken hielt Prisca plötzlich inne und sah betrübt auf ihre Hände hinab, die sie nestelnd vor dem Körper hielt. Zuerst die unerwartete Reise nach Germanien, dann die Nachricht vom Tod ihrer Mutter und plötzlich da war nur noch die Familie, um die sie sich bis dahin nie geschert hatte. … Mit einem Mal schien alles zu spät und für immer verloren zu sein, da ... "fühlte ich mich schrecklich einsam …", fügte die Aurelia nur noch leise an.


    Einen Moment lang verharrte Prisca niedergeschlagen, bis Siv´s Worte ihre Gesichtszüge wieder etwas erhellten. Heute ist alles anders?. "Ja das ist es …", pflichtete Prisca der Sklavin wieder lächelnd bei, denn es klang so vertraut und traf eigentlich genau auf ihr jetziges Leben zu. Seit sie damals ihren Onkel kennen gelernt hatte. Marcus!. In seiner Nähe fühlte sie sich wohl, so geborgen und geliebt. Ein wunderschönes Gefühl das sie niemals mehr verlieren wollte. Aber irgendwann müsste sie es aufgeben, für einen neues Leben an der Seite eines Ehemannes. Eines Fremden der sie, oder den sie vielleicht gar nicht liebte. Die Vorstellung ließ Prisca augenblicklich frösteln, während ihre Augen noch immer auf der Leibsklavin ihres Onkels ruhten und ihr ein völlig anderer Gedanke durch den Kopf schoss. Hat sie es nicht viel besser als ich? Sie darf stets in seiner Nähe bleiben. Aber wie könnte sie Marcus je lieben? - Einen Römer, dem sie zu Willen sein muss. Immer und immer wieder … So wie es vielen anderen Sklaven auch ergehen mochte. Was würde man dabei fühlen? Verhielt es sich in einer Ehe - ganz ohne Liebe - nicht ähnlich?


    Womit die Aurelia wider bei ihrem ursprünglichen "Problem" angelangt war, für das Siv ihre Hilfe angeboten hatte. "Wie … wie ist es eigentlich, sich … ehm … sich einem Mann hinzugeben, den man nicht liebt? … Glaubst du ich schaffe das auch?, rang sich Prisca mit zitternder Stimme zu der Frage durch, die sie schon lange bewegte. Und welche ihr sichtlich unangenehm war da sie, mit einer symbolischen Geste zur Türe, gleichzeitig andeuten wollte an wen sie - auf Siv bezogen - gerade dachte.

  • Laevinas breites Grinsen trug sicher dazu bei, dass Prisca ins stottern geriet, als sie die Herkunft der Zeichnungen erwähnte. Aber das änderte sich schnell, da Prisca im nächsten Augenblick gänzlich die Luft weg blieb. Wie bitte, ... ein Lupanar besuchen??, glaubte sie sich verhört zu haben und dementsprechend schockiert, ungläubig, fragend und fasziniert zugleich sah sie ihre Cousine kurzzeitig an. Diese machte es sich derweil, mit einer Seelenruhe auf dem Bett bequem und zog sie dabei auch noch mit.


    "Laevina!! Du … willst wirklich? …", hauchte Prisca ganz und gar nicht so schockiert, wie sie eigentlich auf solch einen Vorschlag hätte reagieren müssen - aber nicht wollte. So schnell wie sie sich neben Laevina setzte, war auch der erste Schock überwunden und das abenteuerlich Funkeln kehrte zurück in ihre Augen. Welch eine verruchte Idee und spannender Gedanke."Ja natürlich … natürlich heimlich!! …. Du meine Güte, ich will gar nicht darüber nachdenken was unser Onkel mit uns anstellen wird, wenn er je davon erfährt! "Und wie wollen wir das anstellen? Schließlich darf uns niemand sehen, geschweige denn erkennen! … Sollen wir uns verkleiden? ", Wann, wie , wo … als was, … oh nein das geht niemals gut … ach egal!, begann Prisca schon einen Plan zu schmieden. Die Stimme tunlichst gesenkt und verschwörerisch zu Laevina blinzelnd, so als würden sie von nun an belauscht.


    Da stellte Laevina eine ganz andere Frage und wieder änderte sich Priscas Blick, bei der Betrachtung der nächsten Zeichnung. "Du meine Güte, gute Frage. Sie macht es mit dem …mit … sag du es mir doch, was die da macht. … Gewollt ist das sicher so. Zumindest vom Zeichner, der sie in dieser Position gemalt hat", gab Prisca kichernd die Frage zurück und stupste dabei Laevina vergnügt an. "Aber mal ehrlich, würdest du sowas machen?" Nun hatte die Aurelia die Bilder schon einige Male betrachtet und doch fielen ihr immer wieder neue und interessante Details daran auf.

  • Ich lachte laut, als Prisca so schön reagierte. Kichernd schubste ich sie in die Seite und meinte: "Natürlich! Wenn ich das sage!" Und sofort fing meine Cousine an zu planen. Verkleiden... "Das ist eine gute Idee, aber als was? Als Kunden wohl kaum und anders auch nicht. Oder hast Du eine Idee?" Wenn man zu den richtigen Leuten Kontakt herstellen könnte, wäre es sicher kein Problem, vermummt hineinzukommen und sich einfach unauffällig in einer Ecke aufzuhalten.


    Prisca schien überzeugt davon, dass das was die Frau auf dem Bild tat Absicht und kein Versehen war. Tja, höchstwahrscheinlich. Ich studierte die Zeichnung noch einmal eingehend, liess aber Priscas Frage selbstverständlich unbeantwortet. Ich würde - im Gegensatz zu der abgebildeten Dame - solche Sachen oder Worte nicht in den Mund nehmen.
    Ob ich das selbst tun würde? Ich dachte kurz darüber nach, war dann aber selbst überrascht, wie entschieden ich die Antwort an meine Cousine gab.
    "Nein! Das ist doch eklig irgendwie. Ausserdem: Es sieht so aus, als ob nur er etwas davon hätte. Ist das nicht ungerecht?" Es sei denn die Frau wollte ihm etwas Gutes tun. Aber trotzdem kam mir diese Art, für die sie sich entschieden hatte sehr seltsam und äusserst unangenehm vor. Vielleicht wollte sie ihn ja auch bestrafen...
    Ich löste meinen Blick von dem rätselhaften Bild und erwartete das nächste.

