Archiv der alten Casa | Hortus, Säulengang, Culina

  • Callidus hörte den Worten der Artoria aufmerksam zu. Es ging ihm ähnlich und wenn die Zeit kommen würde, so wäre auch er forh darüber, mitund gegen gewisse Größen Roms zu kandidieren.


    > Es ist sicher erst ein Erfolg, wenn man sich mit einer gewissen Stimmenzahl gegen bekannte Namen durchsetzen kann. Ich bin mir nicht sicher, doch setze ich mir die nächste Wahl als Zeitpunkt, zu dem ich zu einer solchen Kandidatur antreten möchte. <


    Die letzten Worte der Artoria Medeia brachten Callidus dann doch etwas aus dem Konzept und er musste kurz lachen.


    > Ob ich als "Schreck" Mantuas gesehen werde, weiß ich nicht und wage ich etwas zu bezweifeln; ich glaube auch nicht, dass gewisse Personen und Familien, die du ansprichst, aus dieser schönen Stadt, einen Grund dazu haben mich zu fürchten, jedoch scheint es ihnen neu zu sein, dass sie nicht gefürchtet werden. Als Comes setze ich mich für das Wohl der gesamten regio ein und nicht für die Ansichten einiger weniger, die damit auch noch Amtsgewalten zu blockieren versuchen. Diese Leute werden sich, wenn sie es noch nicht getan haben, bis zum Ende meiner Amtszeit daran gewöhnen müssen. <


    Callidus schmunzelte und nahm einen Schluck Wein.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Ein kurzes Schmunzeln huschte über Corvinus Lippen und auch er nippte am Kelch, um den Geschmack nachwirken zu lassen. Süß und fruchtig war er, wenn auch nicht zu süß, Cillian hatte gute Arbeit geleistet, befand er und nippte erneut, während er Callidus und Medeia zuhörte.


    "Aelius Callidus, der Schreck von Mantua. Das solltest du auf der Rostra vorbringen, solltest du kandidieren wollen.", erwiderte Corvinus schmunzelnd und schwenkte seinen Kelch leicht in der rechten Hand, während er es sich auf der Kline etwas gemütlich machte.


    "Nun... zuallererst möchte ich in Ostia etwas bewirken können, auch wenn ich nicht denke, dass ich mich in der dortigen Politik lange halten kann. Was weiter für mich ansteht, das wissen die Götter. Nur hoffentlich nicht die Auguren. Ich war schon geneigt, mir ein paar Käfige mit Krähen und Raben zuzulegen", scherzte er mit sachtem Grinsen auf den Lippen.


    "Vielleicht versuche ich Duumvir zu werden, aber Iulia Helena scheint mir da viel zu sehr als Liebling des Volkes, als dass ich da auch nur den Hauch der Möglichkeit hätte, das zu erreichen. Was mich aber nicht davon abhalten soll, es zu versuchen." Kurz sah er nachdenklich in seinen Becher hinein, dann wieder zu Medeia und zu Callidus. "Sonst widme ich mich wieder etwas mehr dem Weinanbau und dem keltern und lasse die Politik auf sich beruhen... die Zeit wird es erzählen."

  • Plautius betrat den Garten und ließ einige Momente die frische Luft in seine Lungen fließen. Das tat gut. Alles war so still und ruhig und falls ein Sklave sich über seine Anwesenheit hier wurden würde, nun dann hatte er die Latrine gesucht und sich verlaufen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Bald würde das Opfer beginnen und er würde wieder hinein gehen. Jetzt genoss er aber noch einige Moment die Stille und Einsamkeit des Gartens. Die Feier war sehr nett, aber er mußte sich eingestehen, daß die letzte Feier schon sehr lange her war. So sicher er sich in einer Schlacht fühlte oder auf dem Exerzierplatz, so fühlte er sich etwas flau im Magen auf der gesellschaftlichen Ebene. Er schien das Entspannen etwas verlernt zu haben.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Zwei Frauen betraten den Garten. Die Erstere trug eine dunkelgrüne Stola, die fast schwarz in dem Licht der Sterne und der wenigen Fackeln wirkten. Ihre langen roten Locken fielen weich über ihren Rücken, doch ihr Gesicht war blass und beunruhigt. Ihr folgte eine drahtige Frau, deren Profil eine Adlernase zeigt und die ein einfaches, schwarzes Gewand trug. Neben der Statue eines verträumt lächelnden Jünglings blieb Medeia stehen und wandte sich zu der Frau um. Plautius hatten beide Frauen nicht bemerkt. „Was willst Du hier, Krysia?“ Medeias Stimme klang in keinster Weise mehr so freundlich und warm wie sie sonst sprach. Nein, ihre Worte waren kühl, schneidend und voller Verachtung gesprochen. Krysia lächelte überlegen. „Du weißt genau, warum ich hier bin, Medeia! Aber warum der kühle Ton, meine Liebe? Bin ich etwa nicht in deinem Haus willkommen? Das war doch früher nicht so, wo Du mich immer wieder zu Dir gerufen hast.“ Beide, sowohl Medeia als auch Krysia, sprachen ihre Worte auf Griechisch.


