Cubiculum | Aelia Paulina

  • Das also war Paulinas Refugium innerhalb der Domus Legati Augusti. Für die üblichen Verhältnisse im römischen Teil Germaniens (vom nicht-römischen ganz zu schweigen) war das zweifelsohne eine sehr luxuriöse, geradezu verschwenderisch ausgestattete Unterkunft. Aber für eine verwöhnte Dame der besseren Gesellschaft Roms...? Nein, bei Lichte betratet hatte sie vieles auszusetzen. Die Vorhänge waren aus profanem Leinenstoff und nicht aus Seide. Natürlich war schwerer Leinen bei dem rauen germanischen Klima viel sinnvoller als hauchdünne Seide und die war sowieso kaum erschwinglich, aber immerhin war sie die zukünftige Frau des wichtigsten Mannes der ganzen Provinz. Die Möbel sagten ihr auch nicht zu. Schwere, rohe Eiche statt mit feinen Schnitzereien versehenes Zedernholz. Das Geschirr... solide gallische Silberarbeiten... aber eben kein Gold.
    Ach, die arme Paulina hätte sicherlich viel zu beklagen gehabt. Aber die Aussicht auf ihre bevorstehende Hochzeit und der Gedanke an die Börse, die sie von ihrem Zukünftigen für die ersten Einkäufe bekommen hatte, stimmten sie fröhlich und ließen sie das alles milde übersehen. Vorerst zumindest.


    Das Geld musste natürlich ganz dringend ausgegeben werden. Das würde in diesem „Nest“ gar nicht so einfach werden, befürchtete sie. Versuchen musste man es aber trotzdem, dass stand außer Frage.


    Sie klatschte in die Hände und rief: “Crinon!“
    Das war der Name des Sklaven der sie immer dann beschützen sollte, wenn sie die sicheren Mauern der Regia verließ. Ihr zukünftiger Gatte hatte ihn extra dafür abgestellt. Aber Paulina brauchte natürlich auch jemanden der ihr die Einkäufe trug. Sie war doch nur eine schwache, hilflose Frau...

  • Ohne das geringste Knarren öffnete sich die Tür und Crinon trat ein. Als der gehört hatte, dass nach ihm verlangt wurde, war er schleunigst zu den Gemächern der Herrin geeilt. In dem Raum den er betrat hätte sicherlich eine gesamte germanische Familie Unterkunft gefunden und Crinon war einmal mehr über den Luxus erstaunt, mit dem sich die römische Oberschicht umgab. Er neigte kurz den Kopf und fragte:


    Was kann ich für euch tun Herrin?

  • Paulina schrie schrill auf und fasste sich theatralisch an die Brust: “Du hast mich erschreckt, du tumber Kerl!“
    Sie hatte ihn tatsächlich gar nicht kommen hören. Der grobschlächtig aussehende Germane bewegte sich wie eine Katze. Etwas Beunruhigendes ging von ihm aus, fand Paulina.
    Sie fächelte sich etwas Luft zu.

  • Verzeiht Herrin. Das lag nicht in meiner Absicht. Ihr habt mich rufen lassen?


    Wie konnte er sie erschreckt haben? Schließlich war er doch auf ihr Geheiß hier! Was konnte er denn dafür, das hier die Türen keinen Mucks von sich gaben, wenn man sie öffnete. Da war er ganz anderes gewohnt.
    Aber bei dieser Person musste man sich eben vorsehen. Das sollte ihm nicht wieder passieren.

  • Sie musterte den Germanen mit einer Mischung aus Abscheu und Neugierde. Sie konnte nicht leugnen, dass diese Barbaren eine gewisse, wenn auch scheußliche Faszination ausübten.


    Sie schob das Kinn vor und sagte:
    “Ich will in die Stadt, Einkäufe erledigen. Du kommst mit!“

  • Ja Herrin!


    Was blieb ihm denn sonst zu antworten? Sie wollte in die Stadt? Dann ging es in die Stadt. Auch wenn es nur auf Befehl geschehen würde, so kam er doch aus der Regia heraus, wenn auch in dieser Begleitung, die ihm nicht die angenehmste zu sein schien. Andererseits gab es nun eine neue Gelegenheit sich vor dem Legaten zu beweisen, wenn Crinon dies unbedingt gewollt hätte.

