Cleonymus genos das Essen und das Gespräch, es war lange her das er sich dieser Maßen sorgenfrei gefühlt hatte, doch er wusste genau das in dem Moment indem er nach Alexandria zurückkehrte alles wieder wie vorher würde ... aber das war nicht zu ändern und Männer wuchsen nunmal mit der Herrausforderung ... er sah zu Urgulania hinüber ... nungut manche Frauen mochten wohl das selbe von sich behaupten dürfen ...
Ein eher schlichteres Landhaus etwa auf dem dreizehnten Stadium zwischen Alexandria und Nikopolis
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Noch vom Krankenbett, auf dem er nach jenem unglückseligen Vorfall am Tor zur Basileia lag, hatte Nikolaos gewisse Befehle gegeben, die nun von Lohndienern unter Aufsicht eines Sklaven ausgeführt wurden.
Am Fuße des Hügels, auf dem das Wohnhaus des Landgutes stand, machten sie sich am Boden zu schaffen. Einige Karren standen daneben, auf denen Dornenbüsche, bereits großgewachsene, mitsamt ihrer Wurzeln lagen. Vermutlich waren sie einfach irgendwo dort ausgegraben wurden, wo der Segen der Nilschwämme nie hingelangte.
Es war Mittag, und die Arbeiter hielten nicht inne und machten keine Rast. Es schien eine dringende Angelegenheit zu sein mit den Dornensträuchern. Sie wurden dicht an dicht mit einigen Abstand zum Garten um diesen gepflanzt. Alte Sträucher, die bereits eine Hecke bildeten, wurden nicht herausgerissen. Die neue Hecke wurde lediglich vor sie gesetzt.
Der Aufseher schlug gelegentlich mit der Peitsche nach den Arbeitern und fluchte häufig. Die Arbeiter schwitzten und fluchten ebenfalls, denn die Dornen rissen ihnen die Haut auf. Bald waren alle Hände blutig und am übrigen Körper kurze und längere Schnitte verteilt, die bluteten und Fliegen anlockten.
Am späten Nachmittag schließlich war der Garten von allen Seiten von hohen Dornenhecken umfriedet. Zwei der Hecken waren bis an den Meerestrand verlängert. An mehreren Stellen war die Befestigung - darum handelte es sich zweifelsohne- durchbrochen. Diese Stellen, bis auf eine, die in einer Achse zum Haupttor des Hauses lag, waren allerdings verborgen und dabei gleichzeitig vom Haushügel aus gut einsehbar. Gitter wurden an diesen Eingängen hinter den Dornenbüschen, das heißt auf der Hausseite, verborgen deponiert, um sie rasch schließen zu können.
Am Abend endlich war der Aufseher zufrieden und zahlte den Tagelöhnern ihren Lohn aus. Er zahlte verhältnismäßig gut, denn damit erkaufte sich sein Herr und Auftraggeber Diskretion.
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Nach dem Neujahrsfest hatte sich Nikolaos noch eine Weile durch seine Amtsgeschäfte geschleppt - sie mehr schlecht als recht erledigt - ehe sein Leiden ihn von allen Seiten im Griff hatte. Fieber kam und Fieber ging. So auch Kopfschmerzen. An einigen Tagen ließen ihn seine Nerven das Bett nicht verlassen. Er gab Dienern und Schreiben nur noch hastige Anweisungen, schleppte sich zu notwendigen Gesprächen mit Bürgern und anderen Amtsträgern, sprach sonst nur das Nötigste und blieb tagelang stumm, wenn ihn seine Pflichten nicht aus den Mauern seines großen Hauses heraus kommen ließen. An diesen Tagen ging er stundenlang in seinem Zimmer auf und ab, fand weder Ruhe noch den Antrieb, etwas zu tun, zu handeln. Dann wieder ein Fieberschub und einige Tage im Bett.
Die Zeit der drückenden Hitze in der Stadt war vorüber. Die Regenzeit hatte begonnen. An einem milden Tag im Monat Mechir hatte Nikolaos seine Diener das Nötigste zusammenpacken lassen und hatte die Stadt verlassen. Die Fahrt im Wagen war beinahe unerträglich. Sein Kopf dröhnte - und dröhnte bei jedem Schlag, der durch den Wagen fuhr, umso heftiger. In dicke Mäntel gehüllt hatte er in der Ecke unter der Leinwand gesessen und gefroren. Gerade rechtzeitig vor einem mittäglichen Regenschauer hatte die Hausgemeinschaft das Landhaus erreicht.
