Inaugurationes der Priester

  • Das Zeremoniell nahm wahrhaft absondere Formen an, als der Pontifex Maximus zur Inauguration der neuen Pontifices über ging, doch Gracchus entlockte dies nicht einmal ein vages Anzeichen seiner inneren Konsternierung, gleichsam machte er nicht Ulpius selbst für diesen gravierenden Faux Pax verantwortlich, sondern vielmehr dessen Berater, welche sich augenscheinlich unfähig sahen, dem vor seiner Erhebung nur in militärischen Belangen involvierten Imperator anzutragen, was für die ausgewogene Regentschaft eines Staates notwendig war. Selbstredend war die Eruierung des göttlichen Willens in dieser Angelegenheit ein überflüssiger Akt, die Kooptationen waren fest beschlossen und die Auguren diesbezüglich angewiesen, dennoch war dieses Ignoranz der göttlichen Befragung geradezu ein Sakrileg, denn selbst der Imperator hatte sich an die Regeln des römischen Reiches zu halten. Schlussendlich jedoch gelang es dem Pontifex Maximus, ein leichtes Emporsteigen Gracchus' Augenbraue zu bewirken, als er Tiberius Durus zu seinem pro magistro erklärte, gerade einen von jenen, welche ihm offen hatten zu widersprechen gewagt. Allfällig bestand doch noch ein Quäntchen Hoffnung für den Cultus Deorum. So wartete Gracchus auf allfällig abschließende Worte, bevor er seinem Freund - ein jedes Mal, wenn er an diesen Ausspruch Durus' dachte, erschien jenes Wort ihm überaus surreal - und seinem künftigen Schwager zu deren neuen Aufgaben wollte gratulieren.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es folgte tatsächlich nichts weiter. Aus den Augenwinkeln suchte ich Orestes' Blick. Ich war nun also kein septemvir mehr. Varinius Venno wandte sich halb ab, ich wollte es ihm gerade gleichtun, als der Kaiser noch einmal das Wort erhob, und was er sagte, erschütterte mich. Nicht, dass er eine schlechte Wahl getroffen hatte, ganz im Gegenteil, aber allein der Umstand, dass der Kaiser so offensichtlich die religiösen Belange als unwichtig abstempelte, indem er einen Vertreter ernannte, der in seinem Namen.... Ich schluckte verhalten und gab mir äußerste Mühe, nicht allzu entsetzt dreinzuschauen. Mein Blick wanderte zu den anderen pontifices hin, zu Durus, Gracchus, dem Cornelier und dem Curiatier, die ich alle kannte. Ich wusste um Durus' Meinung bezüglich Valerian, und gerade das machte es noch interessanter, seine Reaktion zu sehen als seine Worte zu hören, die ohnehin nur eine Zustimmung und Dank sein konnten.

  • Der Tiberier ließ sich Zeit - Zeit, die ich nutzte, um mich zu meinen neuen Kollegen zu gesellen. Einige kannte ich bereits, andere grüßte ich mit einem Nicken, und schließlich war ich neben Flavius Gracchus angelangt.
    "Salve, Flavius. Wir werden uns demnächst vermutlich öfter sehen", sagte ich mit einem Lächeln. Zugleich versuchte ich, die Fassungslosigkeit bezüglich der Handhabe des Kaisers ein wenig in den Hintergrund zu drängen, was mir meiner Ansicht nach auch recht gut gelang.

  • Nachdem im Prinzip alles über die Bühne gegangen war, hatte Durus sich einem anderen Freund zugewandt und sich daran gemacht, die gerade dargebotene Veranstaltung zu kommentieren, ehe er eine kleine politische Diskussion anstieß (denn ausführlich über den Kaiser zu lästern, während dieser anwesend war, war doch etwas unverfroren). So merkte er es gar nicht, als der Kaiser ihn ernannte - bis plötzlich alle Augen auf ihn gerichtet waren: Verwirrt sah er sich um, dann flüsterte ihm sein Leibsklave zu, warum.


    Als er den Grund erfuhr, erstarrte er. Verwirrt blickte er sich um: Hatte sich sein Sklave sicher nicht geirrt? Die Blicke gaben ihm jedoch Recht! Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? War der Kaiser verrückt geworden? Oder war er unsäglich dumm? War Durus nicht einer seiner schärfsten Kritiker? Hatte er nicht gerade eben noch über die Unfähigkeit des Kaisers schimpfen wollen? Und nun sollte er sein Stellvertreter sein? Dies war doch...verrückt!


