• Sim-Off:

    Alle sind eingeladen, mitzumachen!


    Eine stolze, große Corbita, die "Falx", die aus Gades gekommen war, lief heute im Hafen von Tarraco ein. Es war ihre Jungfernfahrt, und wie es schien, würde sie der Kapitän, Lorca, ein reicher, geschäftstüchtiger Tartessier mit karthagischem Blut, die Fahrt zu einem guten Ende bringen. An Bord befanden sich 30 Matrosen, die heilfroh waren, ihre Fahrt bald hinter sich zu haben, sowie die Familie des Lorca.
    Ganz langsam lief das Schiff auf einen der zahlreichen Stege zu, die am Hafen von Tarraco waren, um Schiffen einen sicheren Ankerplatz zu bieten.
    Stolz sah Lorca zu seiner Ware hoch. Es war Hartholz aus Baetica, das beste vom Besten. Das Holz war fast so schwer wie Eisen, aber seine "Falx" hatte die Ware ohne große Schwierigkeiten ausgehalten.
    Das Holz war mit mehreren starken Seilen an das Deck gebunden worden, sodas es nicht umherrutschte.
    Ganz langsam fuhr das Schiff rechts zum Steg hin, wo schon ein paar Hafenarbeiter standen, denen die Taue vom Schiff her hinübergeworfen wurden.
    Hastig wurden die Seile vertäut.
    Als Lorca sich vergewissert hatte, dass das Schiff still stand und sicher angemacht war, befahl er, die Seile zu kappen, damit der Holzkran, der am Steg stand, das Hartholz sicher an Land heben könnte.
    Lorca sah befriedigt zu, wie einige Holzbretter vom Steg aus an das Schiff gelegt wurden.
    In diesem Augenblick gab es ein fürchterliches Krachen am Steg. Ein Pfeiler war durchgebrochen, als ob er ein Grashalm wäre. Ein zweites Mal krachte es, und der Steg neigte sich nach links.
    Eilig, vor Entsetzen brüllend, rannten die Hafenarbeiter vom Steg davon, während die Besatzung an Bord voller Ungläubigkeit zusah, dass beim Steg ein dritter Pfeiler krachte, der Steg sich nach links neigte und schließlich zusammenstürzte.
    Der Steg war noch immer mit den Tauen an das Schiff gebunden. Es riss das große, stabile Schiff nicht mit sich, aber durch die Seile schwangen die Balken des Steges zum Schiff und rammten den Rumpf.
    Die Erschütterung genügte, und die unbefestigten Harthölzer auf dem Schiff rollten ruckartig der linken Seite des Schiffes zu.
    Die Matrosen auf der linken Seite der Corbita sprangen weg, doch nicht alle schafften es. 3 Matrosen wurden von der Last des Hartholzes zerquetscht.
    Da die Last des Schiffes nun nach backbord verlagert war, drehte sich das Schiff nunin einem gewaltigen Tempo um seine Längsachse nach links, bis die Reling das Wasser berührte.
    Die Matrosen des Schiffes versuchten sich an diversen Seilen und Masten festzuhalten, doch viele rutschten aus und stürzten in die Tiefe, wo sie hart auf die Holzbalken aufprallten, die aus dem Schiff in das Hafenbecken gerollt waren.
    Dann kenterte das Schiff und sank nach unten.
    Lorca versuchte, zu seiner Familie in der Kajüte zu gelangen. Doch es gelang ihm nicht mehr, sie zu retten.
    Eine Kiste voller Metallwerkzeuge, die steuerbord festgemacht war, riss sich vom Boden los und flog mitsamt ihren Inhalt auf Lorca zu, der fassungslos nach oben auf die sich nähernde Kiste schaute. Dann traf sie ihn.
    Er ließ, getroffen von dem schweren Gewicht und bewusstlos, von seinem Halt los und rutschte nach unten, wo er an einem der schwimmenden Holzstücke aufkam. Er starb sofort an Genickbruch.
    Und das unter den entsetzten Augen seiner Frau, seiner Tochter und seines Sohnes, die noch immer in der Kajüte waren und hinausschauten, während das Wasser rasant immer näher kam. Geschockt hechteten alle drei nach draußen, als das Wasser in die Kajüte eindrang, und stürzten sich ins Wasser, wo die Holzbalken sowie lebendige und tote Seeleute herumschwammen. Eine entsetzte Menge von Leuten stand am Dock und starrte hilflos auf die ehemalige Besatzung der Falx, die im Wasser herumtrieb und verzweifelt nach Hilfe rief.

  • Es war einer dieser Tage wo sich Manius einen Hafenspaziergang gönnte. Dies kam nur selten vor, doch da es bereits den ganzen Tag über drückend schwül gewesen war genoss er die kühlende Priese die vom Meer in die Bucht des Hafens hereinwehte. Er schlenderte entlang der breiten Hafenstraße und sah den munteren Treiben teilnahmslos zu. Heute sollte endlich wieder neue Ware aus den Küstenstädten Mauretaniens ankommen.


    Gerade als er mit einem Händler, den er noch von früher gut kannte ins Gespräch kommen wollte vernimmt er ein lautes Geschrei und ein tief brummendes Getöse das unverkennbar von den Hafenmauern an denen die Schiffe für gewöhnlich anlegten und ihre Waren zu löschen pflegten. Manius wirbelte erschrocken herum, sah auf. Was ist da los? Auch sein Gesprächspartner hob nun seinen Kopf um sich einen Eindruck zu verschaffen. Als Händler war er Lärm und Unruhe gewohnt, doch der Aufruhr der sich allmählich zu bilden begann übersteigt eindeutig das übliche Maß.


    Manius, der allmählich die Situation zu begreifen schien fährt mit der rechten Hand an seine Wange während seine Kinnlade langsam heruntersackte. Bei den Furien des Uranos was ist das? ein Passant, den er zu kennen glaubte stürmte gerade die Straße herab und hatte dabei einen Korb mit Äpfeln umgeworfen. Doch darauf achtete niemand, und auch Manius sah den fallenden Korb nur unbewusst aus seinen Augenwinkeln. Er lief nun auch nach vorne, auf die Hafenmauer zu, wo sich bereits einige Passanten versammelt hatten. Frauen kreischend herumwirbelnd, Männer starr vor dem was sich vor ihren Augen abspielte. Im Wasser trieben einige Holzbretter, Abgerissene Planken, die offenbar vom zusammengekrachten Steg stammen mussten. Dazwischen erkannte Manius das Unfassbare. Körper die reglos im Wasser trieben und dazwischen ein Kind, das wie er zu erkennen glaubte krampfhaft versuchte nach Luft zu schnappen.


