hortus | Antreten zur Generalprobe

  • Überall in der Villa waren die Vorbereitungen für die geplante Feier im vollen Gange und nicht nur die Sklaven, sondern auch die Familienangehörigen hatten Aufgaben erhalten die es zu erfüllen galt. Auch eine Theateraufführung sollte es geben und Prisca hatte den Auftrag bekommen ein geeignetes Stück dafür aus zu wählen. Ein Drama oder eine Kömodie und von welchem Philosophen? Die Wahl war Prisca ziemlich leicht gefallen und so hatte sie das Stück auch relativ schnell bei einem Händler auf den Märkten Roms erworben.


    Die Zeit und die Muse um sich in das Stück selbst einzulesen, hatte Prisca allerdings nicht gefunden. Warum auch? Schliesslich war sie von der Qualität ihrer Wahl überzeugt und der Händler hatte ihr immer wieder versichert, dass es sich bei der alten Schriftrolle, auf der nur die Buchstaben "S....A" zu erkennen waren, wirklich um ein Drama von Seneca handle. Also war alles in bester Ordnung, denn um die Rollenverteilung und das Erlernen des Textes mussten sich nur noch die Sklaven kümmern und so hatte Prisca das Schriftstück - ohne weitere Bedenken zu hegen - einfach an die Dienerschaft weiter gereicht.


    Nun rückte allerdings der Aufführungstermin unaufhaltsam näher und Prisca wollte sich dann doch einmal persönlich davon überzeugen, wie weit denn sie Sklaven mit ihren Vorbereitungen waren. Gerade betrat Prisca den Garten in dem - zu Probezwecken - die Kulisse und die Requisiten aufgebaut worden waren. Kurz sah sich um und musste sich erst einmal orientieren we,r in dem Durcheinander aus Stühlen und Tischen, von den Sklaven und den übrigen Familienangehörigen überhaupt hier war und wer die Verantwortung übernommen hatte. Also rief Prisca ganz geschäftig in die Runde. "Salvete! ... wie sieht es aus? Sind alle hier und haben alle ihre Rollen erhalten? ... kennt jeder seinen Text? ... passt alles soweit?" "... dann ist es ja gut und ich kann wieder gehen!..." eigentlich alles einfache Fragen, auf die es für Prisca auch nur ebenso einfache und bejahende Antworten gab. Also kein Grund besorgt zu sein, oder sich länger als unbedingt nötig mit den Sklaven ab zu geben.

  • "Krrrrchhh...Grrrrraaaaaaaaah...ah...ah... Aaaaaah...." erklang es. "Verdammte Feiffe!" Spätestens jetzt war klar, dass es Naavi war, der dort fluchte, weil er auf den Schwanz getreten un der Länge nach hingeschlagen war. Camryn rollte mit den Augen, stellte das Tablett mit einem lauten Klirren auf dem Tisch ab und stemmte die Hände in die Hüften. "Trottel! Du sollst nicht fauchen, sondern kneifen! Und zieh das endlich mal richtig an, du siehst ja aus wie ein Kuscheltier", fuhr sie Naavi an. Priscas Anwesenheit bemerkte sie leider zu spät, um rechtzeitig inne halten zu können in ihrem Gemaule. Derweil Caecus auf einem einsamen Stuhl saß und sich an den Kopf fasste. "...deplorabel, magnifik, ennuyiert...aaah, das kann sich doch kein Mensch merken", jammerte er. Kurzum: das Chaos war perfekt.


    Camryn erblickte Prisca kurz darauf und sagte: "Oh." Dann aber fiel ihr die Frage ein, die ihr schon unter den Nägeln brannte, seitdem die Aurelierin der Sklavenschaft das Manuskript in die Hand gedrückt hatte. "domina! domina, muss ich wirklich SO heißen? Warum dürfen die anderen so schöne Namen haben und ich bekomme so einen hässlichen? Sogar Brix hat einen tollen Namen bekommen! Das hat sich bestimmt Dea....da...hm, irgendwer ausgedacht, der mich nicht ausstehen kann!" "...futil....Domizil... Hmpf, domina, kann man das nicht vereinfachen?"

