Iatreion – Das Haus der Ärzte

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    Grübelnd sah der Iatros von Cleonymus zu der jungen Römerin. Er wog den Kopf hin und her. Brummelte leise in seinen weißen Bart hinein und gab schließlich nach.
    „Wenn Du dafür Sorge tragen wirst, dass die junge Dame im Palast des Kaisers ein schattiges Zimmer erhält und dort ruhen kann, so stehen Deinem Anliegen keine großen Bedenken im Wege. Aber Strapazen, wie das Warten in einer Audienzhalle, sollten ihr im Moment noch erspart bleiben.“
    Der Iatros verschränkte die Arme hinter dem Rücken und maß Urgulania noch einmal mit einem nachdenklichen Blick. Wie um seine Worte zu bestätigen, nickte er schließlich.
    „Aber sei bitte vorsichtig! Wecke sie nicht! Und schütze sie vor Hitze und der Sonne!“





  • Zwei Stadtwächter, die den Strategos Alexandrinos begleitet hatten, weckten die schlafende Patientin auf. Es waren raue, vierschrötige Gesellen, und darum warteten sie weder die Erlaubnis dazu ab, noch gingen sie besonders sanft zu werke.
    “Keine Sonne. Geht klar.“, brummte einer von ihnen lediglich, aber es klang so, als ob er das für ausgemachten Unsinn hielt.
    Sie halfen Urgulania auf und stützten sie, als es anschließend nach draußen, zu der beschlagnahmten Sänfte ging.




    Sim-Off:

    Weil Cleonymus momentan wohl abwesend ist springe ich ein, damit die Geschichte weiter gehen kann.

  • Wortlos und eigentlich auch so gut wie bewusstlos liess ich die Behandlung über mich ergehen. Ich wollte protestieren, doch das Schlafmittel des Medicus tat seine Wirkung. So bekam ich zwar mit, was die Stadtwächter mit mir taten, konnte dazu jedoch keinen Kommentar abgeben.

  • „Na komm schon Antigonos, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“ Rief der alte Arzt den Gang hinunter und fixierte dabei seinen Lehrling. Mit einem leisen „Tschuldigung“ ging er am Arzt vorbei in das Behandlungszimmer und wusch sich die blutigen Hände sauber. Milo, ein anderer Lehrling der Medizin war ebenfalls im Zimmer und schaute auf einen Patienten der reglos auf einer Trage lag. „So ihr Zwei Möchtegern-Ärzte, erzählt mir mal, was der Typ dort hat, kurz bitte… ich will keine Zitate aus Büchern hören…“ Antigonos ging zum Patienten und blickte auf ihn herab. Milo stand im Hintergrund und murmelte etwas von einer Regenbogenkrankheit. „Ja… er leidet an morbus arquatus….“ glaubte Antigonos zu wissen. „Hey, solange wie ich noch hier bin, wird gefälligst die griechische Sprache gesprochen, nicht die der Barbaren…“ „Verzeihung, Herr. Ikteros…“ „...und woher weißt Du das so genau Du Schlaumeier?“ Antigonos deutete auf die gelblich leuchtenden Augen und die Haut. „Und wie entsteht diese Krankheit?“ „Sie ist die Folge einer Erkrankung der Leber, eine krankhafte Entmischung der Säfte, bei der die gelbe Galle unter die Haut strömt. Die Untersuchung der Kots können wir uns sparen, es ist eindeutig.“ „Was hier Eindeutig ist, entscheide ich… weitere Symptome wären natürlich noch Fieber, Schmerzen und ein Jucken… aber das wisst Ihr natürlich alles schon…“ sprach der Arzt im verächtlichen Ton und spuckte in die Wasserschüssel, in der sich Antigonos vor Kurzen erst noch die Hände gewaschen hatte. „Genau genommen ist es eine Abflussstörung der Galle aus der entzündeten oder verhärteten Leber. Dies führt zum Tode innerhalb von 14 Tagen oder die Götter sind mit Ihm und er überlebt. Was weiß ich… aber was kann man tun um ihn zu retten?“ Antigonos überlegte angestrengt und fuhr sich mit der Hand über die nasse Stirn. „Naja… eine abgestimmte Ernährung, leichte körperliche Übungen und warme Bäder, Herr.“ „Jaja, das reicht mir schon…“ meinte der Arzt genervt und deutete auf die verschmutzten Instrumente. „Reinigt die Instrumente und dann ist für heute Schluss… nicht das ihr Euch das verdient hättet, aber ich kann eure Fressen nicht mehr ertragen. Und jetzt raus!“ Antigonos und Milo nahmen die Instrumente und verschwanden. „Puh, hat der Alte heute wieder eine Laune…“ „Seine Frau hat Ihn wohl nicht rangelassen…“ scherzte Milo und ging mit Antigonos in ein Extra Raum um die Instrumente mit heißem Wasser abzuwaschen.