    Manius reckte sich um über die Menschen, die sich vor ihm breitmachten hinwegblicken zu können. Da seht doch, das Kind! Mit seiner ausgestreckten Hand wies er in die Richtung. Manius verschaffte sich mit hastigen Bewegungen Luft, stößt einen Mann zur Seite und drängte so nach vorne an die Kaimauer. Er wusste, was er jetzt machen werde, obwohl es einem Römer, der etwas auf seine Erhabenheit hielt nicht ziemen würde ins Wasser zu springen, werde er genau das machen. Einem Kind vom Kai aus zuzusehen, wie es ertrinkt, das kann er nicht ertragen. Selbst wenn es keine Römer sein sollten.
    Mit einem kräftigen Hechtsprung tauchte er ins kühle, nicht gerade saubere Wasser des Hafenbeckens ein und schwamm auf den inzwischen reglos im Wasser treibenden Körper zu.

  • Helios war just an diesem Tage zum Praefectus Portuensis unterwegs, um mit diesem über die Kriminalität am Hafen zu sprechen und dessen Meinung und Einschätzung einzuholen, schließlich war der Hafen der Umschlagsplatz für Waren und wo es Waren gab, da gab es auch reichlich Diebe. Manch ein Hafen ist an diesen gesetzlosen Gestalten zugrunde gegangen, denn wer wollte schon mit seinem kostbaren Schiff und den wahrscheinlich noch kostbareren Waren an einem Hafen anlegen, der in jeder Hinsicht nicht sicher war.


    Natürlich sah auch er die Menschenmenge, die lautlos etwas beobachtete und die dumpfen Geräusche zusammenstoßender Balken und Pfosten im Wasser regten seine Aufmerksamkeit ebenso schnell. So ging er eiligen Schrittes, mit einer kleinen Eskorte einiger Vigiles, die ihn an diesem Tag begleiteten, zu der besagten Stelle und ahnte nicht, was er da gleich sehen sollte. Natürlich war es näher anzunehmen, dass da irgend welche Leichtsinnigen im Hafen schwammen und sich vergnügten, vielleicht jemand in das Wasser gefallen war oder sonst was, aber auf keinen Fall solch eine Tragödie.


    "Im Namen des Proconsuls, lasst mich durch!"


    Schrie Helios und stieß einige Passanten zur Seite, um sich den Weg frei machen zu können. Verblüfft blieb er stehen, denn dort waren keine Leichtsinnigen, sondern Leichen.


    "Bei Zeus!"


    Stieß er sogleich aus und war klug genug nicht nach der Ursache für diese Tragödie zu fragen, nachdem er einen Mann sah, der auf einen der reglosen Körper, dem eines Kindes, zuschwamm.


    "Was für ein Wahnsinniger! Schnell, holt Leinen und lange Holzbalken von der Werft dort! Schnell!"


    Befahl er seiner kleinen Truppe Vigiles und blickte kopfschüttelnd zu dem Wahnsinnigen, der gerade dabei war sich von den massiven Balken zerquetschen zu lassen. Wie konnte jemand, seine eigene Sicherheit und sein Leben missachtend, solch eine Gefahr eingehen? Er hoffte jedoch, dass die Götter dem Mann beistehen würden und dieser gut tauchen konnte, um im Falle einer annähernder Balkenformation unter diese Tauchen zu können, damit die Balken ihn nicht zwischen sich zerquetschten.


    "Pass auf, links von dir!"


    Schrie er sogleich, als er sah, dass ein von einer Welle angestoßener Balken auf den schwimmenden Mann zukam und von der rechten Seite sich schon andere Balken befanden.

  • Die überlebenden Seeleute sowie die Familie des Schiffbesitzers trieben zwischen Leichen und Holzbrettern verzweifelt nach Hilfe rufend umher. Die Frau des Lorca sowie seine Tochter hatten sich noch rechtzeitig an einem Holzbalken festhalten können, als die Frau bemerkte, dass ihr Sohn sie nicht mehr am Rockzipfel festhielt.
    Sie drehte ihren Kopf herum und sah, wie ihr vierjähriger Sohn, mehrere Fuss von ihr entfernt, im Wasser herumschwamm und vergeblich versuchte, sich an der Oberfläche zu halten. "Mutter!", schrie der Kleine. Die Frau schrie den Namen ihres Sohnes zurück und brüllte wie eine Furie vor lauter Verzweiflung.
    In ihrer Hysterie sah sie nicht den Mann, der auf ihren Sohn zukam, um ihm zu helfen. Sie sah nur ihren Sohn.
    Voll mütterlichem Instinkt ließ sie den Holzbalken, an dem sie hing, los, um zu ihrem Sohn zu paddeln.
    Doch sie konnte nicht schwimmen und befand sich plötzlich in der selben Situation wie ihr Sohn. Nun war es an der Tochter des Lorca, zu kreischen, doch zu welchem Nutzen?
    Hilflos sah sie zu, wie einer der Hartholzbalken aus Baetica, erste Ware, die Lorca am Markt von Tarraco für gutes Geld verkaufen wollte, am Kopf der Witwe des Lorca anstiess. Mit einem Knall stiess er an und machte die Frau bewusstlos. Ohnmächtig trieb sie auf dem Wasser.


    Derweilen verdichteten sich die Menschenmassen, die sich an der Mole gebildet hatten, und die Katastrophe angafften. Dabei verhinderten sie effektiv das Vorwärtskommen der Vigiles, die versuchten, sich einen Weg durch das Getümmel zu bahnen, um aus der Werft geeignetes Arbeitsmaterial zu holen.