    Krysia ging einige Schritte an der Statue vorbei und ließ ihren Blick über die Konturen des Jünglings streifen. Ihre Hand, knochig und mager, strich sanft über eine Blüte eines Oleanders. „Eine schöne Casa, meine Liebe. Du scheinst es wieder zu etwas gebracht zu haben. Dann ist Deine Pechsträhne zu Ende? Es scheint mir, der Tod Deines Mannes hat Dir einiges gebracht!“ Medeias Augen verschmälerten sich und sie ballte die Fäuste. Mühsam kämpfte ihren Zorn herunter und zischte, gar untypisch für Medeia, Krysia entgegen. „Halt Deinen bösartigen Mund! Du hast doch keine Ahnung.“ Krysia lachte leise. „Oh, Medeia, ich weiß genug über Dich, um Dich zu kennen. Die Römer und die Artorier magst Du täuschen mit Deinem...schmeichlerischen und verlogenen Gehabe. Mich jedoch nicht. Aber deswegen bin ich nicht hier. Du weißt, Du schuldest mir viel. Oder soll ich Dich an Ausonius Donatus erinnern?“ Medeia sog ihre Luft scharf ein und hielt sich an der Statue fest. „Ich...“ setzte Medeia an zu sprechen als sie ein Geräusch aufhorchen ließ. Erschrocken sah Medeia an Krysia vorbei...

  • Es war still im Innenhof geworden. Aha, das Opfer würde also wohl bald beginnen. Plautius erhob sich um wieder zur Feier zu stossen als Medeia und eine andere Frau den Garten betraten.


    Oha! Nun, genau genommen war er Gast auf einer Feier in dieser Casa, aber das Betreten des Gartens konnte man eigentlich auch als Eindringen in die Privatsphäre der Familie ansehen. Lautlos trat Plautius einige Schritte in die Dunkelheit und verschmolz ungesehen mit den Schatten. Was man so alles auf Nachtwachen lernte, wenn man sich als zuständiger Offizier an die eigenen Wachen heran schlich um mal zu sehen, ob sie auch aufmerksam waren. Und hier trug er nicht einmal seine Rüstung.


    So wurde er unfreiwillig einer Unterhaltung auf Griechisch. Der Dialekt war in seinen Ohren etwas befremdend, aber vermutlich lag es daran, daß beide gar keinen Dialekt in Wirklichkeit sprachen, sondern Griechisch als Muttersprache nutzten. Aber immerhin waren beide Frauen sehr gut zu verstehen und die “Adlernase” war ja auch laut genug. Dann fiel auch noch ein Name. Die Adlernase schien neidisch auf das zu sein, was Medeia hatte. Und dann brachte sie auch noch den Medeias toten Mann ins Spiel. Hm, das roch nach schmutziger Familienwäsche durch eine Frau, welche die Götter mit solch einer Nase gestraft hatten. Hätte Cleopatra solch einen Riecher im Gesicht gehabt, wäre Caesar schreiend weg gelaufen und die Geschichte Roms wäre anders verlaufen.


    Plautius hielt sich still und wartete in den Schatten lautlos wie ein Jäger auf seine Beute. Selbstbeherrschung war eine der Tugenden, welche einen Soldaten auszeichneten. Und die Beherrschung seines Körpers in heiklen Situationen. Verdammt! Hoffentlich würden die nicht stundenlang da stehen. Er mußte langsam wirklich pinkeln ...