Wochenlang verließ er nicht das dunkle Zimmer. Mit Mühe konnten seine Diener ihn dazu bewegen, ihnen zu erlauben, wenigstens äußeren Läden zu öffnen, sodass zwischen den Gittern der inneren Läden Luft hineingelangen konnte. Die Bibliothek blieb unberührt. Speisen nur selten berührt.
An diesem Tag hatte er zum ersten Mal das Zimmer verlassen und war in den Garten hinausgegangen. Er fühlte sich kräftiger, auch wenn das seltsame Leiden ihn nicht losgelassen hatte. Und nicht loslassen würde, das spürte er. Nikolaos ging umher und betrachtete die Pflanzen und die Statuen. Friedlich war es zum ersten Mal seit langem in ihm. Noch wusste er nicht, dass ihn an diesem Tag eine schreckliche Nachricht ereilen sollte.
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Nikolaos hatte mehr als einmal den Mund zusammengekniffen, damit die Seele nicht entwiche. Nach dem Tod Urgulanias war das Fieber wieder gekommen und hatte ihn seitdem nur tageweise verlassen. Viele Ärzte hatten sich an ihm versucht. Viele Ärzte hatte er davongejagt. Irgendwann war er überzeugt davon, sie hätten es lediglich auf sein Vermögen abgesehen, womit er nicht zu sehr Unrecht hatte. Sein Vermögen war mit jedem entlassenen Arzt ein Stückchen dahingeschmolzen. Hinzu kam, dass er sich nicht mehr selbst um seine Geschäfte kümmern konnte. Bald hatte er den Verwaltern seiner Geschäfte im Delirium alle Vollmachten ausgestellt, die sie brauchten, um ihn zu betrügen und mehr Vollmachten, als notwendig, bald misstraute er selbst alten Hausdienern.
"Es ist die Schwindsucht", hatte ein Arzt gesagt. "Die Leber ist schlecht", ein anderer. "Zu viel gelber Gallensaft.", der nächste. "Immer noch zu viel gelber Gallensaft." nach zahlreichen Behandlungen. Der einstige Gymnasiarchos Alexandrias, dem man nachsagte, ein Tyrann gewesen zu sein, wurde mit jedem Aderlass blasser und schwächer. Das Fieber kam, ging und kehrte zurück. In manchen Wochen konnte er sogar aufrecht sitzen und seine Korrespondenz zum Teil erledigen - es hatte sich viel im Archiv gestapelt - in anderen Wochen fieberte er dahin. In diesen Wochen aß er nichts, hatte starken Durst, konnte aber wenig trinken. Nach einiger Zeit wuchsen ihm vom Liegen Geschwüre, die sich in stinkende Wunden verwandelten. Dann ließ die Sehkraft am rechten Auge nach.
Die Hitze war zurückgekehrt. Am Ende der Nilschwemme ging das Fieber und es blieb fort. Nikolaos konnte sich vorsichtig von seinem Lager erheben. In seinem Schlafraum stank es nach Tod, obgleich die Diener ständig Räucherwerk abbrannten. Vorsichtig ging er hinaus. Die Luft im Garten war angenehm frisch. Zwar waren seine Beine es nicht mehr gewohnt, sein Gewicht zu tragen, dennoch wagte er es, einige Zeit umherzugehen. Er hatte Schwierigkeiten damit, Entfernungen und Abstände abzuschätzen, denn das rechte Auge war nun beinahe erblindet.
Sofort war ein Diener zur Stelle, an dessen Namen sich Nikolaos nicht mehr erinnern konnte. "Khaire, Kyrie-", sagte dieser und schickte sich an, den Herren zu stützen, denn dieser wankte bedrohlich. "Was ist geschehen, in dieser Zeit-", fragte Nikolaos mit brüchiger Stimme. "Wer ist Gymnasiarchos, sind noch alle Schiffe dar, ist der Mörder der Urgulania gefunden, wie steht es um die Äcker, ist die Nilschwemme ausreichend, gab es Tote dabei? Sind Dörfer zerstört? Was sagen die Orakel?"