  • "Hmm , als Kunden? Gibt es überhaupt weibliche Kundschaft in solchen Etablissements?! … ", dachte Prisca laut nach und kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe herum. Sie fand auch keine rechte Lösung und so zuckte die Aurelia hilflos mit den Schulten. "Ich weiß nicht so recht, in jedem Fall sollten wir aber genügend Leibwächter dabei haben, oder? Nur, damit fallen wir ganz sicher auf. ... Oder wir verkleiden uns als Männer?", Prisca musterte ihre Cousine kurz von oben bis unten und musste dann laut lachen. "Oh ich stell mir gerade vor, wie wir wohl aussehen würden - dazu noch mit Bart? Nein, das geht gar nicht." Und würde wahrscheinlich wenig überzeugend wirken."Und als … als …" Nein!!! Das geht schon gleich zweimal nicht, verwarf die Aurelia den zweiten Gedanken ganz schnell wieder. "Hm, halt! ich glaub jetzt hab ich die Lösung ...", schnappte Prisca plötzlich nach Luft und tastete dabei nach Laevinas Hand, als müsse sie sich bei ihr einhalten. "Wir gehen da ganz selbstbewusst rein und behaupten einfach, dass wir unsere Freunde suchen. Diese Schufte! Betrügen uns schon vor der Hochzeit! Na? ... Wir machen denen da eine richtige Szene und lassen uns auf diese Weise alles zeigen. Zimmer für Zimmer ...", sprudelte der Vorschlag aus Prisca heraus, bevor sie unsicher die Stirn in Falten legte. "Glaubst du das könnte funktionieren? …"


    Mit dieser Frage zusammen streifte Priscas Blick erneut die Szene, die sich da auf dem Papier abspielte. "Du hast recht. Einfach eklig und ungerecht dazu", pflichtete sie nickend ihrer Cousine bei und schob das Blatt schnell mit einer Handbewegung fort. Doch die nächste Zeichnung war nicht viel besser. Da! Die Frau tut es ja schon wieder!… Mit dem Mund! … Und er? "Oh? … Ooh!, machte Prisca überrascht und ungewollt fasziniert von dem Anblick, legte sie den Kopf leicht schief. In Anbetracht der beiden verschlungenen Leiber, konnte man hier zumindest nicht mehr von "ungerecht" sprechen. ...

  • Siv bemerkte die Überraschung der Aurelia, als sie davon sprach, dass sie für sich hatte frei sein wollen – und war dann selbst überrascht von der Antwort. Prisca kannte dieses Gefühl nicht? Den Wunsch, einfach frei zu sein, unabhängig, nicht für jemanden oder um etwas bestimmtes zu tun, sondern einfach… so? Einfach um des Gefühls willens? Siv folgte Prisca mit ihren Blicken, als diese aufstand und zum Fenster hinüber ging, während sie weitersprach. Ein Lächeln glitt über ihre Züge, als die Römerin von früher erzählte. Studienreise, Griechenland… Siv ertappte sich bei dem Wunsch, es Prisca gleich tun zu können, nach Griechenland reisen zu können, um dieses Land zu sehen, zu entdecken… Aber was die andere erzählte, ließ ihr Lächeln noch breiter werden, kam es ihr doch nur zu bekannt vor. Gerade eben noch hatte Prisca gesagt, sie würde dieses Gefühl, den Wunsch nach Freiheit nur um der Freiheit willen, nicht kennen, aber was sie jetzt sagte, widersprach dem – oder sie hatte Sivs Worte anders aufgefasst, als diese sie gemeint hatte. Nur das tun, wozu man gerade Lust hatte. Bei Siv war es im Grunde nicht anders gewesen. "So war es bei mir. Nur, nicht in Griechenland. In Germanien, eben. Tun was man Lust hat." Bis ihr Vater endgültig genug gehabt und sie verheiratet hatte. Aber selbst in ihrer Ehe hatte sie sich frei fühlen können, hatte Ragin ihr doch Freiraum gelassen und sie einfach akzeptiert, wie sie war. Sie hatte nur eine gewisse Zeit gebraucht, bis sie hatte akzeptieren können, dass eine Ehe mit Ragin nichts Schlechtes gewesen war für sie, ganz im Gegenteil. Dann verblasste ihr Lächeln. Einsamkeit. Auch dieses Gefühl kannte sie nur zu gut, auch wenn sie es, gemeinsam mit dem Schmerz und der Demütigung, hinter einer Mauer aus Wut und Trotz sorgfältig verborgen hatte – die Römer und die anderen Sklaven, die zusammen mit ihr nach Rom gebracht worden waren, mochte sie damit getäuscht haben, sich selbst nur bedingt. Aber auch das war etwas, was sie hinter sich gelassen hatte, einen großen Teil davon jedenfalls. Wirklich einsam fühlte sie sich selten, eigentlich nur in den Momenten, in denen Corvinus ihr fern erschien. Wenn er sich anders verhielt, anders handelte und dachte, als sie es getan hätte, wenn er sich zurückzog und verschloss und sie nicht teilhaben ließ an seinen Gedanken und Gefühlen. Und diese Einsamkeit war keine von der Art, die sie mit einer Schicht aus Wut hätte überdecken können. Siv wusste nicht genau, ob das daran lag, dass sie sich verändert hatte, dass sie nicht mehr ganz so trotzig und kindisch war wie früher, oder ob sich dieses Gefühl tatsächlich nicht so leicht verstecken ließ. Wahrscheinlich traf beides zu, mutmaßte sie, und dass sie, abgesehen von jenen Momenten, im Großen und Ganzen zufrieden, sogar glücklich war hier, trug sicher ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass Siv auf Dinge, die sie verletzten oder benachteiligten, nicht mehr so häufig mit Starrsinn reagierte.


