Kühl fraß sich der Oktoberwind durch die Eingeweide der Stadt, umschmeichelte die sieben Hügel mit seinen eisigen Klauen und ließ die blassen, langsam bleich werdenden braun- und beigefarbenen Blätter der Bäume am Boden rascheln. Trist war der Tag gewesen, von einem graufarbenem Schleier überzogen, ohne einen einzigen Sonnenstrahl, und der hereinbrechende Abend konnte dem nichts mehr entgegen stellen, musste sich dieser devastativen, defatigierenden Tristesse ergeben. Dem Heulen des Windes gleich zog das Klagen der Trauerweiber durch die Flure der Villa Flavia, beinah schien es, als würden die Flammen der Kerzen hinter den Ahnenmasken ob ihres Atems wegen flackern. Gedämpft war das Licht im ganzen Hause, viele Lampen, welche sonstig die Gänge und Zimmer erleuchteten zu den Abendstunden, trugen keine Flamme, einzig im Atrium leckte ein warmer, gelbliche Schein über das Interieur, durchbrach das nachlassende Tageslicht mit tanzenden Schatten. Inmitten des Raumes, auf eine Bahre gebettet, lag ein von einem weißfarbenen, fast silbrig schimmerndem Tuch bedeckter Körper, nicht fleischlich, doch nichtsdestotrotz den Leichnam einer Flavia bedeutend. Flavia Leontia war nicht zurück gekehrt in die Arme ihrer Familie, verschollen war ihr Körper gar am Grunde des Meeres, vermutlich längst zersetzt durch den Unbill und die Gewalten der See, nichts mehr blieb denn ihren Anverwandten, ihrer Seele Ruhe zu bieten, als durch die Bestattung eines Faksimile. Um den Körper aus Stroh gebettet lagen leuchtende Blumen, rotfarben und purpurne Rosen, weißfarbene Lilien, Blüten von Seerosen in zartem Mauve und gelbfarbene Narzissen - teuer war zu dieser Zeit ihre Anschaffung gewesen, doch nichts war zu teuer für eine Flavia. Obgleich kein Verwesungsgeruch von dem Leichnam konnte ausgehen, so quoll doch graufarbener Rauch aus kleinen Schalen, erfüllte den Raum mit süßlichen Odeuer nach Weihrauch, so war doch auch das Tuch getränkt mit duftendem Wasser, welches dem Odeur seine eigene Note beimischte nach Mandelblüten im Frühjahr.
"Unsterbliche sterblich, Sterbliche unsterblich: sie leben gegenseitig ihren Tod und sterben ihr Leben."
Gedankenverloren stand Gracchus neben der Bahre, blickte auf den eingehüllten Leichnam, doch gleichsam durch ihn hindurch, hörte nicht die Frage nach dem Sinn seiner Worte des designator, welcher noch immer die Musiker in ihrer Folge für den Trauerzug sortierte, hörte nicht den eintönigen Refrain der Klageweiber, welche die Tote mit Sturzbächen von Tränen beweinten, oblgeich sie bereits doch so lange schon fort war, beachtete nicht jene junge, schlanke Frau mit dem tiefschwarzen Haar, welche bereits Leontias Ahnenmaske vor sich trug, um jene zu personifizieren. Ein pretiöses Possenspiel, so schien Gracchus all dies, ein manieriertes Gebaren, welches nichts hatte gemein mit der deplorablen Tragödie, welche wahrhaftig geschehen war.
Atrium | Das Leichenbegängnis der Flavia Leontia
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Serenus betrat das Atrium, gefolgt von Hannibal, Dido und Nero, welcher zuvor wohl von Serenus genau instruiert worden war und später von Dido, an der Leine geführt, mit den ganzen Sklaven am Schluss folgen würde.