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  • "In dem politischen Geschehen erscheint es mir doch oft so, dass auch Fortuna ihre Hände im Spiel hat." Medeia lächelte leicht und kostete von der Weinprobe. Vorsichtig schmeckte sie den Wein auf ihrem Gaumen und auch ihren Lippen. „Mmh!“ murmelte sie. Sie warf Corvinus ein mildes Lächeln zu. Ihre nächsten Worte waren auch ein wenig an ihn gerichtet, aber auch an Callidus. „Aber von Rückschläge sollte man sich deswegen nicht entmutigen lassen. Will man etwas in unserem Imperium bewegen, so muss man auch damit rechnen, Feinde und Neider zu erwerben. Wie jene Männer und Frauen in Mantua, die Deine Politik, werter Aelius, wohl leider nicht zu schätzen wissen. Was zu schade ist. Italia scheint unter Deinen Händen aufzublühen. Somit wird es ein Verlust sein, wenn Du aus dem Amt scheiden wirst. Hast Du schon einen Nachfolger in Aussicht?“ Noch einen Schluck Wein zwischendrin, aber nur einen Winzigen. Medeia wollte zwar von dem Wein gerne kosten, sich aber nicht an jenem Tag betrinken. Aber sich dem Wein so sehr hinzugeben, dass sie nicht mehr Herrin ihrer Gedanken war, lag in keinster Weise in ihrer Natur. Aber sie hatte noch viel Arbeit an jenem Tag, so dass die Zeit der Muse nur kurz sein würde. Darum genoss sie diese Zeit umso mehr. „Sag, werter Aelius, ich hörte davon, dass in Misenum einige Villen gebaut werden. Darf ich fragen, was die Bedingungen sind, sollte man Interesse an einer solchen haben?“

  • Eine kleine Katze strich durch das Gebüsch. Sie strich zutraulich um die Beine von Plautius herum, maunzte leise und lief dann von ihm weg und aus dem Schatten hervor. Medeias Blick fiel auf die Katze und sie atmete erleichtert auf. Kopfschüttelnd griff sie sich an die Stirn. Krysia lachte leise. "Du bist nervös, viel nervöser als früher. Wo ist denn die kaltblütige Medeia hin? Die, die nichts erschüttern konnte?" Medeia hob ihr Gesicht und sah Krysia kalt an. "Die ist letztes Jahr gestorben. Aber ich nehme an, Du bist nicht nur hier, um mich zu verhönen. Was willst Du in Rom? Was willst Du von mir?" Medeia richtete sich ein wenig auf und schien immer noch um ihre Beherrschung zu kämpfen, mit mäßigen Erfolg. Krysia lächelte kühl und überlegen.


    Langsam ging Krysia auf und ab und ließ ihre Finger über die Pflanzen des Gartens streichen. Ihr schwarzes Gewand glitt über die weißen Kieselsteine des Weges hinweg und der Wind spielte mit Medeias roten Locken. "Oh, meine Liebe, denkst Du etwa ich will Dich erpressen? Erpressen mit dem, was Du in Athen getan hast? Mit dem Blut an Deinen Händen? Nein, das wäre doch niveaulos!" Das spöttische Lächelnd deutete jedoch durchaus an, daß Krysia auch zu diesen Mitteln greifen würde. Medeia nickte mit zusammen gepressten Lippen. Krysia ließ ihr jedoch keine Zeit zum Antworten, sondern sprach gleich weiter. "Nein, ich baue auf Deine doch so berühmte Gastfreundschaft, meine Liebe. Und darauf, dass wir unsere alten Gepflogenheiten hier wieder aufnehmen können. Ich hoffe, es ist auch noch für eine alte Priesterin Platz unter dem Dach dieser Casa?"


    Medeia starrte sie stumm an. Es brauchte ein Weile bis sich Medeia zu einer Antwort durchringen konnte. Knapp nickte sie und erwiederte voll des kalten Zorns. "Aber natürlich doch. Sei mein Gast, Krysia. Und über das Andere können wir uns ein ander Mal Gedanken machen!" Krysia lächelte triumphierend auf. Für sie war der erste Kampf gewonnen. So neigte sie huldvoll den Kopf. "So sei es, aber nun möchte ich das Opfer an euren römischen Gott verfolgen." Krysia schritt, wie eine Patrizierin es nur könnte, an Medeia vorbei und wieder zum Innenhof. Medeia blieb einen Moment im Garten stehen. Gequält schloß sie die Augen und seufzte tief. Dann wandte sie sich um...