  • ... ohne die Ankunft der Herrin bemerkt zu haben, stand Trautwini etwas abseits des Geschehens auf einem Stuhl, den Kopf gesenkt und das Gesicht tief in beide Hände vergraben."ich ..ich ... kann das nicht ... *schniefff* ... ich will das nicht *sfffffrrz* ... diese Schmach, ich bin ..ich bin doch Leibwächter und ... und hab vor niemandem Angst ... *buaaaahh* ... nein nein nein, ich will das nicht spielen müssen ..." Schluchzend und voller Verzweiflung klangen seine Worte und auch das gute Zureden der umstehenden Sklaven konnten Trautwini nicht dazu bewegen, wieder von seinem Stuhl herunter zu steigen.


    ... Sofia hingegen wirkte ganz gelassen, saß kichernd und kopfschüttelnd am Tisch und las von dem Wachtäfelchen ihre Rolle ab. Wobei sie eher laut darüber nach dachte, anstatt den Text an sich zu sprechen "Nein wirklich? ...so was tun die ...*hihihihi* ... und ich soll das sagen? ... dabei weiß ich gar nicht was man in einem Bett so alles machen kann ..."


    ... welch seltsames Szenario, gehörte das zum Stück oder herrschte hier....


    ...das Chaos?... Prisca brauchte in der Tat geraume Zeit, um sich wenigstens ansatzweise ein Bild von dem zu machen, was sich hier vor ihren Augen abspielte. Es gelang ihr nicht ...noch nicht. Ihre Hand fuhr augenblicklich hoch zur Schläfe, um sie zu reiben, während sie darüber nach dachte, was sie nun tun sollte ... einfach umdrehen, wieder gehen und vergessen, das sie hier war? ... oder ohnmächtig werden? ... letzteres musste Prisca für den Moment noch hinten anstellen, denn schon hörte sie eine nur allzu bekannte Stimme aus dem Gewirr heraus. "Camryn!...sofort zu mir!" mit schneidendem Tonfall rief Prisca die Sklavin zu sich, ohne sich zunächst um die vielen Fragen zu kümmern. Vielmehr ging sie der Sklavin sogar entgegen und packte sie am Oberarm, um sie etwas zur Seite zu nehmen. "... sag mir Camryn, ... hat das was ich hier sehe etwas mit dem Stück zu tun, oder macht ihr gerade eine Pause?" noch klang ihre Stimme beherrscht und Prisca zwang sich zu einem Lächeln, aber wie auch immer gleich die Antwort auf ihr Frage lauten mochte, es war definitiv inakzeptabel ....



    edit: Bilderlinks ergänzt

  • *klatsch* - Alexandros schlug die Tafel zu. "domina, ich glaub, bei meinem Namen haben die sich definitiv verschrieben. A-L-I-V statt L-A-V-I? Nein, wo doch jeder weiß, dass es Fla..." "HAHAHAHA, krass, davon wusste ich ja noch gar nichts! Camnryn die Superlupa..." überdröhnte Leone den maulenden Alexandros, welcher nun beleidigt die Arme vor der jungenhaften Brust verschränkte und pikiert den Kopf schüttelte. "Einmal einen dominus spielen! Mei, ich werde mich sowas von daneben benehmen, Leute... Herrlich!" meinte Leone und schubste Trautwini von seinem Stuhl. "Nun komm da runter, du Heulsuse. Sonst lasse ich dich auspeitschen, muahahaha..." Ehe es sich der Leibwächter anders überlegen konnte, setzte sich Leone auf den nun freien Stuhl und schlug die Tafel erneut auf. "Zuckerpüppchen, vielleicht sollten wir die Schlussszene zumindest noch andeuten?" fragte er Camryn und zwinkerte ihr galant zu.


    Camryn indes zog eine Grimasse, seufzte und tat das, was man von ihr verlangte. Was blieb ihr auch anderes übrig? Immerhin hatte Prisca sie recht hart am Oberarm ergriffen und nahm sie sich zur Brust. Camryn unterdrückte einen Schmerzenslaut. "Es ist das Stück, das DU uns gegeben hast, domina! Wir haben die Rollen verteilt und es angeglichen, so wie DU uns aufgetragen hast", klagte Camryn. "Das wird eine Katastrophe werden. Wir werden alle gekreuzigt werden." Und daran war einzig und allein Prisca schuld...so zumindest stand es gerade in Camryns Augen...