Inmitten all seiner Onkels war Serenus im Fall der Fälle solange gut aufgehoben, bis Hannibal mit einem Dolch oder Nero da wären.Auf Grund des Traueranlasses trug Serenus ein Paar schwarze Guccius-Stiefel, sowie eine schwarze Tunika von Ottius Cernus, welche ein warmes Innenfutter aus grau gefärbtem Wollstoff hatte. Darüber trug er einen mittellangen schwarzen Kapuzenumhang von Armanicus, welcher innen mit dickem purpurnem Wollstoff gefüttert war. Das war zwar eigentlich die Herbst-Winter-Kollektion und weniger eine Beerdigungsgewandung, aber an diesem recht kühlen und tristen Tag mußte man Kompromisse machen. Denn laut Hannibal würde es später noch einen Wolkenbruch geben. Hannibal hatte ein gutes Gespür für Wetterveränderungen. Daher hatte er bei den Kindern auf den Umhang bestanden und diese würden zumindest trocken bleiben.
Didos und Hannibals Gewandungen unterschieden sich von Serenus Gewandung nur in der Farbe. Sie waren durchgehend mausgrau gekleidet. Im Gegensatz zu den anderen Sklaven der Gens Flavia legte Serenus bei “seinen” Sklaven wert darauf, daß sie mehr zum Anziehen besaßen und seinem patrizischen Status gerecht wurden.Serenus stellte sich schweigend neben seinen “nicht mehr-Lieblingsonkel” Gracchus und hielt Ausschau nach dem Rest der Familie. Es ging sicher bald los, denn die Klageweiber stimmten sich schon mal ein.
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Schrill und gruselig drangen das Wimmern der Klageweiber zu Dido, die eigentlich sonst recht abgebrüht war und bei blutigen Spielen laut jubeln konnte, aber der Tod hatte etwas unheimliches an sich und verunsicherte die junge Sklavin sehr. Schleichend folgte sie ihrem Herrn und zupfte nervös an ihrem grauen Sklavengewand. Ihre Haare waren fest nach hinten gebunden und ihr Gesicht deutete eine ungewöhnliche Scheu an. Leise trippelte sie in das Atrium, es schien hier noch sehr viel kälter zu sein, so dass sie den Umhang fest um sich schlang. Schweigend blieb sie hinter Serenus stehen, einem Schatten gleichend und hob zögerlich den Blick. Eine Tote fand sie stets unheimlich, wenn sie bereits seit einigen Tagen verstorben waren, denn ihr Geist befand sich – wie Dido mal erfahren hatte von einigen Küchensklaven - direkt neben dem Leichnam, bis dieser verbrannt wurde und der Rauch in den Himmel stieg. Erst dann konnte der Geist entweichen. Dido suchte bang nach einem solchen Geist, sah jedoch nur wunderschöne Blüten und noch nicht mal einen toten Körper. Verblüfft blinzelte das Mädchen und senkte schnell den Kopf, damit man ihre grünen Augen nicht sah, in denen sich Unglauben mengte. Still blieb sie stehen, heuchelte Andacht vor und verschränkte die Hände vor ihrem Schoß.
