cubiculum | Aurelia Prisca

  • "Er hat Dich schon gefragt?", fragte ich erstaunt und gespannt. Und sie hatte sich Zeit erbeten... "Das war bestimmt richtig! Du hast das Richtige gemacht, immerhin ist das eine ganz schön wichtige Entscheidung!" Andererseits war es jetzt schade und sogar ziemlich blöd, dass sie damals nicht sofort JA gesagt hatte. Aber hätte ich anders gehandelt? Sicher nicht. "Kannst Du denn nicht herausfinden, wo er sich aufhält, dann könntest Du ihm schreiben?" Aber aus Rom weg, das war auch nicht schön, es sei denn, dies war wirklich ein ganz besonderer Mann.


    Diesmal war ich mir noch sicherer, dass ich es jetzt endlich richtig hatte. Also besetzte ich die nächste Reihe auf dem Spielfeld und präsentierte es Prisca.


    cerebrum maximum*
    Farben zur Auswahl:
    O O O O O O O


    I. O O O | - o -
    II. O O O | o - o
    III. O O O | x x -
    IV. O O O | x x -
    V. O O O


    "Ist es jetzt richtig?"


    Was wir uns - besonders bei diesem Spiel - erzählen würden, würde auch ich nicht weiter erzählen. Doch dann fiel mir ein, wie ich mit Severas und meinem Geheimnis umging. Also musste ich mich korrigieren: Unter normalen Umständen würde ich die Dinge, die ich hier erfuhr nicht ausplaudern. Ich war dran! Und sie stellte trotzdem weitere Fragen. Aber das waren wohl noch akzeptable Folgefragen auf mein Geständnis. Ich spielte verwirrt, als sie fragte, ob es nicht mehr gewesen wäre. "Natürlich war es nur Üben..." Dann grinste ich aber und beantwortete den anderen Teil der Frage: "Es war sehr gut, und mein Vater wäre empört gewesen, daher haben wir uns vielleicht doch häufiger versteckt und geübt, als einmal... als ein paar Mal." Jetzt waren wir wirklich gute Küsser, davon ging ich zumindest aus. ""Schade, dass ich noch nie mit einem Jungen üben konnte... oder ihm meine Künste zeigen.", dachte ich laut.
    "Und Du, hast Du deinen Flavier geküsst?"
    Das war natürlich noch nicht meine nächste Frage, aber ich wollte auch das interessante Gespräch nicht unterbrechen, das zu führen ich mit meiner mir fast fremden Cousine ziemlich aufregend fand.

  • Tilla kehrte mit dem was sich die Frauen gewünscht hatten zurück und servierte es ihnen. Ihnen beiden musste auffallen, dass sie geweint hatte und ihr Gesicht vom Weinen noch gerötet war. Stumm zog sie sich ein Stückchen von den Frauen zurück und lehnte sich mit dem Rücken an ein Möbelstück. Einer der Sklaven war ihr unterwegs begegnet, einen toten Hasen in den Händen tragend. Es war das letzte Hasenbaby, welches sie liebevoll versorgt hatte bevor sie an Laevina verschenkt worden war. Man hatte innerhalb der Sklavenschaft offenbar schon gewusst, dass sie ihre bisherigen Dienste auf einen Schlag verlieren würde und die Gelegenheit genutzt den Fellknäuel zu töten. Immer wieder rollte eine Tränen über ihre Wange, welche sie schnell von den Wangen wegwischte. Tilla starrte aus dem Fenster, ignorierte die gute Stimmung zwischen den Frauen und das spannende Spiel.

  • Es tat gut, dass Laevina ihr beipflichtete, auch wenn sie vielleicht insgeheim anders darüber denken mochte. Prisca schenkte ihrer Cousine ein dankbares Lächeln, nur um gleich wieder verunsichert auf ihre eigenen Hände zu starren. Sicher war dies eine wichtige Entscheidung gewesen, doch andererseits wurde von ihr nicht anderes erwartet. Eine Verbindung beider gentes war schließlich von großer Bedeutung und zudem … hatte der Flavier ihr wirklich gefallen. Es wäre mit Sicherheit nicht nur eine reine Zweck-Ehe geworden, davon war Prisca überzeugt, doch nun half alles Grübeln nichts mehr … es war wie es war "Nein ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde ihn zu suchen. Marucs hat so eine Andeutung gemacht, dass es keinen Sinn haben wird auf ihn zu warten", bemerkte die Aurelia nur und hoffte, damit auch alle Selbstzweifel beiseite wischen zu können.


    Da brachte das Spiel genau die richtige Ablenkung und nach einem kurzen Kontrollblick auf das Spielbrett, konnte Prisca ihrer Cousine endlich lächelnd verkünden: "Ja jetzt hast du die Lösung gefunden, ich gratuliere dir liebe Cousine! … Das war fürs erste Mal sehr gut. Möchtest du noch mal?" Prisca machte die obligatorischen drei Kreuze und reichte damit das Spielbrett zurück.


    cerebrum maximum*
    Farben zur Auswahl:
    O O O O O O O


    I. O O O | - o -
    II. O O O | o - o
    III. O O O | x x -
    IV. O O O | x x -
    V. O O O | x x x


    Gleich wurde sie aber wieder von Laevinas Worten abgelenkt und aus dem Lächeln wurde langsam ein Grinsen. Nur üben? Ja ja …Gedanklich schweifte Prisca zurück zu der Zeit, als sie damals mit ihrer Leibsklavin Leonita 'geübt' hatte und irgendwie kam es ihr so vor, als gäbe es hier eindeutige Parallelen. Doch wie auch immer stellte Laevina schon die nächste Frage, die Prisca schnell wieder aus ihren Erinnerungen zurück holte. Ist das schon die nächste Pflichtfrage? … Wie auch immer, die Frage war sehr indiskret und deshalb gut gewählt. Prisca schluckte und überlegte, ob sie es wirklich verraten sollte. Ein kurzer Blick zu ihrer Cousine genügte allerdings. "Naja … ja ich gab ihm einen Begrüßungskuss … nichts wirklich ernstes…", meinte sie schnell und kicherte da sie daran denken musste wie sie, in seinen Armen von Rom nach Ostia geritten war Und erst das Bad im Meer! … aber danach hat Laevina ja nicht gefragt.