    Es dauerte eine ganze Zeit, bis er seine Fassung wieder zurückerlangte, dann zwang er sich jedoch zu einem freundlichen Blick - dem schwierigsten freundlichen Blick seines Lebens - und meinte


    "Vielen Dank. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet!"


    Und damit sagte er die absolute Wahrheit. Noch immer arbeitete sein Verstand auf Hochtouren - was wollte der Kaiser damit? Was es am Ende ein genialer Schachzug, ihn ruhigzustellen? War es eine Art Bestechung? Als Pontifex pro magistro konnte er kaum seinen Dienstherren kritisieren - man biss die Hand, die einen nährte, nicht! Und sollte Durus dieser Regel gehorchen? Sollte er nun die Aufgabe, den Kaiser an seine Pflichten zu erinnern, in die Hand nehmen? Aber wollte er das überhaupt? War das vor den Göttern vertretbar, einen so unfähigen Herrscher zu stützen?


    "Ein paar Worte?"


    Sein Freund, mit dem er sich gerade noch unterhalten hatte, stupste ihn an und riss ihn damit aus den Gedanken. Doch Durus hatte keine Ahnung, wie er nun reagieren sollte. Ihm fehlten sprichwörtlich die Worte! Krampfhaft versuchte er, irgendetwas aus seinem Erfahrungsschatz zu zaubern, was ihm hier helfen konnte...


    "Ich...ich danke Dir, Pontifex Maximus! Ich...werde mein Bestes geben, Dich würdig im Collegium der Pontifices zu vertreten und in...im Sinne der Res Publica zu handeln."


    Plötzlich kam es Durus, dass er diese neue Stellung auch einen Vorteil hatte: Er musste sich nicht ständig über den Kaiser ärgern! Und er konnte ihm genau das präsentieren, was ihm nützte! Er konnte regelrecht Einfluss auf ihn ausüben! Vielleicht war dies ein Fehler des Kaisers...vielleicht aber auch ein Glücksfall für den Staat!

  • Tiberius Durus schien seine Ernennung als lezter erwartet zu haben, was indes nicht weiter verwunderlich war, doch gleichsam bestätigte, dass es keinerlei ambitionierte Aktionen hinter den Kulissen hatte gegeben, welche zu dieser Ernennung hatten geführt, zumindet nicht Seitens Tiberius'. Der Ernennungen war schlussendlich augenscheinlich an diesem Tage genüge getan, allmählich begannen Gratulationsworte die Luft zu füllen, und kleinere Gruppen bildeten sich. Zu Gracchus indes trat Aurelius Corvinus hin.
    "Salve, Aurelius. Meinen Glückwunsch zu deiner Ernennung."
    Ein sublimes Lächeln umspielte Gracchus' Lippen.
    "In der Tat werden wir uns des öfteren sehen, schlussendlich gilt es dem Collegium beständig über die pax deorum zu wachen."
    Kurz schweifte Gracchus' Blick zum Pontifex Maximus hinüber, doch sagte er nichts diesbezüglich, würde Corvinus ohnehin seinen Gedanken folgen können.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Durus' Worte waren ein wenig holprig, was die Glaubhaftigkeit seiner Nichtbeteiligung allerdings untermauerte. Ein Schmunzeln spiegelte sich auf meinen Zügen wider. Mir war es zwar nach wie vor nicht klar, wie der Kaiser nur so wenig Augenmerk auf eine der elementaren Stützen Roms legen konnte - die religio romana - doch Durus hatte dieses Augenmerk, und ob dessen war er vermutlich würdiger als der Kaiser selbst, als pontifex pro magistro künftig den Sitzungen teilzunehmen. Ich war ein wenig nervös. In direkter Gegenwart des Kaisers solche Gedanken zu hegen, war äußerst pikant. Auch Gracchus' bedeutsamer Blick half nicht darüber hinweg.


    "Ich danke dir. Dann wollen wir hoffen, dass es keine so baldige Sitzung eine Aufruhr betreffend selbiger gibt", erwiderte ich, für den Unbeteiligten neutral, für Gracchus ebenso zweideutig wie sein Blick zuvor. Als Durus seine kurze Rede zum Besten gegeben hatte und sich allmählich von seinem Platz löste, gratulierte auch ich ihm. "Durus, herzlichen Glückwunsch. Hattest du nicht damit gerechnet?" Das hatte vermutlich niemand, der der Anhörung beigewohnt hatte, am allerwenigsten Durus.