  • Nachdem er von Phaeneas damit beauftragt worden war, einen Brief zu überbringen, hatte er mit flottem Tempo dem Weg zu den Gemächern der Herrin beschritten und klopfte, als er diese erreicht hatte, verhalten an die Tür. Er hoffte auf eine gute Laune der Herrin. Doch sonst drohte ihm als Opfer, das gerade zur Hand war nichts Gutes, vermutete er.

  • Mehrmals hatte er das Papyrus von Hand zu Hand gehen lassen, um Schweißflecken zu vermeiden. Umso erleichterter betrat er den Raum und überreichte der Herrin selbiges:


    Ich habe einen Brief für euch Herrin.


    Germania
    Mogontiacum
    Regia et domus legati Augusti pro praetore
    Aelia Paulina



    M. AELIUS CALLIDUS PAULINAE SUAE AMANTISSIMAE S. D.


    Liebste Base, wie freute ich mich über deinen Brief aus Germanien und über die Nachricht, dass du die beschwerliche Reise wohlbehalten überstanden hast.
    Auch wenn die Provinz dir allzu wild und rauh erscheint, so bin ich doch der Überzeugung, dass dir dein Ehemann Lucianus alles bieten wird, was sich für eine Frau deines Standes geziemt.
    Der Brief über deine Vermählung erreichte mich so spät, dass in der Kürze der Zeit keine Möglichkeit bestand eine Reise nach germania in die Wege zu leiten, besonders aus den Gründen, die dir selbst schon so nahe lagen. In der Tat habe ich täglich Arbeit, die meiner Aufmerksamkeit und der schnellen Erledigung bedarf. Besonders in Zeiten, in denen ich verantwortlich für den gesamten Schriftverkehr bin, ist es schwierig, Dinge an andere abzutreten, denn jedes Verschulden wird der princeps mir als Vorsteher der Kanzlei anlasten.
    So sehr es mich beschämt und traurig stimmt, dass ich deiner Hochzeit nicht beiwohnte, so sehr war ich jedoch in Rom gebunden. Doch sollte nach den schwierigen Zeiten die Möglichkeit bestehen, so werde ich es veranlassen, dich einmal in Germanien besuchen zu kommen.
    So bleibt mir nur, dir an dieser Stelle den Segen der Götter für eure Verbindung zu wünschen und dich zu bitten, auch deinem Ehemann diese Wünsche zu überbringen.
    Vale.


    Kann ich noch etwas für euch tun? Sonst ziehe ich mich zurück.

  • Paulina nahm den Brief hastig und ohne ein Wort entgegen. Ihre Frisur wirkte ein wenig durcheinander und ihre Kleidung leicht verrutscht, ganz so, als hätte sie sich in aller Eile angekleidet.


    Sie brach das Siegel und las...



    “Ach wie enttäuschend! Ich hatte mir mehr Zuneigung erhofft!“, rief sie verärgert aus und warf das Schreiben achtlos auf den Boden.
    “Nein, ich brauche dich nicht, du kannst gehen!“, sagte sie zu Crinon und drehte sich abrupt von ihm weg.


    Hätte sie von Callidus erwartet, dass er in Rom alles stehen und liegen ließ um eilig zu ihrer fernen Hochzeit zu kommen? Wofür, hätte man berechtigterweise fragen können, war er ihr in Rom bei Lichte betrachtet doch die meiste Zeit herzlich egal gewesen. Aber Paulina neigte nicht zu Selbstzweifeln, sondern fand es im Gegenteil nur natürlich, dass man sie verehrte.

  • Schleunigst verschwand Crinon auf leisen Sohlen und schloss die Tür. Eine verärgerte Herrin war ein seeeehr triftiger Grund um sich aus der Schusslinie zu bringen.

  • Der Brief, den Phaeneas nun in der Hand hielt, sowie das Paket* waren ihm mit dem Hinweis gegeben worden, dass es an die Hausherrin sei. Dieses Mal machte sich der Bithynier selbst auf den Weg, um beides abzugeben.
    Als er also vor der Tür stand, klopfte er an und erwartete ein Zeichen, dass er eintreten konnte.


    Sim-Off:

    *Ich habe einfach mal improvisiert und hoffe, dass es mit dem WISIM – Hintergrund übereinstimmt.

  • “JA! Tritt ein!“, konnte er nach einer ganzen Weile aus dem Inneren des Gemachs hören. Wie so oft war Paulina nicht die Schnellste, wenn es an ihre Türe pochte.




