Peristyl | Nächtliche Sehnsucht - Hemmungslos

  • Wie eine sanfte Melodie umwehten Aquilius' Worte Gracchus' Sinne, die Nennung seines Namens in solch vertrauter Couleur strich wohlig über sein Gemüt und alles in ihm drängte danach, sich dem leisen Ausklang des Abends zu ergeben, die Augen zu schließen und das Leben Leben sein zu lassen. Ein glucksendes Geräusch echappierte ihm schlussendlich auf die Frage seines Vetters hin, womöglich ein unterdrücktes Lachen, schwerfällig schob er die Beine über die Kline und drückte sich mit den Händen von der Liege auf, seine Worte drangen ein wenig gedehnt über seine Lippen.
    "Ein äußerst verlockender Gedanke, mein liebster Vetter, welcher mir zu größtem Wohlgefallen gereicht."
    Zur Flamme eines der Feuer hin blinzelnd, drückte Gracchus seine Schultern durch, sog tief Luft ein und ließ sie mit aufgeplusterten Backen entweichen.
    "Die Welt ist seltsam flaumig, schwankend, weich und mit fransigen Konturen, und trotzdem scheint mir alles so klar und prächtig wie selten. Wahrlich, Caius, wenn nicht ich genau wüsste, dass morgen mir kleine salische Tänzer mit ihrem Stampftanz durch den Kopf ziehen werden, ich könnte mich jeden Tag im Wein verlieren gleich jenen Männern, welche die Welt so verachtet, denn Verachtung wäre dies allemal und wenigstens gerechtfertigt!"
    Die Worte lagen schwer auf seiner Zunge, polterten beinahe schon ein wenig unbeholfen aus seinem Munde, Aquilius schien ihm endlos weit weg dort auf seiner Kline ihm vis á vis und Sciurus, welcher schräg hinter ihm im Schatten verharrte, hatte Gracchus völlig aus dem Blickfeld verloren. Er stemmte sich in die Höhe, ließ sich jedoch alsbald wieder zurück sinken.
    "Dann jedoch würde gleich ich in meinem Cubiculum die Amphoren leeren, somit wäre der Weg zurück nicht gar so beschwerlich."
    Suchend wandte er den Kopf.
    "Wo ist nur das Oachkatzl, wenn man es braucht?"
    Unbewegt stand Sciurus noch immer hinter seinem Herrn, blickte abwartend dessen Vetter an, denn obgleich Gracchus nicht offen mit ihm über seine verhängnisvolle Affäre sprach, so war doch Sciurus nicht blind, nicht taub und nicht dumm.

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  • Fast hätte ich breit geschmunzelt - ein angetrunkener und besäuselter Gracchus war einfach ein zu seltener Anblick, als dass ich dabei hätte allzu ernst bleiben können. Es war so schön, von so verzweifelt seltener Qualität, ihn von allen Sorgen befreit zu wissen, dass ich es nicht wagte, diese Seifenblase des Wohlseins platzen zu lassen. "Du würdest mir aus Deinem cubiculum nicht mehr heraus kommen, bei all dem Wein, und das wäre doch wirklich schade. Es gibt noch so vieles, das es auf der Welt zu sehen gibt, und was wir noch nicht gesehen haben," sagte ich lächelnd und hob den Blick hinter Gracchus, denn im Gegensatz zu ihm war ich mir Sciurus' Anwesenheit wohl bewusst. Er war ein stiller, treuer Schatten seines Herrn, und ich war mir sicher, dass er für Manius unersetzlich war in seiner schweigsamen, introvertierten Qualität. Und sicherlich war der blonde, schmale Mann auch nicht dumm, ahnte, was hier vor sich ging, und sein Blick verriet, dass er wohl auf meine Entscheidung wartete, nicht auf die seines Herrn, der zu entscheiden nicht mehr fähig war. Ich bedeutete ihm, er möge sich entfernen - ein leichtes Nicken mit dem Kinn gen Tür war genug, Sciurus verstand solcherlei ungleich besser als zwei Drittel meiner Sklavenschaft.