  • Nachdem Durus seine Dankbarkeit ausreichend geäußert hatte und ein paar Glückwünsche entgegengenommen hatte, was ihm in diesem Fall wirklich recht war, da er davon ausging, dass er in dieser Position eine ganze Menge Glück brauchen würde, trat er zu Corvinus und Gracchus, die sich gerade ebenfalls unterhielten. Sofort erhielt er auch hier Gratulationen.


    "Ich danke dir. Nein, um ehrlich zu sein, wurde ich sehr davon überrascht... offenbar hat der Kaiser eine höhere Meinung von mir, als ich dachte!"


    Den letzten Satz sagte er ein wenig gedämpfter, denn er war sich nicht sicher, ob er möglicherweise kritisch gegenüber dem Kaiser war. Corvinus würde ihn wohl nicht deshalb anzeigen, ebensowenig Gracchus. Langsam löste sich seine Anspannung wieder, die mit seiner Ernennung in ihn gefahren war.

  • Auch bei Tiberius schloss Gracchus sich der Gratulation an.
    "Meinen Glückwunsch, Tiberius!"
    Sodann senkte er ebenfalls ein wenig seine Stimme, ließ jedoch gleichsam weiterhin ein feines Lächeln seine Lippen kräuseln.
    "Der Pontifex Maximus folgte augenscheinlich nur der besten Wahl, ni'ht der einfachsten."
    Immerhin gab es durchaus einige Pontifices, welche stets geneigt waren, dem Imperator die Füße zu lecken, so dies ihnen nur einen persönlichen Vorteil brachte, gleichgültig, was dies für den Staat oder die pax deorum bedeuten mochte.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • | Verginius Esquilinus


    Wieder einmal war es so weit: Ein neuer Augur war in das Collegium berufen worden, nicht auf Geheiß des Senats, sondern des Kaisers persönlich, was im Grunde nur besonders ehrenvoll war, entsprach es doch dem Candidatus Augusti bei den Wahlen! Und bei diesem Anlass übernahm natürlich der Magister Augurum die Inauguratio persönlich, obschon beinahe das gesamte Collegium zusammengekommen war, um den neuen Collega zu begrüßen.


    Im Grunde fehlte nur noch dieser - und vielleicht ein paar Zuschauer.




  • Die Nachricht hatte irgendwo in der Villa der Aurelier etwas zu lange halt gemacht, so dass Aurelius Orestes zwar gerade noch pünktlich, aber auf dem letzten Drücker erschien. Er hatte sich schnell noch den Magister der Auguren beschreiben lassen, was ihn jetzt nicht in der letzten Peinlichkeit da stehen ließ, als er das vielleicht nicht vollzählig, aber doch zahlreich erschiene Collegium sah, dem er bald angehören sollte.


    Zuerst hatte sich alles etwas hingezogen und dann war es auf einmal ganz schnell gegangen. Orestes musste nicht lange überlegen, um dies auf die verschiedenen Interventionen zu beziehen, die angestellt wurden. Vor allem lag es aber, da war er sich sicher, an Tiberius Durus. Auf jeden Fall konnte er den Verginier erkennen und trat zu ihm, die anderen bald collegae grüßend. "Salve, Magister der Auguren!"

  • Ich hatte mich schon gewundert, wo Orestes steckte. Zunächst war ich noch guter Dinge gewesen, dann hatte sich eine steile Falte auf meiner Stirn gebeildet, und letztendlich hatte ich besorgt aus der Wäsche geschaut. Nun aber war er anwesend, und da ich von seinen Annahmen Tiberius Durus betreffend nichts ahnte, war ich ganz beruhigt und entspannt und wartete darauf, dass seine inauguratio vollzogen würde - immerhin hatte ich mich für meinen Verwandten eingesetzt... :P

  • Ein kurzer Blick durch die Anwesenden ließ Orestes auch den Pontifex, Senator und Vetter Aurelius Corvinus erblicken, dem er kurz zu nickte, in der Hoffnung, dass diese Inauguratio im wahrsten Sinne des Wortes ihn wirklich in-augurieren würde.

  • Auch Tiberius Durus hatte beschlossen, dieser Inauguratio beizuwohnen - hatte er schließlich persönlich dafür gesorgt, dass Orestes diesen Posten erhalten hatte! So erschien er in seiner Amtstoga mit dem Purpurstreifen auf der Arx, wo bereits zahlreiche Auguren und weniger Aurelier versammelt waren.