    Prisca wollte es schon von sich aus erzählen, aber da betrat Tilla wieder den Raum. Natürlich wollte die Aurelia der kleinen Sklavin einen vorwurfsvollen Blick nicht ersparen, aber daraus wurde nichts. Prisca hob nur erstaunt die Augenbrauen und tauschte einen fragenden Blick mit ihrer Cousine. Du meine Güte Tilla sieht ja ganz niedergeschlagen aus. Sie hat geweint. Doch nicht etwa wegen ihrer Tat?! Prisca atmete hörbar ein und wollte etwas sagen. Doch dann besann sie sich, da Tilla ja Laevina gehörte. Also atmete die Aurelia nur hörbar wieder aus. Sie machte eine kurze Pause, damit ihre Cousine die Gelegenheit hatte zu entscheiden ob und wie sie auf Tillas Verhalten reagieren wollte ...

  • Jetzt hatte ich die Lösung gefunden, die richtigen Murmeln gelegt und letzendlich das Spiel verstanden. Ich nahm das Brett lächelnd entgegen und bedankte mich für die Gratulation. Doch bevor ich meine eigene Kombination auswählte, hörte ich Severa aufmerksam zu. Es hätte keinen Sinn zu warten. Das klang furchtbar. Entweder hatte der Flavier jemand anders geheiratet, oder er war gestorben. Das war wirklich ziemlich furchtbar für Prisca, vor allem als sie erzählte, dass sie ihn tatsächlich geküsst hatte.
    "Nichts wirklich Ernstes..." Ihr Kichern verriet sie! "Oh, erzähl, erzähl! Du hast ihn wirklich geküsst? Was habt ihr bei dem Ausflug gemacht?" Das war nicht einmal anrüchig gemeint, ich meinte es ehrlich so, wie ich es sagte: Hatten sie gespielt, waren sie geschwommen, waren sie geritten?
    Doch bevor sie mir mehr erzählen konnte und bevor ich dazu kam, ein neues Spiel anzufangen, betrat Tilla den Raum. Meine Tilla, die ich in so kurzer Zeit so lieb gewonnen hatte, diese Sklavin, die sich so falsch verhielt, so unangebracht, der ich, wie fast jeder andere auf diese Weise so schnell erlegen war. Sie weinte. Der Anblick erinnerte mich an den Abend, an dem ich sie mit dem Messer gefunden hatte. Hatte sie damals auch geweint? Oder nur ich?
    Bevor sie den Raum betreten hatte, hatte ich noch vorgehabt, sie zumindest ordentlich und angemessen anzufahren, für ihr Fehlverhalten vor ihrem Verschwinden. Doch nun war ich bestürzt. Tilla weinte, weil sie bereute oder in Angst vor der Strafe. Dass das nicht zu Tilla passte, viel mir nicht auf. Ich fühlte mich auf einmal elend. Prisca sass mir gegenüber und würde genau beobachten, wie ich mit dieser Situation umgehen würde. Es war eine Art Test für mich. Eigentlich hätte ich Tilla ignorieren müssen, oder sie anbrüllen. Oder sollte ich ihr sagen, ich verzeihe ihr? "Entschuldige bitte!", lag mir auf der Zunge, doch ich sprach es nicht aus, denn wofür entschuldigte ich mich hier? Ich hatte nichts getan, sie hatte sich daneben benommen und ich hatte nicht einmal vorgehabt, sie zu bestrafen - auch wenn sie das ehrlicherweise nicht wissen konnte.
    Ich warf einen unsicheren Blick auf meine Cousine und sagte dann etwas unsicher zu Tilla: "Es ist ja nicht so schlimm..." Dann fügte ich hinzu: "Es sieht ja auch gar nicht schlecht aus." Die letzten Worte bereute ich sofort wieder. Wieso war es bloss auf der Welt so, dass man Sachen nicht ungesagt machen konnte? War das nicht zutiefst unpraktisch und deprimierend? Aber so war wohl vieles auf der Welt. Ich war mit Tilla nicht konsequent gewesen. Und aus meiner Erziehung heraus wusste ich, dass man mit Sklaven - besonders beim Strafen immer konsequent sein musste. Aber jetzt war es raus, also blieb mir nichts anderes übrig als mich wieder Prisca zuzuwenden. Dann blickte ich noch einmal spontan in die andere Richtung und sagte an Tilla gerichtet noch: "Aber mach sowas nicht noch mal!" Jetzt saß ich zwischen allen Stühlen. Gemischte und widersprüchliche Aussagen. Ich wusste noch, wie sehr mich sowas als Kind - und auch heute noch - verwirrt und genervt hatte. Ich schloss kurz die Augen und wartete darauf, wer etwas sagen würde. Prisca könnte die Situation einfach überspielen, aber Tilla würde sich diese Chance bestimmt nicht vergehen lassen um sich zu äussern, da war ich mir trotz der kurzen Zeit, in der ich sie kannte, sehr sicher.

  • Tilla wandte den Kopf, wie Laevina sie ansprach und brachte dankbar ein schiefes Lächeln zustande. Achja... das spontane Frisieren von Prisca. Die andere Aurelierin schien es ihr nicht übel genommen zu haben, kannte sie sie doch länger als die junge Laevina. Ihr Lächeln weitete sich ein bisschen mehr und die Grübchen in Tillas Wangen wurden sichtbar. Danke. Eine kurze Geste, die rechte flache Hand ans Kinn legen und langsam zurück sinken lassen. Kurz danach kam wider Erwarten eine Ermahnung aus demselben Mund. Was denn?


    Zuerst lieb loben und dann doch noch ausschimpfen? Tilla atmete tief ein und aus, erinnerte sich an das Geschehen von heute früh, weil sie verschlafen hatte. Sie runzelte die Augenbrauen und drückte die Hände als Ersatz für ihre verlorene Stimme zu Fäusten zusammen. Nach ein paar Atemzügen war sie schliesslich soweit um ganz ruhig zu nicken. Du konntest nicht wissen warum ich es tat. Ich habe von Priscas Sklavin Saba das Frisieren lernen und zugleich Priscas wundervolle Haare anfassen dürfen. Es war meine erste und letzte Frisierstunde. Und vorhin.. naja.. sie hat Saba weggeschickt.. und war nicht frisiert. Da habe ich mich an diese eine Stunde errinnert und hinreissen lassen. Tilla wagte noch ein Lächeln, wischte eine Träne weg. Ich hätte desselbe auch bei dir gemacht, Herrin, wenn Prisca zu uns gekommen wäre und ihr noch nicht fertig gewesen seid. Sie sah Prisca traurig an, suchte nach dem gewissen Verständnis, das einst zwischen ihnen geherrscht hatte. Errinnert ihr euch an die Hasenbabies? Zweiohr, Einohr und Keinohr leben nicht mehr. Sie sind allesamt tot. Ich brauche keine Möhren mehr aus der Küche zu stibitzen und Löwenzahnblätter am Tümpel zu sammeln. Hektor weiss bestimmt noch nicht Bescheid. Ein leises Schniefen. Weitere Tränen rannen über ihre Wangen.

