Das Haus des Consuls

  • Der Consul schien verblüfft zu sein, dass Livianus gerade diesen Zeitpunkt gewählt und sich so kurzfristig für eine Kandidatur im Cursus Honorum entschieden hatte. Auch Livianus selbst hatte noch einige kleine Zweifel daran, ob es eine weise Entscheidung war. Doch mehr als verlieren konnte er nicht und vielleicht war die Aufmerksamkeit um seine Person, die in den nächsten Tagen und Wochen zweifellos bestehen würde für seine Wahl nutzen. Worauf sollte er denn warten? Auch wenn er Gesundheitlich noch mit einigen Auswirkungen der Gefangenschaft und Folter kämpfen musste, so fühlte er sich im Großen und Ganzen fit genug, um sich einer solchen Herausforderung zu stellen. Zumal er während seiner langen Dienstzeit als Soldat keine Zeit gefunden hatte, um den Cursus Honorum weiter zu beschreiten.


    "Nun. Nachdem die Legio I während meiner langen Abwesenheit einen neuen Kommandanten erhalten hat und ich den Kaiser bitten möchte, mich auf Grund der letzten Ereignisse vorerst aus dem Dienst des Exercitus Romanus zu entlassen, werde ich im Stammsitz meiner Familie, der Casa Decima Mercator, erreichbar sein. Alles Weitere wird sich dann wohl in den nächsten Wochen entscheiden. Gibt es aktuelle Neuigkeiten, die ich wissen sollte?"


    Der Senator zielte dabei auf die aktuelle Situation des Senats und des Reiches ab. Soviel Livianus bereits wusste hatte sich der Kaiser vollkommen zurückgezogen und die Amtsgeschäfte dem amtierenden Praefectus Urbi überlassen, von dem er wiederum überhaupt nichts wusste. Vielleicht gab es auch andere wichtige Angelegenheiten, die in letzter Zeit im Senat besprochen worden waren.


    "Und wie sieht es mit dieser formellen Begrüßung aus die du vorhin angesprochen hast? Hat man sich bereits auf einen Termin geeinigt? Ich werde ihr selbstverständlich mit Freuden beiwohnen."


  • “Ja, der wird auf dem Forum stattfinden, der Empfang, auf dem Forum Romanum, ja. Deine Retter sollen auch kommen und anschließend finden wir uns in der Curia Iulia ein, um euren gemeinsamen Bericht zu hören. In sieben Tagen.
    Und wann du vor dem Senat über deine Kandidatur sprechen kannst, dass... lasse ich dich noch wissen. Ein Liktor wird zu dir kommen.“

  • Die erste Frage war zwar damit nicht beantwortet, aber Livianus ließ es vorerst gut sein. Einige Dinge hatten sich geändert, andere schienen gleich geblieben zu sein. Die Redseeligkeit des amtierenden Consuls schien zu Zweiterem zu gehören.


    "Gut. Ich habe verstanden. Dann danke ich dir vorerst Consul. Wir werden uns spätestens bei diesem Empfang wieder sehen. Meine Befreier werden mich selbstverständlich begleiten. Ich hoffe die Kandidatursrede wird zeitlich nach dem Empfang stattfinden. Es wäre merkwürdig im Senat bereits Reden zu halten und erst danach offiziell Begrüßt zu werden. Deine Liktoren sollen sich also Zeit lassen."


    Livianus schmunzelte und nickte dem Consul dann dankend zu. Aus seiner Sicht war nun alles Wichtige geklärt. Also wartete er ob sein Gesprächspartner noch ein Thema ansprechen wollte oder den Senator wieder entließ.


  • “Ja, natürlich, nach dem Empfang. Alles andere wäre merkwürdig, da hast du ganz bestimmt recht.“, bestätigte der Konsul.
    “Aber bald danach, denn die Wahlen sind schon in wenigen Wochen.
    Wenn das dann alles wäre...?“

  • "Von meiner Seite aus wäre das vorerst alles. Ich danke dir noch einmal Consul. Vale."


    Livianus reichte dem Consul die Hand, um seine Dankesworte zu unterstreichen und machte sich dann auf den Rückweg zur Casa Decima Mercator. Der erste Schritt war nun also getan und der Decimer wusste bereits jetzt, dass ihm anstrengende aber auch wohl auch wunderbare Tage bevorstanden. Er wollte sie nutzen um wieder in Rom Fuß zu fassen, alte Freunde zu treffen und sich für seine Kandidatur vorzubereiten. Selbstverständlich würde es auch die eine oder andere kleine Feier zu seiner Heimkehr geben und natürlich den Empfang auf dem Forum Romanum, der sein erster offizieller Auftritt vor der römischen Bevölkerung werden sollte. Doch alles zu seiner Zeit...

  • Getreu dem Wunsch des Kaisers suchte ich in Rom als einer der ersten Orte nach den Bädern das Domizil des Consuls auf.


    Ich liess klopfen.

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  • Mein Sklave meldete förmlich:


    Der Senator Lucius Annaeus Florus möchte auf Wunsch des Kaisers den Consul sprechen.

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  • Auf Wunsch des Kaisers – das machte dann doch Eindruck, selbst im Haus eines amtierenden Consuls.