    "Nun, Dein Sklave kann wohl kaum Gedanken lesen und erraten, dass Du jetzt gerade schlafen gehen willst," meinte ich und verkniff mir weitere Details meiner Gedanken auszubreiten. "Dann bringe eben ich Dich zu Deinem Schlafgemach, es ist ja nicht weit und wir können uns gegenseitig stützen." Ich war zwar nicht annähernd so betrunken wie er, aber es war ein wunderbarer Vorwand, dass wir uns für einige Momente, einige Schritte lang berühren würden, und vielleicht würde ich ihn auch noch in sein Bett bugsieren dürfen, mit geblähten Nasenflügeln seinen Duft einatmen, ihm näher kommen können als seit langer Zeit geschehen. Es war eine so hoffnungslose Liebe, dass mich die Stärke meiner Empfindungen selbst erschreckte, aber es war eben so, und es würde nicht anders sein. Alles in mir wollte ihm nahe sein, und ihn wenigstens für diese Nacht einmal zärtlich halten dürfen.

  • Klandestin trat Sciurus noch einige Schritte weiter in die Dunkelheit der Schatten zurück, obgleich seine Diskretion nicht von Nöten war, bemerkte Gracchus seine Bewegungen doch meist nicht einmal, solange er nüchtern war.
    "Du hast Recht, Caius, wie du immer Recht hast. In diesem Zustand würde sogar ich mir die Welt ansehen, denn wenn schon die Welt schwankt, dann kann das Meer mich nicht mehr schrecken."
    Mühevoll kämpfte sich Gracchus auf die Beine, blieb in leichtem Schwanken stehen, als vertraue er nicht seinem Körper und horchte still in sich hinein, ob es wiederum notwendig war, sich zu setzen oder ob sein Leib in der Senkrechte würde verharren.
    "Wenn du wüsstest, wie erschreckend es ist, wie oft er meine Gedanken liest, dann wüsstest du, wie erschreckend es ist, wie oft er meine Gedanken liest."
    Wiederum hielt er inne, ein wenig derangiert, horchte in die Welt hinaus - das leise Prasseln des Feuers, das ferne Zirpen eines Nachtvogels - da irgend etwas an seinen Worten merkwürdig klang, obgleich er nicht erkennen konnte, was dies war.
    "Weißt du eigentlich, weshalb er Sciurus heißt?"
    Mit panurgischer Freude erwartete Gracchus die Antwort seines Vetters, fing doch im nächsten Augenblick an leise zu lachen und winkte ab, als hätte eben er erst erkannt, wen er vor sich hatte, seinen Caius, welcher sein halbes Leben mit ihm hatte geteilt und ein langes Stück davon mit dem ersten Sciurus.
    "Natürlich weißt du es, wenn es einer weiß, dann wir beide!"
    Allmählich begannen die Worte zu stolpern, sich in missklingenden Reihungen zu gruppieren, und Gracchus fürchtete bereits, sich demnächst in einen Solözismus zu ergeben.
    "Gegenseitig"
    , nickte er darum bekräftigend, voller Tatendrang, den Weg zu seinem Cubiculum anzutreten.
    "Eine formidable Idee, so ich nicht auf dem Fußboden nächtigen will. Was nur würde ich ohne dich tun, mein Freund?"
    Traumwandlerisch wankte Gracchus zu seinem Vetter, angezogen vom sublimen Hauch seines Körpers, von jenem unsichtbaren Band gezogen, welches sie verbunden hielt, nichts mehr ersehnend, als seinen Arm für einige Schritte um Caius' Schulter legen zu können, die Nähe zwischen ihnen zu spüren, trunken vor Sehnsucht seine Haut zu berühren, nur einen winzigen Moment vor dem zu Bett gehen, eine kleine Aufmerksamkeit, ein kleines Betthupferl für das verzweifelte Herz in seinem Inneren, um eine einzige Nacht nur den Schlaf zu finden mit Caius' Präsenz als dem letzten Gut, was vor den Träumen vom Tage blieb.