  • Anthi war nun schon einige Tage am Museion und im Haus der Ärtzte. Dort hatte er einige Iatros kennen gelernt. Besonders gut hatte er sich mit einem Griechen namens Doros von Pelusium verstanden.


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    ~~ Doros von Pelusium ~~


    Natürlich hatte er auch wie von Sosimus vorgeschlagen bei anderen Ärzten zugeschaut, aber Doros hatte ihm heute angeboten bei einer Autopsie dabei zu sein. Ànthimos hatte sofort zugesagt, denn das reizte ihn doch sehr. So etwas hatte er bei seinen zwei vorherigen Lehrern nicht sehen können.


    Doch schon als er den Lehrraum betrat, bereute er seine Entscheidung denn auf dem Tisch lag die Leiche einer jungen Frau. An ihrem Bauch war sofort zu sehen, dass sie wohl hochschwanger gewesen war. Es schien wohl eine Griechin gewesen zu sein. Anthi meinte sie auf der Volksversammlung gesehen zu haben.


    "Ist alles in Ordnung?", fragte Doros gleich besorgt als er Anthis Gesicht sah.
    "Ja, es geht schon. Ich war nur nicht darauf vorbereitet, eine Autopsie an einer Schwangeren durchzuführen." Anthi hatte sich wieder gefangen, auch wenn er noch ein wenig blass um die Nase war.
    "Gut, dann können wir anfangen. Wir wissen noch nicht woran sie gestorben ist. Du assistierst mir und zeichnest auf, was ich dir sage. Dann fangen wir mal an. Die Tote ist wohl zwischen 18 und 22 Jahren. Sie ist ungefähr 5 pedes groß und egkyos*, kurz vor der Geburt. Das Gewicht liegt bei etwas über zwei talenten und ist somit durchaus befriedigend. Sie ist bereits realtiv starr und es sind einige Leichenflecken zu sehen." Doros öffnete ihren Mund. "Die Zähne sind eigentlich in einem guten Zustand, auch wenn zwei Backenzähne offenbar faul sind."


    Doros zeigte Anthi was er meinte und dieser zeichnete alles pflichtbewusst auf. "Das kann noch wichtig werden, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass sie daran gestorben ist. Dann sind wir mit der äußeren Betrachtung fertig und werden jetzt den Körper öffnen. Was werden wir dort nachschauen Ànthimos?"


    Anthi runzelte kurz die Stirn als er überlegte was zu tun war.
    "Laut Herophilos von Chalkedon gliedert sich die innere Beschau in mehrere Teile: Die Obduktion der Schädelhöhle, der Brust- und Halsorgane und der Bauchorgane. Dabei werden Schädelhöhle, Brusthöhle und Bauchhöhle eröffnet und die Organe freigelegt."


    Es war noch nicht lange her, dass sich Anthi diesem Thema gewidmet hatte, daher hatte er die Antwort sehr schnell parat.
    "Sehr gut. Beim Öffnen gibt es zwei verschiedene Schnitte. Welche sind das und wie verlaufen sie?" Doros merkte, dass Anthi immer grüner wurde und versuchte ihn mit den Fragen ein wenig abzulenken. Mal ganz davon abgesehen, dass er testen wollte, wie gut sich der Jungspund vorbereitet hatte.


    Aber auch diese Antwort konnte Anthi gleich geben.


