Officium | MAC

  • Der Name sagte mir nichts, aber angesichts des Alters der vor mir sitzenden jungen Dame erschien mir dies auch nicht verwunderlich. Als ihre Mutter noch gelebt haben mochte, war mir allerhöchstens der erste Flaum gesprossen, wenn überhaupt. Die Erklärung inde reichte mir vollauf, doch war sie nichts, das ich vermerken musste, es war rein persönliche Neugier gewesen, die mich die Frage hatte stellen lassen, und so nickte ich nur. Beileid zu bekunden, wäre angesichts der verstrichenen Zeit seit dem Tod ihrer Mutter wohl eher unhöflich als nett gewesen.


    "Ja, deswegen ist ihr Kult auch eher klein. Hier in Rom haben wir nur wenige sacerdotes, die ausschließlich der Diana dienen", erwiderte ich auf ihre Frage hin. "Nun gut. Du bist noch nicht verheiratet?" fragte ich die Decima, bereit, Entsprechendes sogleich zu vermerken.



    Sim-Off:

    Ich schreibe Lateinisches und Götternamen stets kursiv, das ist keine besondere Betonung. :)

  • Sim-Off:

    Oh. :D Wenns dir nix ausmacht, lass ichs trotzdem mal so stehen


    Nein, ich bin weder verheiratet noch versprochen.
    Flava überlegte, ob sie gleich sagen sollte, wer ihr Vater war, um damit seiner Frage eventuell zuvor zu kommen. Die Umstände waren da sicherlich etwas komplizierter als üblich, so dass es vorteilhaft sein konnte, gleich darauf zu sprechen zu kommen. Andererseits wollte sie nicht unhöflich sein und den Aurelier aus dem Konzept bringen, also überließ sie es ihm, doch erstmal die Fragen zu stellen, die für ihn wichtig waren.

  • Ich ritzte also jene Information in den Wachs der tabula, dass Decima Flava unter einer patria potestas stand. Und genau dieser Umstand führte mich dann zur nächsten Frage. "In Ordnung, so. Dann hast du gewiss ein Dokument bei dir, das die Zustimmung deines Vaters aufweist?" fragte ich und sah sie an, mich dabei in dem unbequemen Stuhl zurücklehnend. Dieses Sitzmöbel erinnerte mich mehr an die marmornen Bänke im Senat, als mir lieb war.



    Sim-Off:

    Kein Problem, wollte es nur erwähnt haben.

  • Da war auch schon die Frage, aber Flava ließ sich davon nicht im Mindesten aus dem Konzept bringen. Immerhin war sie nicht unerwartet gekommen.
    Mein Vater ist Decimus Livianus. Wie dir vielleicht bekannt ist oder auch nicht, ist er noch immer in Parthia verschollen. Daher kann ich dir seine Zustimmung leider nicht schriftlich geben. Meine Verwandten, vor allem Senator Decimus Meridius, versicherten mir aber, dass mein Wunsch in seinem Sinne sei.
    Sollte mein Vater tot sein, wäre mein Bruder mein nächster lebender männlicher Verwandter und damit mein Tutor, und seine Zustimmung könnte ich dir selbstverständlich schriftlich geben, wenn du es wünscht.

    Mehr konnte sie ihm leider nicht anbieten, auch wenn sie es gerne würde.

  • Von einem Decimus Livianus hatte ich noch nie gehört. Flavas Worten allerdings nach zu urteilen, musste er ein Soldat sein, noch dazu einer, der das Pech hatte, entweder gefallen oder gefangen genommen worden zu sein. Armer Tropf. Allerdings bestätigte mich selbst das nur wieder darin, dass das Militär ohnehin nicht für mich gemacht war. Zwar bezog sich Flava auf eine Aussage von Meridius, den ich ja nun selbst kannte, allerdings erschien mir ein entsprechendes Schriftstück dennoch unabdingbar. Bedauernd sah ich die junge Frau an, die ihren Worten nach zu urteilen schon mit dem Leben ihres Vaters abgeschlossen hatte. "Das ist natürlich eine verzwickte Situation. Ich würde dir gern etwas anderes sagen, aber ich brauche eine Zustimmung deines nächsten anwesenden Verwandten, am besten schriftlich. Das wird dann dein Bruder sein", sagte ich ihr. Es musste alles seine Ordnung haben, und auch wenn die Mühlen der Bürokratie mitunter wahrhaftig ermündend mahlten, so waren sie dennoch die Basis des funktionierenden Systems.