  • "Hee! ... jetzt seid mal wieder ein bischen ernster bei der Sache!...lest doch erstmal genau durch, was ihrmachen sollt ... " Matho hob beschwichtigend die Arme und versuchte es zumindest, wieder etwas Ordnung unter den Sklaven her zu stellen. Denn sein besorgter Blick zu Camryn hatte ihm gezeigt, dass die Herrin nicht gerade sehr gut gelaunt war. Warum musste die Herrin auch gerade jetzt auftauchen. Vorhin hatte es doch auch ganz gut funktioniert mit dem proben, oder? ... naja, eigentlich wenn Matho so recht überlegte ... "Hee! Brix, wenn du weiterhin die ganze Requisite auf isst, haben wir bald keinen puls mehr in der villa!"



    ... für den Moment blendete Prisca einfach alles Umgebende aus. Das war das Beste und nur so würde sie es schaffen, mit dieser unverschämten Antwort der Sklavin um gehen zu können. Immer noch hielt sie den Oberarm von Camryn fest und holte reflexartig mit der freien Hand zum Schlag aus. In letzter Sekunde hielt sie jedoch inne und zog es vor, die Sklavin vorerst mit Worten zurecht zu weisen. "Du impertinentes Ding! ... was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden?!" es mochte ja zutreffend sein, was Camryn sagte, aber so vorwurfsvoll und anschuldigend durfte sie es einer Herrin gegenüber niemals äußern. Prisca funkelte die Sklavin böse an und presste leise zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor, was ihr gerade am Herzen lag.


    "Eine Katastrophe sagst du? ... Du wirst gleich eine Katastrophe erleben, wenn du nicht augenblicklich dafür sorgst, dass hier wieder Ordnung herrscht ...und wenn nicht, dann..." das es am Stück liegen könnte, wollte Prisca nicht gelten lassen. Erneut riss sie Camryn am Oberarrm zu sich und hob dabei ihre Stimme. Was auch immer passiern sollte, die Strafe dafür würde immer auf die Sklaven zurück fallen und das sollten auch alle wissen." ... dann lasse ich euch alle miteinander auspeitschen, bis ihr euch wünscht, dass ihr gekreuzigt werdet!" gut, ob dies die potenzielle Katastrophe verhindern konnte war fraglich, aber zumindest mussten die Sklaven wieder zur Ordnung gerufen werden. Aber auch Prisca versuchte sich wieder ein wenig zu beruhigen. Deshalb senkte sie auch wieder ihre Stimme, um weiter mit Camryn zu schimpfen. "Es kann doch nicht so schwierig sein, das bischen Text und ein paar einfache Gesten auswendig zu lernen...oder?!". mit diesen Worten lies sie endlich den Arm der Sklavin los und schloss für einen Moment völlig entnervt die Augen. ... im Moment konnte eigentlich alls möglich sein . .. und überhaupt, wo waren eigentlich die anderen, war sie hier die Einzige die das etwas anging und wer hatte überhaupt die Aufsicht über das Sklavenpack?

  • Das war einfach nicht meine Welt. Theaterspielen. Das war doch wirklich nichts für mich. Na gut, wenn es wenigstens was Ernstes gewesen wäre, also ich als Herakles oder Alexander - nein, Alexander schon wieder nicht -, also, das hätte ich mir vorstellen können, selbstverständlich nur unter der Bedingung, dass diese griechischen Stoffe an thrakische Bedürfnisse und Gefühle angepasst würden. Aber eine Komödie? Ich? Als Zuschauer hätte ich mir so etwas natürlich schon mal angesehen, also, bestimmte Arten von Komödien mit weiblichen Schauspielern, aber zu so etwas ging Aurelius Cotta natürlich nicht. Stattdessen hatte er ganz begeistert zugestimmt, als Aurelius Corvinus und Aurelia Prisca ihn gefragt hatten, ob nicht auch ich in dem geplanten Stück eine Rolle übernehmen könne.


    Und nun stand ich hier also allein, nachdem mir schon auf meinem Weg in den Garten schrille und hysterische Stimmen entgegengeschlagen waren. Mit verschränkten Armen nahm ich Aufstellung und überblickte das Chaos, das sich da vor meinen Augen abspielte, mit Distanz und kritischer Souveränität. Mitten drin Aurelia Prisca, die von der unnahbaren Kühlen nun ins Charakter-Fach der Anführerin gewechselt war, eine Rolle, in die sie zweifellos bald schon hineinwachsen würde. Gerne hätte ich ihr, hier wie anderswo, ein wenig unter die Arme gegriffen, aber das stand mir ja leider ohne ihren ausdrücklichen Wunsch nicht zu.