    Zur selben Zeit stürzte der komplett fassungslose Magister Scriniorum der Regio auf den Hafen. Valens war komplett verwirrt - er hatte etwas von einem Vorfall gehört und war sofort zum Hafen gerast. Gut, dass er grösser war wie der Rest der Menschen - so konnte er über sie hinwegsehen.
    Er sah gerade noch, wie ein Mast eines Schiffes im tiefen Hafenbecken versank. Es dämmerte ihn. Szenen aus seiner Zeit als Scriba kamen in sein Gedächtnis. Der Unfall mit dem Kran. Könnte er bloss helfen! Doch die Menschenmassen machten ein Vorwärtskommen unmöglich.

  • Voller Konzentration auf den vor ihm treibenden Körper und in menschenverachtendem Mut eines Besessenen schwamm er auf den Jungen zu. Er sah den Jungen wie er mit dem Kopf im Wasser treibend reglos und beinahe friedlich dalag. Manius konnte nur noch eines im Kopf behalten. Hoffentlich werde er noch rechtzeitig an den Jungen herankommen um ihm zu helfen. Die Schreie und Rufe die von der Kaimauer an sein Ohr drangen nahm er nicht mehr wahr. Vielmehr hörte er nur das dumpfe Geräusch von Holzbalken und Stämme die um ihn herum im Wasser trieben und aneinander gerieten. Erst allmählich wurde ihm klar dass er sich selbst in höchster Gefahr befand. Doch um sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen war es zuspäht, und seine Sinne waren vielmehr damit beschäftigt die Situation zu meistern.


    Als er den Jungen zum greifen nahe war und bereits seine Hand suchend nach ihm zu schnappen versuchte wurde er von einem Balken, der sich durch eine Welle aufgepeitscht an seine Schulter presste unter Wasser gezogen. Seine Hand fuhr ins Leere, was jedoch seine kleinste Sorge war, denn als er durch den Balken herumwirbelnd einen ganzen Stapel wirr ineinander verkeilte Bretter auf sich zutreiben sah waren seine Gedanken wie ausgeschaltet. Durch rasche Ruderbewegungen versuchte er dem unvermeintlichen zu entkommen. Ein Seil, das den Bretterhaufen zusammenhielt und durch ein Gewicht das einst ein Anker gewesen war nach unten gezogen wurde hatte sich in seinen Beinen verfangen und umschlang ihn allmählich wie eine Schlange ihr unschuldiges Opfer. Seine Bewegungen wurden immer heftiger. Er versuchte sich dem unvermeintlichen zu widersetzen. Sollte das sein Schicksal sein? In einem Hafenbecken jämmerlich zu ertrinken?


    Als seine Situation schon hoffnungslos erschien konnte er sich wie durch ein Wunder aus der Umschlingung des Seils befreien und endlich wieder an die Wasseroberfläche auftauchen. Tief atmend saugt er das rettende Elixier, die brackig riechende Luft des Hafens wie von erlesenen Düften durchzogen in sich auf. Eine rasche Bewegung zur Seite vergegenwärtigt ihm dass er vom Jungen abgetrieben war. Er fasste nochmals allen Mut und steuerte auf den Jungen zu, den er jetzt endlich mit der rechten Hand umgreifen und an seine Brust ziehen konnte.


    Hilfesuchend sah er sich in Mitten der umher treibenden reglosen menschlichen Körper, den Balken und Stämmen und den letzten noch erkennbaren Teilen des Schiffes um, woran er sich klammern könne um noch heil aus dieser Sache heraus zu kommen. Ein großer Holzpflock, der einst der Mast des Schiffes gewesen sein musste viel ihm in sein Blickfeld und mit einem letzten Kraftakt schwamm er an diesen heran. Er umklammerte ihn und versuchte den Jungen auf dem Masten in Sicherheit zu bringen. Er schob den Jungen auf den Masten, wohlweislich darauf achtend dass der Junge frei Atmen könne, sofern er das noch tat. Alleine in den Händen Neptuns lag das Leben des Jungen.

  • Tiberius war gerade beim Proconsul um seine Stelle als centurio Vigilum wiederzubekommen. Der Proconsul weiste darauf hin das er mit dem Regionarius Helios sprechen musste. Tiberius erkundigte sich wo den Helios sein könnte und er wurde schnell fündig. Er erfuhr das Helios auf dem Weg zum Praefectus Portunensis war um mit ihm zu reden. Also musste Tiberius ihm am Hafen aufsuchen.


    Auf dem Weg zum Hafen wurden die Menschenmassen immer dichter. "Was ist hier los?" fragte sich Tiberius und drängelte sich durch. Menschen schreiten und er sah auch ein paar Vigiles die irgendwo hin eilten. Es war etwas geschehen. "Vielleicht kann ich ja helfen!" dachte er sich. Tiberius drängelte sich durch die Menschenmassen.


    Beim Wasser angekommen sah er ensetzliches. Viele Leichen lagen im Wasser. Es war vermutlich ein Schiffsunglück. Aber nicht nur tote lagen im Wasser auch lebende waren da. Tiberius wäre sicher reingesprungen, doch beim Schwimmen schmerzte sein verletztes Bein unerträglich. Jetzt sah er auch den Regionarius doch nun war es ein schlechter Zeitpunkt um zu reden.

  • Evander stand irgendwo in der Menschenmenge, die sich erstaunlich schnell um die Unglücksstelle herum gebildet hatte. Er war - welch Zufall - unweit des Hafens gewesen, als das Unglück geschah und war, allein schon aus Neugier hingeeilt. So wie ihn hatte es viele, wohl zu viele, Menschen hingezogen, von Sensationsgier
    "Was is'n da passiert?"
    fragte ihn jemand, der neben ihm hinzutrat. Evander versuchte nach vorne zu spähen, wo die laute Stimme des Regionarius eine Gasse in die Menge gezaubert hatte. Viel erkennen konnte er nicht, aber dass es sich um ein Schiffsunglück handeln sollte, hatte sich schnell rumgesprochen.
    "Ich glaube, ein Schiff ist umgekippt"
    sagte er, zuckte aber gleichzeitig mit den Schultern, um anzudeuten, dass er im Grunde selber nichts gesehen hatte.
    "Wie, Umgekippt...?"
    fragte der Mann ungläubig, Evanders Gestik offensichtlich nicht verstehend oder einfach nur ignorierend. Abermals zuckte Evander mit den Schultern.
    "Weiß ich auch nicht"
    sagte er etwas genervt. Sich nach vorne zu drängeln war aussichtslos, da gab es kein Durchkommen. Irgendjemand hatte ihm ziemlich heftig gegen die Ferse getreten, aber als Evander sich umgedreht hatte, um nach dem Schuldigen zu schauen, fühlte sich niemand genötigt, um Verzeihung zu bitten.
    "Ich darf doch bitten, ja?"
    beschwerte er sich bei den Menschen, die hinter ihm standen, aber so wirklich angesprochen fühlte sich ganz offenbar niemand. Er sah wieder nach vorn. Von seiner Position gab nicht viel zu sehen und Evander fragte sich, ob hier im Grunde nicht nur nutzlos herum stand, ohne wirklich helfen zu können und es nicht besser wäre, sich zu entfernen, um den Vigiles Platz zu machen, damit sie ihre Arbeit ungestört verrichten konnten.