    Durus grüßte alle Anwesenden mit einem knappen Nicken, dann stellte er sich zu den Zuschauern - er musste heute nicht selbst handeln!

  • | Verginius Esquilinus


    Nachdem der neue Augur Esquilinus und die übrigen Auguren begrüßt hatte, war es endlich so weit. Aus den Augenwinkeln erblickte der Verginier auch Aurelius Corvinus, der ihm diesen Kandidaten vorgeschlagen hatte, sowie Tiberius Durus, der in religiösen Belangen den Kaiser vertrat - da hatte sich einige Prominenz versammelt!


    So konnte die Zeremonie beginnen. Esquilinus ließ sich den Zipfel seiner Toga über den Hinterkopf ziehen und postierte sich links neben Orestes. Sein Diener reichte ihm den Lituus, den er in die Linke nahm. Die Rechte hingegen legte er schwer auf das Haupt des Aureliers, dann sprach er mit klarer Stimme die alte Formel:


    "Iuppiter Pater, si est Fas hunc Manium Aurelium Barri Filium Orestem, cuius ego Caput teneo, Augurem esse, uti tu Signa nobis certa ad clarissis inter eos Fines, quos feci.*"


    Unterdessen begann er, mit dem Lituus den Himmel in vier Teile zu teilen. Da der Himmel klar war, war es sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Blitz zeigte. Aus diesem Grund gab es eine andere Möglichkeit: Esquilinus hatte heute den Sklaven aus seinem Haushalt mitgebracht, der zuletzt einen leibhaftigen Blitz gesehen hatte. Dieser trat nun vor und flüsterte dem Meister der Auguren ins Ohr, dass dieser Blitz zur Linken seiner Blickrichtung erschienen sei. Wenn Iuppiter nun keinen weiteren Blitz herabfahren ließ, konnte man fortfahren...


    Sim-Off:

    Wir gehen nach den neu recherchierten Inaugurations-Riten vor!


    * "Vater Iuppiter, wenn es das der göttliche Wille ist, dass dieser Manius Aurelius, Sohndes Barrius, Orestes, dessen Kopf ich halte, Augur ist, gib uns sichere und klare Zeichen innerhalb der Grenzen, die ich gemacht habe"




  • Zitat

    Original von Sacerdos Publicus
    Wenn Iuppiter nun keinen weiteren Blitz herabfahren ließ, konnte man fortfahren...


    Und da der Himmel klar war und Iuppiter gnädig, würde auch kein weiterer Blitz vom Himmel kommen.

  • | Verginius Esquilinus


    Der scharfe Blick des Auguren, der in der Ferne auch nicht durch die Altersweitsichtigkeit getrübt wurde, erblickte weiterhin einen klaren Himmel - wie er es erwartet hatte. So sah er Orestes lächelnd in die Augen. Dann sprach er die Worte:


    "Keinen Zweifel der Götter kann ich an der Entscheidung, diesen Kandidaten auszuwählen, erkennen. Die Götter halten ihre schützende Hand über diesen Mann - Herzlichen Glückwunsch!"


    Endlich nahm er die Hand vom Haupt des Aureliers und blickte zu den Zuschauern.


    "Damit erkläre ich den Quiriten Manius Aurelius Orestes, Sohn des Barrius Aurelius Scipio, zum Auguren der Urbs Roma berufen."




  • Zitat

    Original von Sacerdos Publicus
    So konnte die Zeremonie beginnen. Esquilinus ließ sich den Zipfel seiner Toga über den Hinterkopf ziehen und postierte sich links neben Orestes. Sein Diener reichte ihm den Lituus, den er in die Linke nahm. Die Rechte hingegen legte er schwer auf das Haupt des Aureliers, dann sprach er mit klarer Stimme die alte Formel:


    "Iuppiter Pater,..."


    Der Aurelier hingegen neigte sein Haupt und wohnte der eigenen Inauguration bei, nicht wie ein Gast, aber auch nicht wie ein Protagonist. Es war dieser aktiv-passive Zustand des an sich geschehen Lassens wa seit uralter Zeit ritenhaft vollzogen werden musste, um einen - nun aber ihn - in das Collegium der Auguren hineinzunehmen.


    Bevor er solcherdings die Augen schloss sah er noch den Pontifex Tiberius Durus, den pro magistro, aber schon die Erwähnung als Sohn seines Vaters, die ihn in anderen Momenten gestört hätte, war nur noch ein Beiwerk zu dem Ritus in den er sich fallen ließ, und aus dem er als Augur der Urbs aufsteigen sollte.