    "Es gibt den Y- und den T-Schnitt. Ersterer wird von den Clavicula (Schlüsselbeinen) schräg zum Sternum (Brustbein) geschnitten und von dort gerade bis zum Os pubis (Schambein). Der T-Schnitt hingegen geht von Schulter zu Schulter und dann bis zum Os pubis."
    "Genau so ist es. Ich lass dich den Schnitt ausführen. Mach einen Y-Schnitt, aber sei vorsichtig wegen dem Bauch."


    Anthi nahm das Instrument und wollte gerade zu seinem ersten Schnitt ansetzen, als er plötzlich für einen kurzen Moment Penelope vor sich liegen sah. Das war dann zu viel für den Guten. Er schnappte sich einen der Eimer die da standen und begann sich zu übergeben...
    Doros hingegen grinste breit. Er war nicht der erste Schüler, den der Arzt bei der ersten Autopsie kotzen sah und er war sich sicher dass es auch nicht der letzte sein würde.



    *schwanger

  • Heute war Anthi dabei Dienst zu tun und Kranke und Notfälle zu versorgen. Natürlich war er unter der Aufsicht eines erfahrenen Iatros, wobei der ihm relativ freie Hand ließ.


    Nachdem er zwei Brüche geschient, verschiedenste Wickel gewechselt und eine Wunde genäht hatte, wurde er zu einem anderen Patienten gerufen.
    Anthi schaute nicht schlecht, als sein Trainingspartner Lysimachus vor ihm saß-mit fast dem selben zugeschwollenen Auge, dass er damals Anthi verpasst hatte. Der Grieche grinste ein wenig schadensfreudig, wusste er doch, dass diese Verletzung hauptsächlich schmerzhaft war und nicht gefährlich.


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    "Na mein Freund, hast du einen aufs Auge bekommen? Du solltest besser aufpassen." Ein wenig musste er ihn noch triezen. "Tut das weh, wenn ich hier drücke?" Natürlich wuuste Anthi dass das weh tat, aber Lysimachus war ein Berg von einem Mann, der konnte das ab.


    "Auuuuuuu. Du blöder Hund, sei nicht so grob!", meinte der Dardaner erst ärgerlich, musste dann aber doch auch ein wenig lachen. "Ja, ja machst du ruhig deine Späße mit mich! Hab jetzt selbe Auge wie du. Geht wieder weg? Hast du auch nix zurückgehalten!"


    Anthi grinste immernoch schelmisch, aber er betastete die Schwellung jetzt deutlich vorsichtiger. "Das wird kein Problem. Ich werde es aber aufstechen müssen. Die Schwellung ist schon relativ weit, aber wenn wir das jetzt gleich machen, wirst du so hübsch wie jetzt bleiben und die dardanischen Frauen werden ihren Helden zurückbekommen wie sie ihn kennen. Er holte schnell eine Beinnadel die er in Essig tauchte.
    "So, jetzt nicht zucken, sonst könnte das Ganze ins Auge gehen. Halt dich da fest, das wird schmerzhaft."


    Lysimachus tat wie ihm gesagt und Anthi begann mit der Behandlung. Ein schneller Stich und das Blut begann aus der Schwellung zu fließen. So wurden auch die Schmerzen das Dardaners nach und nach kleiner. Als dann genug Blut geflossen war, Anthi hatte ein paar Mal drücken mussen, damit der Blutstrom nicht versiegte, schmierte er ihm noch eine Wundsalbe auf die Wunde. Anthi wusste, dass diese ordentlich brannte, und Lysimachus zuckte kurz zusammen.


    "So, das war es. Du bekommst jetzt zwar noch ein ordentliches blaues Auge. Aber das verschwindet rasch wieder. Allerdings solltest du ein paar Tage nicht trainieren."


    Der Dardaner nickte zustimend. "Danke Anthi. Hast du gut was bei mir." Der angehende Iatros nickte.


    "Ist schon in Ordnung. Aber jetzt verschwinde, ich muss noch einieg Salben anmischen. Wir sehen uns dann demnächst wieder im Gymnasion." Und so verließ ein weiterer Patient das Haus der Ärzte.