  • Tiberius erblickte einen Vigiles den er noch von früher kannte.


    "Lucius!" schrie er und packte den Mann. "Zur begrüßung bleibt jetzt keine Zeit! Such die Vigiles aus die Schwimmen können! Die die es nicht können sollen die Menschenmassen von hier wegbringen, die Behindern uns nur!" dann fuhr er fort.... "Der schnellste Vigil soll einen Medicus holen. Bindet ein paar Männern Seile um ihre Becken! Diese springen dann und holen die Überlebenden hier raus! Wir brauchen ein paar Starke Hände um die Männer wieder raufzuziehen! Ich würde selbst springen wenn ich nicht verletzt wäre! Los Lucius!" sagte er und ließ den Mann wieder los....

  • Severus hatte den Jungen gepackt. Er war nicht zu früh gekommen - der Junge hatte schon Wasser in seine Lungen eingeatmet. Jetzt, wo ihn der Scriba auf einen Masten geschoben hatte, fing er an, zu husten. Das Wasser rann ihm wieder aus dem Mund heraus. Er lebte.
    Doch Severus' Füsse wurden auf einmal umklammert. Es war einer jener bedauernswerten Seeleute, die ins Wasser gefallen waren, aber nicht schwimmen konnten. "Hilfe!", rief der Mann. "Hilf mir!", und zerrte brutal an Severus Füssen. Ein anderer tauchte unerwartet von links auf und rief ebenfalls: "Hilfe!" Noch ein anderer verunglückter Seemann klammerte sich an den ehemaligen Masten fest, der mitsamt dem draufliegenden Jungen zu schwanken anfing.
    Ein paar Fuss entfernt hatte es die Tochter des Lorca geschafft, ihre Mutter wieder auf ihr Holzstück zu ziehen. Sie hielt ihr Hand über den Mund ihrer Mutter. Schwach, flach atmete sie. Sie atmete auf - doch es war noch nicht ausgestanden. Vom Ufer aus sah sie niemand.


    Derweil waren einige Seeleute, einmal die, die schwimmen konnten, an die Hafenmole gelangt, wo sie verzweifelt nach oben riefen, man sollte sie doch hinaufziehen. Eine Gruppe von Vigiles hatte ein Seil gesorgt, an dem sich gleich 5 oder 6 Leute anklammerten. Das Seil riss, als die Vigiles versuchten, es hochzuziehen, und die Seeleute platschten wieder ins Wasser. Das Wehklagen aus dem Hafenbecken wurde lauter. Die Mole war zu hoch, als dass man vom Wasser aus hinaufsteigen konnte.


    Chaos herrschte im Menschengetümmel, als die Vigiles die Masse zur Seite zu drücken versuchte. Valens selbst konnte sich nur durch einen gezielten Sprung in Sicherheit bringen.

  • Die Seile konnten das Gewicht der Männer nicht halten. Tiberius musste sich was einfallen lassen. Dann fiel ihm auf das noch Leitern am Hafen standen. "Vigiles! Nehmt die Leitern befestigt sie mit seilen und reicht sie ins Wasser!" dann ging er zu seinem besten Schwimmer. "Du! Spring rein und hole den Jungen da raus! Versuch dich dann an der Leiter anzuhalten, wir werden dir helfen! Der Junge muss überleben!"

  • Ruhig lag der scheinbar seelenlose Körper des Jungen da. Manius begann bereits an seinem Mut zu zweifeln und verfiel allmählich in Agonie, als plötzlich der Junge zu husten begann. Sein Gesicht erhellte sich merklich. Sein Bemühen hatte den Erfolg, den er sich erhofft hatte. Doch noch war der Junge nicht in Sicherheit.
    Als Manius zufrieden mit sich und seiner Leistung auf den Jungen schaut und gerade seine rechte Hand gehoben hatte um auf sich aufmerksam zu machen erwachte er allmählich aus seinem tranceartigen Zustand und erkannte was sich um ihn herum abspielte. Einige Seeleute hatten ebenfalls den abgebrochenen Masten entdeckt und versuchten nun voller Verzweiflung diesen zu erreichen um sich in Sicherheit zu bringen. Manius sah sich umringt von Hilfesuchenden Männern, die in ihrem Überlebenskampf keine Rücksicht kannten. Nicht vor ihm und erst recht nicht vor dem Jungen.


    Plötzlich spürte er wie ein kaltes Etwas seinen rechten Fuß umklammerte und ihn ruckartig in die Tiefe zog. Er wirbelte herum, schnappte nach Luft, versuchte sich verzweifelt über Wasser zu halten jedoch vergebens. Das kühle Nass des Hafenbeckens verschlang ihn abermals. Der Mann, der sein Bein ergriffen hatte zog sich an ihm hoch, umfasste seine Hüfte, drückte Manius immer tiefer in das Hafenbecken. In seiner Ausweglosigkeit schlug er wild um sich, drehte sich und löst sich so aus der Umklammerung des Mannes. Er lies sich wieder an die Oberfläche treiben und durchstieß mit einem tiefen Stöhnen die Wasseroberfläche.
    Er sah sich um, erkannte den Pflock, von dem er abgetrieben war. Doch wo war der Junge? Am Pflock hatte sich eine ganze Traube von Männern gebildet, die sich an ihm festklammerten. Doch der Junge war verschwunden. Manius wirbelte herum, suchend nach einem Lebenszeichen des Kleinen. Sollte es zum Schluss doch vergebens gewesen sein?