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  • "Wenn es einer weiss, dann bin es ich," bestätigte ich und schmunzelte unwillkürlich - wenn Gracchus selbst das erst nach einigen Momenten einfiel, vertrug er wirklich nicht allzu viel, soviel war sicher. Wie weit lag diese Zeit doch zurück, wie unbeschwert waren sie damals gewesen. Wenige Gedanken nur waren auf die Meinungen anderer verschwendet worden, und heute schien alles ungleich komplizierter, ungleich schwieriger geworden, eingepasst in ein Korsett aus Worten und Werten. "Er ist Dir eben ein loyaler Begleiter, Gracchus, und manchmal wünschte ich, ich könnte dies auch von meinen Sklaven sagen. Aber das ist ein anderes Thema, und ein andermal sicher besser besprochen. Schauen wir lieber, dass wir den Weg in Dein cubiculum finden und nicht aus Versehen in Felix' Schlafgemach landen."
    Auch wenn der Gedanke zugegebenermaßen etwas amüsantes für sich hatte - heute wollte ich ihn in seinem Bett liegen sehen, zwischen seinen Laken, auf seinem Kissen, seinen Duft atmen, auch wenn es bedeuten würde, dass er dabei schlief und es niemals erfahren würde. Wenigstens einmal. Es würde leichter zu ertragen sein, diese ewige Sehnsucht. Auch wenn sie sich niemals wirklich erfüllen würde, wäre dieses stille Stehlen eines Augenblicks doch etwas, was mir vielleicht wieder einige ruhigere Nächte schenken konnte.


    "Was Du ohne mich tun würdest? In deinem cubiculum trinken, ohne Zweifel," versuchte ich es scherzhaft zu halten und erhob mich, um dann, einen Schritt vor den anderen setzend, bis ich mir sicher war, geradeaus gehen zu können, bis zu ihm zu treten. Und dann, endlich, geschah es, wir berührten einander, ich schlang einen Arm um seinen Oberkörper, hievte seinen Arm auf meine Schulter, und los gingen wir, langsam, damit es so lange wie möglich dauern würde, die Wärme seines Körpers spüren zu dürfen, während wir uns den Weg bahnten. O Catullus, wie hast Du doch träumerisch von Deiner Lesbia geschrieben! O Ovidius, gab es nicht tausend Stunden, in denen Du vor Sehnsucht gram warst nach Deiner Liebsten? Es mochte abertausend Gedichte geben, die ich hätte schreiben wollen, nur um mich auszudrücken, indes, ich war das Schweigen zu sehr gewöhnt. Er war so warm, so verlockend warm, unter der Kleidung konnte ich seinen biegsamen Körper verlockend spüren, es würde so wenig kosten, ihn meinen Händen untertan zu machen, ich wusste es, ich wusste auch, es wäre mir gelungen, gemeinsam mit dem Einfluss des Weins. Und doch, ich tat es nicht, ging voran, langsam, ein Schritt nach dem anderen, das peristyl verlassend, um auf den Korridor zu treten. Für jeden Menschen mochten wir wirken wie zwei fröhliche Trinker, die einander den letzten Beistand leisteten, und doch waren wir unendlich mehr als das.