Der Diener setzte ihn über alles in Kenntnis. Zögerlich auch darüber, dass viel Pacht ausgeblieben war, dass einige Bewässerungsgräben nicht mehr zu gebrauchen waren, dass einige Äcker versalzen waren, weil die Entwässerungsgräben verstopft waren, dass die Ausgaben die Einnahmen übertroffen hatten, dass die Haushaltsführung das Vermögen aufgezerrt hatte, dass Vieh verkauft werden musste, dass die Lager leer seien und dass vier Schiffe gesunken seien, und nur noch eines übrig sei.
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Nikolaos hörte sich den Bericht mit scheinbarem Gleichmut an.
"Ich brauche einen Stock. Dann hole einen Schreiber. Ich werde an Kleionymos schreiben. Ist er zurückgekehrt? - ach, er ist doch nun Gymnasiarch..."
Nikolaos fasste sich an den Kopf.
"Los jetzt. Kannst du schreiben?"
"Wusstest du nicht, Herr, dass ich das kann?"
"Aber du bist nicht mein Schreiber."
"Der ist an einem Schlangenbiss gestorben, schon vor den Überschwemmungen."
"Los jetzt. Hole das Nötige."
"Sehr wohl, Herr."
Der Diener verneigte sich und ging in das Studierzimmer. Dort hatte sich Staub abgesetzt. Da die Läden lange verschlossen gewesen waren, war die Luft modrig.
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Der Diener brauchte - aus Sicht des Nikolaos, der von einer plötzlichen, fieberhaften Ungeduld besessen schien - sehr lange, um Papyrus, Tinte, ein Fässchen mit Wasser, Federn, Bimsstein und ein Brett als Schreibunterlage zu holen.
"Du vergaßest den Stock."
"Sehr wohl, Herr."
Nikolaos hatte sich auf eine steinerne Bank gesetzt und sank nun zurück. Sein Hinterkopf schlug unsanft gegen die Lehne. Er sah sich um. Den Garten erkannte er kaum wieder. Während seiner Krankheit war er nur selten hier gewesen, obgleich sein Bett kaum zehn Schritt entfernt war. Die Luft im Schatten der Zedern und der Dattelpalmen war angenehm kühl. Kühl auch, da hier ein kleines Wasserbecken beinahe direkt vor seinen Füßen in die Erde gegraben und mit Marmorplatten umgeben war.
Der Diener und der Stock kamen. Nikolaos schwindelte. Der Himmel, die kleinen Stücke davon, die er durch das dichte Blätterdach sehen konnten, schimmerte unwirklich blau. Der Herr musste sich an die Farben gewöhnen. Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass er sein Gesichtsfeld kleiner geworden war, als früher, vor den qualvollen Monaten. Er hustete trocken. Wenigstens hustete er jetzt kein Blut mehr.
"Wo ist der Arzt?"
"Der Arzt-"
Der Diener schluckte.
"Du schicktest ihn fort. Peisistratos schickte jedoch heute Morgen nach einem Neuen."
"Wo ist das Opium?"
"Der Arzt nahm es mit sich."
"Der alte Arzt?"
"Ja, der alte Arzt."
"Was beim Hades-"
Nikolaos stockte. Diesem Gott wollte er nicht fluchen, hatte er ihn doch offensichtlich gnädig ziehen lassen. Er beschloss in diesem Augenblick, so bald wie möglich in die Stadt zu fahren und dem Hermes ein Dankesopfer zu bringen.
"Was grinst du?", fuhr er den Diener an, der - so schien es- gelächelt hatte. Vermutlich erfreute ihn, dass der Herr in seine alten Gewohnheiten zurückfiel, demnach wenigstens zum Teil wieder in ursprünglicher Verfassung war.
"Verzeih, Herr."
Der Diener hatte sich im Schneidersitz vor die Füße des Herren gehockt. Er begann, das Papyrus zu glätten. Danach löste er Tinte auf. Danach spitzte er eine Feder an. Er sah zum Herren auf.