    Doch da erkannte er, wie durch ein Brennglas, scharf und deutlich, wie ein Vigiles den Körper des Jungen in der Hand hielt. Er hatte ihn vom Masten gezogen und schwamm auf eine Leiter zu, die andere Vigiles ins Hafenbecken hielten.
    Zwischen den Balken und Stämmen hindurchquälend steuerte er nun seinerseits die rettende Leiter an. Die Männer, die sich noch zuvor um den Masten zu prügeln schienen haben ebenfalls die Leiter entdeckt und begannen sich nun ebenfalls in Bewegung zu setzten. Allmählich begann Manius auch das Gekreische von der Hafenmauer wahrzunehmen, das er zuvor wie selbstverständlich auszublenden verstand und jetzt, da er den Jungen in Sicherheit wähnte deutlich vernehmen konnte. Weitere Leitern wurden nun ins Hafenbecken gehalten. Irgendwo rechts von ihm wurden bereits einige Männer hochgezogen.


    Als sein Blick zu ihnen hinüberfuhr erkannte er zwei Frauen auf einem Stück Holz, das einmal Schiffsplanken waren neben sich treiben. Die Jüngere von beiden, noch ein Kind, hatte sich über die Ältere, wohl ihre Mutter gebeugt. Manius war überrascht, hielt inne. Sein Blick schweifte nochmals zur Hafenmauer, wo sich allmählich die Schiffbrüchigen an den Leitern darum stritten, wer es wohl am ehesten verdient hätte gerettet zu werden. Er blickte wieder zu den beiden Frauen, und beschloss, dass es wohl die Beiden am ehesten verdient hatten. Er hielt auf die Beiden zu.
    Warte ... ich helfe euch. Klammere dich an den Balken fest. Manius ergriff eine Stelle die ihm stabil genug erschien um die beiden daran langsam zur Hafenmauer zu ziehen. Die Kleine schluchzte und hielt sich krampfhaft an ihrer Mutter fest. Beruhige dich, es wird alles gut werden. Zu diesem Zeitpunkt wusste Manius noch nicht was die Kleine mit ansehen musste.

  • Die Seeleute, die sich noch vorher um den Masten gekeilt hatten, ließen jetzt los und schwammen, sich gegenseitig beim Vorwärtskommen behindernd, auf die Hafenmole und die Leiter zu. 3 oder 4 Vernünftige hatten beschlossen, beim Masten zu bleiben und sich noch 5 Minuten auf ihre Rettung zu gedulden. Doch der Rest stritt sich jetzt um die Leiter, als ob es eine Kiste voller Gold wäre. Ein Häufchen von Matrosen besann sich auf die alten Werte der Seefahrer und halfen ein paar verwundeten Kameraden zu der Mole hin.


    Dort hatten die Vigiles schon stärkere Seile ausgeworfen und es war einer Gruppe von Schutzmännern gelungen, 4 Leute aus dem Wasser zu ziehen. An einer anderen Stelle versuchten Vigiles, ein paar andere Männer, die verzweifelt an ihrem Rettungsseil hielten, aus dem Wasser zu ziehen, doch sie schafften es nicht. Eine Gruppe von Passanten ging den Vigiles zur Hand, und gemeinsam schafften sie es, die Männer an Land zu ziehen. Einer davon war der Rüpel, der noch vor einer Minute Severus' Leben bedroht hatte. Doch daran dachte er gar nicht mehr - schon viel eher an den Humpen Bier, den er sich jetzt genehmigen würde.


    Auf ihrem kleinen Holzbalken sah die Tochter des Lorca, wie sich ihnen ein Mann schwimmend näherte. "Dominus!", rief sie in ihrer kleinen, zarten, leisen Stimme zum Mann hin - da war dieser schon da.
    Sie befolgte brav die Instruktionen des Mannes und hielt sich an ihrer Mutter und am Holzstück fest. In diesem Moment fiel ihr auf, dass das Holzstück die Galeonsfigur gewesen war. Ein hispanischer Stier.


    Mitten in der Masse stand Valens und versuchte, sich aus dem Gedränge zu befreien. Er kämpfte sich durch die Menge der Schaulustigen. Vorwärts kam er nicht, also drängte er sich zurück. Schließlich stand er am Rand der Menschenmasse, am Kai. Es war frustrierend, nichts tun zu können.

  • Die Strömung im Hafenbecken trieb Manius immer wieder ab. Die Holzbalken und Pflöcke, die noch immer am Wasser herumtrieben forderten seine ganze Aufmerksamkeit. Er spürte kaum mehr ein Gefühl in seinen Beinen, die Arme sind wie bleierne Lappen die er immer wieder versucht durch das Wasser zu ziehen. Es fällt ihm von Atemzug zu Atemzug schwerer. Eine Qual, die sich Männer aufbürden, ja, die sich Männer aufbürden müssen. Sein müder Blick wandert über die wirr verteilten und umher treibenden Hölzer im Hafenbecken. Die Seemänner, die er zuvor noch an dem Masten gesehen hatte, wo er und der Junge sich in Sicherheit wähnten, haben sich nun alle an der Kaimauer eingefunden. Manius war fast froh, sich nicht um ein Seil, oder eine Leiter prügeln zu müssen.


    Langsam kommt er voran. Das Mädchen schluchzte immer noch leise vor sich hin. Sie begann plötzlich ein Lied zu singen, ein Wiegenleid wie Manius erkennen konnte, leise und immer wieder von Tränen die ihr den Atem raubten unterbrochen. Die Stimmung die über den Dreien lag war geradezu gespenstisch. Eine Frau, die mehr Tod als lebendig auf einem Stück Holz lag, umklammert von ihrer Tochter und gezogen von einem wildfremden Mann, der gerade zu gegen war.
    <Da, Da schau doch, da drüben… Papa!> Das Mädchen scheint plötzlich wie ausgewechselt. Ungeachtet der Situation hatte sich das Kind aufgerichtet. Beinahe springend deutete sie auf eine Stelle, wo ein Stück Stoff in den Wellen trieb. Beinahe war auch Manius der Meinung dort sei ein menschlicher Körper zu sehen, doch je stärker die Wogen das Stück Stoff herumschlugen, desto stiller wurde das Mädchen.
    Beruhige dich, dein Vater wartet bestimmt schon auf dich an der Kaimauer. Doch das Mädchen verfällt nur in ihre zuvor gezeigte Agonie und summt still und schluchzend vor sich hin.