  • Camryn presste die Lippen aufeinander und erwiderte vorerst nichts. Sie konnte Prisca nicht ausstehen, seitdem sie sich mit Deandra angefreundet hatte. Und das entgegen ihrer Bemühungen! Nicht einmal mit der Wimper zuckte die Keltin, als die Hand der Herrin zuckte.


    "Dann?" rutschte es ihr heraus und vorsorglich duckte sie sich. Falls Prisca sie schlagen würde, so würde Camryn das ihrem dominus erzählen, jawohl. Niemand hatte Hand an sie zu legen. Allmählich wurde die kleine Keltin größenwahnsinnig. Derweil schniefte Trautwini immer noch unüberhörbar, jedes zweite Wort war "rot", und Sofia war ständig am kichern. Kein Wunder, wenn man nicht mal wusste, wie man die Beine breit machte. Camryn seufzte entnervt. "Es sind nicht nur Text und Gesten, domina! Sollen wir nicht gänzlich in die Rollen schlüpfen? Und nicht jeder hat dabei einen so leichten Text wie Naavi", gab sie zu bedenken. Der, von dem die Rede war, hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und schob den zweiten, weitaus schwereren Kopf zur Seite, sodass er von der Schulter kippte und auf dem Rücken herunter hing. "Alfo, ich finde ja nicht, daff daff fo ffwer ift. Daff biffchen Tekft, daff ihr aufwendig lernen müfft... Wenn du willft, kannft du auch gern daff Vieh fpielen!" sagte Naavi und schwang den Schwanz hin und her. Camryn rollte mit den Augen. Auch Maron nervte sie, weil der einfach nur so herumstand und kompetent aus der Wäsche sah, ohne einen Finger zu krümmen. Bittend sah sie Prisca an. "domina, wir sind ungeeignet zum Theaterspielen. Können wir nicht stattdesse Maron und Cadhla in eine Arena stecken? Die haben doch schon Erfahrung als Gladiator...auch wenn das Ende offensichtlich ist." Maron war in Wirklichkeit nämlich ein nasser Sandsack. :D

  • ...Es darf in keiner Katastrophe enden ... es darf in keiner Katastrophe enden ... immer wieder sagte sich Prisca diese Worte selbst vor und ignorierte einfach alles und jeden um sich herum. Ob und was Camryn im Augenblick tat oder sagte, war ihr zunächst einmal völlig egal. ...Es darf in keiner Katastrophe enden ... es darf in keiner Katastrophe enden ... aber es wird wohl soweit kommen ...


    ...Herrin?... schwach nur nahm Prisca eine weitere Stimme war, die sich ihren Weg durch das Stimmengewirr an ihr Ohr bahnte. Blinzelnd öffnete Prisca die Augen und wie aus dem Nichts stand da plötzlich Dina vor ihr. Die hilfsbereite Ägypterin, die zumindest mitdachte wenn es erforderlich war. "Ja, was ist?" fragte Prisca deshalb auch in einem moderaten, wenngleich in einem noch immer leicht verärgerten Ton.


    "Herrin, darf ich dich etwas fragen?" leise und zögerlichch stellte Dina als nächstes eine Frage und Prisca hob erstaunt eine Augenbraue. Natürlich durfte ein Sklave keine Fragen stellen, aber wenn es der Sache irgendwie dienlich wäre, wollte Prisca heute eine Ausnahme machen ..."Was ist denn, was willst du fragen?" ungeduldig sah Prisca nun die Ägypterin an "Herrin, es muss nicht zur Katastrophe kommen und keiner von uns muss gekreuzigt werden ... weil ...ich kenne jemanden, der uns helfen kann!"


    Mit diesen Worten hatte Dina nun vollends die Aufmerksamkeit von Prisca auf sich gezogen. "Du kennst jemanden? ... wer soll das sein? ... nun sprich schon endlich, wir haben nicht ewig Zeit" an jeden Strohhalm der sich ihr bot, wollte sich Prisca momentan klammen und so starrte sie Dina ungeduldig und erwartungsvoll mit großen Augen an.