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Ebenso stumm war Hannibal all dem gefolgt. Nicht der Aberglaube war es, was Hannibal betroffen machte, sondern der Tod, der in der Familie der Flavier nur um sich griff. Erst die junge Leontia, die liebreizende Base seines Herrn, dann sogar die junge Tochter von seinem Herrn selber. Auch Hannibal war gezeichnet von eigenem Gram, um seiner großen Liebe wegen, die aus seinem Leben entschwunden war. Schweigend folgte er den beiden Kindern und stellte sich hinter die Beiden, darauf achten, dass sich Dido gut benahm und auch Serenus die Andacht mit der passenden Würde beging. Aber er zweifelte nicht daran. Der Junge, so er doch manches Mal sehr dickfellig wirkte, schien durchaus von dem Tod seiner Tante berührt zu sein. Noch hatte Hannibal dem Jungen nicht gesagt, dass auch seine Schwester in das Elysium gegangen war, was er noch in wenigen Tagen nach holen musste. Hannibal wusste, eigentlich bräuchte der Junge seinen Vater, schon seit langer Zeit, aber der war nun mal in Parthia. Beruhigend, familiär und onkelhaft legte Hannibal eine Hand auf die Schulter des Sohnes seines Herrn, den er von den ersten Tagen an mit erzogen und umsorgt hatte, mehr als jede Amme oder sein eigener Vater. -
Zu den Saturnalien hatte die Flavierin, die man hier betrauerte, ihm eine Kerze geschenkt. Aus duftendem Bienenwachs. Und damit hatte sie ihm auch ein paar Stunden Helligkeit geschenkt, in dem finsteren Drecksloch, in dem er da eingesperrt gewesen war. Deshalb verspürte der Germane eine vage Verpflichtung, diesem Mädchen auch irgendwie die Ehre zu erweisen - auch wenn sie ansonsten, wie ja wohl die meisten Römerinnen, nach alles was man so hörte, ein grausames und verzärteltes Zierpüppchen gewesen war.
Er stand also mit ein paar anderen Sklaven im Hintergrund des Atriums, ernst und ziemlich unbehaglich, weil er nicht wusste wie hier die Bräuche waren, und staunte über die Fülle von Blumen die um den Körper herum verteilt waren. Das schrille Jammern der alten Weiber an der Bahre hatte etwas gespenstisches. Waren das Familienangehörige, Tanten oder Großtanten? Warum waren sie dann im Vergleich zu den Flaviern so ärmlich gekleidet? Und wenn es keine Verwandten waren - warum trauerten sie dann so?
Zwischendurch blickte er nachdenklich zu Hannibal hinüber. Hatte er nicht noch eine Rechnung mit ihm offen? Nortruna... es hing alles davon ab, ob sie real war oder nicht. Wenn nein, dann müsste er sich ein bisschen Sorgen um seinen Geisteszustand machen. Wenn ja, dann müsste er Hannibal ordentlich eine verpassen, weil der eine Chattin geschlagen hatte... Aber irgendwie hatte er da keine Lust zu, Hannibal hatte ihn immerhin mal aus dem Kerker rausgelassen, außerdem würde es nur zum zigsten Mal Ärger geben, und es war eine Verpflichtung, die tatsächlich aus einem anderen Leben stammte. Schwierig.
Der Germane richtete seinen Kopf wieder gerade auf, den er beim Grübeln unwillkürlich zur Seite geneigt hatte, und konzentrierte sich wieder auf den Ritus der Römer. Schließlich wollte er nicht den Geist der Toten verärgern, indem er bei ihrer Ehrung das für und wieder einer Prügelei abwog. -
Die Zeit verstrich, und mit ihr auch die Flamme des Lebens, welche unsere gens immer hell erleuchtet zurückgelassen hatte. Zu viele waren in der letzten Zeit gestorben, zu viele verlorene Leben, denen man weder Einhalt gebieten konnte noch sie durch den Schmerz der Zurückgebliebenen zurückbringen. Sicher, nahe war ich nicht mit ihr verwandt gewesen, aber Gracchus' Schmerz war fast körperlich zu spüren gewesen, sie, die er so sehr verehrt hatte, zu verlieren, musste ungleich schrecklicher gewesen sein als der Verlust seines zweiten Selbst in Form seines Bruders.