    Endlich war Manius näher an die Kaimauer herangekommen. Langsam konnt er sogar den einen oder anderen Mann erkennen, der sich dirt eingefunden hatte. Darunter glaubte er auch Matinius Valens zu erkennen, der immer wieder versuchte an den gaffenden Menschen vorbei zu kommen und an die Mole zu gelangen.
    Ein aufmerksamer Vigil hatte die Drei erkannt und ihnen ein Seil zugeworfen. Manius, der grade damit beschäftigt war einen Holzbalken aus dem Weg zu räumen, war überrascht, ein Seil im Nacken zu spüren, wirbelte herum und bekam es gerade noch zu fassen bevor es von der Strömung unerreichbar für ihn abgedriftet wäre. Er nahm das Seil, befestigte es an den Hörnern der Galionsfigur, und vergewisserte sich ob auch alles fest war.
    Die Tochter die von alledem nichts mitbekommen hatte umklammerte immer noch ihre Mutter und summte eintönig vor sich hin. Manius erkannte, das er alleine die beiden nicht aus dem Wasser wird ziehen können. Los, helft mir! Eine Leiter … noch ein Seil. er wandte sich wieder an die Kleine So, jetzt musst du tapfer sein meine kleine Prinzessin. … wenn uns der Vigil das Seil zuwirft werde ich dich daran befestigen, und er wird dich dann hochziehen. Um deine Mutter werde ich mich dann gleich kümmern. Sie blickte langsam zu ihm hinunter während er versuchte sich an den Balken hochzuziehen. Es gelang ihm nicht. Zu klein, zu instabil war der Balken. Er ließ davon ab und wollte besser darauf warten bis eine Leiter heruntergelassen war.

  • Das Mädchen wurde am Seil befestigt und die Vigiles zogen sie hinauf. Tiberius ging dann um das Mädchen zu nehmen. "Langsam Vigiles.....das Mädchen soll nicht verletzt werden!" dann war sie endlich in Reichweite und Tiberius zog sie rauf. "Bist du in Ordnung?" fragte er sie, doch sie Antwortete nicht und blickte nur zu ihrer Mutter hinunter. "Keine Angst...wir holen deine Mutter da raus" sagte er zu ihr.


    Dann brachte er das Mädchen zu einem Medicus. "Schau nach ob mit ihr alles in Ordnung ist!" befahl er und wandte sich dann dem Mann zu der noch immer im Wasser war und der das Mädchen am Seil befestigt hatte. "Hallo Sie da! Wir werden ihnen jetzt ein Seil zuwerfen und extra für sie eine Leiter runterlassen! Dann müssten sie hochkommen!" sagte er und fragte ihn dann noch was bezüglich der Frau. "Ist die Frau in Ordnung? Lasst sie zuerst an die Leiter!" sagte er zum Mann.

  • Doch die Frau lag immer noch regungslos auf den Balken. Nur das langsame Keuchen verrät, das sie noch leben musste.
    Manius der sich nun im Stande fühlt selbst auf die schwimmende Barke zu klettern zog sich langsam, fast liegend auf einen der Planken hoch, griff nach einem Seil das dort noch von einer Stange herunterhing. Das ganze flossartige Gebilde begann immer wieder zu schwanken doch Manius behielt die Ruhe, die nötig war um die Barke aus Brettern und Planken gekrönt von der Galionsfigur nicht zum Kentern zu bringen. Auf den Balken musste er zunächst einmal durchatmen. Seit er in das Hefenbecken gehechtet war hatte er keinen trockenen Boden unter seinen Füßen. Gut, es schwankt und ist alles andere als das was sich ein Mann in seiner Situation erträumt hätte, doch er war froh darüber überhaupt aus dem brackigen Hafenwasser gekommen zu sein. Er wälzt sich herum, stützt sich auf und blickte an seinem Arm entlang zur Frau hinunter. Deine Tochter ist in Sicherheit. Vigiles haben sie ans sichere Ufer gebracht. Er ergriff ihre Hand Nur noch diese Kraftanstrengung. Dann haben wir’s geschafft. Dein Junge ist übrigens auch schon gerettet. Schaffst du es auch?


    Die Frau dreht sich zur Kaimauer um Sehen zu können ob die Angaben die ihr Manius machte auch den Tatsachen entsprächen, und nicht nur Floskeln sind die sie beruheigen sollten. Am Kai erblickt sie ihre Tochter, die gehalten von einem starken Mann ihrerseits ins Hafenbecken starrt. Suchend schaute sie die Kaimauer entlang und erblickte auch den Jungen, der sich noch zu klein um sich sorgen um die Mutter machen zu können, aber doch ihre Wärme spüren möchte weinend in den Armen einer alten Frau gerettet hatte. Sie dreht sich zu Manius um und blickte zu ihm auf. "Ich glaube schon. Du musst mir aber helfen. Ich weiß nicht ob ich es alleine schaffen kann." Sie wandte sich wieder ab, zog die Arme an und versuchte sich langsam hochzustemmen. Halte dich an der Stange fest. Manius versuchte nun ebenfalls sich vorsichtig aufzurichten nachdem die Frau die Stange umklammert hatte. Schnell, das Seil! rief Manius an die Kaimauer wo ein Vigil bereits mit einem Seil in der Hand auf sein Zeichen wartete. Weit ausholend, soweit es dem Vigil eben gelang, da der Kai immer noch von Menschen überfüllt war warf er Manius das Seil zu, der es zielgenau mit einer Hand zu fassen bekam und an seine Brust heranzog. Er legte das Seil um ihre Hüften und gab dem Vigil ein Zeichen, dass er das Seil nun stramm halten sollte und ihr, wenn sie an der Leiter war helfen sollte sie ans sichere Ufer zu ziehen. Gemächlich und vorsichtig tastete sich die Frau an die Leiter heran, stieg in eine der Pfosten und begann ihren mühsamen Aufstieg hinauf zum rettenden Ufer.