    Dina begann zu lächlen, glaubte sie doch ihre Herrin für ihren Plan bereits gewonnen zu haben. Bedächtig und langsam streckte sie ihren rechten Arm zur Seite und machte eine ausholende Bewegung mit der Hand nach vorne. Gehörte das nun zum Stück, wollte ihr Dina irgend etwas vorführen? so verwirrt sah man Prisca nur selten. "Herrin, darf ich dir Rollo vorstellen. ... Rollo ist mein Freund und er lässt fragen, ob er dir irgendwie behilflich sein darf...."


    Gut, das war dann doch zuviel des Guten! ... einen Moment lang starrte Prisca auf die leere Stelle, welche Dina ihrem unsichtbaren Freund zugedacht hatte. Wie konnte sie IHN, den unsichtbaren Freund vergessen? ...am besten alles vergessen, ja! das wollte Prisca und endlich wollte sie das nachholen, was sie schon von Anfang an tun wollte. ...In Ohnmacht fallen! ... Es war ganz einfach und wirkte völlig echt, denn wie von selbst verdrehten sich ihre Augen und es fühlte sich an, als könnte sie schweben. Prisca breitete ihre Arme aus und fiel nach hinten in eine ungewisse Dunkelheit ... nun konnte - wer auch immer hinter ihr stand - ihr unter die Arme greifen, sofern er denn die Absicht hatte ihr zu helfen ...

  • Am meisten imponierte mir in dem Durcheinander, wie die domina Prisca sich endlich diese eingebildete Camryn schnappte. Zu gerne hätte ich in diesem Glücksmoment an der Hauswand gestanden, dann hätte ich mich nämlich zurückgelehnt und genüsslich der Bestrafung dieser serva zugesehen, die ich im Zweifelsfall noch etwas härter durchgeführt hätte als die Herrin. Leider aber war ich schon zu nah an die - Bühne? - herangerückt, so dass ich das Ganze eben aufrecht stehend betrachtete.


    Gespannt wartete ich, wie Aurelia Prisca diese Camryn fertig machen würde, und im Stillen - selbstverständlich nicht laut - gab ich ihr Tipps und Hinweise, wo es besonders weh tun würde; ich hatte da ja so meine Erfahrungen. :( Dann aber musste ich zu meiner großen Enttäuschung mitansehen, dass Aurelia Prisca ihr Opfer doch wieder aus ihren Fängen entließ; bei aller Verehrung für die schöne Aurelierin, aber das hätte man wirklich besser machen können, und ich wäre gerade der rechte Mann dafür gewesen. Vielleicht war das aber alles auch einfach ein bisschen viel verlangt von einem so jungen Ding wie Aurelia Prisca; eine führende Hand wie die meine wäre hier wohl am Platze gewesen, zumal die hübsche Patrizierin nun schon wieder von Naavi bestürmt wurde und dann auch noch von Dina, und die - o weh - war natürlich "nicht allein".


    Diesen Augenblick nutzte selbstverständlich Camryn, um gegen mich bei Aurelia Prisca zu intrigieren; die ungebildete Sächsin oder was immer sie war schien nicht zu wissen, dass wir Thraker als Gladiatoren schon so unsere Erfahrung hatten und gefürchtet waren, und auch ich würde mich für meine Figur in der Arena ganz bestimmt nicht schämen müssen. :P


    So, nun war ich aber dieser ganzen Angelegenheit endgültig überdrüssig und fand, dass ich, seitdem ich hier im hortus stand, meine Rolle schon gut genug eingeübt hatte. (;)) Ich wollte mich gerade umdrehen, als ich noch aus den Augenwinkeln heraus sah, dass Aurelia Prisca nach hinten zu kippen schien. Angetan beobachtete ich das Schauspiel, bis sie mit ausgebreiteten Armen schon fast waagerecht in der Luft lag - wollte sie den anderen Sklaven zeigen, wie eine Kreuzigung aussah? (auch da gab es in der thrakischen Geschichte ja schon die ein oder andere traurige Erfahrung) -, dann aber erfasste mich einer meiner berühmten Reflexe, und ich griff beherzt zu. Wie auf Rosen landete die Patrizierin in meinen Armen, aber was war nur mit ihr? Von oben blickte ich in ihr Gesicht, aber konnte einfach nicht erkennen, ob das alles wirklich zuviel für sie geworden war, oder ob sie nur simulierte, um meinen aufmüpfigen Kollegen mal einen gehörigen Schrecken einzujagen. Jedenfalls war nun zweifellos ich der Berufene, hier das Kommando zu übernehmen. "Brix, schütte der Herrin sofort Wasser ins Gesicht!!", donnerte ich so unmissverständlich, dass der Angeschriene kurz zusammenzuckte, dann aber sogleich aufsprang, sich vom Tisch einen Krug schnappte und dessen Inhalt der Zusammengebrochenen mit weitem Schwung in ihr holdes Antlitz schüttete. Es handelte sich leider um klebrigen, stark gesüßten Rotwein ...