  • "Erzähl, erzähl! Ob ich ihn wirklich geküsst habe? Was wir bei dem Ausflug gemacht haben?" ... Natürlich wollte Prisca ihrer Cousine alles erzählen! ... Dieser Tag am Meer war ja auch zu schön gewesen, als dass sie das Erlebte ewig für sich behalten konnte. Nur wem hätte sie es bislang erzählen sollen? Minervina war in letzter Zeit kaum mehr zugegen und den männlichen Verwandten, allen voran ihrem Onkel, konnte Prisca nun wirklich nicht anvertrauen, was sie alles mit dem Falvier erlebt hatte.


    Es ist wirklich ein Glück, dass Laevina nun hier ist, freute sich Prisca und auch Severa wollte sie unbedingt kennen lernen.


    Doch zunächst blieb ihnen keine Gelegenheit mehr die Details des Ausflugs auszuplaudern. Tilla war wieder da! Aber nicht die kleine Sklavin war das Problem, viel eher schien Tilla ein Problem zu haben, oder etwas schien sie sehr zu betrüben.


    Prisca erwiderte Tillas traurigen Blick mit einer mitleidig wirkenden Miene, die eigentlich ganz etwas anderes bedeuteten sollte. Sicher hatte Prisca die Sklavin irgendwie lieb gewonnen, aber als Laevinas Leibsklavin hatte Tilla nun mal eine andere Stellung eingenommen.


    Ihre Cousine schien allerdings auch etwas verunsichert, angesichts der momentanen Situation. Zumindest wirkte ihr Blick so und die Art und Weise, wie sie Tilla zurecht wies ... oder sie lobte ... naja irgendwie tat Laevina gerade beides und danach schloss sie kurz die Augen und fühlte sich offenbar gerade sehr unwohl.


    Prisca kam nicht umhin ihre Cousine für diese kleine, allzu menschliche Schwäche noch mehr zu mögen. Ja ja meine Frisur, ich weiß. Aber Tilla hat es ja nur gut gemeint. Ändern kann ich es eh nicht mehr, also ... soll ich es einfach überspielen?, überlegte Prisca kurz und sah Laevina dabei nur augenzwinkernd an. Da Tilla allerdings etwas von Hasenbabys erwähnte war sie doch etwas überrascht.


    "Was ist mit den Hasenbabys. Tot? Wieso und was hat Hektor damit zu tun?, fragte Prisca nach und als ihr einfiel, dass Tilla sich ja sehr rührend um die Hasen gekümmert hatte, beschlich sie ein dumpfes Gefühl. Oh nein, die Hasen! Gab es die nicht erst gestern Hasenbraten zur cena?

  • Prisca erlöste mich aus der Situation, nachdem Tilla so schnell geschildert hatte, was geschehen war, dass ich höchstens die Hälfte verstanden hatte. Meine Cousine zwinkerte mir zu und liess es gut sein. Stattdessen ging sie auf das ein, was Tilla berichtet hatte. Hasenbabys? Tote Kanickel und ein Sklave, den ich nicht kannte. Grund genug, nachzufragen. "Wer ist Hektor?", was mit den Hasen war, hatte Prisca schon rauszufinden versucht.
    Doch ich wollte alles über den Flavier wissen, über das Küssen und über ihren Tag am Meer. Hoffentlich vergaß Prisca das nicht. Möglicherweise war es ihr gar nicht so wichtig oder sie war sogar ganz froh, dass sie um diese Frage drumrumkam. In diesem Fall wäre ich wieder dran mit einer Frage, soweit ich es mitbekommen hatte. Ich dachte nach, aber spontan viel mir nichts Passendes ein. Liebe war ein Thema, in dem man viel Fragen konnte, aber vielleicht sollte man es auch hier nicht übertreiben. Ich war mir unschlüssig, aber zuerst einmal wartete ich sowieso mit ziemlich ungeteilter Aufmerksamkeit auf Tillas Erklärungen. Diese Aufmerksamkeit brauchte ich auch, damit ich überhaupt ansatzweise ihrer Gestik und Mimik folgen konnte.

  • Tilla sah nacheinander die Aurelierinnen Laevina und Prisca aus traurigen Augen an. Hektor ist Priscas Leibwächter und ein toller Pferdepfleger im Stall. Er hat mir geholfen, die Hasenbabies zu versorgen und manchmal Köchin Niki abgelenkt, wenn ich Möhren aus dem Sack in der Speisekammer stibitzt habe. Ich habe immer darauf geachtet nicht zu viel zu nehmen sondern nur hin und wieder wenigstens eine Faust voll, damit es lange reicht. Und damit ich Hektor nicht schon wieder fragen muss, ob er wieder Köchin Niki ablenken mag. Die Hasenbabies sind groß, recht dick und verflixt schwer geworden. Allzulange auf dem Arm halten und mit ihnen kuscheln konnte ich dann auch nicht mehr. Tilla schniefte hörbar für die Frauen auf, wischte mit dem Handrücken die nächsten rollende Tränen von den Wangen runter. Das Schlimme ist... dass ich die Langohren nicht mehr besucht habe, weil ich arg viel zu tun bekommen habe und durch Corvinus an Herrin Laevina verschenkt worden bin. Ich habe aber Zweiohr, Einohr und Keinohr schon als Hasenbabies versprochen auf sie aufzupassen! Genau das gleiche habe ich mir damals auch gesagt, gemeinsam mit Stute Luna den Hai von euch abzulenken, als ihr gemeinsam mit dem Flavier im Meerwasser wart! Letztendlich waren es die flinken Delphine die uns allen halfen. Und Hektor, der mich patschnass aus dem Wasser zog, weil mich Stute Luna abgeworfen hat. Was wird er nur sagen, wenn er sieht, dass der Hasenstall leer ist? Bestimmt wird er mit mir schimpfen und sagen, dass ich die Käfigtür aus Versehen offen gelassen habe un er die Hasen nun suchen muss...