  • Verdammt! Die Katze würde ihn noch verraten. Plautius war gewillt dem Tier einen Tritt zu geben, aber die beiden Frauen hätten sich bestimmt gewundert, wenn eine schreiende Katze an ihren Köpfen vorbei durch den Garten geflogen wäre.


    Eine interessante Unterhaltung. Medeia schien eine Frau mit dunklen Geheimnissen zu sein. Ja ja, stille Wasser sind tief und unglaublich ... Nun. Die Andeutungen konnten fast alles bedeuten. Von der männermordenden Giftmischerin bis zu einem verbotenen griechischen Kult, der Hekate, den Harpyien oder den Furien huldigt. Finstere Rituale, nackte Frauen im Mondschein ... Plautius schüttelte den Kopf und lächelte. Er hatte heute abend wirklich eine ausschweifende Fantasie. Andererseits war er ein Mann. Die hatten solch triebhafte Gedanken. Und wer weiß, vielleicht spielte sich diese alte Hexe nur auf. Immerhin war sie Priesterin laut Eigenaussage und versuchte sich hier mittels ihres Gekeifes ein Dach für den kommenden Herbst und Winter zu sichern. Und das Blut an Medeias Händen konnte vielen bedeuten. Vielleicht hatte sie einer anderen Frau den Mann ausgespannt und diese sich aus Verzweifelung vor einen Ochsenkarren geworfen. So etwas kam vor. Pah! Plautius hatte als Soldat bereits in Blut und Leichen gebadet. Na gut, das war aber auch Teil seines Berufes. Außerdem interessierte ihn die Vergangenheit selten. Das Hier und Jetzt war wichtig. Obgleich seine Neugierde geweckt war und er Nachforschungen anstellen würde. Hm, ja damit interessierte ihn die Vergangenheit doch. Außerdem würde er mal Nachforschungen über die zukünftige Frau von Fuscus anstellen lassen. Und diese alte Hexe. Informationen konnten nie schaden. Man mußte sie ja nicht einsetzen.


    Endlich verschwand die alte Frau wieder im Haus. Medeia schien das gewährte Gastrecht nicht leicht gefallen zu sein. Da zeichneten sich Machtkämpfe ab. Plautius bezweifelte nicht, daß Medeia gewinnen würde. Sie war stark, was auch ihr politischer Werdegang zeigte, und intelligent. Nun, und manchmal starben alte Leute einfach. Man sollte einer Frau niemals im eigenen Haus drohen. Plautius hatte das in der Jugend einmal bei der Köchin des Hauses Matinius getan, in deren Küchenreich. Die Köchin, eine Matrone sondergleichen, hatte Agrippa, Crassus und Plautius die Ohren lang gezogen und 4 Wochen schlichtweg nur das gekocht, was sie nicht gerne mochten. Das würde noch spannend werden. Avitus hatte eine sehr interessante Tante.


    Medeia wandte sich um in Richtung Haus. Plautius trat lautlos aus dem Schatten und folgte ihr. Nur noch wenige Schritte und sie wäre wieder im Haus. Lautlos ging Plautius ihr nach. Sobald sie ihm Haus war würde er hinter ihr wieder hinein huschen und einen Säulengang nehmen und dann wieder etwas versetzt in den Innenhof gelangen.


    MIIIIIIIIIIIIAAAAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUU !!!!!!


    Bei Mars und allen Göttern. Warum mußten Katzen immer so im Weg sitzen, daß man ihnen auf den Schwanz trat? Er hatte so auf Medeia, ihren oberen und auch “unteren” Rücken geachtet, daß er die Katze übersehen hatte. Plautius war versucht die Katze mit einem Fusstritt über das gesamte Anwesen zu treten, wenn diese nicht mauzend ins Haus verschwinden wäre. Verdammt! Wer so eine Katze hatte, brauchte weder Wachhunde noch Gänse im Haus. Bestimmt war die Katze vom Geist eines getöteten Feindes beseelt worden. Oder Mars wollte ihm zeigen, daß ein Soldat kein Schattenlauerer war.

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  • Avitus nahm Platz in einem der Korbsessel, die er hatte bereitstellen lassen. Sein Schädel schmerzte etwas, geplagt vom Kater, den man am Tage nach reichlichem Weingenuss zu haben pflegt. Eine Feier, wie sie die Artorier veranstaltet haben, ging mit reichlich Weingenuß einher. Er musterte den Sklaven, der ihm gegenüber stand, mit ausdruckloser Miene, mit einer Hand am Kinn, den Kopf leicht stützend.
    "Commodus..."
    setzte er dann an.