    Als Prisca dann wieder das Wort ergriff, sah Siv hoch zu der jungen Frau, die immer noch am Fenster stand und plötzlich so wirkte, als ob sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlte. Als die Frage ausgesprochen war, wusste Siv warum, oder besser gesagt, sie meinte es zu wissen. Es dauerte es einen weiteren Moment, bis sie begriff, was Prisca mit ihrer Frage und der Geste zur Tür hin implizierte. "Eh", machte sie, während sie sich mit den Fingerkuppen zunächst über die Stirn fuhr, um dann durch ihre Haare zu streichen. Ein paar Strähnen lösten sich dadurch von ihrem Halt hinter ihrem Ohr und fielen nach vorne, und erneut strich Siv sich durch die Haare, diesmal, um eben jene Strähnen wieder nach hinten zu verbannen. Die Frage selbst war ihr nicht unangenehm, aber sie erinnerte sie an die eine Sache, die Siv – entgegen ihrer Beteuerungen gegenüber Corvinus – manchmal doch etwas zu schaffen machte. Sie konnte niemandem sagen, was sie für ihn empfand. Sie konnte Prisca nicht davon erzählen, und noch weniger davon, dass ihre Gefühle nicht einseitig waren, sondern erwidert wurden. Es ging ihr nicht darum, dass es irgendjemand wusste – aber sie mochte es auch nicht, ihre Gefühle verbergen zu müssen, als wäre es etwas, was falsch war oder peinlich. Sie schämte sich nicht dafür, dass sie ihn liebte, es kümmerte sie nicht – nicht mehr –, dass er ein Römer war und ihr Herr. Aber sie wusste, dass es nicht anders ging. "Hm. Also, das… kommt an, darauf. Auf… auf den Mann. Die Situation." Auch wenn sie Corvinus inzwischen liebte, sie hatte schon das Bett mit ihm geteilt, als er für sie nicht mehr gewesen war als ein Römer, in dessen Auftrag sie gekauft worden war – und ein Mann, der es irgendwie immer wieder schaffte, sie in gleichem Maße aufzuregen wie zu faszinieren. Siv zog ihre Nase etwas kraus. Vielleicht war es auch besser, nicht allzu sehr darauf einzugehen. Aber Ragin hatte sie ja auch nicht geliebt, und er war der erste gewesen, mit dem sie das Bett geteilt hatte. Genauso wenig wie die Römer, die sie gefangen genommen und in ihre Hauptstadt gebracht hatten. Sivs Miene verdüsterte sich. "Kommt viel an, auf Mann und Situation. Ob du gibst. Oder ob er nimmt." Einen Augenblick starrte Siv ins Leere, verlor sich ihr Blick in Bildern, die nur sie sehen konnte. Dass Prisca diese Worte möglicherweise falsch verstehen, auf Corvinus beziehen könnte, fiel ihr überhaupt nicht auf. Ihre Kiefermuskulatur spannte sich an, als sie die Zähne heftig aufeinander presste, dann riss sie sich los von dem, was ihre Erinnerung heraufbeschwor. Als sie Prisca wieder ansah, bemühte sie sich um ein Lächeln, wollte sie die Aurelia doch nicht beunruhigen. "Wenn du willst, und er ist, hm, gut… Hm. Es macht Spaß. Es kann Spaß machen. Du musst nicht lieben, ihn, um Spaß zu haben. Ragin… mein Mann, er war… ein guter Mann. Er hat… geholfen, mir, hat mir Angst genommen, und Unsicherheit. War… Hat trotzdem gebraucht, bis, also, bis dass ich Spaß gehabt habe, also war nicht… unschön, das nicht, aber wirklich Spaß hat gebraucht, weil…" Langsam ließen Sivs Sprachkenntnisse sie etwas im Stich. Sie grinste etwas schief. "Weil… Man weiß nicht alles, am Anfang. Man lernt. Durch ausprobieren." Jetzt musste sie lachen.

  • Als Kunden oder als Arbeitnehmer verkleidet waren wohl beides keine besonders guten Ideen, das sah ich sofort ein. Vor allem wenn wir als... nun ja als Huren den Besuch machen würden war es ungewiss und sehr gefährlich, was uns alles passieren könnte.
    Doch Prisca hatte eine ganz geniale Idee und ich klatschte begeistert in die Hände. "Das ist sehr gut. Das könnte auch klappen. Ach was, das klappt bestimmt... Aber warte, kennst Du überhaupt ein gutes Lupanar?" Ein gutes Lupanar... seltsam, dass ich so eine Frage stellte. Meine Cousine hatte meine Hand genommen und ich drückte sie zurück, es war gut, sie zu spüren, wir taten zusammen etwas verwerfliches und planten noch etwas weitaus schlimmeres, da war es gut, dass wir zu zweit waren und uns so nahe sein konnten.
    Als sie mir allerdings das nächste Bild zeigte, lies ich sie erneut erschrocken los und hielt mir die Hand vor den Mund.
    "Das ist ja noch überraschender!" Und eine viel bessere Variante. Ob das wohl wirklich schön wäre? "Ob unsere Ehegatten das wohl je mit uns machen werden?" Ich konnte es mir ehrlich gesagt kaum vorstellen.
    "Was würdest Du denn gerne tun?" Das war eine sehr direkte Frage, wobei ich gar nicht mehr an das Spiel, dachte, mit dem alles angefangen hatte. Ersteinmal wollte ich überhaupt Erfahrungen sammeln. Wer weiss, vielleicht würde es mir gar nicht gefallen. Wenn aber doch, dann würde ich alles ausprobieren wollen!