Ich grüße dich, Kleonymos. Es freut mich sehr, dir mitteilen zu können, dass mich der große Hermes, der Meister der Heilkunst, errettete und nicht in die Unterwelt hinabbegleiten musste. In den letzten Tagen bin ich wieder ein wenig zu Kräften gekommen, sodass ich nun aufstehen konnte, um dir zu schreiben. Sehr beunruhigt mich, dass mit meinen Gütern alles in Unordnung ist. Es haben mich, so scheint es, ganze Heere von Verwaltern betrogen, während ich schon auf dem Weg zu Kharon war. Ich konnte, das ist vielleicht die Übertreibung eines Mannes, der im Fieber auch purpurne Elefanten gesehen hat, schon das Wasser des Flusses der Schmerzen, des Flusses der Tränen, der Wehklagen, des Todes und das des Flusses des Vergessens schimmern sehen, diese vier Ströme, die das ferne Land umgeben, wohin Niemand reisen möchte.
Vom Wasser der Lethe scheint mich wenigstens ein Tröpfchen erreicht zu haben, denn ich weiß nur noch sehr wenig von dem, was vor jenen vielen Wochen geschehen ist - und, leider, nur das Betrübliche. Wurden die Mörder der guten Urgulania bereits gefunden und bestraft? Was ist mit Timotheos, was mit seiner Schwägerin? Ist Iunia Axilla in guten Händen? Ich versprach Urgulania, auf sie acht zu geben - nun, dieses Versprechen einzulösen, ist mir leider verwehrt geblieben.
Ich hörte, du seist Gymnasiarch, nun, in dieser Prytanie. Dazu möchte ich dir Glück wünschen. Vielleicht könntest du mich unterrichten, wer noch Prytane ist, welche Beschlüsse auf den vielen Volksversammlungen, die abgehalten worden sein müssen*, entschieden worden sind. Wer hat mit wem ein Bündnis geschlossen, wer ist reich geworden, wer bankrott? Ich muss mich - so wenig es meiner Genesung zuträglich ist - auch in das Geschäftsleben wieder einfinden.
Was machen deine Geschäfte? Du musst sicher noch viel mehr Vermögen angehäuft haben, als zuvor. Einen tüchtigen Mann belohnen oft die Götter, auch wenn man freilich mancher Gottheit nicht entgeht, die eine böse Absicht gegen einen hegt.
Ich bitte dich, Kleonymos, komme so rasch wie möglich zu mir auf meine Villa und berichte mir. Ich selbst werde noch einige Zeit nicht in die Stadt fahren können, da mein geschwächter Körper eine längere Fahrt bei dieser Hitze wohl nicht überstehen wird.
Es grüßt dich und wünscht dir Glück
Nikolaos. -
Nur wenige Stunden nach ihrem Aufbruch erreichte die kleine Gruppe um Cleonymus das Landgut des ehemaligen Gymniasarchos, Nikolaos Kerykes ...
Cleonymus stieg ab und ging zur Tür wo bereits ein Sklave wartete, sicherlich hatte Nikolaos bereits mit seiner Ankunft gerechnet, immerhin gab es niemanden in ganz Aegyptus der ihn so gut kannte wie Nikolaos ...
"Chaire, ich bin Cleonymus und komme auf Einladung des guten Nikolaos Kerykes!"
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"Khaire, agathe Kyrie!"
Der Diener winkte den Gast in das Empfangszimmer, wo der Hausherr bereits wartete. Nikolaos saß auf einem hochlehnigen Stuhl, den Kopf auf die linke Hand gestützt.
"Sei gegrüßt, werter Kleonymos. Es freut mich sehr, dass du meiner Bitte so rasch nachgekommen bist. Bitte nimm Platz. Du bist sicher von der langen Fahrt hierher sehr hungrig. Gleich wird ein kleiner Imbiss aufgetragen."
Er lächelte - für Nikolaos ungewöhnlich sanft - und deutete mit seiner schlanken, weißen Hand auf einen Sessel in der Nähe.
"Ich hoffe, du wirst mir meine Ungeduld nicht verübeln. Ich brenne sehr darauf, zu erfahren, was es Neues gibt. Zwar verbat mir der Arzt jegliche Aufregung, jedoch halte ich mich immer noch für mündig."
Ein feines, ironisches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
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Cleonymus erwiederte das Lächeln, es hätte ihn doch sehr gewundert wenn Nikolaos nicht zumindest noch versucht hätte die Geschicke Alexandrias zu beinflussen, immerhin war so etwas wie sein Mentor ...