  • Tilla begann auf die Frage hin so gleich sehr 'wortreich' zu antworten. Besser gesagt wirbelten ihre Hände nur so in der Luft herum, dass es auch für Prisca kaum möglich war allen Einzelheiten zu folgen. Allerdings gingen die Ausführungen bis hin zu dem Ausflug ans Meer, dem Bad mit dem Flavier und wie Aquilius sie vor dem Hai gerettet hatte und und … Eigentlich wollte Prisca das alles ihrer Cousine ja längst schon erzählen, aber. Ob Laevina alles versteht, was Tilla da sagt?, versuchte Prisca, mit kurzen Seitenblicken zu ihrer Cousine, zu erraten.


    Beide waren sie allerdings viel zu abgelenkt von den Ausführungen der Sklavin, als dass sie weiter auf das gemeinsame Gespräch, oder gar dem Spiel hätten eingehen können.


    Laevina stellte dann auch eine ganz andere Frage und für Prisca warfen diese verwirrenden Gesten der Sklavin, ebenso neue Gedanken wie Fragen auf. Was hat Tilla denn damals am Strand zu suchen gehabt, noch dazu auf einem Pferd? Und wieso soll sie den Hai abgelenkt haben … Noch dazu mit Delphinen, das klingt doch völlig absurd, so was… Das tat es natürlich aus der Sicht der Aurelia, da sie selbst von all den Geschehnissen nichts mitbekommen hatte.


    Und was hatte das überhaupt mit den Hasen zu tun - nur wegen Hektor? Dementsprechend verständnislos schüttelte Prisca mit dem Kopf, obwohl ihr Tillas Traurigkeit doch irgendwie nahe ging.


    "Hektor wird sicher nicht mit dir schimpfen … und ich auch nicht! Wir alle wissen ja, wie gut du dich stets um die Hasen gekümmert hast Tilla. … Also trauere nicht allzu sehr um die Hasenbabys. Die Drei hatten ein schönes Leben, weil du dich gut um sie gekümmert hast", versuchte Prisca zunächst die kleine Sklavin etwas z trösten, auch wenn das es den Hasen nicht mehr viel half.


    Dabei sah Prisca entschuldigend zu Laevina und zuckte mit den Schultern. Sicher wollte sie nicht ihrer Cousine ins Wort fallen, aber da diese gerade danach fragte, wer Hektor denn sei, kam Prisca nicht umhin, ein wenig stolz mit ihm zu prahlen: "Hektor ist mein Leibwächter. Ein Grieche und ein ehemaliger Soldat, möchtest du ihn mal sehen?"

  • Wenn man sich erst einmal an Tillas Sprache gewöhnt hatte, konnte man einiges erahnen. Doch von dem Schwall, der auf uns hereinbrach, verstand ich kaum etwas - auch die verwirrenden Dinge mit Delphinen, Haien, Pferden, dem Meer und dann wieder den Hasenbabys half meinem Verständnis nicht besonders.
    Als Prisca aber versicherte, sie werde nicht schimpfen, stimmte ich ihr durch kräftiges Nicken zu, wenn ich auch nur eine gewisse Ahnung hatte, was es mit den Hasenbabys auf sich hatte. Tilla hatte sie gepflegt und jetzt waren sie tot. Verständlich, dass meine junge Sklavin ziemlich niedergeschlagen und aufgelöst war.
    Noch ein wenig verwirrter war ich, als Prisca mir anbot, Hector zu sehen. Jetzt gleich? Einen entsprechend fragenden Blick warf ich meiner Cousine zu, als ich nachfragte: "Zeigen? Jetzt? Wenn Du möchtest?!"
    Doch viel lieber wollte ich über den Tag am Meer reden. Da ich davon ausging, dass Prisca vor Tilla keine Geheimnisse hatte - sie war eine Sklavin, stumm (wenn auch zugegebenerweise sehr mitteilsam) und dazu wohl noch dabei gewesen - und weil ich letzteres aus Tillas Schilderungen herausgehört zu haben meinte, fragte ich auch dazu. "Tilla war mit am Meer als Du den Flavier getroffen hast? Was ist damals passiert? Erzähl endlich!", fügte ich ungeduldig und interessiert hinzu.

  • Na, wenn sie es sagte, dass Hektor nicht mit ihr schimpfen würde, dann musste das stimmen. Und die Aurelierin selbst würde und wollte nicht mit ihr schimpfen. Erleichtert atmete Tilla auf und lächelte Prisca schief an. Ja.. das stimmt.. ich habe es ihnen so schön gemacht wie ich nur konnte.. aber.. ich musste nebenbei noch dienen und arbeiten.. das war gar nicht so leicht und einfach. stimmte sie zu, beeindruckt von diesem Blickwinkel, der sich ihr auftat. So hatte sie es nicht gesehen und im Nachhinein war es ein schöner Blickwinkel. Schnell stiegen die auftauchenden Tränen des Trostes aus den Augenwinkeln auf.


    Tilla wischte sie an der Kleidung ab. Sie nickte begeistert, als Prisca vorschlug Hektor kommen zu lassen und lächelte schon wieder ihr übliches kleines Irrwischlächeln. Ganz genau... ich war mit am Meer und Hektor hat mir geholfen. Ihr wart dann im Zelt verschwunden und ganz lange da drin. Soll ich ihn holen? Er müsste im Stall bei den Pferden sein. Achnein.. sie durfte nicht mehr Prisca fragen und wandte sich eilig Arvinia zu. Darf ich ihn holen? Ich möchte ihm das mit den Hasen alleine sagen und brauche es hier dann nicht noch mal zu wiederholen. bot sie mit zappelnden Händen an.

  • Nun ja ein wenig schienen die Worte Tilla zu trösten, sie lächelte sogar schon wieder etwas, als sie schließlich wieder auf den Ausflug zu sprechen kam. Prisca seufze leise und nickte noch einmal bestätigend auf Tillas Gesten hin. Was sich natürlich nur auf die Hasenbabys bezog. Ob sie Hektor suchen gehen durfte oder etwas anderes tun sollte entschied allein Laevina. Aber das schien Tilla mittlerweile verstanden zu haben und so wandte sich Prisca wieder ganz ihrer Cousine zu.