  • Tun zu was man Lust hat. So einfach war es also. In Griechenland wie auch in Germanien, egal wo nur ... ob man sich dadurch auch frei fühlte? Wirklich frei für immer?! Prisca kamen leichte Zweifel, dass dem so wäre und es je einen Weg gäbe, dieses Wunschdenken zu verwirklichen. Ob sie sich darin nun ähnelten, oder gänzlich unterschieden vermochte die Aurelia dabei nicht zu beurteilen, da ihre Kulturen, ihre Herkunft, Erziehung und ihr Stand zu unterschiedlich waren, oder? …


    Prisca löste sich von dieser unlösbar erscheinenden Frage und von dem wundervollen Anblick des Parks, um sich auf den Stuhl zurück zu setzen, der immer noch neben dem von Siv stand. Die Aurelia betrachtete dabei nachdenklich das hübsche Gesicht der Germanin die, in ihren Gedanken versunken, so weit entfernt und verschlossen zugleich wirkte. Normalerweise hätte es Prisca nicht weiter interessiert, was ein Sklave dachte oder was ihn bewegen mochte. Doch bei Siv war das irgendwie anders. Vielleicht, weil sie die Leibsklavin von Marcus war und sich die Aurelia erhoffte, mehr über ihren eigenen Onkel zu erfahren?! Ein absurder Gedanke, denn was hätte sie davon? Sicher ging es Prisca nicht darum sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen, aber Marcus war nun mal einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben.


    Und er wirkte in letzter Zeit so fröhlich und glücklich, was durchaus an seiner bevorstehenden Hochzeit mit der Flavia liegen konnte. Oder aber an Siv! … Wie komm ich eigentlich dazu, mir darüber den Kopf zu zerbrechen??, bemerkte Prisca erst jetzt, was ihr die ganze Zeit durch den Kopf ging. Eigentlich wollte sie sich doch vorbereiten auf die Liebe und die Ehe, doch nun schweifte sie immer mehr in ihren Gedanken ab. Zu Marcus und seiner möglichen Beziehung zu dieser Sklavin hier …


    … die sich, auf die direkte Frage der Aurelia hin, verlegen wirkend ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich und erst einmal nach den richtigen Worten zu suchen schien. Natürlich würde Siv niemals etwas schlechtes über ihren Herrn sagen oder denken, das war auch Prisca bewusst. Fast bereute es die Aurelia schon, diese Andeutungen gemacht zu haben, da der Vergleich zu einer Ehe ohnehin schwer zu ziehen wäre.


    Doch dann begann Siv es zu umschreiben. Auf ihre Art und wie sie es tat, zog sie Prisca mit in ihren Bann. Es macht also wirklich Spaß?? Obwohl man sich dabei nicht liebt? … Einfach ausprobieren und dabei lernen! Hm, es muss nur der Richtige sein! Ein Mann eben, der es eben versteht, die Angst zu nehmen. Ein Mann wie Marcus? … Nein sie spricht ihren Mann 'Ragin'Zweifellos verstand Prisca nicht alles von dem, was Siv in dem Moment - mangels ihrer Sprachkenntnisse - bewusst oder unbewusst ausdrücken wollte. Der gedankliche Vergleich mit ihrem Onkel genügte der Aurelia schon um zu wissen, dass es auch für sie selbst noch Hoffnung gab. Zumindest vielleicht…


    Siv begann zu lachen und Prisca tat es ihr gleich, nachdem auch sie aus dem Gesagten und Gedachten ihr eigenes Resümee gezogen hatte. "Das klingt irgendwie … einleuchtend, Siv! Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als es selbst auszuprobieren und zu hoffen, dass mein künftiger Gatte auch Spaß daran findet. … ", bemerkte Prisca kichernd, doch mit dem nächsten Atemzug wirkte Prisca schon wieder ernster.


    "Ach Siv weißt du, manchmal wünsche ich mir, dass mein künftiger Ehemann so sein könnte wie mein Onkel. … Und im selben Moment weiß ich, dass ich niemals einen solchen Mann finden werde, der diese hohen Erwartungen je erfüllen wird. … Ich fühle mich dann so schrecklich hilflos und weiß nicht einmal, wie ich mich verhalten soll und was ich tun kann, damit ich eine gute Ehefrau sein werde. … Ich … ach, ich wünsche mir eigentlich nur,dass ich nicht mehr soviel Angst vor der Zukunft habe." Die Angst wieder ganz allein zu sein gestand Prisca schließlich mit leiser und zitternder Stimme, was sie innerlich so oft aufwühlte und bewegte. Diese schreckliche Ungewissheit!


    Prisca blickte kurz hinab zu den Falten auf ihrem Kleid, die sie unablässig mit den Fingern zupfte und die langsam vor ihren Augen verschwammen, als diese sich immer mehr mit Tränen füllten. Warum erzähle ich ihr das eigentlich? Sie kann mir ja auch nicht helfen. Was soll ich nur tun? Die Aurelia verstand sich und ihre Gefühle im Grunde selbst nicht mehr. Aber nicht immer konnte man Gefühle erklären oder kontrollieren. Sie waren einfach da und sie vermochten so viel zu bewegen. Sogar dies, dass Prisca mit einem Mal die Hand nach der von Siv austreckte und ihr stumm dafür dankte, nicht allein sein zu müssen ...

  • Könnte das klappen? … Ach was, das klappt bestimmt Sofern Prisca selbst daran gezweifelt hatte, dass ihr Plan funktionieren könnte, so waren ihre Bedenken von dem Moment an verflogen, als Laevina begeistert in die Hände klatschte. Natürlich klappt es! Mit Laevina zusammen kann gar nichts schief gehen., bekräftigte Prisca ihr gemeinsames Vorhaben still für sich, während sie die Hand ihrer Cousine weiter fest hielt und - leicht irritiert - über die nächste Frage die Stirn runzelte. Ein gutes Lupanar? Wie sollte sie das beurteilen? Aber die Frage war durchaus berechtigt, da das "Objekt ihrer Begierde" durchaus mit Bedacht gewählt werden sollte. "Ehm gute Frage . Nein, ich kenne leider keines. … Aber wir sollten bei der Wahl schon darauf achten, dass wir nicht in irgend einer billigen Absteige landen!", meinte Prisca nachdenklich aber immer noch guter Laune. "Wir fragen einfach! …Hm, kennst du zufällig jemanden, der gutes Lupanar kennen könnte?", schlug Prisca kurzerhand vor und sah Laevina dabei grinsend in die Augen. Tja nur wen? Und wie sollen wir uns erklären? … Was soll´s, eine Lösung würden sie sicher auch dafür finden!