  • Angenehme Ruhe und Dunkelheit umgaben Prisca an dem Ort, an dem sie sich augenblicklich wähnte. Und dieser Ort war weit entfernt von dem Durcheinander, das die aurelischen Sklaven gerade im Garten veranstalteten. Eigentlich wäre dies doch die ideale Gelegenheit zu träumen ... ja! ein schöner Traum, das wäre jetzt genau das Richtige ... und schon begann sich Prisca ihren Traum zu recht zu legen. Und eben als sie sich im Geiste den passenden Mann für ihren Traum ausmalte, hörte sie auch schon seine Stimme! ... wie konnte das sein? Die Stimme klang sehr angenehm, auch wenn sie gerade nach jemand anderem zu rufen schien? ...Brix? ... und was sollte das mit dem Wasser? "...wasser? ... wieso?..." murmelte Prisca ganz leise, während sie immer noch mit geschlossenen Augen da lag und bereits langsam wieder von sich aus ins Bewusstsein zurück kehren wollte ...doch diese Absicht wurde auf eine andere Art und Weise deutlich beschleunigt und in der nächsten Sekunde fand Prisca sich in der Realität zurück...


    Prustend verschluckte sie etwas von dem starken Wein und musste augenblicklich husten. Im Gesicht und auf ihrer Haut ... ja, überall spürte sie diesen ekligen Wein an sich kleben. „Was soll das? ... was ist hier los? .... " langsam erhob sich ihre Stimme zu einem deutlichen Grollen, während Prisca selbst noch auf dem Boden lag und sich mühsam mit den Händen über das Gesicht wischte. Sie musste nicht nur wieder klar denken, sondern zuerst einmal wieder klar sehen können. Sie brauchte Hilfe, sie brauchte eine Erklärung und sie brauchte irgendeinen Schuldigen ...“ ... CAMRYN! ... sofort her zu mir! Hilf mir hoch! ich will augenblicklich eine Erklärung für das hier ... “ obwohl es eigentlich keiner Erklärung bedurfte. Zumindest müsste diese schon seeeehr plausibel klingen, denn für Prisca stand fest: Die Sklaven rebellierten! Das war eindeutig ein Attentat auf sie gewesen und das würde für alle Konsequenzen haben ...

  • "Das ist alles deine Schuld", zischte Camryn Maron zu, der trottelhafterweise Wein in Priscas Gesicht hatte schütten lassen. Sie erwachte soeben wieder aus ihrer nur kurz währenden Ohnmacht. Es hätte ihres entsetzten Ausrufs auch nicht bedurft, dann Camryn hatte sich ohnehin gleich zu Prisca gekniet, als sie darnieder gesunken war. Das Schreien war nun also durchaus sinnfrei, aber so war die Aurelierin eben. Maron ignorierte Camryn einfach, das war ohnehin das beste, befand sie. Sie war der Annahme, dass sie eine Erklärung für den Wein haben wollte, also setzte sie auch dazu an, eine zu geben. "Da fragst du am besten Maron. Der hat Brix gesagt, dass er die Amphore auskippen soll. Oder....ach....du meinst das hier?" fragte sie und deutete auf das Durcheinander im aurelischen Garten. "Hm. Tja. Wir üben das Stück ein, domina, das du uns zum Einstudieren gegeben hast", erklärte Camryn und zuckte mit den Schultern, während sie Prisca hoch half. "Waff ift nu mit dem Vieh? Willft du ef fpielen?" nörgelte Naavi mit vor der gestreiften Brust verschränkten Armen. Camryn rollte mit den Augen und hielt die Luft an, um ihn nicht anzuschreien, dann presste sie hervor: "Wenn du nicht augenblicklich wieder die Nase in deinen kurzen Text steckst, mache ich dir einen Knoten in den Schwanz!" Und ihr Blick verriet, dass es nicht das einzige malträtierte Körperteil bleiben könnte. Naavi entfernte sich hastig, und Camryn sah von Prisca zu Maron. Siehst du, was du angerichtet hast? bedeutete ihr Blick.