    Sie wollte ihn also sehen ... nein halt ... so ungeduldig wie Laevina klang, wollte sie viel lieber wissen, was nun am Meer tatsächlich passiert war. Prisca schmunzelte kurz, sie konnte es gut verstehen. Ich wär an ihrer Stelle genau so neugierig und ungeduldig ...


    "Gut ich erzähl ja schon. Pass auf, ...also kennen gelernt habe ich den Flavier auf unser letzten Meditrinalia. Schade, dass du nicht dabei warst, es war ein ... sehr schöner Abend, aber egal, jedenfalls ... ", begann Prisca ganz begierig endlich alles zu erzählen. Na ja, abgesehen von dem skandalösen Theaterstück war der Abend damals wirklich sehr schön verlaufen, aber darum ging es jetzt nicht.


    "... kurz danach hat er mir eine schicke Seidentunika und ein goldenes Armband geschickt, zusammen mit einer Einladung ans Meer. Natürlich war mir klar was das zu bedeuten hatte, aber es sollte viel besser kommen. ..." Prisca nahm schnell einen Schluck von der Limonade und erzählte schwärmend weiter, ohne sich dabei unterbrechen zu lassen."Eines Morgens stand er also hier vor mir und hat mich zu unserem gemeinsamen Ausflug abgeholt. Du wirst es nicht glauben, aber wir sind die ganz Strecke auf seinem Pferd geritten! Ich lag dabei in seinen Armen und es war mir ganz egal, was die Leute auf den Straßen von mir gedacht haben mochten. Einfach herrlich! ... Am Strand erwartete uns schon eine ganze Heerschar von Sklaven, die eigens ein Zeltlager für uns hergerichtet hatten. Wir haben dann zusammen gefrühstückt und uns gut unterhalten. Danach haben wir ein kleines Wettschwimmen veranstaltet, obwohl das Wasser ziemlich kalt war und … naja da war irgendwas im Wasser, ich weiss nicht mehr genau was, jedenfalls hat er mich einfach gepackt und sicher an Land und in Sicherheit zurück gebracht. … ", erinnerte sich Prisca mit etwas stirnrunzelnder Miene, an diesen seltsamen Zwischenfall. Doch da nichts weiter passiert war, hielt sie sich nicht weiter im Gedanken daran auf.


    "Zur Belohnung hab ich ihn dann geküsst! .. Direkt auf den Mund. … Ähm, naja es war natürlich nur ein flüchtiger Kuss, aber dennoch. Es war, ...ach es war einfach herrlich Laevina! … Noch nie war ich einem Mann so nah und konnte ich mich ihm gegenüber so ungezwungen geben, wie an diesem Tag. Ihn ansehen und berühren, mit ihm reden und lachen und ich ... hatte so ein seltsames Verlangen, dass ich sogar dazu bereit gewesen wäre, mich ihm hin zugebe ähm …", tief seufzend endete Prisca ihre Erzählung und starrte sekundenlang lächelnd ins Leere. Dann sah sie mit einem entschuldigenden Augenaufschlag zu ihrer Cousine und räusperte sich vernehmlich. "Natürlich ist absolut nichts passiert! Ich hoffe du glaubst mir das? ... und bitte verurteile mich nicht für meine … unziemlichen Gedanken", meinte Prisca schnell und biss sich verlegen auf die Unterlippe. Aber dieses Verlangen war nun mal da und nie war es stärker, wie seit jenem Tag.

  • Sie waren auch noch ganz lange zusammen im Zelt? Wie passte das, was Tilla da sagte mit dem, was Prisca beteuerte zusammen? Sehr aufmerksam und zeitweise atemlos lauschte ich der ganzen Geschichte. Tillas Frage, ob sie Hektor bringen sollte quittierte ich mit einem kurzen Kopfschütteln. Ich würde ihn sicher bald kennenlernen.


    Ein schöner Abend, ein wunderschöner Tag. "Wie romantisch...", hauchte ich, als sie mir von seinem Arrangement am Strand erzählte. Der Mann hatte es wirklich auf Prisca abgesehen, auf eine positive Art natürlich. Umso zweifelhafter wurde mir, wieso er wohl verschwunden war.
    Eine Seidentunika, einen Kuss, einen Verehrer. Ein ganz klein wenig neidisch wurde ich schon, aber ich sah auch die Vorteile, die es hatte, eine so - im Vergleich zu mir selbst - so erfahrene Cousine zu haben.
    Ich strahlte Prisca vertrauensvoll an, als sie mir sogar das grösste Geheimnis anvertraute. Wir würden Freundinnen sein, das hatte es gerade besiegelt.


    Plötzlich gab sie sich wieder ganz keusch was mich zu einem Lachen brachte. "Ich verurteile Dich nicht. Ich beneide Dich wenn überhaupt." Und was war mit der laaangen Zeit im Zelt?? "Ob ich Dir das glauben kann, dass das alles war?", sagte ich ironisch. Aber dann nickte ich ernsthaft. Prisca würde mir auch das erzählen, vermutete ich. Aber dann fiel mir noch etwas auf. "Wollte er auch? ... Du weisst schon..." Oder hatte sie schon andere Erfahrungen gesammelt? Ich musterte Prisca kurz, vermutete aber, dass das nicht der Fall war, sie war bestimmt ein gutes Mädchen... wegen der Erziehung und vielleicht einfach aus Mangel an Gelegenheit, ein bisschen wie es bei mir der Fall war. Das bildete ich mir zumindest ein, dass es hauptsächlich an den Möglichkeiten haperte.
    "Hast Du denn schon mal...?", fragte ich naiv und unschuldig und hoffte natürlich vergebens auf die Sensation, die das Thema noch einmal aufregender und interessanter machen würde.