"Nun von Urgulanias unseglichem Schicksal hast du ja scheinbar schon erfahren und auch von meinem neuen Amt ... da bleiben fast nur schlechte Nachrichten fürchte ich ... der Soldat ist nun unser neuer Statthalter und sein Amt in der Legion wurde von einem neuen übernommen ... Germanicus Corvus wurde soweit ich weiß zurück nach Roma gesandt ... ähm ach ja das Kapeleion erfreut sich stetiger Verbesserung und genießt nun hohes Ansehen in der Bevölkerung! Wenn es dich nach Entspannung und professioneller Umsorgung gelüstet wirst du dort selbstverständlich immer willkommen sein!"
Von Penelope wagte Cleonymus nicht zu erzählen, er wusste um die heimliche Zuneigung seines Mentors und wollte ihn nicht direkt in die nächste tiefe Unruhe stürzen schließlich war er gerade erst aus dem Krankenbett gestiegen ...
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Die Erwähnung von Cyprianus neuem Posten und der Abberufung des Corvus ließ Nikolaos Lächeln verschwinden. Immerhin stand die Stadt mit dem einstigen Legionskommandanten auf Kriegsfuß, wohingegen Corvus den lokalen Oligarchen und Aristokraten gegenüber sehr wohlgesonnen gewesen war. Offenbar wollte der römische Imperator - oder seine Vertrauten- einen neuen Kurs in der Provinz fahren.
"Wie heißt der neue Legionskommandant?", fragte Nikolaos.
"Ist bekannt, wer dieses grausige Verbrechen an der ehrenwerten Urgulania beging?"
Nikolaos ließ es kalt den Rücken hinunter bei der Erinnerung an die schreckliche Nachricht. Er hatte die Tote nicht gesehen, doch sie sollte übel zugerichtet gewesen sein.
"Was ist aus Axilla geworden, dem Mündel Urgulanias? Wohnt sie noch in Alexandreia?"
Zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt platzten Diener herein und brachten Platten mit Speisen, Becher aus dünnem Glas und eine Kanne Wein. Leckereien gab es, wie in Honig eingelegte Früchte, Datteln, Rettich, der gebraten und scharf gewürzt war, Honiggebäck und vieles mehr. *
Sim-Off: *Wisim, gleich.
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Cleonymus brauchte einen Moment um sich an den Namen zu errinnern, immerhin hatte er ihn bisher auch nur auf der Ernennung gelesen ...
"Tiberius Octavius Dragonum wenn ich mich nicht irre, was Urgulanias Mörder angeht suchen Legion und Stadtwache energisch nach ihm, doch über die aktuellen Fortschritte weiß ich nicht viel, die Legion hält sich da bedeckt!"
Dann wandte ich mich schon den Platten und Bechern zu, immerhin war die Reise anstrengend gewesen und ich war wirklich hungrig ...
"Axilla? Die ist schon seit längerem in Rom bei ihrer Familie soweit ich weiß! Anthimos hat noch Briefkontakt mit ihr wenn mich nicht alles täuscht!"
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Dass Kleonymos behauptete, nichts über Fortschritte in den Ermittlungen zu wissen, überraschte Nikolaos. Immerhin hatte sein Klient unter den Männern der Stadtwache sicher viele alte Freunde, die ihm auch außerhalb von irgendwelchen Amtsbefugnissen nützlich waren. Offenbar hatte also die Legion das Ruder an sich gerissen.
"Axilla in Rom? - Sie hat sicher Verwandte dort.... Weißt du, ob sie sicher angekommen ist?"
Während Kleonymos mit Appetit speiste, aß Nikolaos nur aus Höflichkeit einige Früchte und trank einige Schlucke Wein. Er hatte nicht viel Hunger, obgleich gut zu essen ihm offenkundig gut getan hätte.
"Anthimos, wie geht es ihm und seiner Frau? Ist das Kind ohne Schwierigkeiten geboren worden? Und Timotheos und Emilia-"
Letzterer hatte er immerhin indirekt ein Eheversprechen gegeben. Natürlich wusste er nicht, dass sie bereits verstorben war und dass Timotheos nicht mehr in Alexandria lebte. Auch von der Tragödie um Penelope konnte Nikolaos noch nichts ahnen.