    Doch 'überraschend' löste Laevina ihre Hand und hielt sie sich stattdessen erschrocken vor den Mund. Sie kennt also niemanden? Ach so sie meint das Bild! … Ob unsere Ehemänner das auch machen würden und was ich mir so wünsche? Prisca hob erstaunt die Augenbrauen und hielt dann kurz die Luft an denn, erst auf Laevinas Bemerkungen hin dachte die Aurelia so richtig darüber nach, wie es sich wohl in der "Praxis anfühlen würde. Dann stieß Prisca die angehaltene Luft hörbar wieder aus und warf erneut einen prüfenden Blick auf die Zeichnung. Flüchtig rief sie sich dabei Sivs Worte in Erinnerung: Es macht Spass … wenn er … nicht nur nimmt, sondern auch gibt …


    "Ich … könnte mir schon vorstellen, dass mir das gefallen würde. … Das da ...", begann Prisca schließlich mit gedehnter Stimme zu sprechen und tippte dabei auf das Papier das vor ihnen lag. Gleichzeitig biss sie sich auf die Unterlippe und spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. "Ich glaube es könnte mir sogar Spaß machen ihn so zu verwöhnen, wenn er mich auch, … also wenn er mich liebevoll behandeln und mir das Gefühl gäbe, bei ihm geborgen sein zu dürfen dann … würde ich wahrscheinlich noch viel mehr ausprobieren … wollen.", gestand Prisca etwas unbeholfen ihre geheimsten Wünsche, bevor sie wieder zu Laevina aufsah. Und wie steht es mit dir?Ihr Blick allein genügte wohl als Frage, auch wenn es schon lange nicht mehr um das ursprüngliche Spiel ging.

  • Natürlich kannte Prisca kein gutes Lupanar. Ich hätte auch sehr anders von ihr gedacht, hätte sie mir Namen und Vorzüge aufzählen können. Aber diese in einer Weise so beruhigende Tatsache brachte uns nichtsdestoweniger in ein Dilemma. Wir waren so gut und behütet erzogen und aufgebracht worden, dass wir niemanden kannten, der ein gutes Lupanar empfehlen konnte - oder zumindest wollte. Doch genau dies war auch der Grund, weshalb wir in eines wollten. Wir hatten einfach noch nicht genug von der Welt gesehen.


    "Ich kenne auch keines. Marcus..." Marcus, der kannte bestimmt eines. Mindestens aus Erzählungen, aber wie ich frecherweise vermutete auch aus eigener Erfahrung. Aber konnten wir ihn fragen? "Nein! Den können wir nicht fragen. Er würd es uns verbieten, bevor wir gehn... natürlich." Dann dachte ich darüber nach, welche Männer - denn nur Männer kamen für diese Aufgabe in Frage - ich in Rom noch kannte. "Eigentlich können wir keinen von den Aureliern fragen. Das ist wirklich ein Problem. Oder könnten wir Ursus fragen? Vielleicht hakt er nicht so genau nach? Oder ein Sklave? Aber der würde vermutlich nur die schlechten Absteigen kennen..." Das war wirklich ein Problem. "Oder wir fragen uns in der Stadt herum. Gehen abends los und fragen dann nach dem Edellupanar, dessen Namen wir vergessen haben, wo unsere Verlobten sind. Irgendwer wird uns schon den Weg weisen. Und wenn wir diesen Hektor oder so mitnehmen, dann sind wir auch nicht in grosser Gefahr." Das war immerhin eine Idee, aber ich war nicht sicher wie gut sie war - oder wie sehr sie Prisca gefallen würde.




    Prisca war erneut sehr offen in Bezug auf die Bilder und ihre Wünsche. Dabei glühten ihre Wangen noch stärker als ohnehin schon. Ich legte einen Finger darauf und grinste sie an. Ihre Haut war trocken und brennend heiss. Anschliessend konzentrierte ich mich wieder auf das Bild, aber vor allem auf die unausweichliche ungestellte Frage.
    "Wenn es wirklich so gut ist, wie behauptet wird und..." Jetzt wurde ich auch rot. "...und ich es mir vorstelle... dann möchte ich auch alles ausprobieren. Aber nur wenn ich den Mann wirklich mag. Sonst könnte ich mich glaube ich nicht darauf einlassen." Eine seltsame Idee formte sich in meinem Kopf: Wie ging es wohl den Beschäftigten in jenen Lupanaren? Doch dieser Gedanke war zu weit weg von mir und meiner Realität, als dass ich weiter darüber nachsinnen würde. Sie hatten es sicher verdient... oder aber sie mochten es sogar.
    Ich auf jeden Fall war im jetzt und hier: Und wartete auf Priscas Zustimmung, denn es schien mir, dass wir sehr ähnliche Ansichten hatten. Und natürlich auf das nächste Bild.

  • Die entscheidende Frage blieb also offen: Wer könnte uns ein gutes Lupanar empfehlen? - Marcus?? Mein, … unser Onkel in einem Lupanar?Laevina nannte seinen Namen so schnell, dass Prisca kaum Zeit blieb darüber nachzudenken weshalb sich ihre Cousine da so sicher war, dass er ein solches Etablissement empfehlen könnte. Irgendwie war das so schwer vorstellbar, dass auch er ... er auch?


    Nein also ihn konnten sie nun wirklich nicht fragen! Schon allein deshalb nicht, um den Schein seiner Unbeflecktheit in ihrem Herzen zu wahren. Und verbieten würde er es uns obendrein, wie Laevina schon sagte. Einen Sklaven zu fragen schied ebenfalls aus. Blieb also noch Ursus oder die Suche auf gut Glück. "Ursus? Ui ja den könnten wir fragen. So ganz beiläufig oder getarnt zum Spaß? Ihn damit necken, wo sich junge hübsche Römer denn überall so rum treiben?!", überlegte Prisca ebenfalls laut mit und musste kurz kichern, da dies bestimmt lustig wäre den Cousin ein wenig in Verlegenheit zu bringen.


