[Brundisium] Villa am Meer



  • Am späten Nachmittag erreichten wir nun Brundisium und wenig später auch das gesuchte Haus. Ich stieg aus dem
    Wagen und bewunderte die schöne Villa, die direkt am Meer lag. Ich holte tief Atem und genoss die frische Meeresluft.
    Ja, hier werde ich genesen und mich von dieser schweren Krankheit erholen. Ich wartete noch bis die Sonne am Horizont
    ins Meer untertauchte und ging dann ins Haus.

  • Die Reise schien kein Ende zu nehmen als wir endlich Brundisium erreichten.
    Aus meinem Wagen sah ich mich nach meiner Eskorte um, die Männer waren übermüdet und staubig, kein schöner Anblick...Tusca saß auf ihrem Pferd, wie eine stolze Amazone, so wie Tiberios sie genannt hat, ihr merkte man nichts, sie war wie immer munter und kampfbereit. Aber nun freuten sie sich doch alle, dass wir endlich da waren und dass unsere lange Reise zu Ende war.


    Langsam nähernten wir uns der Villa und eine frische Brise wehte uns vom Meer entgegen - mein Herz schlug heftig und die ganze Müdigkeit war wie verflogen!

  • Nach vielen langen Tagen auf der Strasse kamen die Reisende, als gerade die Sonne unterging, in Brundisium an und begaben sich direkt in die weiße Villa am Meer. Da der Sklave Nestor bereits den Weg kannte, stand die Kutsche mit Stella und Glafira bald vor dem Eingangstor und alle warteten übermüdet auf den Empfang.


  • Glafira
    Villa am Meer
    Brundisium
    Italia


    An Tiberios
    Hausverwaltung
    Casa Furia
    Roma


    Salve Tiberios
    ich bitte dich den Brief allen vorzulesen, damit ich ihn nicht neunmal schreiben muss.
    Ich gebe ihn Philetas, dem Kutscher mit, wenn er nach Roma zurück fährt.
    Also erstmal das Wichtigste: Wir sind gut und sicher in Brundisium angekommen. Und jetzt sind wir auch alle gesund und munter.

    So was Schönes wie die Villa und das Meer habe ich meinen Lebtag noch nicht gesehen. Das Meer ist ganz blau und der Himmel auch. Die Sonne brennt, aber es gibt immer eine Brise. Die Luft ist vieeel besser als in Roma. Es gibt einen Strand und erst bin ich barfuß gegangen, aber dann habe ich Holzsandalen angezogen, weil ich mir die Füße verbrannt habe.


    Ich schreibe euch mal, was wir machen: Morgens stehe ich früh auf, helfe der Domina beim Ankleiden und frisiere ihr eine schlichte Frisur. Dann serviere ich ihr das Frühstück: Frischgepressten Orangensaft , Früchte und Quark und frischgebackene kleine Brötchen mit Honig.


    Dann möchten wir an den Strand, und ich creme die Domina ein, damit ihre Haut schön weiß bleibt. Denn ich weiß schon: Sie will nicht die ganze Zeit unter dem Schirm bleiben. Domina Stella kann schwimmen, reiten, und sie spielt auch Ball.
    Ich kann noch nicht schwimmen. Ich kam ja vom Land und in Flüssen kann man nur baden. Doch Domina Stella zeigt es mir jeden Tag, wie ich die Arme und Beine bewegen soll. Bei ihr sieht es elegant aus, bei mir wie ein Frosch.


    Aber das Schönste: Wir sind am Strand geritten. Domina Stella auf Malika, Domina Clara und Tusca auf ihren Pferden und Nestor als Custos auf einem anderen. Da konnte ich nicht mit, doch dann sagte Nestor, ich kann hinter ihm sitzen und das habe ich gemacht und mich festgehalten. Und huiii, sind wir den Strand entlang. Ich hatte erst fürchterliche Angst, ich falle hinunter. Aber dann hat es mir mehr Spaß gemacht als alles im Leben.


    Nach dem Morgen gibt es ein leichtes Mittagessen ,und dann sollen die dominae ruhen. Dann nehme ich mir Sachen zum Saubermachen auf die Veranda, schüttle die Decken aus, schaue nach, ob ich etwas flicken kann, und ich und die anderen Sklaven gehen auf Zehenspitzen durchs Haus.
    Nur Tusca nicht, das ist eine ehemalige Kriegerin, und sie geht immer stolz durch das Haus. Am Anfang war ich schüchtern bei ihr, doch sie ist lieb, auch wenn sie nicht viel spricht. Sie kann genauso gut reiten wie Nestor und wenn die Beiden um die Wette reiten, stobt der Sand.


    Wenn unsere dominae ausgeruht haben, gehen wir nochmals in den Strand, schwimmen(die es können) und baden. Einen Tag gab es hohe Wellen, die haben mich fast umgehauen. Doch dann hat mir Domina Stella gezeigt , dass man hineinspringen und sich tragen lassen kann. Das war ein Gefühl im Bauch wie ich mir fliegen vorstelle.


    Die Herrinnen lesen auch oft unter dem Sonnenschirm oder unterhalten sich. Ich hole ihnen kühle Getränke, die sie hier in Amphoren im Keller aufbewahren und dann durch ein Sieb mit kleingehacktem Eis gießen. Das kleingehackte Eis ist sehr teuer; es wird von den Alpen in Blöcken gebracht und auch unter der Erde aufbewahrt.


    Später gehen wir alle in die balnearia und ziehen uns frische Sachen an und sehen wieder manierlich aus.