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Cleonymus verbarg das Unbehagen das die Fragen seines Mentors in ihm hervorriefen so gut er konnte, doch er war sichtlich im Zwiespalt, er konnte unmöglich all die schlimmen Nachrichten über ihm ausbreiten und dann noch hoffen das er wohl bald wieder zu voller Stärke fand ...
"Ach nun lass mich nicht wie ein altes Waschweib schwatzen alter Freund, sicherlich lässt sich bald mal ein Treffen im Kapeleion arangieren, obwohl ich glaube das einige der Bantotaken gerade auf Reisen sind, zumindest Thimotheos habe ich seit der letzten Wahl nicht mehr gesehen!"
Über Emilia und die anderen Frauen aus dem Bantotaken-Haushalt wusste Cleonymus nicht bescheid, immerhin hatte er nie ernsthaft mit ihnen zu tun gehabt und von der beinahe Verlobung wusste er auch nichts ...
"Wenn du wieder in die Stadt kommst dann machen wir mal einen Rundgang und ich zeig dir mal was so in letzter Zeit passiert ist!"
Versprach der Ägypter leichtfertig während er sich insgeheim fragte wie er seinem Freund nur all die schlimmen Dinge erklären sollte die in der letzten Zeit geschehen waren ...
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Nikolaos zog die Augenbrauen hoch. Wollte Kleonymos ihn vertrösten? Was verbarg der Mann vor ihm? Er nahm eine Dattel, kaute sie ohne großen Appetit und sah seinen Klienten dann eindringlich an.
"Du schwatzt keineswegs wie ein altes Waschweib, guter Kleonymos, im Gegenteil bin ich sehr froh darüber, jemanden zu haben, auf den ich mich verlassen kann. Erzähle also ruhig weiter."
Nikolaos hob sein Glas und trank Kleonymos zu. Viel Wein würde er nicht mehr trinken, denn sein Körper war noch zu sehr geschwächt. Ob es dem Gast auffiel, dass der Hausherr ihn nur noch aus einem Auge anblickte?
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Cleonymus versuchte Nikolaos so wenig wie möglich anzusehen ohne ihn zu kränken oder gar zu beleidigen, oft schon hatte er es in Rhakotis erlebt das kranke Menschen, selbst nach ihrer Genesung noch stark verändert wirkten schwach und zerbrechlich. Cleonymus wollte seinem Mentor ganz einfach nicht das Gefühl geben auf Hilfe angewisen zu sein obwohl das unweigerlich der Fall war ...
"Es tut mir Leid Nikolaos, ich wollte nichts verschweigen oder verheimlichen, aber manches scheint einfach so schrecklich das ich es selbst kaum zu glauben wage! Das Kind von Anthimos und Penelope kam gesund zur Welt und war wahrlich eine Augenweide, ein Geschenk der Götter wenn man so will. Doch so gütig sie sein können, so hart sind sie manchmal auch ... schon kurz nach der Geburt wurde Penelope eingeladen in Rom einen ihrer Kurse zu geben und sie nahm freudig an. Doch auf dem Heimweg erlitten sie und ihr Kind Schiffbruch und obwohl ich sofort Getreue die Küste entlang schickte und eine hohe Belohnung versprach, fehlt bis heute jede Spur von ihr und dem Kind!"
Cleonymus wollte aufblicken und sehen wie sehr diese Neuigkeit seinen Mentor traf doch er wagte es nicht, zusehr fürchtete er sich davor Missbiligung oder Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, er hätte ihnen einige Wächter mitschicken sollen oder vielleicht eine bessere Überfahrt ermöglichen sollen ... vielleicht hätte das schlimmste noch verhindert werden können wenn er nur daran gedacht hätte ...
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Nikolaos fuhr von seiner Kline hoch. Ganz langsam wandte er sich ab. Seine Gesichtszüge wurden hart, es war, als versteinerte er - ohne freilich Stein zu werden- so wie es mit Orpheus geschah, dessen Gestalt menschlich blieb, die Seele aber verdorrte. Er schwieg. Eine unheimliche Stille herrschte im Andron.