  • Laevina schüttelte den Kopf. Sie durfte Hektor nicht holen beziehungsweise ihn suchen gehen. Schade, vielleicht wusste Prisca, dass er sowieso vorbeikommen würde oder wollte. Tilla hockte sich auf den Boden und lauschte den Ausführungen Priscas. Gneau.. die Kiste und das Kleid waren vor der Reise ans Meer gekommen und sie war diejenige gewesen, die beide Geschenke hatte auspacken dürfen. Tilla wollte dies noch erwähnen, hielt sich lieber zurück, weil die Frauen nicht schon wieder unterbrechen wollte. Hatte Prisca nicht einmal eine Geschichte über die geschnitzten Rosen erwähnt? Während Prisca erzählte fielen ihr immer wieder die Augen zu, obwohl... es war interesssant, aber noch nicht so interessant für Tilla, weil sie noch keine solche Erfahrungen gemacht hatte. Schliesslich schlummerte sie durch Priscas sanfte Stimme im Sitzen ein und holte ein bisschen Schlaf nach. Laevinas Lachen weckte Tilla für einige Momente wieder auf, aber das Sklavenmädchen zog die Beine an und bettete den Kopf mitsamt den Armen darauf. Das viele Weinen um den Tod der Hasenbabys hatte Tilla müde gemacht.

  • Zitat


    Siv schwieg einen Moment auf die Frage hin, und das war nur zum Teil der Überraschung geschuldet, die sie spürte, als die Aurelia sich gleich darauf dafür entschuldigte. Die Germanin hätte nicht erwartet, dass Prisca ihre Frage als zu aufdringlich empfand, jedenfalls nicht einer Sklavin gegenüber. Und erst recht keine Entschuldigung, selbst wenn es so war. Die Antwort auf Priscas Frage hingegen war klar – vielleicht nicht das, was die Römerin erwartete oder hören wollte, aber dennoch klar. "Nein", antwortete Siv nach einem Augenblick ruhig. Sie hatte gelernt, ihn zu mögen – sie hatte ihn vorher schon sympathisch gefunden, immerhin war mit einem ihrer Brüder befreundet gewesen, und nachdem sie irgendwann aus ihrer Trotzphase heraus gewesen war, hatte sie festgestellt, dass sie ihn wirklich mochte. Und sie hatte gelernt, ihn zu respektieren. Ihn wertzuschätzen. Aber sie hatte ihn nicht geliebt. "Nein", wiederholte sie. "Ich habe ihn nicht geliebt." Sie zuckte leicht die Achseln und ließ ihren Blick über die Papyrusrollen auf dem Tisch schweifen, unsicher, ob sie die Reaktion der Aurelia sehen wollte oder nicht. Zumindest in den Kreisen der Römerin spielte Liebe ebenso wenig eine Rolle wie es bei ihrer eigenen Heirat getan hatte, so viel wusste sie. Was das betraf, war es in Germanien nicht wirklich anders. Je mehr die Familie zu sagen hatte innerhalb einer Sippe, eines Stammes, desto weniger hatten die Kinder, speziell die Mädchen, mitzureden, wenn es darum ging wen sie zu heiraten hatten. In Rom wurde nur scheinbar länger damit gewartet als in Germanien. Sie selbst war mit 15 eines der ältesten noch unverheirateten Mädchen gewesen, als ihr Vater schließlich ein Machtwort gesprochen und sie ohne ihr Einverständnis – welches er in den Jahren zuvor verzweifelt zu bekommen versucht hatte – versprochen hatte.


    Etwas betroffen hörte die Germanin dann die dumpf, beinahe verzweifelt klingende Antwort der Aurelia, während sie, erneut beinahe überrascht, feststellte, dass sie sogar etwas gemeinsam hatten. Keine Mutter. Niemand, mit dem sie wirklich reden konnte. Jedenfalls über derartige Themen. Aber sie hatte immerhin Brüder gehabt, und sie hatte genug mitbekommen, wenn auch nicht unbedingt auf die Art, auf die eine Mutter oder ältere Schwester es ihr beigebracht hätte. Und Prisca hatte Cousinen hier, mit denen sie die Zeit verbrachte, die zwar nicht mehr wussten als sie, scheinbar, aber Freundinnen waren… Nein, vielleicht doch nicht so viel Gemeinsamkeiten. Siv hatte nie wirklich Freundinnen gehabt. In dem Moment wurden sie beide abgelenkt durch die Schriftrolle die Siv in den Händen hielt. Die Germanin legte den Papyrus schließlich flach auf den Tisch, strich ihn glatt und stützte sich dann mit einer Hand auf, um ihn genauer zu betrachten. Sie teilte Priscas Meinung. Das konnte einfach nicht sein. "Übertrieben", stimmte sie zu, während sie den Kopf etwas schief legte und ihre Unterlippe halb zwischen die Zähne zog. "Das muss sein. Oder… Nein." Nicht von ihren Erfahrungswerten. Nicht dass sie sonderlich viele hatte, aber sie wagte zu bezweifeln, dass es derartige Unterschiede gab. Plötzlich sah Siv wieder auf und musterte Prisca. "Wenn du willst reden… Ich kann erzählen, was. Wenn du willst." Siv schwieg abrupt und wandte ihren Blick wieder zu der Zeichnung, als ihr klar wurde, was sie gerade gesagt hatte. Angeboten hatte. Prisca war eine Römerin, nicht direkt ihre Herrin, aber doch eine der Herrinnen. Und sie war Sklavin. Sie hatten keine Gemeinsamkeiten. Und doch, irgendwie hatte sie ihr gerade eben leid getan, als sie so leise und tonlos darüber gesprochen hatte, dass sie niemanden hatte, mit dem sie hätte reden können. Siv räusperte sich. "Ich weiß, ich bin Sklavin. Ich… Hrm. Trotzdem. Du, wenn du nicht willst, dann… vergiss. Aber wenn…" Sivs Stimme verstummte erneut, während sie darauf wartete, dass Prisca reagierte.

  • Zitat

    Original von Aurelia Laevina


    Ja dieser eine Tag am Meer war wirklich sehr romantisch verlaufen und ein wenig Stolz verspürte Prisca schon beim erzählen, da Laevina ganz gebannt zuhörte und sie um dieses Erlebnis beneidete. Auch wenn nichts weiter passiert war. Für Tilla hingegen waren solche Themen wohl eher einschläfernd, wie sie mit einem kurzen Blick zu der kleinen Sklavin hinüber feststellen musste. Doch davon ließ sich Prisca natürlich nicht weiter beirren.