    Wenn es nacht wird, lenkt Sol seinen Wagen direkt ins Meer hinein. Die Sonne ist dann rot und steht tief, und das Meer färbt sich golden. Dann bringen die anderen Diener (ich kenne sie schon alle, sie sind freundlich und haben uns in ihrer Sklavenunterkunft gut Platz gemacht) große Fackeln und stellen sie auf. Ich laufe zwischen culina und Strand hin- und her, denn jetzt erst gibt es ein richtiges großes Essen. Die Männer machen eine Grube in den Sand und einen Rost und grillen Fleischspießchen und Lukaner Würste.


    Wenn Domina Stella möchte, spielt sie nach dem Essen für uns auf der Lyra. Dann kommen die Sterne raus und alles ist so feierlich, und ich bin froh. Musik mag ich sehr gerne.
    Manchmal ist es auch ausgelassen, die Mädchen singen und die Burschen tanzen. Sie wollten mit mir tanzen, aber ich war zu schüchtern.


    Wenn es spät ist, räumen alle auf und löschen das Feuer gut. Ich begleite Domina Stella in ihr Cubiculum, bin ihr behilflich , bürste ihr das Haar aus und öle es ein. Sie hat Sand im Haar, aber das macht nichts. Ich habe auch welchen, überall ist Sand. Bestimmt bringe ich ihn mit nach Rom, dann habe ich eine Erinnerung an diese wunderschönen Ferien in Brundisium.


    So ich hoffe euch geht es allen gut, das ist die Hauptsache
    liebe Grüße Eure Glafira


    PS: In meinen Sachen ist ein blaues Haarband, das gehört mir nicht, das ist bestimmt deines, Chloe. Warum wirfst du deine Sachen auch auf mein Bett? Ich bewahre es gut auf bei mir und bringe es Dir wieder mit.



  • Domina Furia Stella
    Die Villa am Meer
    fundus cum villa
    Brundisium

    datum PRIDIE NON SEP DCCCLXX A.U.C.



    Sei gegrüßt, optima domina Furia Stella,
    wenn es dir gut geht, ist es gut, deiner familia geht es gut und alle sind gesund und munter.
    Wir haben mit dem Hausputz begonnen und uns zuerst die Hypocaustenanlage vorgenommnen.
    Dann werden die balnearia drankommen und alles weitere, bis die ganze Casa gereinigt ist.
    Abends sitzen wir zusammen, essen und danach singen wir und erzählen uns Geschichten. Vielleicht wollen wir mit allen ein Theaterstück einüben, eine Komödie, die aber nicht zu unanständig sein darf. Rhea und Chloe sind zumindest dafür, sie wollen gerne auf der Bühne stehen. (Und Nestor beeindrucken, fürchte ich)
    Wir haben jetzt schon viel Spaß damit. Aber tu bitte so, als sei es eine Überraschung, falls es klappt.
    Die Monatsabrechnung für letzten Monat ist fertig, und die Kosten für die Carruca sind beglichen. Alles geht seinen geregelten Gang.
    Sag bitte Glafira, dass die Hunde sie vermissen. Als wir sie am ersten Abend frei gelassen haben, haben sie überall herumgeschnüffelt und ihre Glafira gesucht. Und wir alle hier erwarten Glafiras Brief.


    Mögen die Götter Dich behüten und deine Gesundheit bewahren.
    Vale Tiberios
    Maiordomus Casa Furia

  • Die Zeit verging sehr schnell und es war eine schöne Zeit! Tusca hat sich mit Glafira angefreundet, die jeden Tag mit ihr Lateinische Sprache übte und Tusca hat Glafira Bogenschießen beigebracht, heimlich natürlich, in einem kleinen Wald hinter der Villa. Den Bogen hat sie im Keller der Villa gefunden, als sie für die Damen den Wein holen sollte.


    Sie ging gerne Nachts im Meer baden. Jede Bewegung im warmen Wasser erzeugte ein wunderschönes Leuchten, als ob die Nymphen des Meeres Tuska einen Weg zeigten, damit sie die junge Frau in ihre Netzte fangen könnten, um mit ihr zu spielen. Tusca aber genoß das Wasserspiel, lachte laut und schwamm weiter in die Nacht hunein....


    Tusca erzählte ihrer Freundin Glafira über dieses Erlebnis, die leise vor sich hin schmunzelte und sagte, es waren vermutlich Nymphe Galateia mit ihren Nereiden:


    " O Galateia, so weiß wie das Blatt schneehellen Ligusters,


    Blühend und frisch wie die Au, so schlank wie die ragende Erle,


    Glänzend wie heller Kristall, ... ... ...

    Glatt wie von ständigem Meer am Strande gewaschene Muscheln …"


    Zitierte leise Glafira, dabei lächelte sie Tusca an und lief weg ... Tusca hat nur zwei Worte verstanden: "Galata"ja und Muschel", sie zuckte nur mit den Schultern und dachte, sie muss Tiberios über diese Galata'ja fragen, denn Glafira hat immer erzählt, dass er alles weiß...

  • Und nun ging ein schöner Urlaub zu Ende! Wir alle mussten uns nun auf die neue Reise vorbereiten.


    Ich saß in einem Korbsessel am Strand unter einem großen Sonnenschirm und beobachtete die badenden Sklavinnen Tusca und Glafira, die im Wasser spielten und genossen die letzten Tage am Meer. Bald wird auch Stella kommen und wir können dann unsere Reise planen...


    Langsam trank ich meinen Orangensaft und wartete auf meine Freundin.

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