  • Mit so etwas hatte Flava schon gerechnet. Sie selbst würde es ja auch nicht anders handhaben, denn schließlich konnte ja da jeder kommen und behaupten, der Vater wäre verschollen. Und mancherorts war das Ehrenwort eines Menschen leider nicht mehr viel wert.
    Brauchst du bestimmte Formulierungen bei dem Schriftstück? Mein Bruder und ich haben eines in Anbetracht dieser Situation formlos aufgesetzt, allerdings ohne genauere Kenntnis der nötigen Wortwahl.*
    Flava blieb ruhig sitzen und suchte nicht nach dem Brief, den sie bei sich hatte. Wenn wirklich ein bestimmter Wortlaut von Nöten war, wollte sie den Septemvir damit nicht behelligen. Übereifer war da sicher nur störend, und Flava war diesbezüglich sehr diszipliniert und exakt.


    Sim-Off:

    *Da mein Brüderchen mir schon vor über 3 Wochen versprochen hat, das auszusimmen, zieh ich das jetzt einfach mal dreist vor.

  • "Im Grunde reicht da die simple Versicherung, dass dein Beitritt in den Kult bekannt und gestattet ist. Mehr muss das gar nicht sein, also keine besondere Formulierung, nein", erwiderte ich und schüttelte den Kopf. Wenn sie dieses Schreiben dabei hatte, würde ich die Tafel doch gleich noch beschreiben können, um sie später dem rex sacrorum der Ernennung wegen vorzulegen.

  • Na, wenn dem so war, konnte Flava ihm das Schreiben gleich übergeben. Mit einem sicheren Griff fischte sie den mitgebrachten Brief hervor und übergab Corvinus das Schriftstück freudestrahlend. Dass es so einfach ging war eine äußerst erfreuliche Erfahrung. Sie hatte schon halb befürchtet, mit ihrem Bruder hier erst persönlich vorbeikommen zu müssen. Und wie griesgrämig dieser manchmal war musste der Septemvir nicht unbedingt vorgeführt bekommen. Flava war sich auch nicht so sicher, ob sich ihr Bruderherz wirklich freute, dass sie Priesterin werden wollte. Er hätte sie vermutlich lieber als einfache Matrona irgendwo gesehen, aber sie wollte so unbedingt Diana dienen.
    Sie hoffte dennoch, die Formulierung war angemessen gewählt. So etwas hatte Flava ja noch nie aufgesetzt. Ihr Bruder hatte nur seine Unterschrift darunter gesetzt. Aber woher sollten sie beide auch wissen, wie so etwas ging?


    Ich, Marcus Decimus Flavius, gestatte meiner Schwester, Decima Flava, in meiner Funktion als ihr Tutor und Vormund (bis zur Rückkehr oder Bestätigung des Todes unseres Vaters Marcus Decimus Livianus), den Beitritt zum Cultus Deorum und die Ausbildung zur Priesterin der Diana.


    Gez. Marcus Decimus Flavus




    Sie hatte ihren Bruder ja fast ein wenig dazu nötigen müssen, vor allem der Teil mit der „Rückkehr“ und das Wort „Vater“ waren ihm sauer aufgestoßen, aber er war ihr Bruder und half ihr natürlich.