    Die letzte Alternative erschien der Aurelia - trotz allem - die Beste. "Ich denke so sollten wir es machen. Wir nehmen Hektor, Trautwini, Brix und Alexandros zur Sicherheit mit und fragen uns einfach durch. So schwer kann das ja nicht sein, ein Edellupanar in Rom zu finden und außerdem können wir immer noch zuerst beobachten, wer dort alles ein und aus geht bevor wir uns selbst hinein wagen. Oder?" Jetzt blieb eigentlich nur noch ein Punkt zu klären: "Und wann wollen wir unser kleines Abenteuer wagen?", fügte Prisca nach einem tiefen Atemzug hinzu und blickte dabei verschwörerisch zu Laevina.


    Wobei diese sich gerade lustig machte über Priscas Schamesröte, indem sie ihr neckend den Finger auf die Wange legte. Das gehörte natürlich dazu wenn sich zwei junge Frauen - noch dazu über solche Themen - unterhielten und deshalb zog Prisca auch nur gespielt beleidigt eine Schnute. Gleich darauf grinste sie schon wieder und als Laevina ebenfalls rot wurde, meinte sie mit provokant lieblicher Stimme:"Na sieh dich erst mal an, liebe Cousine! … So so du würdest also alles ausprobieren , wenn es der Richtige ist? Na gut, dann wollen wir mal sehen ob du ...das und das auch machen würdest." Kaum ausgesprochen zog Prisca blind zwei Zeichnungen aus dem Stapel und entrollte diese vor beider Augen."Also? … , dann verschlug es Prisca erst einmal die Sprache. Bei den Göttern! Nur gut das ich zuerst gefragt habe, schnappte die Aurelia hinter vorgehaltener Hand nach Luft. Laevina würde sicher auch von ihr hören wollen, ob sie denn auch rittlings auf einem Mann sitzend oder, vor ihm auf allen Vieren ihren Spaß daran hätte. ...

  • Das wäre wirklich spassig, Ursus auf den Arm zu nehmen. Aber letzendlich wäre wirklich die wagemutigere Variante die bessere. Wir wollten ja nicht, dass es uns am Ende doch noch verboten werden würde.
    "Wann? Ich habe fast nichts zu tun. Also könnten wir sogar schon heute Abend losziehen!" Oder war das zu übereilt? Aber lieber jetzt als dass wir es uns später selbst anders überlegen würden.
    Im Laufe unseres Gesprächs war der Tag auch schon ziemlich fortgeschritten und ich würde mich auch noch umziehen müssen. Ich sollte mir auch noch einmal die Haare machen lassen. "Tilla!", rief ich leise, wobei sie aus dem Schlaf hochschreckte und sich entschuldigen wollte, dass sie eingeschlafen war, aber ich winkte ab.
    Doch bevor wir gingen, zückte Prisca noch 2 Bilder.
    Erneut war ich geschockt und fasziniert zugleich. Heute hatte ich mehr nackte Menschen gesehen, die aufregendere Sachen machten, als je in meinem Leben zuvor. Ich merkte auf einmal wie trocken mein Mund war und dass ich grossen Durst hatte. Mein Becher war allerdings leer, ich würde gleich noch etwas trinken können. Zuerst fesselten mich die Darstellungen. "Von oben... von hinten...", versuchte ich das Gesehene zu beschreiben.
    "Das da bestimmt...", sagte ich auf das erste deutend. "Aber das hier... das ist so... tierisch!" Oder war das vielleicht der Reiz an der Sache? Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. Aber im Prinzip... "Ausprobieren würd ich es trotzdem... Was ist mit dir?", fragte ich meine Cousine, die ebenso wie ich von jedem neuen Bild erschrocken war, obwohl sie sie schon einmal gesehen hatte.

  • Ob nun 'tierisch' oder nicht, benutzte man nicht sogar manchmal dieses Wort, um etwas als besonders gut hervor zu heben? "Ja ich würde es auch ausprobieren!", kam ganz spontan die Antwort von Prisca, da sie sich durchaus schon öfters Gedanken darüber gemacht hatte zu was sie bereit wäre, wenn es denn darauf an käme. Hieß es nicht immer so schön: probieren geht über studieren?. Ob es ihr auch tatsächlich gefallen würde stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt.


    Heute schon?! Der nächste Gedanke galt wieder ganz dem gemeinsamen Plan. Laevina hatte also Zeit und vor allem Lust, dieses kleine Abenteuer sofort zu wagen. Warum also nicht? Der Tag war allerdings schon weit fortgeschritten, sodass sie nicht mehr allzu viel Zeit verlieren sollten, wenn sie wirklich noch aufbrechen wollten. Die Cousine machte da schon mal den Anfang und weckte ihre Sklavin, also wollte auch Prisca nicht diejenige sein, an der alles scheitern würde.


    "Also gut! Wir tun es, ... noch heute!", nahm Prisca, mit verheißungsvoller Stimme Laevinas Vorschlag an. Flugs rollte sie die Zeichnungen wieder zusammen und überlegte kurz, wie lange sie wohl brauchen würden um alles vorzubereiten. Haare zurecht machen, passendes Kleid finden und und und ... Ob wir am Ende gar in einer Herberge übernachten müssen, falls es schon zu spät für den Rückweg ist?? Das grenzte ja fast schon an einer Reiseplanung, obwohl sie ja eigentlich 'nur' in die Stadt wollten.


    "Wir treffen uns in einer Stunde im Atrium, schaffst du das? Ich werde Hektor Bescheid sagen, damit er schon mal unauffällig die anderen Sklaven holen kann. Oh Laevina ich bin ja schon so aufgeregt! … Was meinst du, sollten wir den anderen eine Nachricht hinterlassen, für alle Fälle? Wir könnten doch schreiben, dass wir bei einer guten Freundin zu Besuch sind, auf einer Tunicula-Feier oder so … ", schlug Prisca schnell noch vor, ehe sie ihre Cousine dann an der Türe und mit einer lieben Umarmung für kurze Zeit verabschiedete. "Bis gleich! …"

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Prisca kam wieder zu ihr herüber und setzte sich erneut auf ihren Stuhl, während Siv noch grübelte. Als sie dann zu reden begann, stellte sie fast schon fasziniert fest, dass die Aurelia ihr gebannt zu lauschen schien – nicht wie eine Römerin einer Sklavin zuhören mochte, die etwas erzählte, sondern einfach… nun ja, einem anderen Menschen. Auch wenn im Grunde alle aurelischen Sklaven Glück hatten mit ihren Herren, zumindest gemessen an den Aureliern, die sie hier kennen gelernt hatte, hatte Siv dieses Gefühl bisher nur selten bei Römern erfahren. Als Prisca dann auch noch in ihr Lachen einstimmte, hatte das etwas Ehrliches an sich. Siv lächelte immer noch, als sie aufgehört hatten zu lachen. "Oh, doch… Ich denke schon. Dass er hat Spaß, daran. Wenn er Verstand hat." Sie zumindest hatte immer den Eindruck, dass es auch Corvinus gefiel, wenn sie die Initiative ergriff.