Ein Diener erschien im Eingang, zog sich aber rasch zurück, ohne dass der Herr ihn sehen konnte, denn er hatte gesehen, dass er besser nicht eintrat und nach weiteren Wünschen fragte. Langsam schob sich Nikolaos Unterlippe vor, sein Mund öffnete sich ein wenig- der Unterkiefer klappte nach unten. Plötzlich kehrte das Leben in ihn zurück. Er ballte die Fäuste. Sein Gesicht zuckte. Nur weinte er nicht - nicht eine Träne vergoss er. Er starrte zur Wand und schien Kleonymos nicht mehr zu beachten.
Dann schüttelte ihn ein Hustenanfall. Er musste sich umdrehen, fiel auf seine Kline zurück. Dabei stieß er ungeschickt mit dem Fuß gegen den dreibeinigen Bronzetisch, sodass die Becher schwankten und etwas Wein überschwappte.
"Der arme Anthimos-", sagte er tonlos, und meinte sich selbst.
"Warum hast du das nicht gleich gesagt?"
Natürlich konnte er ahnen, weshalb. Aus Fürsorge, aus Sorge um seine Gesundheit. Nikolaos sah nicht aus, als erwartete er eine Antwort auf diese Frage. Er war gedemütigt von der Hilflosigkeit, die er an den Tag legte.
"Wie lange ist das her?", fragte er, um nicht zu schweigen. Da durchfuhr es ihn plötzlich. Die Bleitafel im Maerotis-See! Bei der Hekate der Dreiwege! Nikolaos entglitten die Züge endgültig. Sein Kinn zitterte, seine Augenlider zuckten. Er ballte die Hände zu Fäusten, ließ sie wieder sinken. Auf seiner Schulter spürte er die Krallenhand einer von den Wohlgesinnten. Er schüttelte sich, wie, um sie abzuschütteln.
"Bei der Tyche!"
Seine Kehle war trocken, seine Stimme dünn, was diesen leisen Aufschrei schrill klingen ließ. Was hatte er nur getan?
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"Ich wollte dich nicht belasten .. ich..
doch weiter kam der Ägypter nicht Nikolaos war schon in seiner eigenen Welt aus Scham und Rauch angekommen so schien es ...
"Ein paar Wochen, vielleicht ein Monat! Wer weiß wann genau das Schiff sank ..."
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"Woher hast du davon erfahren?", fragte Nikolaos. "Hat es Ánthimos dir erzählt?"
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"Nein, Anthimos erzählte mir das sie überfällig wären und er sich sorgen machte daraufhin lies ich eine Belohnung aussetzen und schickte ein paar Getreue los! Die Nachricht von dem Schiffbruch bekam ich von einem "Freund" in der Hafenverwaltung!"
Cleonymus erfuhr nahezu alles was in Alexandria geschah, da war es eigentlich schon seltsam das gerade diese Information so lange bis zu ihm gebraucht hatte ...
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"Hast du es Ánthimos schon mitgeteilt?"
Zwar brachte Nikolaos dem Mann, den er als Knaben kennengelernt hatte (und am liebsten weiterhin so behandeln würde) alles andere als Sympathie entgegen, aber gewisse Regeln des Anstands galten auch gegenüber einem solchen Kerl.
"Und woher weiß dein Freund das? Ist das Schiff an der Küste dieses Landes angespült worden? Hat dein Freund die Pythia des Orakels bei Delphi befragt? Oder ein ägyptisches Hexenweib?"
Nikolaos wandte sich abrupt um. Sein Blick war giftig. Er erhob seine Stimme, sie wurde dabei schrill."Hat dein Freund gar Freunde unter den Seeräubern???!!!??"
Er machte Gesten, als wolle er etwas in der rechten Hand zerquetschen.
"Hast du es Ánthimos unverzüglich mitgeteilt, wie es sich für einen Ehrenmann gehört, der nach den Regeln der Pflichterfüllung und des Anstandes handelt, und niemandem die Gelegenheit eines Begräbnisses verwehrt, auch wenn der Leichnam nicht gefunden ist? Und ist die Quelle dieser Neuigkeiten überhaupt zuverlässig? Kannst du deinem Freund trauen? Hat er gar nur Gerüchte aufgeschnappt? Will er sich wichtig tuen? Braucht er gar nur Geld von dir - und meint, es damit kaufen zu können?"
So wütend war Nikolaos selten zu beobachten. Er wurde dabei nicht grob oder laut, sondern kühl und giftig. Seine Stimme war nun wieder leise geworden, doch in ihr lag ein bedrohlicher Unterton.
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