  • Er wurde in den Garten geführt, wo er seinen Besitzer, der ihn gestern erstanden hatte, erblickte. Dieser saß in einem Sessel, kein allzu freundlicher Eindruck. Commodus stellte sich hin, geduldig abwartend, bis der Römer sprach. Immerhin, das Erste, was er ihm als sein Besitzer gegenüber sagte, war sein Name. Vielleicht ein gutes Omen.
    "Ja, Herr"
    fühlte er sich genötigt zu antworten.

  • Avitus hob die Hand, um dem Sklaven zu verstehen zu geben, dass er nicht sprechen sollte.
    "Unterbrich mich nicht. Mein Kopf bereitet mir heute morgen Qualen, ich brauche Ruhe, um denken zu können"
    sagte Avitus und merkte, dass er den roten Faden schon jetzt verloren hatte. Etwas verwirrt starrte er Commodus an, ehe ihm einfiel, warum er ihn hatte rufen lassen. Er erhob sich und ging langsamen Schrittes in den Säulengang, in dem Willen, sich etwas die Beine zu vertreten und der Hoffnung, die Übelkeit und die Schwindelgefühle würden verschwinden, wenn er an etwas anderes dachte.


    Zum Glück verstand und sprach Commodus Latein, wenngleich seine Aussprache von dem kleinen Manko eines Akzents getrübt wurde. Aber dieser war minimal, so dass Avitus guter Hoffnung war, sich entweder schnell daran zu gewöhnen oder aber dass der Akzent mit der Zeit verschwand.
    "Ich erkläre dir jetzt die Bedingungen, die fortan für dich gelten werden. Reiten kannst du ja... Wir werden noch testen, ob und wie gut tatsächlich. Ich werde dir ausserdem beibringen, wie man liest und schreibt. Ich hoffe, du bist nicht schwer von Begriff und lernst schnell"

  • Commodus folgte dem Römer in den Säulengang, der so wunderbar in Schatten gehüllt war,
    "Ja, Herr"
    wäre ihm beinahe rausgerutscht, doch er hielt sich noch rechtzeitig zurück. Unterbrechungen mochte dieser Römer wohl nicht und all zu gut gelaunt schien er an diesem Morgen auch nicht zu sein. So hielt sich Commodus zurück, hielt sich leicht zurück versetzt und merkte sich, was sein Herr ihm sagte.

  • Der Sklave schien nicht dumm oder zumindest gelehrsam zu sein, denn diesmal hielt er sich zurück, als Avitus sprach. Obgleich er noch etwas Zweifel hatte, ob Commodus die richtige Wahl gewesen war, war Avitus optimistisch. Der Mann war noch jung, kaum älter als zwanzig und damit nur um einige Jahre junger als Avitus selbst. Vielleicht ließ sich etwas aus ihm machen...
    "Ich werde dir Aufträge erteilen, die dich in alle möglichen Ecken des Reiches werden führen können. Überall in Rom, in ganz Italia, ja wer weiß, vielleicht eines Tages gar nach Ägypten oder Syrien. Das geht mit einer gewissen Freiheit einher, wie du sicher erkennst, du wirst dich also nicht beschweren können. Damit nicht irgendwelche Schwachköpfe auf die Idee kommen, du seist flüchtig, werde ich dir jedesmal ein Dokument mitgeben, das deine Situation erklären wird"


    Avitus blieb stehen und drehte sich zum Sklaven um.
    "Mir ist bewusst, dass ich damit natürlich ein Risiko eingehe, dass du von einer Mission einfach nicht zurückkehrst..."
    sagte er
    "... andererseits denke ich nicht daran, dich zu fragen, ob dir diese Bedingungen zusagen oder nicht. Sie gelten bereits. Ich gebe dir also einen Rat... verrate mich nicht. Ich werde dir viel Freiraum gewähren, ich werde dir nicht ohne triftigen Grund Gewalt antun und ich habe dich auch nicht gekauft, damit du mit mir schläfst... alles, was ich verlange sind Disziplin und Treue. Du verstehst?"

  • Commodus Miene hellte sich auf. Die Bedingungen erschienen ihm angemessen. Freiraum, Reisen... was konnte sich ein Sklave mehr erträumen. Diese Aussichten erfreuten ihn noch mehr, als die auf das mühselige Erlernen des Schreibens und des Lesens.
    "Ich wäre ein Dummkopf, wenn mich diese Bedingungen nicht freuen würden, Herr"
    sagte er nickend.