Warum schienen die Götter uns in der letzten Zeit so sehr zu strafen? Warum nahm man einen Flavier nach dem anderen, sollte dies ein Zeichen sein, dass die Macht unserer gens schwinden würde? Ich würde diesen Gedanken beizeiten mit Gracchus besprechen müssen, wenn wieder etwas Ruhe eingekehrt war, denn auch er würde verstehen, was ich meinte, als Priester sprachen wir bei solchen Dingen auf gleicher Augenhöhe. Es bedurfte nicht vieler Worte, um demselben Gedanken zu folgen.Jenen süßlichen Geruch hasste ich, denn er stand wie nichts anderes für den Verlust. Weihrauch, der für Opfer im Tempel gebraucht wurde, roch anders, oder bildete ich mir dies nur ein, ein Produkt einer überreizten Phantasie? Langsam trat ich an Gracchus' Seite, nicht zum ersten Mal bei einem solchen Anlass. Er mochte verheiratet sein, Brüder und Schwestern haben, doch in solchen Momenten war ich es, der ihm zur Seite stand, niemand sonst. Wer wollte schon Trauer und Schmerz teilen müssen?
In unserer Trauer waren wir doch stets fast gänzlich alleine. Auch Serenus war anwesend, wie es sich gehörte, und seine aufrechte Haltung ließ vermuten, dass dieser Teil seiner Erziehung nicht vernachlässigt worden war wie manch anderer, er machte sich sehr gut und wirkte mit dem Ernst in seinem Gesicht deutlich reifer, als er sich sonst benahm. Ich nickte auch ihm leicht zu, als ich Gracchus erreicht hatte, und betrachtete die Leichenbahre, auf der ein Leichnahm fehlte - wieder verloren sich meine Gedanken, als ich mit den anderen wartete, schweigend, wie es eines Römers angemessen war. -
Die Tote, die hier betrauert wurde, kannte ich nicht. Wer sie genau war und wie sie zu Tode kam, wußte ich auch nicht. Neben Severus stehend, beobachtete ich, was hier geschah. Es war eine Art Totenwache, ähnlich wie sie bei uns zelebriert wurde. Mit der Ausnahme, daß hier alle furchtbar traurig waren, man weder trank noch aß und, was wohl das kurioseste war, der Leichnam fehlte. Aber vor allem die Tatsache, daß hier nur Trauer und keine Freude herrschte, verwirrte mich gänzlich.
Bedeutete nicht der Tod auch den Beginn eines neuen Lebens? Die Geburt eines Kindes?
Diese Tatsache mußte diesen Menschen völlig fremd sein.Doch ich verhielt mich still, wollte nicht stören, stattdessen beobachtete ich aufmerksam diesen fremdartigen Ritus.
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Auch Antonia kommt, angemessen in Trauerkleidung gewandet, ins Atrium, um der Toten die letzte Ehre zu erweisen. Angesichts der Tatsache, dass die Tote überhaupt nicht - körperlich - anwesend war, schien das ein wenig seltsam, nichtsdestotrotz verlangten es Tradition und Anstand.
Die Claudia selbst hatte jedesmal, wenn sie Leontia gesehen hatte, festgestellt, wie vollkommen sie zu sein schien. Und nun war sie tot.
Schweigsam mustert sie beim Eintreten die bereits Anwesenden - das Inventar in Form der Sklaven wurde freilich außer Acht gelassen.
Serenus war, ganz entgegen seiner sonstigen Auftritte, aufrecht und ernst, anwesend. Aquilius stand schweigsam im Raum und, natürlich, ihr Gatte. Vor allem Serenus tat Antonia Leid, wusste sie doch, wie sehr er seine Tante Leontia gemocht hatte. Auch ihr Gatte hatte sie geradezu verehrt, doch wusste die Patrizierin weder wie sie ihm Trost spenden konnte noch ob er dies überhaupt wollte. Vermutlich wäre jeder Versuch in diese Richtung ohnehin von vorneherein gescheitert.