    Anschließend wurde Prisca ernster, und mit ihr auch Siv, je länger sie ihr zuhörte. Andeutungsweise schüttelte die Germanin den Kopf, nicht in einer verneinenden Geste, sondern um der anderen beizupflichten. "Nein. Corvinus ist besonders", stimmte sie ihr nachdenklich zu, nur um im nächsten Moment die Lippen aufeinander zu pressen. Sie sollte so etwas nicht sagen. Egal wie sehr es stimmte, egal wie überzeugt sie davon war, sie sollte vor anderen nicht so über Corvinus reden. Nicht so, dass durchklang, wie viel er ihr bedeutete. Ihre Augenbrauen zuckten kurz zueinander, während sie die rechte Hälfte ihrer Unterlippe zwischen die Zähne zog und auf ihre Hände hinab starrte. Dann sah sie wieder hoch, der Aurelia in die Augen. "Es gibt viele gute Männer. Du findest einen. Und du… Weißt du, ich bin nie eine gute Ehefrau gewesen, sicher nicht. Nicht am Anfang, jedenfalls. Das… lernt man auch." Betroffen sah Siv dann, wie sich die Augen Priscas mit Tränen zu füllen begannen, während es nun diese war, die auf ihre Finger hinabstarrte, die sich in unablässiger Bewegung befanden. Siv wollte nach ihren Händen greifen, wollte sie irgendwie trösten, aber sie war sich unsicher, ob das wirklich richtig war. Bevor sie jedoch eine Entscheidung treffen konnte, nahm Prisca sie ihr ab. Zu Sivs Erstaunen sah sie, wie die Aurelia plötzlich die Hand ausstreckte und nach der ihren griff. Zuerst überwog die Verblüffung, aber nach einem winzigen Moment, in der sie regungslos verharrte, schloss die Germanin ihre Finger um Priscas und drückte sie leicht, und nach einem kurzen Zögern streckte sie ihre andere Hand aus und strich der Aurelia leicht den Oberarm entlang, auf und ab. "Ich hab auch Angst vor Zukunft, manchmal", murmelte sie leise. Sie konnte Prisca verstehen, auch wenn diese andere Gründe für ihre Angst haben mochte. Oder hatte sie überhaupt andere Gründe? Sie sprach davon, dass sie nicht wusste, was sie in einer Ehe erwarten würde, was ihr zukünftiger Mann erwarten würde, wie sie eine gute Ehefrau sein konnte, aber das konnte nicht das einzige sein, warum sie Angst vor der Zukunft hatte. Siv wusste nicht, was genau zugrunde lag, aber der Gedanke, dass die Patrizierin möglicherweise verwöhnt war oder ähnliches, kam ihr nicht einmal ansatzweise, und noch nicht einmal die Überlegung, dass die Aurelia Sorgen plagten, die sie als Germanin oder als Sklavin nicht nachvollziehen konnte, hatte Raum in ihr. Im Gegenteil. So wie Prisca sprach, wie sie sich verhielt, hatte Siv das Gefühl, sie tatsächlich verstehen zu können. Und genau das war der Grund, warum sie erst einmal nichts sagte, sondern nur Priscas Hand hielt und ihren Arm streichelte. Sie wusste von sich selbst, dass es Momente gab, in denen sie nicht reden wollte, in denen sie keine Vorschläge hören wollte, wie sie etwas ändern oder verbessern könnte. Momente, in denen sie einfach nur jemanden haben wollte, der verstand, der bei ihr war, der für sie da war, ohne etwas zu sagen. Wie oft hatte sie sich in den Stall zu Idolum verkrochen, wenn es genau das war, was sie gebraucht hatte, vor allem dann, wenn sie nicht zu Corvinus hatte gehen können? Siv hatte das Gefühl, dass es das war, was Prisca nun brauchte, und so saß sie einfach nur da und schwieg – und war da.

  • "Ja, ich würde es auch ausprobieren!", die Aussage kam sehr schnell und sehr klar und liess mich lachen. Offenbar wusste Prisca schon sehr gut bescheid, was sie wollte und es freute mich, dass wir uns so gut verstanden, dass sie mir das auch so offen mitteilte. Wie froh war ich, in Rom zu sein und endlich Menschen - Freundinnen - zu haben, mit denen ich über fast alles reden konnte.


    Auch die Zustimmung zu meinem Plan war mir gewiss, wir würden es tatsächlich noch heute tun. "Nur eine Stunde?", fragte ich geschockt. Ich hatte mir auch gerade Gedanken gemacht, wieviel Zeit ich wohl brauchen würde. Doch dann stimmte ich zu. Immerhin durften wir nicht zu spät aufbrechen. "Ist gut!", stimmte ich also schliesslich zu und nach unserer Verabschiedung - die mir vorkam, als kennten wir uns schon seit Jahren - hastete ich in mein Zimmer und richtete bzw. liess mich herrichten. Wenige Stunden später waren wir bereits mitten im Getümmel...