    Manius war froh. Das erste Mal seit er heute auf den Markt hier im Hafen gekommen war huschte ein erleichtertes Lächeln über sein Gesicht. Seine Freude lies ihn vergessen, das er beinahe am Abgrund seines Lebens gestanden hatte. Die Freude einem Menschen geholfen zu haben, sein Leben gerettet zu haben rief ein Gefühl der tiefen innerlichen Zufriedenheit hervor.


    Als er das Geschehen so halb abwesend, halb in Gedanken versunken betrachtete wird er jäh aus seiner Träumerei wachgerüttelt. Ein Balken schlug fest an seiner rettenden Barke auf und brachten ihn aus dem Gleichgewicht. Mit den Armen rudernd versucht er noch die Stange, die schwanken in die Höhe ragte zu fassen. Er gleitet an ihr ab. Nur ein Reflex konnte ihn noch retten. Er umklammerte die Stange, verlor seinen sicheren Stand und geleitete wie ein nasser Sack auf die Galionsfigur herab. Sein Kinn bremste seinen Sturz jäh ab. Es entfleuchte ihm nur noch ein Schmerzhaftes Ahhh… Und Manius lag K.O. gegangen immer noch die Stange umschlungen auf der Barke.

  • Die Männer warfen dem Mann das Seil zu und er befestigte die Frau daran. Langsam zogen die Vigiles die Frau zur Leiter wo schon ein anderer Vigil wartete um ihr raufzuhelfen. Als sie oben war rannte sie sofort zu ihren Kindern und umarmte sie. Tiberius war froh das wenigstens eine ganze Familie gerettet wurde. Er sah das der Mann noch im Wasser war deswegen holte er ein paar Vigiles zu sich. "Männer wir müssen noch den Mann da rausholen. Wirft im ein Se......" dann wurde er unterbrochen von einem Lauten schrei der aus dem Meer kam. Er blickte zum Mann rüber und sah das irgendwas passiert ist. Er konnte aber nicht genau erkennen was. Deer Mann lag nur regungslos dar. "Er hat es am wenigsten Verdient zu sterben!" dachte sich Tiberius. "Zwei Männer schwimmen rüber zu ihm! Zwei andere bewachen die Leiter damit kein anderer raufkommt! Ein Medicus soll gleich hier neben der Leiter stehen damit er den Mann verarzten kann! Los!" befahl Tiberius.


    Die sprangen ins Wasser um den Mann zu retten. Als sie bei ihm angekommen waren packte ihn einer und der andere machte den Weg frei. Sehr professionell erledigten die Vigiles ihre Arbeit und der Mann war schnell bei der Leiter. Ein anderer Vigiles half den Mann raufzuziehen. Der Medicus kümmerte sich sofort um ihn. Tiberius war gleich daneben. "Ist er schwer verletzt?" fragte Tiberius den Medicus. "Naja er ist bewusstlos. Er ist wohl schwer mit dem Kinn an etwas hartem angekommen! Zudem hat er auch noch eine Platzwunde am Kinn!" "Aber er kommt durch oder?" "Ja wir müssen nur aufpassen das sich die Wunde nicht infiziert!" sagte der Medicus zu Tiberius der nun beruhigt war.

  • Duftende Rosen, Heublumen und Nelken die sanft in den Wogen einer leichten warmen Priese ihre Pracht entfalten. Das Grün der Wiese ist beinahe stechend hell. Im Hintergrund hört er einen Bach über einen Wasserfall stürzen. Die aufsteigenden Wassertropfen zaubern einen Regenbogen in den Himmel, wie er ihn nie zuvor gesehen hatte. An dem Abgrund vor dem Wasserfall ein knorriger alter Apfelbaum, daneben ein Baumstamm, der einst ein großer Lindenbaum gewesen sein musste. Dahinter tut sich eine Landschaft mit sanften Hügeln, Bergen und Tälern, Flüsse und Wäldern auf, die sich in einer unendlichen Weite aufzulösen scheinen. Keine Zwänge die ihm durch seine menschliche Gestalt aufgebürdet werden, keine Sorgen wie er den nächsten Tag wohl überstehen sollte, keine Trauer über sein jämmerliches Dasein und keine Last die ihm durch seine Verantwortung aufgeschultert wird trübt die Idylle, die sich vor ihm ausbreitet. Manius liegt nur da, sanft in ein Kissen aus grünem Gras gebettet und die Landschaft betrachtend. Ach könnte doch dieser Augenblick ewig anhalten. Er schloss die Augen, um die sanfte Priese die durch das Gras fährt noch intensiver auf seiner Haut zu spüren. Er ist zufrieden, das erste Mal in seinem leben ist er wirklich zufrieden. So mussten sich die Götter fühlen.


    Als er die Augen wieder öffnete saß er auf den Lindenstamm, den er zuvor noch am Baum mit den reifen saftig prallen Äpfeln fast verloren in der zauberhaften Landschaft liegen sah. Vor ihm ein Mädchen, tanzend im Feld herumwirbelnd. Ihr wunderschönes langes goldbraunes Haar wehte im Wind. Gehüllt in einem seidigen Etwas, das man kaum als Kleidung bezeichnen konnte. An ihrem Knöchel ein goldenes Kettchen, an ihrem Arm ein goldener Armreif. Manius genoss die Szene und hatte beschlossen jeden noch so kleinen Augenblick in vollen Zügen auszukosten. Das Mädchen kam an ihn heran. Ihr Haar streichte sanft über seine Schulter. Als sie sich neben ihm setzte berührten sich ihre Arme, was in ihm unweigerlich eine erregende Reaktion hervorrief. Sie beugte sich vor, ihre Köpfe näherten sich. Er sah nur noch ihr Antlitz, ihre hellblauen verträumten Augen, ihre stupsige Nase, ihre roten glänzenden Lippen. Sie drückt Ihn zurück, ihre Lippen näherten sich. Er wollte sie spüren, sie in seine Arme nehmen. Er umarmte Sie, zog sie an sich heran und lies sich über den Rücken in das Gras fallen.