  • Als wäre dies das alltäglichste der Welt, legte Gracchus seinen Arm um Aquilius' Schultern, stützte haltsuchend sich auf seinen Vetter und schwankte gemeinsam mit ihm zu den Cubicula hin. Überschattet waren seine Sinne durch den Nebel des Weines, dumpf die Wahrnehmung der schummrig beleuchteten Gänge, der konturenlosen Schatten, welche über die Wände zu ihren Seiten flackerten, der seltsam klingenden Stille, durch das Schlurfen ihrer Füße durchbrochen. Nicht hätte er bemerkt, hätte Aquilius ihn zum falschen Gemach gleitet, sah doch eine Türe aus wie die andere, glich eine Vase auf ihrem Wege der nächsten, und selbst die Götterstatuen verschwammen zu gesichtslosen, marmornen Silhouetten, nur einzig Caius' Präsenz blieb mehr als alles andere deutlich, scharf die gedämpfte Welt durchschneidend, die Empfindung seiner Berührung, des warmen Körpers, des sanft dahinwallenden Odeurs, der fließenden Bewegung der Sehnen und Muskeln unter seiner Haut, und das leise Atmen. Vor Gracchus öffnete sich eine Türe, gemeinsam wankten die beiden Vettern hindurch und betraten sein eigenes Reich, seltsam vertraut und gleichsam fremd in dieser Nacht, bevor er von Aquilius halb gestützt und halb gezogen seinem Bett entgegen schwebte. Vor dem Zimmer huschte ein Schatten heran, schloss leise die Türe hinter ihnen und postierte sich auf dem kleinen Schemel neben der Türe - gleich, wie lange Aquilius in Gracchus' Cubiculum würde verweilen, Sciurus würde unermüdlich Wacht halten, dafür Sorge tragen, dass niemand würde hinein und keine Gerüchte würden hinaus gelangen. Im Cubiculum selbst brannte eine einzige Lampe, ließ ihr honigfarbenes Licht über die karge Einrichtung gleiten, über die beiden Männer, die Seite an Seite vor dem Bett standen, warf durch die Bewegung im Raum entfacht tanzende Schatten, Nymphen und Faunen gleich. Mit langsamen, gewichtigen Bewegungen, gleich denen eines Traumes, löste Gracchus sich von Aquilius' Körper, beließ jedoch eine Hand auf dessen Schulter, legte die andere ebenfalls darauf, verharrte keine Armeslänge entfernt vor seinem Vetter und blickte aus glasigen Augen ihn an, glasig vom Weine, aus Verklärung, womöglich auch befeuchtet durch die eigene innere Hoffnungslosigkeit. Die Luft zwischen ihnen vibrierte leicht im Takte ihrer Herzschläge, jeder Atemzug bewog ein Aufbrausen der Wellen, endete in einem Sturm und durchschlug Donnertosen gleich die Stille. Zaghaft näherte Gracchus' Kopf langsam sich dem seines Vetters, hielt kurz davor inne.
    "Verzeih mir, Caius, doch ich kann nicht zulassen, dass in dieser Nacht mit leerem Herzen in des Todes Bruders Fänge wir uns ergeben."
    Der Raum zwischen ihnen verflüchtigte sich und gleich der Detonation eines Tropfens, welcher in eine Schale voll Wasser fiel, trafen Gracchus' Lippen auf die weichen, sanften Lippen seines Gegenübers. Binnen Herzschlägen keimte ein Samen, schob seinen zaghaften Sprössling aus dem humiden Erdreich empor, ließ Blätter ihm treiben und reckte seine lavendelfarbene Blüte dem Himmel zu, prächtiger, als je ein Sommer dies hätte vermocht. Noch ehe Gracchus seine Lippen löste, pflückte er jenes Kleinod aus der devastierenden Ödnis und verbarg es tief in seinem Herzen, verwahrte es dort für die Ewigkeit. Mochte dies Traum sein oder Wachen, mochte dies Trug sein oder Wahrheit, nichts würde je ihm diesen Augenblick können rauben, welchen er selbst hatte in waghalsiger Desperation dem Fluss der Zeit gestohlen. Zu viel indes strömte auf seine Sinne, so dass schlussendlich er sich dem Drängen der Dämmerung umgab, abließ von seinem Vetter und zurück sich sinken ließ auf sein Bett. Umständlich nestelte er an dem Band, welches seine Tunika gegürtet hielt, löste schließlich unter Mühe es und ließ den Gürtel zu Boden fallen.