  • "Das sollte genügen", erwiderte ich, nachdem die Decima mir das Dokument gereicht und ich es eigehend studiert hatte. Wenn sich nun der Decimus dagegen aussprechen sollte, vorausgesetzt, er lebte noch, dann würde den cultus deorum keine Schuld treffen. Ich befestigte den Papyrus an der Wachstafel, die die Akte Decima Flavas darstellte, und nickte. "Sehr gut. Das wäre im Prinzip alles. Was noch fehlt, ist der Eid, den du leisten musst. Ich werde mich dann um alles Weitere kümmern. Du wirst in Kürze einen Brief erhalten, der beinhaltet, wer dein Lehrer sein wird und wo du dich einfinden sollst - ich nehme an, du wohnst im Hause Meridius'? Hast du sonst noch Fragen, Decima? Wenn nicht, gehe ich mit dir zusammen hinunter zum Heiligtum."



    Sim-Off:

    Ich gehe davon aus, dass du als Schülerin einsteigen möchtest. Sollte das nicht der Fall sein und du gleich als Priester einsteigen wollen (hierfür benötigst du die probatio rerum sacrarum I), kannst du mich gern SimOn berichtigen.

  • Ein Gefühl von Erleichterung machte sich in Flava breit. So lange hatte sie darauf gewartet, das hier tun zu können, und nun endlich schien ihr Wunsch in Erfüllung zu gehen. Sie versuchte, ihre Freude nicht in unangemessener Weise nach außen dringen zu lassen und überlegte kurz, welche Fragen sie noch haben könnte.
    “In Britannia habe ich schon vieles gelernt und erfahren dürfen, allerdings bestimmt nicht genug, um gleich Priesterin zu werden. Jedoch doch sehr viel, so dass ich nicht völlig unwissend bin. Entscheidet mein Lehrer, wann die Zeit angemessen ist, dass ich die Prüfungen ablege?“
    Ungeduld war eigentlich nicht Flavas Art, aber sie stand so kurz vor der Erfüllung ihres Traumes, dass sich diese schlechte Eigenschaft doch in mehr als üblichem Maß zeigte. Flava versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.
    Und zunächst einmal wollte sie auch den Eid ablegen.

  • Auf die Frage hin nickte ich. "Das ist eine wichtige Frage. Der sacerdos, dem du dann vorerst zur Seite stehen wirst, entscheidet diese Angelegenheit mit dir gemeinsam", erwiderte ich. "Der Prüfung wird dann ein Mitglied eines collegium beiwohnen. Es kann schon passieren, dass man dir vor oder nach dem Opfer einige Fragen stellt, also solltest du nicht nur praktische Erfahrung haben, sondern auch das nötige theoretische Grundwissen. Jetzt wo ich weiß, dass du nicht ganz unerfahren bist, werde ich einen Priester vorziehen, der bereits einen Schüler unterrichtet, zu dem du dann hinzustoßen kannst, wenn dir das nichts ausmacht." Ich dachte an Orestes und den Duccier, die Grundlagen mochten die beiden bereits abgeklärt haben, Tiefergreifendes war gewiss noch nicht durchgenommen worden seit der Ernennung des Ducciers. "Gibt es sonst noch etwas?" fragte ich die Decima und lächelte.

  • Flava schüttelte leicht den Kopf.
    “Natürlich stört es mich nicht, wenn der sacerdos schon einen weiteren Schüler hat. Ich vertraue da ganz deinem Urteil, geehrter septemvir.“
    Im Gegenteil, so konnte sie vielleicht noch mehr lernen. Andere Menschen hatten andere Gedanken und daher andere Fragen, und vielleicht fragte der andere Schüler ja etwas, das Flava nie eingefallen wäre? Sie sah das ganze sehr positiv und freute sich schon darauf, den sacerdos kennen zu lernen. Nicht nur, weil es sie ihrem Wunsch wieder einen Schritt näher brachte.
    “Weitere Fragen habe ich nicht. Nur noch den Wunsch, den Göttern endlich dienen zu dürfen.“
    Das klang vielleicht ein wenig überschwänglich, und Flava lächelte nach diesem unbedachten Satz kurz entschuldigend und schlug demütig die Augen nieder. Aber sie freute sich schon wirklich sehr auf das Sprechen des Eides und alles, was da noch vor ihr lag.