  • Nachdem ihn Penelope auf die Idee mit der Verbindung aus Schlangengift und Hydrotherapie gebracht hatte, hatte Anthi das Ganze erst einmal ein paar Tage sacken lassen. Natürlich hatte die Hochzeit auch ihren Teil dazu beigetragen. Doch ein paar Tage später hatte er sich an die Arbeit gemacht. Patienten mit Muskel-und Gliederschmerzen hab es genug, so hatte er an der richtigen Rezeptur für die Umschläge gearbeitet. Zuerst hatte er versucht diese ohne Schlangengift sondern mit einem Alraunanöl zu behandeln. Doch hatte sich die giftige Pflanze als zu schwach herausgestellt. So war er schnell auf Schlangengift umgestiegen. Es war nicht einfach gewesen sich die drei Kobras zu beschaffen, aber seine guten Kontakte zur Priesterschaft der Isis hatten das möglich gemacht. Nun hielt er die drei Schlangen hier im Haus der Ärzte. Selbstverständlich war das mit seinen Lehrern abgesprochen. Zuerst wollte er sie ja zu Hause halten, allerdings hatte er dann doch lieber davon abgesehen, schließlich war Penelope schwanger. Sie und das Kind in der Nähe von drei Kobras zu wissen, und seien diese noch so gut weggeschlossen, konnte er nicht ertragen.


    Beim Melken der Kobras ging er meist sehr vorsichtig vor. Einmal hätte ihn beinahe eines dieser Biester gebissen, war aber zum Glück am Siegelring des Agoranomos abgeglitten. Natürlich hatte er niemandem davon erzählt, schließlich wollte er niemanden beunruhigen und so oft wie die drei Giftschlangen gemolken und gefüttert wurden, hätte ihn das sowieso nicht getötet-das hoffte er zumindest. Trotzdem war er jetzt deutlich vorsichtiger, nachdem er bei dem Procedere doch wohl etwas nachlässig gewesen war.


    Nachdem er nun einige Rezepturen ausprobiert hatte, einmal hatte er zu viel Gift verwendet und der Patient hatte sein Bein einen ganzen Tag überhaupt nicht mehr gespürt, meinte er nun die perfekte Mischung gefunden zu haben. Sie bestand aus aus Essig, Linsenbrei, Fenchel, Zwiebeln und eben dem Gift der Kobra. Dieser Umschlag linderte die Schmerzen der Patienten deutlich, ohne ihre Glieder aber unbrauchbar zu machen. Natürlich musste man peinlich genau darauf achten, dass die Stelle an die man die Umschläge auftrug frei von Wunden war, damit das Gift nicht in den Körper gelangte. Dafür reinigte er die Stelle vorher immer mit Essig. Wenn der Patient dort dann kein Brennen verspürte, war sie frei von Wunden und Kratzern und somit zum Auftragen geeignet. Wenn nun noch die Hydrotherapie wie geplant anschlug, würde er sicher bald ein richtiger Iatros sein.

  • Es war ein hitziger Tag - nichts Ungewöhnliches in Ägypten - an welchem sich der Grieche Theomitus auf den Weg machte, um die besten Ärzte Ägyptens anzuheuern, wie er es nannte. Er mochte sie nicht, schließlich war für ihn alles, was nichts mit den Göttern zu tun hatte und Wirkung zeigen konnte, nur dummes Zeug. Daher klopfte er auch widerwillig an die Tür.

  • Anthi war momentan der einzige anwesende Praktizierende im Ärztehaus. Da er kurz davor stand ein richtiger Iatros zu werden, ließ man ihn beinahe alles selbst machen. So öffnete er die Tür. "Chaire, wie kann ich dir helfen?"


    Krank sah sein Gegenüber nicht aus, allerdings wusste der angehende Iatros natürlich, dass man das den Menschen nicht immer ansah.

  • Der alte Sklave blieb erst einmal einige Herzschläge reglos stehen, denn er hatte völlig vergessen, wo er war. Dies war nicht Rom und bevor er ein "Salve" sagen konnte, kam es, wie es kommen musste. Die hellenistischen Wurzeln seines Lebens meldeten sich wie von selbst.