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  • Ich kannte den Weg im Schlaf. So tief verinnerlicht hatte ich die Schritte zu Gracchus' cubiculum, ich hätte sie auch mit geschlossenen Augen gehen können, ohne die Türe zu verfehlen, an der ich immer wieder vorbei gegangen war, ohne anzuklopfen, ohne nach Aufmerksamkeit zu verlangen, auch wenn sich in mir alles danach sehnte. Dies war mein Teil der Bürde unserer Liebe, und ich schleppte ihn schon lange genug mit mir herum, ohne darüber zu sprechen, ich würde es nicht ändern. Und in sein persönliches Reich einzutreten hatte ich bisher nur auf Aufforderung gewagt, wieder einmal umschloss mich die karge Einrichtung im gleichen Maße wie die überbordende Präsenz des Menschen, dem all meine Liebe galt. Ich htäte allein schon diesen Raum atmen, trinken wollen, mich an der Atmosphäre still delektieren, um dann mit reichem Herzen wieder von dannen zu schleichen - aber er war nun hier, wir waren beisammen, mit einem treuen Wächter vor der Türe, der ahnen, wenn nicht wissen musste, was unausgesprochen zwischen Gracchus und mir lauerte. So leicht, so nahe war die Versuchung, der Wunsch, alle Eide Eid sein zu lassen, alle Schwüre zu vergessen, alles in den Wind zu werfen, was uns bisher gehindert hatte ...


    Das leise Raunen seiner Stimme erschütterte mein Innerstes wie ein Donnerschlag, und dann, sein Kuss - sanfte Lippen, behutsam und zärtlich, trotz des vielen Weins, den er getrunken hatte, diese innige Bitte, die ich niemals, in keinem Leben, verneint hätte, entsprach sie doch auch meiner einsam gehegten Sehnsucht. Sein Geschmack war fast zuviel für meine überspannten Sinne, und bevor ich noch nachfassen konnte, den endlichen Moment unendlich machen, löste er sich schon von mir, ließ die vollkommene Qualität dieses Kusses in meinem Innersten kristallisieren, auf dass sie ewig bestehen möge - er sank auf sein Bett, und als ich bemerkte, dass es ihm schwer fiel, sich um seine Kleidung zu kümmern, neigte ich mich etwas vor, umfasste seine Beine und begann, seine Sandalen zu lösen, um sie anschließend ordentlich vor das Bett zu stellen, als hätte er dies selbst getan. Dann zog ich das Laken unter seinem Leib hervor, drehte ihn sehr vorsichtig so, dass er sich bequem ausstrecken konnte und deckte ihn schließlich zu, noch über ihn geneigt stehen bleibend, um ihn, dieses geliebte Gesicht, entspannt im Fluss bacchantischer Seligkeit, zu verinnerlichen, denn ich wusste sehr wohl, wie selten ich ihn so sehen würde.


    Gab es denn bei der Götter Willen kein gutes Ende für uns? Und doch, auch wenn mich alles danach trieb, ich strich nur behutsam und liebevoll sein Haar aus der Stirn, berührte die hohe Stirn mit den feinen Linien darin mit den Lippen, um mich dann auf seine Bettkante zu setzen, ihn still betrachtend. "Ruhe wohl, mein Manius, nichts wird Deinen Schlaf heute nacht stören ... ich bin bei Dir." Seine Hand in meine Hände nehmend, verharrte ich, atmete stumm sein Odeur, ließ mich in die düsteren und helleren Schatten des Raumes gleiten, auf einer stillen Wacht, die mir kein Mensch auf dieser Welt nehmen konnte. Was immer Sciurus wohl zu hören erwartete, es blieb still im Inneren des Raums, und auch still in meinem Herzen, hatte ich doch ein ganz besonderes Geschenk erhalten - einige Stunden der Wacht mit dem Menschen, den es für mich auf dieser Welt nur einmal gab. Und er schlief ruhig, entspannt, die Lippen gewölbt, als müsste er im Traume nur lächeln ...

  • Noch ehe die Decke Gracchus' Körper umhüllte, trieb bereits sein Geist hinfort, umspült vom eintönigen Rauschen der sanft wiegenden Brandung, schaukelnd auf den schaumigen Kronen der dahinrollenden Wellen, hinaus auf den endlosen Ozean, wo die Arme des Somnus langsam ihn tiefer zogen bis dass er im Reich des Schlafes unter ging. Warm und wohlig umfasste die Dunkelheit ihn, geborgen wie in Lethes Schoß, so dass ein feines Lächeln seine Lippen kräuselte, denn ob all des Vergessens wusste er, er war nicht allein, nie gewesen, würde niemals es sein.

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