  • "Das wärst du in der Tat, und es freut mich, dass ein Sklave den Verstand aufbringt, seine Lage zu schätzen"
    sagte Avitus und zügelte mit den offenen und harten Worten den leichten Ausbruch der Freude bei dem Sklaven. Er nahm den langsamen Gang entlang des Säulengangs wieder auf.
    "Nun denn, weiter im Text. Aufgaben im Haushalt brauchst du keine zu erledigen, aber lass dir dieses Privileg nicht zu Kopf steigen. Selbstverständlich gebührt den Mitgliedern meiner Familie, die du noch kennen lernen wirst, dein Respekt"
    erklärte Avitus langsam.
    "Wir werden dir ein Pferd besorgen und besseres Schuhwerk, als das jetzige"
    sagte er sarkastisch, denn Commodus war barfuß.
    "Halte stets eine Tasche mit Rationen gefüllt, damit du jederzeit aufbrechen kannst. Vergiss nicht, dass du innerhalb Roms Grenzen nur zu Fuß unterwegs sein darfst. Sollten dich die Urbaner oder die Vigilles anhalten, legst du ihnen das Dokument vor, wie ich es dir vorhin erklärt habe. Ich werde dir auserdem einen kleinen Geldbetrag überlassen. Dieser soll dazu dienen, die Versorgung des Pferdes während der Reisen zu gewährleisten. Er ist nicht... ich wiederhole... nicht... zu deinem Privatvergnügen bestimmt"
    Avitus ging wieder in den Garten und nahm einen Becher, den er Commodus entgegenhielt, damit dieser ihn aus der kleinen Amphore, die daneben stand, nachfüllen konnte.

  • "Gewiss, Herr"
    sagte Commodus. Damit war die Aussicht, während der Reisen dem einen oder anderen Freudenhaus einen Besuch abzustatten zwar dahin, aber er konnte sich nichts desto trotz mehr als glücklich schätzen. Die Bedingungen waren beinahe ideal und er konnte sein Glück kaum fassen, das nicht einmal die bissigen Bemerkungen seines Herrn, den Verstand der Sklaven betreffend, trüben konnten. Sie kehrten in den Garten zurück. Commodus griff nach der Amphore und füllte den Becher des Artoriers.

  • Avitus merkte, dass die Kopfschmerzen in der Tat weniger wurden, als er Commodus die Bedingungen diktierte. Seine Laune besserte sich damit zusehends. Er nahm eine großen Schluck und spürte das erfrischende Nass die Kehle runter rinnen.
    "Wenn ich irgendetwas vergessen haben sollte, werden wir das nachholen. Fürs Erste war es das. Heute Nachmittag werden wir eine kleine Unterrichtsstunde halten, in der ich dich das Lesen lehren will. Das verschafft mir einen Überblick über deine geistige Verfassung und bringt uns ausserdem dem Ziel näher, dich des Lesens und Schreibens mächtig werden zu lassen. Anschließend werde ich den Thermen einen Besuch abstatten gehen, du wirst meine Sachen schleppen"
    Avitus runzelte die Stirn.
    "Übrigens, Commodus... kannst du eigentlich schwimmen?"
    fragte er. Er wusste selbst nicht, wozu das bei dem Sklaven gut sein sollte, wenn dieser schwimmen konnte, aber die Neugier war nunmal schneller gewesen und die Frage gestellt.

  • "Schwimmen? Na klar kann ich... ich meine... ja, Herr, gewiss kann ich schwimmen"
    sagte Commodus. Er hoffte sich noch rechtzeitig zurückgehalten zu haben, als dass ihm das nicht als Verstoß gegen seine Pflicht zur Disziplin gewertet werden mochte. Er war am Meer aufgewachseln, konnte nicht nur schwimmen, sondern sogar tauchen, wenn auch nicht sehr tief.

  • Avitus zog eine Augenbraue hoch, als ihn der Ton des Sklaven überaschte. Doch er registrierte zufrieden, dass sich dieser gefasst hatte. Offenbar war er doch ein lehrsamer Sklave und Avitus war immer zuversichtlicher, was Commodus anging.
    "Gut gut"
    gab er zurück und winkte ab, wieder auf einem der Stühle Platz nehmend.
    "Nun lass mich allein"

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