    Der Himmel wurde geteilt und ein Diener des Verginiers trat auf und flüsterte etwas, was nun ein Warten auslöste. Doch nichts geschah. Kein einspruch-heischender Blitz des Vaters der Götter stellte sich der Inauguration entgegen, so dass - als die Hand der Magisters sich von Orestes Haupt erhob - die Inauguration affermativ vollzogen werden konnte und Aurelius Orestes nun Augur war. Als der junge Aurelier das Lächeln der Kollegen sah, wich der andächtig-leeren Blick einem serenen Lächeln, das nun dem harrte was kommen sollte.

  • Still und aufmerksam verfolgte ich den Ritus, der Orestes in die Reihen der Augurern aufnehmen würde, sofern die Götter dem zustimmen würden. Und es dauerte nicht lang, da wurde Orest tatsächlich zum augur ausgerufen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen neigte ich ihm beifällig den Kopf, als er zu mir sah. Es würe wohl eine kleine Feier am Abend geben, vermutete ich. Der Moment würde nun ganz Orestes gehören, er würde unter seinesgleichen willkommen geheißen werden und die Zuschauermenge würde sich allmählich zerstreuen, sodass es auch für mich nun Zeit wurde, heimwärts zu streben. Man würde sich später noch sehen, und dann wäre auch der passende Moment zur Gratulation kommen.

  • Orestes konnte sich noch gut an den Tag erinnern als er an gleicher Stelle zur gleichen Uhrzeit in das Collegium der Auguren inauguriert worden war. Nun sollte er an diesem Tag einen Flavier - den er vermutlich schon einmal getroffen hatte (zumindest bei der Hochzeit seines Vetters) - zu den Siebenmännern hinzu augurieren.


    Das Ritual war ihm bekannt. Es war für alles gesorgt worden, der Himmel war klar, was in diesen Winterzeiten nicht täglich der Fall war, aber ein zufällig erscheinender Blitz oder ähnliches war somit unwahrscheinlich. Der Winter bedeutete auch eine Abwesenheit vieler Vögel und ähnlicher Begebenheiten, die ein ungeplant böses Omen hervorbringen konnten. Jetzt müssten noch die Septemviren inklusive Flavius Piso erscheinen, dann könnte es auch schon losgehen.


    Auch wenn Orestes es beiweitem noch nicht nötig hatte, während er wartete stützte er sich auf den Lituus, so dass es den Anschein machte, dass ein weiser, alter Augur hier auf den Beginn des Ritus wartete.

  • Natürlich war Piso zur Inauguratio erschienen. Und zwar pünktlich, denn ihm war die Sache sehr ernst. Endlich einmal war er beruflich vorangekommen. Es war unglaublich, fast konnte er es gar nicht wahrhaben. Wie ein Traum war dies.
    Um diese Vorstellung zu vertreiben, zwickte er sich sogar in den Arm, als er die Stufen emporstieg zur Arx. Doch er wachte nicht auf, der Schmerz war absolut real. Es war alles echt. Mit staunenden Augen, die denen eines Kinds glichen, trat er zu der Gruppe Leute hin, die sich hier versammelt hatten, zu seiner Inauguration. Zu seiner!
    Er schüttelte den leicht dämlichen Blick aus seinen Augen heraus und atmetet tief aus. „Salvete, Epulones.“, begrüßte er die Versammelten mit freudiger Stimme, somit auf sich aufmerksam machend. „Salve, Magister Opimius Naso.“, begrüßte er den ebenfalls anwesenden Magister Septemvirorum, bevor er sich dem Auguren zuwandte. Zuerst dachte er sich, es wäre ein ganz alter Mann – doch beim näheren Hinsehen entpuppte sich der vermeintliche Greis als blutjunger Kerl. „Salve, Augur.“ Hatte er den nicht irgendwo einmal gesehen? Der kam ihm doch bekannt vor. „Ich bin Aulus Flavius Piso. Bist du der...“ Verflixt, wie sagte man? „...Inaugurateur?“ Was für ein schwurbeliges Wort. Sicher nicht das Richtige.
    Er blickte kurz in den Himmel. Mit den Inaugurationsriten war er durchaus vertraut, und es sah eigentlich ganz gut aus. Man hatte sich einen formidablen Tag ausgesucht. Es sollte nichts schief gehen, wie es aussah. Hoffte er einmal.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!