    Sim-Off:

    Bitte entschuldige das ich Dich habe warten lassen. Was in dem Paket sein könnte weiß ich auch nicht. Ein persönliches WiSim-Angebot habe ich zumindest nicht. Aber vielleicht ist es ja etwas ganz Außergewöhnliches, was es nicht einmal in der WiSim zu kaufen gibt. :hmm:

  • Während Phaeneas dastand und wartete, betrachtete er ausführlich die Tür, begann irgendwann mit dem der Gemahlin seines Herrn zugedachten Schriftstück herumzuspielen, verlagerte schließlich sein Gewicht auf den linken Fuß und lauschte nebenher in die Stille.
    Überall war es leicht zu warten, nur nicht vor einer Tür...
    Nach einer Weile überlegte er, ob er noch einmal anklopfen sollte. Vielleicht hatte ihn die Bewohnerin dieser Räumlichkeiten ja überhört? In diesem Moment hörte er sie ihn hineinrufen.
    Er öffnete und trat ein. „Herrin, ein Brief für dich, sowie ein Paket.“



    Aelia Paulina
    Domus Legati Augusti
    Mogontiacum



    meine liebe Paulina,


    ich entsende euch hiermit die besten Wünsche zu eurer Vermählung. Mögest du mit Lucianus gemeinsam das Glück finden, die Götter euch lieben und du in Germanien eine Heimat finden.


    Ich bin überzeugt, du konntest dich bereits gut eingelegt, hoffe allerdings auch du vermisst Rom und die Familie ein wenig. Da in Mogontiacum durchaus auch schöne Feste gefeiert werden sollen, hoffe ich dich erfreut mein kleines Geschenk und es finden sich Gelegenheiten dafür.


    Bitte richte auch deinem Gemahl die besten Wünsche aus.


    Aelia Adria


    KAL NOV DCCCLVII A.U.C. (1.11.2007/104 n.Chr.)



    PS: Verzeih, dass euch diese Zeilen erst jetzt erreichen (ein Sklave hatte das Paket verschlampt und erst jetzt wurde es durch einen Zufall wiedergefunden).
    ANTE DIEM VIII ID IAN DCCCLVIII A.U.C. (6.1.2008/105 n.Chr.)



    Sim-Off:

    Kein Problem, ich habe Zeit. :]
    Na ja, dann führe ich es einfach mal so fort.

  • “Oh!, rief Paulina aus.
    “Ein Geschenk?“
    Sie liebte Geschenke und je teurer, desto besser.
    “Stell' es dort hin und den Brief; gib' ihn mir.“


    Neugierig brach sie das Siegel und las, wer ihr da wohl geschrieben hatte.
    Wie sie feststellte war es Aelia Adria, die Gemahlin ihres Cousins Lucius.
    Paulina lächelte.
    “Es ist tatsächlich ein Geschenk. Na los, worauf wartest du? Mach' es auf!“

  • Nachdem Phaeneas erst eine ganze Weile vor der Türe gewartet hatte, ging es nun recht schnell.
    Seine Ankündigung jedenfalls löste prompt einen entzückten Ausruf aus. In ihrer Freude war die Gattin seines Herrn zweifellos sehr überschwänglich.


    Phaeneas stellte also das Paket ab und reichte ihr den Brief. Bald darauf folgte die Aufforderung, das Geschenk „auszupacken“. Auch dem kam der bithynische Sklave ohne Verzug nach.

  • “Eine Tunika!“, rief Paulina aus, als das Geschenk ans Licht kam. “Das ist ja Seide!“
    Sie schnappte sich die Seidentunika und hielt sie zur Probe an ihren Körper.
    “Was für ein schöner Stoff. So leicht.“
    Es war wirklich ein auserlesenes Stück.
    “Mein Spiegel. Wo ist mein Bronzespiegel? Ich will mich sehen!“

  • Tja, eine dumme Situation, in der Phaeneas nun steckte.
    Denn er hatte keine Ahnung, wo die Ehegattin seines Herrn ihren Spiegel aufbewahrte. Zum Aufräumen oder sonstig sauber machen schickte er außerdem grundsätzlich Sklavinnen in diesen Bereich des Hauses.


    Zum Glück rettete ihn eine Sklavin, in dem sie herbeisprang und der Herrin den Spiegel hielt, sodass sie sich betrachten konnte.
    Sie erntete einen dankbaren Seitenblick dafür.

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