Durch ein schmales Fenster an der Wand fielen Streifen von Sonnenlicht durch die hölzernen Fensterläden und auf die Wasseroberfläche, wo sie sich in glitzernde Strahlen brachen. Doch dann schob sich wieder eine Wolke vor die Sonne und es wurde etwas dunkler im Bad, wenngleich auch noch Öllampen den Raum zusätzlich erhellten. Immer wieder flackerten sie leicht, wenn ein Windhauch sie erfasste und mit ihnen spielte. Medeia legte den breiten und hauchdünnen Schal, der jetzt feinsäuberlich zusammengefaltet war, neben sich und lächelte Tacitus einen Moment schweigend an. Gewandt erhob sich und schritt an dem Badebecken vorbei. „Dann hat Dich die Familie nach Rom geführt? Aber in Athen sind doch auch noch einige Artorii? Oder ist es nicht vielleicht eher die aufregende Stadt Roma?“ Medeia warf ihm einen Blick zu und zwinkerte ihm schelmisch zu. Sie trat auf einen kleinen Schrank zu, der in einer Ecke stand und mit floralen Mustern in zarten rosaroten und veilchenblauen Tönen bemalt war.
Ihre Tunika rutschte an ihrer linken Schulter ein wenig herunter als sie sich bückte und die beiden Türchen des Schrankes öffnete. Ihre schlanke und alabasterfarbene Hand griff hinein und holte eine kleine tönerne Karaffe hervor, die am oberen Rand grün bemalt war und an ihrem Bauch mit blauen Weinranken verziert, ein versiegelter Korken dichtete die Kanne ab. „Dabei ist Athen doch so eine beschauliche und unterhaltsame Stadt. Und die meisten Artorii leben gar nicht mehr in diesem Hause. Sie sind entweder in Mantua, Germania oder Misenum.“ Während sie die Worte sprach, holte sie zwei Becher hervor und goss aus der Karaffe Wein in die Becher hinein. Schon wurde sie wieder zugekorkt und Medeia umgriff beide Becher. Mit leicht wiegendem Gang trat sie auf den Rand des Beckens zu und beugte sich nach vorne. Sie reichte Tacitus den Becher und setzte sich dann an den Rand des Bades. Dabei zog sie ihre Tunika etwas nach oben und ließ mit einem wohligen Seufzen ihre Füße ins warme Wasser hinein. „Du verzeihst, aber ich bin den ganzen Tag durch Rom gelaufen. Meine Füße bringen mich noch um.“ Sie lächelte und hob leicht den Becher. „Willkommen in Rom, Tiberius!“