So stellt sie sich, die Augen auf den aufgebahrten Pseudo-Leichnam gerichtet, neben ihren Gatten. -
Sukzessive füllte das Atrium sich mit Lebenden, obgleich die Schatten der Toten nicht fern schienen, waren die Grenzen zwischen den Reichen doch ohnehin dünn dieser Tage, mit der flavischen Familie - dem, was noch geblieben war - gleichsam wie auch mit Klientel, nicht nur dem dürftigen Häuflein, welches Gracchus und Aquilius ihr Eigen nannten, auch mit viel zahlreicheren in Rom heimischen Klienten Furianus' und Felix', welche auf diese Weise einer jener zahlreichen Pflichten nachkamen, um derentwillen sie bei Bedarf reziprok die Gust der Flavier genossen. Obgleich Gracchus liebend gerne die Zeit noch ein wenig hätte vor sich hin plätschern lassen wie das endlose Nass, welches dem Füllhorn der Fortuna in das impluvium entglitt, so war er sich doch dessen gewahr, dass die Pflicht indes Divergentes von ihm verlangte. So wandte er sich denn um, nun erst der gesamten Menge um sich herum bewusst, blickte über die Masken der Ernsthaftigkeit hinweg, erschauderte kurz beim Anblick des toten Rutger - war er Geist unter den Lebenden oder Person unter den Toten? - räusperte sich sodann leise, unnötig war es ohnehin, war doch das Klagen der Klageweiber mit seiner Drehung verstummt, und dahingehend auch alle anderen geflüsterten Gespräche.
"Familia Flavia Romulus, zu einem äußerst desolaten Ereignis haben wir uns heute versammelt. Bereits vor einiger Zeit nahm das viel zu kurze Leben unserer geliebten Leontia sein Ende, ohne dass selbst uns vergönnt ist, ihre sterblichen Überreste der letzten Ruhestätte zu übergeben. Dennoch entbindet dies nicht uns von der Pflicht, den Riten gemäß ihre unsterbliche Seele von den irdischen Überresten zu lösen und eine sichere und gefahrlose Reise über den Fluss der Unterwelt ihr zu ermöglichen, auf dass eines Tages wir dort sie wiedertreffen werden."
Ein unmerkliches Nicken deutete dem designator, dass jener für die Aufstellung des Trauerzuges mochte Sorge tragen, was dieser darum sogleich tat, augenblicklich wiederum vom tiefen Schluchzen und Heulen der sizilianischen Klageweiber begleitet. Die Musikanten stellten zuvorderst sich auf, begannen mit ihrem Spiel den Leichenzug aus der Villa hinaus zu tragen, ihnen hernach folgte das im Takte der Melodie jammernde Klagevolk, an welches sich die Mimen hin anschlossen - unter ihnen der archimimus, das artistische Duplikat Leontias und sie umringend, in ihren Kreis aufnehmend die flavischen Vorfahren - nahe Anverwandte, wie Leontia's Onkel und Väter so mancher Anwesender, doch auch die großen flavischen Kaiser und Politiker, zu welchen es ein wenig länger dauerte, die Grade der Verwandtschaft hin aufzuzählen. Sodann wurde der falsche Leichnam selbst aus der Villa getragen, von Aquilius, Gracchus und zwei Klienten bis vor das Tor der Villa, wo er auf einen Wagen wurde gebettet. Die Familie folgte dem Wagen, ihnen hernach die Klientel, hin zur Straße der Gräber./editiert: Verlinkung.
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Mehr als Schatten meiner Selbst stand ich im Trauertross der Familie. Fühlte wie das Leben eines einzelnen, lieben Menschen die Villa verließ und wußte nicht so recht, wie der Schmerz über diesen Verlust zu bändigen war. Mit jedem Leben gingen auch immer unzählige Geschichten und Erinnerungen. Ihnen nachzuhängen war gerade in diesem Augenblick der Trauerfeier besonders falsch. Trotzdem tat ich es und ließ mein Taschentuch ab und zu einige Tränchen von der Wange streifen. Gracchus beendete irgendwann das endlos scheinende Schweigen. Der Abschied von Leontia selbst blieb uns verwehrt. Eine Totenfeier ohne Leichnahm war noch viel einsamer als eine persönliche Verabschiedung ins Elysium. Ein dickes Seufzen entrann meiner Kehle, sie war trocken und leer. Schweigend folgte ich dem Tross...
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