  • Aurelia Prisca war eine wirklich faszinierend schöne Frau, die einen schon so zum Träumen bringen konnte; für den kurzen Augenblick aber, in dem sie mit geschlossenen Augen in meinen Armen gelegen hatte, war sie mir sogar vorgekommen wie Aphrodite selber, als sie dem Schaume entstieg. Als dann jedoch Brix statt des erhofften erfrischenden Nass' klebrigen Wein auf uns schüttete, überzog eine ungute pappige Röte das Gesicht Aphrodit- äh, Aurelia Priscas, als wäre sie nicht dem Meer entstiegen, sondern hätte ganz entschieden zu heiß gebadet. Irgendwie glich sie mit dem roten Wein im Gesicht nun auch einem Neugeborenen, die waren ja auch immer so rot und klebrig, allerdings fühlte sie sich wohl nicht wie neugeboren.


    Geholfen hatte die Ladung Flüssigkeit trotzdem, und wie. Die Liebesgöttin schlug die Augen auf und wandelte sich flugs zur Harpye. Dass sie sich ausgerechnet von Camryn hochhelfen ließ, wo ich diese Aufgabe zweifellos besser ausgeführt hätte, wunderte mich. Ich verlegte mich allerdings auch schon wieder auf Konstruktives, denn ich wusste, dass Camryn in dieser Richtung nichts gebacken bekommen und dass Schimpfen hier nichts bringen würde. Ich kannte Brix; er hatte das bestimmt nicht absichtlich gemacht. Ihn guckte ich mir jetzt auch aus: "Wenn auf dem Tisch noch irgendwo Wasser steht, bring es!" Natürlich hatte ich den richtigen Ton getroffen, wie auch nicht, da ich ja selber Sklave war. Brix kam nun tatsächlich mit einem Krug, und ich winkte Dina, damit diese der domina einen ersten Abwasch verpasste, bevor sie sich im Hause weiter reinigen musste. Natürlich hätte ich auch da gerne selber mit Hand angelegt, aber an die zarte Haut einer Aurelia Prisca sollten bei solchen ausgedehnten Reinigungsaktionen wirklich nur Frauenhände - während es bei Aurelius Cotta nicht so darauf angekommen wäre, fand ich.

  • Wie sah sie nur aus! Auf und auf bekleckert mit diesem klebrigen roten Wein und das noch dazu vor den Augen der versammelten Sklavenschar. Prisca bebte innerlich vor Wut und wurde regelrecht geschüttelt von dem Verlangen wild um sich zu schlagen und zu treten. Aber was für ein Bild hätte sie dann erst abgegeben?! ... Nein, sie musste sich beherrschen, koste es was es wolle! Mit zusammengepressten Lippen, unfähig einen Ton zu sagen, konzentrierte sich Prisca nur darauf, nicht die Fassung zu verlieren. Lediglich vernichtende Blicke konnte sie an alle verteilen und sie bedachte vor allem Maron und Camryn damit. Durch seine Anweisung sah sie nun so aus wie sie aussah und auch Camryn rieb ihr erneut unter die Nase, wer das Stück ausgesucht hatte ... Ja ja, Prisca war es, Prisca ist schuld ....


    "Still jetzt!" zischte Prisca und schloß die Augen, damit Dina sie notdürftig mit etwas Wasser abtupften konnte. Nocheinmal musste sie ihre ganze Kraft zusammen nehmen um die Prozedur über sich ergehen zu lassen. "Weg jetzt, genug! .... Gebt mir lieber das Manuskript!" forderte sie schon nach wenigen Minuten wieder völlig entnervt, verscheuchte damit Dina und und riss das Manusskript demjenigen, der es ihr zuerst hinhalten würde regelrecht aus der Hand.