    "Chaire, Gelehrter.", hörte er sich selbst sagen und fasste sich augenblicklich mit der Hand an die Lippen. Furianus wäre erzürnt gewesen. Er war zwar ein Freund der Griechen, verlangte jedoch besonders von Theomitus in seiner Gegenwart Latein zu sprechen, da es der alte Grieche noch nicht ganz geschafft hatte nach gut dreißig Jahren akzentfreies Latein zu sprechen.
    "Ähm, ja, darf ich mich vorstellen? Einst war ich Theomitus von Korinth, bis das Schicksal mir den Namen wie auch die Freiheit raubte. Aber die Götter waren mir gnädig.
    Ich bin im Auftrage meines Herrn gekommen. Er ist wohlhabend, im besten Alter, ambitioniert, jedoch schwer krank. Wir kommen gerade aus Athen und er sucht nach fähigen Leibärzten. Und von Ägypten sagt man nicht nur, es sei ein Reich der Wunder, sondern auch ein Reich der Ärzte und Apotheker. Kannst du uns helfen?"

  • Ein griechischer Sklave...kurz kam Anthi der Gedanke, dass er jetzt selbst dort stehen könnte, wenn die Götter ihm nicht so wohlgesonnen gewesen wären. Eigentlich war Anthi ja noch kein Iatros, aber dazu fehlte ihm eigentlich nur noch seine Abhandlung, an der er schon schrieb. Von seinem Wissen und seinen Fähigkeiten sah er sich den anderen Ärzten keineswegs unterlegen.



    "Ich bin Ànthimos Bantotakis. Agoranomos der Polis und Gnorimos hier am Museion. Wenn du möchtest werde ich dich gerne begleiten. Ich bin zwar noch kein ganzer Iatros, allerdings bin ich sicher, dass mein Wissen dem der anderen Iatroi in nichts nachsteht. Zumal ich der einzige hier im Haus der Ärzte bin, der neben den griechischen auch ägyptische Heilmethoden anwendet. Diese habe ich ihm Haus der Schlange, einem Tempel der Isis erlernt. Falls du das aber nicht möchtest, wirst du noch ein paar Stunden warten müssen, denn außer mir sind momentan nur Schüler und Sklaven anwesend."


    Ohne auf Antwort zu warten, ging er schnell seine Arzttasche holen, die Inhapy ihm geschenkt hatte, und war damit eigentlich schon bereit aufzubrechen, wenn man seine Dienste denn wollte.

  • Theomitus wusste nicht, wie ihm geschah. Nun war er hier, im berühmt berüchtigten Ägypten, welches so viele Ärzte zu haben schien wie es Sand am Meer gab, solange man den Gerüchten glauben konnte, und nun stand er vor dem einzigen Fachkundigen hier, der nicht einmal ein ganzer Iatros war.
    "Verstehe mich nicht falsch, mein Freund, aber ich suche einen richtigen Iatros. Wie viele Menschen hast du bisher geheilt? Wie lange praktizierst du schon?", und das mit der ägyptischen Heilkunst beeindruckte ihn nicht, noch schlimmer, er hasste diese ägyptische Magie. Es waren für ihn bloß Kunststückchen, die man zur Erheiterung des Gewissens bedürftiger Menschen anwandt, sie aber letztendlich ihrem eigenen Schicksal überließ.

  • Anthi konnte die Skepsis des Sklaven nur zu gut verstehen, schließlich würde er es ausbaden müssen, wenn er bei seinem Herrn versagen würde.


    "Ich praktiziere jetzt seit einigen Monaten und behandle meine Patienten alleine und ohne Aufsicht. Wieviele ich bisher geheilt habe? Also wenn ich meine Zeit im Tempel der Isis dazunehme waren sicher so drei bis vier Dutzend, natürlich ohne solche Kleinigkeiten wie Wunden nähen und dergleichen. Ich verstehe dich gut, aber sehe es einmal so: Vor Morgen wird keiner mehr da sein und wenn dein Herr mit meiner Behandlung nicht zufrieden ist, kannst du morgen ja gerne einen anderen Iatros holen. Wie gesagt, von meinem Wissen und meinen Fähigkeiten bin ich ein Iatros, mir fehlt nur noch meine Abhandlung um vollständig vom Museion anerkannt zu werden. Keine Angst, ich verstehe mein Fach."