  • "Sehr gut", gab ich zurück und erhob mich dann, als Flava bekundete, keine weiteren Fragen zu haben. "Dann, würde ich vorschlagen, gehen wir hinunter, damit du deinen Eid schwören kannst. Alles andere ist nur noch Formsache, anschließend." Ich lächelte ihr aufmunternd zu und deutete zur Tür hin, die ich vor ihr öffnete und schloss, nachdem auch ich hinausgetreten war. Draußen auf dem Flur schlug ich den Weg zum Heiligtum ein.

  • Da der Claudier der Wegbeschreibung recht schnell folgen kann fand er das officium des septemvir sehr schnell. Es war schon ein unheimlicher Verwaltungsaufwand sacredos zu werden dachte sich Sabinus und klopfte, deutlich hörbar, an die Tür und hoffte der septemvir würde da sein.


    Sim-Off:

    Ich würde das hier vor die Begegnung in der villa aurelia legen.

  • Sim-Off:

    Wenn es dir beliebt, würde ich beides gern in einen Thread legen. Da der in der villa zuerst existent war, könnten wir dort weitersimmen. Ich lege einmal den Grundstein hierfür.


    Bedauerlicherweise war der septemvir nicht da. Oder eher gesagt, nicht mehr, was ein Tafeln tragender, vorübergehender Schreiber dem Klopfenden auch erzählte. "Salve, wartest du auf den Aurelier? Der ist eben weg, du hast ihn ganz knapp verpasst. Morgen Nachmittag kannst du's wieder versuchen. Ich glaub, er ist nach Hause gegangen, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Schönen Tag noch", drang es hinter einem Stapel vorbeimarschierender Tafeln hervor, ehe der Schreiber um die nächste Ecke bog und damit verschwand. Dem Claudier stand es nun offen, am nächsten Tag wiederzukommen oder aber, in dringlichem Fall, den Senator zu Hause aufzusuchen.

  • Der Claudier seufzte, anscheinend war es gar nicht so einfach in den cultus deorum zu gelangen. Da Sabinus den septemvir ja auch in seiner Funktion als magister der salii collini sprechen wollte, beschloss er diesen in seiner villa zu besuchen und machte sich sogleich auf den Weg. Oder besser: er begab sich zur Sänfte und die Sklaven brachten ihn auf den Weg.

  • Ich sah auf und erwartete nach diesem Klopfen, einen jungen, kräftigen Mann voller Elan zu sehen, doch als sich die Tür nach meinem Hereinbeten öffnete, spazierte sozusagen das komplette Gegenteil herein. Ein wenig überrascht, legte ich den stylus beiseite und musterte den Mann. "Salve. Was kann ich für dich tun?" fragte ich und wies auf den Besucherstuhl.

  • "Salve; mein Name ist Quintus Pompeius Rufus! Der Mann an der Anmeldung sendete mich zu dir Septimvir. Ich möchte in den Tempeldienst treten und du sollst mich vermutlich zuteilen. Desweiteren würde sich noch ein weiteres Anliegen anbieten. Ich weiß aber nicht ob hier der Ort dafür ist... nach dieser Vorstellung setzte sich der alte Pompeius auf den zugewiesenen Stuhl.

  • "Ah", machte ich und zog eine Tafel heran. "Demnach hast du die nötigen Voraussetzungen." Die Bemerkung war mehr eine Feststellung denn eine Frage. Ich schrieb den Namen des Pompeius auf und sah ihn dann prüfend an. "Ein weiteres Anliegen? Nur zu. Und ich müsste dann noch wissen, welcher Gottheit du am geneigtesten bist oder ob es bestimmte Präferenzen bezüglich deines Einsatzortes gibt."

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