    "Natürlich war das alles! … ", gab sich Prisca gespielt entrüstet auf Laevinas ironisch gemeinte Frage hin, schmunzelte dazu kurz und fügte dann seufzend hinzu: "Leider! … Ich glaube schon, dass er wollte oder zumindest daran gedacht hat. Ich … ich hab ja auch daran gedacht und mir ausgemalt wie es denn wäre, wenn er mich einfach so … mmh … aber der Flavier war ein richtiger Edelmann und so bestand zu keiner Zeit Gefahr, dass wir … du weißt schon … ", mehr musste Prisca gar nicht sagen. Sie beide wussten genau, welche Konsequenzen solch ein unkeusches Verhalten nach sich gezogen hätte. Aber sündige Gedanken und Gefühle wären sicher erlaubt …


    Vielleicht hatte Laevina jetzt auf eine Sensation gehofft, nur damit konnte Prisca leider nicht dienen. "Nein ich hab noch nie … ", antwortete sie deshalb kopfschüttelnd uns sah verstohlen zu ihrem Schreibtisch hinüber, was ihrer Cousine vielleicht auffallen würde. "… aaaaber, …" Ob ich Laevina von den Schriften und Zeichnungen erzählen soll, die ich mir eigens zu diesem Thema besorgt habe? Was wird sie nur von mir denken, wenn sie davon erfährt. Prisca würde ihrer Cousine natürlich auch dieses Geheimnis anvertrauen. Schließlich war Laevina in dieser kurzen Zeit, in der sie sich kannten, zu einer richtigen Freundin geworden.


    So fühlte zumindest Prisca und von daher meinte sie mit einem breiten provozierenden Grinsen: "… ich hab schon mal gesehen, wie so was geht. Du auch?" … Naja da standen sichTheorie und Praxis gegenüber. Aufregend war es aber allemal, sich darüber zu unterhalten …

  • Das war alles. Das überraschte mich nicht sonderlich. Es wäre auch zu schön für mich gewesen, wenn ich hier auf so eine kleine Sauerei gestossen wäre. Es überraschte mich dann auch nicht, dass Prisca es noch nicht getan hatte, schliesslich schien es mir schon so, als ob der Flavier etwas ganz Besonderes und bestimmt auch das besonderste - wenn man das überhaupt sagen konnte - gewesen war.
    Schon wäre ich beinahe zumindest gedanklich zum nächsten Thema übergegangen, weil ich dachte, hier wäre nicht viel mehr an Aufregung und auch Auf-klärung zu holen, doch dann überraschte meine Cousine mich doch noch mit einem sehr lang gezogenen aaaber. Ich folgte ihrem Blick etwas verwirrt, was hatte der Tisch damit zu tun, oder der Stuhl davor??
    "Ich hab schon mal gesehen, wie sowas geht... Meine Augen weiteten sich und wie üblich wirkte ich entzückend überrascht, mit weit geöffnetem Mund und einem kleinen spitzen Schrei - ich wollte natürlich nicht Tilla aufwecken, aber die Situation war zu herrlich. Ich schaute Prisca schief von der Seite an und war aufrichtig erschrocken. "Du hast ZUGESCHAUT?" Seehr unkeusche Gedanken huschten durch meinen naiven Kopf und ich fragte sofort nach: "Bei wem??" Immer noch ungläubig ob des Wagemuts und der Kühnheit meiner nun immer mehr und mehr bewunderten Cousine schüttelte ich den Kopf. War es Corvinus gewesen? Sklaven? Oder meinte sie bloss irgendwelche Tiere, Pferde oder Köter oder so? Das hatte ich natürlich auch schon gesehen, ich war schliesslich auf einem Landgut aufgewachsen, doch das war doch sicherlich nicht mit dem zu vergleichen, was beim Menschen passierte. "Ich hab ja seit ich vielleicht 6 war nicht mal mehr einen Mann in echt nackt gesehen...", man musste natürlich von den Skulpturen oder Mosaiken absehen. Das Thema hatte mir die Röte in die Wangen getrieben und ich fühlte mich seltsam aufgekratzt, mit Prisca über dieses heikle Thema zu reden, das mich so sehr interessierte und das doch so oft ein Tabu darstellte.

  • Laevinas spitzer Schrei der Verzückung hätte passender nicht sein können angesichts des heiklen Themas, welches sie gerade zu vertiefen begannen. Prisca musterte Laevinas schiefen und ungläubigen Blick und musste leise kichern. Ob und bei wem ich zugeschaut habe? … oh welche sündigen Gedanken huschen ihr da wohl gerade durch den Kopf. Etwa solche wie meine? …Hm apropos 'zuschauen', gar keine so schlechte Idee?!... "Nicht was du jetzt vielleicht denkst! Ich hab natürlich nicht direkt dabei zugesehen, wie zwei …zwei … na, wie Mann und Frau es mit einander getrieben haben", winkte Prisca kichernd ab, auch auf die Gefahr in, ihre Cousine gleich mit ein paar simplen Zeichnungen zu enttäuschen. Wobei die Darstellungen schon sehr detailiert waren und teilweise sogar beschrieben wurde, wie es - zumindest in der Theorie - funktionierte.


    Gleichzeitig erhob sich die Aurelia und machte ein abwartende Handbewegung. "Warte mal. Ich zeig dir was … ", schnell huschte Prisca zum Tisch hinüber und nahm ein paar von den Zeichnungen auf. Dabei rief sie glucksend und total neugierig ihrer Cousine über die Schulter zu. "Aber eines würde mich zuvor schon brennend interessieren: Welchen Mann hast du, bitteschön, mit sechs Jahren in echt nackt gesehen, huh?"


    Zurück mit den Papyrus-Rollen, setzte sich Prisca wieder neben Laevina und drückte ihr eine der Zeichnungen einfach in die Hand. "Hier! … Ich hab mir ein paar erotische Zeichnungen besorgt, die mir quasi als Anleitung dienen sollten, … verrückt nicht wahr? .. Sieh nur, hier an der Seite wird sogar detailiert beschrieben, was du zu tun hast", erklärte Prisca schnell noch, bevor sie ihre Cousine forschend ansah. Denn sowohl auf Antwort zu ihrer Frage, wie auch auf Laevinas Meinung über diese Zeichnung, war Prisca schon ganz gespannt und dabei glühten ihre Wangen mindestens genau so rot wie die, ihrer lieben Verwandten.