    Schnaubend machte Prisca sich daran, das Stück erstmalig in Augenschein zu nehmen und ihre Miene wechselte dabei beständig zwischen Verwunderung und Verärgerung. "Das ist doch niemals von Seneca! Wer hat denn so was geschrieben? ... das ist ja ... das ist ... naja ... es ist ..." ... es war eben nicht mehr zu ändern ... allerdings ... begann Prisca langsam den Kopf hin und her zu wiegen, so als wäre das was sie da lesen musste gar nicht mal so übel. Im Gegenteil ... " Nun, es ist das, was wir haben! ... " stellte Prisca nüchtern fest und richtete ihre Stimme nun an alle Sklaven. " Ihr werdet dieses Stück hier aufführen, ob es euch passt oder nicht. Eure Rollen habt ihr bekommen und genau diese werdet ihr auch spielen! ... und keine Widerrede mehr, sonst ..." ...sonst naja, das mit dem auspeitschen kannten die Sklaven ja bereits. Prisca hatte endgültig genug von dem Gejammere und hielt das Manuskript wie ein Mahnmal für alle mit der Hand nach oben.


    "...und du da wirst von jetzt an dafür sorgen, dass bis zur Feier alle ihre Rollen beherrschen und das Stück fertig einstudiert ist!" befahl Prisca im nächsten Moment und warf die Schriftrolle damit zu Maron. Dabei lies sie nicht durchblicken, ob das nun als Strafe für sein Handeln gedacht war, oder ob sie andere Gründe dafür hatte. Ohne ein weiteres Wort ab zuwarten, drehte sich Prisca auch schon um und verlies zügig den Garten. Im Augenblick wollte sie nur noch aus ihrem klebrigen Kleid heraus schlüpfen und ein erfrischendes Bad nehmen.

  • Aus solch tiefblauen Augen, die die zusammengeklebten langen Wimpern glatt vergessen machten, konnte ich auch den strafenden, vernichtenden Blick der Aurelia Prisca ertragen, zumal der Camryn ebenfalls traf. Nebenbei nahmen die Dinge, die ich vorausschauend angeleiert hatte, ihren Lauf, und Dina befreite die Herrin vorsichtig von dem süßen Überzug, der das geschmackvolle Innere des Konfekts für kurze Zeit verdeckt hatte.


    So, ich drohte selbst schon zum Dichter zu werden, als Aurelia Prisca das Heft des Handelns wieder in die Hand nahm, das Manuskript aber mir zuwarf mit der unmissverständlichen Anordnung, mich nun noch stärker um die Einstudierung des Stücks zu kümmern. Hatte meine Bestimmtheit sie überzeugt? Oder hatte sie etwa meine ganz neue poetische Ader erspürt?


    Ich war jedenfalls überrascht, und daher gelang es mir leider nicht, das mir zugeworfene Manuskript aufzufangen. So landete die Schriftrolle auf dem Erdboden, während sich die domina schnurstracks entfernte und uns zurückließ.

  • "Die Frage ist eher, ob es euch passt", murmelte Camryn in ihren nicht vorhandenen Bart, als Prisca aufbegehrte. Natürlich war das Stück nicht von Seneca, Caecus und Matho als fachkundige Sklaven hatten das natürlich gleich erkannt, aber es hatte ja niemand auf sie hören wollen. Die Keltin seufzte und dachte mit anschließendem Grinsen an die kleinen Änderungen, die sie vorgenommen hatten an dem Stück, damit es zu Freunden, Bekannten und Verwandten der gens passte. Das würde ein Spaß werden! Wenigstens würden sie alle nochmals ausgiebig lachen dürfen, ehe sie ans Kreuz geschlugen wurden...


    Camryn sah Prisca nach und deutete sodann auf die am Boden liegende Schriftrolle. "Na fein. Wieder mal nen Bock zum Gärtner gemacht. Egal, dann bist du eben schuld, wenn hier nichts klappt. Und nun los, wir sollten die Sache mit der Erbse nochmal üben, sonst klappt das nicht", fügte sie resignierend hinzu und ging zurück zu den anderen.



    Sim-Off:

    Liebe Leser,
    ihr seid, sofern eure IDs nicht ohnehin geladen sind, herzlich eingeladen, beim Theaterstück zu den Meditrinalia aufmerksam mitzulesen und euch zu amüsieren. :]

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