  • Zitat

    Original vonSiv


    Wie sie da so nebeneinander saßen, stumm und Hand in Hand, konnte man fast meinen die beiden Frauen ständen sich sehr nahe. So wie Freundinnen und nicht wie Herrin und Sklavin. Natürlich hatte Prisca nicht vergessen welchen Stand Siv inne hatte, doch sie hatte dieses spontane Gefühl einfach zu gelassen und sie bereute es nicht, ihre Maske einmal ganz weg zulassen. Was im übrigen viel zu selten geschah in dieser Gesellschaft in der sie lebten. So tat es wirklich gut, sich einmal ganz offen zu geben und über das zu reden was sie so sehr bewegte, ohne den Eindruck zu haben, dass das Gesagte an einer dumpfen Fassade geheuchelter Freundlichkeit abprallen würde. Erklären konnte es sich Prisca allerdings nicht, warum sie gerade bei Siv dieses gute Gefühl hatte, welches viel mehr verband als trennte - es war einfach da.


    Sie schien eben etwas besonderes zu sein, so wie ihr Onkel über den Siv soeben das Gleiche gesagt hatte. Sie nannte ihn dabei Corvinus nicht Markus, aber sie sagte es in einer Weise die einige Vermutungen zu ließen. Prisca hob leicht den Kopf und blickte Siv kurz in die Augen, ehe sie die Aussage nur mit einem stummen Nicken bestätigte. Die Aurelia war eine gute Beobachterin und sie hätte schwören können, dass diese Sklavin sehr viel mehr für ihren Onkel empfand, als sie in Wahrheit je zugeben würde. Prisca fragte allerdings nicht weiter nach, da es sie im Grunde gar nichts anging was die beiden mit einander hatten. Höchstens die eigene Ehefrau könnte sich daran stören und dem Gatten oder der Sklavin den Hades auf Erden bereiten.


    Ein klein wenig Eifersucht verspürte Prisca allerdings auch, immer dann wenn sie sah, dass andere Frauen ihrem Onkel näher stehen konnten und durften. Wobei dieses Gefühl nichts mit Neid oder Missgunst zu tun hatte, da sie sich letztendlich sehr darüber freute, wenn sie ihren Onkel glücklich sah. Es war eben nur der innigste Wunsch einmal ebenso glücklich sein zu dürfen, an der Seite eines liebevollen Mannes. Aber das werde ich wohl nie erleben …, seufzte Prisca im Anflug einer leichten Depression.


    "Es gibt viele gute Männer. Du findest einen. Und du… Weißt du, ich bin nie eine gute Ehefrau gewesen, sicher nicht. Nicht am Anfang, jedenfalls. Das… lernt man auch." ... "Ich hab auch Angst vor Zukunft, manchmal"


    Wie durch Schleier nahm Prisca diese Worte auf und verinnerlichte sie. Wollte daran glauben, dass es wahr werden würde - irgend wann. Die Angst vor der Zukunft und die Ungewissheit über das eigene Schicksal konnten wirklich erdrückend sein und in diesem Moment war Prisca sehr froh jemanden bei sich zu haben. Auch wenn es "nur" eine Sklavin war oder gerade deshalb, weil diese solche Gefühle vielleicht noch besser kannte. Sie hatte auch Angst vor der Zukunft und wer könnte ihr das verübeln angesichts ihres Standes? Dachte sich Prisca noch, ehe sie ganz in ihre eigene Gedankenwelt versank.


    Erinnerungen an die eigene Kindheit und die schönen Zeit in Ostia. Eine Zeit die noch gar nicht so lange zurück lag und doch erschien es wie Ewigkeit angesichts dessen, was seitdem passiert ist. Die Reise nach Griechenland, dann nach Germanien und zurück nach Rom, die Nachricht vom Tod ihrer Mutter und die fürchterliche Vorstellung davon, wie sie gestorben ist. Prisca rief sich das Bild ihrer Mutter ins Gedächtnis und bemerkte mit Schrecken wie sehr es bereits zu verblassen drohte. Wie hörte sich ihre Stimme an wenn sie gelacht hatte, wie hatte es ausgesehen wenn sie wütend war, sich freute. Wie hatte es sich angefühlt wenn sie mich getröstet hat, wenn wir zusammen gespielt haben … ach, was haben wir alles zusammen unternommen und uns für die Zukunft vorgenommen … So viel schönes aber auch so viele verpasste Gelegenheiten, unerfüllte Träume und Wünsche ...


    Das Grübeln über die Zukunft und das Zaudern mit der Vergangenheit, beides war letztendlich vergeblich und würde dennoch nie aufhören. Diese Erkenntnis und die Erinnerung an ihre Mutter waren schmerzlich aber zugleich auch reinigend für den Augenblick, so wie die Tränen die über Priscas Wangen flossen. Es dauerte eine ganze Weile bis Prisca wieder die Kraft fand, sich aus ihrem gedanklichen Käfig zu befreien, doch dann schloss Prisca die imaginäre Zellentüre endlich hinter sich und kehrte zurück in die Gegenwart.


    Die Aurelia blickte auf und sah Siv aus glänzenden Augen heraus an. Sie, die Herrin müsste sich eigentlich für nichts entschuldigen, sich erklären oder bedanken - nicht bei einer Sklavin. Dennoch nahm Prisca vorsichtig Sivs Hand in ihre beiden Hände und drückte sie mit einem verlegenen Lächeln leicht zum Dank. "Wollen wir hoffen, dass Fortuna uns gnädig sein wird und unsere Wünsche für die Zukunft in Erfüllung gehen", meinte Prisca schließlich mit leiser Stimme. Sie wünschte es auch der Sklavin ohne wirklich zu wissen, was diese sich von der Zukunft noch erhoffen mochte.


    Erst jetzt ließ die Aurelia die Hand der Sklavin wieder los, um sich von dem Stuhl zu erheben. Erneut ging sie zum Fenster hin, vor dem der Garten noch immer in der selben Pracht erstrahlte. Die letzten Tränen waren mittlerweile getrocknet und die Pause die entstanden war, wirkte wie ein Strich unter all die traurigen Gedanken. "Das Vergangene in guter Erinnerung behalten, mich der Gegenwart stellen und auf die Zukunft vertrauen", sprach sich Prisca ganz leise neuen Mut zu, ehe sie sich wieder umdrehte: "Siv?! ... , sprach Prisca die Sklavin nun ganz direkt an und ihre Stimme klang neugierig und aufmunternd zugleich: "Was würdest du am liebsten tun, jetzt, so ganz spontan? … "

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