    Wie immer strotzde Anthi vor Selbstbewusstsein, wenn es um seine sportlichen oder medizinischen Fähigkeiten ging.

  • Theomitus haderte ein paar Minuten mit sich selbst, blickte den Mann ab und an in die Augen und ballte schließlich die Hand zur Faust.


    "Gut, ich vertraue dir! Aber wehe du bindest mir hier gerade was auf und bringst meinen Dominus, und damit mein Leben, in gefahr! Ich werde dich bei dem Senator melden. Komme morgen, wenn die Sonne aufgeht, zur Landvilla Flavia. Falls du ein Transportmittel brauchst, sage es mir. Wärest du damit einverstanden?", jetzt auf der Stelle brauchte Furianus keinen Arzt, sondern nur Schlaf. Sein Herr war übermüdet und das letzt, was er sehen wollte, war einer dieser Ärzte und das letzte, was er spüren wollte, waren tastende Hände auf seiner Brust.

  • Ànthimos musste kurz schlucken: Sein Patient war ein römischer Senator? Bei den Musen, damit hatte er natürlich nicht gerechnet. Hoffentlich hatte er sich da mal nicht überschätzt, denn das konnte ordentlichen Ärger geben. Aber ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, denn das würde ja heißen, dass er sich selbst nicht trauen würde und das war ganz gewiss nicht der Fall.


    "Ich werde deinen Herrn nicht in Gefahr bringen. Es wäre nett, wenn mich jemand abholen könnte, denn ich habe kein Pferd und weis auch ehrlich gesagt nicht wo die Landvilla Flavia ist. Am Besten holt ihr mich einfach hier vor dem Museion ab. Aber welche Symptome hat denn dein Herr? Damit ich gleich einige passende Medikamente zu ihm mitnehmen kann."

  • "Gut, ich werde nach dir schicken lassen.", antwortete er gekonnt und musste sich ob der nächsten Frage lange am Kinn kratzen. Tja, gute Frage, was hatte der Dominus denn?


    "Ich bin kein Mann vom Fach, aber ich denke, dass seine Säfte nicht ausgeglichen sind. Er hat vor ein paar Monaten noch Blut und grünes Zeug gespuckt. Fortwährend, konnte schlecht atmen und war ständig schläfrig.
    Nun fehlt es ihm an Kraft. Ob er noch Säfte verliert, weiß ich allerdings nicht genau, denn ich betreue ihn nicht. Ich bin nur Vilicus."
    , sagte er mit einer stolzen Betonung auf seinem Titel.
    Nicht jeder Sklave schaffte es zum Verwalter eines ganzen Haushaltes. Und das Einzige, was ihm in seiner Funktion Konkurenz machen konnte, war das künftige Eheweib seines Herrn, die auch den Haushalt würde mitregieren wollen. X(

  • Ach sehr schön, das passte ja. Damit kannte er sich aus, denn sowohl die griechische als auch die ägyptische Medizin wandten mehr oder weniger die selbe Säftelehre an.


    "Gut, dann werde ich morgen früh bereit sein. Ich kann dich aber schon einmal beruhigen: Die Säftelehre des Hippokrates und des Scribonius Largus sind mir sehr vertraut und ich bin mir sicher, deinem Herrn helfen zu können."


    Er verabschiedete den Sklaven und begann sogleich seine Tasche zu packen und den Patienten gleich behandeln zu können.

  • Ànthimos war schon fertig und begleitete die schwer gerüsteten Wächter sogleich. Sie sahen doch sehr stattlich aus, doch Anthi hatte keine Angst. Warum auch? Schließlich wollte er dem Senator der Flavier ja nur helfen. Seine Arzttasche hatte er entsprechend der Symptome gepackt und so nickte er den Wachen nur aufbruchsbereit zu und so machten sie sich auf den Weg.

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