    Doch der Fall, er wurde ein Fall ins Bodenlose. Plötzlich war alles grau um ihn herum. Die Landschaft, die duftende Wiese, das Mädchen. Alles verschwand vor seinen Augen und machte langsam einem dumpfem dröhnenden Gefühl in seinem Kopf platz. Langsam schlägt er seine Augen auf. Verschwommen sah er eine Kreatur, die wohl ein Mann sein musste, über ihn gebeugt und ihm am Kinn mit einem Lappen abtupfend. Vor Schmerz zuckte er zusammen als ihn der Mann berührte. Menschen umringten ihn, gaffend und neugierig. Langsam konnte er sich wieder an die Einzelheiten erinnern. An das Hafenbecken, an den Jungen, die Frau mit ihrer Tochter.
    Er schüttelt sich den Kopf, um das Dröhnen, das sich in seinem Kopf festgesetzt hatte und ihm das Gehör raubte zu vertreiben. Langsam nahm er auch wieder Stimmen war und die verschwommenen Bilder verdichteten sich wieder zu zusammenhängenden Bildern.


    Der Mann, der noch immer über ihn gebeugt kniete sprach ihn an. Zunächst noch unverständlich, doch dann klar und deutlich.
    <Hallo, wie ist dein Name? Kannst du mich auch hören?> Prüfend fährt der Mann mit einem Finger vor seinen Augen hin und her.
    Manius dachte kurz nach, die Erinnerungen an den Traum kamen wieder zurück, bevor er müde dem Mann antwortete. Manius …Atius … Severus. Ich sehe wohl ganz schön … fertig aus was? Er zwang sich ein krampfhaftes Lächeln ab, das in ein starkes Husten überging. Er stütze sich nun langsam auf, sah sich um. Der kühle Wind fuhr ihm in den Nacken und lies ihn vor Kälte erschaudern. Er setzte sich auf.
    <Na, na, na. Nicht so schnell. Wir wollen ja nicht, das du uns gleich wieder in das Hafenbecken fällst.>
    Manius sah den Mann an. Eigentlich wollte er ja nicht mehr warten. Hier war es windig und kühl in seinen durchnässten Sachen, und eine Verkühlung war das Letzte was er jetzt gebrauchen konnte. Der Mann stand auf und schickte sich nun an Manius hoch zu helfen. Manius war froh über die Hilfe, war er sich doch nicht sicher es selbst zu schaffen. Er stützte seinen Oberkörper nach vorne lehnend mit den Armen an den Knien ab, hüstelte noch einige Male, und blickte schließlich zusammengekniffen auf. Er war wieder da!

  • Als der Mann an Land gezogen wurde und verarztet wurde, schien er zu Träumen. Tiberius sah sich sein Gesicht ganz genau an. Er zuckte manchmal, doch es musste etwas schönes gewesen sein da er manchmal auch ein Lächeln aufzog. Dann erwachte er. Tiberius sah ihn an, doch er wollte jetzt noch nichts sagen. Der Mann richtete sich mit Hilfe des Medicus auf. Er hustete dann noch ein paar mal. Doch das wichtigste war erreicht. Er war bei Bewusstsein.


    Tiberius flüsterte einem seiner Vigiles ins Ohr. "Holt dem Mann warme, trockene Decken!" dann ging er zu dem Mann selbst. Er klopfte ihm zunächst auf die Schulter und sprach ihn dann an. "Du bist nun ein Held......Severus......du hast eine ganze Familie samt den Kindern gerettet!" sagte er und er wusste wovon er redete. Die Menschen in Tarraco ehren das sehr wenn ein Mann sein Leben für andere Menschen aufs Spiel setzt. Er war nun überall bekannt. "Wir bringen dir warme Decken.....möchtest du vielleicht noch einen warmen Tee? Ich sehe das dir kalt ist!"

  • Die Frau und ihre beiden Kinder waren nun endlich wieder vereint. Die beiden Kleinen scharten sich um ihre noch immer fast bewusstlose Mutter, als die Tochter plötzlich einen Schrei ausstieß und mit dem Zeigefinger auf das Wasser zeigte.
    Dort trieb die Leiche eines Mannes auf dem Wasser herum. Es war die Leiche des Schiffeigentümers, des Vaters des Mädchens. Ein Vigil konnte die Kleine gerade noch zurückhalten, bevor sie wieder zurück in das Hafenbecken gerannt wäre. Einige Sekunden versuchte sie kreischend, den starken Armen des Schutzmannes zu entrinnen, dann brach sie weinend darin zusammen. Sie wusste, dieses Bild, ihr toter Vater, würde sie ihr Leben lang begleiten.


    Mittlerwiel waren die meisten Überlebenden aus dem Wasser gerettet worden. Doch im Hafenbecken schwammen noch immer die Leichen der ertrunkenen oder von Holzbalken erschlagenen Seeleute. Es würde einige Zeit dauern, bis man die Toten, die Balken und das Schiffswrack, von dem jetzt Trümmerteile an die Oberfläche stiegen, bergen konnte.
    Am Hafenkai saßen jetzt mehrere Leute aus der Menge um die Überlebenden herum und wickelten sie in warme Decken ein. Das Gewühl der Menge lockerte sich auf - die Bergung war schon fast vorbei, und viele gingen wieder ihrer normalen Arbeit nach oder beschlossen, auf diverse Landestege zu gehen, um dort ungläubig mit gruseligem Schauern die im Wasser schwimmenden Leichname anzugaffen.


    Valens hatte sich mittlerweile einen Weg durch die Menge gebahnt. Dort sah er zwei Menschen... Severus und jemand, der ihm bekannt vorkam. Sehr bekannt. Vorsichtig näherte er sich den beiden. "Iovianus? Tiberius? Tiberius!", rief er aus, als er seinen Cousin sah. "So lange habe ich dich nicht mehr gesehen! Den Göttern sei Dank, dass du wieder hier bist! Ich habe alles gesehen...", meinte er und schaute hinaus in das trübe Wasser in den Docks von Tarraco.

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