  • Zitat

    Original: von Siv


    Ach?! … sie hat ihren Ehemann also nicht geliebt? Dann muss es wohl eine reine Zweckehe gewesen sein. So wie bei uns Römern. Sieh an, so verschieden scheinen wir uns, in diesem Punkt gar nicht zu sein … leider, schoss es Prisca durch den Kopf. Obwohl es eigentlich Wahnsinn war, die Kultur der Römer allen ernstes mit diesen … diesen Barbaren vergleichen zu wollen. Naja, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ihre Ansichten über die Nordvölker wollte Prisca jedenfalls nicht hier und jetzt zur Sprache bringen, da Sivs kurze Bemerkungen sie vielmehr nachdenklich gestimmt hatten. Was für Gedanken mögen sich wohl hinter ihrem hübschen Gesicht abspielen, überlegte Prisca allen ernstes weiter und als sie sich wieder dabei ertappte, sah sie kurz zurück auf die Zeichnung und seufzte leise auf.


    Sklaven waren meist schlechte Gesprächspartner und noch schlechtere Vertraute, das wusste Prisca. Wie könnte ein Unfreier auch jemals frei und ehrlich seine Meinung gegenüber seinem Herrn äußern geschweige denn, Ratgeber in solch intimen Angelegenheiten sein. Doch Ausnahmen gab es immer wieder und vielleicht traf dies auch auf Siv zu. Zumal die Sklavin von sich aus ihre Hilfe anbot und es auch so klang, als ob sie es wirklich gerne tat. Das hatte Prisca natürlich niemals erwartet, aber … was hab ich schon zu verlieren? Die übertriebenen Darstellungen auf diesen Blättern, wären zweifelsohne keine besseren Lehrer, bestenfalls eigneten sie als aufheiternde Lektüre, oder zum anstacheln der eigenen Lust.


    Seufzend begutachtete Prisca noch einmal die Zeichnungen auf dem Tisch, dann sah sie zu Siv und wollte gerade zum sprechen ansetzen aber, … da räusperte sich die Sklavin auch schon, da sie sich ihrer Stellung augenscheinlich bewusst wurde.


    "Ja stimmt, du bist nur eine Sklavin ...",bestätigte Prisca nickend und im gleichen Augenblick wunderte sie sich, dass ihr das im Moment gar nichts ausmachte. " … würdest du mir trotzdem erzählen, was du über die Liebe weißt? … ", klang es mehr wie eine Bitte aus ihrem Mund und die einladende Geste mit der Hand, hin zu einem Stuhl unterstrich dies noch. "Setz dich zu mir … wobei, Liebe?! … mmh, ich fürchte fast, darauf kommt es ohnehin nicht an. Weder bei uns Römern, noch bei euch Germanen, oder?", fügte die Aurelia nachdenklich hinzu, bereit, sich sogar von einer Sklavin belehren zu lassen. … Seltsam und doch wahr. Bei diesem Thema schien es einfach keine Unterschiede zu geben ...

  • Siv konnte nicht wirklich sagen, ob Prisca erstaunt war über ihre Antwort oder nicht. Die Aurelia war wie die meisten Römer, jedenfalls die, mit denen Siv in der Regel zu tun hatte – also Patrizier oder zumindest Plebejer, die einen höheren Stand in ihrer Gesellschaft hatten. Sie beherrschte sich gut. Und genau das war einer der Gründe, was es Siv bis zu diesem Tag schwer machte, mit Römern umzugehen. Sie mochte es nicht, wenn sie in den Gesichtern ihrer Gegenüber die Reaktion, deren Gefühle nicht ablesen konnte. Sie mochte es nicht, nicht zu wissen, woran sie war. Und Römer schienen diese Art von Selbstbeherrschung, von Verschleierung bis hin zu Täuschung zu einer Perfektion gebracht zu haben, die Siv bis dahin nicht gekannt hatte. So gut sie Corvinus inzwischen kannte, so leicht schien es ihm bis heute zu fallen, etwas vor ihr zu verbergen, wenn er es darauf anlegte, egal ob es nun um ein konkretes Thema ging und schlicht nur darum, wie er sich fühlte oder was er dachte. Ganz im Gegensatz zu ihr.


    Auch das leise Seufzen wusste Siv nicht so recht einzuordnen, aber sie ging nicht weiter darauf ein, und sie fragte auch nicht, worüber Prisca gerade nachdachte, obwohl sie es gern gewusst hätte in diesem Moment. Überrascht war sie dann aber von der Antwort, die die Aurelia ihr gab – sie nahm ihr Angebot tatsächlich an, etwas, womit Siv nicht wirklich gerechnet hatte. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie Priscas Einladung – jedenfalls klangen deren Worte wie eine Einladung und nicht wie ein Befehl – annahm und sich so setzte, dass ein Bein angewinkelt auf der Sitzfläche war und sie sich halb darauf niederließ. Ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, und nachdenklich zeichneten ihre Finger Muster in die Falten, die der Stoff ihrer Tunika warf. "Nein. Das heißt… Es ist wie hier, nicht ganz, aber ähnlich. Wenn eine Familie viel… Einfluss hat… … viel sagen kann, in Sippe, in Stamm, dann ist Liebe nicht das, was entscheidet, nicht so wichtig. Bündnisse sind wichtig. Mit anderen, wichtigen Familien. Wenn Familie nicht wichtig ist, dann ist Liebe mehr häufig. Weil mehr möglich, weißt du?" Siv zog die Unterlippe zwischen die Zähne und ließ sie langsam wieder los, bevor sie noch etwas hinzufügte. "Bei mir war aber anders. Ich wollte nicht heiraten. Ich wollte… frei bleiben." Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Ihre Freiheit hatte sie behalten wollen, und hatte sich deshalb geweigert zu heiraten. Und jetzt saß sie hier, als Sklavin in einem römischen Haus – und hatte sich nicht nur damit abgefunden, sondern war tatsächlich zufrieden, im Großen und Ganzen. Glücklich gar, wenn sie mit Brix oder Sofia herumalberte, wenn sie im Garten oder im Stall arbeitete, vor allem aber wenn sie Zeit mit Corvinus verbringen konnte. Welche Ironie. Sie räusperte sich. "Aber… in Germanien, als Frau, du heiratest nicht nicht. Wenn du bist Godin, dann, aber Godin, dafür ausgewählt sind wenig. Und ich wollte auch nicht Godin sein. Also, mein Vater hat Heirat beschlossen, für mich, irgendwann."

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