    Umgehend wurde dem Senator Annaeus bedeutet, dass er doch herein kommen möge. Ein Sklave führte ihn in das Atrium, wo er sich ohne lange Wartezeit alsbald dem Consul gegenüber sah.




    “Salve Senator! Ich bin Gnaeus Afranius.“, begrüßte ihn der Consul in jovialem Tonfall.
    “Gnaeus Afranius Dexter, der Consul.“, bekräftigte er, nur für den Fall, dass sein Gast noch niemals zuvor von ihm gehört hatte. Denn wieder einmal hatte man einen eher unbekannten Mann zum Consul gewählt.

  • Ich begab mich also in das Atrium und kontrollierte dabei einmal mehr meine Aufmachung. Noch war die Toga etwas zu neu, um schon wirklich gut zu fallen, aber das würde sich in ein paar Tagen gegeben haben.


    Salve Consul, Gnaeus Afranius Dexter. Mein Name ist Lucius Annaeus Florus und ich war bis vor wenigen Tagen noch Praefectus der Flotte in Misenum. Nun wurde ich abgelöst und in den Stand eines Senators erhoben. Dabei hat der Kaiser ausdrücklich gewünscht, dass ich dir seine Grüsse überbringe.


    Ich versuchte so gut als möglich den umgänglichen Tonfall des Consuls zu erwidern, was mir aber nur halb gelang.

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  • Das geht mir auch so, Consul. erwiderte ich den Hinweis. Doch nun, da ich die Grüsse überbracht hatte, lagen mir noch andere Dinge auf dem Magen.


    Consul, ich fürchte, dass ich in der Politik nicht ganz so gewandt bin wie im Militär. Gibt es bestimmte Abläufe, welche ich mir einprägen muss, bevor ich das erste Mal in der Curia erscheine?

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  • “Bestimmte Abläufe? Ja, natürlich.
    Üblicherweise versammeln sich die Senatoren an einem Sitzungstag auf dem Vorplatz vor der Curia Iulia. Am Eingang sitzt dann einer der beiden amtierenden Consuln auf seinem Curulischen Stuhl. Wenn er die Zeit für gekommen hält, dann lässt er von den Liktoren die Eingangstür öffnen und führt die Senatoren hinein. Oder er verschiebt die Sitzung auf den kommenden Tag, wenn es himmlische Zeichen gibt, die eine Sitzung verbieten.
    Wenn eine Sitzung stattfindet, was gewöhnlich der Fall ist, dann nehmen die Senatoren anschließend die Plätze ein. Dabei ist es üblich, dass sich Neuberufene zunächst mit den hinteren Plätzen begnügen und nicht ungebührlich nach vorne drängen. Die Stirnseite ist den amtierenden Consuln, den Praetoren, sowie den ehemaligen Consuln und ehemaligen Praetoren vorbehalten.
    Üblich ist es auch, dass neu berufene Senatoren an ihrem ersten Tag in der Curia Iulia namentlich vorgestellt und begrüßt werden. Das werde ich bei deinem ersten Tag gerne tun, wenn du es wünschst.“

  • Ich merkte mir diejenigen Dinge, welche ich nicht schon wusste und nickte dabei immer einmal wieder.


    Einzelne dieser Dinge waren mir schon klar, habe ich doch den Senat auch schon besucht, in meinem früheren Amt als Tribunus Plebis. Wenn eine namentliche Vorstellung neuer Senatoren Tradition hat, so werde ich dieser Tradition gerne folgen. Ich werde bestrebt sein, den Senat so schnell als möglich aufzusuchen, also schon bei der nächsten Sitzung dabei zu sein, nun da meine Ernennung offiziell ist.
    Gilt es auch einen Eid abzulegen?
    fragte ich nachschiebend noch, hatte ich doch in diversen Akten solche Dinge gelesen.

  • Diese Mitteilung nahm ich dankbar auf.


    Ich werde dies bedenken, doch viele Worte werden die Senatoren von mir nicht hören. Ich bin ja der Neue und soll erst einmal lernen.

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  • Ad Consul
    Gnaeus Afranius Dexter


    Salve Consul,


    hiermit möchte ich meine Kandidatur zum Aedilis Plebis für die Wahl ANTE DIEM V ID OCT DCCCLIX A.U.C. bekanntgeben. Ich bitte daher auch in dieser Sache vor dem Senat sprechen zu dürfen.


    Vale,


    gez. Kaeso Annaeus Modestus


  • Ad Consul
    Gnaeus Afranius Dexter


    Salve ehrenwerter Consul,


    ich möchte mit diesem Brief meine Kandidatur für das Amt des Vigintvir (Quattuorviri viis in urbe purgandis) für die Wahl ANTE DIEM V ID OCT DCCCLIX A.U.C bekanntgeben. Ich bitte darum, persönlich vor dem Senat sprechen zu dürfen.


    Vale,


    Faustus Octavius Macer

  • Verus machte sich natürlich persönlich auf, um seine Kandidatur einzureichen. Er machte es auf seine Weise, ehrlich und offensiv. In seine feinste Rittertoga gehüllt und mit dem Beleg seiner Ordo-Erhebung, dem Brief von Piso, machte er sich auf den Weg. Er hatte als Beamter gelernt, alles mögliche mitzubringen, was eventuell gebraucht wurde.


    So klopfte er an. Man musste ja schließlich seine Person verkaufen.

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